Sonntag, 3. März 2013

Reiseklassiker: Speed Travelling


Und weils hier in Kota Kinabalu, der Hauptstadt Borneos, gleich mit 100Mbps zur Sache geht, leg ich gleich noch eins drauf zum Thema "Speedtravelling - Reisen mit der Zeit" ... bevor ich mich demnaechst wieder in meine italienischen Felsspalte falle.

Nur allzu bekannt ist die Tatsache, dass Reisen und Urlaub zwei grundverschiedene Dinge sind. Letzteres dient der Erholung und findet vorwiegend an einem Ort oder auf Kreuzfahrten statt.
Reisen hingegen ist nervzehrend und kann einem in den Tropen auch leicht mal voruebergehend die Gesundheit rauben. Erkaeltung, physische Erschoepfung und ein stetes untergruendiges Fieber sind hierfuer die typischen Beispiele. In jedem Fall wird man nach der Rueckkehr erstmal Urlaub beantragen, um sich wieder durch und durch zu kurieren. Wer das vermeiden moechte und trotzdem wie ein Wirbelwind durch die Geographie sausen moechte, dem sei die Methode des "Speedtravelling" ans Herz gelegt.
Hierbei bewegt man sich in einer Geschwindigkeit von Ort zu Ort, dass Viren, Bakterien und andere Einzeller garnicht die Chance bekommen, sich anzuhaften. Auf dem Wellenkamm vor dem Wind segeln, koennte man vielleicht sagen. Selbst in den Datenbanken der diversen Immigrationsbehoerden taucht man nur als Schatten auf, waehrend man selbst schon mit neuen Waehrungen und Online-Buchungen den Fortschritt der Reise beschleunigt. Wie Muenchhausen sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zieht, stoesst man sich foermlich an sich selbst ab und nuetzt die vielen unbekannten Wurmloecher unseres Planeten. Man benoetigt keine Ticketreservierungen und Hotelbuchungen mehr, da man ja schon vor den anderen ankommt.


Der Einwand, man lebe doch eigentlich fuer den Moment bleibt hier wirkunslos, da wir bekanntlichermassen selbst in der Vergangenheit gefangen sind, wie die Sterne auch nur ein Abbild langeverganger Zeiten sind. Ich wage zu behaupten, dass wir gerade durch "Speedtravelling" dem eigentlichen Moment so sehr auf den Pelz ruecken, dass er keine Zeit mehr hat, sich zu verstecken. Und wenn wir die Relativitaetstheorie noch ernst nehmen duerfen, erlaubt uns dieser raketenartige Vortrieb die Moeglichkeit, mit der Zeit aufzuschliessen ... was heisst, dass wir uns dadurch im Grunde dem Altern entziehen. Ist das nicht wunderbar ;)
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Fuer Asien ist das Individuum keine Option

Die Autobahn hat zwar nur jeweils zwei Spuren, aber dem Tieflanddschungel wurde eine doppelt so breite Seitenstreifenbegruenung aus Orchideen abgekaempft. In Deutschland liesse man sich mit solch einem Begleitgruen die Steuern viel leichter aus der Tasche ziehen, wenngleich man bei unserem Tempolimit, das nur durch die Lichtgeschwindigkeit begrenzt ist, einzig bunte Streifen sehen wuerde.

Der auslaufende Monsun schuettet sich ueber das Land aus, als wolle er es vernichten. Endlich kommen die Spoiler der hiesigen Blechautos wie Proton und Produa zum sinnvollen Einsatz und pressen die fahrbaren Dosen auf den Asphalt, sofern das bei dem herrschendem Aquaplaning ueberhaupt noch moeglich ist. Rein wetter- und stautechnisch fuehle ich mich an den deutschen Herbst erinnert. Als dann noch die Ausfahrt 'Legoland' an uns vorbeizieht, bin ich kurz geneigt, dies auch zu glauben.

Legoland passt irgendwie ganz gut nach Malaysia, denn die Einheimischen verlieren, sobald sie das Auto verlassen, jede Individualitaet und bewegen sich als Gleicher und noch Gleicheren ganz wie die Legomaennchen - beide Arme schwingen steif wie die Pendel einer Aufziehuhr beim Gehen hin und her. Der Marsch ist hier fuer das Zivilleben geschaffen und hat, nicht wie bei uns, nicht militaerischen Charakter.

Auf den ersten Blick herrscht emsiges Treiben auf den Strassen und Maerkten.
Wie menschliche Insekten wuseln Koerper aller Coleur und Masse scheinbar rastlos zu unbekannten Zielen. Erst wenn man sich selbst in diesen Fleischquirl hineinstuerzt, spuert man, dass man sich eigentlich kaum vorwaertsbewegt.
Es ist ein Dribbeln und Schwanken, der sich mehr nach links und rechts als nach vorne bewegt, ein wiegender Schritt, der es einem unmoeglich macht, die sich im Schneckentempo bewegende Masse zu ueberholen.
Raumdeckung nennt sich das.
Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob es China im Weltfussball durch das Kopieren der italiensichen Defensivkicker an die Weltspitze schaffen wird.

Erst wenn der Koerper wieder die Autotuer hinter sich schiesst, gewinnt er an Individualitaet. Besser gesagt: nicht der eigene Koerper, sondern das durch diesen gesteuerte Fahrzeug. Das Auto bietet hier die einzig zulaessige soziale Individualisierung. In einem Land, wo man gerne Gummi gibt.
Nicht ohne Grund hat sich die Formel Eins in Malaysia, insbesondere mit dem Nachtrennen in Singapore, niedergelassen.
Und so fliegen sie wie Gluehwuermchen auf einer Modenschau durch die Nacht, die hinter den verdunkelten Scheiben verborgenen Gesichter, in ihren, mit von gruenen LEDs gespickten Alufelgen und blauer Unterbodenbeleuchtung Protons und Produas, die blechernen Orchideen der Nacht.
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Laerm heisst Leben, Ruhe heisst sterben

Reiseklassiker: Ruhig ist es nur unter der Erde

Dass in Italien der Fernseher den kompletten Tagesablauf in gehobener Lautstaerke begleitet, mag fuer den deutschen Individualisten zuweilen befremdlich erscheinen. In Asien dies nur eines der Fragmente. Der Begriff der Ruhestoerung hat im asiatischem Sprachraum keine Chance. Laerm ist Leben, weswegen es ja auch Totenstille heisst.

Und totenstill wurde es auch um jenen jungen Mann, dem gestern im Bus das Lichtlein ausging.
Hier stirbt man einfach mal schnell, so Gott es will. Und dann mutet es auch sehr westlich an, dass zwei Bleichhaeute versuchen, Wiederbelebungsmassnahmen einzuleiten.
Sei uns Unglaeubigen verziehen, dass wir den Willen der hoechsten Instanz nicht zu respektieren scheinen. Orang putis, Touris eben.
Am liebsten haetten sie in gleich an Ort und Stelle im Abwasserkanal vergraben, dass ihn der naechste Regenguss in die Hallen Manitous schwemmt.

Weiter gehts im SuperDeluxeBus, mit dem Horrorstreifen 'Saw VI' bei 180 Dezibel und runtergfrorenen 15 Grad - sowie einem freien Sitz mehr. Aus meiner Sicht haetten wir den Verstorbenen unter diesen Umstaenden auch gut noch an den Zielbahnhof mitnehmen koennen.

Wie schon in Afrika gilt auch hier: immer genuegend Klebeband zur Hand zu haben, um die Lueftungsschlitze und Lautsprecher schon zu Fahrtbeginn abkleben zu koennen.

Froh, endlich die Akkustikfolter auf Uncle Changs Inselresort auf Pulau Mabul bei Sipadan hinter mich gebracht zu haben, wo einen die Generatoren in und aus dem Schlaf, sowie durch den Tag singen. Ich koennte mir denken, dass so mancher Gast von einem Tauchgang absichtlich nicht mehr zurueckkehrt, sondern den Tod im Tiefenrausch dieser Hoelle vorzieht.
Ich jedenfalls freue mich, diese Nacht neben einer Karaoke-Bar verbringen zu duerfen, wo ich einige Lieder sogar mitsummen kann. Als ich versuche, meditativ auf meinen Herzschlag einzuwirken, dass er nur bei jedem zweiten Beat dieser dschungelfreien Zone mitschlaegt, schaffe ich es erst 6 Uhr morgens vom Sonntagsmarkt vor meinem Fenster geweckt zu werden.

Selbst im hiesigen Dschungel ist der Schallpegel keineswegs mit dem deutschen Wald zu vergleichen.
Wo bei uns Blaetter im Wind rascheln, brechen hier vor der vom Schrei des Hornvogels durchbrochenen Orchesterkulisse der Grillen Urwaldriesen zu Boden.
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Der Sultan von Sulu will mehr Rente



Treue Leser, die wissen das. Ich will hier keinen beleidigen oder durch Vermutungen ans Bein pinkeln, obwohl man in Bayern gerne sagt: 'Ein Hund is er schon.'

Doch nach dem Scharmuetzel von letztem Freitag in Lahad Datu, im Osten Borneos, muss man sich doch fragen, was hier gespielt wird. Die Menschen in Ost-Sabah, insbesondere die weniger gebildete Schicht hat Angst, dass eine Armee von Sulu-Kaempfern uebersetzen koennte, um Sabah zu erobern. Die Geschaefte in Semporna, rund zwei Stunden von Lahad Datu, waren, sehr zu meinem Missvergnuegen, schon mittags geschlossen.
Im letzten Artikel hatte ich den Koenig von Sulu erwaehnt. Das ist er natuerlich keineswegs. Er ist allenfalls Sultan und selbst das ist umstritten.
Ganz im Gegensatz zum Sultan von Brunei, mit einem 1800-Zimmer-Palast, besitzt der selbsternannte Sultan von Sulu, Jamalul Kiram III, ein bescheidenes zweistoeckiges Haeuschen in Maharlika und eine bekommt von Malaysia eine monatliche 'Rente' von gut 1000 Euro.
Seit Mitte Februar 2013 haben sich in seinem Doerfchen nun die Royal Security Forces of the Sultanate of Sulu and North Borneo mit gut 100 Kaempfern festgesetzt, um NordOstBorneo zurueckzuerobern. Vermutlich moechte er die staatliche Erdoelfirma Petronas gleich noch miteinsacken, womit er mit Cristina Fernandez de Kirchners Engagement in Argentinien gleichziehen koennte.

Nach Ablauf des Ultimatums von zwei Wochen wurden sie nun letzten Freitag von der malayischen Armee, oder war es nur Polizei, im sogenannten Lahad Datu Standoff niedergekaempft.
Im Grunde wirkt es wie eine Werbemassnahme, die durch vielen Strassensperren plakatiert wird. So entspannte Gesichter wie bei hiesigen Polizei und den Militaers wuerde man sich in Deutschland selbst bei dem kleinsten Taschendiebstahl nur wuenschen.

Um die Sache einfach zu halten, darf man von Glueck fuer die malaysische Regierung sprechen, dass sich die ernsthafteren Ungestalten wie
die auf den Phillipinen operierende Moro National Liberation Front, sowie die mit ihr verfeindete Abu Sayyaf Group nicht auch noch an den Straenden Borneos blicken liess.

Auffaellig ist der Zeitpunkt so kurz vor den Wahlen. Denn fuer den fremden Sultan ist es mit Sicherheit kein oeffentlichkeitswirksamer Gewinn. Historisch gesehen treten ausserparlamentarische Gewaltaktionen nur zu gerne kurz vor den Wahlen zu Tage ... stets mit dem Ergebnis, dass es die regierende Gewalt in eine neue Amtsperiode hievt. Daran wird nun auch die parlamentarische Oppostion, die, zum Ende der Regenzeit, selbstverstaendlich das Blaue vom Himmel verspricht, nicht viel aendern koennen. Und so wird Malaysia das gleiche Schicksaal ereilen, das auch Bayern seit ueber 50 Jahren stets die gleiche Partei beschert.
Oekonomisch ist das scheinbar ja auch nicht so verkehrt ;) Monopol kostet eben rein rechnerisch weniger.
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Dienstag, 26. Februar 2013

Die Koenigin von Sabah und der Koenig von Sulu


- keine Liebesgeschichte in 13 Jahren -

Ich stehe mit meinem franzoesischem 15Euro Merlot an der Kasse, weil sich der Bordeaux nicht einscannen laesst. Die Fingernaegel der Kassiererin sind so frisch lackiert, dass der Kassenbon daran haengenbleibt. Seltsam ist nur der Ort. Der Giant-Supermarkt in Semporna; wo wir nun auch endlich bei titelgebenden Ursprungsort der Themenreihe "Dschungelporn in Suedost" angekommen waeren.
Malaysia ist sicher nicht so fundamental muslimisch wie Indonesien. Im Gegenteil, hier herrscht vom seit 1957 getragenem multiethnischem Parteibuendnis Barisan Nasional gewissermassen ein gewisser Stolz, dass es eben auch friedlich zusammen geht. Hilfreich ist sicherlich auch das reichliche Oel der staatlichen Firma Petronas, das den Bewohnern nicht nur eine kostenlose Erziehung und Gesundheitsversorgung bietet. In Abstaenden wird auch an jeden eine fuer hiesige Verhaeltnisse stattliche Summe ausgezahlt, dass man am allgemeinen Wohlstand teilnehmen kann. Und Wohlstand heisst hier Samsung Galaxy3, dicke Pickups und die schon erwaehnten, bei der Jugend so beliebten, gespoilerten Produa-Autos, die mit der gewohnten asiatischen Lautstaerke die neuesten Schnulzen durch den Nachthimmeln wummern. Etwas befremdlich wirken die vielen Kopftuecher, die sich auf dem Fahrersitz so wohl fuehlen. Wer solche Autos faehrt und Discoschlager liebt, braucht natuerlich auch einen Kentucky-Fried-Chicken-VIP-Drive-Through Aufkleber an der Windschutzscheibe.
Essen unter Wilden bedeutet hier in Sabah am Ostrand Borneos nicht immer nur Nasi und Mee, Reis und Nudeln, sondern schwere Burgerketten, die ueber die Magenwand rollen.
Die Koenigin von Sabah ist darueber natuerlich sehr gluecklich, doch der Koenig von Sulu, der auf seiner oelfreien Insel gleich nebenan sein Dasein fristen muss, findet das natuerlich garnicht toll.
Und so schickt er seine Soldaten, die auch gerne Burger essen wuerden, oefter mal rueber, und laesst sie ein paar Touristen entfuehren oder mal ein Strandschlacht liefern - heute natuerlich nicht mehr mit Speeren, sondern mit Schnellbooten und -feuerwaffen.
Das finden die Touristen dann wieder nicht dolle, wesshalb man sie vorsorglich lieber ein wenig ins Landesinnere lockt, dass sie die Sulukaempfer nicht finden koennen. Weil es dort aber eigentich nur noch Palmoelplantagen gibt und im verbliebenem Dschungel ausser gruenen Blaettern und braunem Matsch


und ein paar Kleinigkeiten wie



den Orang Utan



dem Probiscus-Affen



dem Kingfischer



und Froeschen

eigentlich nicht viel zu sehen gibt vor lauter Baeumen, erfindet man dann so Dinge wie den Orang-Utan-Rehabilitationscenter in Sepilok, dem Waisenhaus der Kriegskinder Borneos, eines Krieges der Palme gegen den Rest der Baeume, ueber das ich nach meiner Rueckkehr von der Insel berichten moechte.

(with all the respect to Nikon: die Billigkamera vom hiesigen Markt, macht den Dschungel hier nicht unbedingt bunter. Und weil es die Lumix eben erwischt hat, bei all dem Matsch und Regen, gibts die guten Bilder erst im Mai.)
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Samstag, 23. Februar 2013
Die Koenigin von Sabah

Erstkontakt mit den Eingeborenen bei Giovanni's Holzofenpizza

Air Asia machts moeglich. Ploetzlich geht die Touristenmasse im einheimischen Massentourismus unter, die weissen Gesichter verblassen zunehmend in einem Gewusel aus heimischen Urlaubern. Es ist Wochenende und ganz Malaysia macht sich auf den Weg.
Die zwei, sehr jugendlich wirkenden Zollbeamtinnen nehmen mich vom Flughafen mit ins Zentrum von Kota Kinabalu. Auch sie sind morgen nur Gast am Flughafen, um fuer je eine Woche in Jakarte und Bangkok einen draufzumachen. Sobald sich Air Asia auch in Europa breit macht, duerfen wir uns auf eine Invasion gefasst machen.

Wie sich nicht nur bei diesen beiden Zollgrazien zeigt, muss man trotz Reisen nicht auf ein eigenes Auto verzichten. Bei den in Malaysia produzierten Kleinwaegen sind zwar nicht nur die Felgen aus Alu, aber die meisten Fahrer kaemen aufgrund ihres kindlichen Aussehens bei uns um eine Alterkontrolle nicht umhin. Man hat Geld, von dritter Welt keine Spur. Dass die meisten Protons und Produas zudem mit Spoilern bewaffnet die Strassen unsicher machen, mag eventuell an ihrer Leichtbauweise liegen. So liegen sie besser auf der Strasse. Malaysia ist nicht umsonst einer der Austragungsorte der Formel 1. Fuer Singapore, mit seinem beruehmten Nachtrennen hatte ich vergessen, die sich dort tummelnden, bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 110 etwas eigenartig wirkenden Ferraris zu erwaehnen.

Gerade gelandet Sabah, in der noerdlichen Provinz Borneos, komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Eine Welt bricht in mir zusammen. Ich werde die ganzen vorgefertigten Geschichten umschreiben muessen.

Sabah, die Oelprovinz Malaysias, praesentiert sich in seiner Hauptstadt so international, dass ich nicht umhin komme, meinen Hunger mal nicht mit Reis oder gebratenen Nudeln niederzuringen.
Nicht nur das Bier wird billiger, selbst der selbstgemachte Schokoladenkuchen im Guesthouse hat mitteleuropaeisches Format. Gleich neben dem mexikanischem Chihuahua, zieht mich Little Italy in seinen Bann. Letztendlich wird es eine Pizza Pescatore im Bella Italia, und um die Mexikaner nicht zu veraergern setze ich ein Corona mit Limetten als Kroenung noch drauf - weil das Stella schon aus war.
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Donnerstag, 21. Februar 2013
Unter Saeugetierjaegern

Harry, the leech, and Terry, the rat

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Natuerlich bin ich auch gekommen, um Tiere zu sehen. Und damit meine ich vorwiegend Saeugetiere, je groesser und seltener, desto besser. Wie das gestern ein Italiener in seiner unverwechselbaren Art so schoen ausgedrueckt hat: "Ich komme doch nicht aus Mailand, nur um einen Haufen Insekten zu sehen."

Manche wuerde man lieber nicht sehen, wie Harry, den Blutegel, der sich entgegen aller mitgebrachten Klischees auch im Schuh, unter der langen Hose und durch den Wollsocken anzusaugen beliebt. Lieber kurze Hosen und keine Socken, dann ist man immer auf dem Laufenden, wieviele davon man gerade mit sich herumschleppt. Ab dem fuenften macht man sich auch nicht mehr die Muehe, ihn abzureissen oder anzubruzeln, denn spaetestens nach einer halben Stunde laesst sich Harry, vollgesaugt auf die zehnfache Groesse, ganz von allein fallen, nicht ohne fairerweise noch ein finales Sekret abzugeben, das die Wunde wieder gerinnen laesst.

Selbst die groesseren Kumpanen des Dschungels wirken auf den Bereiser des lonley planets teils stoerend. So die Fledermaus, die uns die sonst so wunderschoenen Tropfsteinhoehlen mit ihrem roten Kot vollkacken und mit Ammoniak durchfluten. Wenn sie doch einfach nur dahingen fuer die Gruselphotos.
Kaa, die Schlange, die, ohne allergisch auf Menschenschweiss zu reagieren, auch gerne mal im Schlafsack schlafen moechte, oder Terry, die Ratte, die mit ihrer intakten Grossfamilie - diesen famlilienfreundlichen Aspekt realisieren wir natuerlich nicht - das Nachtlager ueberfaellt und sich nicht nur aufs Toepfeausfuttern beschraenkt.

Beim menschlichem Tiertourismus wollen wir die Tiere in ihrem Habitat besuchen, und nicht umgekehrt. Wir wollen Herr (und Frau) ueber Zeit und Ort der Begegnung sein.
Wir wollen das andere Wir hier nicht sehen. Zum Glueck sehen wir ausser unseren eigenen Schuhen nicht viel mehr von uns selbst. Den Dschungelbewohner stoert der Plastikabfallhaufen am Parkeingang nicht, schon garnicht, wenn noch Essen dranklebt. Dem Orang Asli ist sein brandgerodetes Stueck Lichtung das Allerliebste am Dschungelunwesen.
Und so bleibe ich nach dem gestrigen Schlammtanz mit Harry heute mal am Parkeingang, um die entsprechenden Photos zu bekommen. Endlich gibts die komplette Saeugetierpalette zu sehen.

Bis auf die wenigen Gluecksmomente der Tapirsichtung oder des berauschenden Grillenorchesters waehrend der Trockenphase, besteht der Dschungel eigentlich nur aus Stoermomenten. Seien es die nervigen Jungtraveller gleich um die Ecke, die aus dem Quatschen noch nicht heraus sind und, vielleicht aus Unsicherheit, die aktuellen Championsleagueergebnisse herunterrasseln, oder die Gruppe japanischer Ornitologen, die ihren eigenen Vogelsound auf Band mitgebracht haben. Neben monstroesen Fernglaesern auf baumhohen Stativen versuchen sie so, akkustisch in das Revier so manch balzenden Vogels einzudringen, so dass dieser sich durch seine Verteidigung verraet.

Alles stets unterbrochen von den PS-starken Hondamotoren, die hier ebenso zur heimischen Geraeuschkulisse gehoeren wie der Hornvogel - oder die Dieselgeneratoren neben den stromlosen Langhaeusern der Eingeborenen, die dank unseres grossartigen zivilisatorischen Einflusses nun keine Schrumpfkoepfe mehr eindampfen, waehrend wir eigentlich nie aufgehoert haben, das Grosswild zu jagen.
If you like a lonley planet ... leave it alone.
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Montag, 18. Februar 2013
Mosquito Coil iacta est

Reiseklassiker: die gemeine Stechmuecke

Aufgrund meiner persoenlichen Naehe zum Affen werde ich an Armen und Beinen kaum gestochen. Voller Schadenfreude kann ich sie beobachten, wie sie nach der Landung auf dem Unterarm vergeblich ihren Hinterleib mit ausgefahrenem Stachel nach unten druecken und verzweifelt versuchen, endlich ein Stueck Haut zwischen all diesem Filz zu finden. Dieser erhebende Vorteil, oder sagen wir, dieses defensive Relikt aus der Steinzeit, waehrt jedoch nur wenige Minuten, denn dafuer erwischt es mich gleich im Anschluss dann um so mehr an den Fingern. Wie weit das gehen kann, hatte ich ja bereits in Death of a Wingman beschrieben.

Nach schmerzhaften Erfahrungen beiderseits hatte ich nun eine Loesung ersonnen, die fuer beide Seiten haette interessant sein koennen. Ein kleiner Fleck auf meinem Unterarm ist nun rasiert und die Landezone fuer Stechmuecken weithin sichtbar ausgewiesen.
Leider hat sich diese Strategie nicht wirklich bewaehrt. So muss ich nun auf althergebrachte Mittel zurueckgreifen.

Mit grossem Wohlwollen beobachte ich, wie so manch Flugobjekt der Klasse Culicidae, sich in meine Huette verirrt und des Wuergereizes kaum zu erwehren weiss. Dosis facit venenum, meine Beste. Damit meine ich nicht nur die Nikotinkonzentration, die bei den bereits erwaehnten Raucherschutzgesetzen und einem entsprechendem Schachtelpreis nicht besonders teuer kommt.

Stechmuecken haben nur einen begrenzten Flugradius, was ihre Jagd erheblich erleichtert. Alle paar Sekunden muessen sie landen. Der Jagd allerdings muede und im Schlafe wehrlos, bleibt mir das in meiner selbsterzeugten Nervengifthoehle erspart. Wenn sie hier den Weg nicht schnell genug hinaus findet, hat sie sich im wahrsten Sinne des Wortes selbst ausgestochen.

Viele begehen den Fehler, das Mosquito Coil, dieses zauberhafte Raeucherstaebchen ausserhalb des Raumes zu plazieren. Ich vermute aus Gesundheitsgruenden. Doch einmal von Malaria oder Gelbfieber befallen, wird einem das nicht mehr viel nuetzen. Wenn man vom Mosquito Coil auch innerlich durchdrungen ist, weil man es die nacht durch inhaliert hat, so scheint es seine Wirkung ueber Tage hinweg nicht zu verlieren. Und weil die Ausduenstungen dieses bitter-suessen Geruches auch tagsueber ihre Dienste leisten, ist man selbst vor Denguefieber sicher. Malariamuecken, wie alle Geschoepfe der Familie Vampir, verkriechen sich ja bekanntlich tagsueber.

Ueber Laendergrenzen hinweg gesprochen, ist der typische Bayer der natuerliche Feind der Malariamuecke. So konnte sie sich trotz aller tierischen Anpassungsfaehigkeiten nie in sein von Rauch und Bierdunst geschwaengertes Habitat vorkaempfen. Die Alpen stellen sozusagen den Limes Anopheles dar, so wie der Smog mancher Grosstaedte wie Mexico City oder Bangkok malariafreie Inselgruppen bildet.

Mosquito Coil iacta est - oder roemisch-katholisch gesprochen: Heiliger Mosquito Coil, du kreuzguter Mann, verschone mich, zapf andere an.
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Samstag, 16. Februar 2013

Reiseklassiker: Rauchen im Land der Kretek

Nachdem es sich einigermassen schwierig gestaltet, Tadeliges ueber die Landesbevoelkerung und das Land selbst herbeizuzaubern, werde ich mich wohl zwangslaeufig auf die Tuecken des Reisens konzentrieren muessen.

Die Malayen ueberstuerzen sich geradezu an Freundlichkeit - als haetten sie die hartelinie mit ihrer Laenderbeschimpfung heranschleichen hoeren. So wird das nichts. Ob das mit den karmatischen Begebenheiten dieses Breitengrads zu tun hat, ist mir unbekannt.
Einzig bei der Bierbeschaffung zeigen sie keinerlei Elan, was sich von einem vorwiegend islamischem Land allerdings auch schwerlich erwarten laesst. Dem nicht genug erschweren sie es auch noch mit heimischen Bierpreisen.
Ob die Absenz von Card-Readern - wesshalb ich derzeit noch keine Bilder liefern kann - auch mit dem Koranverbot bildlicher Darstellungen zu tun hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

Dafuer darf man nach Singapor in voller Wonne wieder qualmen, was das Zeug haelt. Sitz ich doch grade im Vorzimmer der Familie der tausend Kinder und erhalte die Antwort "Very, very sure you can smoke hier." Selbst in Hotels findet man hier eine erfrischende Herangehensweise:"Das Zimmer hat ja schliesslich Fenster." Nur die stinkende Durian ist nirgendwo willkommen. Das nenne ich mal Raucherschutzgesetze.
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Donnerstag, 14. Februar 2013
Sportliches Interregnum

Ich spende meine rechte Niere dem TSV 1860

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Reiseklassiker

Reiseklassiker Hotelbetten

Vielleicht kennen Sie die Situation ja: Man kommt vom Stadtausflug ins Hotel zurueck - ein Gute-Nacht-Bier hinter der Binde, wegen der 12koepfigen Familie von nebenan, dem Freier vom Zimmer gegenueber, bei dem mitternachts erst die Besuchszeiten beginnen, der Karaoke-Bar aus dem Erdgeschoss oder anderen naechtlichen Stoergeraeuschen - und findet das Bett in einem Zustand vor, als haette das Zimmermaedchen damit eine Origami-Meisterschaft veranstaltet. Die Bettdecke wurde, vermutlich mit mechanischen Hilfsmitteln, so zwischen Matratze und Bettgestell gestopft, dass sie dank ihrer Oberflaechenspannung fast zu reissen droht. So tief hinein in die Ritze, dass sie sich beim ersten Befreiungsversuch keinen Millimeter bewegt. Ich stehe auf dem Bett, schwankend vom Bier, und reisse und zerre, aber sie scheint verklebt zu sein. Warum und wozu?

Es muss sich um ein neurotisches Relikt handeln. Ich vermute, aus der Pruederie des Viktorianismus. Vielleicht wird erwartet, dass ich sie so belasse und mich selbst in dieses Grab aus Bettwaesche zwaenge. Vermutlich unterliegt dies einer aehnlichen Logik, wie die Krawatte. Ein sozialer Abgrenzungsversuch zu billigen Absteigen und Privatunterkuenften, wo niemand die Zeit findet, sich mit solcher Art von Sinnlosigkeit zu beschaeftigen. Man tut's, weil es kein anderer tut?

Dessen nicht genug ist diese Zwangshandlung des gehobenen Bettenmachens eine der Hauptursachen fuer Arbeitsunfaelle, da sich die Zimmermaedchen und -jungs hierbei regelmaessig den Ringfinger brechen. Leider ist mir der Fachausdruck hierfuer entfallen.
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Montag, 11. Februar 2013
Singapur - Vorort des Konsumterrors
Ich arbeite zwar noch an der neuesten Laenderbeschimpfung, doch nachdem Herr Pathologe auf seiner Shanghai-Reise in Tempeln ruhende, verfassungswidrige Symbole entdecken konnte, muss ich gleich mal vorab erwaehnen, dass sich das in Asien ganz allgemein auszubreiten scheint.
Unter dem Deckmantel des spiegelverkehrten Sonnenrades laeuft man nun nicht nur in Burma dem Hakenkreuz bestaendig ueber den Weg. Nun auch noch in Singapur - weniger in Tempeln (eigentlich garnicht), sondern auf T-Shirts. Zuweilen, um keine Verwirrung aufkommen zu lassen, auch mit Reichsadler.

Hier sind sie nicht so zimperlich mit der fremdlaendisch-deutschen Historie. Haben ja gute Autobahnen gebaut diese Nazis und sich mit dem arischen Gedanken eventuell auch bei den Asiaten ein wenig eingeschleimt. Der Union Jack verursacht hierzulande wohl mehr Kopfschmerzen als die wahllos aus dem Sack gezogenen Symbole der Altnazis.

Ich hatte einen Traum: Ich lebe in einem Land, in dem Menschen aller Coleur und Verpackungsgroessen friedlich auf engstem Raum zusammenleben. Das Wetter ist aequatorial. Ich wische mir mit einem asiatischem Taschentuch den Schweiß von der Stirn und beides loest sich wie von Geisterhand in Wohlgefallen auf.

Als ich aufwache, zitternd von der ueberdrehten Klimaanlage, sehe ich durch die ermattetenden Scheiben schwere Regenwolken uebers Land hetzen. Vorerst bin ich erstmal ein wenig verwirrt von diesem Fleckchen Erde namens Singapur. Es regnet relativ dauernd, was fuer regenwaldnahe Gebiete eigentlich ist. Zudem empfinde ich es allerdings auch als so kalt, dass zumindest ich in den Abendstunden meinen einzigen Pulli hervorkrame, um einem staendigem Froesteln zu entgehen. Seltsamerweise bin ich der einzige mit warmer Kleidung. Bin ich so ausgefroren oder ist es wieder dieses subtile tropische Fieber? Wir werden sehen.

Jedes Kind weiss, dass man, nicht nur in Singapur seinen Kaugummi einfach auf den Boden spucken sollte und ebenso mit Zigarettenstummeln nicht in der Gegend herumwirft. Neu war mir allerdings, dass auch die Einfuhr von Kaugummis und Duty-Free-Zigaretten verboten ist - zumindest kommt fuer letztere die Einfuhrsteuer von 33Cent pro Gramm Tabak einem Verbot gleich.

Rund um Aljunied-Station gestaltet sich das soziale Umfeld anders als auf Flughaefen. Da es sich vorwiegend um Chinesen handelt, wird geraucht und gespuckt, was das Zeug haelt. An der Anzahl der oeffentlichen Aschenbecher koennten sich auch deutsche Weltstaedte durchaus orientieren. Dann saehe vielleicht auch der Bahnhof Muenchen-Laim nicht aus wie eine Abraumhalde der Zigarettenindustrie.

Entgegen allen Erwartungen laesst sich auch ohne Muehe abends ein Bierchen trinken, waehrend man sich mit Glimmstengel die Lunge vernichtet. Also auch hier alles im Lot fuer langzeitsuizidale Menschen wie mich. Eigentlich kann es nur schlimmer werden.

Die Stadt selbst hat sonst eigentlich nichts zu bieten ausser dem ueblichen Touri-Schrott wie Amusement-Parks und Shopping-Meilen. Aufgesetzter als in den USA geht nicht, dachte ich - hier wird uns das Gegenteil bewiesen. Die Suburbs von Singapur moechte ich von diesem harten Urteil mal ausnehmen.

Nur, selbst die Vororte Singapores prälieren nicht unbedingt als Hauptanlaufpunkte Südostasiens. Dennoch gibt es einen Gund diesen Inselstaat eine kurzen Besuch abzustatten, ist die Raucher-Lounge und die Game-Area im Flughafen. Beide sind weltweit führend. Allerdings stehen sie nur jenen zur Verfügung, die Singapore nie betreten. Die wirklichen Highlights Singapores stehen also nur jenen zur Verfügung, die sich für die beste Option Singapores entschieden haben:Singapore ist die Nummer Eins aller Transitländer. Um ihren Aufenthalt interessant zu machen, beachten Sie möglichst die 24-Stunden-Regel. Die wahren Reize Singapores entdeckt man einzig im One-Night-Stand.
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Sonntag, 10. Februar 2013
Oha, Stopover Doha
ist das jetzt schon Ausland? Spruengli und Lindt, Harley Davidson und italienischer Espresso - die Welt auf Duty Free. Nur in den Raucher-"Lounges" - wenn sich das ueberhaupt so nennen darf - merkt man doch das arabische Laizes-Fair.
Wer raucht soll auch ersticken. Das ist fair.

Auf Flughaefen kann man leicht vergessen, dass man im Ausland ist. Eine graduelle Assimilierung an neue Umstaende. Weil ich mir aber voll bewusst bin, dass es gleich weitergeht nach Singapur - ein Land, in das man keine Zigaretten einfuehren darf - gehts gleich nochmal in eines jener nikotingeschwaengerten Kabuffs. In Singapur reicht es dann, wenn ich mal einen tiefen Zug aus meiner Jacke nehme. So bleibt meine Lunge wenigstens von aussen mit Nikotin bekleidet.

Sabah al-cher alle zusammen.
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Freitag, 8. Februar 2013
Die hartelinie verläßt die Felsspalte
Das Eis und der Fels haben mich freigegeben. Ich durfte die Spalte verlassen und bin nun auf dem Holzweg in den Dschungel - von Palmöl so glatt, daß auch dort Schneeketten ganz hilfreich wären. Vielleicht nehm ich sie mit.

Nach der einzig wirklich interessanten Sehens- und Riechwürdigkeit Singapurs, der weltberühmten Raucherlounge im Flughafen, geht es vorbei an den E10-Plantagen, den grünen Wüsten Malaysias zu den Kriegskindern Borneos, den Affenwaisenhäuser, denn auch im Tierreich scheint die Kleinfamilie nun ihren Einzug zu halten.

Noch einmal Porneo-Borneo ehe es sich unter den Streubomben der Palmöl und Eukalyptussamen so monokultiviert, daß Asphaltieren die einzige Rekultivierungsmaßnahme wird. Auch hier ein humaner Irrweg: die Verstädterung des Tierreichs.

Borneo, die größte Insel des Planeten. Da fällt jedem gleich Grönland ein. Doch scheinbar ist es ein Kontinent wie Australien, oder es ist doch nur Eis auf einer kleinen Landscholle ruhend. Und weil Grönland zu Dänemark gehört, wirkt sich dies auch negativ auf seine Größe aus. Scheinbar.

Wir dürfen gespannt sein, welche Unannehmlichkeiten uns erwarten. Vermutlich wird das Bier nicht billiger und der Begriff Regenwald läßt nicht unbedingt auf gutes Wetter schließen. Um den Kulturschock möglichst gering zu halten, haben wir demnach die An- und Abreise über Singapur geplant, wo wir dann Fauna und Flora nochmal überdacht und klimatisiert konzentriert vorfinden - für die Abfotografie insbesondere der wilden Tiere, die in freier Natur doch etwas unangenehm zu Tage treten können.
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Donnerstag, 7. Februar 2013
Auf der Suche nach der Krise
Sie lebt von sich selbst - die Krise. Wer da mitmacht, ist schon irgendwie bescheuert und mehr als selber schuld. Die Garten- und Waldbewirtschaftung jedenfalls hat keine Krise. Man tut und macht und denkt eigentlich weniger daran wie es dem BIP oder sonstigen Zahlen geht.

Krise? Bei mir jedenfalls nicht. Seit ich mich aus dem aktiven Arbeitsleben, zumindest vorübergehend, verabschiedet habe, erwischt es mich noch nicht einmal am Rockzipfel. Soll sie doch kriseln die Krise. Bei mir bekommt sie keinen Fuß auf den Boden.

Nachdem wir die Krisenerprobung der Krise bereits weltweit getestet haben - in Chile, Argentinien und inzwischen auch in Spanien, Griechenland etc - glauben wir auch zu wissen, wie die Bevölkerung darauf reagiert und wir haben Mittel und Wege an der Hand, das aufzufangen oder abzuwehren. Ich meine den Ärger, der bei den Gekriselten so aufkommen mag. Was aber abseits von Straße und Blogs so passiert, das entgeht den aufmerksamen Neokapitalisten nur zu gerne.

Was abseits der Hauptstraßen und jenseits der Überwachungskameras so gärt und wächst, das scheint es für jene Überwachungsstaatler nicht zu geben. Was sich jene zivilisationsfernen Dorfbewohner am wärmenden Herd bei einem Gläschen Wein so überlegen, das entgeht jedem RFID-Chip und allen Flughafenscannern. Das scheint es nicht zu geben. Ein Fehler!

In den Brennkammern der Herzen jener entlegenen scheinbar Unbeteiligten braut sich was zusammen. Sie wissen, daß man nicht unter dem Radar bleibt, wenn man plötzlich große Mengen Dünger und Diesel kauft wie der Herr Breivik in Norwegen. Aber Brücken und Dämme fallen und brechen auch wenn man nur den rechten Stein entfernt. Wer glaubt, daß er die Welt beherrscht, nur weil er die politisch Verantwortlichen und Medien in der Tasche hat, der hat sich nicht ausreichend mit den Eckpfeilern und Grundsteinen der eigenen Villa beschäftigt, der will nicht begreifen, daß ihn ein platzender Reifen mal schneller aus der Kurve trägt als es ihm beliebt, daß was aus dem Wasserhahn kommt von Ecken und Enden stammt, die sich der Linse der Überwachungskamera entziehen, und er scheint zu verdrängen, daß sich seine Transaktionen durch ganz gewöhnliche Kupfer- und Glasfaserkabel im überwachungslosen Erdreich bewegen.

Hier jedenfalls hat die Krise keinen Einlaß gefunden. Die Jagdsaison ist vorbei und es gibt frisches Reh. Er wollte bremsen, so sagt man. Wer's glaubt, daß es sich um langsames Reaktionsvermögen handelt und nicht um massive Taschenlampen und jenen Knall vorgestern Nacht. Mir ist's egal, denn die Todesursache schmeckt man nicht wirklich raus. Auch die Schonzeit hat Krise und als Waldbesitzer ist man dem Rehverbiß gegenüber nicht wirklich gut gesonnen.

Wenn sich die Zivilisation in die Krise stürzt, so wendet sich so mancher einem weniger zivilisierten Ecken und Enden zu. Krise - das ist mit uns nicht zu machen.
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Montag, 28. Januar 2013
Geist und Bau - eine Achterbahnfahrt durch das Dasein des Kabelkanals
Wie wir das in ...baustellen.blogger.de... so schön verfolgen können, ist das Lochbohren und Hämmern des avancierten Heimwerkers kein so zweidimensionales Vor-sich-hin-Basteln wie wir das aus unseren Kinderzimmern kennen. Es geht um mehr, es muß am Ende auch irgendwie funktionieren, und manchmal geht es auch um alles, wie im Falle der Glühbirne, die in ihrer dialektischen Erscheinungsform entweder leuchtet oder nicht. So stellt sich mir als Träger des goldenen Schweißtropfens und des kupfernen Schmutzkübels ein scheinbar so einfaches Problem viel komplexer dar als es sich der von Wünschen durchdrungene weibliche Volkskörper vorzustellen in der Lage ist. "Mal schnell eine Steckdose oder ein zusätzlicher Lichtschalter einbauen ...". Das wird nicht drangeklebt, sondern es wächst aus dem Inneren des Hauses durch Zuhilfenahme von Materialien, Werkzeugen und viel Physe und Psyche.
Bei größeren Projekten erleben wir leider nur selten, wie Physik und Psyche eins werden. Die großen Momente des Hausbaus, das Aufgehen der Probleme im Nirvana, wenn sich die Lösung schon vor dem Problem findet, wenn die Verkabelung der Wechselschalter für das Treppenlicht gleich auf Anhieb klappt, wenn die Mörtelmasse diese cremige Konsistenz Sahnetorte erreicht, ein Himmelgrau das schon beim ersten Kellenwurf wie ein Einsiedlerkrebs im Mauerschlitz verschwindet. Aber das tut es eben nur in den seltensten Fällen.
Im ungünstigerem Fall merken wir wie dünn unsere eigenen Nervenleitbahnen sind. Die Hände zerkratzt vom Kupferdraht stopfen wir die letztendlich zu kurz verkabelten ...Vago...klemmen in die Leerdose. Der Gips bricht und wir stehen da, sozusagen mit einer Kabelsalatschüssel in Händen. Ich merke, daß auch wir mindestens zweiphysig sind, ein Gemisch an Gefühlen so bunt wie der Kabelsalat in Gipsdressing. Trauer, Wut und Frust, multipolig und schlecht abgesichert.
Neun abgeklemmte Drähtchen in den Landesfarben Schwarz Blau Gelb, deren spitze Enden die Hände zu einer Kraterlandschaft werden lassen, schauen vielversprechend aus dem Leerdöschen, aber kein einziger führt Strom - selbst nach mehrmaligen Joggingausflügen zum Sicherungskasten zwei Etagen tiefer.
Unglaube, ist auch so ein zentrales Gefühl bei Mißlingen. Gestern war da noch Wechselstrom drauf, heute noch nicht einmal ein wenig Kriechstrom.
Die Hände zerstochen wie Lazarus von den Kupferdrähten Elektrons sind wir nun bereit zum Verputzen der Kanal- und Dosenlandschaft. Für den leidenschaftlichen Mörtler bräuchten die Arbeitshandschuhe keine verstärkten Fingerspitzen, die schon lange taub sind vom Kalk. Keine Fingerabdrücke mehr, sondern das weiße Rauschen einer verätzten Hautoberfläche. Die Handflächen, ebenso angegriffen von Kalk und Zement, jetzt Körnungstyp 120, mutieren zum menschlichen Multischleifer.
Damit läßt sich einiges Schleifpapier sparen und man spürt zumindest mit diesem sensiblen Organ kaum mehr Schmerz. Nach Arbeitsschluß ist es etwas doof, wenn sich die aufgerauten Hände im Ärmel verhaken oder die Bettdecke ständig dran hängenbleibt wie an einem Klettverschluß. Noch aber fingern wir im schon lehmigen Putz - mit diesen blauen Handschuhen, die im Sommer die unangenehme Eigenschaft besitzen, Buttersäure abzusondern. Immer noch besser, als abends in der Badewanne den Kalk, der sich bis dahin schon tief in die Haut gefressen hat, mit dem Glitzi-Schwamm wieder rauszuschürfen.
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Sonntag, 20. Januar 2013
The Knights of malta pronta - Die Ritter des Fertigputzes
Free the beacon - der Repetitor liegt tief unter der Schneedecke vergraben.Ein Dorf versinkt im Schnee. Ein Kommunikationsgrab. Aber wo kein Leben, da auch kein Grab.



Denn viel gibt es nicht zu sagen. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Handlung. Ich leide an chronischer Winter-Sysiphos. Il corso delle stuffe, der Ofenlauf. Das Denken minimiert sich auf Teilbereiche. Welcher Scheit paßt denn nun am besten? Die ausgefranste Hainbuche zu zünden (Fichte ist hier selten, da sich das Holz nach Gewicht verkauft und nicht nach Volumen), die aalglatte Buche zum Dauerbrand und die sinnlose Kastanie, wenn es um nichts geht. Letztere so taufrisch, dass ich die Eisblumen im Ofenfenster sterben sehe. Sonntags auch mal Hainbuche. Der Holzberg beginnt zu schmelzen, der Schneeberg noch lange nicht. Mit einem Kohlenschaufler als Großvater fühlt man sich, als würde man schon seit Generationen das unersättliche Ofenmaul befüllen. Werd ich es durch den Winter schaffen, ohne daß ich mich bei den Holzlagern der Ferienhäuser bedienen müsste. Unser aktueller Holzeinschlag liegt unberührt, vom Schnnee begraben. Die in den Südalpen unbekannten Kohlebriketts werde ich bei der nächsten Deutschlandtour nachkaufen müssen. Nachts mit Zeitung umwickelt halten sie die Glut, auch wenn ich mal länger schlafe.



Daß sich kein nebensächlicher Gedanke breit macht, dafür sorgt allerdings schon allein der angemischte Putz; malta pronta, Fertigputz. La malta commanda, der Putz schafft an. Darum dreht sich eigentlich der Tagesablauf. Um seine Mischkonsistenz und seinen Härtegrad. Klar lassen sich mit ein paar Spritzern Wasser die Verarbeitungszeiten hinauszögern, aber irgendwo reißt auch seine Geduld. Und so bin ich seinem Diktum unterworfen, dessen Strenge selbst ein Paartherapeut nicht aufzuweichen vermag. Putz hat mit Ehepartnern so einiges gemein, denn selbst wenn er schon weg ist, gilt es abermals zu putzen. Abzukratzen und wegzuschlagen, was überschüssig, die Kellen und Kübel zu waschen, den Zementschleier und jenen Staub zu entfernen, der allgegenwärtiger als jeder göttliche Gedanke sich im gesamten Haus niedergelassen hat.



Ein Dauerlauf also zwischen Holz und Putz ... und schon wieder hat sich der Espresso über den Gasherd ergossen. Kann man nur hoffen, daß sich in diesen engen Zeitplan kein unwillkommener Gast hineinzwängt. Schreiben? Eine Utopie. Wozu auch? Trägt es doch wenig zum Überleben bei.



Und weil es in den Bergen nicht immer einfach ist, nun auch noch diese stille Schneelandschaft. Still auch, weil das Auto, die Verbindung zur Zivilisation, unter dieser neuen Landschaft begraben liegt. Wer weiß schon, wann sich die Kommune bereit findet, auch uns wieder freizuräumen und an das Straßennetz anzubinden. Aber wozu auch, da ein Haus in den Bergen so einnehmend und besitzergreifend, daß sich an Ausflüge garnicht denken läßt.



Sollen doch die Bilder mehr sprechen als die Worte. Der Lage entsprechend mehr Impression als Expression.

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Dienstag, 15. Januar 2013
schraeger schnee
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