Wiesn Almanach 2022
Startklar zu Wiesn geht das CO2 für die Bierherstellung aus - aufgrund der hohen Gaspreise in einer Welt, in der es ansonsten an CO2 nicht zu mangeln scheint. Lieferkette, sag ich da nur, sollen sie es doch absaugen aus der Atmosphäre, die alten Frischbierpanscher.
Für angestammte Noagerltrinker wie uns ist der CO2-Mangel eher förderlich. Dieses für den Noagerlrachen so unangenehme Prickeln, dieses irritierende Gefühl, als hätte jemand Brause ins Bier gemischt. Und dazu die galoppierende Inflation des Preisunterschieds - rund 13 Euro plus Service gegen Gratis minus Service.

Es soll sehr kalt werden, was viel kuscheliges Aufeinander bedeutet. Man sollte die Wiesn alle 9 Monate machen, dass wiesngezeugte Menschen auch auf der Wiesn geboren werden können. Und wegen den Einnahmen, dass die Wiesnwirte und Hoteliers nicht am Hungertuch nagen müssen. Eine Stadt im Wiesnzyklus, wo man doch auch von der fünften Jahreszeit spricht.

Man übernimmt das Bier, um nicht vom Bier übernommen zu werden. Was für die Maoisten der Fisch im Wasser ist, ist für den Münchner der Münchner im Bier. Man muss das Bier neu denken.

Wiesn 2022

Wiesn 2021

* Wiesn, 2021, Servus

* Die Leberkässemmeltragetasche

Wiesn 2020

As Noagerl

Was kostet die Noagerlmass?

Dazu muss man etwas ausholen.
Die reguläre Mass entspringt dem kapitalistischen System der Fülle. Somit kostet sie so viel, wie sie nur irgendwie kosten kann. Das Noagerl, das entgegen allen Aberglauben schon lange vor der Mass existiert hat, kommt aus einer vorkapitalistischen Zeit. Das Noagerl ist das Urbier. Die Noagerlmass kostet somit nichts. Man denkt, das Bier wird zwar stets zum Noagerl, aber das Noagerl nie zum Bier - was ab Erfindung der Noagerlmass nicht mehr richtig ist. Beim Noagerl geht es um Leben und Sterben. So entspricht der Ritus des Noagerlzeltes auf der Wiesn der christlichen Osterzeit. Die Wiederauferstehung des Urbiers, die Rückbesinnung auf vorchristliche, vorkapitalistische Werte, also ganz im Zeichen der Zeit, eine werteorientierte Aussenpolitik des eigenen Magens. Ein Abwerfen des In-sich-Gefangenseins, ein Hinein und Heraus, erst Bier dann Emotionen.

Und wieviel ist nun drin in so einer Noagerlmass?

Das Noagerl kann durchaus über seine geglaubte Größe hinauswachsen. Für einen Hirschen, also ein 200-Liter Fass, sind drei Liter ein Noagerl, während es sich, aus einem Schnapsglas getrunken, um Milliliter handeln kann. Es steht immer in Relation zum Gefäß in dem es dargereicht wird. Die Frage, ob das Glas halb leer oder halb voll ist, beantwortet sich beim Noagerl stets mit mehr als halb leer. Man kann Noagerl nachschenken, wird aber nie ein volles Noagerl erhalten. Das Quartl, wie es meine Oma konsumiert hat, steht dem Noagerl noch am nächsten. Aber die Mass, die schließlich aus vielen Noagerln besteht, ist der natürliche Feind des Noagerls. Und so widerspricht die Wiesn mit ihren Massen in jeder Hinsicht der Idee, die das Noagerlzelt auf diesen Planeten zurückbringen will. Ein Prost wider der Mass.

Ich gehe bei meinen Stammleser davon aus, dass sie wissen, dass maßloses gemeinsames Trinken ein Zeichen des Vertrauens ist, eine Spontaninitiation von Fremden. Diese Gemeinschaftsumtrünke, im hohen Norden auch als Sveitardrykkjur bekannt, bringen geheime Absichten schneller ans Licht als eine banale Befragung. Das beginnt und endet meist eher lustig, kann aber auch, wie Egils Saga zeigt, manchmal schiefgehen. Diesem Ritual steht das auf der Wiesn propagierte Einzeltrinken, nordisch einmenningr, völlig entgegen. Letzteres ist der Invidualverkehr des Alkoholgenusses. Die Mass ist der SUV unter den Gefäßen, die Egoland aufbietet, um möglichst viel Hirnmasse zu vernichten - die ja bekanntlich nicht gesund ist für Konsumenten.
Menschen, die vorhaben, auch noch in 50 Jahren genüsslich ihr Bier zu schlürfen, ohne dass ihnen die Klimaerwärmung das frisch Eingeschenkte in Sekundenschnelle aus dem Glas herausverdunstet, trinken Noagerl. Nur um das mal allen Frischbier-Assos vor den Latz geworfen zu werfen. Bagage, elendige.

* Das leere Glas

Wiesn 2019

* schee wars

* Die Ausstellung

* Bierabstellenangebot oder Wurfzelt

* Verbierung - Volksfestverwirrung in Zeiten der Globalisierung

* Europa kotzt - ein Vorbericht zur Europawahl 2019

Wiesn 2018

* We are the change we need

* Mit der Schbei-Cam unterwegs

* Die erste Bierfotzn

* Noag-Interview 2018 - 1.Teil

* Die Wiesn FAQs - Bauchbuch 1.Teil

* Wiesn FAQs - das Bauchbuch zum Oktoberfest

* Mir ist kotzübel vor lauter Gedanken

Wiesn 2017

* I had a dream - der Bierpreiß beim Noagerlwirt

* Erst der Krieg hat das Bier gebracht - und das Bier den Krieg

* Der Noag - Interview mit einem Pestwirt

* Das Noagerlzelt manifestiert sich

* Dirndl und Bierpreis, Sex und Rausch, C-Stoff und T-Stoff, das Triebgemisch des Nationalsozialismus

Wiesn 2016

* Des Bier des hod da Deifi gseng - Analyse der Bodentruppen 2016

* Die RegenbogenWiesn - Der Masskrug als Zeichen seiner Zeit

* Wiesn 2016 - erste Opfer der Palastrevolte

* Alle Hände für die Allmende - Wiesn 2016

Der Pasinger Komet

Wiesn 2015

* Bierealismus - eine quantenphysikalische Herangehensweise an die Wiesn 2015

* Über das Kotzen hinaus - ein Gastbeitrag von Kalle Bargeld

* Das Bier ist deutlich zu teuer.

* Wiesnsimulator 2016 - Der Pabst muss auf die Wiesn

Die eigentlichen Verursacher der Maßlosigkeit sind die Nichttrinker.

Wiesn 2014

* Das kotzt mich an - der Brezensalzer in Verruf

* Scheiss auf Weihnachtsgeschichten ... Wiesngeschichten, da glaubt noch jeder dran

Wiesn 2013

* Der Biergärtner

Wiesn 2012

* Kotzen, scheißen, pissen - die Über-Wiesn und das Ich

* Bier-Boarding im Haberfeld

* Besoffen? na klar.


sid am 15.Sep 22  |  Permalink
Na dann - Prost!