Der Zug nach Nirgendwo - Wir bauen den Generaelen eine Stadt
Noch eine letzter Eindruck vom grossen Change in Burmesien:

Es ist eigentlich Formsache, dass man auch mal in der Hauptstadt eines Landes vorbeischaut - ganz besonders, wenn sie neu und huebsch gebaut wie Nayphydaw - das ist dann den Einheimischen nicht peinlich und man schlaeft vielleicht auch mal ohne Floehe und Bettwanzen ein.
In Myanmar hat das so seine Tuecken. Der Flughafen, von der Groesse dessen in Bangkok, ist fuer Touristen nicht zugaenglich, und aehnliches hat man uns auch vom Bahnhof erzaehlt. So kamen wir auf die grandiose Idee, einfach in den Nachbarort zu fahren, weil die Hostels dort evtl nicht ab 100 Dollar aufwaerts, und dann mal mit dem Pick-Up rueberhuschen.
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Mit grossen Augen mussten wir dann feststellen, dass unser Zug doch in Nayphydaw einfuhr. Aehnlich gross waren die Augen der anwesenden Militaers und Polizeibeamten. Aber selbst die kleinen Zivilhelferlein, die man leicht an ihren Dirigentenstaebchen aus Bambus erkennt, wussten mit uns nichts so recht anzufangen.

Also andersherum, mal mit dem Pick-Up nach Pyin Ma Na ruebergehuscht und nach langer Suche festgestellt, dass es Touristen nicht erlaubt ist in Pyin Ma Na zu uebernachten. Da gibt es dann auch kein Work-around - in Myanmar muss, und das hab ich nicht erfunden, jede einzelne Uebernachtung jedes Touristen taeglich bei neun verschiedenen Behoerden gemeldet werden. Sollte dies - selbst Nachtbusfahrten werden entsprechend dokumentiert - nicht durchgehend belegt sein, kann es bei der Ausreise zu Schwierigkeiten kommen - so war es zumindest in Laos.

Voellig umsonst war unser Marathonausflug nach Nirgendwo dann doch nicht, da uns die Busfahrt zurueck nach Yangoon eine schoene Stadtrundfahrt durch Nayphydaw beschert hat. Es besitzt eine exakte Kopie der massiven Shwedagon-Pagode in Yangoon, nur eben 2600 Jahre juenger, Shopping Malls wie in amerikanischen Vorstaedten, 8-spurige Boulevards auf denen vereinzelt ein vollklimatisierter Jeep duempelt, in sattem Gruen glaenzende Parks mit beleuchteten Springbrunnen, in denen keine Seele wandelt und jeden Kilometer weit eine Villa, in der Herr Wulff eine wuerdigere Unterkunft finden koennte als sonstwo in der BRD. Nur auf den Mittelstreifen dieser Geisterstadt sieht man abgerissene Arbeiterinnen von Strohhueten verdeckt, das Gras mit Nagelscheren auf die richtige Hoehe zu stutzen.
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Dort werden die Herrn Generaele und andere Freunde der Htoo Group also ihren Alterssitz nehmen, um sich am groessten Rubin dieses Planeten zu ergoetzen, und um weiterhin den Pseudorealismus aufrechtzuerhalten, hinter dem sich dieser maximale Menschenverachtung verstecken laesst.

Einen grossen Dank moechte ich Mr.P aussprechen, der mir mit viel Herz und ohne sterile Handschuhe geholfen hat, meinen Kadaver drei Wochen am Leben zu erhalten, ohne in einem der huebschen Umerziehungslager zu landen, sondern im ganzen Stueck wieder nach Bangkok zurueckzukehren.