Frosti und die Patschnässe im Eischloss
Die Weide breitet ihre Schwingen aus
Il Pastore dall'peccato alpeggio
Discesa dall'alpeggio
das Holz zu Tal
... und bona sera sagt der letzte Herbsttag.
Übernacht legt sich die weisse Pracht über das Dorf und rundherum und lässt es morgens mit wolkenlosem Himmel (leider lügen da die Bilder ein wenig) überdachen. Blau und Weiss. Die Überraschung ist den wenigen Bewohnern ins Gesicht geschrieben. Gestern noch Herbst, heute Winter.
Alles schaltet einen Gang zurück, leiser, weicher, ruhiger. Allerlei Pläne sind jetzt auch begraben unterm Schnee. Die Bäume für die Säge. Zudem kommt der Traktor kaum die provisorische Straße hoch, die zwar geräumt, aber bereits wieder vereist ist. Keine Bäume mehr pflanzen, keine Mauern mehr bauen. Jede Art von Erdarbeit hat ihr jahreszeitliches Ende gefunden.
Die Sicht verändert sich. Der wunderschöne Anblick der jungfräulichen Schneedecke. Nicht mal Spuren vom Fuchs. Das strahlende Blau. Und diese Ruhe.
Das Umdenken beginnt. Die üblichen Gehwege freischaufeln. Zum Holz, zum Auto, zum Nachbarn und erstmal beratschlagen. Wettergespräche und erste Überlegungen.
Ich schaufle mich vom Auto weg, rauf bis zur provisorischen Straße, was den restlichen Vormittag füllt. Mittagsauffrischung. Die verschwitzten drei Lagen und die kalten Schuhe mal aus. Ich muss an eine Abendunterhaltung bei 40 Grad in Mali denken, an die Bemerkung eines Einheimischen: "You need a three layer jacket to survive." Und damit meint er die Sommerabende im afrikanischen Kochtopf.
Dann Ketten drauf und die provisorische Straße nicht hochgebrochen, sondern hochgekrochen, mit der ständigen Warnleuchte, dass mein untermotorisiertes Blechfahrzeug keine Differenzialsperre besitzt. Beim Umparken sehe ich das einzige Insekt des Tages, eine kleine Steinfliege auf dem Reifen. Kein wirklich lebenswertes Habitat, würde ich sagen.
Den Einkaufswagen endlich oben auf der Hauptstraße gut verpackt, also allzeit bereit für die Ersatzteiltour, gehts dem überdrehten Absperrhahn mit Schrägsitzventil und Totraum an den Kragen. Inkontinent wie er ist, hält er keinen Winter mehr dicht. Zum Glück ist er nur einer von zwei sekundären Absperrhähnen.
Der zentrale Absprerrhahn ist hinter dem Haus in einem tiefen Schacht. Wie sich herausstellt, ist auch der nicht ganz dicht.
Man denkt sich das bei den öffentlichen Verkehrsbetrieben jeden Winter: die müssen das doch gewußt haben. Auf so etwas muss man sich doch vorbereiten. Aber es kommt eben alles auf einmal und an den verschiedensten Stellen. Manches bleibt auch aus, wie Schneebruch auf die Stromleitung oder quer über die Straße.
Während ich zwischen den zwei sekundären Absperrhähnen im Haus und dem Hauptabsperrhahen hinterm Haus hin und her jogge, entdeckt ein Nachbar, dass der Dorfbrunnen eingefroren ist. Erst Butangasbrenner und ein kleines Feuer tauen sein fröhlich plätscherndes Gemüt wieder auf.
Also, was macht man so an einem ruhigen Wintertag in einem einsamen Tal der Alpen. Man wechselt wieder mal drei Lagen und hetzt weiter. Endlich Ersatzteiltour durch die Winterlandschaft, neuen Absperrhahn besorgen. Drei Rehe auf der Rückfahrt, die kaum scheu neben der Straße interessiert glotzen. Von ganz oben rauscht die erste Lawine des Jahres. Ein wenig Idyll zwischendurch also. Und dann doch wieder zurück auf den triefenden, kalten Kellerboden den neuen Hahn reingefuchst.
Reinfuchsen heisst, er sitzt zu nah an der Wand, um ihn zu drehen, es läuft beständig ein wenig Wasser, weil der Hauptabsperrhahn nicht dichtet, der Boden schwimmt im Wasser, ich muss die Meisselmaschine holen, um wenigstens soviel Putz abzubekommen, dass ich ihn reindrehen kann. Abhanfen, aufhanfen, Paste und rein damit unter dem beständig leicht laufendem Eiswasser ... im Prinzip. Und dann klappt es wirklich. Da macht dann auch das Aufräumen und Rauswischen richtig Spaß. Selbst der Brunnen gluckst vor lauter Freude.
Diesmal nur die äußerste Lage Schutzkleidung gewechselt, die mit dem nassen Putzresten dran. Zum Glück muss man hier nicht immer gleich alles fett waschen. Hier scheint die Duftmarke ein wichtiges Erkennungszeichen der Ureinwohner zu sein. Hygiene ist Luxus, den man sich nicht unbedingt leisten muss. Keine Speisereste wegen den Mäusen und Fliegen. Kein Benzin oder Brandkalk auf der Haut beim Abendessen. Aber Schweiß, Holzstaub oder Späne, Erde und Neo-Fermit sind nicht dein Feind, sondern Begleiter auf dem Lebensweg. Hier sind Betonreste an der Hose ein Stammesritual für Barbesucher. Am besten man erzählt gleich, dass man Holzfrevel begangen und nun gleich das Fundament für den Schwarzbau gelegt hat. Dann schließen einen alle gleich ins Herz.
Es ist 4 Uhr, wird dunkel und noch brennt kein Ofen. Die Temperatur im Haus sinkt immer weiter. Höchste Zeit für
den Ofenlauf.
einemaria am 08. Dezember 21
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Das Rohrnudeldilemma
Ich war einigermaßen erschüttert, dass einige die erwähnte Rohrnudel für Ofengemüse hielten und sich erst mit dem Begriff "Buchtel" ein gemeinsames, sinnliches Bild von zwetschgensaftdurchtränktem, buttergetränktem Hefeteig im Kopf der Leser erzeugen ließ.
Das mag erklären, warum für einige die Wahl einer etablierten Volkspartei für Stabilität und Sicherheit steht, während andere darin den rapiden Untergang sehen. Für Erstere umfasst der Status Quo eben nur die nächsten, bzw ihre letzten 10 Lebensjahre, während für Letztere der Horizont doch etwas weiter gefasst ist. Horizont ist für Talbewohner ein gänzlich anderes Gefühl als für Siedler in der Ebene oder für Ertrinkende im Meer. Geistig wie körperlich.
Diese Wirrungen, Irrungen und persönlichen Sichtweisen verpassen dem ein oder der anderen einen Heimatbegriff, der schlichtwegs mit "hinter der Frontlinie" zu umschreiben ist. Hier wir und die da. Ein Wir allerdings, das die anderen Wirs ganz anders begreifen. Für den einen ein Paradies aneinandergereihter Mikrobrauereien, für die andere
Massenbierhaltung. Für die andere ein Paradies für Vierbeiner, denen man alle 100 Meter einen Kotbeutelspender spendiert, für den einen ein nekrotischer Volkskörper durchdrungen von der
Tierschmutzpartei.
Für den einen ein
Negertiv, für die andere positiv.
So bin ich eigentlich froh, dass die Buchtel frivol mit Ofengemüse umschrieben wurde, während der Begriff der Rohrnudel durchaus vielfältiger verstanden werden könnte.
einemaria am 05. Oktober 21
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Der Wiesn Almanach von
einemaria am 19. September 21
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Wiesn, 2022, Servus,
auch dieses Jahr wieder gehörst du uns allein. Einsam und allein auf weiter flurbereinigter, coronadurchtesteter Zentralstadtfläche wirkt einzig das Noagerlzelt auf den prähellenistischen bairischen Geist und seine weltweiten Ausläufer.
So kurz vor der Wahl werden wir uns stark machen für die Abschaffung der Nutzbierhaltung. Das Zentrum für Bier, das sich schon seit vielen Jahren für Wiederaufforstung der Biergärten einsetzt, hin zu Bierwäldern, wird in seinem kulturhistorischen Beitrag "Wiesn heute - vom Bierwald zur Rasenideologie" diese zivilisatorische Katastrophe des Kahlschlags herausarbeiten.
Mit Hilfe der realexistierenden Wissenschaften werden wir aufräumen mit dem Mist, der sich im Stalle des deutschnationalen Zeus angehäuft hat. Wir werden ausmisten, wo sich falschverstandene Biertümelei breit gemacht, wo vegane Hanswurschten sich an der letzten lebenden Ochsenfetzensemmel vergreifen. Wir werden vorgreifen, wo zu viel Holz vor der Hütte, und nachschüren, wo zu wenig Respekt vor Hopfen und Malz herrscht.
Wir werden begrüßen, wo es zu begrüßen gilt, und wir werden verabschieden, wo es zu verabschieden gilt.
Bier in Sicht.
und jetz gäds los
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Geschichten aus Wütnien - das Neue Wahr und der Alte Mist
Was heute
sprachpolitisch so auf die Gehsteige und Straßen geschmissen wird. Zuzügler mit mehr Ab- als Zukunft, E-Roller, wo das E wie bei E10 nach Bio klingen soll, verschworene Querdenker und immer wieder Bio, Klima und
Demokratie als der westlichste aller Werte.
Das Aphorisma ist wieder aufgebrochen. Ihm entbricht sich ein Rudel hochaggressiver Worte, das tief in mein Sprachzentrum vordringt, wortlos und aggressiv wie eine Stierhorde, ich sprachlos, starr wie der Mensch nun mal auf einen Überfall reagiert, Schockstarre. Ich versuche mich hinter einer Hirnwindung der Sache zu entziehen. Diese hängen nach der Hirndarmgrippe nur noch wie Hautfetzen von der der Hirnrinde. Der ängstliche Gedanke und somit auch das sich retten wollende Ich kann sich nirgendwo festhalten, er ist immer unterwegs. Das Denken findet keine Halt. Es sind Protzworte, die mich attackieren. Der Kampf um die Schreibrechte entbrennt mit Uploadfiltern und harten Bandagen.
Leckere Kiwi (Kontr. ökol. DE-ÖKO-037) aus Chile von
lebegesund.de, Gut Terra Nova ? Lebe Gesund, Heimatprodukte vom Christus-Jesaja-Land, vom Land der Tiere, für lockere 5,81
Sonderziehungsrechte (XDR), also 7 Euro, und das stärker gebackene Krustenbrot mit kräftiger Kruste für 10,95 Euro, also rund 9 Sonderziehungsrechten, auch so ein Heimatprodukt.
Noch nachhaltigere winterharte, weibliche Bio-Kiwi "Starella" von der
Bionana-Shop-Plattform, nicht billig aber eben biobio, weil die sogar Stecketiketten aus Circular PP verwenden und alles in Graspapierpolstermatten und Bio-Stroh verpackt, und dazu eine Packung organischen Naturdünger aus fermentiertem Hühnertrockenkot.
Die Gegenwehr beginnt mit einem Ausrufezeichen, einer Art Blaulicht in der Satzstruktur, ein Notruf. Man kann die Sprache nicht verschenken, weil sie einem nicht gehört! Was es bedeutet, die Worthoheit aufzugeben, mussten wir während des 3.Reichs erleben, als
Hooligans der Propaganda das durch unsichere Zeiten trudelnde Schiff der Sprache gekapert haben und es letztendlich mit voller Takelage gegen die Klippen gesetzt haben. In diesen teils noch windgetriebenen, stürmischen Zeiten gab es eine sprachliche Resistance wie durch
die Gruppe um den Verleger Giulio Enaudi, ein sprachlicher Widerstand, der mir in unseren uniformen Zeiten abhanden gekommen zu sein scheint.
Die Energiewende wird auch mit dem neuen
'Summ, summ, summ,"-Rock-E summt herum nicht klippen. Das Auto für ab 15jährige, ein echter Klimabremser - wie bereits die E-Roller.
E-Worte und die
gegenderte Sprache, die nach Jahrzehnten des Gebots zu einer Verbotskultur herangereift, wollen den Mob von den öffentlichen Plätzen der Kommunikation verdrängt wissen.
Die
Leserechte hatte sich das gemeine Volk bereits im 16.Jahrhundert genommen, wie sehr eindrücklich im Buch
'Der Käse und die Würmer - Die Welt eines Müllers um 1600' von Carlo Ginzburg, dem Sohn Leone Ginzburgs aus der Gruppe Giulio Enaudi Editore, beschrieben. Selbst diese damals vom gemeinen Volk erworbene Fähigkeit scheint heute im Niedergang. Von Dante bis zum heutigen e-italiano, nicht mehr Großschanze, sondern Flugschanze.
Eine die Kurie der Inquisition ersetzende neue
Wahrheitselite verteidigt heute ihre
Deutungshoheit - so massiv wie seit der faschistischen Sprachgewalt nicht mehr. Die im Tarnanzug des Krieg gegen den Terror herankriechende Verteufelung des Widerstands gegen 'westliche Werte', die neue gelbe Gefahr, die Atom-Mullahs oder ein angeblich expansives Rumpfrussland haben den Weg geebnet, um jegliche Gegenworte zu diffamieren. Insbesondere in Zeiten der Polarisierung durch die massiven Corona-Maßnahmen wird das noch mal sehr deutlich durch die Umdeutung des Begriffs 'Querdenker', 'Verschwörungstheorie' und die platte Diffamierung jeglicher Gegenworte mit 'Fake News'.
Wir sind im Prozess die
Meinungsfreiheit auf dem
Altar der einzigen Wahrheit zu opfern, weil wir scheinbar nicht in der Lage sind, diese durch Überzeugungskraft in die Köpfe der Anderen bekommen. Wir scheinen auch nicht daran zu glauben, dass sich unsere Wahrheit im fairen Wettkampf der Meinungen durchsetzen wird. Ganz ähnlich muss sich die katholische Kirche gefühlt haben, als sich anzudeuten schien, dass die Erde vielleicht doch rund ist. Ich befürchte, dass sich so manch schlauer Gedanke eher diskreditiert, wenn wir versuchen ihn mit Brachialgewalt durchzusetzen anstatt konsensorientiert zu handeln.
Um unsere
Glaubwürdigkeit aufrecht zu halten und nachhaltig zu wirken, sollten wir zu allererst jene ausbremsen, die unsere Meinung mit Sprachverboten und Waffengewalt über die terra cognita zu verbreiten.
einemaria am 29. August 21
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Samstage, Sonntage, schlimme Tage
Samstag morgens und es ist fast schon 12. Ich weiß, seit ich Vollzeit arbeite, dass das Wochenende nur einen Tag hat und der mir nicht gehört. Deswegen heißt es ja auch Vollzeitarbeit. Aufwachen und zu wissen, dass man bereits zu spät ist, löst in mir eine Art Panik aus, die mich bis montags nicht verlässt. Ich muss schon sagen: Der Wochenbeginn ist eine Art Erlösung, da ich mich ab montags bereits aufs Wochenende freue.
Auch der Lautstärkepegel an Wochenenden ist nicht gerade zuträglich für das Wohlbefinden, denn den Nachbarn scheint es genauso zu gehen. Unter der Woche sind sie in der Arbeit, aber am Wochenende befällt sie eine panische Geschäftigkeit. Freizeit wird nicht gefühlt, sondern gefüllt. Vor dem Wertstoffhof bildet sich ein Stau, auf den Parkplätzen der Supermärkte wird es eng und die Hauptstraße surrt wie ein Bienenschwarm nach dem Winterschlaf. Putzorgien, Lieferungen und die unbeschulten Kinder. Gartenarbeit, Besuche und noch mal aus vollen Rohren die gefallenen Entscheidungen bei Olympia nachverfolgen.
Wenn Sie mal nicht so große Lust auf München haben und keine Lust auf Parkgebühren von bis zu 17 Euro im Voralpengebiet, dann fahren Sie nach Wenigmünchen, ein wenig oberhalb von Oberschweinbach, noch vor Sixnitgern oder Hinterholz. Genau im Dreieck Einsbach, Oberumbach und Unterschweinbach. Da grunzt nur das Schwein und ackert vielleicht ein einsamer Traktor. Aber sonst ist die Ruhe gewiss.
Nur nicht heute, denn heute grunzt da ganz was Anderes, heute bereitet sich hier das andere Wir, die
Noagerlzelt-Crew, auf die kommende Wiesn vor, wo wir das einzige Zelt stellen. Da wird die Glonn zum Schweinebach und das Sixt nit gern. Heute feiert hier das Neue Gesund,
das andere Ex und cum, an einem Ort, wo es keine Begradigung gibt, wo man sich noch an der Biegung des Flusses - diesmal mit Noagerl-Bier - beerdigt. Prost mal Zeit.
einemaria am 31. Juli 21
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Endlich ist sie da ...
Ich weiß nicht, wie weit hinaus in die Welt es die Leberkässemmel geschafft hat und welcher Leser mit der Problematik des tropfenden Senfes vertraut. Ich persönlich esse sie ja mit Ketchup, weil mir die Tradition mehr als Wurst ist. Schmecken muss es.
Die Leberkästasche
Dank der neu entwickelten Dual-Use-Technologie finden die bald sinnlos gewordenen FFP2-Masken, die es verbreitungstechnisch nicht über die deutsche Landesgrenze hinaus geschafft haben, weltweit neue Einsatzgebiete. Weder ein- noch auszuatmen ist auch kein echtes Lebenskonzept. Der Semmel ist das egal.
Was bei der Leberkässemmel funktioniert, wird dem Burger nicht schaden. Und wer beim Essen mal pausieren möchte, kann die Leberkäs- , Fischsemmel oder den Burger auch mal kurz an den Tragegriffen aufhängen.
So werden die schmutzigen Kriege abseits des Esstisches endlich ein Ende finden.
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Was soll man das agen
Schreiben ist keine Schmierinfektion,
kein Tintenkleks auf Papier,
sondern Informationsübertragung,
die, wie Strom, nicht fließen kann,
wenn der Widerstand zu groß ist.
Mir fehlen die Worte,
die ohne Blog auch garnicht nötig wären,
für die Farben- und Formshow auf meinem billigen Vorortbalkon,
für die Gefechtsschreie der Elstern,
für das Lüftchen, das sich müde durch die Wand trockner Hitze presst.
Im Anschluss also noch
das metaphorische Inhaltsverzeichnis all dessen,
was ich nicht geschrieben habe.
einemaria am 29. Juni 21
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Coronafrei
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PlusPuls 05/21 - Das Morgenmagazin mit den Nachrichten von Nachheute
Wahrheit ist die Erfindung des Lügners
zitiert aus einem höchstinteressantem Interview mit Heinz von Förster
Man muss es sich nicht erst von Förstern erklären lassen, daß die Rede von der Wahrheit katastrophale Folgen hat und die Einheit der Menschheit zerstört. Das sollte man mal der Fake-News-Hexenverfolgung und der political correctness und ab der nächsten Amtsperiode auch den Grünen an den grünen Winkel heften. Wenn man aber unter Schwarzlicht aufwächst, wie wir hier in unter dem weiß-blauen Himmelsgewölbe Bayerns, bekommt alles einen gewissen Blaustich. Bei genauerer Betrachtung wirkt die Wirklichkeit irreal auf die Wahrnehmung. Da leidet nicht nur die Wahrheit, sondern eben auch die Wirklichkeit, unter Sinnestäuschungen. Endlich werden wir die ganzen heimlichen Witze aus der chinesischen Kulturrevolution und dem Stalinismus neu aufbereiten können, wenn Dinge wie das Netzdurchsetzungsgesetz zur Blutgrätsche ansetzen, wenn dich eine 'falsche' Wortendung einen Monatslohn kostet. Warum das Kind nicht gleich beim Namen nennen - Netzdurchseuchungsgesetz.
Das wird die Hölle auf Erden. Wie ernst man das mit der Hasskriminalität nimmt, mit den zukünftig strafbaren Beschimpfungen von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen, Beleidigungen und üblen Nachreden nimmt, merkt man, wenn es in der Tagesschau über Querdenker, Putin, Nordstream-Piplines geht. Oder Fake-News und Bildzeitung. Da darf man sich jetzt schon eine Zweitwohnung in China oder Russland anmieten, wenn man nicht diskurskonform ist, oder Assange oder Snowden heißt.
Sie werden sagen, das Auge liest mit. Und ich sage Ihnen, der Bauch trinkt mit. So empfehle ich Ihnen: schenken Sie sich ein kühles Weißbier ein an diesem herrlichen sonntäglichem Sommerbeginn, den uns auch die Eisheiligen von Mamertus (11.Mai) bis zur kalten Sophie (15.Mai) nicht mehr versauen werden. Stellen Sie sicher, dass Sie das politische Weißbierglas der hartenlinie benützen, das sicherstellt, dass nichts verschütt geht,
denn die hartelinie ist die einzig isotrope, die einzige von der Richtung unabhängige Linie, die aufgrund ihrer räumlichen Homogenität allseitig und allwirksam ist. Die Linie ist die einzig tragende Staatsform, die sich dieser Produktion eines autoaggressiven Volkskörpers entgegenstellt, die einzige, die die Fabrikation des Wegwerfmenschen verhindern wird.
In einer westlichen Superduper-Demokratie in der zukünftig nur noch (mit-)reden darf, wer sich ein Niedrigenergiehaus leisten kann, alte weisse Männer eklig findet und die richtige Partei gewählt hat. Eine Wahrheit, also eine Partei - ist doch klar. Wie man sich das logistisch vorstellt, all die Solarpanelen und E-Autos die vorwiegend da produziert werden, wo man harte Kante zeigen will, ist mir rätselhaft. Nordstream2 scheint den Grünen ja garnicht zu gefallen:"Nach dem Giftanschlag auf Kremlkritiker Alexej Nawalny muss die Bundesregierung endlich klare Kante zeigen und den Bau von Nord Stream 2 stoppen. Die Bauarbeiten sollten sofort eingestellt werden. Das Projekt finanziert ein korruptes Regime und ist eine Wette gegen die europäischen Klimaziele ? es hätte nie realisiert werden dürfen." Ok, wegen einem Nawalny, einem Youtuber, der aus dem Nichts an die Spitze einer neuen Opposition gerutscht zu sein scheint. Und jetzt die Entführung (?das
Transkript des Funkverkehrs sieht da etwas anders aus und
wie war das gleich mit der erzwungenen Landung von Evo Morales in Wien?) des netten jungen belarusischen Journalisten
Roman Protasevich, der
bei näherer Betrachtung irgendwie ganz gut zur AFD passen würde, wie auch schon Nawalny. Wie sie immer daherkommen, die adretten Oppositionen im Feindesland ;-)
Und wegen den Klimazielen, denen die Nabuco-Pipeline eines Joschka Fischer nicht im Wege zu liegen scheint, sagt eine Partei, die neben Südwestmetall auch die Allianz, die Münchner Rück oder Daimler zu ihren Großspendern rechnet.
Ich könnte mir ja eine Welt vorstellen, wo man nicht Verbrennermotoren durch E-Autos und E-Fahrräder kompensiert, sondern den misshandelten öffentlichen Verkehr ausbaut. Einen Trikont, den wir nicht mit Bundeswehreinsätzen demokratisieren, sondern durch Anpassung der Rohstoffpreise und Hilfe zur Selbsthilfe die Möglichkeit schaffen, dass sie nicht durchs Mittelmeer schwimmen müssen. Eine Staatengemeinschaft, mit der man in ernsthaften Dialog tritt und auch andere Meinungen und Wahrheiten zulässt (wie das früher in Europa ja auch schon mal geklappt hat) und in Bezug auf Saudi-Arabien, die Türkei, Polen, Ungarn, Ukraine für die jetztige Bundesregierung auch zu passen scheint. Eine Presse, die nicht nur am Einheitsdiskurs feilt mit 'Myanmar ein Gemetzel' und 'Uiguren-Genozid', aber Kolumbien und Mexiko passt schon oder nicht gehört.
Eine LBGTQ*-woke-Supereinheitsmeinung - one size fits all - in einer entmaterialisierten Arbeitswelt, wo die Wiedergewinnung der Produktionsmittel unmöglich ist, weil der Computer eh schon im HomeOffice steht. Eine Schere, die so weit aufgeklappt, dass sie genau an die Gurgel passt. Ein bewaffneter Raubüberfall von Staatsseite, auf den wir uns mit den derzeitigen Bildern aus Kolumbien schon mal seelisch einstellen können. Wie wird zukünftig Opposition in Deutschland aussehen, wenn die ehemalige Friedenspartei - auch mit Hilfe von 100.000,-? durch den Verband Südwestmetall (Heckler&Koch, MTU, Diehl Defense) - harte Kante gegenüber Russland und China ankündigt und die Regierung übernimmt.
Ich will mich eigentlich nicht einreihen in das polarisiserte Hypen und Bashen der Grünen, aber mit einer grünen Partei an der Macht, die solche Dinge bereits im Vorfeld ankündigt, wird die von ihnen ehemals verkörperte Hoffnung auf eine friedlichere Welt endgültig zu Grabe getragen. Es wird einen weiteren 'player' im 'theater of war' geben, der neben fanatischen Monotheisten, über die man keine Witze mehr machen darf, und ihrem US-Bündnispartner, der weltweit für seine diplomatische, friedensorientierte Haltung bekannt ist, uns ein eine Zukunft zurückführen wird, wo der Krieg hoffentlich nur kalt bleiben wird.
Sie kennen den Geschmack von Pustekuchen? Dann Guten Appetit.
einemaria am 10. Mai 21
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Auflösung 1
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Duldungsstarre
Es wäre gelogen zu behaupten, dass sich der Berufsverkehr nicht etwas entschlackt hat. Aber von Lockdown ist im Berufsleben wenig zu spüren. Gut, die städtischen Angestellten sind im HomeOffice, die meisten staatlichen Leistungen wie Schwimmbäder, Schulen, Ämter etc sind geschlossen oder auf ein Minimum reduziert. Buchhandlungen müssen geclickt und collectet werden, aber bei
Amazon rammeln ganze Horden durch die Lieferhallen, die Wirtschaften zu, aber Lieferandoo und Co sind die Könige der Nacht, wo wir
(Abgeordnete ausgenommen) dank der Ausgangssperre nach 21 Uhr abgetasert und strafverfolgt werden. Kein Frisbee-Spielen oder Kicken zu Dritt ist mehr erlaubt, aber
Gladbach gegen Manchester in der ungarischen Puskas Arena.
Den Kurzzeitarbeiter*innen wird auch der magere Rest nachträglich noch versteuert, weil sie bei Vorabbesteuerung bereits zu Aufstockern geworden wären.
Die Hierarchie der Not zeigt noch deutlicher auf, wer seine Schäfchen ins Trockne bekommt. Die
Caritas lehnt die Einführung eines Tariflohns für Pflegekräfte ab - das ist es also, was mit Klatsche gemeint war. Die Kassierer müssen sich hinten anstellen beim Impfen, aber ihrem ehemaligen Vorstand Herrn Spahn finanziert die Bank
eine 4,25-Millionen-Villa ohne Eigenkapitalleistung. Kein Problem für ihn, denn die Rückzahlung wird bei einer inflationstreibenden 240-Milliarden-Euro Corona-Hilfe ein Klacks. Selbst die Staatsverschuldung erledigt sich so fast von selbst. Hinten raus kommt ein Höhenflug des DAX mit großartigen Dividenden mit einer verängstigten, verarmten Bevölkerung für neue Höhenflüge des Großkapitals, an deren
Corona-Hilfen man aus Rücksicht bloß keine Auflagen knüpfen möchte. Währenddessen fordern die Lobbyverbände genau jener Unternehmen , wie "Die Familienunternehmer e.V." (BMW, Oetker, Merck etc), für sich
ein Belastungsmoratorium, während ihre Kernforderung die Erhöhung des Rentenalters (für Arbeitnehmer) ist. Wer sich für die Arbeitgeberseite großer Unternehmen interessiert, sollte sich mal
den Forderungskatalog der "Familienunternehmer" zu Gemüte führen, die sich aktuell auch gegen die Testpflicht am Arbeitsplatz, der keineswegs ein Infektionstreiber sei, aussprechen. Ein Lobbyverein, der Vermögens- und Erbschaftssteuer, sowie ein
Transparenzregister der Briefkastenfirmen für ein Teufelswerk hält. Das sind unsere momentanen Corona-Experten.
Die Kanzlerin kündigt einen harten Lockdown an, aber jeder in Bayern gefangene Bürger wundert sich, was sich da nun geändert haben soll. Corona ist nur der Sammelbegriff für die Übernahme des Kleinhandels und des Durchschnittsbürgers durch das Großkapitel, für das Ausreizen der maximalen Kürzung von Freiheiten und Rechten bei gleichzeitiger Einführung von neuen Pflichten. Wer hier von "wir schaffen das", Solidarität und Zusammenhalten spricht, ruft im Grunde zur Revolution auf, denn was sonst könnte mit Solidarität in diesem Zusammenhang gemeint sein. Mit Blick auf die personelle Besetzung der
Corona-Expertenräte kann es sich bei der deutschen Lockdown-Politik nur um die endgültige Vernichtung einer bereits vom Kopf herabfaulenden Solidargemeinschaft handeln.
Es kann eigentlich nur eine Lösung geben:
Die Yes Men regeln die Welt.
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Principia Discordia
Der Bahnsteig ist nicht mehr so voll wie in den Tagen prä-Corona. Das ist gut. Es ist fünf vor zwölf, also sieben, im Jahre 3187 des
erisischen Kalenders nach der Principia Discordia, und somit das Jahr 9 im Jaktober Kalender. Das Jahr 9 post Maya sozusagen. Mir brennt die Zeit auf den Nägeln, während für die Mayas und andere die Welt schon untergegangen ist, bzw. sie selbst.
Es ist eiskalt und die S-Bahn gefühlt noch verspäteter als eh schon. Und das im diskordianischem Monat der Zwietracht. Das ist schlecht.
Endlich fährt sie ein, die hochmodernisierte, verspätete S-Bahn. Die Türen öffnen sich - neuerdings mit so viel Gepiepe und Neonlichtern, dass man das Gefühl bekommt, man betrete einen Nachtclub - ich steige zu.
Plötzlich überkommt mich das Gefühl, dass ich auf allen Sitzen gleichzeitig sitzen möchte, nicht etwa um möglichst vielen anderen einen Platz wegzunehmen, sondern aus einem kleinkindlichem Gefühl der Allmacht heraus. Es zerreisst mich förmlich, da ich mich selbst nicht teilen kann. Autozentrismus hat bei uns in Deutschland, dem Land der SUV-Egos, leider eine neue Bedeutung bekommen. Aber sagen wir, es ist ein Gefühl der abhandengekommenen Allmacht. Man war alles und fühlt sich nun als wenig, als Rädchen in einem Computer.
Vielleicht widerspreche ich da der Quantenphysik, aber ich kann den Zustand der Ubiquität trotz aller innerer Anstrengung einfach nicht erreichen, während andere da viel näher dran sind. Ich denke da an Jugendliche, die offensichtlich eine andere Lebensform darstellen als wir Erwachsene. Auf einem der Vierersitze sehe ich vier Jugendliche, die sich so unähnlich als stammten sie von 16 Vätern und Müttern. Zwei Haushalte? Dass ich nicht lache. Aber schlau, denn wer heute noch ungestört feiern möchte, füllt sich das Bier in hippe Clean-Cantene-Aluflaschen und säuft sich durch den öffentlichen Berufsverkehr, dem letzten Ort wo Massenzusammenkünfte noch möglich sind.
Ich kann es ihnen nicht verdenken. Wir bestehen fast nur aus Wasser und so verhalten wir uns auch im Falle von Schlupflöchern wie Wasser. Ich würde sagen, das Wasser bestimmt den Geist ('panta rhei' wie man bei uns im Wirtshaus zu sagen pflegt).
Wie hat sich diese ubiquitäre und doch so junge Lebensform auf unserem Planeten nur entwickeln können? Man könnte gut und gerne glauben, sie wurde von uns selbst gezüchtet. Gezüchtet durch mediale Umformung des Geistes. Durch werbistische Dauerberieselung. Durch die kapitalistische Propaganda, die das Du zu einem Ich gemacht hat. Wo jeder 'different', indem alle das gleiche kaufen, wo Durchsetzungsvermögen und Individualität zum Heros ernannt, wo man mit Menschen auf der ganzen Welt kommuniziert, weil man gelernt hat durch die Umstehenden hindurchzusehen.
Wer heute noch nicht auf dem Mount Everst war, hat einfach nicht gelebt. Das Wort Hauptschulabschluss kam in diesen multinationalen Kampagnen nie vor. Wozu auch? Profit lässt sich damit nicht machen. Und dass er sich nicht so abhängt fühlt, haben wir ihn in Mittleren Schulabschluss umbenannt - den kleinen Bruder des Mittelschulabschlusses. Man kann die Dinge auch gutreden. Das scheint zu funktionieren. Ich zitiere aus der berühmten Merkel-Rede auf dem Anne-Will-Podium: "Es wird dazu kommen, dass wir das Richtige tun." Das potenziert die Dreistigkeit, sich für die Idee von einem ruhenden Gründdonnerstag zu entschuldigen. Im Grunde freundlich, wenn sie Die Welt eine 'rethorische Wanderdüne' nennt.
Den staatlichen Bildungsauftrag wird man unter diesen Umständen privatisieren (müssen) wie man das mit der Grundversorgung fast schon durchgezogen hat. Dafür hat Politik keine Zeit mehr. Das lohnt auch nicht, es selbst zu tun. Verhökern was geht und solange es noch geht. Oft hat man nur 4 Jahre, um sich zur ParlamentarierRente noch einen Sitz in einem Aufsichtsrat oder einen Beratervertrag hinzuzubasteln.
Warum dieser Aufschrei beim FFP2-Maskenskandal, so passend zum entfallenen Faschingsfest? Das sind doch 'Peanuts'. Was heute politisch noch lohnenswert scheint, ist der Waffenhandel mit all seinen Provisionen und Kickbacks. 60 Panzer und die größte Heckler&Koch-Waffenschmiede ausserhalb Deutschlands für Saudi-Arabien. Da rechnen sie mal wieviel paar Prozente Provision ausmachen. Das lohnt. Und da - wer hätte es gedacht - kommen nun die echten Profis ins Spiel. Leute, die sich lange mit diesem Thema beschäftigt hatten - die Mörder der Friedensbewegung, die Grünen. (
siehe Abstimmungsverhalten der versch. Parteien)
Menschen, die inzwischen so ausgelaugt sind von den endlosen Diskussionen einer Basisdemokratie, dass sie endlich ihre ehemals verhassten Vorväter verstehen und den persönlichen Pragmatismus entdecken.
Deutschland wählt nun die Verbotspartei. Man kann nämlich das maßgeblich 'Gute' auch
herbeiverbieten (ein wirklich zukunftssicheres Wort). Verstehen Sie mich oder die kommenden Grünen nicht falsch. Ich bin mir nicht sicher, ob Besitzstandswahrung im grünen Regierungsprogramm vorkommt. Aber wenn man in Solarpanelen und Lithium investiert hat, wenn man selbst ein
subventioniertes E-Auto sein Eigen nennt, dann wäre man geradezu blöde, wenn man von heute auf morgen sich den Stromhahn zudreht und Kohle oder Atom abschaltet. Das ist mit Verbieten nicht gemeint. Der Hambacher Forst, gerade mal Lebensraum genug für einen halben Wolf, ist damit auch nicht gemeint. Warum wäre Daimler auch sonst
drittgrößter Spender der Grünen? Übertroffen vom Gesamtverband der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie und gleich folgend Allianz und Munich Re.
Verbieten wird man Ideologien und Worte. Die Anderen will man verbieten. Nazis, Uiguren-Schlächter (vergiss Tibet und die vorangegangene koloniale China-Politik Europas), Nawalny-Töter (
äh, wie war das mit Julian Assange, Herr Habeck?), und Leute, die nicht wissen was LBGT*& heisst, oder die dachten bei (m,w,d) würde das d für 'das' stehen. Und dass einem bei all dem Gutmenschentum das Feindesbild nicht verlorengeht, gibt man der AFD mit Parolen wie 'Keine Grenzen' oder 'Kein Mensch ist illegal' noch mal einen richtigen Boost. Das drückt dann auch fleissig das Lohnniveau und auf dem Wohnungsmarkt wird es nochmal etwas enger. Es sorgt für einen Brain- bzw. vor allem Muscle-Drain im Trikont, wo der Rest gerne weiter dahinvegetieren kann. So bleibt das
Kajakfahren in Thailand für Herrn Hofreiter noch erschwinglich.
Die Lebensbedingungen der Fluchtregionen regeln wir dann mit der Bundeswehr. Wie gut das läuft, hat uns nicht nur unser Bündnisparter, gods own country, gezeigt. Wir durften selbst die Erfahrungen machen in Jugoslawien, Irak und Afghanistan.
Und mir war immer klar, dass es zwei Wege gibt, mit politischen Falschdenkern umzugehen. Man kann mit Ihnen reden oder man kann 'Nazis töten'. Aber umerziehen das ist dann doch sehr langwierig und es hat so ein uigurisches Gerüchle. Wie das alles klappen soll, ist mir rätselhaft.
Ich bin dann doch ganz froh, dass ich als alter weisser Mann trotz meiner Körperfülle noch ganz gut auf einen einzigen Sitz passe. Ich hoffe inständig, dass die Überwachungskamera vermutlich noch nicht meine Gedanken lesen kann, als ich die Viererbande friedlicher Jugendlicher betrachte und mir denke, dass sie, im Gegensatz zu mir im jugendlichen Alter, vor lauter Instagram garnicht auf den Gedanken kämen, einen der Feuerlöscher unter den Sitzen zu entwenden. Mir ist nur nicht klar, warum die jüngeren Menschen immer größer während die Sitzgelegenheiten immer kleiner werden. Das ist im Gegensatz zur aktuellen politischen Lage ein echtes Mysterium.
Jedes Menschenleben ist wichtig, heisst es neuerdings von Seiten der Corona-Regler. Ich denke leise in mich hinein, dass das bei staatlichen Regelungen hinsichtlich der Zucker- bzw. ihrem Subunternehmen Lebensmittelindustrie, der Autoindustrie und den anderen wirtschaftlichen Zweigen irgendwie vergessen wurde. Das Virus hat keine Lobby - das ist offensichtlich. Eine der kommenden Mutationen wird auch noch die Politiker schmieren, das ist sicher. Obwohl - ich versuche auf keinen Fall misstrauchisch zur Überwachungskamera hochzublicken und denke nochmals leiser - so ein Ausdünnen der Gerontokratie ... . Beim Aussteigen schenke ich der jugendlichen Viererbande noch 60 Euro. Einerseits um ihr mathematisches Interesse an der Division zu wecken und andererseits als Zukunftsinvestition. Sollen sie sich doch ihre Blutgruppe, eine sechsstellige Zahl oder die Abo-Jahreskarte auftätowieren lassen. Für Kondome, das fand ich dann auch ohne Soutane zu missverständlich, obwohl es aus malthusianischer Sicht durchaus zielführend gewesen wäre. Ihre Meinung ist mir eh wurscht, aber vielleicht läuft die Überwachungskamera ja auch mit Ton.
einemaria am 05. April 21
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Culte, memento mori - ein Verriss mit Biss
Teil 1
Ob Deines Werkes, das zu lesen ich bedacht, ward mir altem Manne Angst und Nacht. Um meines Augenlichtes bange, Schriftgröße 8, als wollt verstecken dieser Bengel, Schlingel Du, der hinter antiquierter Sprache dich versteckst. Was will er sagen? Will er sagen oder nicht? Selbst bei hellstem Tageslicht geht mir das auf den Sengel.
Ob Reimmaß oder Rose, ob sie perlt die Träne oder nur benetzt. Die Netzhaut schon verletzt eh ich das erste Wort vernehme. Es heißt Rise Rase Rose, reich mir die Lupe, lupus est, dieser Hominide will mir Böses, will mich quälen, will mir erzählen von Faust und ghoetischen Gewölben, will mich martern. Wirf lieber Teer und Federn als dies Papier und diesen Stift. Sag Fack ju Göhte und schreib vom Mondkalb, schenk mir ein vom Schierlingsgift. Aber bitte, bitte, raub mir nicht die letzten Lebensstunden, ich sag es dir ganz unumwunden, mit 37 Seiten Gesammelten Werken.
Warum sprichst Du nicht mit mir, warum wirfst Du dies Papier ins Angesicht des Auges mir, das alt, zerfurcht und blind, ermattet. Doch ich erkenne, scribo ergo sum, das Leben fast schon ausgeblasen wir uns ähneln, ich alt außen, Du von innen, morituri te salutan, dass vom Tode und von Tränen, Blut und Wunden, musstest schreiben. Denn dessen Erstlingswerk, in Schwarz gebunden, sich nennt gesammelt, muss nur noch stolpern, um zu erreichen seines Grabes gebrabnes Loch.
Keine Falte diesen Körper je gefunden, Babyspeck ihn noch bedeckt, spricht er schon von Entfremdung, Herbstweh, spricht von Sonnensturz und Zedernblut, hat die Sonne kaum gesehen, wünscht sich schon die Nacht. So versteh auch ich dein Schrifttum, 8pt, dass wir Alten nicht können's lesen, durch's Nadelöhr entwischen willst Du, unentdeckt und feige.
Teil 2 - das domestizierte Wort
Hinter Ihrem Beitrag zur Lage der Kultur in den Zeiten der (für Sie) hoffentlich vorübergehenden Schließung vieler Einrichtungen vermute ich ein ganz persönliches Interesse. Mir schwant, dass Sie Ihre Nebeneinkünfte als Theaterkünstler missen. Geschlossene Theater, Museen, Musikbühnen etc. Jene Kulturtempel, aber auch die Tempel der Fußballkultur, die man ähnlich wie Museumsbesuche nur noch digital besuchen kann. Das tut mir leid für Sie. Für mich ist es ganz erfreulich. Und für mich sind sie den verschrienen Konsumtempeln gar nicht so weit entfernt. Man kann auch Kunst konsumieren.
Ein Schauspiel ist für mich die Morgendämmerung, die Symphonie der Vögel, der taufrische Bodennebel, das Lichtspiel der Pappel, der erste Ausflug des Zitronenfalters, während es für andere ein in Wände gezwängtes Theaterstück ist, zu Unzeiten, wo jedes normale tagaktive Tier längst in seiner sicheren Höhle liegt. Zu mir spricht eine Birke weit deutlicher als ein Heinrich Heine. Sie hat durch die Flechten an ihrer Wetterseite, durch ihren Wuchs, die Ausbildung ihres Wurzelwerks das beständig mit den unterirdischen Pilzkulturen und anderen Bäumen kommuniziert, durch ihre Wunden, Zwiesel und den Baumkrebs auf Augenhöhe, durch die anmutigen Bewegungen der Baumkrone eine andere Ausdrucksform. In ihrer kulturellen Ausdrucksweise steht sie einem Heine zumindest gleich, in ihrem Spannungsbogen meines Erachtens sogar darüber. Ein Hölderlin oder Trakl ist für mich nichts weiter als Sekundärliteratur - verglichen mit dem Sonnenuntergang in natura.
Ich bin eher ein Freund der Bodenkultur und somit kein Freund der Bodenversiegelung, und sei es ein Museum oder Theater oder Kino. So seien sie Ihnen dennoch gegönnt. Leben und (wenigstens ein bisschen) leben lassen.
Sie sprechen von der Kultivierung des Menschen, einer Kultur, die in ihrer Vermessenheit und Arroganz zugleich die Kultivierung des ganzen Planeten vorsieht. Von der Lichtung zur Wiese zum Rasen, vom Tümpel zum Badesee zum Schwimmbad, vom Dschungel zur Landschaft zur Kulturlandschaft zum Garten. Die Kultivierung scheint mir eher die Eindämmung des Natürlichen, die Ausrottung anderer Kulturen. Das sehen Sie als Stütze der Moral als Ammenbrust der guten Sitten. Ich sehe das nicht so.
Die Künstlerschaft ist Ihrer Meinung nach in einer für die deutsche Nachkriegszeit beispiellos vernachlässigten Stellung. Wenn Sie damit Subventionen meinen, dann möchte ich Sie daran erinnern, dass man sich damit in eine Abhängigkeit stürzt, der man in einer kapitalistischen Gesellschaft nur schwer wieder entkommen wird. Ich will hoffen, dass Sie mit dem 'Streben nach restloser Gleichberechtigung mit Wirtschaft und Konsum' nicht genau das meinen.
Die bildenden und darstellenden Künste haben zweifellos ein Lockdown-Problem. Es verdient sich kein Geld mehr damit, bzw schwerlich. Um das mal ganz hart auszudrücken: Sie können froh sein, dass sich jemand für Ihre Darbietungen interessiert. Dass jemand dann noch Geld zahlt, um Ihren Gedanken zu lauschen, das grenzt dann schon an ein Wunder. Aber dass jemand für Ihre Gedanken zahlt, ohne sich dafür zu interessieren, da müssen Sie schon einer Regierungspartei beitreten oder sich dem obersten 1% anbiedern.
Freie Kunst für freie Menschen. Weshalb ich mit meiner Copyright Liberation Front für ein Verbot von Copyright eintrete. Ich denke: Worte (wie jede andere Form) sind frei. Wenn eine Lisa Lasselsberger jemals am Hungertuch nagen oder obdachlos werden sollte - ich bin da. Dem Karl Valentin hat in der deutschen Nachkriegszeit leider keiner geholfen.
Das Schaffen von Kunst ist aber keineswegs verboten worden. Kultur kann man nicht schließen. Kultur findet statt. Fankultur kann aus Fußballstadien ausgeschlossen werden, aber nicht ein. Eine für mich sehr respektable Form des Theaters ist beispielsweise das
Surveillance Camera Theater. Das Leben ist die Bühne, oder
die Leinwand wie man an der Billboard Liberation Front sieht. Es ist schwieriger geworden, widerspricht aber Ihrer These von der Unersetzbarkeit von fleischlicher Begegnung mit Kunst, vom fleischlosen Lichtspiel und von den ersten Todeszuckungen der Künstlerschaft - wie unter anderem die
Kunstaktion Bern zeigt.
Sie schreiben, dass die Zerstreuung durch Konsum, und nicht durch Kultur, ein kapitalistisches Denkmuster sei, das der Moral des kleinen Bürgers auf zersetzende Art und Weise entgegenwirkt. Zerstreuung wirkt immer zersetzend. Ein Spaziergang im Wald fokussiert da schon eher, auf das Wesentliche. Somit widerstreben jene Maßnahmen nicht der geistigen Wandersehnsucht einer Künstlerseele, sondern sind eher förderlich.
Zudem sprechen Sie von einer schleichenden Verrohung, im Stile einer passiven Kulturrevolution mit zivilisatorischen Schäden. Davon abgesehen, dass wir ohne Kulturrevolutionen wie dem Dadaismus über einen Heinrich von Kleist nie hinausgekommen wären, trete ich sogar für
ein Projekt der Dezivilisierung ein. Wo diese uns hingebracht hat, sehen wir an Fridays for Future, Ende Gelände und dem abhanden gekommenen Friedenswillen der Grünen.
einemaria am 21. März 21
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