Silvio Papam - der politische Hattrick


Weißer Rauch steigt auf und mir schneits auf die Mütze. Ich denke, denen brennt doch, wenn nicht der Dachstuhl, so doch der Hut bei ihren seltsamen Ritualen, die sich stets in strengen Kontrast zu den Idealen der Moderne stemmen und spreizen wie die Jungfrau am Altar. Die Kamera starrt wie gebannt auf einen rauchenden kleinen Kamin. Immer wieder dringt der Störsender des Spaghettimonsters durch die Frequenzen. Weißer Phophor steigt aus dem Inneren der Gottberauschten und die Maße jubelt frenetisch als stände der FC Bayern schon im Viertelfinale. Nach über einer Stunde starker Gefühle einer Gemeinde tritt er, gehüllt in weißen Rauch und einer Energiesparlampe im Hintergrund, zwischen dem roten Vorhang hervor. Die Glocken eines Landes, das nicht mehr viel zu läuten hat, bimmeln sich den Schlegel aus der Glocke, halb neun abends, wie man es von Wahnsinnigen so gewohnt ist, und rufen einen neuen Winter ins Land. Das Beste vom Letzten, Papst Silvio, der Erste.

Es werden doch nicht die reuigen Tränensäcke gewesen sein, die Herrn Berlusconi kurz nach seiner Verurteilung zu einem Jahr Gefängnis wegen des Abhörskandals und kurz vor dem Prozeß aufgrund seines sexuellen Umtriebes mit den minderjährigen Prostituierten Ruby in eine Augenklinik trieben. Berlusconi zieht damit auf weltlicher Ebene mit der Konklave zur Papstwahl gleich. Da folgt er kirchlichen Traditionen, sowohl mit seiner Krankenhauskonklave wie mit Ruby. Er zieht sich zurück zur Klausur, die Augen geschlossen, nicht weil er durch muß, sondern weil er sich müht, die von ihm getroffene Entscheidung zu finden. Er allein läßt den weißen Rauch aufsteigen, und überrundet mit diesem politischem Hattrick seinen Vorgänger Licio Gelli, der ihn zum Patriarchen Italiens gemacht hatte. Berlusconi wählt sich in einer Alleinwahl, in der eine Stimme genügt, selbst zum Papst.

Was ist nur los im Lande der Lateiner? Im Vatikan funktionieren die von der Deutschen Bank betriebenen Bankautomaten nicht mehr. Italien hat aufgrund des Verdachts der Geldwäsche die Bankgeschäfte mit dem Vatikan eingestellt. Eine bisher scheinbar unkorrumpierte Partei wie Movimionto 5 Stelle bleibt trotz der eingefahrenen 25% der Stimmen lieber in der Opposition. Das Nichts ist immer noch eine bessere Wahl als eine Koalition mit einer gemäßigten Linken. Italien geht zunehmend in den flüssigen Aggregatszustand über und der Stiefel droht im Mittelmeer unterzugehen. Berlusconi sieht als letzten Ausweg die kirchliche Immunität. Nach Vatileaks und Don Bancomat braucht der Fels den Petrus, jemanden der sich in solchen Offshore-Bereichen auskennt.

Berlusconi wählt sich selbst auf den heiligen Stuhl, auf dem es vom Vorgänger noch so heiß ist, daß er beim Sitzen keinen Unterschied spüren wird. Für ihn ist es der Schleudersitz ins Paradies. Und endlich wieder ein italienischer Papam, der sich in Rom auskennt wie in seiner Westentasche. Eine geistige Herrschaft, die im eher altrömischen Gewande einherschwebt, die die Prostitution wieder entsäkularisiert und die alleinigen Übertragungsrechte für die Zeremonie des Blasiussegen in einer Hand hätte. In Zeiten wie diesen ist die Verbindung zu Gott nicht unbedingt mehr ein Draht, sondern medialisiert. Vermutlich gäbe es auch bald attraktive Frauen im Priesteramt und die Fernbeichte 'on demand' als App.

Wer fände sie nicht gut, die Idee, den ausrangierten Berlusconi auf den ebenso überkommenen heißen Stuhl im Vatikan zu setzen. Ein geläutertes Italien, das den Vatikan als Mülldeponie nutzt. Eine Art neuer Lateranvertrag, der versucht, das Öl vom Wasser zu trennen und eine Gesellschaft zu receyceln. Der Vatikan als ein untergegangenes Atlantis worauf sich, wie der Plastikmüll im Südpazifik, das historische Strandgut sammelt, und Don Silvio, jetzt Santo Silvio, kann nochmals seinen stark immunisierten Hals aus der Schlinge ziehen. Für seine Gegner eine Vergeistigung des Unzerstörbaren, sicher nur ein Kompromiß, aber endlich eine Art auch mit dem politischen Plastikmüll fertig zu werden.



wasistlos am 14.Mär 13  |  Permalink
Als ich den schwarzen Rauch sah, dachte ich mir, dass die Erdöl oder Plastik verbrennen....das bringt mich gerade auf eine Idee =)

einemaria am 16.Mär 13  |  Permalink
Die Ölvorräte
des Vatikan sind nach wie vor ein Tabuthema. Daß der Vatikan Ambitionen in diese Richtunge besitzt, zeigt schon die Tatsache, daß das Ritual der letzten Ölung hier ganz groß geschrieben wird.

So wie ich Italien kenne, werfen die sicherlich auch ihren Plastikmüll mit in die Flammen. Die ganzen Joghurtbecher und Croissantverpackungen, die sich während so einer Konklave ansammeln.

pathologe am 18.Mär 13  |  Permalink
Können
Sie generell den "Pabst" in "Papst" ändern? Mit einem deutschen Fußballtorhüter hat der Argentinier vermutlich sehr wenig zu tun.

einemaria am 18.Mär 13  |  Permalink
Wäre wohl etwas zu weit hergeholt zu behaupten, daß die Bezeichnung "Pabst" aus urheberrechtlichen Gründen heraus erfolgt ist. Ist sie nicht.

lalol am 03.Apr 13  |  Permalink
groß-art-ig
Silvio Papam :-)

Ich musste nur erst mein Affenfoto-Trauma überwinden.
Als junge Frau (hier richte ich meinen Blick, nach innen gekehrt auf den Boden), ich wollte dem jungen Mann gegenüber nicht unhöflich erscheinen, betrachtete ich schrecklich ermüdende drei Stunden, tausende Dias von Affen im thailändischen Urwald. Gähhn...Immer und immer wieder: grüner Hintergrund, schwarze, rote, braune Affen.

Ähmm...übrigens..hübsches Lesezeichen

einemaria am 05.Apr 13  |  Permalink
Sie waren offensichtlich schon im Busch
... denn besser kann man es eigentlich garnicht sagen.
rotbrauschwarze Zottlige vor grünem Hintergrund. Da hab ich Ihnen, junge Frau, so einiges erspart indem ich nicht alle Affenbilder hochgeladen hab.

Das mit dem Lesezeichen ist natürlich ein großartiger Einfall, denn so weiß man immer, wo die Seite anfängt. Und hübsch sollte es auch sein, um die Schönheit meiner Leser etwas hervorzuheben.

lalol am 08.Apr 13  |  Permalink
also nicht nur hübsch...
..auserlesen schön, ästhetisch formvollendet, unübertroffen geschmackvoll...ideal :-) )))))

einemaria am 10.Apr 13  |  Permalink
Damit sprechen Sie sicherlichlich u. nd berechtigt von sich selbst. Irgendwie sind wir doch alle Lesezeichen.

einemaria am 24.Apr 13  |  Permalink
ist übrigens malayischer Dschungel, nicht thailändischer. Affenporno in Borneo wäre wohl zu abgriffig, passt aber um so besser auf obigen Beitrag zu Santo Silvio.
Das dritte Monster nach der Mafia und dem Vatikan, das aus dem Dschungel des Südens kommt.