Noag-Interview 2018 - 1.Teil
Im Rahmen des Bierfotzn-Chats dürfen wir uns heute auf ein Interview mit dem "Noag", dem Wirt des Noagerlzeltes, freuen.

Viele kennen ihn vom Interview des letzten Jahres, wo er für uns vorwiegend die historischen Hintergründe seines eigenen Zeltes beleuchten konnte. Heute wollen wir weiter ausholen und die eher tiefgründigen und unbekannten Aspekte der Wiesn ausloten.


hartelinie: grias di, Noag.
Noag: Servus Linie!

hartelinie: Schee, dass du noch a bisserl Zeit für uns gefunden hast, so kurz vor Wiesnbeginn. Wie fühlt man sich da, so als GAU-Leiter?
Noag: Mei, ich versuch halt seit Jahren den Super GAU auf die Wiesn zu tragen. Den Untergang des bezahlten Bieres halt. Insofern: müd.

hartelinie: Wollen wir gleich mal in media res gehen. Selbst vielen Einheimischen Besuchern der Wiesn dürfte nicht bekannt sein, welch immensen Einfluss das Oktoberfest auf die nordische Mythologie hatte. Ich denke da an Teile der Egil-Saga.
-------------------

Egil und seine Gefährten überquerten am Abend den Bergrücken. Von ihnen ist nur kurz zu erzählen, dass sie bald vom Wege abkamen; ... Und als sie in die Umzäunung kamen, sahen sie Männer draußen stehen, Armod und seine Knechte.
... der Bauer aber lud Egil ein, in die Halle zu gehen, und das taten sie. Armod ließ Egil im Hochsitz auf der niederen Bank ihm gegenüber sitzen und seine Fahrtgenossen daran anschließend; sie redeten viel darüber, wie schwierig ihre Fahrt an diesem Abend gewesen war.
Dann wurde Bier hereingetragen, und das war zu Hause gebraut und sehr stark. Bald gab es ein Einzeltrinken, und da sollte immer ein Mann allein jedes Mal ein Trinkhorn leeren; dabei gab man besonders acht auf Egil und seine Gefährten, sie sollten so kräftig wie möglich trinken.
Egil trank zuerst eine lange Weile fest und hielt sich nicht zurück; und als seine Fahrtgenossen unfähig wurden zu trinken, da trank er das an ihrer Stelle, was sie nicht mehr bewältigen konnten.
Das ging so weiter, bis man die Tische abtrug. Da waren auch alle, die drinnen waren, sehr betrunken; aber bei jedem vollen Horn, das Armod trank, sagte er: "Ich trinke dir zu, Egil", und die Hausleute tranken Egils Fahrtgenossen zu und brauchten die gleichen Worte. Ein Mann war beauftragt, Egil und seinen Männern immer wieder ein volles Horn zu bringen, und er forderte sie ständig auf, rasch zu trinken. Egil sagte da seinen Fahrtgenossen, sie sollten nicht mehr weitertrinken, er aber
trank für sie alles, was sie nicht auf andere Weise beseitigen konnten.
Egil fand nun, dass er es so nicht mehr bewältigen würde; da stand er auf und ging quer durch den Raum, dorthin wo Armod saß; er fasste ihn mit den Händen bei den Schultern und drückte ihn gegen die Pfosten an der Rückseite seines Sitzes. Dann erbrach sich Egil gewaltig und spie Armod alles ins Gesicht, in die Augen und in die Nase und in den Mund,
es rann ihm über die Brust herunter, und Armod verlor fast den Atem, und als er wieder Luft bekam, musste auch er gewaltig speien. Aber alle Hausleute Armods, die dabei waren, sagten, Egil könnte man doch den niederträchtigsten aller Menschen heißen und er wäre ein ganz erbärmlicher Mann, wenn er sich so aufführe, dass er nicht hinausging, wenn er speien wollte, und dass er hier drinnen in der Halle beim
Trinken solches Ärgernis erregte.
Egil trank so eine Weile und leerte jedes Horn, das zu ihm kam, aber es war nur noch wenig Heiterkeit in der Stube, obgleich noch einige Männer tranken.

--------------------------
Noag: (kotzt sich fast, weil er so erschrocken ist) Woher hast jetzt des? Ich dementier!

hartelinie: Spielt keine Rolle. Die Geschichte kennt jeder und unten im Tal bei die Zelte geht das Gerücht, des hätt was mit euch zum tun g´habt.

Noag: Na gut, also Schuld hat der Haberl g´habt, wenngleich der Täter der Niedermeier Ägidius war. Ihm sein Auftrag damals hat halt vorgesehen gehabt, dass er sich bei uns im Zelt kapital betrinkt, zum Zweck, mir anschließend vom Haberl-Wirt einen Gruß auszurichten. Der Haberl, die Sau, hatte nämlich wiedermal den Preis von seine greißlichn Ochsnsemmeln anständig den Berg nauf triebn, worauf ich einen Trupp entsandt hatte, ihm wiederum eine Senkung nahezubringen. Also preislich, versteht sich. Des war die Ausgangssituation von der Gschicht und freilich hatte unsere Delegation unterm Koud seiner Führung, saubere Arbeit geleistet und dem blödn Ochs seine Gastronomie zamgsoacht.
Jedenfalls wars ein Sauwetter damals in der Saison und eines Mittags kam der Niedermeier - von uns hat den damals noch koaner kennt - also er kam den Hang entlang gekrochen. Der Ägedi war ja mir ein unbeschriebenes Blatt und als Mann vom Fach hab ich aber gleich erkannt, der hat an Durscht. Da Bröckerl-Fritz hat zwar seine Zweifel gehabt, aber mir san ja doch im allgemeinen eher gastfreundlich, also hamma eam ins Zelt glassen. Er hat sich auch anständig aufgeführt, hat Grüßgott gsagt und sich niedergelassen und am Hacklstecken-Sepp sein Stecken g´halten weil der schon recht matt war und dann hat er selber halt des Trinken angfangt. Anfänglich warn noch so drei Stück von seine Spezln dabei, aber die warn auf irgendwas allergisch wo in unserm Bier war, jedenfalls hams des ned meng und ham sich stattdessen ausgeruht. Der Niedermeier wiederum war stark und hat sauber g´oabat. Ein richtiger Publikumsmagnet war der anfänglich. Unsere Bedienung is garnimmer hinterher´kommen, so schnell hat der seine Supp´n zamg´soff´n. Die Leut ham g´schaut, was des für oana is, wo so kräftig trinken kann und was der für an Durscht haben muss ehzettera. Sogar Polizei hat einag´spitzt bei uns im Zelt und die Dirndln ham eam schöne Augn gmacht effentuell.
Lange Rede, kurzer Sinn: auf einmal erhebt sich der Ägedi, kriecht auf mich zu - ich war ja derweil oberhalb gesessen und hab die Kapelle dirigiert. Er also hin zu mir, schaugt mich an und ich habs natürlich gleich erkannt - die Adern im Aug, die Fäden in seim Maul, koide Händ. Er also hin zu mir, aber ich hab selber schon fünf Stunden Dienst g´habt an dem Tag und war schon recht erschöpft und langsam… Mei, und dann hat er losg´lassn.

hartelinie: Inwiefern?

Ins Gsicht gspiam hat er mir. Seither war ich im Übrigen auf meim einen Aug blind. Ich nehms eam net krumm, dem Ägedi. Er war halt a Söldner vom Haberl-Wirt und hat für sein Auskommen redlich g´oabat.

demnächst gehts weiter mit Teil 2 des Interviews