Der Tod ist eine Endung Kapitel 1 Absatz 11
Es ist der 22.Juni 2012. “L’aquila e il condor” im Teatro Anfitrione, Via di San Saba 24, zwischen der Pyramide und dem Zirkus Maximus, hoch auf dem Aventin..
Alfredo di Stefano liest, ich vermute mal, aus seinem Buch. Was will ein Mann mit seiner Geschichte noch Umwerfendes verraten auf seine alten Tage hin. Ich hau mir lieber ne Pizza nebenan bei Angeli & Diavoli rein und passe ihn am Ende des Vortrags ab. Heute 76. Ein freundlicher Herr mit Seitenscheitel und einer eher weniger faschistischen Krüke. Die Oberlippe entenmäßig und einem südlichen Dialekt.

Eine Zeitreise, denn hier steht sie still. Es sind zumeist noch die alten Gestalten wie eh und je. Die Drahtzieher. Ihre Financiers im Hintergrund, von Francois Genoud, dem schwarzen Financier, mal abgesehen, Nachlassverwalter von Goebbels und Bormann, der auch die Verteidiger von Adolf Eichmann, Klaus Barbie und dem Topterroristen Carlos finanzierte - die feine Gesellschaft will dabei lieber nicht erwischt werden. Die wenigen, die finanziell die Sache am laufen halten, die der Soldaten Sold zahlen, tun dies eigentlich nur, um sich abzusichern, daß ihre eigenen Fäden nicht gezogen werden. Strategisch bringen sie sich lieber nicht ein. Dafür gibt es uns Spezialisten und Generäle wie jenen Alfredo di Stefano.

Von Ordine Nuovo (nicht oder vielleicht gerade deswegen zu verwechseln mit Gramscis gleichnamiger Wochenzeitung) zur Avanguardia Nazionale. Nicht nachweislich genug beteiligt an Attentaten wie dem Bombenanschlag auf der Piazza Fontana in Mailand und auf den Bahnhof von Bologna 1980. Ein Mitkämpfer des schwarzen Prinzen, Junio Valerio Borghese, beim versuchten Staatsstreich 1970 in Italien und Otto Skorzenys, der Delta-Force Hitlers, zusammen in der Palladin Gruppe gegen alles, was nach Kommunist riecht, und mit ihm später auch in Lateinamerika fleissig am foltern und töten. Selbstverständlich Mitglied in der italienischen Schattenregierung der bleiernen Jahre, der Loge Propaganda Due unter der Leitung des Matratzenfabrikanten Licio Gelli.


Ein Faschist der zweiten Generation mit besten Referenzen also, dieser Alfredo di Stefano. Beste Kontakte in Italien und noch unverbranntere in Südamerika, speziell in Argentinien und Bolivien. Inzwischen im inaktiven Dienst. Keine Tatorte mehr und keinen Verfolger, keine Paranoia mehr, aber eben auch nicht mehr der Kick. Wer schon Bücher schreiben muß, nur um die Zeit zu füllen, dem muß langweilig sein. Vielleicht läßt er aber auch nur nochmal den öffentlichen Teil seiner Terrorkarriere Revue passieren. Ist er einfach nur froh, daß nicht mehr viel passiert oder was für Ziele hat man mit knapp 80?
Unser Gespräch konzentriert sich auf das Wesentliche. Er weiß, daß ich für befreundete Dienste die Hintergründe für den Castor-Anschlag aufdecken soll. Wie das Gaby Weber schon öffentlich gemacht hat, wurden ähnliche ziviltechnischen Atombomben, die sogenannten Mini-Nukes, im Rahmen der Operation Plowshare bis 1960 entgegen dem Testmoratorium in der Wüste Nevadas ausgetestet und erstmals im Mai 1960 in Argentinien zum Einsatz gebracht. Das Ding hieß 'Ditchdigger' und wurde mit schwerem Seekonvoi von den USA nach Puerto Deseado verschifft und zum Zwecke des Kanalbaus unterirdisch gezündet. Man könnte in Bezug auf das us-amerikanische Mobbing gegen das iranische Atomprogramm fast sagen: Wer mit Atombomben wirft, sollte nicht im Glashaus sitzen.

Gleiches gilt in diesem Zusammenhang auch für Deutschland, das zur selben Zeit mit allerhöchster Geheimhaltung unter Umgehung des Parlaments mit 2 Milliarden das israelische Atomprogramm mitaufbauen half. Und man darf vermuten, daß die Beschäftigung Herrn Globkes als engsten Berater Adenauers durchaus im Zusammenhang gestanden haben könnte - Schweigegeld für Ben Gurion und die Zionisten und Schmiergeld für den Eichmann-Prozeß, daß dieser auf keinen Fall Herrn Globke erwähne.

Als Faschist war man unter Peron gut aufgehoben und während der zwischenzeitlichen Militärdiktaturen aufs Höchste umworben. Und als Nebenjob oder in den Gurkenzeiten des Terrors gab es immer noch den BND, siehe Walter Rauff und Klaus Barbie.