Sonntag, 24. Juli 2011
Strategie der Spannung
Nun ja, Norwegen. Wird nun also auch auf Antiterrorkurs gebombt. Seltsam, daß es immer denen hilft, die mehr Überwachung und Sicherheit fordern, und seltsam, daß es die auch nie trifft. Seltsam, daß die Terroristen noch nicht gemerkt haben, daß sie sich ihr eigenes Grab schaufeln und mehr als seltsam, daß dieses Vorgehen gerne auch verwendet wird, um Kriege anzuzetteln. Inhalt und Aussehen unterscheiden sich oft teuflisch.

Wie sich das praktisch darstellt zeigt uns der belgische Ableger von Gladio und die Bande von Nijvel. Und Norwegen erinnert mich in einer Art ungutem Bauchgefühl an jene Bande, die allein 1985 bei Angriffen auf Supermärkte 18 Menschen erschossen. Es ging ihnen nicht um Geld, sondern vorwiegend um die Massaker. Staatlicher Terror - und historisch nur dieser - richtet sich gegen die eigene Wählerschaft. Was wir bisher noch nie gesehen haben, ist die Sache andersrum, wie ich das am Ende von "Good Governance" mal angedacht hatte.

Wen der Gedanke nicht schreckt, daß es sich um Terror als politisches Instrument handeln könnte, um die Fortsetzung der Strategie der Spannung, um den Krieg gegen das eigene Volk, der sollte sich mal Gedanken machen, solange er das noch kann. Das sagt mein Bauchgefühl.
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Die Tochter des Bürgermeisters
Anfang August, es regnet. Ich wate durch tiefen Dreck. Die Tochter des Bürgermeisters muss mit einer Strassenbaufirma verheiratet worden sein: Baustellen so weit das Auge reicht. Und endlich wächst auch die Bevölkerungszahl in München, nicht zum ersten mal seit ich auf diesen Planeten geworfen wurde. Oder zumindest will sie wachsen, für wen sonst all die Wohnungen, die sich aus jeder erdenklichen Ecke zwängen. Peter Fox sagt das ja auch ganz brandaktuell: Alles neu.

In den öffentlichen Verkehrsmitteln hatte man bisher das Gefühl von Nähe und einer bereits unangenehmen Bevölkerungsdichte. Das kann man jetzt nicht mehr fühlen, weil der Bus nicht mehr kommt ... wegen ... und das ist das Neue ... hohem Verkehrsaufkommen. Gerade deshalb fahr ich doch eigentlich öffentlich, um dem Stau zu entkommen. Aber was soll man erwarten bei über 4200 Personen pro Qkm. Der höchsten Humankonzentration in Deutschland. Tendenz steigend. Berlin als zweiter hat da keine 3900.

Ich hatte ihn bereits erwähnt, den Ein-Euro-Jobber, der bewaffnet hinter dem Busfahrer dafür sorgt, dass dieser seinen Fahrplan einhällt. Und besagter Beifahrer schiesst nicht nur auf den Busfahrer, sondern seblstverständlich ist er auch für das Entwirren des hohen Verkehrsaufkommens verantwortlich. HK 417 mit dem Granatwerferaufsatz AG 36 und dann mal sehen, wie schnell der Bus durchhuscht durch den Berufsverkehr, der seinen Namen dadurch rechtfertigt, als daß er sich anfühlt wie eine unbezahlte Nebentätigkeit - entgeltlos allerdings nicht.

Ach, das wär nicht gut für die Straßenverhältnisse. Kraterlandschaften und Autowracks, aber man wäre schneller am Ziel. Sie werden es mir erst nicht glauben, aber ich ziehe das vor. Mir schwant viel Schlimmeres. Vielleicht haben Sie es noch nicht gemerkt, aber die Zivilisierung schreitet voran. Ich weiß, daß viele von Ihnen den Horror dieser Tatsache noch nicht begriffen haben. Zivilisierung heißt Einschränkung. Beschneidung des Verhaltens. Eingrenzung des Raums. Dressur mit anderen Worten.

Einfach so mal schnell wohin fahren? Das sieht man heute als ewigwährendes Bürgerwohl wie Trinkwasser etc. So wie Sie heute auch nicht einfach mal wo mitfliegen können, so werden wir unsere Wochen und Tage bald besser planen müssen:
Routenplanung für Montag. Sitzplatz im Verstärkerbus hab ich Werktags-Abo neben der süßen Kleinen von der Metzgerei ... wenn Sie nicht wieder krank ist ... bei Aldi, Wimmer und eben der Metzgerei angemeldet für 10 bis 11, Arzt werd ich wieder mal nicht schaffen und trotzdem zahlen müssen - so war das früher schon - so wird das immer bleiben - selbst Praxisgebühren sind ja irgendwie eine Investition in die Gesundheit ... vielleicht nicht in die eigene, naja. Dann S-Bahn um 14:31 im hinteren Wagen. Für Vollsteuerzahler ohne Behindertenvermerk natürlich nur noch Stehplatz. Daß mit der Betriebsstörung auch der Fahrschein verfällt, wen wunderts. Dann doch noch Restkarten am Bahnsteig bekommen für die Rückfahrt - an darf auch mal Glück haben. Das Hartz-I-Phone vibriert unentwegt, mein Unterbewußtes verbucht es als Batterieschwäche. Mal wieder nichts geschafft, außer festzustellen, daß es sich um die Batterieschwäche meiner Geldkarte handelt.

Mein lieber Schwan, da schwebe ich doch lieber engelsgleich über die morastige Mitgift der Bürgermeistertochter in Erhoffung der totalen Anarchie. So viele neue Leute brauchen so viele neue Orte zwischen denen sie sich auch noch bewegen wollen. Da müssen Straßen unterkellert werden und so manches auch verkleinert ... beispielsweise die Auswahl. Also nicht nur an der Qualität wird gespart, es wird auch per capita weniger werden. So mutiert der Buchhandel zum Internetpoint, an dem der Verkäufer für Sie online bestellt. Die gleiche Stoffhose firmiert unter diversen Namen in allen Auslagen, das gleiche Asia-Salatbaressen, mal in Pita, mal in Tortillafladen und die gleiche beschissene Anordung der Rolltreppen.
Wer läßt sich denn so verarschen, denk ich mir und seh mich um. Menschen, die ich hier noch nie gesehn habe, denn ich bin hier schon lange. Ich bin hier älter als die meisten Häuser. Diese Menschen wurden mitsamt der Einkaufshöhle importiert. Wenn man die Ein- und Ausgänge aufmerksam im Auge behält und zehn Finger hat, stellt man fest, daß nur wenige kommen und gehen. Die meisten leben hier - zwischen Fishbone, Asia-Snack und Body-Gallery.

Wer ohne Smartphone nicht weiß, wo hinten und vorne ist, wer sich keine Telefonnummer mehr merkt, wer nicht mehr rückwärts gehen kann und ohne Facebook viele Freunde einfach vergessen würde ... der kann das dann auch nicht mehr und dann ist es gut, wenn man unter Gleichgesinnten ist, an Orten und Passagen, die das Denken übernehmen.
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