I had a dream - der Bierpreiß beim Noagerlwirt
Ein weiß-blauer Spätnachmittag und wir sitzen vorne draussen neben am Noagerlzelt, gleich beim Freischank, daß man gleich nachfüllen lassen kann, wenn mal zu schlecht eingeschenkt wäre. Neben mir zieht der Schnoiztaler Toni sein Bries, zu meiner anderen Seite plätschert es ganz bedächtig dem Schmiedl Fritz seinem Hacklstecken hinab, den er eigentlich nur mitführt, um sich den leidigen Weg zu den sehr fernen Toiletten ersparen zu können. Ich, da Schnoiztaler, da Schmiedl und da Adabei nebeneinander auf einer Bank, daß alle das Gleiche sehen und dableckn können. Die Bank gegenüber haben wir allein durch unsere Anwesenheit fest im Griff, der Blick also unverbaubar. Man redet übers Wetter und die Milchpreise. Über den Bierpreis wohlweislich nicht.
das ist natürlich nicht der Bierpreiß, sondern der Adabei ...
Glücklicherweise müssen wir nicht ständig schlecht eingeschenkte Maßen anmahnen, da wir die Bedienung Zenzi, gleich beim Einlaufen uns mit einem saftigen Trinkgeld gefügig machen konnten. Um uns herum lauter selten greißliche Zipfigsichta, die in Anbetracht der guten Stimmung keinen negativen Einfluß auf unser Gemüt haben, wie man eben auch in einer geschmacklos tapezierten Wirtschaft durchaus seine Freud haben kann.
Drinnen plärrt die Blaskapelle und das Zelt ist dichtbevölkert von ortsfremden Gesindel, von dem man beim besten Willen nicht erwarten kann, daß sie den wohltuenden Aspekt eines weiß-blauen Himmelsdaches von der drückenden Stimmung eines Zeltdaches unterscheiden könnte.
Man fühlt sich als Bayer geradezu allein auf dieser flächendeckend von Preißen besiedelten Welt, die einfach nicht verstehen, wann es wirklich gemütlich ist. Wenn alle schon einen sitzen haben, nicht viel geredet wird und vor allem keiner mehr so genau zuhört, was die anderen sagen, springen sie auf die Bänke oder plappern los, als sei diese wunderbar geistige Leere ein Moment kurz vor der Implosion, vor der sie scheinbar fürchterliche Angst haben und die sie mit aggressiven, abgekackten Wortattacken zu füllen versuchen. Man könnte meinen, Kaiser Wilhelm wäre wiederauferstanden und der Weltkrieg kurz vor dem Ausbruch, wenn sie ihre Satzfetzen wie Giftgasgranaten in die gemütliche Runde werfen und damit jegliche Seligkeit abtöteten.
Der Schnoiztaler Toni fühlt sich bei diesem fremdartigem Geschrei an seine schnatternden Enten erinnert, die man aber noch entschuldigen könnte, wo sich doch die mögliche Nähe eines Fuchses vermuten ließe. Und dem Schmiedl Fritz gärt dabei der Darm so stark, daß er am liebsten an seinem Hacklstecken auch noch herunterscheißen würde. Gä, Fritz, sag ich noch, jetz aba. Do scheiß i ma nix, sogt a nua, während es den Brei am Hacklsteckn abwärts wälzt. Nur der Adabei lässt sich in seiner Seelenruhe nicht beirren und lauscht dem poltschen Maikäfer.
Der Preiß aber hat eine Panik vor der Gemütlichkeit und versucht sie schon im Entstehen abzuwürgen. Es ist schwer abzuschätzen, ob es sich dabei um eine endogene Paranoia handelt oder ob es ihn einfach ärgert, wenn sich der Bayer wohl fühlt. Leider hat man mit der Besatzungsmacht schon die leidlichsten Erfahrungen gemacht und weiss, dass man die Feindkultur nie wird integrieren können.
Man hat das Oktoberfest ja schließlich auch für andere Volksgruppen offen gehalten, ob für Amerikaner, solange sie nicht alles besser wissen, oder für Italiener, die oft sogar mehr sprechen als die Preißn. Hauptsache ist allerdings, daß sie nicht Deutsch sprechen, als wäre es ihre Muttersprache und ganz unerträglich wird es, wenn sie so tun, als wären sie hier zuhause. Man will den Gast ja gerne teilhaben lassen an dem, was er angeblich so schätzt an unserer weiß-blauen Heimat. Aber kaum ist er da, der Preiß, schon beginnt er rumzunörgeln an den Öffnungszeiten der Biergärten, an den Stammrauchern in den Boazn und vor allem an der konsumfeindlichen, ansässigen Gemütlichkeit. Die Spezlwirtschaft ist ihm zu spezlwirtschaftlich und die Kuhglocken sind ihm zu laut.
Selten, sehr selten, findet sich auch ein Bierpreiß unter dem ganzen Gschwerl, ein seltener Findling, der wie ein losgelöster Nierenstein, frei von Schmerz und Gram im Biersee schwebt. Riesig und hager, weil garnicht genügend Fleisch an ihm vorhanden ist, um ausreichend an jedem Knochen zu hängen. Er dreht seinen giraffenähnlichen Hals und lächelt herüber in seiner Bierseligkeit wie ein Findling eben, der schon seit der Eiszeit seinen Platz gefunden hat. Wir, durch unsere Stiernacken in der Bewegung eingeschränkt, lächeln zurück, meiden aber jeglichen verbalen Austausch, um die Stimmung nicht zu zerstören.
So ein Bierpreiß existiert nur in seiner Singularität. In Grupppen mutiert der Bierpreiß augenblicklich zum Saupreiß, zu einer Art Steinschlag, der jede Gemütlichkeit zerschmettert. Er, der Bierpreiß, hingegen trinkt teflonartig vom Getümmel isoliert seine Maß Bier, während wir ihm vor lauter Rührung über die Anwesenheit eines so seltenen Tieres sogar andeutungsweise zuprosten. Liberalitas Bavariae, da existiert sie noch, diese alpenländische Toleranz gegenüber dem Fremden. Weil man ja weiß, daß er auch wieder geht wie ein kurzer Schauer im sommerlichen Biergarten. Erfrischend weil kurz und vergänglich. Ganz im Gegensatz zu dieser Gewitterfront an Saupreißn, die zunehmend bleiben. Aber irgendwann sind sie alle hier und der Bierpreis in inflationäre Höhen schießt. Dann packen wir sie ein, die Voralpen, die Seen, Bäche und die taufrischen Wiesn samt Bierzelt und ziehen Richtung Norden.
einemaria am 26. August 17
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Erst der Krieg hat das Bier gebracht - und das Bier den Krieg
Der 30jährige Krieg, so wie eine damals wie heute aus bayrischer Sicht gesunde Klimaerwärmung und das Reinheitsgebot von 1516 konnten den im See der Genüsse schwimmenden Bayern vor rund 500 Jahren an das Bierufer retten. Vorher war es , noch ganz römisch in der Leber, der Baierwein, mit dem der Bayer Freud und Leid teilen musste. So beschreibt Johannes Aventinus in seiner 1556 erschienen Bairischen Chronik das hiesige Dasein: "Tuet sonst, was er will, sitzt Tag und Nacht bei dem Wein, schreit, singt, tanzt, spilt ..."
Ein halbes Jahrtausend erst süffelt der Bayer nun sein Bier mit einem Genuss, den einem nur das Reinheitsgebot verschaffen kann, und hat den Krieg schon lange vergessen. Den Kampftrinkern von der hartenlinie ist aber wohl bewußt, daß das Bier auch seinen Preis hat und einfordert - nicht selten in heftigeren Auseinandersetzungen.
Während der Bierrevolte im März 1844 stand sogar das Militär auf Seite der revoltierenden Bevölkerung, die gegen den um einen Kreuzer erhöhten Bierpreis auf die Straßen strömte und dazu überging die Hauptstadt kurz und klein zu schlagen. Erst als der Preis wieder auf Vorjahresniveau herabgesetzt wurde, konnte sich auch die Münchner Bierseele wieder beruhigen.
Wie Friedrich Engels im Northern Star berichtet: "The Bavarian Beer is the most celebrated of all kinds of this drink brewed in Germany, and, of course, the Bavarians are much addicted to its consumption in rather large quantities. ... The police, being, as everywhere, obnoxious to the people, were severely beaten and ill-treated by the rioters, and every station formerly occupied by police-officers had to be occupied by soldiers, who, being upon good terms with the people, were considered less hostile and showed an evident reluctance to interfere. ... The King restored tranquillity by an ordinance, reducing the price of the quart of beer from ten kreutzers (3¼ d) [2] to nine kreutzers (3d)."
Wikipedia sieht die Bierrevolution sogar als Vorboten der weitreichenden Märzrevolution von 1848, die sich in München ebenfalls an Bierpreiserhöhungen entzündete und wohl mehrfach meist im Mai stattgefunden haben muss,
"trotz der wahrhaft großartigen Entwickulung militärischer Kräfte".
Nur der Vollständigkeit halber möchte ich erwähnen, daß es auch anderswo das Gemüt verdunkelt, wenn man am Bierhahn falsch herum dreht. So geschehen während der
Lager Beer Riots 1855 in Chicago, als der Babtist Levi Boone den deutschen und irischen Arbeitern an ihrem einzig freiem Tag, dem Sonntag, das Bier abgedreht hat.
Oder denken Sie an die
Salvator-Schlacht von 1888, wo eventuell auch ein erhöhter Bierpreis seinen Teil dazu beitrug.
Da in Bayern der Bierpreis als untrügliches politisches Barometer dient, hätte man zunehmend ab 1900 erahnen können, daß schlimme Zeiten bevorstehen. Spätestens 1910, als durch das Malzaufschlagsgesetzt der
Dorfner Bierkrieg vom Zaun brach, muß dem ein oder anderem Stammtisch ein ganz dunkles Licht aufgegangen sein.
Der Krieg hat also das Bier gebracht und nur er kann es wieder nehmen, wie man das an der Russn-Maß festmachen kann. Denn diese entstand im Revolutionsjahr 1918, als das Land vom Krieg ausgezeert war, die Rohstoffe knapp und die Kommunisten im Mathäser-Keller von frühfaschistischen Schlägertrupps belagert feststellen mußten, daß das Weißbier von der Tränke zur Neige geht. So mußten sie wider Willen, wie ich vermute, den guten Gerstensaft mit Limonade mischen, um dies Unheil einigermaßen heil zu überstehen. Seither bestellt man einen Russn, wenn man das Obergährige mit Limonade gemischt haben will.
Weil diese Biermischerei den Roten bei der Machtübernahme offensichtlich sehr geschadet hat, kam schließlich die braune Rotte ans Ruder auf dem Biersee. Einem Biersee, in den Jahren 1918 bis 1945 so bewegt, daß man heute noch von der Hauptstadt der Bewegung spricht.
Wie sonst hätte es ein vegetarischer Antialkoholiker wie Herr Adolf Schicklgruber geschafft in München und später auch im tausendjährigem Reich an die Macht zu kommen.
Von einem Siegeszug des Russen, von Lenin mal abgesehen, kann man bis 1945 also wahrhaft nicht sprechen. Selbst danach hat er es nie bis nach München geschafft. Ich befürchte fast, dem Russen hätte man schon eine Wasserstraße aus Vodka von Moskau nach München errichten müssen, daß er es mal so weit bringt.
Der Krieg hat es gegeben, das Bier, und dann hätte er es nach dem 1.Weltkrieg am liebsten auch wieder genommen. Daß das Bier das Dritte Reich und den antialkoholischen Schicklgruber überleben konnte, grenzt an ein Bierwunder.
Von der Rohstoffknappheit und der Inflation bereits schwer getroffen, wurde das Bier noch dringend gebraucht, um das Volk willfährig zu halten und die durch die Stadt galoppierenden braunen Horden massiv besoffen, um alles kurz und klein zu schlagen, was nicht bierselig genug sich dem Untergang der Gemütlichkeit ergab.
Doch schon 1922 kostete die Maß auf der Wiesn 50 Mark und das Hendl 500 Mark, weßhalb bis 1932 nur noch der Augustingerbräu, Wagnerbräu und der Schottenhammel die Pforten zum Himmel der Bayern eröffnen konnte. Wen wundert es, daß ausgerechnet 1932 auch die erste Geisterbahn auf dem Oktoberfest, den noch eskalierenden Schrecken und Horror mehr als andeutete.
Kein Wunder auch, daß dem Oktoberfest ein Besuch Hitlers, Vegetarier und Nichttrinker der er war, immer erspart geblieben ist, wo er vor lauter Bier, Hendl und Fischsemmel verdurstet und verhungert wäre. So läßt sich der Sieg der Braunen in München nur mit der Hirnverbranntheit der aus dem Umland anrückenden Freikorps erklären, wo doch ein Herr Hitler auch nie seinen Deckel im Schelling-Saloon beglichen hat, auf dem vermutlich so manches Limo, Tee und vielleicht Kartoffelsuppe vermerkt waren, und deßhalb wenigstens hier mit einem Hausverbot vertrieben werden konnte, während Lenin in der selbigen Lokalität immer brav seine Rechnung bezahlt hat.
Da das Bierpreisbarometer ja nicht auf Bayern beschränkt ist, wie die ehrenwerten Besucher der Schalke-Arena mit ihren Spruchbändern "Bierpreise wie im Puff - wo bleiben die Nutten!!!" gezeigt haben, und davon auszugehen ist, daß die Weltkriege nicht der letzte bewaffnete Konflikt in Europa gewesen sind, kann einem auch die diesjährige
Eskalation um den Bierpreis zwischen dem reformorientiertem Stadtrat und den Wiesnwirten teuflische Sorgen machen. Ich denke, nur Freibier kann uns aus dieser verflixten globalen Situation noch retten.
einemaria am 16. August 17
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C-Stoff und T-Stoff - die Nazis und die Wiesn
[hier kommt zur Wiesn dann der Text, der noch im Untergrund weilt]
einemaria am 05. Mai 17
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Des Bier des hod da Deifi gseng - Analyse der Bodentruppen 2016
Man darf sich nicht wundern, dass wenn man einen Todesstreifen anlegt, links und rechts davon nicht viel gedeiht. So trifft auch der neue Zaun den Kotzhügel mit voller Gewalt.
Der Sammelplatz der Bodentruppen ist somit Geschichte und damit auch die Wiesn an Geschichten ärmer.
Die Tendenz war auch schon in den letzten Jahren erkennbar. Am liebsten wäre es den Veranstaltern des grössten Volksfestes der Welt, man würde seine 100 Euronen einfach überweisen und ginge garnicht mehr hin. Dann könnte man auch das Bier billiger machen und vielleicht würde die alte Wiesn dann nicht mehr 14 Euro Eintritt kosten.
Den wenigen Mutigen, denen es gelang, noch einen Zugang auf die Spielwiese der Münchner Brauereien zu finden, fanden viel Raum und in jedem Zelt noch einen Platz.
Verstecken wird da richtig schwierig.
Anpirschen ist geradezu unmöglich gworden und wie gefährlich Manöver auf einer so freien Fläche sind zeigt uns folgendes Bild.
Es wäre klug gewesen, sich vorher Gedanken darüber zu machen, was passiert, wenn die Wenigen das viele Bier wegtrinken müssen. Die sogenannte Holzfasslage ist prekär und führt dazu, dass man neuerdings schon Betten auf der Wiesn aufstellt.
Viele der Ehemaligen, die dieser miserablen Heereslage Herr werden hätten können, wurden inzwischen verbraten, wie unser Loisl.
Man muss Gott danken, dass es noch den ein oder anderen Veteranen der Offiziersklasse gibt, der sich mit solchen Notzeiten auskennt und die Lage entsprechend nützt.
Aber das sind Raritäten, wie eine gscheide Wirtshausrauferei oder das so berüchtigte Masskrugschmeissen. Es ist zum Haare raufen, zum Tisch zertreten und zum heulen.
Aber ich muss leider sagen, München kotzt nicht mehr richtig. Die Saufside Westend wird es so bald nicht mehr geben.
einemaria am 22. September 16
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Die RegenbogenWiesn - Der Masskrug als Zeichen seiner Zeit
"Wer eine Regenbogenwiesn ausruft, sollte sich über den Regen nicht wundern."
Bayern ist berühmt für seine Schlösser, Kühe und Autos, aber nicht gerade für seinen Pragmatismus. Doch nicht umsonst gönnt man sich mit München einen roten Fleck in einem schwarz-braunen Meer der Politik. Hier darf man, umzäunt vom Erzkonservatismus, noch experimentieren. Hochhäuser sind verpönt, dass man es von ausserhalb nicht am Horizont erblicken könnte, aber in Bodennähe herscht hier noch ein liberales Klima.
Die Nackten im Englischen Garten und am Luss-See, die heimlichen Raucherkneipen, ein Radweg direkt an der BMW-Zentrale. Hier darf man noch frei seine Meinung äussern, so sie sich nicht gegen die Sicherheitskonferenz oder die Rüstungsindustrie richtet.
Dementsprechend hat man auch verstanden, dass gleichgeschlechtliche Sexualpartner die finanzkräftigsten Mitbürger sind - double income no kids. Und so ist es nur folgerichtig, dass der diesjährige Wiesnmasskrug in Rosa gestaltet wurde. Ein Rosa so luftig und unbeschwert, dass man denken könnte, er wäre so leicht wegen der Farbe und nicht etwa weil er schlecht eingeschenkt ist.
Im Hintergrund ein nur angedeutetes Riesenrad, dass es sich als Ziel terroristischer Anschläge kaum eignet, und rosa Wölkchen, die den homophoben Feind des Oktoberfests blind machen sollen.
Selbst das Pärchen im Vordergrund ist aus gutem Grund geschlechtsneutral gehalten. Erst möchte man meinen, es handelte sich um eine kämpferische Szene, wobei die rechte Figur ihren Arm hilfesuchend nach oben richtet, bis man merkt, dass sie eigentlich nur ihre verregnete, aufgeweichte Brezn wegwirft.
Das Pärchen sinnigerweise in Grün. Auch das hat man in München schnell begriffen, dass deren Wähler viel Geld ausgeben und nicht wirklich in der Sozialpolitik mitmischen. Wer sonst sollte all die Bioläden am Leben erhalten, wo doch keiner mehr einen Schweinsbraten essen kann ohne einen anaphylaktischen Schock zu erleiden.
An der Analyse des weggeworfenen Essens arbeiten wir noch. Hier bieten sich mehrere Erklärungsmuster.
Vielleicht haben die beiden Grünen Hunger und können die in rosa Wölkchen schwebende Nahrung nicht essen, weil zu viel Salz auf der Breze, zu viel Zucker im Herzen und zu viel Alkohol im Bier sind. Dass es sich um hungernde Unterschichtler mit der Hand zum Gruß handelt, die es sich nicht leisten können, möchte ich bezweifeln, sonst wären sie ja braun.
Ich vermute, dass es sich um einen auf die Wahl in Mecklenburg-Vorpommern beziehenden Affront gegen die AFD und FDP handelt, bzw auf deren Wahlergebnisse. Zwei Grüne, die sich wünschen, auch so hoch hinauf zu kommen. Und nicht ein schwarzer Klecks auf dem Krug.
Ein teils rätselhafttes Motiv 2016 also. Aber wieder mal ein deutliches Zeichen, dass es weder um Form noch um Inhalt geht, sonst hätten wir schon längst den octogonalen Krug mit einem Henkel oben wie beim Milchkanderl und mehr Fassungsvermögen.
einemaria am 19. September 16
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Wiesn 2016 - erste Opfer der Palastrevolte
ein Livebeitrag von unserem Wiesnreporter Kalle Bargeld
Mein Spezl der Roland
- ich nenne ihn hier der Einfachheit halber Roland, denn eigentlich heißt er anders, was aber nicht aufgedeckt werden soll, um nicht ihn dumm, oder mich verprügelt dastehen zu lassen -, also eben dieser Roland ist eine Fachkraft, wie sie während des normalen Betriebsablaufes in dieser Stadt kaum zu finden ist, eben nur dort wo die Profis zu Werke gehen. Jetzt hat aber wieder die große Biersause begonnen und heuer sogar im Schutze eines Zaunes, und man sollte doch meinen, dass jetzt Rolands Stunde geschlagen habe, er endlich wieder im Glanze seines vollen Talentes blühen könne, aber nein. Was tut man? Man schmeißt den Roland raus, er muss Platz machen für irgendeine 1000-köpfige Kompetenz, die das halbe Zelt gemietet hat und zu blöd für meinen Spezl, dass er eben in der falschen Hälfte auf dem Tisch gestanden war. Bevor ich weiter aushole, sei kurz erwähnt, dass ich einen Fachkräftemangel beklage und es am Beispiel der unterqualifizierten Work-Life-Balance-Fressen versus Roland mit der "schlechten Haut" in die Gemüter drücken möchte.
Da sitzt also der Roland neben mir auf dem Gartenstuhl und es regnet. Der Freund versucht gute Miene zum zerfickten Spiel zu machen, erzählt vom Rausschmiss wie von einem Stellungskrieg, in dem er und ein paar andere von der Flanke her - also mitten im Trinken - aufgerieben wurden. Der Freund in einer tosenden Brandung aus Spezialkräften, renegatische Söldner des Wirts, die vorgestern noch in Szeged gegen die Homosexualität vorgegangen sind und heute das Bierzelt von den Alkoholikern befreien, morgen vielleicht die Welt von sich selbst. Plötzlich standen Roland und ein paar andere Profis im Regen vor verschlossenen Türen, außenrum nach wie vor der Zaun, aber der brachte ihnen jetzt auch nichts mehr, wo das Bier fort war. Dafür waren ihre Plätze jetzt eben von spezisaufenden, Geradenochangestellten besetzt, die zwar in Lederhosen und Dirndln erschienen waren, aber eben ohne Expertise und eigentlich bloß in der Absicht, nicht nicht gefehlt zu haben, wenn sie nicht erschienen wären. Eine dumme Situation innerhalb des Festungsrings, aber so war es immer schon: da gibt es diejenigen, die in die Stadt rein dürfen und dann gibt es diejenigen, die ins Schloss dürfen. Im Ansturm feindlicher Horden bildete die Stadt mit ihren Bewohner einen – vielleicht mürrischen, aber immerhin – Puffer, bevor es dem Hofstaat an den Kragen ging. Einfaches Prinzip. Bau dir einen äußeren Festungsring und überzeuge das Gevölk, das sich darin tummelt, es gelte, jene Mauern gegen etwas Äußeres zu verteidigen. Verstecke dich selbst und deine Geschäfte im zweiten, inneren Ring vorm Gevölk und dem was da eventuell irgendwann von noch weiter außen kommen möge. Und das Bier? Hilft, zu besänftigen und wo das nicht funktioniert, den Zorn zu vereinzeln.
So sitzen wir, der Roland und ich, der den Schmerz des Freundes durch die frohgemute Fassade hindurch wittert aber nichts sagt, ihm stummes Mitleid zollt. Ich erinnere mich an einen anderen Freund, den Biergärtner und an seine versprengten Truppen, die seit Jahren, oder vielleicht seit jeher, aber ganz sicher jeder für sich und geeint nur im Getränk, eine Linie zu halten trachten. Nicht die Linie, auf der man bei der Polizeikontrolle tänzelt und auch nicht die Linie, um die schielende Augen hinter ihrem 50er-Röllchen bemüht sind. Die Linie ist hart und das zeichnet sie aus. Was genau auf der Linie fährt, das spielt eine untergeordnete Rolle, wichtig ist die Stringenz, eine gewisse Deutlichkeit, die – Inhalt hin oder her – wenigstens nicht verlogen ist. In dem Sinn mach ich mir ein Bier auf. Unsere Seelen sind zermahlen, wir haben zwar Pissflecken an der Hose und Arme und Beine haben wir auch, aber keine Substanz, nichts mehr, garnichts mehr, deswegen halten wir aus auf unserer Linie. Prost und Gruß an die Wirtin Erika und an den Wirt Hias, die beide so heißen wie sie hier heißen, deren Kneipen aber zur besseren Tarnung ungenannt bleiben.
Zurück zur Sache. Roland trägt seinen Bericht vor und geht dabei erhobenen Hauptes aus einer Niederlage heraus. Was soll man dazu noch beitragen? Das ist eben das Gemeinderatige. Der eine macht das, die Nächste macht jenes und am Ende wird beschlossen, man habe es schon richtig gemacht, irgendwie, und der Betriebsablauf bleibt ungestört*.
*) Es ist mir zuwider an dieser Stelle den Bierpreis an den Pranger zu stellen. Auch wenn sich die Fachkräfte auf einmal die scheiß Mass leisten könnten, käme es zu keiner Umwälzung im Betriebsablauf. Ist eine Hypothese, also hypothetisch, aber mir fehlt der Glaube zu etwas Erfreulicherem.
Der Regen will nicht aufhören. Vorvorgestern saßen wir, der Roland und ich, unweit von hier und haben einem jungen Kerl zugesehen, wie er versucht hatte, seinen Körper zu stählen für das was vor ihm lag. Der hatte ein Sprungseil und Kopfhörer, Schuhe und eine Hose, aber kein T-Shirt, und da ist er also in der Sonne die noch geschienen hatte herumgehüpft, in unkonventionellen, also professionellen Schlenkern, nur dass es hier eine andere Professionalität war, als die oben beschriebene. Der Junge hatte heftig geschwitzt, das Tempo seiner Schwünge immer weiter erhöht, Fetzen von einem schäbigen Pop-Lied mitgesungen, "I´m gonna make it…" und irgendwas von Stärke oder Zusammengehörigkeit, wenn es das Wort überhaupt gibt. Dieser Typ hatte wohl nie etwas vom osmotischen Druck gehört, vom Alkohol, der in die Zellen selbst dringt, der sich, wenn der Muskel eine Stadt ist, in jedes einzelne Gemüt von deren Bewohnern zwängt, egal wie stark die Festungsmauern sind. Solche Heinis kommen also aus aller Welt angereist, um sich ins Getümmel zu stürzen, eine Ödnis zu bezwingen, die schon mit dem viele Stunden dauernden Herflug für sie aufgehört hatte zu existieren – "Wer alleine losgeht, bleibt auf der Strecke, die bleiben alle liegen, allesamt." Und morgen soll es schöner werden, was das Wetter angeht. Vielleicht tut sich dann ja was, vielleicht beschließen wir etwas zur Autobahnausfahrt, zum neuen Möbelhaus, oder doch zur Betriebsstörung.
einemaria am 19. September 16
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Alle Hände für die Allmende - Wiesn 2016
Ich habs ja schon erwähnt. Die Wiesn hat schon aufgemacht und ich hab nix vorbereitet, keinen Tisch gedeckt und keinen eingeladen. Da bleibt mir nichts als auf Liveberichterstattung zu gehen und die Gedankenflut in den ganzen Dauerregen mithineinzuschütten.
Den Gedanken der Allmende können Sie aus dem vorangegangenem Artikel leicht herauslesen: Die Wiesn gehört eigentlich allen. Da ist der neue Zaun eigentlich nur eine Ausdruck des Zeitgeistes, der Raffgier und des Eigentumgedankens. Ich hatte das ja im
Biergärtner
bereits erwähnt: von der Wiesn darf eigentlich nichts mitgenommen werden. Keine Krüge, keine Erinnerungen (ausser man fotografiert sie) und auch des konsumierten Essens und Trinkens möge man sich vor Verlassen des Stadtgebietes bitte entledigen.
Inzwischen darf man auch nichts mehr mitbringen. Keine Rucksäcke, kein eigenes Essen wie in normalen Biergärten, keine Erwartungen und seit
Gundolf Köhler 1980 auch keine selbstgebastelten Sprengsätze.
München ist eine sehr kohärente Weltstadt mit einem Herz, das bald einen Schrittmacher braucht. Wir haben eigentlich alles. Berge, Seen und Idylle, sobald man mal aus der Stadt rauskommt. Wir haben zwei Fussballvereine, die sich gegenseitig ergänzen. Den induktiven FC Bayern mit einer sehr breit gefächerten Anhängerschaft, die auch viel vom Bier versteht, wie wir das von
Stuhlgewitter mit "Billich saufen" sehr eindrücklich vorgesungen bekommen. Und die deduktiven Blauen, die eher aus dem Allgemeinem zum Speziellen streben.
Also eigentlich alles da. Nur beim Bier hapert es. Lätschn- und Schaufelbräu, ein Hacker, das man besser im Regal lässt. Jeder säuft das depperte Augustiner, dieses geschmacksangereicherte Wasserl, als wäre es das höchste auf der Erde. Dazu noch eine in Pakistan produzierte Lederhosen und komische, weiss-rot karierte Hemden, die man bis ins 21.Jhdt in Bayern noch nie gesehen hatte.
Wir haben unsere Räterepublik noch nicht vergessen, wie uns das erneut die
Gruppe Stuhlgang mit ihrem wunderschönem Lied "Von Kim Jong il das Siegen lernen" ans Herz legen will. Wie aber soll die hartelinie ihre Bodentruppen an die Front befördern, wenn wir auf oben benannte Betriebsstoffe zurückgreifen müssen, während die Regierungsmacht aus Franken über viel mächtigere Waffen verfügt.
Trotz all der Überbevölkerung herrscht bei uns ein Fachkräftemangel, dass einem der grösste Rausch nicht über die Niedergeschlagenheit hinweghilft. Was wollen wir denn mit Millionen von Syrern, die selber garkein Bier saufen. Ist ja nun wirlich nicht so, dass wir unter Lammfleichüberproduktion zu leiden haben, sondern unter Bergen von Schweinsbraten und einer Wiesn, die wir inzwischen umzäunen, dass keiner mehr davonlaufen kann.
Das ist doch Irrsinn! kein Wunder, dass da nicht nur
immer wieder das alte Lied, sondern auch ganz andere wirre Gedanken entstehen. Diesem Land täte es mal ganz gut, wenn man von der Flagge den goldenen Streifen entfernte.
einemaria am 18. September 16
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Bierealismus - eine quantenphysikalische Herangehensweise an die Wiesn 2015
Die Brunzzeit der Männchen und somit die Brunftzeit der Weibchen steht vor der Tür. Noch lähmt die Vorwiesenspannung die Stadt mit Herz und Baustelle. Alles muss fertig werden, solange alle noch in den Sommerferien sind. Die Straßen sind leer, aber unbefahrbar. Und in dieses Vakuum sieht sich nun die syrisch-afrikanische Völkerwanderung hineingesaugt. Hinein in eine Stadt, wo alle, die weder saufen, noch 10 Euro fürs halbe Hendl ausgeben, für zwei Wochen eigentlich nichts zu suchen haben.
Die grossen Themen der Wiesn 2015 sind also Sex, Bier und Flüchtlinge, wobei sich Letzteres von selbst geben wird, sobald der öffentliche Verkehr wieder funktioniert. Warum man mit tausenden von Flüchtlingen pro Tag nicht fertig wird, wenn anschließend gleich 5 Millionen in zwei Wochen nachrücken, das ist mir unerklärlich. Doch um das nicht unnötig anzuheizen, habe ich meinen Sonderbericht vorübergehend zurückgezogen. Nicht zwangsweise,
um eine Geisel damit freizupressen, sondern einfach nur, weil ich meinem geliebten München in den Tagen der Völkerwanderung beistehen und ein Bärchen zuwerfen möchte. Legen wir das Thema Flüchtlinge schon mal zu den Akten und die Bodentruppen auf Eis.
Bier trinkt man vorwiegend, wenn irgendwie möglich weder mit Eis noch im Liegen, aber Niveau ist trotzdem eher störend. Ganz diesem Niveau folgend präsentiert sich
der neue Wiesnmasskrug 2015. Das Wiesnlogo vereint die großen Themen 2015. Alles quillt und bordet über, ergießt sich über das, was es halten soll. Wenn das nicht für Sex, Bier und Flüchtlinge steht, dann hol mich der Teufel.
Wie üblich in den neuen Trachtenfarben multicolor springt uns also ein überschäumender, viereckiger Masskrug an.
Schräg wie der Turm von Pisa, aber oben erinnert er an die Frauenkirche oder an zwei opulente Brüste, einen ejakulierenden Doppeldildo. Der schiefe Krug von München. Der Schaum quillt über als hätte der Tischnachbar heimlich ein Salzfassel reingeschüttet. Auf dem Krug selbst perlt der Schaum nur ab, während er sich über den Henkel ergießt. Auf der Wiesn kann man froh sein, wenn das Bier innen überhaupt bis über den Henkel eingeschenkt ist. Und selbst wenn man ihn überfüllt, verhindert eben dieser Henkel, dass höchstens der Krug, aber niemlas er nass wird. Selbst bei zwei weitgetragenen Wiesnmass kann es passieren, dass sie keinen ganzen Krug füllen. Der hier sichtbare Masskrug wurde niemals von einem professionellem Schankwirt gefüllt und widerspricht allen Regeln der Schulphysik. Aber im Möglichkeitsraum der Quantenphysik ist das neuerdings alles möglich.
Auch bei näherer Betrachtung der
Besucher- und Bierstatistik möchte man glauben, dass uns auch hier die Wirklichkeit ein Schnippchen schägt. Die Welt quillt über, nur auf der Wiesn sind seit 1980 die Besucherzahlen, rund 6 Millionen, nicht mehr gestiegen. Da traut man seiner eigenen Presse nicht mehr. Selbst der syrische Faktor wird es 2015 wohl kaum rausreissen.
Allerdings wurden rund zwei Millionen Massen mehr wurden getrunken (6 Millionen statt 4) und folgerichtig laut
Fundbürostatistik 2014 auch doppelt so viel verloren. Das versöhnt dann doch etwas.
It's a moving world. Desshalb möchte ich Ihnen nach der versalzenen Mass auch noch den Bierealismus und das Beerboarding vorstellen.
Ich drück mich immer so negativ aus übers Oktoberfest. Aber das stimmt nicht. Es hat schon seine guten Seiten. Es dauert nur zwei Wochen und es dient dem Frieden der Völker und Individuen. Und weil es dieses Jahr wirklich schwierig ist, will ich mich der Zumutung 2015 mal wohlwollend annähern.
Da man in Bayern das Bier zu den Grundnahrungsmitteln zählt, ist das Oktoberfest kein Krieg der Krüge, keine Massenvernichtungswaffe, kein Ende, sondern ein Anfang. Ein Anfang vom Herbst zumindest und der Anfang einer neuen Brausaison. In den Zelten und drumherum bekommt man bekanntlich ja nicht das neue Bier, weil das alte eben erst weggesoffen werden muss, der alte Schlaz vom März. Die Einheimischen, die Hiesigen, die dessen nicht mehr Willens sind, locken hierzu Millionen von Ausländern, also Franzosen und Preussen heran, um des Werkes Herr zu werden. Die Todfeinde werden durch den Malzgeruch ins Land gelockt und besoffen gemacht.
Zum besseren Verständnis der Vorgänge in meiner Heimatstadt spreche ich glücklicherweise mehrere Fremdsprachen. Österreichisch, Ober- und Unter-, sowie Tirolerisch, Gastro-Italienisch und Bayrisch in Sprache. In rund einem Dutzend Sprachen bin ich in der Lage, meinem Tischnachbarn das Trinken beizubringen. Als tote Sprache beherrsche ich auch noch das Althochdeutsche. Ehrlicherweise sollte man im katholischen Bayern das Schweigen als zweiten Dialekt bezeichnen. Aber Hochdeutsch, die Sprache des Teufels, nur in Schrift, niemals! in Sprache. Nie. Wenn mir Schrippen oder Buletten angeboten würden und werden, lieber verhungerte ich. Solange wir die preussische Besatzungsmacht nicht unter den Tisch gesoffen haben, muss der Bayer weitertrinken, und mehr. Ich finde, man könnte die Altersgrenze beim Trinken locker runtersetzen, wenn nicht gar ganz aufheben. Dann hätte sich die Kinderwagenproblematik in den Zelten gleich miterledigt.
Auch die Promillegrenzen sollten während dieser 17 Katastrophentagen, in denen schon der Biergehalt in der Stadtluft bedenkliche Grenzwerte erreicht, doch bitteschön für die, die darin hausen müssen, zeitweise erhöht oder aufgehoben werden. Andererseits könnte man die Stadt mit Verkehrsschildern, Typ Wildwechsel, pflastern.
Es sind die einzigen Wochen in denen Deutschland vor einem Bürgerkrieg sicher ist.
Man lädt, wie in alter griechischer Tradition, den Gast zu einem Gelage, um ihn unter den Tisch zu saufen und betrinkt sich gleichzeitig selbst bis zur Bewusstlosigkeit. Das schafft Vertrauen. Wesshalb die Wiesenzelte auch keine Fenster haben. Die rollige Brunft säuft sich in den Winterschlaf, in den sie wenigstens ein gebrochenes Herz mithineinreissen möchte. Da will man unter sich sein. Freud würd heute auf einer Bierbank therapieren, nicht auf ner Couch, bei all den Hyperaktiven.
Während dieses Friedensfestes zum Sommerausklang so frei von der Leber zu schreiben, das ist München, das ist Freistaat, wie ich ihn kannte. Liberal solange es Bier gab. Da bekommen auch die Leser noch was vom Rausch mit. Mit "Texte für ein Bier+" will ich sagen, dass man dem Rauschedikt der bayrischen Staatsregierung folgend mindestens ein Bier getrunken haben sollte, ehe man sich an den Text macht oder ihn liest.
Weil ich denke, dass der Frieden, der hier so hochheilig zelebriert wird, sich noch steigern lässt, wenn man ihn freilässt, wie eine weisse Taube in den blauen bayrischen Himmel, weil ich all die in Bierzelte verpackte Energie des Friedens der gemeinsamen Freude freisetzen will, sehe ich den
Bierealismus (engl.: beerealism), wie er von
münchenkotzt ins Leben gerufen wurde, als bisher einzige Kunstform, die ins Herz der heiligen Wiesn vorgedrungen ist. Der Bierealismus ist die quantenphysikalische Herangehensweise an die Dichtungen und Verdichtungen im Möglichkeitsraum des Rausches. Sollten Sie mal sehen, wie weit sie mit einem Kochkurs in der Wüste kommen, Trinken steht da an erster Stelle. Wenn Sie Bier haben, reicht Ihnen Sand als Ergängzungnahrung, wegen der Ballaststoffe. Lieber mal ein Trinkbuch, denn auch das will gelernt sein. "Ein Quanterl" zu viel, wie der Bayer sagt, von dem goldenen Nektar und schon ist es geschehen: Im Raum der Möglichkeiten entstehen Mauern. Ein sich Abdichten gegen die Aussenwelt. Das sogenannte Tao der Wiesn: Das Nichts du denken.
Wer auch immer gesagt hat, die Wahrheit sei die Erfindung eines Lügners, hätte meines Erachtens den Friedennobelpreis 2007 im Gegensatz zu Al Gore's Powerpointpräsentation verdient. Was hat denn Klima mit Frieden zu tun, wenn man Zelte hat. Jeder verfolgt so seine Wunschrealität. Als Anhänger des Morgenthau-Plans, aus Deutschland einen Agrarstaat zu machen, kann ich einer Wiesn, die einer erstklassischen Landmaschinentechnikausstellung Konkurrenz macht, reichlich wenig abgewinnen. Es geht mir keineswegs um die Konsumform oder -menge, sondern vielmehr um den Preis. Handelte es sich um Freibier, würde ich die Wiesn mit meinem Leben verteidigen. Es ist eben immer eine Art Wunschrealität. Selbst die Bilder, mit denen wir Ihnen die Wahre Wiesn präsentieren, sind mit professionellen, tariflich bezahlten Schauspielern in oft tagelangen Kneipenmärschen entwickelt worden.
Wir versuchen uns auch von bulemischen Triebtätern zu distanzieren, die kotzen, wenn die Klappe fällt. Wiesnberichterstattung ist was für moralische Profis. Neben Bier und Sex ist Anstand unsere dritte Grundtugend.
Am Grunde eines Kruges sehe ich es schwinden das Oktoberfest. Denn nicht nur dieser geht zum Brunnen bis er bricht. Ich seh schon die Schlagzeilen: Beerboarding - Merkel lockt hunderttausende Assad-Truppen aufs Oktoberfest.
"Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land". Dann wäre es jetzt wohl an der Zeit, Frau Merkel, sich mal für eine Stelle als Verwaltungskraft auf Lampedusa, in Nordafrika oder an einer Aussenstelle des Bundesamtes für Migration in Kabul zu bewerben.
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Das kotzt mich an - der Brezensalzer in Verruf
So ist das also. Die Persönlichkeitsrechte von Entmenschten. Er darf mir vor die Füße kotzen und meinen Heimatort in ein Schlachtfeld der Körperentleerung verwandeln, ich ihn dabei aber nicht fotografieren.
Hank William III hätte dazu nur folgende Antwort. Ich aber bin für Meinungsvielfalt. Mit allem, was ich habe, stehe ich ein für die Meinungsfreiheit meiner größten Kritiker und Feinde. Ich möchte ja hören, was sie stört.
Die Kritik an der Idee von muenchenkotzt.de kommt auf dem Glatteis der Absurdität allerdings selbst ins Trudeln. Stellen wir also, wie gefordert, den Körper über den Geist, wie es die Kritiker fordern. Das finde ich dann doch auch eine ganz witzige Idee.
Ich meine, deutlicher läßt sich meine Einstellung wohl nicht darstellen, als durch meine Jahresbeiträge zum Wiesnmassaker. Ich bin ein eindeutiger Bacchus-Fan, ein Anhänger der sinnlosen Hirnvernichtung. Wie oft bin ich schon durch die Stadt gefallen oder auf allen Vieren in die S-Bahn eingestiegen. Ich bin pro Rausch. Und jene Abgelichteten sind meine Bodentruppen, der Stein auf den ich meine Kirche baue, ein stabiler liegender Stein sozusagen, ein Stein, der sich 110 % der Erdanziehung hingibt. Masse ohne Energie. Der Körper also weit über dem Geist.
Aber die taz weiss es besser.
"Sie fotografieren Betrunkene in entwürdigenden Posen oder bei sexuellen Handlungen, um sich dann über sie lustig zu machen." entlamt sie sich.
Im Vollsuff liegt keine Hintergründigkeit verborgen. Das Innen kehrt sich hier nach aussen. Jedes andere Foto zeigt genausoviel Entwürdigung, sprich Würdigung des im Alltag Verborgenen - nur sieht man es nicht so deutlich wie beim Kotzen (und übrigens auch beim angstrengenten Scheißen).
Hier sei vermerkt, dass ich nicht selbst fotografiere, sondern die Fotos verwende, die Abertausende auf Wiesn schiessen. Mein Wort ist das Medium. Zudem geht es weniger um Posen und noch weniger um sexuelle Handlungen, sondern vorwiegend ums Kotzen, doch schon hier beginnt die Verdrängung zu wirken. Viele, leider vielleicht die Meisten, gehen inzwischen aufs Oktoberfest, um mal so richtig die Sau rauszulassen und anderen dabei zuzusehen. Aber ungeschminkt darf man das so nicht mehr aufs Tablett bringen. Dieses Jahr keine Bilder mehr und nächstes auch keine Schriften.
Wie auch die Medienethiker.wordpress:
"... der springende punkt ist sicherlich, ob die menschenwürde der gezeigten nun verletzt wird oder nicht. in meinen augen wird sie das. auch, wenn der großteil der abgelichteten an seinem zustand wohl selbst schuld trägt."
Ihr sollt nicht kotzen und ihr anderen, vielleicht selbst Kotzenden, dürft das ab 2014 nicht mehr fotografieren. Das ist der allzumenschliche Verdrängungsmechanismus der Ausblendung von Unerwünschtem. Dass sich die scheinbar so pikierte Presse samt Rechtsanwälte wirklich um die Menschenwürde der Abgebildeten sorgt, mag man bezweifeln.
Eine bessere Werbung als den Pressewirbel gibts wohl nicht. Alles ist Kunst, aber das Schwierigste an der Kunst ist das Geldverdienen. Ich denke, es geht der Presse und den Rechtsanwälten vorwiegend ums Geld. Und das möchte man verdienen, indem man die Kunst verbietet.
Weil dieser Teil unserer Wirklichkeit ausgeblendet bleiben soll, blendet sich hier die 'linke' Presse ein mit ihrem Ethik-Halogen, und nimmt jene Bacchanten und Mainaden unter ihre Fittiche, um sie, nachdem sie sie vor uns geschützt hat, letztendlich selbst aufzufressen.
Sie wollen eine Welt in bio-weiss, in natürlicher Ordnung und geordneter Natur. Sie sind die Sauberer, das politisch korrekte Herrschaftsmodul. Es sind die ein wenig ins Alter gekommenen Mitvierziger, die auch mal anschaffen wollen, wie die Welt um das letztendlich kapitalisierte Eigenheim auszusehen hätte.
Die konservative Presse hat damit kein Problem, sondern bringt die Fotos gleich selbst.
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Scheiss auf Weihnachtsgeschichten ... Wiesngeschichten, da glaubt noch jeder dran
Update: die Wiesn 2014 ist endlich vorbei und ich war garnicht da. Der Biergott ist wieder besänftigt und manche müssen nun buckeln, dass sie die verbratene und versoffene Kohle wieder reinarbeiten. Und 414 hat bis heute seine Hose nicht gefunden.
Update: die Wiesn 2014 hat begonnen. Deus volt, wie die Kreuzzügler schon damals zu sagen pflegten. Gott will es so.
Man könnte auch sagen: Der erste Tag und es fängt schon auf dem Weg zum Ziel an.
Die Bodentruppen der hartenlinie sind wieder im vollen Einsatz. Mobile, oder auch weniger mobile Einsatzkommandos wie die der Truppenteile
Sucher
und Schläfer.
Ich bin Der BREZENSALZER, der der das Bierdesaster 2014 wiesentlich erst so richtig schmackhaft macht, der Oberkommandeur der Bodentruppen, der Biergärtner und in dieser Geschichte Ihr Reisebegleiter durch das wilde Absurdistan im Voralpenland. Und wer sind Sie?
Bald heisst es wieder: Das Mass ist voll. Die Geduld zu Ende vom langen Warten, die Mägen leer vom Darben in der trockenen Sonne.
Es schmeckt eben kein Bier so gut wie eine Wiesnmaß. Und so warten sie bereits in den Krugschränken,
um von den Schränken zu den Tränken wieder gefüllt und gelehrt zu werden.
Der Euromasskrug 2014, Motiv Bussi
Ein sich küssendes Heteropärchen. 'Das Hirn ist abgeschnitten', wie der Kabarettist Andreas Giebel zur Vorstellung der diesjährigen Sammlerausgabe bemerkt. Obwohl sie das Bier hält, ist er blau und hält eine Breze, beide auffällig die Geschlechtszone bedeckend. Vermutlich hat sie ihm grade das Bier weggenommen, dass es später dann auch noch klappt mit dem Abschleppdienst. Ein Pärchen also, das vorreserviert hat. Er trägt grünes Hemd mit rosa Kragen, sie das Dirndl klassisch in grün-orange-rot, irgendwie fehlt da nur noch die lila Milkakuh. Die Botschaft ist klar und deutlich: fucking drink.
Die Vorwiesnzeit, das sind die ersten Septemberwochen, die Zeit, in der sich nun jeder schön langsam auf die Wiesn vorbereitet. Warmsaufen und durch häufigeres Onanieren auch das Glied wieder in Reih zu bringen, dass er dann auch gut durchsteht, sollte es sich so denn ergeben. Hemmungslose australische Nymphen, hormonell aufgepumpt wie ein warmer Brüter, und die hochgelobten Koreanerinnen, bei denen man weder durch ihre Sprache noch ihren Gestus weiss, woran man ist. Spannend, dafür gibt's dann auch doppelte Punktzahl beim diesjährigen Six-Nations-Cup. Sechs Nationen flachlegen ist bei den vielen neuen Staaten, die so entstehen, einfacher geworden. Früher waren 5 Yugoslawinnen nur ein Punkt, heute könnten es schon 5 Nationen sein. Also, ran an die Buletten.
Jetzt schon entscheidet sich, wer das Rennen machen wird. Denn Bummsbuden in Wiesnnähe gibt es in den Wochen davor schon keine mehr zu mieten. Auch
die Tische und Boxen sind schon wegreserviert, die man doch so sehr benötigt zum, Anbandeln wäre wohl nicht mehr zeitgerecht, also zum Anmaßeln.
Zeig mir deine Brüste und ich sag dir, wer ich bin. Heiteres Busenraten, also Nachsommerzeit und damit Wiesnbiergartenzeit. Was da nicht alles kreucht und fleucht. Im Gewürmland unter der Erde könnte es nicht widerlicher aussehen. Auch die restlichen Sinne werden malträtiert von passierenden Gerüchen. Als stünde die Pufftür offen oder als läge das Hackbrät schon zu lange in der Sonne, hängt das sehnenlose Fleisch in den Seilen und Fetzen, quillt aus den zu klein gekauften Schuhen mit einer Aderlandschaft so bunt wie google.maps. Bei über 30 Grad wirkt der mitteleuropäische Körper irgendwie reizlos, matt, einfach falsch plaziert.
Vermutlich entsprang diesem Ekel der
Wiesnmasskrug 2010 mit seinem bedenklichem Motiv: einer Wiesn ohne Menschen.
Zur Wiesn ist es dann schon etwas zapfiger, kälter und die Körper etwas knackiger, heisser. Der Nippelständer ist dann eher aus der Kälte geboren als der sinnesfrohen, heissen Lust entsprungen.
So mancher denkt, dass er eigentlich Ganzjahreswiesn feiert, so dass sie nie zu Ende geht. Wir wohnen ja praktisch zwischen Braukesseln. Aber so einfach geht das nicht. Denn schließlich geht es darum, mit möglichst vielen Nationen um die Wette zu saufen. "Oane geht scho no." Und schwupps sind wieder Dutzende von Euros verbraten. Die der Einheimischen sind eine gefühlte Reinvestition, die der Fremden ein Lächeln wert.
Und genügend Mittrinker lassen sich nur mit einem saftigen Bierpreis aus aller Welt heranlocken. Erst was was kostet, is auch was wert. Das Opfer für die Götter ist nichts, wo man zu sparen anfangen sollte.
Kommen Sie mir nicht mit der Idee, dass es ja gerade die Ausnahme und jährliche Einmaligkeit ist, die den Reiz ausmacht. Bei Regen spricht man auch nicht davon, dass er den Sonnenschein erst so richtig sonnig macht. Oder wie Heinz Strunk in seinem erwähnenswerten Buch "Fleisch ist mein Gemüse" sehr ausdrucksstark argumentiert, dass die Steinzeit auch nicht desshalb zu Ende ging, weil die Steine ausgingen. Nur zahlt man nicht gerne das ganze Jahr über zehn Euro für die Mass, dazu braucht es dann schon den ganzen Klamauk und die stark erhöhte Wahrscheinlichkeit, bei so vielen besoffenen Geschlechtern auch mal zum Stich zu kommen.
Ich kipp mir die Biersuppe eh täglich fett rein, weil ich erst in der Masse wie einem überfülltem Biergarten oder Wirtshaus die bierselige Anonymität finde, wo die Gespräche zu einem rauschendem Gebirgbach und das Klappern der Teller und des Bestecks zu Vogelgezwitscher und Mühlengeratter mutieren, wo ich die Raum und Ruhe fnde, das Nichts zu denken.
Meine Rauschpersönlichkeit kann sich erst in diesem Meer der Gemütlichkeit voll entfalten. Bei jedem Prost am Nachbartisch reisst es mich aus meiner Verträumtheit und ich nehme erneut einen saftigen Schluck aus der immer frisch eingeschenkten Mass. Immer auf dem Weg zu neuen meditativen Sphären.
Das grosse Jahr hiess 1925, wo der Bierpreis bei 1 Mark lag. Ein schöner überschaubarer Preis. Vor zwanzig Jahren, 1994, waren es zehn Mark und dieses Jahr liegt der Füllpreis endlich bei 10 schicken Euronen. Genauso überschaubar wie 1925 und genauso unhandlich mit dem Trinkgeld. 20 mal teurer in fast 90 Jahren, also fast alle 5 Jahre doppelt so teuer. So möchte man verdienen, aber nicht wachsen.
10 Euro sind allerdings in Hinblick auf die zu erwartende Inflation im Grunde nichts. So kostete die Mass 1923 rund 21 Millionen Mark.
Bei den Essenspreisen ist das
Hofbräuzelt insgesamt am billigsten, das Weinzelt am teuersten.
Im Weinzelt gibt es neben Wein nur Weissbier, den Liter für über 15 Euro. Aber wer auf einem Bierfest ins Wein- oder Kaffeezelt geht, was soll ich da noch sagen, ohne mit dem Strafgesetz in Konflikt zu geraten. Wovor sollte man solche Menschen wirklich warnen?
Sonst lohnt sich das Sparen von rund 5 Prozent pro Mass wohl eher nicht, in Anbetracht all dessen, dass man den Geldbeutel besser ausgibt, als ihn später im Saurausch zu verlieren.
Und obwohl es noch garnicht losgegangen ist, dürfen wir schon das erste diesjährige Wiesnopfer beklagen.
Die Deadline einer Kuh .
the cowline is dead
Um der Schlachtung zu entrinnen, läuft man auch nicht unbedingt Richtung Ochsenbraterei. Auch als Kuh nicht. Denn genau hier wurde sie von der bayrischen Polizei niedergestreckt, dieser unerwünschte Wiesnbesucher, denn auch ihr Protest gegen den Milchpreis hat auf der Wiesn nichts zu suchen. Verpassen Sie bei Ihrem ersten Wiesnbesuch nicht ihren Opferaltar, Nähe Bavaria.
Und wie mir anwesende Passanten versicherten, verabschiedete sich die namenlose Kuh mit folgenden Worten.
Nicht längre Sitzung prüfe meine Schande;
Statt des Verhörs nehmt mein Geständnis an;
Unmittelbarer Spruch und schneller Tod
Ist alles, was ich flehe.
Angelo gesteht in Shakespeares "Maass für Maass"
Ich denke da eher an T.W.Adorno, als er Ferndinand Kürnberger mit "Das Leben lebt nicht mehr" zitiert. Naja, jeder siehts anders.
Das Schlusswort möchte ich der Masslosigkeit widmen. Das Mass, das zu halten so mancher nicht gewollt oder gekonnt, ist eine spätmittelhochdeutsche Mischform aus maze, dem Zu- oder Angemessenem, der Mässigung, und mez, dem Ausgemessenem, der Richtung, dem Ziel.
Angemessen weil ausgemessen, eben auch Mäßigung und dennoch ein Ziel. Weil man sich nicht mehr unters Fassl legt, sondern aus Humpen trinkt, die zu allem Unglück auch noch genormt und abzählbar sind. Nur in Bayern weiss man zur Nichtwiesnzeit nie so recht, ob es bei 6 Bier nun 6 Halbe oder 6 Ganze waren.
Die Mittelmass,
die sogenannte auflaufbegremste Mass 2014 und als Bremsmodul der Bierpreis. Damit schaffen wir dieses Jahr weit über 7 Millionen Mass ohne dass auch nur einer ernstlich besoffen sein müsste.
Während man beim Bierpreis von Masslosigkeit sprechen kann, bleibt der Konsument vielleicht auch desshalb in seinen Schranken. Die Wiesn wäre also ein massgeregeltes Rauschedikt der bayrischen Staatsregierung.
Und dafür hat sie auch alles wieder ganz ordentlich an den Start gebracht.
"Die erste Maß auf dem Oktoberfest fließt am 20. September, wenn es in München wieder heißt "O'zapft is". Bis zum 5. Oktober werden zum größten Volksfest der Welt 6 Millionen Besucher erwartet. Im vergangenen Jahr tranken die Gäste mehr als 6,9 Millionen Maß Bier, soviel wie noch nie in den vergangenen Jahrzehnten."
Münchner Merkur
Das wären dann, die Einheimischen dazugerechnet, genau eine Mass pro Besucher. Das nenne ich Mass halten. Hier sollten besonders nicht jene, die sich dieser Pflichtmass verweigern, mahnend den Finger auf jene richten, die dadurch so einige Mass mehr trinken müssen, die Bodentruppen der hartenlinie, die Pressbiertrinker und all jene, die sich dafür drei Wochen frei nehmen, die Schritt halten, um den Schnitt zu halten. Ich meine, nicht nur frei nehmen von Arbeit, sondern frei von Gehirn und anderen lästigen Hemmungen wie Sparen. Denn Letztere, die durch ihre 8 Mass erst das Mittelmass auf eine volle, ganze, bezahlte Wiesnmass hochtrinken und damit die minimal kaufbare Einheit von einem Liter pro Besucher ermöglichen, sind ohne Furcht und Tadel, wenn es um das Bier geht, doch voller Ehr am Tag danach.
Die eigentlichen Verursacher der Masslosigkeit sind die Nichttrinker.
Bodentruppen
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