Trampen - in der Hauptstadt der Fortbewegung
Bei der heutigen Episode von "Auf Abgleisen" stimmt
relotiusmäßig, ganz im süddeutschen Stil nicht alles. Die Personen sind erfunden, aber die Geschichte stimmt irgendwie. Fragen Sie den
Streckenagent_M vom 22.12., den ich Ihnen nur wärmsten empfehlen kann, obwohl seit paar Tagen die Kundenreaktionen nicht mehr angezeigt werden. Ich vermute, weil es sich um russische Feindpropaganda gehandelt hatte.
Diesmal eine Probefahrt mit der nostalgischen Tram inklusive Geisterbahnfeeling.
An so was denkt man ja erst nicht, wo man eigentlich nur schnell mit der S-Bahn nachhause wollte, bevor der MVV den Betrieb einstellt. Mit einer von den ganz neuen sitzplatzarmen S-Bahnen, wo man wenigstens auf den neuen Bildschirmen mitverfolgen kann, was sie nicht alles hat und kann und wie sie sich theoretisch verhielte, wenn sie fahren würde.
Ich komme ins Träumen, wenn ich an
die Neuen aus der modernisierten Flotte denke, wo man sich dieser Tage in familiären Eckplatzsofas zum Plausch trifft. Komisch, daß bisher nie das erwartete Bordbistrowägelchen vorbei kam. Mit dem neuen Migrationspakt der Bundesregierung sollen vermutlich fliegende Händler aus dienstleistungsstarken Dritt-Welt-Ländern angelockt werden, die jeden unvermuteten Zwischenhalt zum kulinarischen Abendteuer machen.
Im Grunde ist das ein weiteres Wunder des MVV, daß man sowohl bei den neuen Trambahnen wie auch bei den futuristschen neuen S-Bahnen bei so viel Platz so wenig Sitze einbauen kann. Jetzt passen endlich so viele Rollstühle rein wie Sitzplätze drin sind. Ist auch nicht gut fürs Kreuz, das ewige Sitzen. Da denkt endlich einer mit. Gut, bei den Vierersitz-Arrangements passen vier Leute drauf, aber leider ist kein Platz für acht Schuhe. Naja, irgendwo muss man auch mal sparen.
Die Begründung, daß wegen weniger Sitzplätzen das Ein- und Aussteigen und somit die Abfertigung am Bahnsteig schneller funktionieren soll, hinkt aus meiner Erfahrung in der Praxis etwas. Das ist, als würde man das Überschäumen eines geschüttelten Weißbiers dadurch verhindern, daß man dickere Flaschenhälse baut. Nun ja.
Doch dann werden wir voll tricky wegen Polizeieinsatz auf die Tram verwiesen. Im Tunnel ist tote Hose. Ich denke, das wird man auf längere Sicht schließen. Vielleicht ist es ein wenig übertrieben, wenn man gleich alle Passagiere der Linien S3,S4,S5,S6 und S8 auf eine Tramlinie umleitet, aber hey, wegen Spaßeffekt und Bürgernähe, die man ja auf den einsamen Sitzplätzen garnicht zu spüren bekommt, macht das dann schon Sinn.
Ich denk mir dummerweise, es handle sich noch um die Betriebsstörung von der Hinfahrt wegen polizeilicher Ermittlungen und hätte fast gewartet, ob nicht doch eine kommt. In Wirklichkeit waren es aber ganz aktuelle Personen im Gleis.
Hätten wir entgegen der Lautsprecheransagen nur eine Viertelstunde länger am Bahnsteig verbracht, wir wären um die halbsstündige Fahrt mit der netten bummsvollen Bummelbahn 19 betrogen worden. Die Personen blieben nämlich nur kurz im Gleis. Vielleicht sind sie ja nur drübergelaufen, um die Trambahn zu erreichen mit den vielen lustigen Leuten drin. Partytram - leider vorwiegend miese Gesichter drin, weil Ihnen scheinbar aufstößt, daß der Münchner Verkehrsverbund so was jetzt täglich anbietet. Miesepeter eben, wo man Angst haben muss, daß gleich einer statt das Geld aus der Weste die Gelbe Weste rausholt. Ich wundere mich, warum man überhaupt eine Stammstrecke gebaut hat, wo doch im Westen alles ganz prima mit zwei Trambahnlinien, 17 und 19, läuft.
Um das nostalgische Tram-Feeling auch besser zu treffen, handelt es sich natürlich nur in dem Sinne um eine beschleunigte Tram, weil beim Anfahren alle durcheinander purzeln. Wenn man nicht so dichtgedrängt stände, wärs echt lebensgefährlich. Bis ins Letzte durchgeplant die Sache, das merkt man in jedem Detail. Bei allen Ampeln hält sie selbstverständlich an, daß man was von der Umgebung sieht und wegen dem neuen alleatorischem Fahrplan (wie im vorigen Artikel erwähnt).
Besser könnt man es nicht machen, wenn man vorhat das Fahren mit den Öffentlichen attraktiv zu machen.
Dieser außerplanmäßige Halt wurde Ihnen gesponsort von [Name einer Autofirma]. Revanchieren Sie sich bei uns mit dem Kauf eines Weihnachtsgutschein "Ich tanke Dir" für 50€, oder einem "Tankeschön" für 100€, und ähnliche Werbegags, das hat Pep und gibt München so einen agilen, nostalgischen Touch. Wie letztens werde ich fast schon melancholisch als wir nach einer halben Stunde Face-to-Face in Pasing eintrudeln.
Aber hey, nicht so beim Münchner Verkehrsverbund. Der legt für Ihr Geld (meins ja nicht) noch was drauf, denn voll geisterbahnmäßig hat er in Pasing auf allen Bahnsteigen der Öffentlichen das Licht und alle Anzeigetafeln ausgeschaltet. Spooky Döfi, die Lokomotive - ich habs kapiert. Da bekommt der Begriff Geisterbahn eine ganz neue Bedeutung. Das wird dann auch noch theatralisch gefördert, indem man keine Durchsagen macht. Kino der Extraklasse und wie jedesmal: für den ganz normalen Fahrpreis ohne Aufschlag. Ich bin beeindruckt. Leider konnte das der Streckenagent_M nicht dokumentieren, da er aufgrund der stromlosen Überwachungskameras in Pasing praktisch erblindet war.
Daß die Bahn so was nicht drauf hat, merkt man, weil bei denen noch die Lampen und Anzeigen brannten. Man kann nur hoffen, daß wenigstens mit deren Kameras ein paar Fetzen Filmdokument dieses Schauspiels der Nachwelt erhalten bleiben.
Seltsamerweise werde ich schon kurz darauf von meiner S-Bahn aus meinem "München, wie es vor hundert Jahren war"-Feeling rausgerissen, die neue S-Bahn ohne Sitzplätze, aber dafür so beleuchtet, daß man garnicht merkt, wenn mal eine ausfällt, weil die nachfolgende schon rüberleuchtet. Energiemanagment vom Feinsten.
Ich muß schon sagen, daß ich mich da ein wenig ärgere, wenn dann irgendwelche Krummhälse wie die Bayrische Eisenbahngesellschaft,
alles ins Negative ziehen, oder spitzfindige Obernaseweise
nicht verstehen, daß heutzuge Innovation und vor allem Transparenz gefragt sind, obwohl er
bei der Betrachtung von Bahnübergängen den Grundgehalt der Hauptstadt der Bewegung das nötige Kunstverständnis an den Tag legt. Aber wer ist schon so perfekt wie der Münchner Verkehrsverbund.
einemaria am 23. Dezember 18
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Auf Abgleisen - unterwegs mit der S-Bahn München
Mit der größten Erfindung seit der Diesel-Glühbirne versucht die Deutsche Bahn innovativ wie noch nie, sich einen Spitzenplatz in der Moderne zu erobern:
dem aleatorischen Fahrplan.
Der @streckenagent_M haut wieder was aus der Postille zur aktuellen Betriebslage, denn alles liegt und nichts fährt. Darum heißt sie ja auch 'die stille Zeit', die die Deutsche Bahn mit ihrem Spruch 'Zeit für Dich' auf das ganze Jahr auszudehnen versucht.
Ich aber bleibe gelassen, seit ich meinen ehemaligen Arbeitgeber mal aus Kundensicht geniesen darf. Kein Bier mehr in der S-Bahn? Das war dann das berufliche Aus für mich. So habe ich endlich auch genügend Zeit, um mich auf das zeitintensive Abenteuer Öffentlicher Verkehr einzulassen.
Da hat man dann auch mal die Muse, sich genüsslich ein Satiremagazin wie
Der @DB-Bahn reinzuziehen, wo man so überraschende Fakten gepresst bekommt, wie die
vom kleinen ICE und seinen Freunden, die man dann in Kisten verpackt per DHL-Fracht verschickt, so daß die Bahn vielleicht sogar mal pünktlich ankommt. Schauen Sie selbst mal rein, ein echter Lacher. Die haben professionelerweise auch ein paar chinesische Bots, die hin und wieder mal den Herzchen-Button drücken, ganz in Gegensatz zum
@streckenagent_M, der ein verbitteretes Leben in einer gehässigen Follower-Schar führen muss.
Dann ein überraschender Wechsel der Betriebslage zur Betriebsfahrt. Meine rote Bimmelbahn hat neue Kohlen eingeworfen - vermutlich meine 8,90€ - und nimmt langsam Fahrt auf. Die rostigen Weichen knarzen unter dem ruckelndem Gefährt. Zum Glück wird das alles durch die vielen vielen Überwachungskameras auf Film gebannt, sonst würde es keiner glauben, daß man noch im 21.Jahrhundert mit einem so nostalgischem Gefühl beschenkt wird beim Münchner Verkehrsverbund.
Vorbei am 'alten' Südbahnhof, wie verklärt saust die Böschung an mir vorüber und ich sehe Dinge, die ich in einem halben Jahrhundert München noch nie zu Gesicht bekommen habe. Ich wusste garnicht, dass es so etwas gibt: einen Münchner Halbsüden.
Wären wir in Leiden statt in München, dann könnte man den täglichen Wahnsinn fast als doppelbödig bezeichnen. So aber kotzt sich der Kundenpöbel #stammstreckenwitz mit so unflätigen Behauptungen aus, man solle doch mal nur Durchsagen machen, wenn alles normal läuft, wodurch man enorm Personal sparen könnte. Oder es schwirren ganz schräge Verschwörungen durch den Twitter, die behaupten, die S-Bahn wolle mit ihrer Leistungsverweigerung den Kunden auf die Straßenverkehr zurückdrängen, um der eigenen Überlastung zu entkommen.
Ich kann den Ärger garnicht verstehen. Die
Nostalgische Stadtrundfahrt mit der Dampflok ab Ostbahnhof kostet sonst mit 16€ fast das Doppelte als ich heute für drei Stationen hin und zurück zahle und man sieht nur die Hälfte wegen des vielen Rauchs. Aber heute, wie eigentlich inzwischen fast jeden Tag, beschenkt mich der MVV mit einem elektrischem Triebwagen, der zwar auch nicht schneller fährt, dafür aber den neuesten Emissionsbestimmungen entspricht und wirklich ausreichend Gelegenheit bietet, die Landschaft und andere Schönheiten rund um die Stammstrecke zu erkunden. In einer 30er-Zone würde er garnicht auffallen. Er hält sogar viel öfter als er müsste.
Wir bremsen erneut und ich stelle mir vor, wie Lukas, der Lokomotivführer heraushüpft und mit seinem meterlangem Weichenstelleisen uns wieder auf das richtige Gleis führt. Vielleicht werden am Gleissaum sogar kostenlose Erfrischungsgetränke angeboten. Ich aber möchte mich nicht aus meinen Gedanken reissen lassen und ob des Gedränges wäre es vermutlich auch garnicht möglich, den ein oder anderen Ausstieg zu finden. Und schwupp, als wäre es ein Kinderspiel, geht ein Ruck durch den mich umgebenden Menschenberg, und unser Zug schiebt sich weiter, da taucht leider schon die verträumte Skyline des heldenhaften,
2013 für zwei Millionen sanierten Stellwerks Ost auf. Schade, denn hier endet meine Fahrt, wie auch für all die Tausend anderen, aus ungeklärter Ursache. Ganz leise, fast unbemerkt, kann man über die Lautsprecher den zeitlosen Schlager 'Mein Feld im Gleisbett' hören. Mein geliebter MVV, ein Traum, der ganz im Gegensatz zu diesem Kurzepos über Münchens berühmten öffentlich Verkehr nie zu Ende geht.
Demnächst auf ~Plus~Puls~, ihrem Magazin für die Nachrichten von morgen: "Bahnsteig-Hopping, das brandneue Keep-Fit-Programm des MVV"
einemaria am 19. Dezember 18
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Besinnliche Abende unter der Lawine
Herrje, ich habs mal nachgelesen, wie verträumt und sprachlich gewandt sich der Strom der Worte in früheren Blogjahren noch bewegen durfte.
Jetzt nur noch starre Gedankenblöcke, die ich hier abzuladen dankbar sein darf.
Die lange Nacht des Kuhstalls, auf die wir ja gerade wieder zusteuern, was für ein schöner Titel. Weil ich mir die Geschenke dieser Tage ja selbst ausdenken muss und nicht mehr auf die Mithilfe des Christkinds zählen darf, muss ich mich mit Dingen wie Dreh-, Wechsel-, Stark- und Anlaufstrom herumschlagen. Hierbei möchte ich Ihnen den Begriff des
Wirbelstroms nicht vorenthalten, der noch einen Hauch von Magie in sich trägt.Ich geh mal raus in die Zeit, schlag die aktuellen Sozialmedien zu und les mir nen Ast, über Stromarten, Holzbrennwerte, über alles eben, was man in einem verlassenem Tal zum zeitgemäßen Überleben so benötigt.
Ob es öde ist in dieser Abgeschiedenheit? Nicht im geringsten. Und besonders nicht, wenn man eingeschneit wird und die Strasse nicht passierbar durch vom Schneebruch entwurzelte Bäume. Die ersten Tage ist es ruhig und man schürt gemütlich den Holzofen, doch dann wird das Benzin knapp für den Generator und die Mobilfunkmasten senden kein Signal mehr. Im Funkloch weiß keiner, wann der Schneefall nachläßt. Wenn man von Schnee zugeschüttet wird, fängt das Gehirn erst an zu arbeiten, das sich sonst unter all dem aus latest news und Konsumgier fast schon aufs Sterben vorbereitet. Man bleibt erheblich gelassener, wenn man bei der Essensversorgung vorgeplant hat und die Wasserleitung nicht einfriert, weil irgendein Oberschlauer das laufende Wasser am Dorfbrunnen abgedreht hat. Termine sind dann natürlich auch nicht so günstig. Und sehr zu vermeiden, sind schwerere Unfälle oder ein schwerer Hexenschuss. Aber langweilig wird es nicht.
Wenn dann alles wieder vorbei ist, sieht es aus, als wäre nichts gewesen, und das Brennholz liegt abholbereit am Straßenrand.
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Fakir Nius - ein Leben gegen den Tag, auf dem Nagelbrett
Bing bing bing bing 08:05:03 bing bing bing schon wieder livestream. Wachsein ist nicht für jeden was Tolles. Zum Glück geht das nach gut 16 Stunden wieder vorbei. So muss sich meine Gehirnredaktion anschicken in den wenigen Wachminuten schnell und gezielt auf die veränderte Weltlage zu reagieren. Espresso statt langwieriges Kaffebohnenmahlen, ein Stück Schoko für den Zuckerhaushalt und los gehts - Weltrettung in einem Aufwasch.
Ich freue mich, sollte das Bargeld demnächst abgeschafft werden. Dann würde sich mein jetzt schon prekärer Alltag durch etwas Übergeordnetes erklären lassen. Gong 08:15:01 Imperium & friends schlägt wieder zu, in Hodeidah/Yemen und auf Kashoggi. Weltweit entblöst sich fundamentalistisches und rassisches Gedankengut ... und Round Up von Monsanto bleibt, schließlich haben wir es ja gerade gekauft. Wie lächerlich klein wirkt da ein von Neidern befeuerter Dieselskandal.
Die Uhrzeit stimmt, aber doch nicht das Jahr. Während der paar Stunden Schlaf muss der Planet durch ein Wurmloch zurückgefallen sein, zurück auf ein voriges Jahrhundert, als Völker- und Menschenrechte noch kein Thema waren und Schornsteine noch keine Filter hatten, als man in den Flüssen noch bleichen durfte und Europa von Stieren geraubt wurde.
Wenn man bedenkt, daß Rudolf Diesel pleite war als er sich über die Reling der SS Dresden stürzte oder gestürzt wurde, hätte man den Dieselskandal auch schon vorausahnen können. Benzin hingegen steht für Ortsteile in Wedendorfersee und Kritzow und für eine Oper von Emil Nikolaus von Reznicek, in der besagtes knapp wird für den Zeppelin-Kommandanten Ulysses Eisenhardt. Obwohl mir nicht bekannt ist, mit welchem Treibstoff das Luftschiff des Randolph St. Cosmo in Thomas Pynchons "Against the Day" lief, hätte man mit ein wenig Kombinationsgabe so einiges für den Alltag lernen können: "But the heavens and the earth, which are now, by the same word are kept in store, reserved unto fire AGAINST THE DAY of judgment and perdition of ungodly men."
Die seltsame Prämisse unserer Gesellschaftsordung, das Ewige Wachstum, hat eben einen gravierenden Denkfehler, den wir im Sternbild des Orion, dem großen Verführer, jeden Tag an uns vorüberziehen sehen,
der geboren wurde aus einer Kuhhaut auf die die drei höchsten griechischen Götter gepisst hatten, um in Windeseile bis hoch in die Wolken zu wachsen. Als Jäger, der alle wilden Tiere töten wollte, gab ihm glücklicherweise zeitig der Skorpion den Todesstich.
Ewiges Wachstum und die Idee, daß der Bankräuber zumindest einen kleinen Teil zurückgibt, statt ihm alles wieder abzunehmen und ihn einzuknasten. Gnade vor Recht - wie ich vermute wegen der wenigen noch nicht der Automatisierung zum Opfer gefallenen Arbeitsplätze - durch das Bundesamt der Autoproduzenten. Wenn es doch nur nicht diese verfluchte EU gäbe, die sich scheinbar
gegen unser wichtigstes nationales Erzeugnis, das Auto, verschworen hat.
Man kann nur hoffen, dass sich aus den Opfern dieses grandiosen Wachstums- und Bereicherungswahns, so sie genug geruht in ihren Gräbern, die fossilen Brennstoffe der Zukunft gewinnen lassen - menschliche Leiber als das Öl unserer Nachfahren. Gegen den Tag und gegen jegliche Vernunft. Zeit daß es Abend wird auf diesem unseligen Planeten und ich mich wieder meinen ganz persönlichen Alpträumen widmen kann.
Pfiadi God, scheene Wäid!
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Der Wiesn Almanach von
einemaria am 28. September 18
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We are the change we need
- von der Kotzgrube zum Kotzhügel -
Münchner ist man ja viel schneller als man zum Bayern wird. Hier merkts ja keiner, daß man der hiesigen Hochsprache nicht mächtig ist. Dafür versteht man hier im Gegensatz zur ländlichen Rumpfbevölkerung, die auch 2018 wieder einer CSU zum Wahlsieg verhilft, sehr gut, was Obama mit den Worten "We are the change we need" meinte. Nämlich daß wir unser eigenes Wechselgeld sind - egal, wer es uns in der nächsten Legislaturperiode aus der Tasche ziehen wird. Wer also lange genug schon da ist, um sich als Bayer bezeichnenen zu können - und das wäre so kurz nach der Spätantike, zumindest aber seit 1706, noch blutig von der Schlacht zu Aidenbach - der wird sich erinnern, daß sich vieles geändert hat und manches auch gleich geblieben ist.
so voll waren die Maßn vom Schaufelbräu 1985
Gleich ist geblieben, daß alle immer noch da hinrennen, wo alle hinrennen, egal wie sinnig oder unsinnig es sein mag. Das gilt für Konzerte für die es schon seit Monaten keine Karten mehr gibt, für den Erstausgabetag neuer I-Phones und leider auch für den ersten Wiesnsamstag.
In etwas abgeschwächter Form gilt das natürlich auch für alle anderen Wiesntage, nur daß sich da keiner mehr schon um 4 Uhr morgens auf den Weg macht, um einer der Glücklichen zu sein, der dann 8 Stunden später eine überteuerte Maß des fast schon abgelaufenen Märzens und zwei Stunden danach noch ein bereits wieder erkaltetes Hendl sein Henkersmahl nennen darf. Na, Wiesn ist etwas Magisches. Hier steht die Welt Kopf bis das Hirn zwangsläufig ausläuft. Alle bis auf die Einheimischen kommen inzwischen in Tracht, die zumeist noch viel weiter weg gefertigt wurde als sie selbst angereist sind. Auf der Wiesn trifft sich das Bayrische, das nicht aus Bayern kommt. Dieser Durchfluss angeschwemmter Durstigkeit wird ähnlich der Isar glücklicherweise in ähnlicher Geschwindigkeit wieder abgeschwemmt. Nur die Kröten bleiben - bei einigen wenigen.
Was sich verändert hat, ist am Noagerlzelt sein Aussenbereich, der Noagerlbiergarten am Kotzhügel. Er wächst, wie ehemals der Butterberg. Das wundert keinen, der schon mal offenen Auges ein paar besinnliche Stunden dort verbracht hat, doch jetzt ist es bewiesen. Wie der Postillion in seinem Interview mit Professor Dulheuer zu berichten weiß, gehen Fachleute davon aus,
dass eine Besteigung der Anhöhe für Oktoberfestbesucher bereits in zehn bis fünfzehn Jahren nur noch mit Sauerstoffgerät möglich sein werde. Wir dürfen gespannt sein, was er uns im zweiten Teil seiner Interviews hierzu wird berichten können.
Eine zu erwartende Veränderung wird das Bierflaschenetikett betreffen. Darauf könnte ich schwören. Wie in München Zugstandsanzeiger nicht mehr vermelden, welche S-Bahn kommt, sondern nur noch welche ausfällt und was sonst noch so nicht los ist, so wird demnächst auch auf unserem Bier nicht mehr stehen, was drin ist, sondern nur noch, was nicht drin ist. Glutenfrei, ohne tierische Produkte, vielleicht genfrei, obwohl man gegen Gene eigentlich nichts einzuwenden hat, und hoffentlich nicht alkoholfrei, totes Bier, wie der Fachmann es nennt. Es enthält keine Spurenrest von Nüssen und ist so ziemlich fettfrei. Freibier in seiner reinsten Form. Leider ist allzu oft auch garkein Bier mehr drin, sondern nur noch Pfand drauf.
Für die Einheimischen, also jene die sich mindestens seit 1706 mit Leib und Seele Bayern schimpfen, sind das natürlich keine Neuigkeiten, denn sie wissen eh: Des eine eben a so und des andere a so. Uns interessiert eigentlich nur, ob 60 in zwei Jahren in der Champions-League spielt oder eben nicht. Dazwischen die eine oder andere Sauferei und ab und zu ein sauberer Bierschiß, aber sonst bleibt ausser Bieretiketten und Kotzhügel alles beim Alten. Außer Söder geht Baden.
einemaria am 28. September 18
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Mit der Schbei-Cam unterwegs
Ich bin konsterniert ob der heftigen Kommentare, die unsere Kameramänner von
münchenkotzt scheinbar über sich ergehen lassen müssen. Ich kann mit Sicherheit behaupten, daß es sich hierbei keinesfalls um das Fußvolk der hartenlinie handeln kann. Wer sich so fern jeglichen Kunstverständnisses stellt, sollte einfach nicht ins Museum gehen. Aber Kunst, die über Postkartenmaler wie Adolf Hitler oder Aquarellbilder von Volkshochschulkünstlern hinausgeht, hat es oftmals schwer in der Öffentlichkeit. Und leider läuft ja heutzutage jeder Banause mal schnell auf die Wiesn und denkt es ginge ums Saufen und Weiberaufreissen.
Bildende Kunst, wie wir sie auf
münchenkotzt zu erleben bekommen, wird auch noch nach 1945 als entartet in eine Ecke gestellt, wo eigentlich Bildreportagen aus Hörzu oder Bild für die Frau ihren Platz finden sollten. Aber was soll's. Wahre Meister leben gut und gern für sich alleine.
Eingie der großen Werke sehen Sie bereits im Inhaltsverzeichnis. Als erstes "Die Schüssel", eine Hommage der Symetrie an Marcel Duchamps Closchüssel, gezeichnet auf weißer Fliese ohne Pinsel. So muss man seinen Auswurf erstmal planen. Das ist nicht einfach so hingekotzt, sondern bei diesen Meisterwerken wird die Komposition bereits im Darmtrakt erdacht. Form und Inhalt bilden hier eine Einheit wie sie sich in wenigen Kunstwerken findet. Oder denken wir an den "Pasinger Kometen", den man bekanntlich nur alle 75 Jahre ersinnen kann - und dann auch noch in Fahrtrichtung gekotzt. Das ist eine Meisterhand wie man sie von Verdauungstrakten nicht erwarten würde.
Für Werke wie die "Milchstraße" (
Copyright münchenkotzt)
muss man ein Experte der Materie sein, um unsere Galaxie in dieser Detailtreue wiedergeben zu können. Vor 400 Jahren wäre man der Inquisition vorgeführt worden, nicht aufgrund von Banalität, sondern wegen der tiefen Einsicht in die Geheimnisse der Himmelskörper.
Wer sich jedoch offen zeigt für die Kunst der Gegenwart wird viel mehr entdecken als zeitgenössische Darstellungen der Wirklichkeit. Ich möchte fast behaupten, daß sich aus jedem Werk der Schbei-Cam ein Orakel lesen läßt. Ich will nicht unnötig oft auf den großen Kenner der Wiesn verweisen, den Noag, der an seinen guten Tagen das Wetter für die ganze nächste Woche aus solch einem Gewölle herauszulesen weiß.
Wir werden nächstes Jahr ganz privat zum Bierkränzchen "Wieder die Negerkultur gegen deutsches Volkstum" laden, wenn statdtweit Kraut und Bier ausgeschüttet werden, tagen und nächtigen wir in unseren Musentempeln, weitab vom Mob
der Sauberer und seinen Gesetzen, die ihn im Grunde nur vor sich selbst schützen. Vielleicht möchte man uns dann doch noch auf ein
Abschiedsständchen im Haus der Kunst laden, ehe wir mit der verbotenen Wirklichkeit gemeinsam untergehen.
ab- und nur zu normal
Der
in Verruf geratene Brezensalzer, Kalle Bargeld, der Zwerg vom Falkenstein und all jene Bodentruppenoffiziere, Hand- und Maulwerker, die noch Freude am Gewerk empfinden, sammeln sich zum letzten Gemächt ehe der Schlegel aus dem Sack auf uns niedersaust wie ehemals auf die Dichtung der Spätantike. Geladen sind all jene, die auch gerne gemächten und sich nicht mithineinziehen lassen in den Sumpfstrudel jener faschistoiden Neoästhetik, die sich nicht nur deutlich in der momentanen Parteieinlandschaft widerspiegelt, sondern auch auch darin, wie man neuerdings political correctness als Waffe gegen jede unerwünschte Abweichung nutzt, die nicht in irgendeine korrekte Schublade passt.
Im Grunde ist es auch viel bequemer sich in Zeiten, in denen der Zeitgeist die Scheiße und Kotze lieber auf der Straße als auf Bildern hat, man sich ins Private zurückzieht. Man kennt das aus der Kindheit, aus dem dritten Reich und vom deutschen Rüstungsschlager: Augen zu, scheißegal wo durch. Wer sich da nicht wundert, daß das eigentlich nur
von Österreichern musikalisch untermalt werden kann.
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Die erste Bierfotzn
An alle Bodentruppen, die seit den großen Tagen des Bierinfernos 2017 noch am Boden zerstört sind: Aufruf zum Wiederstand gegen die Erdanziehungskraft. Heut gehts los. Wiesn 2018.
Bier hatte immer schon großen Einfluss auf mein Leben und meine Physiognomie. So quäle auch ich mich zum Einlass samstags um 9. Ich kann sie riechen, dann hören, dann sehen und dann leider auch spüren, die Tonnen von hirnlosem Fleisch, die sich seit 6 Minuten durch die Haupt- und Nebeneingänge wälzen, um in rund einer Stunde auch in die Zelte Einlass zu finden, wenn alles gut geht. Dann nochmal zwei Stunden bis es Schlag mittags endlich an den Gerstensaft geht. Was macht man in den zwei Stunden bierfreier Zeit, die man im öden Zelt herumsitzt?
Man schließt die Augen, um nicht beim Anblick der Pseudofolkloristik schon vor der ersten Maß kotzen zu müssen, und siniert. Man denkt nach, beispielsweise über die Ökologie und Standortbedingungen der Fettwiesn, die zufällig gleich neben mir sitzt, von der man weiß, daß sie durch die günstigen Feuchtigkeits- und Nährstoffverhältniss im gemähten Zustand (siehe: gmahte Wiesn) meist dicht- und hochwüchsig ist. Ich öffne kurz meine Glubscher und sehe dank der Hochwüchsigkeit nur einen Ausschnitt, also ihren.
Schnell wieder runter mit den Lidern, dass da nichts anbrennt, bevor es überhaupt losgeht. Nicht dass ich vor dem eigentlichen Anstich ansteche und abgeschleppt werde, weil ich falsch geparkt habe.
Ich denke an einen anderen Sport, bayrischen Sport. Dazu muss erklärt werden, daß Baiern erst seit 1825 Bayern heißt. Für Ludwig den Ersten klang das hellenistischer. Und so hat sich auch der olympische Gedanke eingeschlichen in dieses Land, wo man vor lauter Bier eigentlich nicht so zum Sporteln kommt. Ich denke mit Wonne zurück an das Haager Volksfest letzter Woche, wo ich der
Chiemgau-Meisterschaft im Finger- und Boahackln beiwohnen und zutrinken durfte. Zwei Disziplinen, die im wirklichen Leben eigentlich erst zum Einsatz kommen, wenn man vom Bier schon zu Boden gestreckt wurde. Aber zum Glück gehören zum bayrischen Zehnkampf eben auch süffige Sportarten wie Tischkraxeln, Masskrugstemmen und Maßkrugwerfen.
Wieder schubst mich die Fettwiesn mit ihren beiden Abstandshaltern, die abartig weit in den Raum ragen. Ich will mir garnicht vorstellen wie tief diese fielen, wäre da nicht das prallgefüllte Stützdirndl, und mir letztendlich noch die Zehen zerschmettern könnten. Ich versuche mich also wieder mit zugekniffenen Augen auf Wesentliches zu konzentrieren. Zum Beispiel auf
die drei Preissieger des Oktoberfest-Plakatmotivs 2018. Es können eigentlich nur drei Vorschläge eingegangen sein, wenn man sich Platz zwei und drei betrachtet. Letzterer geht vollends selbst an der vagesten Vorstellung von Wiesn vorbei. An einer Trompete(!), die wahrlich nicht zu den Sinnbildern der Wiesn gehört, hängt eine 'Rosenbreze' und ein Bierkrug mit Sepplhut. Beim Bildhintergrund frägt man sich zudem, warum man neben der schönen Farbe Blau noch ein hässliches Rot hinzufügen musste. Für eine Kasperlvorstellung in einem der Münchner Vororte wäre es ein grossartiges Plakat, aber zum deliranten Zustand der Innenstadt passt es rein garnicht.
Der Silbermedalliensieger im Malwettbewerb hat sich zwar viel Mühe gegeben mit der Zeichnung, doch inhaltlich muss es ein Messi gewesen sein. Kein vernünftiger Mensch würde sich auf der Wiesn mit der Hand seine Schuhsohle abstreifen, wo doch der dreckerde Schuh bereits durch Roßbollern und andere Körperflüssigkeiten waten musste.
Zudem schmeißt man auf dem Oktoberfest sein Essen vor dem Verzehr nicht auf den Boden, wenn man den nächsten Winter überleben möchte. Und sein Bier läßt man dort besser auch nicht stehen. Ein pädagogisch mehr als zweifelhaftes Motiv also. Immerhin sieht man einzig hier wenigstens einen Teil von wenigstens zwei Menschen, wo man in Wirklichkeit vor lauter Menschenmassen die eigene Hand vor Augen nicht mehr sieht.
Der Sieger und damit das offizielle Plakat- und Maßkrugmotiv 2018 ist, wie ich übellaunig zugeben muss, diesmal nicht ganz ungelungen. Unten links hat sich zwar ein hässliches, gelbes Henkeltier eingeschlichen und die Maß ist seltsamerweise überschäumend voll, aber insgesamt gesehen, kommt einem nicht gleich der kalte Schauer über den Rücken. Es ist blau, das Essen und Bier liegen nicht am Boden - also geht doch.
ENDLICH - ich denk mir noch mehr als entsetzt, daß mich nun die Fettwiesn ganz blechern anspricht, aber es ist die Blasmusik, die zum Anstich bläst. Ein Tusch, ein Wusch, ein Tisch und drauf Bier. Ich hab gleich drei bestellt, weil man ja nie weiß. Ich stoß sogar mit der Fettwiesn an, weil dann wenigstens in diesem seligen Moment zwei Maßkrüge zwischen uns sind, wende mich aber in Windes- bzw. Biereile wieder meinen Getränken zu. Ich und meine drei Bier, da würd sogar ein Schafkopf zusammengehen. Nach den ersten Schlucken zwar nur noch ein Dreier. Dann hat sie mich, die Bierfotzn. Niedergwatscht von drei Augustiner plus, sterbenvoll Dreck und Bier und olifaktorisch eigentlich noch mitten im Kampfgeschehen sehen meine Äuglein beim Lidaufschlag die Wiesn, meine Wiesn, im 45-Grad-Winkel mit Blick auf die Festzeltrückwand.
Vom Noagerlzelt winkt jemand herüber. Ich sehe den abgenagten Steckerlfisch ohne Steckerl in einem lacken Bierkrug. Ich bin endlich zuhause im Himmel der Baiern, in einer Wiesn in Hanglage, wo das Fett und andere Unflätigkeiten ablaufen wie beim Beichten. Und morgen ist Sonntag. Ein Traum wie er schöner nicht sein könnte.
einemaria am 22. September 18
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Noag-Interview 2018 - 1.Teil
Im Rahmen des Bierfotzn-Chats dürfen wir uns heute auf ein Interview mit dem "Noag", dem Wirt des Noagerlzeltes, freuen.
Viele kennen ihn vom Interview des letzten Jahres, wo er für uns vorwiegend die historischen Hintergründe seines eigenen Zeltes beleuchten konnte. Heute wollen wir weiter ausholen und die eher tiefgründigen und unbekannten Aspekte der Wiesn ausloten.
hartelinie: grias di, Noag.
Noag: Servus Linie!
hartelinie: Schee, dass du noch a bisserl Zeit für uns gefunden hast, so kurz vor Wiesnbeginn. Wie fühlt man sich da, so als GAU-Leiter?
Noag: Mei, ich versuch halt seit Jahren den Super GAU auf die Wiesn zu tragen. Den Untergang des bezahlten Bieres halt. Insofern: müd.
hartelinie: Wollen wir gleich mal in media res gehen. Selbst vielen Einheimischen Besuchern der Wiesn dürfte nicht bekannt sein, welch immensen Einfluss das Oktoberfest auf die nordische Mythologie hatte. Ich denke da an Teile der Egil-Saga.
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Egil und seine Gefährten überquerten am Abend den Bergrücken. Von ihnen ist nur kurz zu erzählen, dass sie bald vom Wege abkamen; ... Und als sie in die Umzäunung kamen, sahen sie Männer draußen stehen, Armod und seine Knechte.
... der Bauer aber lud Egil ein, in die Halle zu gehen, und das taten sie. Armod ließ Egil im Hochsitz auf der niederen Bank ihm gegenüber sitzen und seine Fahrtgenossen daran anschließend; sie redeten viel darüber, wie schwierig ihre Fahrt an diesem Abend gewesen war.
Dann wurde Bier hereingetragen, und das war zu Hause gebraut und sehr stark. Bald gab es ein Einzeltrinken, und da sollte immer ein Mann allein jedes Mal ein Trinkhorn leeren; dabei gab man besonders acht auf Egil und seine Gefährten, sie sollten so kräftig wie möglich trinken.
Egil trank zuerst eine lange Weile fest und hielt sich nicht zurück; und als seine Fahrtgenossen unfähig wurden zu trinken, da trank er das an ihrer Stelle, was sie nicht mehr bewältigen konnten.
Das ging so weiter, bis man die Tische abtrug. Da waren auch alle, die drinnen waren, sehr betrunken; aber bei jedem vollen Horn, das Armod trank, sagte er: "Ich trinke dir zu, Egil", und die Hausleute tranken Egils Fahrtgenossen zu und brauchten die gleichen Worte. Ein Mann war beauftragt, Egil und seinen Männern immer wieder ein volles Horn zu bringen, und er forderte sie ständig auf, rasch zu trinken. Egil sagte da seinen Fahrtgenossen, sie sollten nicht mehr weitertrinken, er aber
trank für sie alles, was sie nicht auf andere Weise beseitigen konnten.
Egil fand nun, dass er es so nicht mehr bewältigen würde; da stand er auf und ging quer durch den Raum, dorthin wo Armod saß; er fasste ihn mit den Händen bei den Schultern und drückte ihn gegen die Pfosten an der Rückseite seines Sitzes. Dann erbrach sich Egil gewaltig und spie Armod alles ins Gesicht, in die Augen und in die Nase und in den Mund,
es rann ihm über die Brust herunter, und Armod verlor fast den Atem, und als er wieder Luft bekam, musste auch er gewaltig speien. Aber alle Hausleute Armods, die dabei waren, sagten, Egil könnte man doch den niederträchtigsten aller Menschen heißen und er wäre ein ganz erbärmlicher Mann, wenn er sich so aufführe, dass er nicht hinausging, wenn er speien wollte, und dass er hier drinnen in der Halle beim
Trinken solches Ärgernis erregte.
Egil trank so eine Weile und leerte jedes Horn, das zu ihm kam, aber es war nur noch wenig Heiterkeit in der Stube, obgleich noch einige Männer tranken.
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Noag: (kotzt sich fast, weil er so erschrocken ist) Woher hast jetzt des? Ich dementier!
hartelinie: Spielt keine Rolle. Die Geschichte kennt jeder und unten im Tal bei die Zelte geht das Gerücht, des hätt was mit euch zum tun g´habt.
Noag: Na gut, also Schuld hat der Haberl g´habt, wenngleich der Täter der Niedermeier Ägidius war. Ihm sein Auftrag damals hat halt vorgesehen gehabt, dass er sich bei uns im Zelt kapital betrinkt, zum Zweck, mir anschließend vom Haberl-Wirt einen Gruß auszurichten. Der Haberl, die Sau, hatte nämlich wiedermal den Preis von seine greißlichn Ochsnsemmeln anständig den Berg nauf triebn, worauf ich einen Trupp entsandt hatte, ihm wiederum eine Senkung nahezubringen. Also preislich, versteht sich. Des war die Ausgangssituation von der Gschicht und freilich hatte unsere Delegation unterm Koud seiner Führung, saubere Arbeit geleistet und dem blödn Ochs seine Gastronomie zamgsoacht.
Jedenfalls wars ein Sauwetter damals in der Saison und eines Mittags kam der Niedermeier - von uns hat den damals noch koaner kennt - also er kam den Hang entlang gekrochen. Der Ägedi war ja mir ein unbeschriebenes Blatt und als Mann vom Fach hab ich aber gleich erkannt, der hat an Durscht. Da Bröckerl-Fritz hat zwar seine Zweifel gehabt, aber mir san ja doch im allgemeinen eher gastfreundlich, also hamma eam ins Zelt glassen. Er hat sich auch anständig aufgeführt, hat Grüßgott gsagt und sich niedergelassen und am Hacklstecken-Sepp sein Stecken g´halten weil der schon recht matt war und dann hat er selber halt des Trinken angfangt. Anfänglich warn noch so drei Stück von seine Spezln dabei, aber die warn auf irgendwas allergisch wo in unserm Bier war, jedenfalls hams des ned meng und ham sich stattdessen ausgeruht. Der Niedermeier wiederum war stark und hat sauber g´oabat. Ein richtiger Publikumsmagnet war der anfänglich. Unsere Bedienung is garnimmer hinterher´kommen, so schnell hat der seine Supp´n zamg´soff´n. Die Leut ham g´schaut, was des für oana is, wo so kräftig trinken kann und was der für an Durscht haben muss ehzettera. Sogar Polizei hat einag´spitzt bei uns im Zelt und die Dirndln ham eam schöne Augn gmacht effentuell.
Lange Rede, kurzer Sinn: auf einmal erhebt sich der Ägedi, kriecht auf mich zu - ich war ja derweil oberhalb gesessen und hab die Kapelle dirigiert. Er also hin zu mir, schaugt mich an und ich habs natürlich gleich erkannt - die Adern im Aug, die Fäden in seim Maul, koide Händ. Er also hin zu mir, aber ich hab selber schon fünf Stunden Dienst g´habt an dem Tag und war schon recht erschöpft und langsam… Mei, und dann hat er losg´lassn.
hartelinie: Inwiefern?
Ins Gsicht gspiam hat er mir. Seither war ich im Übrigen auf meim einen Aug blind. Ich nehms eam net krumm, dem Ägedi. Er war halt a Söldner vom Haberl-Wirt und hat für sein Auskommen redlich g´oabat.
demnächst gehts weiter mit Teil 2 des Interviews
einemaria am 21. September 18
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Die Betriebsklimaschützer
Pullitik für jederman - eine lange Nacht der Demokratie.
Ich bin mir sicher, wenn man Kinder an die Leine nehmen dürfte, gäbe es in Deutschland mehr Kinder. Und so will ich das mit dem "Gängelband" mal in meinem Heimatbezirk versuchen.
Wie jeder weiß, wohne ich in Pullach, gleich neben der Organisation Gehlen. Im Grunde gleich in der anderen Doppelhaushälfte.
Und wie Sie vermutlich mitgekriegt haben, wird das Betriebsklima immer heisser bis unerträglich. Die thermophile Megafauna, genannt Mensch, und ihr jahreszeitlicher Lebensraum sind in Gefahr.
Herr Kim Il Jun liegt da nicht ganz falsch, wenn er behauptet, Nordkorea sei die Speerspitze der Zivilisation - wenngleich ich das nicht unbedingt als Eigenlob bezeichnen möchte. Für uns ist das nordkoreanische Brudervolk sozusagen ein Science Fiction unserer eigenen Zukunft: Ein Mini% lebt wie der Kaiser in China und der Rest in bitterer Armut und irgendwann schnappt sie zu die Schere.
Wenn man bedenkt, daß sich die Ideen der alten Griechen nur über den Orient in unser 'fortschrittliches' westliches Jetzt herüberretten konnten, wird einem klar, mit welcher Geisteshaltung hierzulande operiert wird. Anfangs suchen die "demokratie"verwöhnten Niedrig- und Nulllohnempfänger noch eine Autorität, geben sich schließlich aber mit autoritären Parolen zufrieden.
Um dem vorzugreifen, wird die hartelinie in Pullach ein Exempel statuieren, das sich gewaschen hat. "Containment" ist hier das Zauberwort.
Eine Hochkultur in Deutschland? Da wird man noch lange warten müssen. Die Römer haben es nur bis zum Limes geschafft. Wir Barbaren in den Wäldern nördlich des römischen Reiches haben uns eigentlich erst im Spätmittelalter dazu entschlossen, das Schreiben zu lernen. Und als Bayern bezeichnet man schichtwegs jene, die zu lahm, fusskrank oder zu besoffen waren, wegzulaufen, als die Römer gingen - sie sind mit eine der Drehscheiben der Völkerwanderung.
Aber plötzlich hat man hierzulande Angst, daß zu viele Andere kämen, und haut dem nächsten eins auf die Mütze. Vielleicht unbewusst zaubert man sich ein Regime, das dafür sorgt, dass es so ungemütlich wird, dass garkeiner mehr her will. Zerschlagung der Gewerkschaft und des Sozialstaates, rigide Verfolgung Andersdenkender und ähnliches sind die Auswirkungen. Wenn man sein eigenes Haus anzündet, wird auch keiner mehr einbrechen - das macht schon Sinn.
Die hartelinie wird dieses Experiment in abgeschwächter Form mal probieren, um Schlimmeres zu verhindern. Ganz nach dem Vorbild der deutschen Hecke und der Zukunftsvision Nordkoreas werde ich in Pullach die Macht übernehmen. Europa der Regionen - eine Mauer für Pullach, an deren Regionengrenze Schlagbäume den einzigen Durchlass bilden.
Aus der Regionalbahn S-7 wird hinter dem Schlagbaum die P-7, mit der allerdings keiner fährt, der nicht einen Pullweis, sein Eigen nennen darf. Ausweise werden rausgepusht.
Wer hier nicht auffallen will, wird sich mit einem Pullover kleiden, sonst könnte er Opfer der vielen Pullizeikontrollen werden. Selbst das volkskundliche Puseum werden nur Einheimische besuchen können, um sich über die ruhmreiche Peschichte Pullachs in Wort, Bild und grossen Statuen zu informieren.
Der äussere Feind Pullachs heisst natürlich Pushington über den man die vielen schrecklichen Geschichten im Pinternet lesen wird. Man wird entdecken, dass Pushkin der Pullitzerpreis wieder entzogen wurde. Und weil einen natürlich interessiert wie das Klima morgen wird, kann man dank unseres eigenen Satellitensystems auch schnell mal abrufen, wie das Wetter in den 6 Weltregionen, Pullach-Nord, Pullach-West, Pullach-Süd, Pullach-Ost, Pullach-Mitte und Ausserhalb, wo es seltsamerweise meistens schlecht Wetter ist, morgen so wird.
Ein idyllisches Bild wird man vorfinden, wo noch der Pulldog über die Scholle ackert, und abends beim Pier die glückliche Bevölkerung aus dem pullachen garnicht mehr herauskommt, um Unsinn zu machen. Keine Umweltprobleme mehr ohne Umwelt hier in Pumwelt. Ein Ort, wo das Betriebsklima eben noch stimmt - für immer und ewig, was sich bekanntlich nach hinten raus besonders zieht, bzw pullt.
einemaria am 28. August 18
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Zurück im Halbleben - ein Spiegel wehrt sich
Aufgrund anhaltender und gravierender Angriffe bayrischer Holz-Hacker war unser System über Monate lahmgelegt. Unter dem Motto "Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht" wurde versucht, etwas Licht ins Dunkel der hartenlinie zu bringen. Ein Mißverständnis würde ich sagen, denn nicht alles was wild ist, lebt im Wald.
Es wurde versucht, den Sumpf trockenzulegen, kam zu Fällungsversuchen und Wortdiebstahl. Es hat Monate gedauert, bis auch dem dümmsten Holzhacker klar wurde, dass ich keine Landschaft bin, sondern nur dessen Spiegelbild. Ein beschlagenes Spiegelbild vielleicht, aber sicher kein Naturzustand.
Als Philantrop, der ich bin, will ich es auf die klimatischen Verhältnisse schieben und gehe davon aus, dass es sich dabei um einen veränderbaren Geisteszustand handelt und nicht um heillose Dummheit.
Somit waren unsere Kräfte gebunden im Kampf mit im Code wühlenden Ungeistern. Zudem musste ich die Erfahrung machen, dass man so mit Lohnarbeit zugeschissen werden kann, dass Tageslicht nur noch im Traum vorkommt.
Ich bin wieder da und mit mir der Erfahrungschatz, den zu heben ich trotz der widrigen Umstände in der Lage war. Ich hoffe, es ist überhaupt noch jemand da, um diesen mit mir zu teilen.
einemaria am 24. August 18
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Die Wiesn FAQs - Bauchbuch 1.Teil
Schon bevor man das große Tor der Glückseligkeit, den Haupteingang zur Wiesn, durchschreitet, wird der Geruchsnerv mehr als aktiv. Verschüttetes und receyceltes Bier, Aus- und Abwürfe aller Art durchströmen das Gelände rund um den Bavaria-Ring. Wäre da nicht der alles durchdringende Geruch von gerösteten Mandeln könnte man denken, die öffentlichen Toiletten hätten sich nach außen gestülpt. Bei der liegengelassenen Roßkacke vom Wiesneinzug kann es sich nur um ein Ablenkungsmanöver handeln, da sich deren Restgeruch geradezu als Aufwertung des allgemeinen olifaktorischen Oktoberfestcharakters werten läßt. Wenn Sie ein schwaches Zittern in den Geruchsorganen verspüren, so handelt es sich um den hilflosen Versuch der muskellosen Nasenflügel sich zusammenzuziehen. Weil aber die Sehnsucht nach Eindrücken und die Flut von Lichtern und rätselhaften Geräuschen das körperliche Sensorium auf Hochspannung halten, wird man auch noch nach Betreten von den Wolken aus Hopfen und Malz in die Zelte hineingesaugt.
Das Oktoberfest füllt das Vakuum der Lusträume, die in unserer immer sterilisierteren Welt nicht mehr bedient werden. Die Wildsau vor der Gaststätte Grünwalder Einkehr repräsentiert keineswegs eine Hauptspeise, sondern vielmehr unser Es, das sich nach wilder, exzessiver Lustbefriedigung sehnt, das fressen, saufen und ficken will, ohne sich vorher mit den Vorgaben eines Über-Ich abzustimmen. Der Körper, der sich das ganze magere Jahr über in Fitnesscentern mit Muskeln bepackt hat, will sich endlich zeigen - mit Schweiß und Bier überströmt. Er will die Pheromone herauspumpen ohne Rücksickt auf die Deo-Grenze. Was hilft ein Porsche im Stau, ohne eine Garmischer Autobahn ohne Tempolimit. Was hilft ein Martyrium der Heiligen, wenn sie nicht später in den Himmel dürfen - im Falle des Oktoberfests in den Bierhimmel der Bayern.
Der wiedererstarkte Oktoberfest-Hype läßt sich eigentlich nur auf die zunehmende Lustfeindlichkeit und werbeinfizierte Körperlichkeit zurückführen. Wer würde sich schon freiwillig mit Tausenden verschwitzten Leibern in ein von Volksmusik beschalltes Zelt drängen, um für mehr als 25 Euro einen Liter Bier und ein nach Fisch schmeckendes halbes Hendl ohne Beilage zu erwerben, während man von besoffenen Fremden angerempelt und begrapscht wird, wenn sie einem nicht auch gleich noch in die teuren Speisen stürzen. Es ist die Lust auf den Exzess, das Ausbrechen aus den sozialen Grenzen, die man 50 Wochen im Jahr akzeptiert, um dann endlich die Sau rauszulassen. In den zwei Wochen Ende September möchte man endlich auch tun, was man früher in jedem bayrischem Dorf noch jedes Wochenende tat, nur daß man es eben in zwei Wochen konzentrierter angehen muss.
Es ist der Krieg der Gefühle, bei dem diesmal das Es gewinnt. In diesem Konflikt wird das Gewissen mit Bierfassbomben und Schweinkopfgranaten niedergekämpft - koste es was es wolle. So zahlt man dann auch gerne die hundert Euro für ein üppiges Abendmahl in einer Umgebung die eher der Steinzeit als einer Gaststätte gleichkommt. Mit den musikalischen Klängen von spotify oder was einen sonst so im Alltag berieselt würde das garnicht gelingen. Dafür braucht es Umpfdada-Mucke aus der Tuba und dann lohnt es sich auch gleich noch 100 Euronen für die entsprechende folkloristische Verkleidung hinzublättern, um die Flucht aus der gehemmten, erdrückenden Wirklichkeit komplett zu machen.
Die Maß repräsentiert hierbei die übermäßige Lust auf mehr am Mehr. Mich wundert eigentlich nur, daß die Tradition bisher eine zwei oder drei Liter Maß verhindern konnte. Mit dieser Tatwaffe des Es möchte man endlich auf andere Maßen stossen, die einem sonst nur stillschweigend, in ihr Handy-Display verkrochen in der S-Bahn gegenübersitzen. Mit diesen Massen, deren Blickkontakt man 50 Wochen fürchtet, möchte man jetzt sinnentleerte Schlager und eine Trinkaufforderung nach der anderen hinausgrölen.
einemaria am 01. Juli 18
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Wiesn FAQs - das Bauchbuch zum Oktoberfest
Man muss die Wiesn wirklich in zwei Stratosphären teilen - die
Über-Wiesn und die Under-Wiesn. Für beide gelten prinzipiell die gleichen Gesetzte, obwohl es sich im Grunde um zwei völlig getrennte Welten handelt. Die diesjährigen Beiträge sollen die soziologischen Hintergründe der Über-Wiesn beleuchten, dem handfesten Teil dieser zwei Wochen Exzess, so wie ein wenig Licht ins Dunkel der Under-Wiesn bringen, dem Lebensraum der Wiesn-Zombies, über die bisher kein einschlägiges Fachblatt je berichtet hat.
Ein echter Knaller wird der "Bierfotzn-Chat", der den internen teamspeak der hartelinie-Bodentruppen live ins Netz bringt - eine Art bellybook für alle Teilnehmer des Biermassakers 2018.
Das Bauchbuch ZwoNull18 soll eine Anleitung zur Einleitung sein und den Bodentruppen ein sicheres Geleit sein. Es gibt hand- bzw. bauchfeste Tips wie die Erkenntnis von der Bierschlauchwaage, denn vom Bier fällt man nur um, weil es sich bei ernsthaften Biertrinkern immer um größere Mengen handelt, die teilweise oft zehn Prozent des Körpereigengewichts übersteigen. Und wenn man die falsch reinkippt, also zuviel auf eine Seite, kriegt man Schlagseite und fällt um, was durchaus zu körperlichen Schäden führen kann. Die Ballasttanks müssen immer gleichmässig gefüllt werden, was man oft im Nebel des Gefechts vergisst.
So wird uns der Sportmedizinier und Gefechtsarzt der Bodentruppen ins Reich der Körperlichkeit hineinbegleiten. Denn ohne ein Verständnis der Enzymgeschichte des Alkohols und Dingen, von denen wir bisher nichts wußten, wird so mancher diese Wiesn nicht überleben. Ich kann Ihnen nur raten mit Schokoherz und Leber dran zu bleiben an den diesjährigen Wiesn-FAQs von der Saufside Munich.
einemaria am 26. Juni 18
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Die Wiesn naht,
weil die Zeit sich geostationär verhält. Sie bleibt sozusagen stehen, nur der Planet dreht sich. Und so rast sie, die Wiesn 2019, mit 40Tausend kmh auf uns zu. Eine erschreckende Erkenntnis, weil einem zugleich bewusst wird, wie schnell sie damit an uns vorbeirast in den zwei Wochen der Existenz.
So wird die hartelinie dieses wie jedes Jahr ihren Bodentruppen und solchen, die es werden wollen, mit Rat und Tat zur Seite stehen, daß da nicht allzuviel in Schieflage gerät.
Wir werden uns mit Themen wie dem Folgenden beschäftigen:
- vom Bier fällt man nur um, weil es sich bei ernsthaften Biertrinkern immer um größere Mengen handelt, die teilweise oft zehn Prozent des Körpereigengewichts übersteigen. Und wenn man die falsch reinkippt, also zuviel auf eine Seite, kriegt man Schlagseite. Die Ballasttanks müssen immer gleichmässig gefüllt werden, was man oft im Nebel des Gefechts vergisst.
Zeitnah sollen auch entsprechende Grafiken und Anleitungen zur Verfügung gestellt werden. Ein Handbuch des Trinkens wird es werden.
Lassen Sie sich also bitte nicht schrecken von Erkenntnissen wie der Wiesngeschwindigkeit, sondern freuen Sie sich auf ein neues Abenteuer.
Bis dahin,
Ihre hartelinie
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Vorwahl 007 - der skripale Infekt im extralegalen Territorium
Mir scheint, dass mit der Skripal-Affäre unter anderem der Eindruck erweckt werden soll, so etwas wäre nicht das tagtägliche Geschäft eines Staates. Man darf den meisten westlichen Staaten zu Gute halten, dass sie sich mit Giftgaseinsätzen gut auskennen wie das im
Wikipedia-Eintrag über chemische Waffen sehr gut zum Ausdruck kommt. Mit einem Großeinsatz im ersten Weltkrieg, Italien am Isonzo oder in Abessinien, mit den USA durch Agent Orange und Napalm in Vietnam. Selbst ein Herr Churchill fand noch 1919,
"I am strongly in favour of using poisoned gas against uncivilised tribes.".
Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, einem General Pinochet für
die Ermordung Orlando Leteliers ans Bein zu pissen. Extraterritoriale Eleminierungen sind für Israel scheinbar keine Frage der Moral, sondern zwingende Bedingung für ihr Überleben. Barack Obama genehmigte in seiner Amtszeit weit über 2000 solcher Hinrichtungen. Nach einem Bericht von Serge Halimi in der April-Ausgabe der Le Monde Diplomatique sieht auch Francois Hollande in der außergerichtlichen Hinrichtung von Staatsfeinden ein legitimes Mittel - "während seiner Amtszeit durchschnittlich einer pro Monat".
Unter der Rubrik "War against Terror" wird von staatlicher Seite entführt, gefoltert und gemordet als wäre es nicht möglich mit Hilfe Justiz und Exekutive für Recht und Ordnung zu sorgen, wo es doch mit militärischen Mitteln eben viel leichter von der Hand geht und man sich nicht mit Beweisführung oder ähnlichem Mist herumzuschlagen hat.
Warum sollte es da einen Herrn Erdogan stören, wenn ein Berufungsgericht feststellt, dass Gülen-Sympathie keine Straftat ist. Darf er sich doch im Chor mit einer ausser Rand und Band geratenen politischen Klasse damit brüsten, inzwischen 80 Gülen-Anhänger in achtzehn Ländern festnommen zu haben. Man muss ihm im Grunde zu Gute halten, dass er ihnen ganz unamerikanisch keine Hellfire-Raketen hinterhergeschickt hat.
Man möchte es nicht glauben, doch selbst im alten Rom waren Angriffskriege verpönt, wobei es einiger Rethorik bedurfte, damit ein Weltreich zu erobern. Diese Diskussion können wir uns in Zukunft ersparen, nachdem USA & friends inzwischen dazu übergehen einfach einzumaschieren, wo sich eine Gelegenheit bietet, wie Grippeviren in einen geschwächten Körper. Das Recht des Stärkeren ist nun internationales Gesetz. Wer würde sich heute wirklich wundern, wenn morgen Burkina Faso in Luxemburg einmarschiert, oder die Fidschi-Inseln in China, weil die Welt ohne das Tier Soundso eine bessere wäre. Hauptsache postmodern, anything goes.
Ob Bienen-, Insekten- oder Vogelsterben, ob Tschernobyl, Fukushima oder Monsanto, ob Ferigpizza oder Diesel-Skandal, Steueroasen, Butterberg oder Zuckerberg. Irgendwie ist die ganze Atmosphäre vergiftet und ein wilder Haufen Soziopathen, der sich an keine Konvention mehr gebunden fühlt, hat den Planeten in Beschlag genommen. Ob Giftgasanschläge in Syrien oder Giftgas gegen russische Doppelagenten, geht es,
wie im Artikel von Peter Vonnahme schön beschrieben, vorwiegend um die Vergiftung des Denkens. Ich glaube, nur die Liebe kann uns retten.
PS: Ich darf ganz kleinlaut bemerken, dass, wer auch nur ein bisschen politischen Grips mit sich trägt, die Skripal-Affäre bereits herannahen hätte sehen können wie ich eine Woche vorher
am Ende des vierten Absatzes von "Jetzt check ich's erst". Ich möchte fast behaupten, dass die Politik unserer Tage fast schon nostradamisch vorhersehbar ist. Macron droht am 13.02.18 mit der roten
Karte Linie bei einem Giftgaseinsatz und schon ist er zwei Wochen später da. Wie letzes Mal in Douma mit einer vorhergehenden Drohung Trumps. Es scheint, dass das Tier Assad immer nur drauf zu warten, dass man ihm droht. Es sieht fast so aus, als würden die Friedensvölker der NATO das Theater schon lange verlassen wollen, wenn sie nicht immer wieder eingeladen würden. So was lässt sich im Grunde auch ganz einfach mit Briefen erledigen, denn mit Giftgas. Aber mit Briefen kennt sich der Westen seit den Leiden des jungen Werther und Twitter nicht mehr so gut aus wie mit Giftgaseinsätzen. Schade eingentlich.
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