Donnerstag, 15. März 2012
Guten Morgen, Schbackenland
6 Uhr morgens, die Vöglein in Lauerstellung, wer wohl den ersten Amselknödel auf den Balkon hinge. Vorwiegend ist es aber Revierkampf und - Verteidigung, ein Rangeln um die besten Plätze. Und das täglich, sobald die ersten Lichtstrahlen den Kampfplatz beleuchten. Hätten die Vögel die entsprechende Radartechnologie ginge das wohl schon nachts los. So zumindest denken wir.
Ich könnte mich auch an die Vorstellung gewöhnen, daß es einfach Kontaktpflege ist. Small-whistling statt whistle-blowing.

Wenn alles erwacht, die Geschichten der Nacht. Träume und Schäume. Vom Fink immer die gleiche Leier. Die Drossel ist heiser und schnabuliert seelenruhig in einer warmen Pfütze. Nur mit der Nachtigall will keiner sprechen, mit diesem arroganten Federvieh, wesshalb wir sie auch nur noch seltenst antreffen - vereinsamt trällernd für sich ganz alleine.

Und wenn das Tagwerk geschafft, wird nochmals gemeinsam gepfiffen und gelacht, was der Ast hält.

Was pfeiffen sie nur von den stacheldrahtbewehrten Dächern? Dazu morgen mehr ...
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Vom Laich zur Leich - aus dem Leben eines Sushi-Fisches
Meine Frau nennt mich Sushi ... kalter Fisch.
Ich höre es immer wieder. Jemand wird 20, 30, 40 und es hat garnicht weh getan.
Das ist auch eher unwahrscheinlich daß der maligne Tumor just den Geburtstag wählt. Aber warten Sie bis spätestens zum nächsten Skifahren, am Lift wartend, eine leichte Drehung.

Die Evolution ist kein Freund des Individuums. Es ist ihr Aspekt der Vergänglichkeit, der Tag und Nacht an uns nagt, der Zellen nicht mehr regeneriert und die Knochen, Sehnen und Muskeln rosten läßt. Es ist die Evolution, die noch keine dritten Zähne wachsen läßt und die uns nicht erst am Lebensabend begleitet.

Mich hat es vor zwei Jahren erwischt. Bis dahin noch zumeist jünger geschätzt, sieht sich nun niemand mehr dazu veranlasst, mir zu schmeicheln. Es ist eine absurder Glaube, mit dem Alter sei auch die Persönlichkeit so weit gereift, sich entsprechend zu verhalten. Ich möchte fast behaupten, daß es die Umwelt ist, die einen älter macht; man selbst eher Opfer.

Ich kann Sie durch die Zeilen sagen sehen, ein wenig sportliche Betätigung, Zufriedenheit und gesunde Ernährung wären der Schlüssel zur körperlichen Freude bis ins Alter. Ich darf Ihnen antworten: mir genügt das tägliche Gerenne um unseren planlosen Vorstadtbus, der kommt und nicht kommt wie er will. Das hält mich fit, denn meistens erwische ich ihn nicht und muss zu Fuss gehen, was Sushi-Fische wie mich so nach Luft schnappen lässt in dieser staubtrockenen Zeit. Kein Sport von Nöten, um die Evolution abzuwehren.


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Dienstag, 13. März 2012
Queridos companeros -
es muss nicht immer die Dritte Welt sein, die "unterentwickelten" Staaten, deren Bürger unter Willkür und lebensbedrohlichen Alltagssituationen ihr Dasein fristen.
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Bekannte informieren mich über die drastische Entwicklung in Mexiko, das ich noch von vor 20 Jahren kenne, die an Grausamkeit kaum zu überbieten ist. Ein Bürgerkriegsland ohne Beteiligung der Bürger, ein Kriegsgebiet des Drogenhandels, wie wir es noch nicht einmal in Kolumbien erlebt hatten.
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Dabei handelt es sich nicht nur um die nördlichen Grenzgebiete zu den USA - bekannt durch die Kooperation der amerikanischen Behörden (Operation Fast and Furious) mit dem Drogenring der "Los Zetas", jenen ehemaligen Spezialeinheiten der Guatemaltekischen Armee, die von der US-amerikanischen Escuela de los Americas in den schmutzigsten Formen der Kriegsführung ausgebildet wurden (siehe auch).
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Die Berichte meines Bekannten aus Guadalajara, einer ehemals gediegenen, ruhigen Studentenstadt werden immer unglaublicher. War es letztes Jahr noch ein Mörserangriff auf die örtliche Polizeistation, so zogen sich die Kampfhandlungen in Guadalajara diese Woche über rund 5 Stunden hin.

Wer auch mal die Gegenseite sehen und hören möchte, kann sich gerne auch mal bei den Narcos einloggen.

Hier aber nun die aktuellen Bilder der Woche aus Guadalajara:
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Mit welchen Mitteln der Kampf von Seiten der Drogenkartelle geführt wird zeigen die eigenen Panzerfahrzeuge, das eigene Mobilfunknetz, die enorme Feuerkraft und die Ruhe und Gelassenheit, mit der Exekutionen durchgeführt werden.

Wir "danken", all jenen Politiker, die durch ihre direkte Beteiligung am Drogen- und Waffenhandel, durch ihre Unterstützung und die Befürwortung von Drogenhandel und Kriegshandlungen, durch den massiven Rüstungsexport (Heckler&Koch nicht nur in Burmesien) und durch ihre passive Beteiligung und Verteidigung der herrschenden Drogenpolitik für diese Zustände verantwortlich zeichnen, für diese Bilder und Aufnahmen.

Mögen nicht auch Eure Verwandten und Kinder durch "stray bullets" oder eine Überdosis sterben.


... and by the way:
... mit Erfolg


... ohne Erfolg


... und mit ein wenig Humor

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Samstag, 10. März 2012
Angstschweiss in Nordafrika - aus Frühling wird Sommer
Der Frühling ist eine Jahreszeit, der nach einer gewissen Zeit der Winter folgt.
Ob das beim arabischem Frühling auch so sein wird? Und wer findet Sommer in der Wüste schon wirklich so erhoffenswert? Der Begriff riecht nicht nur nach westlichen Denkmustern, sondern es ist ein ganz modriger Geruch, den wir aus dem Kolonialismus und vom modernem Gutmenschentum her kennen. Arabischer Frühling - wer anderes als die westliche Kapitalpresse könnte diesen Begriff wohl geprägt haben? Der Aufbruch in die Demokratie - so könnte es eine liberale italienische Zeitung titeln und darunter das demokratische Abbild eines Herrn Monti. Uns selbst entgleitet diese Demokratie wie ein glitschiger Fisch, den noch vor kurzem europäische Schiffangflotten dem arabischem Fischer vor der Nase weggeangelt hatten. In der Psychologie nennt sich das klassisch Übertragung. Die Mär vom tunesischem Gemüsehändler, der durch seine Selbstverbrennung die arabische Freiheitsbewegung in Gang gesetzt hat. Das hat Bildzeitungsniveau und gerade deshalb wurzelt es tief in den Hoffnungen jener Menschen, die sich Freiheit wünschen. Wenn sie diese Freiheit dennoch in Ansätzen bekommen, wählen sie schließlich die Moslembrüderschaft. Den Rest der scheinbaren neuen Freiheit konterkariert die westliche Politik und Industrie, deren Interesse es ist, daß nicht nur der Rohstoff Fisch für uns weiterhin billig zu haben ist.
Wir könnten die Freiheit kennen. Für eine repräsentative Demokratie konnten wir allerdings selbst noch kein Gefühl entwickeln in den wenigen Jahrzehnten, in denen sie hier um Einlaß gebeten hatte - ohne diesen jemals gewährt bekommen zu haben.
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Wenn man sich der Borniertheit hierzulande nicht total verwehrt, könnte man meinen, wir hier im Westen befänden uns in einem ausuferndem Zeitalter der Vernunft, wir wären die Schöpfungsgeschichte der Menschenrechte und die Soldateska der Freiheit. Den halben Planeten in kürzester Zeit vernichtet, preisen wir Werte, die wir selbst nie so recht zu Gesicht bekommen haben. Wir verweihräuchern unseren verfressenen Geist so sehr, daß die Theorie zur Praxis wird. Wir bauen uns eine Phantasiewelt, in der wir jene Guten sind, die den anderen das Lebensrecht verweigern, so daß wir es später als Hilfslieferungen wieder zurückschippern können. Wir kapern das arabische Öl, indem wir nicht nur dem saudischem Volk die Freiheit verweigern, und schicken den Restmüll in Plastiksäcken zurück. Das ist raffiniert, aber mit Ethik und ähnlichem Anstandsgemurmel hat es so wenig zu tun wie das derzeitige Arabien mit dem Frühling.

Der sogenannte arabische Frühling ist kein Marshallplan für Nordafrika, sondern deren fortwährende Ausbeutung unter einem anderen Vorzeichen. Vielleicht soll es verhindern, daß weiterhin Schiffsladungen von Verzweifelten über das Mittelmeer schippern, vielleicht allerdings soll es uns auch helfen, daß uns hierzulande nicht die Billigarbeiter ausgehen, jene Illegalen, deren Traumberuf ein prekäres Arbeitsverhältnis in Europa ist. Wenn derzeit die korrupte Elite der Dritten Welt nicht nur in Nordafrika vom Thron gefegt wird, so muss das nicht zwangsläufig bedeuten, daß es dem restlichen Volk zugute kommt. Ganz und garnicht. Ohne Ali Baba, nach dem arabischen Zapfenstreich, sind es immer noch 40, heutzutage multinationale Räuber.
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Mittwoch, 7. März 2012
Nachschlag Burmesien

Bagan ohne Stupa im Bild - eine Seltenheit


mein täglich Essen gib mir heute


warme Farben am Lake Inle


Shwedagon Pagode in Yangoon mit Datum und Uhrzeit und was man nicht so gut sieht, dem Buddha mit Neon-Heiligenschein


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Dienstag, 6. März 2012
An der Rampe - gefangen im Vorzimmer der Arbeitslager des Amtes für Wirtschaft und Soziales
Sie fuehlen sich manchmal schwach und hilflos und moegen Katzen. Sie wuerden am liebsten um 6 Uhr noch im Bett liegen bleiben ... wenn da nicht all die Bett- und Raubwanzen mit Ihnen laegen und schon viel frueher als Sie zur Arbeit gingen, um an den Schwachstellen Ihres Koerpers zu nagen und zu meisseln.
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Wer wuerde glauben, daß die Empfaenger unserer Arbeitslosenversicherung, sprich die aus diesem Topf bezahlten argen Arbeitsaemter zu solchen Mitteln griffen, um Ihnen den Morgen zu versauen. Wer wuerde schon glauben, daß die Betreiber der modernen Arbeitslager, nicht die Arbeitslosigkeit bekaempfen, sondern den Arbeitslosen mit Tropenkrankheiten und Toxoplasmose. Der Feind des Arbeitsamtes ist schließlich nicht die Arbeitslosigkeit, sondern jener unverschämte Teil der Arbeitslosen, die zu Leistungsempfängern mutieren.

Es sei vermerkt, daß es sich der Arbeitslosenversicherung um eine staatliche Versicherungsgesellschaft handelt, in die man kräftig einzahlt, bevor man auch Anspruch auf Leitungen erhält. Woraus sich auch die Tatsache ergibt, daß der Leistungserbringende eigentlich das Arbeitsamt sein sollte. Möchte man meinen - anfühlen tut es sich entgegengesetzt.

Denn wer nun seinen Anspruch geltend macht, erlebt Dinge für die andere in den tiefsten Dschungel fahren müssen. Wer denkt, daß sich die Toxoplasmose nur unter Obdachlosen und ALG2-Empfängern breit macht, der hat ALG1 noch nicht erlebt. Unter Chagas - so will ich das mal nennen, was sich hier als Vorhofwärter so rumtreibt. Prionenangriffe, um dem Antragssteller, den letzten Lebenswillen zu rauben, um ihn so schwach und mürbe zu machen, daß er Terminfristen und Antragsstellungen versäumt, um ihn dann mit Leistungskürzungen wieder aus der Statistik und dem Empfängertopf zu drängen.

Einen aufschlussreichen Beitrag zu dieser von Rot-Grün angestossenen, fortlaufenden Geschichte dieser Arbeitslagermentalität hat für uns die Vorleserin ausgegraben.

Im Detail steckt der Teufel, denn der Begriff der Arbeitsagentur, die dem Leistungsberechtigtem, also jenem, der über Jahrzehnte sich brav seine Arbeitslosenbeiträge abziehen ließ, als Agent für eine neue Arbeitsstelle dient, hat sozusagen ausgedient. Ersetzt wurde er durch den Begriff der Arbeitsargentur - siehe ARGE - der sich dem Lateinischen Argentum entlehnt, dem Wort für Silber, sprich Geld. Und diesem Agenten des Kapitals geht es nicht um Arbeit, sondern darum die Überflüssigen der modernen Arbeitswelt durch geschicktes Lavieren und Taktieren, durch Lug und Betrug den Leistungsberechtigten von seinen gesetzlichen Ansprüchen fernzuhalten.
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Sonntag, 4. März 2012
10 . 9 . 8 . 7 . 6 . - The hardline has landed, the eagle is in fear
Die Live-Berichte von der Front koennen jetzt wieder mit Highspeed ins Netz gepumpt werden ... allerdings nur ueber eine Tastatur von der Groesse einer Kinderhandflaeche. Fuer fuehlt sich das an wie Rohstoffverknappung bei erfolgtem Ausbau des Pipelinesystems, oder auch wie ein Wachkoma bei vollem Lohnausgleich. Gleiches gilt fuer mein Sehfeld ... fuer mich hat das Internet visuell die Groesse eines Post-it mit der Schriftgroesse 3. Nun ja, das ist der Nachteil der neuen Technologien, wenn man sie nicht hat. Ich bitte daher um etwas Nachsicht fuer meine eingeschraenkte Teilnahme.

Wieder in Schbackenland ... und die Sonne scheint. Das ist, seit ich mich vom Thema Arbeit verabschiedet hatte, nun scheinbar immer der Fall. Es bewahrheitet sich das Gefuehl der Lohnsklaven, dass die Sonne vorwiegend waehrend der Arbeitszeit scheint. So faellt es mir schwer, an das Jammern ueber das Wetter etwas emphatischer anzugehen. Zudem finde ich es ganz angenehm, wenn mir auf diesem Wuestenplaneten Mutter Sonne mal nicht die Haut abschaelt. Und ausser Samstag abends kann ich auch ploetzlich wieder verstehen, was die Menschen um mich herum so sprechen.
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I am in a good Moody und so muss ich, entgegen allen Gewohnheiten, dem Land der Vollidioten jene Tagesnote erteilen, die sich zwischen einem Alkoholiker-Selbsthilfeverein und einem amerikanischem Automobilclub herausmittelt - von AA+ bis AAA.
Ein Volk von Philosophen, den Volkosophen, auf einer Baustelle, wo die Luft von Brauereidaempfen geschwaengert nach gefiltertem Kraftstoff riecht. In der Hybridphase der anfaenglichen Vernichtung von Geist und Anstand und selbst zu Zeiten des mir so verhassten Wintersports hat dieses Land auch seine sonnigen Seiten. Rausch und Kaelte sind in diesen Momenten der natuerliche Grenzschutz, der uns hier vor so manchen Mikroben und Protozoen bewahrt. Die nachtnächtlich fallenden Temperaturen lassen den Schmutz verklumpen und verhindern seine Verbreitungswahrscheinlichkeit. Das kostet uns eine Menge Geld, weil man abends eben nicht auf Wiesen und Waeldern, sondern nur in arschteuren Kneipen saufen kann, aber davon haben wir ja genug. Wenigstens die die so verrufene Kaelte ist ein wirksamer Rettungsschirm.
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Donnerstag, 1. März 2012
Der Zug nach Nirgendwo - Wir bauen den Generaelen eine Stadt
Noch eine letzter Eindruck vom grossen Change in Burmesien:

Es ist eigentlich Formsache, dass man auch mal in der Hauptstadt eines Landes vorbeischaut - ganz besonders, wenn sie neu und huebsch gebaut wie Nayphydaw - das ist dann den Einheimischen nicht peinlich und man schlaeft vielleicht auch mal ohne Floehe und Bettwanzen ein.
In Myanmar hat das so seine Tuecken. Der Flughafen, von der Groesse dessen in Bangkok, ist fuer Touristen nicht zugaenglich, und aehnliches hat man uns auch vom Bahnhof erzaehlt. So kamen wir auf die grandiose Idee, einfach in den Nachbarort zu fahren, weil die Hostels dort evtl nicht ab 100 Dollar aufwaerts, und dann mal mit dem Pick-Up rueberhuschen.
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Mit grossen Augen mussten wir dann feststellen, dass unser Zug doch in Nayphydaw einfuhr. Aehnlich gross waren die Augen der anwesenden Militaers und Polizeibeamten. Aber selbst die kleinen Zivilhelferlein, die man leicht an ihren Dirigentenstaebchen aus Bambus erkennt, wussten mit uns nichts so recht anzufangen.

Also andersherum, mal mit dem Pick-Up nach Pyin Ma Na ruebergehuscht und nach langer Suche festgestellt, dass es Touristen nicht erlaubt ist in Pyin Ma Na zu uebernachten. Da gibt es dann auch kein Work-around - in Myanmar muss, und das hab ich nicht erfunden, jede einzelne Uebernachtung jedes Touristen taeglich bei neun verschiedenen Behoerden gemeldet werden. Sollte dies - selbst Nachtbusfahrten werden entsprechend dokumentiert - nicht durchgehend belegt sein, kann es bei der Ausreise zu Schwierigkeiten kommen - so war es zumindest in Laos.

Voellig umsonst war unser Marathonausflug nach Nirgendwo dann doch nicht, da uns die Busfahrt zurueck nach Yangoon eine schoene Stadtrundfahrt durch Nayphydaw beschert hat. Es besitzt eine exakte Kopie der massiven Shwedagon-Pagode in Yangoon, nur eben 2600 Jahre juenger, Shopping Malls wie in amerikanischen Vorstaedten, 8-spurige Boulevards auf denen vereinzelt ein vollklimatisierter Jeep duempelt, in sattem Gruen glaenzende Parks mit beleuchteten Springbrunnen, in denen keine Seele wandelt und jeden Kilometer weit eine Villa, in der Herr Wulff eine wuerdigere Unterkunft finden koennte als sonstwo in der BRD. Nur auf den Mittelstreifen dieser Geisterstadt sieht man abgerissene Arbeiterinnen von Strohhueten verdeckt, das Gras mit Nagelscheren auf die richtige Hoehe zu stutzen.
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Dort werden die Herrn Generaele und andere Freunde der Htoo Group also ihren Alterssitz nehmen, um sich am groessten Rubin dieses Planeten zu ergoetzen, und um weiterhin den Pseudorealismus aufrechtzuerhalten, hinter dem sich dieser maximale Menschenverachtung verstecken laesst.

Einen grossen Dank moechte ich Mr.P aussprechen, der mir mit viel Herz und ohne sterile Handschuhe geholfen hat, meinen Kadaver drei Wochen am Leben zu erhalten, ohne in einem der huebschen Umerziehungslager zu landen, sondern im ganzen Stueck wieder nach Bangkok zurueckzukehren.
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A nightmare turns Myanmare - does the Aung Sun really shine over Burma?
Ausflug aus dem Friedhof der Kuscheltiere -


Nachdem sie mir noch wie ueblich die Nagelschere abgenommen hatten - die sie mir dann doch wieder zurueckgeben wollten; was ich entschieden abgelehnt habe (ich steh auf Konsequenz) und das Flaeschchen Myanmar Whiskey, war es mir nicht mehr moeglich, den Flug nach Naypyidaw umzulenken und doch noch mal in der Hauptstadt Myanmars zu landen (was fuer Touristen bisher nicht gestattet ist).
So bin ich raus, zwar immer noch verwanzt, aber ich bezweifle, dass die Sendereichweite von Bettwanzen bis nach Myanmar reicht.

Ach, alle sind so lieb hier :) und die Sonne scheint den ganzen Tag. Wo ich hinsehe, Poster und T-Shirts der Hoffnung - jetzt wird alles besser. Und je spaeter und besoffener der Gespraechspartner, desto oefter faellt das so missverstandene Woertchen Demokratie. Nur weil so mancher Regimegegner nicht mehr hinter Gittern oder unter Hausarrest, ist es doch ein wenig verfrueht, die Hosen der Vorsicht runterzulassen, also wollte man die Zukunft gesundbeten.

Im April wird es den ersten Versuch einer kleinen Vorwahl geben, aber alle sehen Aung San Suu Kyi, die friedensnobelgepreiste (mit der ruehmlichen Ahnentafel: Kissinger, Netanjahu, Gore) Oppositionsfuehrerin, bereits als Gewinnerin. Mit welchen Infratestumfragen wird in so einem Land gearbeitet? Frau Kyi in allen Ehren ... wenn das jetzt schon klar ist, dann lassen wir doch die Wahlen und nennen es einfach mal einen Regimewechsel. Hoffnung ist ein Motor, doch auf was zielt diese Hoffnung ab?
Freiheit - das wissen wir inzwischen - kann auch heissen, frei von Besitz zu sein, oder frei von Rechten und aehnlichem. Freiheit kleidet sich in verschiedenste Gewaender, wie wir das in Aegypten beobachten koennen.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Gesamtmasse der burmesischen Bevoelkerung das gleiche wollen wird. Und ein Auto, einen Fernseher und ein Handy wird es eben nicht fuer jeden geben. Ein Land voller Militaers, Rebellen und Drogenhaendlern wird es sehr, sehr schwer haben, einen friedlichen Prozess einzuleiten und beizubehalten.

Viele sprechen dem neuen Praesidenten Thein Sein viel Lob zu, dass er die momentane Entwicklung so weit zulaesst. Zum einen ist er nachwievor nur Nummer 3 in der Entscheiderliste, zum anderen scheint das Militaer einfach nicht so recht zufrieden zu sein, mit der bisherigen Zusammenarbeit mit China. Und weil westliche Multis aufgrund der aufgesetzten Menschenrechtsdebatte eben nur dann investieren, wenn wir westlichen Konsumenten uns dabei auch wohl fuehlen, weisselt man derzeit mal schnell die schwarze Fassade Burmesien mit abwaschbarer Farbe.

Die Hakenkreuz-T-Shirts scheinen die angepinselten Rucksacktouris nicht wirklich sehen zu wollen oder sich mit dem indischen Swastikasymbol zu erklaeren. Der auf den Shirts ueber dem Hakenkreuz tronende Reichsadler war allerdings nie ein hinduistisches Symbol. Und auch die Gruppe "Iron Cross" bezieht sich da eindeutig auf germansiche Wurzeln.

Man moege bei aller Liebe zu Burmesien auch nicht vergessen, dass es kulturell festverankert ist, dass Frauen maximal die Haelfte von Maennern verdienen, dass das maennliche Familienoberhaupt festlegt, wer hier wen heiratet, und dass sich der Wert eines Menschen vorwiegend in der Hautfarbe aeussert - versuchen Sie mal eine Hautcreme oder andere Pflegeprodukte in Burma zu finden, die keinen "skin-whitener" enthalten.
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Good luck, my friends im Friedhof der Kuscheltiere, moege die Zukunft die Erfahrungen der Vergangenheit widerlegen. Drauf geb ich dann eine Runde feines Myanmar-Bier aus.
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Dienstag, 28. Februar 2012
Beipackzettel fuer Burmesien
ANWENDUNGSGEBIETE:
Anzuwenden bei Kaefighaltung von Voelkergemischen aus Shan, Kachin, Karen, indischen, bengalischen, tibeto-chinesichen, laotischen, chaotischen und anderen endemischen Humanviren.
KUENFTIGE ANWENDUNGSGEBIETE
Aufgrund westkapitalistischer Rohstoffinteressen ist davon auszugehen, dass demnaechst auf Bodenhaltung umgestellt wird, wobei sich fuer das Voelkergemisch ausser der Farbe des Plastikgeschirrs und einer durchgehenden Stromversorgung fur die neuen Samsung-Flachbildfernseher wenig aendern wird.
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Le Monde diplomatique über die Schätze Birmas
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GEGENANZEIGEN
Vermeiden Sie eine Wiedergeburt in Burmesien, wenn Sie latetent allergisch auf Cobrabisse, Mangelernaehrung, kriegerische Handlungen, Bettwanzen, Ratten und Uebertraeger bisher unbekannter Krankheiten reagieren. Davon ist auch abzuraten bei bestehenden Unvertraeglichkeiten gegen Autoabgasvergitftungen, brennende Plastiktueten, verunreinigtes Wasser und Essen.
NEBENWIRKUNGEN
Schleichender, der finanziellen Cholera aehnlicher, Dollar- oder Euroverlust ohne die Moeglichkeit den Devisen-Elektrolythaushalt durch Geldautomaten wieder aufzufuellen. Selbst die sofortige Verabreichung von Kreditkartenbehebungen ist nicht moeglich.
Aggressionverlust durch buddhistische Troepfcheninfektion bis hin zur komatoesen Hinnahme der absurdesten Preisvorstellungen; im Endstadium begleitet von chronischem Laecheln, das zu schweren Verletzungen der Facialmuskulatur und letztendlich zum Verlust des Gesichtes fuehren kann.
DOSIERANLEITUNG
Maximale Anwendungsdauer: 3 Monate
Empfohlene Anwendungsdauer: 3 Wochen, sonst droht die massive Assimilierung bei totaler Verarmung, bis hin zur Einbuergerung oder schlimmstenfalls zur Eheschliessung
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THIS PRODUCT IS BROUGHT TO YOU BY

Staatsrat für die Wiederherstellung von Recht und Ordnung (SLORC) & friends

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Montag, 27. Februar 2012
Der Mythos der Eishoelle vom Lake Inle
... ganz im Gegenteil - nachts ist Njaung Shwe ein heisses Pflaster fuer Menschen wie mich, die mit den Rudeln aggressiver Strassenkoeter nicht auf gutem Fusse stehen. Fuer mich sind sie die letzten Relikte der eines Systems von Angst und Terror einer Militaerdiktatur. Fast so wie der Mythos von den Tiefsttemperaturen am Lake Inle.
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Die Tagestour ist vom technischen Standpunkt aus nicht viel anders als mit dem Motorboot ueber einen bayrischen See zu rauschen - das Wasser ist flach und blau.

Interessanter ist der Grund einer solchen Bootstour, die Besuche der verschiendenen "factories" wie Schmied, Seidenweberei, Zigarrenherstellung etc etc - ich vermute mal ganz platt, dass es sich hierbei um das weltweite Geschaeft der Kommissionen handelt.
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Der kleine Denkfehler von einheimischer Seite sind die nichtexistenten Moeglichkeiten, an Geldautomaten Nachschub an Dollar zu ziehen oder mit Visa-karte zu bezahlen. Angenommen werden auch einzig - und das ist weltweit einzigartig - faltenfreie und lupenreine Dollarscheine und Euros. Ein Warum-das-so-ist bleibt eines der bestgehueteten Geheimnisse. Ich vermute, dass China neben dem Erdgas Burmas, aus dem Goldenem Dreieck seine Bardevisen an Dollar/Euro bezieht. Warum sonst Goldenes Dreieck, wo Opium und Teakholz doch eine braune Faerbung aufweisen.
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Es kursieren gar Geruechte, dass Auslaender, denen das wenige Bare ausgeht in jene Auffanglager an der thailaendischen Grenze verfrachtet werden, ehe sie von eingeflogenen Freunden ausgeloest werden. Vielleicht sind auch sie es, die an den Webstuehlen oder Ambossen der Lake-Inle-Factories ihren Lebensunterhalt bestreiten.
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Sobald sich also eines der Tourenboote den auf Stelzen im See stehenden Factories naehert (siehe mangelnde Fluchtmoeglichkeiten fuer Zwangsarbeit), laesst sich Wuseln, Haemmern und emsiges Treiben vernehmen, das beim Verlassen schneller verebbt, als sich das Boot entfernt. Wen wundert da, dass man die handgearbeiteten Familienprodukte landesweit vorfindet ... im Grunde in gesamt Suedostasien. Warum sollte es auch nur die beruehmte Manadaly-Seide sein, die aus China importiert wird, da der Buddhismus das Toeten von Seidenraupen unter karmatische Hoechststafe stellt.

Alles in allem also im Grunde der gleiche "Scam" (Betrug waere hier zu hart) wie am Nachtmarkt von Luang Prabang.

Burmesischer Wein ist der Trinkmuehe nicht wert, das wird wohl auch in Jahrzehnten nichts werden.
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Doch der burmesische Whiskey und Rum lohnt die Reise. Und dazu eine mit dem halben Filter eingetauchte Zigarre auf dem Balkon der 25$-Suite im Queen Inn in Njaung Shwe laesst dieses koestliche und so lang ersehnte koloniale Gefuehl erwachen, gegen das sich die vielen Gut-Touristen so energisch stemmen. Die Einheimischen hingegen freuen sich darueber unsere weissen Gesicht von einem Laecheln ueberzogen zu sehen.
Tagsueber eine Fahrradtour, denn die Hundemeute schlaeft bei dieser Hitze und anschliessend ein gediegener GinTonic auf der anderen Seite des Kanals; begossen von einer im Alter immer huebscher werdenden Barkeeperin, bei deren Stimme, man selbst das Rauchen vergisst.

Wer sich an diese Grundregeln haelt, hat seinen Koerper ausreichend gestaehlt fuer die den naechsten Hoellentrip: die Zugfahrt nach Thazi - diesmal Upper Class, was im Grunde keinen Unterschied macht.
Auch hier wieder die Struktur des Zellverbands. Auf den Sitzen kruemeln die Betel-kauenden Leidensgenossen, wir begiessen uns mit Whiskey. Der Boden von Kindern bedeckt wie ein Schlachtfeld aus dem hundertjaehrigem Krieg, und der Rest uebersaeht von Bastkoerben und Mopeds, die scheinbar gratis mitreisen duerfen.

Der ZickZackkurs den Berg hinab mag technisch interessant klingen, das teils niedergebrannte Gebuesch uebersaeht vom Muell, den man hier einfach aus den Fenstern schmeisst, macht die 10stuendige 150km-Fahrt allerdings nicht gerade zu einem Naturschauspiel. Immerhin sieht man an den Muellsorten, was am naechsten Halt so zum Essen angeboten wird.

Erst da, wo man nichts erwartet (das ist immer so auf dem Lonley Planet), wird man von Unerwartetem auf Schoenste ueberrascht. Thazi, der Zugkontenpunkt, angeblich ohne jegliche Attraktion, bietet, was man in diesem Land eigentlich fuer nicht moeglich haelt. MEHRERE 24-Stunden Sportkneipen mit auf mehreren Bildschirmen dargebotener Pemier-League, und so Gott es will - und er wollte es - auch mal ein Bundesliga-Spiel.

Ich ueberlege, in dieser Stadt eine kleine Pagode aus Bildschirmen zu errichten.
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Freitag, 24. Februar 2012
I am so happy to be on TorTour with you, Sir
Schunkelfahrt mit Freunden von Bagan an den Lake Inle.

Ich sollte sagen: die beruechtigte 11-Stunden-Toertour vom Feuer Bagans ins Eis am Lake Inle. Wer kennt ihn noch den Song "We are family" von den Jackson Brothers. Doch selbst das ist zu individualistisch gedacht. Eine Masse von dicken und duennen Voelkerschaften, dich gestopft - nicht wie die allein lebende Sardine - sondern wie Bakterien im Darm einer Mastente. Der Bus also im Grunde ein Zellverband mit dem gleichen Ziel; halblebendig die Eishoelle (so sagt man zumindest) von Kalaw und Lake Inle zu erreichen. Zum Glueck ist es inzwischen der Beginn der warmen Saison.

Wer zumindest im Bus einen guten Ueberblick ueber die leidenden Gesichter der Touristen zu gewinnen, kommt nicht umhin, einen der Notsitze im Gang des klapprigen Busses zu bekommen - Mittelreihe also, ungefedert und lehnenfrei, denn eine ehrliche Haut (spaeter Lederhaut), weiss dass bei Bergstrecken nur so die typische schweissgeladene Huettenstimmung aufkommt. Wer wuenscht sich schon Federung, wenn bei Ankunft dann wenigstens zum erstenmal der Stuhlgang wieder hart ist.

Die Reise verlaeuft ohne Massenpanik, und ist gut so, denn jede Pinkelpause stellt ein logistisches dreidimensionales Problem dar, dass beim Einsteigen auch alle wieder feingeordnet nach Platznummer im Zellverband ihren nummerierten Platz finden, ohne sich totzutrampeln.

Grosse Leidensfaehigkeit beweist auch die in vielerlei "air-cushions" gepackte Koreanerin, die auf ihrem stark geneigtem Notsitz an den verschwitzten Bierdeutschen neben ihr gepresst wird, so dass sie sich im Grunde vermengen - doch manche Rassen scheinen im Zellverband geboren zu sein.

Die uns begleitenden Schluchten hinauf in die Kaelte mit der teils abgebrochenen Strasse, schrecken mich nicht, denn was soll einer Fleischkugel, die wir Insassen darstellen, schon passieren, wenn wir runterrollen. Schade nur um die zerquetschen Fische im Fluss an Fusse der Schlucht.

PS: Die geheimnisvolle Anti-3-Salbe von Dr.Win hat Wunder gewirkt. Die wenigen Muecken haben nun wieder eine Chance durch meine verquollene Haut ihren Ruessel durchzustecken. Mal sehen, was Burmesien krankheitstechnisch noch so zu bieten hat ;)
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Montag, 20. Februar 2012
Death of a Wing Man in Wurmesien
Ich hatte mein beginnendes Siechen ja bereits angedeutet, nun ist es amtlich. Ich vermache meine Texte der von mir so geliebten Oeffentlichkeit. Wer haette gedacht, dass Indien und Westafrika so spurlos an mir voruebergehen und es mich dann hier erwischt - in Myanmar, das nun neben seinen Dieselmotoren auch das Land oeffnet, und ich im Zuge dessen meine Poren fuer noch unentdeckte Insektengifte.
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Die amtliche Diagnose des lokalen Alles-Arztes Dr.Win lautet: In Europa ist es kalt und hier heiss. Das vertrage sich nicht mit "seafood, pork, alcohol und hot and spicy". Zum Glueck gibt es fuer diese missliche Lage die Wundersalbe "Anti-3", die all die daraus entstehenden Uebel bekaempft.
Zumindest keine Antibiotika, auf dass es mir die Darmwand nicht vollends aufloest. Also her mit der Salbe.

Aus meiner mangelhaften Sicht der Dinge, handelt es sich allerdings um eine etwas diversere Sachlage. Ich vermute Flohstiche, eventuell Sandfloehe, weil sie im Sand geblieben sind und nicht mit mir ins Bett wollten. Erst moskitoaehnlich, dann eine erweiterete Roetung rund um die abwechselnd naessenden und verkrustenden Einstichstellen. Verwunderlich ist nur deren ueber den ganzen Koerper verteilte massive Anzahl.
An den bedeckten Koerperstellen behalten sie ihre klassische Form, waehrend sie an sonnenexponierten Hautpartien blutblasenaehnliche Pusteln ausbilden, die, wenn sie aufplatzen, einem Geschwuer gleich nachwachsen. Ich nenn das mal ganz unmedizinisch eine Immunreaktion einer europaeischen Wunde auf die extreme, trockene Hitze hier.

Will mal hoffen, dass es kein nach aussen wirkendes haemmoraghisches Fieber ist als Spaetfolge auf den Bettwanzenangriff, oder dessen zweite Angriffswelle im weiterentwickeltem Larvenstadium. Da kaeme dann nur eine Loesung in Frage, mich selbst und mein Gepaeck eineinhalb Tage lang auf ueber 55 Grad Celsius zu erhitzen. Was im Grund eh schon der Fall ist. Such is life in the tropics ;)
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Freitag, 17. Februar 2012
Cruising Irrawaddy - Mandalay to Bagan
Auf den Spuren des Tizian Terziani und des halluzinatorischen Heiligenscheins Buddhas.
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Mir waers erst garnicht aufgefallen. Nach den Karaoke-Shows auf indonesischen Faehren, nach den in allen Neonfarben funkelnden Bussen Indiens, nach den allabendlichen, die Strassen der 3.Welt beschallenden SitComs und Telenovellas, nach all dem unstillbarem Hunger der 3.Welt, etwas mehr Pepp und Farbe in die armseligen Bambushuetten zu bringen,
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war ich anfangs blind gegenueber jener burmesischen Eigenheit ... dem rythmisch blinkenden Heiligenscheinen der Buddhastatuen.
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Und wenn man es genau bedenkt, fuehlt man sich zurueckversetzt in die Zeiten, als man noch bunte Glasperlen gegen die Schaetze der Neuen Welt eintauschen konnte. Jetzt sind es Lichterschlangen und Videogames. Und trotz all der Technik erst Neue Welt, jetzt Dritte Welt. Was fuer ein Werdegang.

Nun, wer 40$ fuer eine Schiffsreise in Myanmar bezahlt, muss zwangslaeufig damit rechnen, dass er auf einen Haufen Schbacken der eigenen Art trifft.
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Verhaermtes Westvolk, das sich lieber am Oberdeck von den Abgasen des Kamins einheizen laesst, als das wohlige Klima in der 1.Klasse im Unterdeck zu geniessen (wieder einer jener seltsamen raren Orte, an denen man hier nicht rauchen darf). Erst hier findet man die noetige Ruhe vom aufgeregtem Gebrabbel jener, die verzweifelt nach burmesichen Aschenbecher suchen (das Land selbst ist der Aschenbecher!) und sich gegenseitig die Umgebung erklaeren. Schon ueberraschend, dass auf jedem "Lonley Planet" die gleichen Dinge vorkommen - ich faende den Arbeitstitel "One Word View" wesentlich passender.

Zurueck zu Terziani, der diese Reise 1991 gemacht hat. Seine Berichte ueber dieses Land schillern vorwiegend in zwei Farben, in Schwarz und in Blutrot. Letzteres fuer die Vergangenheit und Schwarz fuer die Zukunft. Irgendwo geistert mir auch der Spruch im Kopf, dass George Orwell, den es auch mal hierher verschlagen hatte, drei Buecher geschrieben hat - alle ueber Burma.
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erst seit diesem Monat erlaubt - das Bild der Oppositionsfuehrerin Aung oeffentlich zu zeigen
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Wenn ich also hoere, welch innere Kraft und Schoenheit von den Tempeln Bagans ausstrahlen, so kommt mir der Brecht wieder hoch: denn diese Superkoenige werden die Tempel wohl nicht selbst gebaut haben. Im guenstigsten Fall waren es unbezahlte Fronarbeiter. Und es waere schon verwunderlich, wenn nicht hunderte von Menschenopfern die vermeintlichen Goetter hierfuer guenstig stimmen sollten.
Wie Koenig Mindon vor 150 Jahren und sein Nachfolger Thibaw, denen 600 Opfer für einen Tempel noch nicht genug waren.
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siehe da - eine rauchende Koenigin
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Zumindest vom Erbauer des Ananda-Tempels heisst es, dass er nach Fertigstellung des Tempels gekoepft wurde, wie auch der Schoepfer der Glocke von Mingun. So laeuft das hier - warum sollte es sich nach 1000 Jahren nun aendern.
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Sobald das Erdgas nach Thailand und China verkauft, sobald die letzten Rubine aus der Erde gesprengt und das letzte Teakholz verschippert, soll das Volk seine Demokratie ruhig haben. Denn was wird es schon wollen. Ein Moped, einen Samsung Flachbild und Orginal Adidas. Mit was aber wird es die Importgueter bezahlen, wenn es seine ausgeblutete Seele dem Kapitalismus ueberschrieben hat? Vielleicht mit seinem Fleisch?
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bis dahin bleiben die Fahrradreparaturgeschaefte vorerst noch sehr antiquarisch - uns gefaellts, den Einheimischen weniger
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Einflug nach Burmesien
Bangkok -Rangoon - eine Stunde Flug, zwei Welten. 15 Minuten Zeitunterschied! Da moechte man fast meinen, dass die Rebellen an der Landesgrenze extra dafuer geschaffen wurden, diesen Zustand zu halten. Das eine ein Land der Illusionen, das andere auch, aber eben einer anderen Traumwelt, der Desillusionierung zugehoerig.

An dieser Stelle ein grosses Lob an die Myanmar Air International (MAI). Wenn es heisst: Reihe 15-38 zum Boarding, dann wird das auch mit eiserner Hand durchgesetzt. Keine Chance den fetten Front-Row-Schbacken, die anschliessend den Gang versperren. Auch die Vorfuehrung des Sicherheitsspektakels ist ganz grosses Kino; alles live und im Orginalton gesprochen, die Stewardessen im Dresscode Neon, so perfekt, dass man beim Anblick der Schwimmwestenvorfuehrung an Synchronschwimmen im Trockendeck denken muss.

Auf der beruehmt beruechtigten Startbahn von BGK schlagen die unwuchtigen Reifen der MAI so durch, dass man die Luftloecher schon am Boden vermutet. Die Stunde Verzoegerung beim Anflug wegen Bodennebels, hielt ich anfangs fuer eine billige Ausrede. Nach den Erfahrungen im Smogkanal (Link folgt), ist mir nun doch klar, was damit gemeint ist.

So landen wir erst um 22 Uhr direkt im Herzen des Rangoon Delta Blues. Dank der kolonialen Fassaden im Zentrum erinnert es mich an Angkor Wat, das nachts auch nur von Ratten besiedelt wird. Ein paar schlafende Rikschafahrer und streunende Hunde beleben das Stadtbild. Um sich dieser Negation von Leben ein wenig anzunaehern, suchen wir noch den letzten offenen Strassenverkauf, der ausser E-Coli eigentlich nur Reis und Tee im Angebot hat. Und so geniessen wir das ausklingende Nichts auf Plastikstuehlen, die ein deutscher Kindergarten gestiftet haben muss - warum nicht gleich am Boden? Das muss eine burmesische Din-Norm sein, dass drunter noch eine ausgewachsene Ratte hindurchfindet.

Wenn Kakerlaken singen koennten; die Welt waere eine bessere.

Fuer 20$ ein Hostelzimmer mit Fenster waere hier zuviel erwartet. Manchmal ist keines aber auch besser und weniger mehr. Ansonsten bringt auch die Nacht nichts Neues. Ein schnarchender Nachbar im Gerassel der Aircondition und - wer dies fuer eine chinesische Folter haelt, kennt die Melodien Asiens nicht - tropfende Wasserhaehne.

Ob noch Alptraum oder das frueher als ich erwachte Strassenleben. Wichtig ist, dass es weh tut, das Hupen, Rattern, Hupen, Quietschen und Hupen unterlegt vom morgendlichen Gebruell und der unverwechselbaren Duftnote Suedostasiens "frittiertes Palmoel in Diesel".

Mein vom Nachtschweiss angeschleimter Koerper mit seiner Magnetwirkung auf Schmutz und Smog rollt sich aus dem Bett in das klebrige Dasein dieser Stadt - endlich Urlaub.

Ich trete auf die Strand Road, um beim Versuch, bei einer Zigarette frische Luft zu schnappen, nicht in den einzigen aus dem BRIC-Staat Indien importierten Teil der Moderne, die halboffene Kanalisation, zu fallen.

Carpe diem - Good Morning Burma.
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Donnerstag, 16. Februar 2012
Im Nebel der Hoelle - unterwegs im Smogkanal
Im Grunde herrscht auf den Strassen Myanmars die totale Anarchie, selbst Scheinwerfer in der Nacht muessen scheinbar nicht sein, warum auch, wo die Sicht so eingeschraenkt durch die Abgase, dass man selbst bei Tag nur auf Gehoer faehrt.
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die Oekovariante
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Anhupen von hinten - "Honk your horn" pflegt man in Indien zu sagen - dass der Vordermann weiss, dass man da ist. Bei einem 60 Millionen-Land, in dem jeder sein kleines Moped besitzt, kann man sich das Hupkonzert ja etwa ausmalen.
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Variante mit offenem Dieselmotor - vermutlich eingetaktet (konnte es an der TUEV-Plakette nicht erkennen
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Und alle schoen Eintakter aus Indien, weil billig, weil laut und weil Qualm hier eben nicht verboten ist.
The Land of the free ... roads, roads free of rules. Knalltrauma und Rauchvergiftung sind die Folgen. Wer kennt es nicht, das Huesteln und Rotzen vom Feinstaub.
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Reisen alt und neu - mit moderner Tankstelle in der Mitte
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Auf Piste mit dem Massenhilux (Pick-up your bones at the final destination, wenn alles gut geht).
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Vorbei an den tausenden von lokalen Muellverbrennungsanlagen, jenen kleinen Feuern mit denen die Strassenverkaeufer ihren Muell vernichten, oder einfach mal Rauchsignale senden, weil man als Strassenverkaeufer leider keine Hupe hat.

PS> die Bettwanzen hatte ich ja schon erwaehnt. Aber nachdem ein Unglueck selten allein kommt, hat mich heute wohl ein neues Insekt erwischt, bzw. eine ganze Kohorte. Zahlreiche Stiche, bei denen man erst eine gewoehnliche Malaria oder Dengue vermutet. Innerhalb von Stunden aber lokale Schwellungen an den Fingern und kurz darauf rote Pusteln. Fuer die Pest wohl zu klein. Aber aussehen ... zum Glueck geht um 11 das Licht aus ... als wuerden die Haende verwarzen.

Wer Mungo Parks und Westafrika gelesen hat, weiss wie es sich anfuehlt, wenn man das Gefuehl bekommt, zu vergammeln. Mal fuehlen und sehen, was der morgige Tag so Spannendes bringt, bzw in mich injiziert.
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Mittwoch, 15. Februar 2012
Burmesien - Essen und Trinken
... allerdings nur in einer Kurzreplik, weil hier eben alles um 22 Uhr schiesst.

So divers wie die Gesichter Myanmars, sind auch die Maegen dieses Vielvoelkerstaates. Chino-tibetisch bis hin zu koreanischem Futter, vom Inder bis hin zum Hamburger ist hier alles zu haben - immer mit einer Kanne milden chinesischen Tees. Andererseits mag es verwundern, dass man in einem Land, das seinen eigenen Kaffee herstellt, die SuperCoffee genannte Instant-Beutel-Bruehe fuer das Non-Plus-Ultra haelt. In Guatemala uebrigens nicht anders.
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Und wenn jemand behauptet, man wisse ja nie wo der frittierte Aal seinen Ursprung hat, so kann ich dem entgegnen: aus der Kueche und davor immer in der Saragossa-See. Bei den Fried Sparrows (Spatzen) wird es wohl Nachbars Garten sein. Warum man beim frittiertem Huhn auch die Knochen kleingehaeckselt beimengt, bleibt mir ob meiner mangelnden Sprachkenntnisse unerschlossen. Das wurde man bei uns nicht mal als Hundefutter verkaufen duerfen.
Ratte und Eichhoernchen stehen zwar nicht auf der Karte. Sie sind aber der eigentliche Geheimtip ... hab ich mir sagen lassen.
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Mobiles Strassenrestaurant in Yangoon
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Bis zum naechsten mal. Wenns es der Magen zulaesst.
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Burmesien - freezing up in the Shan-Hills
Tag 5-6:

22 Uhr in Pyin u Lwin - wer mal etwas Abstand moechte von der Waerme der Burmesen und dem Delta, der komme nach Pzin U Lwin, um einzutauchen in den kulturellen Restbestand des Goldenen Dreiecks (der Mutter des Heroins), um Bekanntschaft zu machen mit den Alkis die nach 22 Uhr die Strassen besiedeln und noch weniger Burmesisch sprechen als ich selbst.

Vielleicht ist es auch nur die Eiseskaelte, die sie dazu treibt, sich in die Fluten des Royal Club Whiskey zu stuerzen, bis die knappen Kyat (hiesige Waehrung) alle sind und sie sich notgedrungen sprachlos bettelnd auf vorbeikommende Reisende zu stuerzen. Wie erkennt man mich nur als Fremder in dieser schwaerzesten aller Dunkelheiten - vermutlich weil ich nicht wanke oder nach Sandelholzpaste rieche.

Der ein oder andere Traveller findet auch Genugtuung an jenen Schleppern, die ihr Englisch dadurch aufbesser, indem sie die Leier von der "best and cheap, my friend-Package Tour runterleiern, bis einem die Ohren abfallen. Ihr Geschaeftsmodell scheint zu sein, dass man sie allein deshalb bucht, dass sie nur endlich aufhoeren zu reden.

Wer gerne 24 $ im Grace fuers Doppelzimmer zahlt, hat wenigstens die Chance, sich in hoerbarer Naehe des Smog-Highways Nr1 unter die warme Decke zu fluechten und 24 Stunden die englische Premier-League zu glotzen.
Wobei ich gelernt habe, dass der Sturm des englischen Fussballs nur deshalb so stark erscheint, weil seine Defensive eben garnichts drauf hat. So bleibt es ein Raetsel, warum die Moenche Mandalays allesamt fanatische Manchester United Fans sind.
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Gluecklicherweise hat auch Barcelona einen guten Stand hier, so dass ich mit meinem weiss-blauem 1860er-Fussballshirt wenigstens nicht auf meine Nationalitaet angesprochen werde, da man mich fuer einen Fan des Argentiniers Lionel Messi haelt.

Das richtige Fussball-Shirt wirkt Wunder auf allen Reisen in Laendern, die was von Fussball verstehen - also nicht in den USA.
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