Westafrika - im Kreuzfeuer des Drogenhandels
Toleranz ist ein dehnbarer Begriff und so flexibel wie der Drogenhandel selbst. "Zero Tolerance" - das hat man schon gehört, von bedeutenderen Personen als vom Präsidenten Gambias, Yayha Jammeh. Derzeit etwas überlagert vom "War against Terror" glimmt noch ganz schwach der "War against drugs" in unserem Gedächtnis, propagiert vom Ex-Alkoholiker George Bush, dem auch Kokain und dessen Vertriebswege nicht ganz unbekannt sein dürften (siehe auch), und Bill Clinton, dem ehemaligem Governeur von Arkansas, Heimat des Drogenumschlagplatzes Mena. (siehe und siehe und siehe)

Zwei Namen, ein Gesicht - zwei Gesichter, ein Prinzip. Selbst der Drogenhandel wird heute unilateral betrieben. Es wird klar, daß es für den Waffenhandel von enormer Bedeutung ist, nicht nur Kriege, sondern auch den Drogenhandel zu kontrollieren und am Laufen zu halten wie in "Where the War on Terror Meets the War on Drugs" beschrieben und erst kürzlich im Dezember 2010 in der Operation Fast and Furious oder der etwas abgewandelten Variante deutlich zu Tage getreten ist. Sprich: daß es für die führenden Waffenexportnationen überlebenswichtig ist, daß der Krieg gegen die Drogen eben nicht gewonnen wird.

Die Links sind nur ein kleiner Querschnitt der schier inflationären Dokumentation, denn irgendwo wollen wir auch wieder zurück nach Afrika und speziell nach Gambia, wo wir all das am eigenen Leib erleben durften.

Was sollten wir von Westafrika auch erwarten, als daß es genau in diesen Strudel hineingezogen wird - als Spielball der "Big Players". Kriege und Chaos, Menschenrechtsverletzungen, sich selbst überschlagende Umstürze am Transit zwischen Südamerika und Europa und, weil das noch nicht reicht, Öl und Bodenschätze. Sozusagen eine Art Anzuchterde für die sich weltweit ausbreitenden Machenschaften der politischen Pestilenz.

Vergeßt die Erdnussfarmer im Senegal. Hier spielen die ganz Großen, the main-fuckers of politics and crime, hier verstehen wir, was mit Toleranz gemeint ist, bzw. der Nulltoleranz - zwei Begriffe, ein System. Ob War on Terror oder War on Drugs, wichtig und im Gedächtnis, in der Ader, im Körper des Bürgers, bleibt nur ein Grundtenor, eine alles überlagernde Melodie: Krieg, Terror, Drogen und all ihre kleinen Geschwister.
Wer würde sich da noch wundern, das Gambias Präsident Jammeh den Drogenhandel als Hintergrund für den Umsturz in Guinea-Bissau hält, womit er auch nicht so falsch liegt, und wie sein amerikanischer Kollege Bush "zero tolerance" fordert, wenn eine ganze Reihe von hohen Offiziellen, inklusive dem Direktor der gambischen Drogenbehörde, beim Drogenhandel erwischt werden.

Warum sollte er nicht auch ein Stück vom Kuchen wollen, wenn andere - oder war es doch sein Deal - mit über 2 Tonnen Kokain durch seine geliebte Heimat schippern, ohne die übliche Transitsteuer zu entrichten. Nennen Sie mir einen einflußreichen Politiker, der sich bei dieser Profitrate von den Kollaterlschäden auf die Zivilbevölkerung abschrecken läßt. Selbst wir als touristisches Treibgut profitieren zumindest vom Zigarettenschmuggel, die seit Gamiba für unter einen Euro zu bekommen sind - Guinea-Direkt-Import.

Wir haben das schon begriffen, wenngleich wir uns auch streuben, Gebühren für nicht notwendige Visa zu entrichten. Aber wir wußten, wo wir in der Hackordnung stehen, als weiße Touristen in Soma.

Unser Bus füllt sich letztendlich doch, ohne daß wir Schmiergeld zahlen und es geht weiter. Weiter weg von deutschen Botschaften und Hubschrauberlandeplätzen, weiter weg von der uns bekannten Zivilisation,
Richtung Janjanbureh, der ehemaligen Hauptstadt. Jetzt endlich auf den Spuren von Mungo Parks, die wir nun nach über hundert Jahren endlich riechen und schmecken können, am Malariagehalt der einheimischen Bevölkerung. Nicht nur die Zeit hat ihre Grenzen verloren, sondern auch Moral und das Vertrauen in europäische Weltbilder verschwimmen immer mehr in der Gluthitze und dem täglichen Kampf um das Wesentliche
... und wir stehen erst am Anfang unserer Reise.