Ein paar abschließende Worte zum diesjährigen Sommer
... kann man mal sehen, was aus einer vielgepriesenen Klimaerwärmung so werden kann. Ein Sommer, der am Gefrierpunkt schrammt. Eine Auswanderungswelle selbst der heimischen Botanik ist zu befürchten.
In den wenigen Minuten, in denen die Sonne sich ans Tageslicht kämpft, heizt sie, was das Zeug hält, aber schon Sekunden später schiebt sich erneut ein Wolkenband vor unser Gemüt. Selbst die sonst so bunte Innenstadt verliert ihre Farben. Abgewaschen und starr vor Kälte wirken die sonst so saftigen Wiesen wie eine Brachlandschaft.
Neben den Finanzen und der Arbeitswelt erleidet nun auch noch das Wetter eine Krise. D.h. die Krise erleiden natürlich wir - den Finanzen und dem Wetter ist es herzlich egal. Nicht so der Pflanzenwelt. (*)
Wie ich Evolution sehe, wäre eine zweite Garde Schneeglöckchen angesagt. Den Namen 'Pfingstrose' dürfen wir wohl getrost streichen, die fauligen Erdbeeren dann im Spätsommer aus den Büschen kratzen und braune Tomaten, vom hilflosen Kupferoxyd blau gesprenkelt, im ersten Schnee ernten. Warum sind wir darauf nicht vorbereitet gewesen, warum haben wir nicht mehr Winterblumen? Vielleicht haben sie ja schon war in der Schublade und in den Laboren.
Eine Schneelandschaft muß man nicht mähen. Wenn sie oft genug fällt, die weiße Schneepracht, gibt es weniger Matsch und alles bleibt schön weiß. Fehlt eigentlich nur der Blumenteppich darüber. Besagte Schneeglöckchen hätten wir ja schon, wenngleich diese farbentechnisch weniger der Renner sind. Und sonst? Unterirdischen Winterradi und blasse Erika, oder wie dieses Unkraut heißt, das mehr wie Schmutz denn Pflanze aussieht. Wir können menschliche Ohren züchten, aber keine winterharten Rosen - das kann mir doch keiner erzählen, daß hier nicht schwerwiegende Fehler gemacht wurden.
Die Gletscher schmelzen und weil Kälte immer nach unten fällt, erfrieren wir nun in der Tiefebene. Die Energieunternehmen reiben sich die Hände und in den Fruchtkörben der Supermärkte dürften sie den Salat jetzt schon um die 3 Euros auspreisen. Nicht etwa, weil es in den beheizten Gewächshäusern zu Problemen gekommen wäre, sondern einfach weil sie so habgierig und unverschämt sind, das die eigentlich Eiszeit aus ihren Herzen kommt. Und weil ein so geräumiges Parlament, wie das deutsche, schwierig zu heizen ist, werden wir auf die steuerliche Kältezulage nicht lange warten müssen. Im Sinne des Energieerhaltungssatzes müssten manche Kassen klingeln, wenn es vielen kalt reingeht. Eiszeit und das Öl ist alle. Vielleicht wird es die erste Eiszeit, in der es heißt hergeht. Letztendlich hat er dann doch gewonnen, der Russe, wenn uns Sibirien überrollt - mit Vollgas.
Da unser dürftiger Planet aber kein geschlossenes System, ist es sicher nicht allzu futopisch [sic] zu denken, daß sich da der ein oder andere schon mal das Weltall für eine spätere Ansiedlung vorheizt.
Dem Fortschritt stets blind folgend, werden wir demnächst nur noch Jahrhundertwinter fahren; einen nach dem anderen. Einsparungen bei den Jahreszeiten. Statt vier nur noch zwei, Herbst und Winter. Das kommt davon, wenn man stets von (dieser linkslastigen) Permakultur redet. Das gesprochene, aber auch das gedachte Wort evoziert sich selbst. Wer an Permakultur denkt oder gar davon spricht, wird den Permafrost bekommen. Wer Perma säht, wird Perma ernten, mein lieber Hobbygärtner.
Friede den Tüten, Krieg den Päbsten ;) nee, im Ernst, Krieg den Gärten, Friede den Feldern und Hainen.
So kann man das natürlich auch angehen. Laut einer Umfrage werden viele Benutzer von Facebook oder anderen virtuellen Netzen darin beleidigt oder mehr. Das ist offenbar nicht gut. Wir wollen, daß alle zueinander lieb sind. Wenn gut zureden nicht hilft, dann müssen wir das eben gesetzlich regeln. Wenn mit der Ex-Freundin der halbe Bekanntenkreis wegbricht und ihr darin recht gibt, daß es sich bei ihm offensichtlich um ein Arschloch handelt, dann könnten sie das doch einfach für sich behalten und allen wäre geholfen - außer ihnen selbst. Bei anderen wiederum, die es nie zu einer Freundin geschafft haben, greift der Gedanke des Minderheitenschutzes. Das können dann 90% als diktatorisch empfinden, aber unser Rechtsempfinden ist dadurch wieder in der Balance.
Ist schlimm genug, daß sich immer mehr hinter Social Media und Bloggerseiten verstecken, weil sie aus Angst vor Beleidigungen den öffentlichen Raum zunehmend meiden. Da sollten wir sie wohl wenigstens hier beschützen. Will man sich garnicht ausmalen, wieviel Leid und Traumatisierung schon allein durch Anhupen verursacht wird. Da wollen wir das im Virtuellen mal garnicht einreißen lassen. Schließlich ist es ja auch verboten, im Arbeitszeugnis wörtlich reinzuschreiben, daß es sich um einen faulen Arbeiter handelt, der regelmäßig zu spät gekommen ist, mit Ausreden, die noch dümmer sind als er selbst.
Verboten gehört der Gedanke, daß es manche ganz einfach verdient haben und froh sein können, daß es nur ein Shitstorm ist - und nicht gleich das Haus angezündet, wie das beim Haberfeldtreiben wohl schon auch mal vorgekommen ist. Verboten und sanktioniert gehört der Trugschluß, daß hier über die Hintertür eine neue soziale Norm zementiert werden soll, die besagt, daß man seine Wut und seinen Ärger nicht mehr öffentlich äußern darf.
So oder so ähnlich scheint das zumindest die bayrische Justizministerin zu sehen, wenn sie wie ein Kind in der Analphase mit dem Shitstorm den Teufel Social Media an die Wand malt, während vom Zufall geleitet die Kollegen von der Polizei die hauseigene Kritikerin im Falle Mollath, Frau Gresser, aufsuchen, um ihr nahezulegen, besser nichts mehr zu Veranstaltungen der Justizministerin zu twittern. Zum Thema Shitstorm sollte sich Frau Merk bis in post-mollathsche Zeiten besser nicht mehr äussern.
Ist doch irre. Wegen einem Fall Mollath schlägt noch der Bürgerkrieg wie der Blitz in die CSU ein.
Dazu ein paar kluge Worte aus "Upright man - von Bill Laswell":
They looked but there was not the safe
they looked to the lord but he did not answer them
then I beat them as small as the dust of the earth
I stamped them like the mire of the street
and spread them abroad.
Das spitzfindige für mich ist die Tatsache, daß es Kollegen aus Ottobrunn waren, die sich auf wessen Dienstanweisung auch immer genötigt sahen, Frau Gresser mal einen Hausbesuch abzustatten.
Denn bei der Münchner Polizei sprach man schon 1999 vom organisierten Erbrechen. Zumindest kamen da einige dickere Brocken hoch. Ich fand und finde meine damalige Polizeiinspektion ja sehr ... lustig, bayrisch, zünftig. Bayrischer Großstadtrand. Da gabs früher noch einen Getränkeautomaten mit Bier und dann der große, mir sehr sympatische Knaller mit dem Preisschießen auf dem Revier. Cowboymäßig, aber ungefährlich. Leben und leben lassen.
Ottobrunn ist da anders. Ein kosmisch scheinbar schlecht gelegener Aussenbezirk, wie auch Taufkirchen, wenn ich das hier mal so offen sagen darf. Denn hier kommt es zu Auswüchsen, die eben nicht mehr so gemütlich mit der bayrischen Lebensart erklärt werden können. Oder letztendlich doch? 1999 schafften es vier Kollegen von der PI Ottobrunn wegen Beihilfe zu Menschenhandel, Zuhälterei, Bestechlichkeit, Geheimnisverrat und Drogenhandel in die Schlagzeilen, nachdem sie über Jahre hinweg sozusagen ihr eigenes Bordell betrieben.
Wenn Ottobrunn zu Besuch kommt, Frau Gresser, dann dürfen sie sich glücklich schätzen, jetzt nicht an einer schleimigen Eisenstange herunterrutschen und auf Tischen tanzen zu müssen. Nur mal ne SMS löschen, da hat sich was getan in Ottobrunn. Aber andernorts. Desshalb vermeide ich so weit es geht, mich mit medialen Gutmenschen anzulegen. Denn nach dem Energieerhaltungssatz des kleinen Mannes, muß es, wo es oben ganz sauber ist, unten sehr schmutzig sein.
Für Münchner gänzlich unbekömmlich ist die Tatsache, dass es sich bei der bayrischen Justizministerin Merk um eine preussische Schwäbin handelt. Nennen Sie es meinetwegen rassistisch, auf jeden Fall ein böses Omen. Das sind die, die sich durch die Hölle klagen, die harten Hunde, die ihr eigenes Leben nicht schreckt. Wie verletzte Wildschweine noch umnieten, was geht. Angeschossen sind die am schlimmsten.
Als wären es die normalen Bürger, die sich gegenseitig mit Shitstorms überschütten und am liebsten gegeseitig auffressen würden, versucht ein zu Staat geronnener Lobby-Apparat uns seinen Schutz einzureden und aufzudrücken, der uns letztendlich wirklich auffrisst. Wer schützt hier wen vor Gustl Mollath?
Es ist der 22.Juni 2012. “L’aquila e il condor” im Teatro Anfitrione, Via di San Saba 24, zwischen der Pyramide und dem Zirkus Maximus, hoch auf dem Aventin..
Alfredo di Stefano liest, ich vermute mal, aus seinem Buch. Was will ein Mann mit seiner Geschichte noch Umwerfendes verraten auf seine alten Tage hin. Ich hau mir lieber ne Pizza nebenan bei Angeli & Diavoli rein und passe ihn am Ende des Vortrags ab. Heute 76. Ein freundlicher Herr mit Seitenscheitel und einer eher weniger faschistischen Krüke. Die Oberlippe entenmäßig und einem südlichen Dialekt.
Eine Zeitreise, denn hier steht sie still. Es sind zumeist noch die alten Gestalten wie eh und je. Die Drahtzieher. Ihre Financiers im Hintergrund, von Francois Genoud, dem schwarzen Financier, mal abgesehen, Nachlassverwalter von Goebbels und Bormann, der auch die Verteidiger von Adolf Eichmann, Klaus Barbie und dem Topterroristen Carlos finanzierte - die feine Gesellschaft will dabei lieber nicht erwischt werden. Die wenigen, die finanziell die Sache am laufen halten, die der Soldaten Sold zahlen, tun dies eigentlich nur, um sich abzusichern, daß ihre eigenen Fäden nicht gezogen werden. Strategisch bringen sie sich lieber nicht ein. Dafür gibt es uns Spezialisten und Generäle wie jenen Alfredo di Stefano.
Ein Faschist der zweiten Generation mit besten Referenzen also, dieser Alfredo di Stefano. Beste Kontakte in Italien und noch unverbranntere in Südamerika, speziell in Argentinien und Bolivien. Inzwischen im inaktiven Dienst. Keine Tatorte mehr und keinen Verfolger, keine Paranoia mehr, aber eben auch nicht mehr der Kick. Wer schon Bücher schreiben muß, nur um die Zeit zu füllen, dem muß langweilig sein. Vielleicht läßt er aber auch nur nochmal den öffentlichen Teil seiner Terrorkarriere Revue passieren. Ist er einfach nur froh, daß nicht mehr viel passiert oder was für Ziele hat man mit knapp 80?
Unser Gespräch konzentriert sich auf das Wesentliche. Er weiß, daß ich für befreundete Dienste die Hintergründe für den Castor-Anschlag aufdecken soll. Wie das Gaby Weber schon öffentlich gemacht hat, wurden ähnliche ziviltechnischen Atombomben, die sogenannten Mini-Nukes, im Rahmen der Operation Plowshare bis 1960 entgegen dem Testmoratorium in der Wüste Nevadas ausgetestet und erstmals im Mai 1960 in Argentinien zum Einsatz gebracht. Das Ding hieß 'Ditchdigger' und wurde mit schwerem Seekonvoi von den USA nach Puerto Deseado verschifft und zum Zwecke des Kanalbaus unterirdisch gezündet. Man könnte in Bezug auf das us-amerikanische Mobbing gegen das iranische Atomprogramm fast sagen: Wer mit Atombomben wirft, sollte nicht im Glashaus sitzen.
Gleiches gilt in diesem Zusammenhang auch für Deutschland, das zur selben Zeit mit allerhöchster Geheimhaltung unter Umgehung des Parlaments mit 2 Milliarden das israelische Atomprogramm mitaufbauen half. Und man darf vermuten, daß die Beschäftigung Herrn Globkes als engsten Berater Adenauers durchaus im Zusammenhang gestanden haben könnte - Schweigegeld für Ben Gurion und die Zionisten und Schmiergeld für den Eichmann-Prozeß, daß dieser auf keinen Fall Herrn Globke erwähne.
Als Faschist war man unter Peron gut aufgehoben und während der zwischenzeitlichen Militärdiktaturen aufs Höchste umworben. Und als Nebenjob oder in den Gurkenzeiten des Terrors gab es immer noch den BND, siehe Walter Rauff und Klaus Barbie.
Da kann mal schon mal wehmütig an einen saftigen Schweinsbraten denken.
Das Schwein schafft es nicht über den Paß herüber, beziehungsweise wir nicht hinüber zum Metzger.
Aber das Wild schafft es von der anderen Talseite herunter, beziehungsweise hilft ihm der 'bracconiere' den Hang herab.
Wildern wird von einem Großteil der Bevölkerung nicht mehr geschätzt.
Sollen sie sich doch ihre Zufahrts- und Spielstraßen entsprechend bewalden und selber über den Wildverbiß klagen.
Ich kenne hier so einige Jäger ohne Jagdschein:
oder
Aber der Urwald soll ja nicht in die Städte, sondern dahin, wo man in Urlaub fährt. Wo die Straßen noch richtig urig sind.
Und wer sich an diese Spielregeln nicht hält, dam blüht mal schnell ein Scheiterhaufen - hier in den Tälern.
oder ein Platz an der Sonne in der Mauer.
Staubfrei im Zentralbeheizten, aber mitreden wollen beim Urwald und seinen Einwohnern. Das hält man hier gerne mal für kulurelles Wildern und darauf steht:
Endlich Frühling! Einem Gott, der diesen Winter zu verantworten hatte, kann es nicht gedankt sein. Ein lauwarmer Biergartenabend, zwei, drei Mass, schön salzige Brezen. Und dann zu später Stunde die verzehrende Liebe, zu einem Huhn. Der Beginn einer heißen Nacht, mit einem, zu diesem Zeitpunkt bereits, Hendl. Ich sehe die Schlinge des Tierschutzes schon um meinen Hals tanzen. Ich nenn sie einfach Gickerl, bevor ich ihr die Gabel in die Brust ramme. Die Lust, die Liebe und das Essen, auf einem Teller, das für den Zeitraum der genüßlichen Wallung mein Planet wird. Oh liebe Liebe, du saftigster aller Braten, du bräunste aller Häute. Du krustigste Haut unterlegt von einer gegrillten Fettschicht, fast noch flüssig. Du Leibhaftigste aller Bräute, besiegelt durch einen Verzehrbon. Zum Fressen gern zu essen. Den Mund wie einen Schnellkochtopf versiegelt, daß nichts entweicht vom kostbaren Gut und gern ein Pfund. Zum Runterschwemmen ein kräftiger Zug von den positiven Fettwerten des Bieres. Und dazu olifaktorisch-akkustische Warnsignale für die Nachbartische. Einmal König und Gott in Bayern zu sein ... und es zu bleiben. Prost Mahlzeit.
Bei der einen Oma seh ich noch den verknöcherten, 101jährigen Zeigefinger, hocherhoben. "Gott hat mich vergessen. Schau bloß, daß Du ned so lang lebst." Die Freunde warten schon seit Jahrzehnten im Grab, manche schon ein halbes Jahrhundert; wie ihr geliebter Bruder. Und sie kommst vor lauter Totenandachten garnicht mehr zum Einkaufen. Vermutlich ist sie sozusagen katholisch verhungert.
Bei der anderen Oma würde man eher sagen: Des bisserl Leben. Im Grunde biblisch: Des bisserl Lehm. Bauernmagd, dann Putzfrau, Ehefrau eines frühverstorbenen Kohlenschauflers. Ein Leben ohne Warmwasserhahn und Heizung - selbst im 20.Jahrhundert. Das Highlight war die alljährliche Wahlfahrt nach Altötting. Ich hatte das ja schon ausreichend beschrieben. Aber dafür sorglos mit 86 sanft entschlafen.
Des bisserl Sterbn is eigentlich Wurscht, denn alles hat ein Ende, nur die Wuscht hat zwei. Und so wird gemetzgert und gemordet im Namen des Staates. Mal mit Kriegserklärung, mal ohne. Wie Pippi Langstrumpf, mit den zwei Zöpfen, ganz wie es mir gefällt. 'Des bisserl Sterbn' hatten sich die zwei, der Bommeleeër-Anschläge angeklagten Staatsdiener und ihre Hintermänner gedacht. Und in gewissen Sinne staatstragend waren auch "de bo Dodn" des Oktoberfestanschlages. Da müßte man schon irgendwie betriebsblind sein, um beim Fall NSU und seinen Pannenserien nicht auch hier den Staat als Dirigent des Terrororchesters zu sehen.
Der zauberhafte Reigen des Vorabends hat sich in alle Winde zerstreut. Ich sitze, noch etwas angemattet von der gestrigen Kotzerei, mit Vincenzo auf der paradisischen Terasse, auf der man diesen Ort nur als Quell des Friedens empfinden kann.
Nachdem die zerstörerische Lebenskraft in meinen trauten Leib zurückgekehrt ist, durchwandert mich nun schon den ganzen Tag der Gedanke, besagten "Urlaub in Argentinien" anzugehen. Ob man vordergründig den neugewählten Papst wohl als Zugpferd für diese Unternehmung anführen könnte? Auf den Spuren des Franziskus, dem ersten Papst, der sich schon mal vor Gericht zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verantworten hatte, durch die Folterkammern des argentinischen Militärs.
Meine Adressliste für Argentinien ist mehr als spärlich. Vincenzo wird mir über den ein oder anderen Kollegen von der Avanguardia Nazionale den roten Teppich bereiten für meine erste Anlandung in Südamerika. Meine Behörde dürfte das gehaltstechnisch fast als Inlandseinsatz betrachten, so eng wie die BRD zu Südamerika stand und wohl noch steht, wenn nicht alle Entchen schon gestorben sind, die damals, 45 und folgend, über den See geschwommen sind. Ich könnte mal auf ein Bierchen rüberfahren in die Kneipe "Bavaria" in La Paz, um zu sehen, ob von Klaus Barbies Nazischergen noch der ein oder andere rumhängt - tot oder lebendig, was hätten wir gelacht.
Um die Entscheidung zu beschleunigen, reicht mir Vincenco seine, ich finde, ausgeleiherte Makarov PB. Nach einem satten Klick, noch bevor die Patrone den Lauf verläßt, steht für mich fest, daß Argentinien ausreichend Informationen für mich bereit hält, um in der Sache "Dirty Castor" etwas mehr Durchblick zu bekommen. Auch für das Rotkehlchen hat sich hierdurch sozusagen eine Entscheidung gefunden. Wo vorher Vogel, sieht es nun aus als hätte sich Frau Holle mal so richtig ausgeschüttelt. Wie positiv sich doch solch ein Gefiederregen auf meine Einsatzfähigkeit auswirken kann.
Auch Agenten haben zuweilen einen Sinn für das Historische und so laufen vor mir die Bilder aus der südamerikanischen Nachkriegsgeschichte des Terrors ab. Könnte man doch mal für interessierte Touristen eine "Tortour Argentine" anbieten, auf der man auch mal, als Tortourist, einen Bungee-Sprung aus einer Transportmaschine wagt, um nachzufühlen, wie es den Gegnern, also Opfern des Vidal-Regimes, der bleiernen Zeit Argentiniens, so zumute war - so ohne Gummiseil.
Eine Terrorherrschaft mit den Methoden der französischen OAS aus Algerien und den geübten Händen der Eurofaschisten. Nicht ohne Grund mag der faschistische Ersteinsatz von einer Legion umgesetzt worden sein, die sich nach einem Flugtier der Anden benannt hatte, der Legion Condor im spanischen Bürgerkrieg, und der bisher letzte bekannte Einsatz unter dem Titel Operation Condor, im Lande des Vogels selbst.
Semantisch durchgängig, aber was will man auch von faschistischen Ganglien wie uns erwarten.
Zurück in der Bergspalte. Bergidylle?! Soviel wie man davon in einer Talsenke eben verspüren kann. Nachts ist davon nichts zu sehen, außer daß man nicht sieht, daß man eben nicht mehr in einer lichtverschmutzten Stadt ist. Also eher eine gefühlte nächtliche Talidylle.
Die Wald- und Flußgeister, verkrochen unter Stein, Moos und Laub, aus Angst vor den Dorfbewohnern. Wir kennen uns gut, die Geister, sprich die weiße Frau, und ich, doch wirkt sie nun etwas entmystifiziert, seit ich weiß, daß es sich um ein altes Straßenschild auf der anderen Flußseite handelt. Die (einzigen) Geister wohnen in uns selbst. Denn wenn man ganz genau hinhört, ist es eigentlich nur dies eigene Blut, das wallt. Einzig durchbrochen vom Knabbern eines Nagetiers, hoffentlich kein Holzwurm.
Nun, da fährt man auf der immer noch weltbekannten Hitler-Autobahn gen Süden und wer fährt auf der Überholspur im Gepäck, der Faschismus. Naturgemäß kam er ja aus dem Süden, aus Rom, aus der ehemaligen Zentrale Europas, dem Brüssel des Mittelalters (ich scherze), die sich auch Quell der katholischen Geißel schimpft. So weit soll es mich nicht treiben, in die Hände der Mafiosi, die ähnlich dem Faschismus auch wieder aus dem Süden kamen, nur diesmal etwas südlicher. Ob man da von einem Abschmelzen der Moralpole sprechen kann, gar einer amoralischen Polschmelze, die uns diese drei Monster ins Haus gebracht hat?
Der einzige Dorfbewohner hier im Niemandsland zwischen Süd und Nord, mein Nachbar, hat irgendwie einen Hänger: die deutsche Wehrmacht.
Ach, wie toll, haben ja alle studiert, der Göring und der Göbbels. Und so makellos, denn die bösen Aktionen kommmen ja alle von der SS. Ich mag ihn und will es deßhalb mal bei eindimensional belassen, als Malerei so schwarz-weiß wie die Naziuniformen selbst. Ich äußere mich lieber nicht über Stauffenberg, der es fast geschafft hätte, das deutsche Heldentum hinüber zu retten und den Nationalismus gleich mit, der es fast um ein Haar und ein Auge (eins mehr wär vielleicht nicht schlecht gewesen, oder eben auch nicht) geschafft hätte, das dritte Reich zu wahren Höhen zu erheben; während sie den Krieg weiterbetrieben hätten wie eh und je, nur vorübergehend gemeinsam mit den Amis gegen die Russen, und anschließend die ganze Welt. Diese räudigen Schwarzhemden, die sich auf ihrem Transport über die Alpen gen Norden braun zu färben pflegen. Das heilge römische Reich deutscher Nation hat nie aufgehört. Eine stabile Nord-Süd-Achse, nur unterbrochen von Verwerfungen durch die nordwärts drängende afrikanische Scholle.
Und die hiesigen Partisanen? Alles Faschisten! zumindest meinem Nachbarn zu folge. Na, wie soll das denn gehen? Die italienische resistance als faschistische Kontrabande gegen Hitler? Rotes Halsband, grünes Halsband, Hauptsache Waffe in der Hand und wie die Jäger im Wald rumhuschen. Das hat sich bis heute nicht groß geändert. Wollen wir mal hoffen, daß sie demnächst nicht wieder zu den Halstüchern greifen.
Da wär er wohl gewesen, der Humus für die Träume Stauffenbergs. Das mit dem Faschismus Mussolinis ging ihnen wohl zu weit, den Norditalienern, diesen Überläufern. Lieber mal die Wehrmacht in ihrem blütenweißen Hemden bewundern. Wer weiß, ob die SS nicht auch die Schamhaarrasur erfunden hat, ganz im Gegensatz zu den stark behaarten Schlägerbanden der Fascisti - mich würds nicht wundern.
Den Augenblick, den man nie vergessen und immer leben sollte, also jeden Augenblick, stets im Auge, fahre ich dahin, wo Beppo Grillo mit der Fünf-Sterne-Partei auf Anhieb 25% macht, und komme daher, wo die NSU, die man hier im Süden augenblicklick als schwarzen Terrorismus bezeichnenen würde, geboren wurde. Die NSU, eine Zelle, die mit Sicherheit nicht alleine lebt, wie Zellen eben gerne im Verbund arbeiten. Hier im Süden erinnert man sich wohl noch besser an jene Strategie der Spannung, die sich jener Zellen bedient hat, um die Bevölkerung in Angst und Schrecken und die Politik nach rechts zu versetzen. Bei so manchem kommt bei Namen wie Mussolini Action Squads, Nuclei Armate Revoluzionare, Ordine Nuovo, Avanguardia Nazionale und Terza Positizione noch der Rauch der Explosionen aus den Ohren. Der eine oder die andere legen vereinzelt noch Blumen an die Gedenkstätten der Opfer der Bomben an der Piazza Fontana oder dem Bahnhof von Bologna, dem Terrorhöhepunkt der 80er mit 85 Toten.
Die Züge 904 von Neapel nach Mailand und der Italicus-Express haben immer noch diesen metallischen Klang als sie aus den Gleisen springen.
"Italy, like South America, presents the physical and social conditions suitable for the development of revolutionary guerrilla warfare," the document began. "The national territory is crossed longitudinally by an uninterrupted chain of mountains . . . . It is easy to look to the interruption of rail communications through the two crossings of the Apennines by way of sabotage of bridges, viaducts and tunnels, thus achieving the economic paralysis of the state . . . . " Italy Troubled by the Twilight World of Terrorism on the Right, LA Times vom January 21, 1985
Der Rechtsterrorismus richtet sich bekanntlich ja niemals gegen den Staat, sondern stets gegen die Bevölkerung, der er die Verantwortung für die laxe Regierungsform anlastet, und deren große Teile eben zu minderwertig und falsch ge-gen-t, als daß sie ein friedliches Leben verdient hätten.
"To strike in a crowd has always been a characteristic of black terrorism, as opposed to the left-wing terrorism which has always chosen as its targets discrete symbols," they said. Italy Troubled by the Twilight World of Terrorism on the Right, LA Times vom January 21, 1985
Nicht so im Sehfeld segelt die Tatsache ein wenig um unsere Aufmerksamkeit herum, daß hier im Land der Orangen und der Polenta der so gepriesene Wahlsieg von Bersanis Linker um ein Haar, genauer gesagt, um ein 1%, fast ins Auge gegangen wäre und Berlusconi frivoliert hätte. Dies wird sich ändern, sobald Herr BungaBunga nach vermutlichen Neuwahlen dann doch italienischer Großmeister der politischen Kontinuität wird, worin sich wieder mal zeigt, daß man es in einem kriminellem System um so weiter nach oben schafft, um so blackmail-fähiger, um so erpressbarer man ist. Was will man aber auch erwarten von einem Patria in dem sich nicht einmal die Großbanken wie Uni Credit oder die Postbank Übersetzer leisten können. Im Land, das die Banken erfunden hat, nur eine Autostunde vom deutschsprachigen Raum entfernt, möchte man nicht vermuten, daß sich das deutschsprachige Menü wie folgt ließt:
"Wollen Sie folgenden Betrag beheben"
"Willst Du Dich zurückziehen"
"Willst Du Quittung"
"Nehmen Sie und die Geld in 8 Sekunden"
Merkt man dann doch wieder, daß man sich hier eben bei Ausländern befindet. Als terroni des Nordens bei den polentoni des Südens.
Wie in Bierboarding im Haberfeld hinreichend beschrieben, gibt es aufgrund der momentanen tektonischen Situation in Deutschland viel Schwemmgut, das über die Donau hinweg am Alpenrand anlandet.
Die Mückengrenze, der 'Limes Anopheles', ist nach Süden hin sicher. Doch der Norden, die fränkische Flanke, liegt wie eine offene Wunde von der Donau umschwemmt. Mosquito Coil und Biersmog zeigen bei dieser bakteriellen Bedrohung keine Wirkung. Die Nervengiftlösung scheint hier nicht zu greifen. Die deutsche Besatzungsmacht schiebt sich mit aller Gewalt nach Süden. Beziehungslos, hemmungslos und von einer prophetischen Macht getrieben. Bergketten sind eben langlebiger als Grenzwälle.
Da kann man zu gegebenem Anlaß nur hoffen, daß die afrikanische Platte nochmal von unten her kräftig nachschiebt und sich ein fränkisches Mittelgebirge auftut - das mit den armen Franken das ganze gute Bier in seinen Erdspalten verschluckt. Andererseits könnten die Oberbayern dann ihre Regierung wieder selbst stellen.
Da es glücklicherweise noch kein schwäbisches Bier gibt, wäre dann nur noch die Grenze zur Tschechei unter Kontrolle zu bekommen. Vielleicht könnte man ihnen ja als Beitrittszahlung zur Währungsunion das Bier abnehmen.
Weißer Rauch steigt auf und mir schneits auf die Mütze. Ich denke, denen brennt doch, wenn nicht der Dachstuhl, so doch der Hut bei ihren seltsamen Ritualen, die sich stets in strengen Kontrast zu den Idealen der Moderne stemmen und spreizen wie die Jungfrau am Altar. Die Kamera starrt wie gebannt auf einen rauchenden kleinen Kamin. Immer wieder dringt der Störsender des Spaghettimonsters durch die Frequenzen. Weißer Phophor steigt aus dem Inneren der Gottberauschten und die Maße jubelt frenetisch als stände der FC Bayern schon im Viertelfinale. Nach über einer Stunde starker Gefühle einer Gemeinde tritt er, gehüllt in weißen Rauch und einer Energiesparlampe im Hintergrund, zwischen dem roten Vorhang hervor. Die Glocken eines Landes, das nicht mehr viel zu läuten hat, bimmeln sich den Schlegel aus der Glocke, halb neun abends, wie man es von Wahnsinnigen so gewohnt ist, und rufen einen neuen Winter ins Land. Das Beste vom Letzten, Papst Silvio, der Erste.
Was ist nur los im Lande der Lateiner? Im Vatikan funktionieren die von der Deutschen Bank betriebenen Bankautomaten nicht mehr. Italien hat aufgrund des Verdachts der Geldwäsche die Bankgeschäfte mit dem Vatikan eingestellt. Eine bisher scheinbar unkorrumpierte Partei wie Movimionto 5 Stelle bleibt trotz der eingefahrenen 25% der Stimmen lieber in der Opposition. Das Nichts ist immer noch eine bessere Wahl als eine Koalition mit einer gemäßigten Linken. Italien geht zunehmend in den flüssigen Aggregatszustand über und der Stiefel droht im Mittelmeer unterzugehen. Berlusconi sieht als letzten Ausweg die kirchliche Immunität. Nach Vatileaks und Don Bancomat braucht der Fels den Petrus, jemanden der sich in solchen Offshore-Bereichen auskennt.
Berlusconi wählt sich selbst auf den heiligen Stuhl, auf dem es vom Vorgänger noch so heiß ist, daß er beim Sitzen keinen Unterschied spüren wird. Für ihn ist es der Schleudersitz ins Paradies. Und endlich wieder ein italienischer Papam, der sich in Rom auskennt wie in seiner Westentasche. Eine geistige Herrschaft, die im eher altrömischen Gewande einherschwebt, die die Prostitution wieder entsäkularisiert und die alleinigen Übertragungsrechte für die Zeremonie des Blasiussegen in einer Hand hätte. In Zeiten wie diesen ist die Verbindung zu Gott nicht unbedingt mehr ein Draht, sondern medialisiert. Vermutlich gäbe es auch bald attraktive Frauen im Priesteramt und die Fernbeichte 'on demand' als App.
Wer fände sie nicht gut, die Idee, den ausrangierten Berlusconi auf den ebenso überkommenen heißen Stuhl im Vatikan zu setzen. Ein geläutertes Italien, das den Vatikan als Mülldeponie nutzt. Eine Art neuer Lateranvertrag, der versucht, das Öl vom Wasser zu trennen und eine Gesellschaft zu receyceln. Der Vatikan als ein untergegangenes Atlantis worauf sich, wie der Plastikmüll im Südpazifik, das historische Strandgut sammelt, und Don Silvio, jetzt Santo Silvio, kann nochmals seinen stark immunisierten Hals aus der Schlinge ziehen. Für seine Gegner eine Vergeistigung des Unzerstörbaren, sicher nur ein Kompromiß, aber endlich eine Art auch mit dem politischen Plastikmüll fertig zu werden.
... warum es bei der erneuten Kolonialisierung Malis tatsaechlich um Menschenrechte geht - allerdings mehr um deren Beseitigung als Erhaltung - und wie sich der Westen hierbei erneut als der Aggressor im Duell mit China hervortut. (eine Fortsetzung von Westafrika - im Kreuzfeuer des Drogenhandels und Afrika muß sterben - heute Mali)
Nicht nur mir widerstrebt zu glauben, daß es Frankreich darum ginge, den von der Destabilisierung Libyens verursachten Kollateralschaden, wieder auszubügeln, wie es der Artikel "Vor und nach Timbuktu" in der Februarausgabe der le monde diplomatique zu beschreiben versucht. Man muss schon ausgesprochen naiv sein, um zu glauben, daß sich unsere Regierungen mit ihrer menschengerechten Art einen Fauxpas nach dem anderen leisten; geblendet vom eigenen Gutmenschentum. Mit so gravierenden Fehleinschätzungen und -handlungen schafft man es wohl kaum in die Top Ten der Rüstungsexporteure.
Aufgrund der vorübergehenden Schwächung Malis durch den Putsch in Bamako ergab sich für die Tuareg in Nordmali, das Azawad National Liberation Movement (MLNA), genau jene Gelegenheit, sich mit der AQIM, MUJAO und der von Algerien unterstützen Ansar Dine, Verteidiger des Glaubens, zusammenzutun und auf Bamako vorzurücken, also genau jenes Szenario, das der Putsch Sanogos und der niederen Militärs eigentlich verhindern wollte. Genau jenes Szenario auch, auf das auch die Franzosen und andere westliche Staaten nur gewartet hatten, um eine militärische Invasion zu starten (siehe Philippe Leymarie: The Sahel falls apart), auf die sie im Vorfeld schon bestens vorbereitet waren. Die scheinbare Sprunghaftigkeit Frankreichs, das Tage vor der Invasion noch davon sprach, daß es keinesfalls Bodentruppen schicken werde, die zu diesem Zeitpunkt bereits in und um Mali stationiert waren), hatte rein rethorischen Charakter. Der Handlungsverlauf des folgendschweren Dramas, das es für die Zivilbevölkerung immer ist, folgt einem schon vor Jahren geschriebenem Drehbuch.
Marginal geht es den Invasoren wohl auch um Menschenrechte, doch vorwiegend um deren Bekämpfung, so sich die Rohstoffe wie Uran, Gold und Öl, aus Ländern mit einer unterdrückten Bevölkerung wesentlich kostenreduzierter herausschaffen lassen.
Wie Finian Cunningham in seinem Artikel "West's 'Scramble for Africa' terror pretext in Mali" schreibt, hat der Westen die Handlung bestens im Griff und versucht seinen wirtschaftlichen Einfluß auf Afrika militärisch auszubauen. Hierbei dürfte Nordafrika und Mali erst der Prolog sein. Man wird weitere Krisengebiete schaffen und low-intensity-conflicts schaffen müssen, um sich Chinas Teil vom Kuchen wieder zurückzuholen. So titelt auch der Land Destroyer Report: NATO löst afrikanische Terrorwelle aus.
William Engdahl: "... frankly, I think al-Qaeda in northern Maghreb is a very suspicious operation and the timing of its activities coming over the border suggests that perhaps some NATO countries might be helping the al-Qaeda group to get military weapons and create the Chaucer’s belly that justifies NATO intervention. I think we’re seeing a very cynical game being played out here in Mali and it’s a very dangerous one when Africa is suddenly becoming a continent that’s been discovered by China, by the US and Europe and the rest of the world as the next place where untold wealth and resources can be captured."
Der Westen wird sich mit dieser erneuten agressiven Kolonialpolitik wieder mal keine Freunde machen. Und die Reaktionen Chinas, das sich solcher Methoden bisher verwehrt, werden uns vermutlich nicht viel Freude machen. Nur sollten wir nicht wieder den Fehler machen, zu glauben, daß es abermals eine Dummheit unserer Regierungen sei. Die scheinbare Kurzsichtigkeit solcher Aktionen hält für die beteiligten Unternehmen und Institutionen enorme Gewinnsummen bereit, deren Schaden wir als nicht gewinnbeteiligte Bevölkerung erst Jahre später zu bezahlen haben. Aber darin haben wir ja mit den Banken über die Jahre ausreichend Erfahrungen gesammelt.
ich vormittags nur Fruehstueck erledigen. spaeter wie Schwemmgut im Wasser treiben und mit Schildkroete und Riffhai schwimmen.
endlich an Land ruhen vor dem Grossausflug zum Fruechteshake. auf dem Weg um Bindenwaran herummarschiert. anschliessendes Ruhen. Wie soll ich es morgen nur an den Steg schaffen, um die Faehre zu erwischen?
Diese Frage umgreift das heutige Tagesgeschehen. Da ist wenig Platz fuer Politik und anderen Unsinn.
... and it loves me. Die chinesische Hotelmama hat mich ganz tief in ihr Herz geschlossen. Ich sie auch, mit ihrem mit weisser Paste beschmiertem Gesicht. Der Tag wird noch kommen, dass ich dieses Schoenheitsideal verinnerlichen kann. Bisher komm ich mir eher wie in der chinesischen Oper vor.
Nach Borneo nun endlich wieder Festland unter den Fuessen hat es mich also nach Johor Bahru verschlagen, der armen Schwester Singapores. Die allerdings kommt hier nur allzu gerne mal rueber, weil es hier eben alles gibt was in Singapore verboten ist.
Man kann mit den Zigaretten auf offener Strasse nur so um sich schmeissen und die, aus meiner Sicht etwas quallenartig wirkenden, Dirnen, stehen nicht so verloren hinter irgendwelchen Ecken wie im Chinaviertel im prueden Singapore.
Hier lebt man seinen Rausch ganz offen aus. Zumindest hier im Viertel meiner Wahl. Nach den logistisch minderbemittelten Dschungelhuetten und den muslimischen-malayischen Staedten, ist es, als waere ich in den Himmel gekommen - den Himmel der Laster.
Im Hotelzimmer steht selbstverstaendlich ein Aschenbecher - Smokers Heaven. Und wennglich ich mich wenn moeglich um irgendwelche Schleichwerbung herumwinde, moechte ich das Gateway Hotel in JB ausdruecklich als Ausgangspunkt jeder Malaysiareise empfehlen. Warum in Singapore wohnen, wenn es gleich eine Bruecke weiter alles gibt, was das Herz begehrt. Rundum besiedelt von kleinen malayischen Strassenstaenden und indischen Schnapslaeden. Einmal um die Ecke fallen und man hat 24 Stunden Internetzugang (fuer Wifi-lose Antiquitaeten wie mich) oder kann sich bei Call of Duty den Frust von der Seele ballern. Wenn dann noch abends um 11 die Fussmasseure mit ihren magischen Oelchen wie Ratten aus den Loechern kriechen, muss man sich ernsthaft fragen, warum JB in keinem Reisefuehrer eine lobende Erwaehung findet.
Traveller wollen eben lieber unter sich sein und meiden diesen intensiven Kontakt mit den Einheimischen. Mir ist das mehr als recht. Sollen sie doch hinfahren, wo ihnen Eingeborenen-Shows geboten werden und man lernt, dass man hier erst heiraten kann, wenn man genuegend Wasserbueffel zusammen hat.
Warum sich niemand die Frage stellt, wo denn nu diese Wasserbueffel in Kuala Lumpur ueberall versteckt werden, erklaert sich aus der Borniertheit heraus mit der der Backpacker um die Welt jagt um als Letzter noch die scheinbar noch unberuehrte Welt zu entdecken.
Schrecklich genug, dass ich all die Schbackennasen dann zuhause wieder um mich habe.
Der sinologische Kontrapunkt unseres (Un-)Gewissens
Mein Herz erwaermt sich mehr und mehr fuer die insbesonder hier in Kota Kinabalu doch sehr massive chinesische Uebermacht. Das chinesische Neuhahr ist ja nun vorbei.
Vielleicht ruehrt meine herzliche Enteisung daher, dass es nun nicht mehr soviele sind und man nicht den ganzen Tag versucht, sich sinnloserweise mit Ihnen im Anstellen zu messen und um die Poolposition zu kaempfen. Ueber die Wochen habe ich auch gelernt, Ihre Gangart besser abzuschaetzen, so dass ich mich nun viel effektiver unter ihnen zu bewegen weiss, und ab und zu auch mal das Ueberholmanoever gelingt. Selbst auf die ein oder andere ausschlagende Handbewegung, die scheinbar stets mit einem ihrer raetselhaften Witzchen einhergeht, reagiere ich nicht mehr in refelxartiger Panik, sondern nehme es gelassen als ein Kulturmerkmal unter vielen. Daraufhin lasse ich mein unter Muehen erlerntes "Kenga" (=well done) fallen und alle sind gluecklich. Ich verstehe ja selbst bei den eigenen Landsleuten oft nicht, was sie zu diesem seltsamen Kichern und Glucksen bewegt - geschweige denn, wie man diese lacke Bruehe namens Guiness trinken kann. Warum also nicht gruenen Tee zum Abendessen.
Bei dieser Gelegenheit musste ich auch erschreckt feststellen, dass es offensichtlich eine rein westliche Lebensart ist, ein Stueck gebratenes Tier in grossen Stuecken serviert zu bekommen. Alle anderen Volksgruppen schneiden es vor dem Anrichten in kleine Stuecke. Die Italiener duerften hier mit ihrem Fiorentiner den Spitzenrang einnehmen, gefolgt von den Amerikanern mit ihren Steaks. Das ellenlange panierte vom Lieferservice gleich nebenan moechte ich mal lieber nicht in die Rubrik "Essen" werfen, womit wir schon bei der aussergewoehnlichen chinesischen Kueche angekommen waeren und ihrer ebenso aussergewoehnlichen Eigenschaft, alles in Bildern darzustellen - wenngleich dies einem in vielen Faellen auch nicht besonders weiterhilft.
Eine freundliche Eigenschaft also, die man den Chinesen im Allgemeinen zu Unrecht abspricht. Und im gleichen Atemzug wird dann von uns Ex-Kolonialisten noch hinterhergeschoben, dass man ihre agressiv-expandistische Wirtschaftspolitik verdammen muesse, die jegliche Art von Menschrecht mit Fuessen trete.
Ich kann mich noch gut an die 70er Jahre erinnern, als man von der gelben Gefahr sprach, wobei niemand deutlich zu machen wusste, in welcher Weise diese zu Tage treten koennte. Dann hiess es, dass die armen Teufel alle hinter einer Grossen Mauer ohne Tor gefangen waeren. Nu, wo sich die armen gelben Teufel auf den Weg machen, ist es auch wieder nicht recht. Und das aus dem Munde derer, die seit 2000 Jahren den Planeten pluendern, als waere jeder Tag der letzte, und nur zu gerne mal auch ohne wirtschaftliche Notwendigkeit ganze Voelker hinschlachten.
Man vergisst bei allem Gejammer über die gelbe Gefahr, daß diese versucht auf der Weltbuehne mitzuspielen, ganz ohne nachdrueckliche Waffengewalt, wie wir das im Westen so gerne zelebrieren.
In Tibet haben sie ihre Samthandschuhe mit Sicherheit nicht mitgenommen, aber wer hat den bitte den amerikanischen Kontinent im Zuge eine erleichterten Neubesiedlung ausgerottet und Afrika in tiefste Armut gewirtschaftet?
Wir sind doch eigentlich nur sauer, weil wir Konkurrenz bekommen haben, die keine grossen Fleischbrocken zum Abendessen serviert, und uns nicht mehr unilateral das Stueck Kuchen zwischen unseren inzestioesen Koenigshaeusern aufteilen koennen. Waere ich Brite, faende ich das ausgesprochen unsportlich.