Freitag, 16. Mai 2014
Tod in der krisenfreien Zone
So wie in München hald. Vielleicht auch in anderen bayrischen Städten, wer weiss, ich jedenfalls nicht, denn ich war bisher nie in einer anderen bayrischen Stadt. Amerika und Asien, da kenn ich mich bestens aus, aber den Rest von Deutschland ... den mag besuchen, wer will. Ich nicht.

München hat alles, sagt man. Die Berge, die Seen und gute alpine Küche, italienisch-österreichisch mit viel Mehlspeisen. Fett wird man also, die bayrische Krankheit, hohe Triglyceride vom Bier und Schweinsbraten. Aber man stirbt nicht. Wegen des konservierenden Effekt des Föhns und der mega-gesunden vielen Rosinen in allen Gerichten.

Was man nicht sagt ist, dass der Faschismus immer schon aus dem Süden in den Norden gewandert ist. Von Mussolini zu Hitler und über München nach Berlin. Und von dort zerstreut es sich dann wie ein Krebsgeschwür in alle Winde. Können wir nur Gott danken, wenn sie da den neuen Flughafen nicht hinbekommen. Für den Fall, dass nach den Römern und Faschisten nicht nochmal so ein Schub nordwärts schwappt und dann überall mit dem Flugzeug hinfliegen kann.

Aus Braunau der Hitler, aus der Schweiz der Lenin, glücklicherweise nur auf der Durchreise nach Moskau, und aus dem Süden die faschistische Küche. Nun, für die göttliche Vertretung auf Erden mussten wir während der Nazi-Ära unseren guten Münchner Nuntius Eugenio Pacelli nach Rom entsenden.
"Non poi farlo cosi! La pasta mai viene con questa farina." (So gehts nicht. Mit dem Mehl kriegst du keine Pasta hin.), während der nordalpine Typ nur schaut "Schaug her. Ah so. Ge, ge."
Der Faschismus südlich der Alpen ist vermutlich aus dem Hunger gekeimt. In Österreich und Bayern hat dieser Hunger und die Mangelernährung schlicht zur kompletten Apathie geführt. Zumindest auf dem Land.

In den 20er Jahren, so habe ich kürlich gehört, wäre München eine Weltstadt der Kunst gewesen. Politisch wurde dieses Dorf der Bewegung mit oder ohne Herz durch das Hitlerphänomen weltstädtisch, diesen Postkartenmaler, den diese Kunst zwei Jahrzehnte zu verhindern wusste. Marcel Duchamp erhält seinen künstlerischen Impuls hier in München, man pendelt zwischen hier und Paris, zwischen Tunesien mit Paul Klee und Murnau.
In den ersten Weltkrieg ritten noch die Futuristen und so mancher, von dem man es nicht vermutet hätte, allen voran der blaue Reiter Franz Marc, zur Reinigung des Planeten.
"im Friedensreichtum wird uns tödlich bang
wir kennen müssen nicht noch können oder sollen
wir sehnen uns wir schreien nach dem Kriege"
wie Alfred von Heimel es formuliert hat. Das läßt sich leicht sagen, in der krisenfreien Zone.

München, da komm ich ins Träumen, abends, wenn der Verkehr sich beruhigt und alle fast schon daheim vor der Glotze. Freitag, letzter Spieltag, alle Parkplätze noch frei, weil man sich fürs Spiel noch bei Freunden trifft.

Die Einheimischen sehen aus wie das was sie essen und saufen sich die Hucke zu bis geht nicht mehr und trotzdem haben Sie letztendlich die größten Kartoffeln, den längsten Spargel. Nicht nur vielleicht, weil sich auf so vielen Äckern ein paar Waffenfabriken nicht hinderlich sind. Danke, Franz Josef Strauss, der uns aus dem Zustand des selbstversorgenden Agrardeppens in das Wunderland der Militärtechnik hinübergerettet hat. Dafür durfte dieser leidenschaftliche Flieger dann auch mal gerne mal Flugbenzin von der Steuer befreien.

Man sagts halt nicht. Man sagt nicht, dass man die Mietpreisentwicklung in München nicht so dramatisch findet. Im Gegenteil, eigentlich garnicht schlecht, weil man es selbst zu einer kleinen Wohnung im Umland geschafft hat. Und die Preisentwicklung diffundiert bis hinaus ins Umland. Besser kann man sein Geld nicht anlegen. Zahlt keine Miete und es wird von selbst immer mehr wert.

Dass Miete den Begriff der Leibeigenschafft wohl übersteigt, zeigt schon die Tatsache, dass Sie früher sich rund um einen Fürsten breit machen durften und 10 Prozent Ihrer Produkte abgaben, heute frisst Ihnen das Wohnrecht in einer mehrstöckigen Parzelle oder Wabe schon die Hälfte Ihres Einkommens weg.

Was heisst hier schon Spekulation? Andere haben halt nicht in eine Wohnung investiert, sondern in Kneipenausflüge oder sie haben darauf spekuliert, dass ihre teuren Kleider und Assecoires mal eine enorme Wertsteigerung erleben. Ich kann mich aber noch gut dran erinnern, als die Kunstperle erfunden wurde und plötzlich die guten alten Perlenketten nichts mehr wert wahren.

Wenn es aber in der Menschheitsgeschichte eine Konstante gab, dann deren Wachstum. Der Lebensraum wird enger. Im Grunde gehts auch nicht um Wohnung oder Haus, sondern um Grund und Boden. Jetzt ist es vielleicht schon ein wenig spät dafür, aber so ein Parkplätzchen in der Innenstadt war vor Jahren noch für 10.000,- zu bekommen. Da fallen keine grossen Renovierungskosten an. Hin und wieder die weissen Linien nachziehen und kleine Löcher mit Schnellbeton. Asteroideneinschlag is natürlich die Gefahr.

Es ist diese erste Hürde. Die ersten 100.000 ranschaffen, oder zumindest mal 50.000. Wer aber als Schüler sein Taschengeld in einen Stellplatz investiert hatte, der schafft das natürlich früher zur ersten Wohnung in der Stadt. Wer Lust hat, seine Freizeit in der ungarischen Tiefebene zu fristen, der kriegt da sein Häuschen schon für 5000 Ocken. Das nennt sich Bevölkerungsdruck durch Landflucht.

Machen Sie in Wald, in Rohstoffe, aber am besten in Essen. Gefrieren Sie gleich mal alle Kräuter vom Fensterbrett ein. Dann 20 Packungen billigen Öko-Salat und den Rest voll mit dem Weihnachtsbutter unter nem Euro. Das ist Ihre Rente!

Oder ziehen Sie nicht nach München. Warum man das nicht wie bei den Bierzelten handhabt, wenn alle Sitzplätze belegt sind, wird dicht gemacht, ist mir rätselhaft. Man kann doch die Mülldeponie Grosslappen nicht auf das ganze Stadtgebiet ausweiten. In diesem Sinne möchte ich gesetzlichen Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens zu Rate ziehen.


Paragraf 17 Absatz 3 des HartelinieGesetzBuches

§ 17 Absatz 3a - Kotzen

Jetzt mal im Ernst. Das ist doch zum Kotzen. Alle wollen vom Umland in die Städte, vom Umleben ins Unland, und dadurch werden diese immer unlebenswerter. Slumgürtel als Schale und im Zentrum überteuerter Altbau und Geschäfte für In-Design. Eine Immobilienkrise der ganz anderen Art.
Ein idiotisches Cafe reiht sich an das andere, mit Hockern bestückt, die ohne Lehne. So zeigt sich, wer das Rückgrat hat, sich so verarschen zu lassen. Serviert wird Sushi statt Leberknödelsuppe, Diana Melmet statt Uschi Obermaia, Dobermann und Pinscher statt Herrchen und Dackel.

§ 17 Absatz 3b - Grenzen der Gastfreundschaft

Auch für Dorfgemeinschaften gilt eine Quotenregelung für die Anzahl der sozialbehinderten Zuzüge. Für München im Speziellen gilt die Quote als erreicht, sobald es im Hirschgarten keinen Sitzplatz mehr gibt, weil die Leute nicht mehr zusammenrücken. Altbausanierung und Statifizierung, Dorfentkernung. No money, not funny. Da wird das Klima dann grantig und das geht in Bayern garnienicht. Wir können da nur hoffen, dass, wie gesagt, die afrikanische Scholle bald nachschiebt und an der Donau ein entsprechendes Gebirge aufwirft wie die Alpen, die ersichtlicherweise an völlig falscher Stelle entstanden. Nur so konnte es geschehen, dass die norddanube Besatzungsmacht wie eine Tsunamiwelle nach der anderen über das schöne Bayern wütet. Und die Österreicher mögen mir diesen Satz verzeihen ... es wäre nur zu schön, wenn die alle nur Durchreiseverkehr wären.
Und für die mit Reiseziel Bayern gilt der Unterschied zwischen einem Preussen und einem Saupreussen. Ersterer fährt nach dem Urlaub wieder heim.

Auszug aus den Kommentaren zu §17 Absatz 3:
Folgerichtig wird es sehr bald schon das Beer-to-go geben, im Plastikbecher, für die, die auf der Wiesn auf Bänken sitzen und nicht in den Boxen. Biergarten muss man sich leisten können, wenn einem der geldige Zuzug das Bier wegsäuft. Jedes Leckerli ist schon wegreserviert oder so mit Kindergedöns vollgestopft, dass man sich um die Rente nicht kümmern muss, aber wegen der Angst vor drohender Überbevölkerung schon einen Kater vor dem ersten Bier bekommt.

Paragraf 17 Absatz 4

Wir sind hier keine Bedürfnisanstalt für Möchtegern das coole München in meinen Lebenslauf aufnehmen. Man hat sich ja bereits zu Kompromissen durchgerungen und den Franken durchaus das Leberecht zugesprochen. Und bei nichtdeutschen Neueinwanderern versteht man wenigstens anfangs nicht, was sie eigentlich sagen. Aber jegliches norddanube Volk, Menschen, die lieber weniger Salz auf der Brezn haben und keinen Speck in den Krautsalat, humane Absonderungen, die nach magerer Salami fragen und in ihrem Bioladen ganz unter sich am wohlsten fühlen ...

Paragraf 17 Absatz 5

Eine Lösung ist mit der Libertas Bavariae nicht leicht zu finden. Aber, wer will es schon leicht.
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Freitag, 9. Mai 2014
Ebook burning for Dummies
Das ist schon richtig, was Sie da sagen, vorzüglichster phom. Sie glotzen dir beim Scheissen zu, die Big Brothers. Da wünscht man sich dann doch Einzelkind zu sein, ganz allein am Clo. Die Sorgen mach ich mir seit meiner frühen Jugend: ob meine beiden toten Grossmütter, die über mich wachen, mir auch beim Sex zusehen, oder es zumindest könnten? Offline, das is so n Ding. Ich dachte allerdings, gerade österreichische Banken hätten das noch im Sortiment. Man hört nur Gutes ausser viellcht von der Hypo Alpe Austria.

Nur bei meinen Grossmüttern, der NSA und all den anderen Profis merkt mans nicht. Da tut es nicht weh, wie bei dem Getöse und Gebrammel das da so unerwünscht durch die Leitung presst. Skype, gmail, web hier, gmxle da. Ein ganzer Olymp an Teilpersönlichkeiten, die alle wieder mit jemandem befreundet sind. Und Freunde sind sie alle, die bisher nicht im Spam gelandet sind.
Friends & Co, die es sich bei mir im Channel bequem machen wollen, als sei es ein einladender Ohrensessel. Heut hab ich die Kiste garnicht angeschmissen. Diesen Kommentar schreibe ich sozusagen anonym von einem Cyber-Shop. Heute war der Berufsverkehr schon Herzinfarktrisiko genug.

D.a.s i.s.t k.e.i.n.e 40,e.r-Z.o.n.e !!!! Da vorne stand 50 und für Menschen mit Hirn bedeutet der rote Kreis drum herum, dass es sich somit um eine Richtgeschwindigkeit handelt bei der man gerne noch 10 km/h drauflegen kann. Weil wir nämlich gerade alle heimwollen. Ich und Tausende hinter mir.
Anschliessend langwierig auf der einzig verbliebenen Fahrspur rangieren, um den Feierabendparkplatz zu finden. Ne! soll er sich doch einfach in die Feuerwehreinfahr stellen und nach dem Abendessen seine Blechkiste in die Lücke pfropfen. Man kapierts nicht.

Über die NSA kann ich mich inzwischen garnicht mehr so aufregen. Steht eh alles auf meinem Blog. 10 Prozent der Referrer darf man wohl getrost den Geheimdiensten zuschreiben. Und wenn ich tagebuchtechnisch mal eine Frage oder Lücke der Erinnerung erleide, kann ich immer noch die Kumpels vom Geheimdienst anrufen, ob die das noch auf Band haben. Warum die damit noch nicht werben? Manches wird man wohl nie verstehen.

Mit der Lochkarte von IBM haben die Nazis den Holocaust erledigt. Das scheint funktioniert zu haben, denn IBM ist immer noch im Geschäft. Als nächstes also ne reinerassige IBM-Maschine statt dem I-Scheiss. Und dann bohr ich die Leitung mal so auf, dass sie mich alle hören. Rund um den Globus bis tief in die letzte Felsspalte hinein, wo sie scheinbar festsitzen, die Truppen. Die Bodentruppen der hartenlinie. Da wird man kein Richtmikrofon benötigen, um zu hören was mein Geheimstes, Innerstes so zu sagen hat.

Ach ... ich sags einfach gleich. Es wird eine Münchner-Kindle-Verbrennung. Mit hohen Flammen und viel Geheul. Ich wollte es ja eigentlich zur Bürgermeisterwahl am Marienplatz beantragen, wegen der giftigen Dämpfe der Handhelds, Tablets und all der anderen Kindletonträger eben. Nun mach ichs auf der Mülldeponie Grosslappen bei München, wenn der neue Deponiechef sein Amt antritt.

Bücherverbrennung, es sei denn man veranstaltet sie jetzt am 10.Mai, wie die Nazis 1933, lockt heute ja keinen mehr hinter dem Ofen hervor, den ja heute keiner mehr hat. Ebook-Verbrennung ist auf der Höhe der Zeit. Eine Performance, die sich auf die Seite des gedruckten Buches stellt. No Kindles no more. Für die Wiedererweckung der Eselsohren. "Die hartelinie - Mein Buch", Erstausgabe 2014, hm.

Dank der langen Auszeit gäbe es aber auch wirklich eine Menge Print, also gedruckte Bücher, die man wie die Fichte unter den Literaturerzeugnissen zum Anzünden hernehmen könnte. Als Klassiker möchte ich mal die Bücher von Herrn Sarrazzin nennen, die wie für eine Bücherverbrennung produziert scheinen. Da könnte man ganze Verlage in die lodernde Flut schmeissen. Sie dürfen sich da gerne an der Kommentarfunktion am Ende dieses Beitrags ausagieren. Ich nehm gern alles mit auf die Listen.

Im Grunde ist Blog auch nur halbe Sache. Wirklich schön ist das kalligraphische Wort auf geschöpfter Bütte. Aber dank des gottverfluchten Feierabendverkehrs, scheiss drauf, mach ichs halt auf Digital.

Aber Münchner Kindleverbrennung, das hat so un/schöne Konnotationen

Das wär schon ein Ding. Das von der Welt geliebte München, Kinder oh je und Verbrennung, dann ist der Ofen aus mit der Geduld und ... je nachdem

Sagen wir mal, die Verbrennung Jesu am Kreuz, das wär natürlich magisch. Film- und kunsttechnisch erste Sahne. Aber die nötige Anwaltsflotte kann ich mir nicht leisten. Münchner Kindl hat heutzutage diesen Opferaspekt stärker mit drin. Das fördert die Emotionen besser. Bei Jesus verhakt sich die Sache vielleicht. Aber bei Münchner-Kindle hasst mich jeder und da is es mit der Liebe dann nicht mehr so weit.
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Montag, 5. Mai 2014
Rette sich wer kann, die Eisheiligen kommen
Es ist Anfang Mai und die gestrengen Eisheiligen hurten heran.

Pangrazi, Bonifazi, Servazi sind drei frostige Lumpazi und die kalt' Sophie, die bringt zum Schluss ganz gern noch einen Regenguss.

Im Grunde fühlt es sich heute schon so zapfig an, dass man denken könnte, ihr Eiskleid wehe ihnen voran. Doch, wer will sich beklagen:

Ist der Mai kühl und nass, füllt's dem Bauern Scheun' und Fass.

Dumm nur für jene, die Tomaten und anderes frostuntaugliches Gemüse schon im Freiland verpflanzt hatten. Denen füllt sich einzig der Kropf, wenn es nochmal so richtig unter Null geht. Jetzt gilt es also zu warten. Erst die eisigen Lumpazi, dann der nasse Nepomuk und nach ein paar bangen Tagen dann letztendlich am 25.Mai, der heilige Urban, der den Sommer einläutet.

Urban lass die Sonne scheinen, damit wir nicht beim Weine weinen.

Wenn Ihnen das alles ein wenig unsicher erscheint und sie bei wetter.com nicht die kostenpflichtige 3-Wochen-Vorschau gebucht haben, schicken Sie Ihre Pflanzen doch mal auf Urlaub. Schattenparken Sie Ihr Prachtgut in unserem Schatten. In geselliger Nachbarschaft zu gepflegten Magnolien und lustigen Kirschlorbeeren.

Wir stellen Ihre winterharten Sibirischen Lerchen im Hochsommer bei uns in die abgeschiedensten Orte unserer Baumschule, an die noch niemals Licht gedrungen ist. Oder für all jene, die es in der prallen Bruthitze dieser klimaerwärmten Breiten und ganz besonders ohne ausreichende Wasserzufuhr nicht aushalten, ein Plätzchen im Halbschatten, schön bodenfeucht.

Sie fahren in den Urlaub oder wollen Ihre depressive Bergenie mal auf Kur schicken. Von den vier Elementen Luft, Boden, Wasser und Sonne gibt es bei uns für Ihre Liebsten nur das Beste. Tägliche Blattpflege und die Parasiten manuell beseitigt, das läßt Ihr Pflänzchen gedeihen, dass Sie sich nach dem Urlaub eigentlich eine größere Wohnung suchen müssten, hätten wir Ihre Prachtstaude, Ihren Rhabarber, den Spindelstrauch oder Ihre Eibe nicht abschliessend in Form gebracht.

Damit sprechen wir nicht nur Ihre Topfpflanzen an. Wir holen Ihre Pflanzen auch aus den Erdlöchern und bringen sie wieder wohlbehalten dorthin zurück. Wie Sie das bei guter Baumschulware sehen können, führt das Verpflanzen dazu, dass die Pflanze robuster wird und sich im Wurzelballenbereich formschöner herausbildet. Manchmal ist ein radikaler Wurzelrückschnitt die letzte Hoffnung. Als Anregung möchte ich Ihnen das wunderschöne Lied "Topfpflanzen, gehts spaziern" von Josef Hader mit auf den Weg geben.

Ob als Kur oder als Hotel, mit oder ohne Unterhaltungsprogramm. Wir bieten zudem als Zusatz- oder Einzelpaket verschiedene Schulungen an. Wir machen auch Ihre Palme winterhart, Ihre Obstbäume laubfallfrei oder ihre Hecke vogelresistent.
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Sozialstress online
Ich muss nur noch diese eine Rechnung verschicken und jene bezahlen. Früher ging man zur Bank und warf den ausgefüllten Überweisungszettel in einen Kasten, heute kann man sich bankbanking garnicht mehr leisten. Online wärs umsonst, aber da wartet der virtuelle Terror.
Denn kaum öffne ich das Postfach, schon wummert es über den Chat. Ich bin hier allerdings geschäftlich tätig und hab weder Zeit noch Lust auf die Befindlichkeiten lockerer Bekanntschaften. Schliesslich platze ich bei meinem Schwager auch nicht durch die Tür und rülpse mal so raus, was bei mir heute so los war.
"Ich schreibe Rechnungen, verpisst Euch." Selbst das Offline-Zeichen wird nicht respektiert. Ich bekomme Meldungen von Postfächern, die ich nie hatte. Die erste hartelinie-Tastatur wird mindestens eine Taste mehr besitzen: "Push it all to Spam".

Als dann noch ein sprechendes Werbefenster angebrausert kommt und sich im Hintergrund fiepend meldet ... da hab ich dann ausgebrausert. Ich gebe auf. Ich verzichte auf die Rechnung. So werden Kunden zu Freunden und Freunde zu Fremden ... denk ich mir noch, schon piepsen und brüllen die Multiversen an Freunden und Bekannten auf ganz anderen Kanäle. Denn kaum ist der Chat agbemeldet, knarzt es als praktische Vorwarnung im Kopfhörer aufgrund der Interferenz, die das längst vergessene Handy auch gleich mit mir eingehen wird. Für wenige Millisekunden vibriert die Tischplatte, schon jault und zischt das Klingeltontrauma.

Geistesgegenwärtig verlasse ich das Wohnzimmer, um mein Ich wieder zu finden. Das hätte ich besser nicht getan, denn nun steht mir das Entsetzen und Grauen noch tiefer ins Gesicht gefurcht und gefräst. Ein Teufelskreis, wesshalb man eben im Grunde jeden Tag einen Tag hässlicher wird. Sozialstress.

Ich stecke in einer ausgesprochen schwierigen Situation, einem Catch 22, einer Loose-Loose-Situation. Im Wohnzimmer drängt der Freundes- und Bekanntenkreis wie eine Horde Körperfresser durch den Bildschirm, im Rest der Wohnung, der Niemandslandzone, bin ich von meinem eigenem Ich überfordert und vor der Tür, draussen auf der Strasse ... das will man sich garnicht vorstellen. Horror mit Leibern, Dantes Inferno im Gewande indischer Tausendsassa- und Elefantengötter. Wilde mit noch wilderen Ideen und Fantasien und mit mehr Geld.

Einzig jene, die ihre Sektenbroschüre Der Wachturm schützend vor sich halten, dürfen nicht mit mir sprechen - immerhin. Stumme Zeugen Jehovas, das lobe ich mir. Die Initiative dazu kam allerdings von gesetzlicher Seite und nicht aus eigener Demut der Sekte. Offener Kreuzzug ist heute eben nicht mehr gern gesehen.
Das virtuelle Restvolk hingegen zeigt nicht so viel Anstand und Grösse, sondern lauert ante portas, rund um meine persönliche Stadtmauer, mit dem einzigen Ziel, meine volle Aufmerksamkeit zu okkupieren. Mit diesem Pack ist kein Pakt zu schließen. Ich bleibe offline.
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Donnerstag, 10. April 2014
Mission Control - Einführung in des Leben als Bauarbeiter
Im Alter wird man grau wie man an der Betonkarre alt wird, und somit auch grau, umhüllt von Zementstaub im Frühlingswind. Vermutlich wieder einer dieser wärmsten Jahrhunderttage Anfang April. Der Schweiss brütet wie Klebstoff auf der Haut. Er wirft Blasen bis er als Tropfen in der staubgeschwängerten, durstigen Luft verdunstet, ehe er in den noch viel staubigeren Boden fällt.

"Wenn ich schaufle, dann bin ich Schaufel," hat einmal ein weiser Mensch gesagt. Ich schaufle und mische, mehr weiss als weise. Das Rundherum wird bestrahlt von der Sonne, die durch den Staubnebel bricht, den Blick trüb vom Zementschleier, stehe ich an der Betonkarre.

Die Baustelle braucht meine Mischungen. Weil wir nicht vom verbrecherischem Baugewerbe sind, mischen wir, also ich, noch im Schubkarren, zum Rühren die Kreuzhacke, von der man bis heute nicht weiß, wessen Kreuz sie zerhackt. Zement und jetzt gerade Quarzsand im Verhältnis 4:1 und heute mehr Wasser, weil der Sand zundertrocken ist, um es anschließend mit der Kreuzhacke durchzustochern bis es "druckert" oder "lind", saftig grau, so richtig fett oder pudeltrocken ist.

Noch zwei Karren Fertigbeton werden gewünscht, wie es mir die Steinklopfer in ihrer zarten Sprechweise zu verstehen geben, und ich schaufle, schütte und hacke das Zeugs mit dem schwarzem Kreuz auf rotem Dreieck. Mission Control! Jedem das Seine, in jeder Körnung von 0 bis 3200, von Schotter bis Brechsand, mit den leckersten Zutaten wie Zement und Kalk, vom Putz bis ins Schotterbett. The human Mischer.

Und dass sich an all den Zementstaub auch wirklich was anhaften kann, gehts zwischendurch zum Steineschneiden. Mit diamantbesetztem Stahl gegen Beton und Granit. Und weil die Flex eben ein Winkelschleifer ist, nimmt sie beim Schliff Material mit. Gesteinsmassen, die sich förmlich in Luft auflösen. Unter Kennern: Fog - Nebel des Grauens. Mir unerklärlich, warum da neben Gehörschutz und Schutzbrille laut Katalog eine Atemschutzmaske der Klasse 1 ausreichen soll.

Der Todesstaub

Von der Wohnungstür bis ins Wohnzimmer und zurück ins Bad führt eine graue Spur, ein Gehweg, sozusagen der zementierte Feierabend. Wenn ich mal Glück habe und vor Sonnenuntergang nachhause komme, sehe ich die leuchtenden Kleiderberge am Horizont meiner Wohnung, sortiert nach schmutzig, geht noch und divers. Und dazwischen wirkt der ehemalige Schmutz nun wie handverlegtes Betonpflaster. Ich würde sagen, mein Wohnzimmerbelag ist inzwischen frostsicher, nur vereinzelt scheint hie und da noch der der alte Flokati-Teppich durch.

Das war nicht immer so. Erst seit ich meiner Frau gekündigt habe, ehe mich die Firma wegen meiner Frau kündigt.

Ob ich das Unkrautvlies bei Aldi im Angebot schon gesehen hätte, oder ob vielleicht die Kollegen auch eines wollten. Sie könnte es gleich mit reinpacken.
So was geht nicht. Auch wollen meine Kollegen nicht zu uns zum Grillen kommen. "Bring doch mal paar mit." "Paar gleich?" sag ich noch, "wenn du wüsstest, was die den lieben langen Tag so von sich geben." Wie: Deine Alte ist so fett, die fällt auf beiden Seiten gleichzeitig aus dem Bett. "Willst du das mal nen Abend lang beim Grillen dir reinziehen. Witze, dass Tiefbau noch hochgestapelt wäre. Neee, an dem Abend unternehm ich dann was mit Freunden."

Und zwischen den Witzen wird der Geith to the Universe durchgearbeitet, Tool Talk, die Lithurgie des Kleinhandwerkers im Münchner Osten, der Geith-Baustoffhandel-Katalog. Listenpreise werden wie Körbchengrössen gehandelt.

Und nachdem man sich dem erschreckenden Ende der Bierkästen nähert und alle Arbeitsunfälle schon runtergeleiert, kommen die Heldengeschichten auf den Tisch. Leicht veränderte Gerhard-Polt-Versionen wie die von den acht Metzgern auf der Wiesn und dem Zwetschgenmanderl, deren Sorte man in unserem Berufsfeld Baustelle auch öfter mal am Bauzaun trifft. Niederes Volk, das einen T20-Schraubenzieher nicht von einem Kreuzschlitz unterscheiden kann. Vermutlich Volk in Lohnarbeit, am Schreibtisch. Rein waffentechnisch sind wir Handwerker da meistens in der besseren Position als diese Stempelkissenpfurzer hinterm Bauzaun. Wir haben die größeren Hämmer und Bagger, das rostigeren Autos, zumeist weniger Hirn und seit Neuestem auch eine Berufshaftpflicht.

Auf jeden Fall hatte meine Arbeit irgendwann die Schnauze voll von den ständigen Anrufen und Annäherungsversuchen meiner Frau. Und so habe ich ihr jetzt gekündigt. Warum man da mit Trennungsjahren anfängt, ist mir unerklärlich. So ein Trennungsjahr wär mal interessant in der Berufswelt - im Privaten eher störend.

Von der Kohle, die ich jetzt mehr (und sie weniger) habe, kauf ich mir als allererstes, als Ehefrau-Ersatz einen Geschirrspüler. Wir sehen und staunen, DER Geschirrspüler. Weil DIE Waschmaschine hab ich ja schon.
Ich find das schon dramatisch und in der Steuererklärung entsprechend erwähnenswert, dass es noch keine Bauduschen gibt, die die Kleidung gleich mitwaschen. Mit diesem Problem hatten wir doch seit eh und je zu kämpfen. Zurück von der Jagd, blutig wie das erbeutete Schwein von oben bis über den Lendenschurz runter. So will man doch nicht beim Abendessen erscheinen, da wird man am Ende noch mitgegessen. Doch in meinem Staubfang, in meiner Höhle wohne ich nun alleine, ohne Frau, und da dies auch die maximale Form der Verhütung darstellt, auch ohne Kinder.
Und wenn ich einsam bin, leg ich mir den Stiehl-Akku-Bläser mit in die Heier.

Mit meiner Hilti könnte ich mir sogar nochmal Kinder vorstellen ;)
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Samstag, 29. März 2014
Ode an die Kernkeule oder (xiangwèi) (zìyóu)


Mal kurz mit der Jogginghose rüber zum Supermarkt, traumverloren, Bier holen. Auf halbem Weg, wo mich eigentlich, deutschdemokratisch an der Mittelstreifenbegrünung, die knappe Tonne Blech und Plastik aus dem Leben reissen sollte ... streift mich das lieblichste Händchen aller Finger, die jemals einen Verbund gebildet hatten. Finger, die sich erkundigen, ob ich gut nachhause gekommen wäre. Finger mit Beinen, die sich stets auf kürzestem Weg dahin bewegen, als wäre das Leben ein Monopoly. Beine so flink wie das Köpfchen. Ein Körper rund um ein Gesicht, geschaffen um Letzteres niemals in Verlegenheit zu bringen. Sprich, Brüste, Beine und ein Traumarsch, um von der Wesentlichkeit abzulenken, um zu vertuschen, was man eigentlich sieht - magisches Dessert im Traummaterienmantel. Ein Prachtgehäuse mit ner Umkleidekabine für die Seele.

Abgewaschen im Fluss der Zeit dahintreibend, auf dem Weg zum Bier also, stosse ich auf diesen Stein, einen jungen. Ein Brocken härtester Granit, und trotz seiner Härte immer noch im jugendlichen Alter, im Abendlicht diamantenen Schimmer versprühend. Edelgranit vom Feinsten. Mein Lebensquant, mein Fragenkatalog trifft auf eine Jahrhundertmutation in der Raumzeit, die Antwort, den grossen genetischen Schritt, vom Perversen zum Perfekten.

Der Granitblock verweilt in seiner Haltung, denn schöne Dinge verlangen keine Aufmerksamkeit. Er sagt nicht viel und doch hält das Leben plötzlich mehr Antworten als Fragen bereit. Mein Gefühl wickelt sich um den Stein und der Rest der Welt wird zum Vakuum. Doch wie alles im Fluss der Zeit nur en passant, ein Moment, der geht wie er kommt.

Du Granit meines Herzens, Dich drehe und wende ich, Kernkeulingerin, Du bräunste aller Häute heute am Spieß. Und mit Dir röste ich mein Gefühl, das wie behütendes Geschenkpapier um Dich sich hüllt. Samt, Haut und Haar, Finger, die sich nicht ständig Salami ins Maul stopfen, Füsse in Socken verspielt und all die leckeren Innereien. Wie alles eben nur en passant ohne Punkt und ohne Komma

Oh Edelduft, du alte Socke, back mir einen Pheromonkuchen, du Schatten einer Achselhöhle, mir schwillt Schwülst, der Kamm und alles darunter. Du ewig blühend Blumenpracht, stets knospend, treibend. Schenk mir dein Saft. Ein und voll das Glas nach dem anderen. Gib Einhalt meinen Wollenwünschen, halt ihn auf, den Begehr, lass die Trauben fliegen und lauf. Bleib hier, während du gehst und lass die Tauben liegen. Die Sukunft ist reislos, nur das Jetzt ist knackiger frischer Salat. Wenns für morgen auch noch gut sein soll, benützt man besser kein Dressing.

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Samstag, 15. März 2014
Druck und Materie oder der Zug der Pechvögel

"Dieses schöne Blog empfehle ich allen, die da leichthin meinen, schon längst zu wissen, was Weltschmerz sei. Wie ferner die Frau an und für sich und überhaupt so tickt."
"Misanthropie" auf stilstand.de



Wer das ein oder andere mal mit Druckern zu tun hatte, weiss wie schwer Digitales im Endeffekt zu materialisieren ist. Der Text ist schon da, so digitial und schwebeleicht und doch kann man ihn morgen nicht mit in die Arbeit nehmen, weil die Magentapatrone leer ist. Der Text ist zwar nur Text, also ob schwarz-weiss oder weiss-grün, scheissdrauf, nicht so aber der Drucker, dieser Profi, der braucht auch für Schwarz-Weiss-Druck sein Magenta, zumindest rein virtuell. Hauptsache die Füllanzeige fühlt sich wohl - Fühlanzeige, sag ich immmer.

Und weil mich das schlecht draufbringt, schliesse ich mich dem Trupp der Entgeisteten an. Ich begleite den Zug der Pechvögel nach Süden in die nächste Kneipe. Über uns der Himmel bayrisch-grau, unter uns die Primeln grau-blau und schmutzig gelb, die Schneeglöckchen aschfahl und der Drucker immer noch ohne Farbe.

Glücklicherweise ziehe ich im Verbund, denn ich bin noch halb blind vom gestrigen Saufen. Man erblindet also nicht nur an Methyl. Da wäre sehnervtauglicher Alkohol mal ne Erfindung wert, denke ich.

Endlich wieder Kneipinger. Lang ist's her, seit dem Gestern, an das ich mich nicht mehr erinnern kann. Ich sehe nicht fern und mag keine Filme, also fahre ich einen Filmriss nach dem anderen, so dass aus meinem Metabolismus inzwischen ein Diabolismus wurde. Eine höllische Unordnung des Systems.

In all diesem Durcheinander muss ich mich etwas am Zügel reissen und so unterwerfe ich mich einem selbstverfasstem Geofencing-Dekret, die hausgemachte Sperrzone, die Ghettoisierung meiner selbst. Ich geh nur noch in die Bar du Pont, die Kneipe meines Hafens, den Hafen meines Gemüts. Ein Ort an dem der klassische Wellengang noch erlaubt ist. Der erste Ort an dem ich Erdnussflips zu mir nehmen kann ohne zu Würgen. Mein Flipsparadies im gefühlten Süden. Mein Seelengrund am Palmenstrand. Der Ort an dem mein Gemüt vom Bierglasboden sich erhebt und gegen Kneipendecke strebt.

Damit finde ich auch leichter zurück. Der Heimweg findet so reflexhaft heim statt sich im Grosstadtdschungel zu verirren. Doch vor der Verirrung benötigt man erstmal etwas Verwirrung und was läge da näher als etwas Magenta-Bitter auf Eis und 8 Bier.

Wie gern wäre ich ein Glas. Zweimal Bürste rein, schon ist es sauber, bereit für die nächste Befüllung. Nachts schläft es gleich neben dem Schankhahn und wenn es mal runterfällt, ist es niemals selbst schuld. Ganz im Gegensatz zu Druckern. Die sind offensichtlich an allem schuld, wenngleich sie stets versuchen die Schuld auf den Benutzer abzuwälzen. So störrisch, dass öfter auch mal die Druckertreiber fliegen und neu installiert werden müssen. Ein Esel bei dem selbst Schlagen nichts hilft, dieser magenta-arme Pseudomaterialisierer. Mit tausend Knöpfen so tun als ob und doch nur eine von Plastik ummantelte, wacklige Papiertrommel, die am liebsten noch Streifen ins Druckbild hineindichtet. Sich 8 ganze Halbe und einen Magenta-Bitter reinpressen bewirkt Ähnliches. Druck und Materie im Gedankenduell am Tresen der Bar du Pont.

Zum Glück werd ich mich morgen nicht mehr daran erinnern ... die Schneeglöckchen aschfahl und der Drucker immer noch ohne Magenta.
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Donnerstag, 27. Februar 2014
Das Tüpfelchen ohne I
Lieber Peter, es war wieder mal ein echter Abhänger mit deinem Freund Ernst. Er konnte mal wieder nicht. Es war zwar das erste mal, aber es ging nicht, bei ihm. Ist das das Ende einer Karriere, der stille Ruf des Vatikans, oder einfach nur die Psyche. Die Psyche eines Mannes, da klopf ich mir ja den Schenkel wund.
Es lag an mir. Sonst schreit mein Mann immer, wenn er kommt, "Erster". Aber diesmal kein Schrei, nachdem wir das Ding einfach nicht zum Laufen brachten. Von Kickstart mal ganz zu schweigen creme ich mir heute noch die Hände ein, so wund wie eigentlich die Schenkel hätten sein können und sollen - wäre er gekommen, oder vielleicht sogar mal ich. Soviel Gleitcreme hatten wir garnicht im Haus. Wie eine brünftige Robbe habe ich mich lasziv übers Bett rollen lassen, stundenlang. Aber Pustekuchen ohne Sahne. Psyche vielleicht nicht, aber seine Nervenleitbahnen und der zähe Blutstrom. Denn gewollt hätte er wohl schon, der alte Sack, der sich im Lichte eines hängenden Geschlechtsteils eher wie eine haarige Speckschwarte anfühlt, wenngleich er beim Aufriss eigentlich ganz wohlgeformt schien. Ist ja nicht so, als hätte ich die Flasche bereits leer gekauft.
Stand er den ganzen Abend über schon alleine rum, wollte er beim Anblick meiner Wenigkeit wohl lieber schlafen. Aha. Gelähmte Nervenleitbahnen einer sterbenden Psyche, wäre mein Tip. Aber wenns mir schon passiert, soll ich es nicht auch noch selbst analysieren müssen. Sich stundenlang dem müsigem Nichts hinzugeben scheint auf mich überzuschlagen, geistig wie körperlich. Mich überfällt die Angst, dass wenn er mich so ansieht, mir meine stolzen Brüste zu Hängetitten mutieren.


Liebe Maria, deiner Kurzmitteilung ist nichts hinzuzufügen. Sehr gelungen. Das hat auch eine sachliche Antwort verdient. Wie mir scheint handelt es sich hierbei um einen Mann auf harter Linie, der einfach ganz genau weiß, was Frauen wollen und brauchen, und es ihnen trotzdem nicht gibt. Seiner Frau würde ich gerne mal einen Obstkorb zukommen lassen. Das wird sie aufmuntern. Sehr anschaulich beschrieben ist das Ganze ja schon. Man kann regelrecht fühlen, was die Frau da durchmacht, insbesondere in Anbetracht dessen, was sie gerne durchmachen würde. Und sie ist ziemlich sicher eine Amazone vom andern Stern und so begehrenswert, dass es einem schon vom bloßen Hinschauen tropft. So hört sie sich jedenfalls an. Leider ist das männliche Glied undurchschaubar und die Männer im Allgemeinen noch bemitleidenswerter als diese Frau, die mir aber eigentlich ganz vernünftig vorkommt. Nachdem sie endlich nach all den Jahren den Ekel vor dem anderen Geschlecht abgelegt hat, passiert sowas. Da bleibt einem nur noch, die Marmelade zurück in den Kühlschrank zu stellen.
Der Text ist wirklich äußerst bildhaft formuliert. Ich fühle mich schon ganz als wäre ich sie. Wenn ich das Ganze so nachempfinde, würde ich mich jetzt an ihrer Stelle auf andere Dinge konzentrieren und den sexuellen Aspekt weglassen. Vielleicht spielt er ja gut Karten. Der Ort des Bettes scheint ja nicht viel zu bringen, außer Schmach. Und wer braucht die schon. Andre Mütter sollen ja Söhne haben, die mit dem Schwanz denken können. Das nenn ich mal Begabung.
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Samstag, 22. Februar 2014
Winterreifen im Regen - Wetter ist ein Menschenrecht
Die Himmelspianisten starten ein Gewitter, Donner rollen aus dem Rangierbahnhof der Geräusche. Gravitätisch bewegen sie ihren fetten Arsch und das Gewölbe fibriert ehrerbietig. Grollen ohne Punkt und Komma. Unvermittelt wirft sich das Kampfgeschrei der Kugelblitze auf uns, hinterrücks, weil wir zu laufen beginnen. Die Strassen einer Grosstadt bieten alle Nachteile einer Wohnung ohne Fenster und ohne Dach, du siehst keinen Himmel, aber es regnet dir auf den Kopf.

Mein Leben prügelt gerade auf mich ein. Ich bin auf dem Weg zu meiner Hinrichtung. Wie Kneissl in diesem Falle, dem Falle der eigenen Hinrichtung: "De Woch fangt ja schon guad an." Ich bin auf dem Weg zur obersten Anspruchsabwehr, der bundesdeutschen Sozialversicherung, auf dem Weg zum Arbeitsamt - nicht aus Geldnot, sondern aus Anspruch eben. Etwas scheint im ARGEn zu liegen, denn seit dieser Woche bin ich in die unterste, die Paria-Klasse der Arbeitslosen geraten. Deutsche Soldateska ohne Zusatzausbildung, unvermittelbar bis unser neues Prunkstück von der Leyen endlich zündet. Afghanistan ist befriedet und kein wirklich guter neuer Konflikt in Sicht. Ich will jetzt hier nicht die von-der-Leyer spielen, aber ob das wirklich gut ist, Weichziele wie uns, die Trantüten und Schnapsleichen der Republik, an den Hindukush zu schicken, fast schon in der Hoffnung, dass wir da bis zum Lebensende gut aufgeräumt wären. Die eigentliche Landesverteidigung leistet inzwischen die GEMA - Sperren und verbieten, dass das Dritte Reich nur noch als blasser Schatten erscheint.

Es heisst, ich säße selbst im obersten Management meiner Arbeitslosigkeit. 'Ach, selbstständiger Mauerschütze, das wär doch was für Sie, Frau Becker.' Ich soll mal in die Puschen kommen.

Der nächtliche Schienenersatzverkehr wechselt seine Gefährte, um diese Uhrzeit geben sich erschöpfte Taxis und aufgeweckte Privatwägen die Hand. Und ich inmitten, mit einem hässlichem Ziel.
Jedes Auto klingt als schüttete man einen Eimer nach dem anderen auf mein Gemüt. Keine gelben Engel mehr in dieser flirrenden Nacht. Aber es regnet doch, was soll da flirren? ... In dieser flirrenden-nassen Endnacht, Schätzchen, denn ich war besoffen und die Geräuschkulisse breitgestreut wie Mega-Dübel. Da kann es dann schon mal flirren, während es herabnässt, als würde sich all das Wasser des Universums heute noch auf dieses Fleckchen Erde ergießen. Was red ich? Wen interessiert denn schon das Wetter?

Ich bin nicht Facility Manager im Hause Apollo, sondern die Hölle ist mein natürlicher Lebensraum. Haltewunschtaste können Sie mal lange suchen bei mir. Mit verminter Visage muss ich mir morgens den Cognac anwärmen, dass ich ihn runterkrieg. In die Wunde muss man reintrinken, sag ich immer. Und samt Tretminengesicht bin ich dann unterwegs mit den Bodentruppen, also nicht oben, sondern unter dem Weg, unterwegs unter den Teppich, unter dem Kiesbett sich versteckend vor den Flussgeistern, subterrestrische Bodentruppen eben. Unterwegs mit den Truppen in den Unterputzkriegen. Subkutane Planetenforschung. Ein tektonisches Vorkommando, das mal richtig auf den Putz haut, das mal richtig wegputzt, was das Zeug hält.

Saufen ist der größte Widerstand, den ich aufbringen kann, zumindest im vaterländischen Sinne. Und so ging ich dann ... Sie kennen den Witz, dass Sie keine Witze über den Schiessbefehl an der Mauer hören können, weil ihr Opa dort gestorben ist. Ich muss in meinem vorigen Leben Maurer gewesen sein, der besoffen vom Gerüst fiel, so tödlich wie mancher an der Mauer. Ich hab die Aufnahme in die Hundeschule nicht geschafft, desshalb bin ich vermutlich hier gelandet. Ich wurde Soldat, Fachrichtung Mauerschütze.

Wo die trulla (lat.für Mörtelkelle), da gibts auch was zu trinken, hat mal einer in der Grundausbildung gesagt. So auch beim Massbandsaufen, einem weiterem Gerät des Maurers. Devise: Wir saufen den Feind unter den Tisch ehe er an Angriff denkt. Wir waren die Gladiatoren des estrichnahen Trinkens während der Unterputzkriege, dem sogenannen kalten Krieg. Mauerschützengelage, C2-Abusus, tagtäglich.

Wo werden Sie mich diesmal hinschicken? Auf Heimaturlaub oder an die Schanktresenfront? Ich glaub, bei mir stimmt was nicht, weil ich mich auf der Behindertentoilette am wohlsten fühle. Kann man sich überall festhalten und anlehnen, Notschalter betätigen und Reissleinen ziehen. Lichtschalter findet man auch wenn man besoffen am Boden kriecht, also das einzig stille Örtchen, wo Bodentruppen sich noch wohlfühlen können. Und im Gegensatz zum Schlachtfeld gibt es auch eine Tür, die man zumachen kann, bevor man sich in die Hosen scheisst. Hier schreibe ich. Literatur für ein Bier+.
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Montag, 10. Februar 2014
Wetternachhersage und Vorrichten

- a news style of reporting -

In einem Land, wo Bürger nicht mehr der Staat sind, sondern der Staat sich jetzt seine Bürger hält, muss auch die Form der Nachrichten ein neue Gussform bekommen. Nicht mehr drei Meldungen, davon eine unwichtiger als die andere. Eigentlich nur die Wiederholung des täglichen Paradigmas - Syrien böse, Olympische Spiele dieses Jahr Scheisse. Und wen interesierts schon wirklich, was ein dahergelaufener Minister so sagt, der es eigentlich nur auf die lebenslange Rente mit 45 abgesehen hat. Zeit, sich ein Bier aufzumachen. Und dann das Wetter. Gleich noch eins.

Was wir brauchen ist:


Gleich zu Nachrichtenbeginn die Wetternachhersage. Das Wetter der letzten Woche, nochmals zum Resümieren, auch für die Senioren "Ach, stimmt, Dienstag wars vormittags so extrem bewölkt und wir hatten abends Ferigpizza". Wo man sich doch immer schlechter an alles erinnert, gibt das Wetter mehr Halt als die exponential beschleunigten Weltgeschehnisse. Das Wetter der letzten Woche stimmt immer und man kann gleich zu Beginn des Programms mitreden.

Im Anschluss die Vorrichten. Was wird morgen passieren. Wir können das heute schon sagen. Im Grunde ist das Land der korrupten Herzen so leicht zu durchschauen, in seiner abscheulichen Transparenz als Bandwurm. Wer sich das Gehirn noch nicht komplett mit Tageszeitungen und besagten Abendnachrichten rausgefräst hat, kann sich das Weltgeschehen an fünf Fingern abzählen. Mal schnell den nächsten deutschen Aussenminister aus der Bilderbergerteilnehmerliste gefischt, eine ansteigende Terrorgefahr, zumindest in unseren Herzen, prognostiziert und vor dem Wetter nochmal an die Winterreifenpflicht erinnert - so unter Freunden.

Warum also nicht die Realität selbst erschaffen - mit den Vorrichten der hartenlinie. Knallharte Facts, die dann morgen vermutlich auch so passieren. Ein wahres Las Vegas für Wettbüros. "Ob die von den hartelinie-Vorrichten wieder Recht haben?" "Oder werden die Abendnachrichten des nächsten Tages mit ihrer Propagandamaschine dagegensteuern können?"

Morgen wird Nintendo bekanntgeben, dass es mit der neuen Konsole noch ein wenig dauert, weil man eben nur das Beste auf den Markt bringen möchte, während die Börse vorzeitig ein neues Zwischenhoch verkündet. Die Aussenministerin wird in der neuen Ausgabe von "Bild für die Frau" erklären, dass sie zukünftig nur noch mit Verteidigungsministerinnen verhandeln möchte. Wir werden kritisch bemerken, dass sich die Kosten für die hierzu nötigen Kinderbetreuungsplätze aus EU-Geldern ins Unermessliche bewegen dürften. Wir werden noch heute in unserer Ausstrahlung den Begriff der stubenreinen Fortpflanzung ins Wortgefecht schicken.

Mit den Vorrichten sind wir immer vorne dran. Die Abendnachrichten reagieren nur, sind in der Defensive. Wir bestimmen somit den Kurs der Geschehnisse. Unser Nachrichtenbild kommt in einer Art Superposition, im Wahrscheinlichkeitsraum des Konsum- und Terrortempels. Himmel und Hölle, shop or die. Wir kennen das, wir leben das und im Grunde lieben wir es auch. Und weil das gut schief gehen kann, senden wir gleich nach den Lottozahlen unsere grosse Mega-Show "Deutschland sucht dein Superführer/in".
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Aber jetzt erstmal als Sahnehäubchen die Lottozahlen von morgen - wie immer, ohne Gewähr.
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Freitag, 7. Februar 2014
Altersfaschismus - Beiträge zur Beschimpfung der Jugend
Ich habe keine kinder. Vielleicht fallen sie ja morgen vom Himmel. Ich schliesse das nicht aus, aber im Moment, fürchte ich, sind sie nicht da. So fehlt mir auch der vielleicht nötige Respekt vor den Pickelfressen. Hätte ich eine Tochter, so gäbe es gleich mit der ProKopf- und Erbschuld noch den passenden Vornamen drauf: Cindy Melodie. Also Glück für Cindy, dass sie für dieses Multiversum nie geplant wurde.

Als Single-Cunt muss ich mich also kinderlos an dem ergehen, was mir auf dem schmutzigen Asphalt so an Jugend entgegenwackelt und -schleift. Steueresser, die in ihr Handy versunken den Rest der Welt nicht wahrzunehmen versuchen. Aufgedunsener Babyspeck dessen Stammzellen nicht mehr in der Lage sind, Gehirnmasse auszubilden. Zwar Lebewesen im rechtlichen Sinne, jedoch biologisch auf der Verliererstrasse, die es aus dem Einzellertum niemals herausgeschafft haben.

Altersbosheit hat weniger mit dem Alter zu tun als mit der Tatsache, dass man es bereits hundert mal sagen musste und mit jedem neuen Geburtswunder gleich nochmal. Hier wirken laute, deutliche Worte oft Wunder, so die Brut jemals ihre Ohrstöpsel rausgepult bekommt.

Desshalb konzentriere ich mich darauf, mir ein Stück dieser jugendlichen Frische abzugreifen. Kaum kommt einer dieser Bälger meinem Kiefer zu nahe, beisse ich in jedem Moment der Unachtsamkeit ein Stück davon ab von diesem frischem Körper, breche ich mir ein Stück von der Tabula rasa und bekritzle sie sogleich mit allem, was mir so einfällt. Mir ist, als hätten meine Gedanken mehr Berechtigung in den Schädelhöhlen dieser Frischgezapften.

Mein Saugstutzen baumelt scheinbar unbeteiligt an mir herunter wie auch die letzten Fetzen der Wehrmachtsuniform meines Grossvaters. Doch kaum wandern die kindlichen Äuglein mal in die falsche Richtung, haftet sich mein Rüssel blitzschnell an und pumpt all das Frühlingshafte aus dem jugendlichen Körper rüber in mein Wrack. Mein Restkörper, bei dem sich der Talg nur noch durch starkes Rubbeln aus den Falten kratzen lässt, hat zugegebenermassen Defizite. Die vergilbten Zähne wären ein echtes Hindernis, falls ich jemals einen Partner suchen würde. So gilt es zu warten bis zum dritten Gebiss. Mein Gefühlsapparat ist von Ängsten angefressen, die sich wie Müllberge um mich türmen. Und meine weibliche Libido hat sich erst in einem Alter entwickelt, in dem sich damit rein garnichts mehr anfängen lässt, ausser vergebens zu hoffen.

Viele sagen, ein schneller Tod wäre ein guter Tod. Leiden will keiner. Aber ich möchte aus dieser Gesellschaft nochmal soviel herausquetschen wie geht. Hauptsache für die Generationen nach mir wird es dadurch prekär. Ich möchte so teuer wie möglich sterben und dauerte es Jahre des Leids. Denn das Leid der anderen stelle ich über das meine. Jeden Organspender sollte man frühzeitig so mit Schrot verbleien, dass nichts Verwertbares mehr übrig bleibt. In diesem Sinne ist doch auch unser Rentensystem geplant: Mitnehmen was geht und beim Ableben nochmal verächtlich auf den Generationsvertrag spucken, nachdem man das Erbe am Altersruhesitz auf La Palma für Nippes draufgehen liess.

Ich fände Wachkoma super. Ein Wachkoma mit Komplikationen, während ich den Schaden, den ich dem Volkskörper dadurch zufüge, mit eigenen Augen noch mitverfolgen kann. Das schönste Abschiedsgeschenk wäre eine von mir unbezahlte Rechnung, die massive finanzielle Lücken in unser Gesundheitssystem reisst und durch ihre Spätfolgen zur Lösung des Bevölkerungswachstums beiträgt. Also dazu, dass später weit weniger Beine auf meinem Grab herumtrampeln und mir an den Grabstein pinkeln.
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Mittwoch, 29. Januar 2014
Die Luft ist dümmer

x

... hat versucht, mich anzurufen. Unmittelbar nach meinem Ansagetext summt seine Brummbärstimme einen x-beliebigen Namen auf meine Maschine. Ich war verrückt neben ihm, ich war verrückt nach ihm, ich bin verrückt ihn immer noch zu lieben, beziehungsweise auch nur eine Flanke meines Herzens ihm gegenüber offenzulegen.

Wie ist er nur an meine Nummer gekommen? Und obwohl mir klar ist, dass es nun kein Verstecken mehr gibt, beginne ich alles zu verriegeln und verrammmeln, alle Leitern umzustossen und alle Kabel rauszureissen. Sein unentrinnbares "Meld dich doch mal" lässt mich dabei durch mein Appartment straucheln als wandelte ich unter Vollnarkose. Wollen Sie die Ansage löschen, drücken Sie die 8.

Beim anschliessendem Versuch, den Nussschnaps noch vor dem Konsum zu vernichten, verschmilzt meine Clobrille als sich dieser entzündet mit der Schüssel und den Fliessen. Warum eigentlich Brille, wo es sich doch nur um ein Loch handelt, ein jetzt geschmolzenes Clo-Monokel. Mein Schicksaal ist ein Hirnstrom. Ich muss ihn noch nicht mal mehr trinken, um von ihm berauscht zu sein, so verfallen bin ich ihm.

Es gibt den ein oder anderen Tierliebhaber unter den Soziopathen. Menschen, denen jegliche Art der Emphatie fremd ist, die sich aber durchaus für einen Sonnenuntergang oder ein schönes Abendessen im Familienkreis begeistern können. Doch dafür wird x nicht all die Etagen zu mir nach oben eilen, um mit mir die Aussicht zu geniessen. Seine Prinzipien lagern auf einem Schweizern Nummernkonto und sein Herz ist nach der Kinderverschickung nicht mehr aufgetaucht.

Die Luft ist dünner hier im 14.Stock und dümmer. Selbst die aufsteigende Warmluft ist blass an Information von der Erdoberfläche. Das sind tagtäglich 28 Stockwerke mehr zur Arbeit und zurück, die arbeitsrechtlich noch nicht einmal zum Arbeitsweg zählen, denn der beginnt bei der Haus- und nicht bei der Wohnungstür. Das Tagwerk dieses ehemaligen Sozialstaates liegt auf der Strasse wie toter Hund, weil selbst der Mindestlohn seinen Preis nicht mehr wert ist. Wer sagt, davon könne man leben, der soll mir den entsprechenden Billigdiscounter mal zeigen, wo Butter noch unter einem Euro zu haben ist. Aber die Arbeiterschaft bekommt Magarine aufs Brot, weil sie eh schon so fett ist - von Zero Cola und Chips.

Lohnsklave aus dem 14.Stock. Glücklicherweise ist mir dieses Schicksaal nicht beschieden. Dafür hatte ich frühzeitig gesorgt. Frühzeitig, da ich schon um 3 Uhr morgens auf den Beinen war, um als Kätzchen unter Katzen am Gatter vorbei bei Arno auf ein morgendliches Schnäpschen einzulaufen und noch vor der Haushälterin wieder abzuwanken.

Direkt aus dem Traum an den Zettelkasten und der Lohn des Rausches in der Heide erklären auch, warum ich als Schwerstalkoholikerin hier die ganze Treppenlast auf mich nehme. Mit Aufzug ist es einerlei, ob ebenerdig oder ganz oben. Im 14.Stock lebt man noch abgeschiedener als in der Heide.

Sie glauben doch nicht, dass er die 6 Flaschen in der Woche allein getrunken hätte. Im Steinbruch der Sprache Wortbrocken zu hacken, das ist ein Knochenjob. Mit der Schrift herausarbeiten, was man eigentlich sagen möchte. Ha! was sagen, ich, die ich das Denken nicht gelernt, die ich von der Flasche zum Wort zur Tat und letztendlich wieder zur Flasche. Dem Nussschnaps kann man zumindest nicht nachsagen, dass er die Sicht behindere wie schwerer Rotwein. Klarer Spirit, transparent und eindeutig in seiner Aussage. Ein Getränk mit Durchsicht.

Da nagelt ein Martin Henkel seine Anti-Schmidt-Thesen an den Dom von Bargfeld. Ein klassischer Kritiker, der sich als Aasgeier von totem Fleisch ernährt, dem er selbst das Gütesiegel verwehrt. Das ist doch zum Trauern, dass ich den Schnaps nun verschüttet, beziehungsweise verbrannt habe, um mich aus diesen Gedankengängen wieder zu lösen, aus den engen Gehirngassen, die mich geradezu in die Arme von x treiben. Bei dieser Art von Henkelscher Antithese ist an eine Synthese nicht zu denken. Ich erinnere mich zunehmend wieder an meine frühere Tätigkeit mit x, als wir den Versuch starteten, die Welt durch Folter zu retten.

Dem Einzigen, Arno Schmidt, der den 3.Weltkrieg 1955 vorhergesehen und ihn als einziger erlebt hat, ans Bein zu pinkeln, heisst sein eigenes literarisches Todesurteil zu unterschreiben. Ich stelle mir vor, ein berühmter Toter zu sein und den letzten Läufer im Mo-der-ne aus der Vogelperspektive zu betrachten, zermahlen zu Farbe auf dem Schattefresko dieser elenden Republik.

Es gibt nun nur noch einen Weg aus meiner Wohnung im 14.Stock und der führt über das Telefonkabel. Auf den eigenen Eierstöcken brütend, warten im Lande Katatonien - auf eX.
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Donnerstag, 23. Januar 2014
Unterwegs mit Beretta und dem Rind
"Bettina? Quiche-Lorraine-Schule, gut dreissig Jahre muss es her sein."

Unterwegs mit Bettina, der besten Freundin Marias aus Grundschultagen, und Beretta 92. Die 9mm-Beretta unter der Jacke und 95kg-Bettina an meiner Seite, sichtlich gerührt davon, dass ich sie wiedererkannt zu haben scheine nach all den Jahrzehnten. Damals dritte, bei ihr heute nicht mal die Spur von Klasse.
Sie versteht nicht im Ansatz, wovon ich spreche, denn sie fährt neben ihren eigenen 95 sechs Kilo Fleisch im Kinderwagen spazieren.

Mit den Krüppeln von Gladio, die sich aufgrund der mangelnden Feindstärke alle selbst zu Brei gebombt und geschossen haben, und den Hippies von der CIA, die inzwischen zu den Methoden Ghandis übergegangen sind, die Welt mit orangenen Blumenrevolutionen zu erobern, ist doch heute kein Krieg mehr zu machen.
Ich bin auf der Suche nach Maria. Ehemals eine der Besten an meiner Seite. An jedermans Seite. Neben ihr wäre Abu Ghraib zum Urlaubsresort verkommen. Sie war es, die das Bier-Boarding erfand - wie wir es nannten 'a reasonable form of torture certified by the Geneva Convention'.

Ich bin ja nicht doof oder sehbehindert, sondern erkenne gleich, dass dieses Rind Bettina, mit ihrem vermutlich nicht einzigem Kalb, das Grundprinzip des Sex zuhause eigentlich nur noch über Tantra-Techniken erreichen kann. Anders als mit extremen Verbiegungen kommt er bei ihr garnicht mehr rein, durch all das vernarbte Bindewebe, und mit Mehl bestäubt, dass man die feuchte Stelle findet.

Da mag Jürgen Elaesser glauben, die Pussy Riots wären eine dieser geheimdienstlichen Destabilisierugsmassnahmen. Ich denke, die wirksamste Destabilisierungsmassnahme sind diese Rinder wie Bettina, die ihre Euter auf den Markt tragen, als würde nicht jeder andere als ihre noch nicht lauftüchtigen Kälber sofort Reißaus nehmen beim Anblick dieser Fleischkonzentration ohne Sinn und Zweck.

"Gut sieht du aus. Kennst du noch irgendjemanden von damals?"

Auf der großen Map der Egoshooter trifft man nur vereinzelt um die Ecke noch ein schlagkräftiges JSOC-Kommando - androisiert unter dem schlichten Deckmantel des Infantisten der Zukunft. Ich verwette meinen Arsch darauf, dass Maria auch heute noch, oder mehr denn je, auf dem unsichtbarem Schlachtfeld namens Welt mit einem schlichten Kleid und Espandrillos ganz gut zurecht kommt. Dafür lohnt es sich eben auch mal ein paar Meter mit Kühen zu traben.

Bettina aber, das Zuchtrind, spricht ohne Punkt und Komma von ihrem kindergewägeltem Auswurf, so dass ich mir grösste Sorgen mache um den Sicherungshebel meiner Beretta, der das Geseier bedrohlich auf die Nerven geht und der bei solch trögem Fleisch keine Ladungshemmung in die Quere kommt wie manch anderem Körperteil. Das Rind will nicht begreifen, dass ihr einziger Lebenssinn darin besteht, wissen zu können, wo sich Maria derzeit aufhält.
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Samstag, 11. Januar 2014
Sich schön trinken
Vielleicht darf ich mal ein wenig von der Korrespondenz veröffentlichen, die ich von meinem einzigem Liebhaber - zumindest dem einzigen, an den ich mich über die Jahre hinweg erinnern kann - so bekomme.
Denn vielleicht lässt sich dadurch besser verstehen, warum ich jetzt noch schnell ein paar Humpen kippen muss, um dann realistischer rüberzukommen, wo er doch angedroht hat, dass er gleich anruft.

Ich kam heute noch nicht zu mehr als zwei Bier. Ja, das gibts. Stress - wem erzähl ich das in diesem Jahrtausend. Und das merkt er dann und wird sauer. Eifersüchtig. Nicht auf die Nüchternheit, sondern auf die Tatsache. Es wäre geradezu, als hätte ich mir in seiner Abwesenheit zum ersten mal die Fingernägel lackiert. Das macht Männer skeptisch, argwöhnisch. Denn was man nicht für sie tut, tut man für andere Männer - niemals für sich selbst.

Sorry wegen gestern. Es waren wohl die vielen kleinen Biere, dass ich am Tresen auf die falsche Seite gekippt bin. Ich darf dir aber versichern, dass dieser zufällig weibliche Tresenanbau nicht mal im zu kurz geratenem Ansatz mein Fall gewesen wäre. In einem Männerleben - das kannst du natürlich nicht nachvollziehen - fällt man in vielerlei Schößchen ohne gleich bei allen hängenzubleiben. Ich bin einfach am falschen Ort eingeschlafen. Das kann man jemandem doch nicht zum Vorwurf machen. Auf Strassengräben warst du bisher auch nicht eifersüchtig. Ich liebe dich Schatz und hab uns vorsorglich für heute abend gleich mal zwei Kästen mit Muskelkraft ins Haus geschleppt.

Also husch husch zum Kasten und zwei handwarme Halbe zwischen die Kiemen, sonst kann ich am Telefon nicht anders als leicht mürrisch und verhalten mir sein Gewäsch anzuhören. Es interessiert mich nicht wirklich, was er so über sich und über sich zu erzählen hat. Zum Glück muss ich mich am Telefon aber auch nicht mit der Tatsache auseinandersetzen, dass er mich körperlich nicht wirklich anspricht. Er liebt mich und das reicht mir. Ach, was sag ich, er mag mich irgendwie, aber Hauptsache er will mich besitzen. Das geht für mich weit über die alltägliche Liebe hinaus. Männer lieben auch keine Autos um ihrer selbst Willen, sondern sie wollen sie besitzen. Ich fühl mich da im Moment wie ein Auto in der Werkstatt: wenn es nicht da ist, fehlt es am meisten.

Ich renne hinter meiner Vorhaut her wie ein gehirnamputierter Schwanz. Durch die Stadt kreuz und quer. Und such dich. Rein in jede Kneipe vor der sich Raucher drängen. Kneipe um Kneipe durch die Grosstadtviertel. Und das alles nur für dich. Sag mal, kannst du dir nicht ne Stammkneipe zulegen wie das normale Menschen tun, dass man sie auch findet. Normale Menschen suchen in Kneipen auch Bier und nicht, wie ich Volltrottel, Dich. Ich liebe dich, Schatz. Aber du strapazierst meine vom Alkhol weichgewaschene Geduld.

Pressen, pressen. Zwei Halbe, dass er nicht denkt, ich wäre wegen einem anderen so nüchtern, dass er nicht das Gefühl bekommt, als wäre ein fremder Stecher zwischen mich und mein Bier gerutscht. Mit zwei Presshalben das Bild der klassischen Maria Becker nachzeichnen, so wie sie allseits rundum bekannt und mancherorts auch beliebt ist. Das gesunde Mass bei Affären wie der unseren ist, ihm immer ein Bier hinterher zu sein. Er immer voraus, aber ich immer in seiner Nähe. In seinem Windschatten trinken sozusagen. Obwohl ich guten Grund hätte, da auch mal rauszutreten, wie die mails und sms-Auszüge vielleicht zeigen.

Fick diich du Huer (Das war dann der Abend seiner Betriebsfeier. Ich vermute, nur versehentlich an mich geschickt. Aber schön, dass er mir das so offen schreibt. Die Kombi von Besoffenen und Kontaktlisten bringt mehr ans Licht als die NSA.)

Worte meines Liebhabers, der meine mails im Spamordner verwahrt. Ich könnte mir vorstellen, derzeit wegen dieser Huer.
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Sonntag, 5. Januar 2014
Brettspiel mit Handler
"Noch n Bier?" "Ich würd schon noch eins trinken," ist meine Antwort, obwohl die rethorische Frage eigentlich an den blinden Scheich gerichtet war. Wir spielen Mensch-ärgere-dich nicht bei Ottfrid im Keller. Mir schwant Böses, denn scheinbar bin ich die einzig Unbekannte in dieser muffigen Holzvertäfelung. Der Scheich spielt Grün, der Rebell Blau, ich Gelb.

Mit dem Versprechen auf einen feuchten Keller hatte man mich aus meiner Stammkneipe gelockt, wobei ich mir nicht mehr sicher bin, ob ich da an Unmengen von Alkohol dachte oder an die Unmöglichkeit, dass es in diesem Leben bei mir unterm Rock noch einmal zu Tröpfchenbildung kommt. Obwohl ich weniger als die mir kleinste bekannte Zeiteinheit von 3 Bier am Tresen verbracht hatte, im Grunde also grade reingekommen war, wäre ich nicht im Traum auf die Idee gekommen, dass mit feuchtem Keller wirklich ein muffiger unterirdischer Verschlag gemeint sein könnte, in dem wir nun sitzen. Alle noch etwas verkrampft, alle noch in den Wehen eines vielleicht doch vielversprechenden Abends.

"Ein Kurzer dazu wär natürlich wie Weihnachten," versuche ich, wenn schon nicht die Situation, so doch mich zu retten. Die folgenden Blicke zeigen aber nur Unverständnis, mit dem auch ich mich quäle bei dem Gedanken, ob der Scheich sich mit Gottes Hilfe zum Sieg würfelt, denn schließlich ist er blind und kann Spielfeld und Figuren eigentlich nicht sehen. Aber was soll's, ich freue mich über die unerwartete Einladung und das Freibier.

Mit den anderen gut befreundet scheint auch der vierte Spieler, nennen wir ihn sinnigerweise Mister Rot. Ein sympathischer Mittfünfziger, der aussieht als würde der Keller aufgrund seiner so muffeln. Er lacht, er würfelt, scheint sich um das Spiel nicht besonders zu kümmern, doch er nuckelt auffällig langsam an seiner Flasche, was meine spontane Sympathie für ihn etwas schmälert.

Und dann gibt es seltsamerweise noch einen Fünften, der nicht mitspielt. In seinem weichgspültem Trainingsanzug wirkt er auf mich wie der Schiedsrichter und so ist er auch jener, der am meisten Interesse zeigt an unserem Brettspiel. Gleich zu Beginn hatte ich mir von ihm eine Ermahung eingefangen, für meine mangelnde Konzentration. "Sie haben Fünf gewürfelt. Also müssen Sie auch fünf Felder vorziehen." So weit, so gut, so trocken, so schlecht. Er trinkt wie auch der Scheich keinen Tropfen und im Gegnesatz zu diesem nicht mal Wasser. Ich kenne ihn nicht und will das auch weiterhin so halten, und doch wünsche ich ihm schon die Schuppenflechte nicht nur an den Hals.

Brettspiel ist nicht meine bevorzugte Abendunterhaltung. Wenn schon würfeln, verknüpfe ich das gerne mit daraus resultierendem Trinken. Trinkspiele also, wie im alten Europa. Eine Fünf korreliert in meiner Raumzeit mit fünf Bier oder wenigstens fünf Schluck Bier. Doch ich weiß mich als Gast zu verhalten und bin an anderen Kulturen wie diesem Gremium hier durchaus interessiert. "Do as the Romans do, egal wo du bist," sag ich immer. Und so nimmt der Abend seinen Lauf ohne grössere Stockungen und Staus im Alkoholfluss meinerseits. Ottfried hat auch das mit den Kurzen inzwischen verstanden und ich darf mich inzwischen selbstständig aus der Bommerlunderflasche im Regal bedienen. Für mich ein Maikäfergetränk, weil es mich an Pommernland und meinen inneren Frieden erinnert. Dem Schiedsrichter scheint es nicht so zu gefallen, weil ich des öfteren vom Nachschenken nicht rechtzeitig zum Würfeln am Tisch zurückkehre. Selbst mein Scherz, dass Nachschenken doch eine grossartige Nachrüstung für Weihnachten wäre, lockert seinen Missmut keineswegs.

Auch bei Ottfrid und Mister Red summieren sich inzwischen die Promille und so werde ich, nach Stunden zwar, aber doch höflich nach meinem Namen gefragt. "Maria, Maria Becker, wie der Bäcker nur mit e wie Semmel. Und vorne eben wie die Mutter von Jesus. Unten übrigens auch." Ein Kalauer, so flach wie meine Brüste, hat zwar selten Reichweite, aber er erreicht den lauschenden oft da, wo er es nicht vermutet. Kneipenpsychologie von der der Schiedsrichter so einiges lernen könnte, denn die darin vermittelte Unbekümmertheit erzeugt das Gefühl, dass man gefahrlos mit allem antworten könnte.

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"Ich bin Offrid." Da zeigt der Genuss also schon seine oftmals fatale Wirkung. "Das ist," damit wird nun auch Mister Red enttarnt, "Hänschen, aus ihm wurde Hans, ne, Spaß, aus ihm wurde Volker-Ernst.Wir kennen uns noch aus Frankfurt und schließlich von Briesen, Objekt 74. Zudem sprechen wir beide ganz anständig palästinensisch."

"Ach, Staub." Das erklärt dann auch, warum er sein Bier nicht so richtig runterzubekommen scheint, das dann aber doch augenblicklich in seine Gehirnzellen einzusickern scheint. Ich gönne mir noch ein paar Schluck und versinke wie so oft im Akt des Trinkens, so dass ich vom Namen des Scheichs nur noch den letzten Teil mitbekomme "... Rahman. Ist zum ersten mal dabei, bei unserer geselligen Brettspielrunde. Wie Sie ja auch." "Maria, Offrid, also Du, nicht Sie." "Wie Du ja auch, Maria." "Also, Offrid," ich fühle mich zu diesem Versprecher geradezu hingezogen, "Ernst, Rahman und ...?" Ich schiele zum Schiedsrichter. "Er ist unser Handler." Klar, wenn bei fünf Leuten nur vier einen Namen besitzen, klappt das ja trotzdem. "Mister Handler." Ich versuche ihm bei aller Abneigung zumindest einen Titel zuzusprechen. "Ja, er ist der Spielleiter."

"Darf ich nochmal vom Bommerlunder, Offrid?" Ich warte nicht auf die Antwort, denn bei mir dämmert da eine Ahnung, so dunkel wie keine nächtliche Sonnenfinsternis sein könnte. "Du willst mir doch nicht sagen, ich sässe hier mit dem ersten Teil der Hepp-Kexel-Gruppe, der dritten Generation der RAF und dem angeblichen Urheber des WTC-Anschlags '93 an einem Tisch? Dann wäre der Spielleiter ja zwangsläufig die NATO und die westlichen Geheimdienste in einer Person?" "Ach, Maria, Du sitzt hier mit Offrid, Hänschen, einem blinden Mann im Pyjama und unserem Personal Trainer beim Mensch-ärger-dich. Nicht?" "Wahr, allzu wahr. Was haben wir denn noch an Bommerlundervorräten?"
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