Freitag, 23. Dezember 2011
Apropos Apollo: Ich will nicht in einem Land leben, in dem der Betreiber von kino.to länger ins Gefängnis muss als ein Vater, der seine Tochter vergewaltigt.
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Mittwoch, 21. Dezember 2011
Unter Pfeiffen - modernes Arbeitsleben



Warum immer anlehnen, an den Tarifvertrag, warum nicht mal auch einfach ablehnen. Unter Tarif ohne Weihnachtsgeld und Sommerprämie mit einer halben Stunde wöchentlich mehr arbeiten. So sieht unsere Lohnerhöhung aus und unser Inflationsausgleich gleich mit.
Und ich bin noch Altvertrag. Bei Arbeitsstellenwechsel wäre es dann ein neuer Vertrag mit drei bis vierhundert Euro netto weniger. Das nenn ich mal Arbeitsanreiz. Diese Arbeit ist nicht gut, nur weil alles andere angeblich schlechter ist. Ich bin nicht darauf angewiesen, daß ich kaum etwas verdiene.

Liebes Management, ihr fahrt irgendwohin und nehmt uns nicht mit. Damit sind wir nicht mehr dabei. Wir bleiben da, ihr seid weg. Eigentlich nicht verkehrt.
Seit die leitenden Angestellten ihre Leitungsaufgaben darin sehen, den Untergebenen nur noch mitzuteilen, wie schlecht sie arbeiten; wenn der Controller-Wahnsinn darin besteht, zu subsummieren wieviele Fehler ich begangen habe, anstatt sich um deren Vermeidung zu kümmern, dann ist es auch nur sinnig, das Management einzig mit der Aufgabe zu "betreuen", uns klar zu machen, daß es für so schlechte Arbeitsleistung eben auch nur eine ebenso schlechte Bezahlung verabreicht gibt. Und wenn ich 1€ und 2,70€ steuerwerten Vorteil zusammenzähle, dann nenn ich die Zumutung von Amateurkantine mal kein gratis Mittagsmenu. Es soll sich im Magen ja auch wie in der Arbeit anfühlen.

Es geht nicht mehr darum, den Laden gut zu schmeißen, sondern darum, nach Erklärungen zu heischen, warum es eben nicht mehr so gut läuft. So wundert es nicht, daß Firmen versuchen, so viele Aufträge an Land zu ziehen, wohlwissend daß alle Produktivkräfte, alle Arbeiter bereits entlassen sind. Wenn ich nicht mehr dafür bezahlt werde, was hinten dabei rumkommt, sondern es eigentlich nur mehr um die Simulierung von Tätigkeit geht, dann kann ich auch verstehen, warum mein Arbeitgeber keinen Sinn mehr darin sieht, nach Tarif zu bezahlen.
Das ist schon richtig. Wenn Lohn nicht mehr geleistet wird, wie soll sich da Leistung lohnen? Wer aber keine Tariftreue kennt, der sollte auch keine Treue vom Lohnpartner erwarten.

Auf eine entsprechende Zusammenarbeit. Prost.
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Montag, 19. Dezember 2011
Ist es schon so spät?
2012, 2012? in Mittelamerika. Hm, bei uns war es kürzlich schon fünf vor zwölf. Eigentlich ist es fünf vor zwölf seit ich atmen kann. Was ist das nur für ein Volk, das sich eine Sanduhr der eigenen Lebenszeit vorsetzt? Fünf vor zwölf, gleich sind wir tot. Was für ein beschissener Start. Wer baut denn da noch Eigenheime oder gründet Familien.

In anderen Sprachen kann ich diesen Ausdruck nicht finden. Auch kurz vor knapp ist diesen mediterranen Geistern nicht bekannt. Das scheint nur bei den Mayas, den Deutschen und in Hollywood Erfolg zu haben ... das Leben am Abgrund, die Versklavung durch die Zeit. With one foot in the grave and the death ahead.

Vernagelt und verbrettert ist eigentlich nur der Sekundäreffekt neben der wesentlichen Auswirkung, dem rostigen Nagel im Hirn. Meine dreifaltig gesegnete Oma hätts gewußt, das Hirn braucht Eisen. Kopfschuß hat sie damit wohl weniger weniger gemeint. Es ging ums Essen. Vermutlich wollte sie mich hintergründig vor der Selbsttötung durch Fertigpizza warnen.

Im Sinne der selbsterfüllenden Prophezeihung hoffe ich, daß meine Stimme Gewicht findet und die Klimaerwärmung neben wärmeren Stränden auch neue Weinanbaugebiete schaffen wird, die uns vergessen lassen. Vergessen lassen, was wir sagen wollten und schwere Weine, die uns die Nagelbretter auswaschen und Wunden verschließen.
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Freitag, 16. Dezember 2011
Das Projekt der Dezivilisierung
Soweit ich Norbert Elias verstehe, beschreibt er den Prozess der Zivilisation als unilinear, wenngleich wellenförmig. Hin und her, aber vorwiegend hin. Hin zu feineren Sitten und besserem Verhalten - besser entspricht hier mächtigerem. Die Sitte als Machterhalt, Zivilisierung als Abgrenzung zum Pöbel. Zivilisierung als Kampftraining für den Mächtigen. Sein Handeln auch mal im Zaum halten zu können, um die Rache noch fieser zu gestalten. Wir sind sicher keine militaristischen Spartaner, aber was macht uns zu einer Zivilgesellschaft?

Wir sprechen von der Verfeinerung der Sitten, andere, wie ich, von einer immer länger werdenden Verbotsliste. Uns scheint das Barbarische als rau und ungemütlich. Uns erschliesst sich die Vergangenheit als gezwungen und voller Schranken. Wir blättern in dem Märchenbuch unserer Vorstellung und entdecken, dass unsere Welt die beste von allen ist. Wir verklären und vergessen ein wenig das Problem des Beobachters. Hierbei biegen wir uns die Dinge so hin, so, dass uns die Raumzeit garnicht gekrümmt genug sein könnte. Für mich steht die Wahrnehmung da noch in einer Bringschuld.

Wer hätte gedacht, dass Tunesien sexuelle Selbstbestimmung erst mit 21 vorsieht, während der Vatikan 12 für ausreichend hält, und eine arabische Prinzessin nach Europa kommen musste, um die Gabel in den europäischen Dunstkreis zu integrieren.

Mit den Händen essen, warum nicht. Warum sollte das gesellschaftlich verpöhnt sein. Mag man einwenden, dass es früher gesünder war. Beim heutigen Waschzwang fängt man sich maximal eine Hautkrankheit ein; mit den Händen oder Füssen essen wäre da im Grunde medizinisch indiziert und angesagt. Was einmal eingeführt, hält sich aber zumeist, und daraus erwächst eines der, wenn nicht das Grundübel der Gesellschaft.

Ich hatte das ja schon in "Du bist nicht Deutschland 2:-(" erwähnt, dass uns diese Hyperbel in eine Welt wie folgt führt.

Haben Sie sich schon überlegt, wo das hinführt, die zunehmende soziale Reglementierung? Haben Sie mal hochgerechnet, was Sie in sagen wir mal 30 Jahren noch so machen dürfen? Anschnall- und Helmpflicht, TÜV-ASU-Maut-Kat, Feierabendbier in der U-Bahn, öffentliche Telefonhäuschen und Briefkästen, kennen sie noch eine offene öffentliche Toilette. Früher durften wir noch pissen wie die Hunde?

Ausser im FKK-Bereich hat sich nichts, aber auch garnichts gelockert ... die Krawatten vielleicht ein wenig. Norbert Elias beschreibt sehr "schauderlich" in seinem Buch "Der Prozess der Zivilisation", dass dieser Prozess zwar in Wellen, aber doch wie die Zeit nur in eine Richtung verläuft. Zu Ende gedacht, werden zukünftige Generationen der Uterus erst garnicht mehr verlassen.


Wie Noëlle Burgi in der wieder mal so vorzüglichen Le Monde diplomatique zitiert:"Die Leute sind ja bereit, sich an die Gesetze zu halten", sagt die Angestellte einer Gemeindeverwaltung auf einer Kykladeninsel, aber wir wissen selber nicht, was wir ihnen sagen sollen. Wir kennen ja auch nicht alle neuen Vorschriften."

Eingekreist von Verboten im tiefen Dunkel des Schilderwaldes und den Untiefen der Paragraphen, wo sollen wir da noch ein Ich finden? Ich sag nur, Kopftuchverbot in Bayern, da packt sich die Zivilisation mal selbst an der Gurgel und verbietet sich die eigene Tradition, als Befreiungsgeste für eine Freiheit, die manche nicht wollen und auch nicht vertragen. Aber wieder ein Verbot. Von seiner Herangehensweise ist es eine Justiz der Ungesetze, einer Unjustiz. Mir geht es nicht um die Gesetze als solches, sondern um die Grundstimmung, die uns veranlasst, uns immer mehr einzuschränken, um im Endeffekt im eigenen Muff zu ersticken.
So muffig, dass jedes Gebot als laues Lüftchen wohlig um die Nase streicht. Dankbar inhaliert, besonders in Zeiten der Krise, wo strukturgebende Massnahme ihr Highlight feiern. An was man sich nicht so alles halten kann, das ist richtig toll. In der Sportart Festhalten ist die ganze Welt Weltmeister.
Dass es sich bei Geboten, jedoch nur um Verbote in Pubertät handelt wird ausgeblendet. Dass ein Gebot zumeist einfach heisst: tu es, sonst verbiete ich es dir. Ganz im Gegensatz zur deutschen Gesetzgebung, wird man bei den Zehn Geboten Gottes um die Strafgerichtsbarkeit scheinbar nicht herumkommen. Wo kann ich in dieser Instanz noch klagen? Es ist Fünf vor Zwölf, ich hör jetzt auf, den Rest können Sie sich denken. Gute Nacht.

Um mal ganz unpolemisch zu werden. Ich hätte meinen Frieden mit der fortschreitenden Zivilisierung der Menschheit, wenn ich mich des Gefühls erwehren könnte, dass es hier in eine ganz schräge Richtung läuft, vielleicht in der Art der dekadenten Endphase, einem letzten Aufbäumen eines Erkenntnisschrittes der zum Sterben bereit liegt. Die neuen Erkenntnisse schon alle am Tisch, frisst sich der Parasit, der Nutzniesser des verwesenden alten Systems/Paradigmas nochmals krampfartig in den Wirt, aus dessen Fleisch die tote Restmasse später nur schwer zu entfernen ist. Das liesse sich vermeiden.

Kurz und knapp gesagt -

Wieder mehr Verantwortung für den Einzelnen und im Gegenzug auch mehr Freiheiten. Das könnte der Grundgedanke einer künftigen, dem Selbsterhalt der Art mehr zugewendeten, konstruktiven Gesellschaft sein. Das ist auch schon alles vorbereitet, man lese und staune. Für waren es die Trickle Downs der Quantenphysik, die zusammen mit der herkömmlichen Philosophie ein geeignetes Gerüst bilden, den alten Schwachsinn zu beenden und den neuen zu starten. Warum nicht mal ein Sabbatical für die Parlamentarische, was Belgien kann, kann Gross-EU allemal, kleiner Scherz. Belgien fühlt sich für mich so unangenehm an, dass ich lieber bei den alten Griechen leben wollte. Kleiner Scherz. Es geht nicht um die Macht dem Volke zurück. Die, will man Elias glauben schenken, scheint zentrifugal/zentripedal hin- und herzuwechseln zwischen Volk und Herrscher - wobei es durchaus mal wieder Zeit für zentripedal wäre! Es geht um die Entwicklung des Kettenhemds der Zivilisation, die immer feinmaschiger und lückenloser wird. Ein aus dem Einheitsbrei geschaffener neuer Golem, Über-Golem, ein Übermensch, der so zivilisiert, dass man sich die Fernbedienung sparen kann. Ich seh das mit werdendem Alter auch immer deutlicher, wie gelassen manche Beschneidungen des Ich und andere Unverschämtheiten der Zivilisation hingenommen werden. Es ist weit seliger, Dinge freiwillig zu tun, als zu funktionieren. Selbst dieser Gedanke scheint nie dagewesen zu sein. Für mich als hartelinie ist da, von rein technischer Seite her gesehen, nur eine Lösung möglich. Auf einer Linie über dem Abgrund gibt es ausser der Linie nur Abgrund - vorwiegend natürlich darunter. Und für den unilinearen Prozess der Zivilisation gibt es auf der Linie keinen Platz mehr. Nochmal Vitalfunktion prüfen und in den Abgrund stossen, ehe es zu faulen beginnt, das (Paradigmen-)Aas und neue Geier anlockt.
Zivilisiert, klar. Altbewährtes behalten, wir wären ja blöd. Aber es muss auch mal wieder etwas erlaubt werden dürfen.

PS: Der Prozess der Zivilisierung ist ein rotes Tuch für mich und ich sehe den Todfeind Nummer Eins. Vielleicht ist das seine einzig gute Eigenschaft, dass ich währenddessen all die anderen Scheusslichkeiten vergesse.
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Dienstag, 13. Dezember 2011
Also, ich sehe, auch schwarz. Das ist gut, denn dann wird es am Ende nicht dunkler. Konstruktiver Pessimismus. Eine Jugend, die scheinbar die Innenstadt Londons demoliert, erlaubt auch eine Gegenwehr, die die SA alt aussehen läßt. Ich sage erlaubt, und das ist schlimmer als schon "in effect", weil es noch keinen schreckt. Überwachung? Drohne fliegt heute schon der einfache Bürger. Rechnen Sie das mal hoch auf die nächsten zehn Jahre. Da werden Sie ohne Programmierkenntnisse nicht mehr lebensfähig sein.

Diese Mischung aus wütendem Mob und Bilderstürmern, die die Ikonen des Konsums angreifen - Ikonoklasten, die ihre Götter nicht mehr durchs Schaufenster betrachten, sondern anziehen wollen. Sie sind das kleine Stück Realität, das man der Scrpited Reality noch beimischt, um weiterhin an jenem apollonischem Standbild festzuhalten, dem Gutmenschen.

Daß es sich bei unserer Wahrnehmung als Echo erweißt, die Gegenwart, die wir, bis wir sie endlich auf dem Schirm haben, schon wieder Vergangenheit ist. Und da liegt mehr als die Planksche Konstante zwischen diesen Welten. Wir und das Jetzt, davon träumen wir, seit wir aus Abrahams Wurschtkessel gekrochen sind. Für alle zum Mitschreiben: Was wir erleben ist immer nur Vergangenheit, für uns ist die Gegenwart schon Zukunftsmusik. Und das, finde ich spürt man.

Mit dem Untergang hat beides, das Jetzt und das Damals nicht mehr zu tun als der Spiegel mit dem Betrachter. Es tut nicht viel zur Sache, außer daß man sich sieht. Vielleicht tu ich da der geliebten Geschichte ein wenig Unrecht, wenn ich sage: Eigentlich ist es egal ob man rückwärts oder vorwärts gegen die Wand fährt, selber Effekt. Aber ich glaube, zu viel Historie macht keine Politik.

Nicht ohne Grund findet man ein Stück München noch im Schellingsaloon bei Schweinsbraten und Billard. Schelling, selbsternannter Idealist, schrieb in dieser bewegten Stadt (gefühlt sehr träge) seine Philosophischen Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit, in denen er, wenn wir vorab alles göttliche Dividieren und den anderen religiösen Kram - wie mein Spezl sagt: Ohm Bla - dekonstruiert, also in unserem Falle wegstreicht, Folgendes nahezulegen scheint.

Wir tragen zwei Herzen in uns, das gute und das böse. Den Mythos und den Logos, die Ratio und den Traum, Apollo und Dionysos, Ohm Bla eben wieder, das ließe sich hier endlos weiterspinnen, angsprochen fühlt sich jeder.

Das Gute allerdings, und das ist nun interessant, ist der Geist der Liebe und das Böse ist eigensüchtiges, egozentrisches Handeln. Bei Schelling reguliert sich der Markt eben nicht selbst, sondern das verschollene Gute soll aus der Finsternis herauf und das Böse nicht schlechthin vom Planeten gefegt, sondern bleiben, als Spiegelbild des Guten, "... da sich die Liebe nur im Kontrast zum Bösen entfalten könne.

Aha. Schön, daß Schelling das Problem Freiheit oder Vorbestimmung auf so rätselhafte Weise gelöst hat, indem er vor oder über Gott noch einen Grund gesetzt hat, dem auch Gott zu folgen hat ohmbla ohmbla. Hinter allem steckt also dieser doofe Grund, Tiefengrund womöglich, den man garnicht abbekommt. Und dieser doofe Grund ist nun das Böse, dem sich der Mensch, das edelste unter den Tieren, mit seinem freien Willen gegenüberstellt und sagt: Nein.

Oder, ja. Je nachdem. Oder, eher doch, nicht wahr. Wo ist da der Punkt Da wird es schwierig, bei der Umsetzung. Schelling sozusagen ein Waschzettel mit all Nebenwirkungen und Kontrainikationen, der Firmengeschichte und Ohm Bla eben, und keine Indikationsliste oder Dosieranleitung, ohne Handlungsanweisung ganz allgemein. Er wollte auch nicht wegen Atheismus von der Uni fliegen wie Fichte.

Die Bilderstürmer der Cities (copyright) sind aber auch jene Ikonophoben, die den Mythos spüren, jene die Angst vor Bildern und Ikonen haben. Der Bildersturm kommt unter anderem aus einer Bilderangst. Aus einer Angst vor der Freiheit, aus einer Angst vor Verantwortung. Aber auch aus dem Bauch, dem Daseinsrecht des Dionysischem, dem Recht auf das Feierabendbier im Bus inklusive der anschließenden Entleerung an Bäumen.

Was wollen wir also in der Geschichte finden? Als abwurfbereiten Ballast auf dem Weg aus der Hölle mit unserem selbstgestricktem Heißluftballon. Selbst das Höllenfeuer strebt nach oben, Herr Schelling, und dorthin wollen auch wir. Nur alte Filme laufen in Schwarz/Weiß.

Und weil es eh schon lang ist, noch ein Abschlußzitat von Karl Kraus über den Herren, der den Tempel der Artemis in Flammen aufgehen ließ: „Bevor ich ein endgültiges Urteil über Herostrat abgebe, würde ich gerne ein Bild des Tempels sehen.“
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Sonntag, 11. Dezember 2011
Ist es schon so spät?
2012, 2012? in Mittelamerika. Hm, bei uns war es kürzlich schon fünf vor zwölf. Eigentlich ist es fünf vor zwölf seit ich atmen kann. Was ist das nur für ein Volk, das sich eine Sanduhr der eigenen Lebenszeit vorsetzt? Fünf vor zwölf, gleich sind wir tot. Was für ein beschissener Start. Wer baut denn da noch Eigenheime oder gründet Familien.

In anderen Sprachen kann ich diesen Ausdruck nicht finden. Auch kurz vor knapp ist diesen mediterranen Geistern nicht bekannt. Das scheint nur bei den Mayas, den Deutschen und in Hollywood Erfolg zu haben ... das Leben am Abgrund, die Versklavung durch die Zeit. With one foot in the grave and the death ahead.

Vernagelt und verbrettert ist eigentlich nur der Sekundäreffekt neben der wesentlichen Auswirkung, dem rostigen Nagel im Hirn. Meine dreifaltig gesegnete Oma hätts gewußt, das Hirn braucht Eisen. Kopfschuß hat sie damit wohl weniger weniger gemeint. Es ging ums Essen. Vermutlich wollte sie mich hintergründig vor der Selbsttötung durch Fertigpizza warnen.

Im Sinne der selbsterfüllenden Prophezeihung hoffe ich, daß meine Stimme Gewicht findet und die Klimaerwärmung neben wärmeren Stränden auch neue Weinanbaugebiete schaffen wird, die uns vergessen lassen. Vergessen lassen, was wir sagen wollten und schwere Weine, die uns die Nagelbretter auswaschen und Wunden verschließen.
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Der Überwacher des Übermenschen
Da möchte man meinen, jetzt räumt er aber auf, der Staat. Überwachung total ... und dann. Werden wir dann alle festgenommen wegen unseren Übertretungen? Rote Ampel, Falschabbiegen, Walkman am Telefon, Handy im Auto, Füße am Lenkrad. Die Überwachung ist so weit, daß die Krankenkasse deine Ohrmuschel auskundschaftet, während andere mithören. Für uns webcam-überwachte Schreiberlinge wäre es interessant zu wissen, mit welchen Gesichtszügen wir welche Texte schreiben. Man wartet bei manchem Text, daß es eigentlich gleich klingeln müsste, die Ohren weit gespitzt in der Kopfhörermuschel, um sagen zu können, man hätte nichts gehört. Das ist der Konzentration auf den Text nicht bekömmlich.

Im Staate Orwell ist Selbstbeherrschung durch Selbstüberwachung eine präemptive Art, sich notfalls auch effektiv tarnen zu können. Sprich, Drunking Master Style vs Bewegungsscan, oder Briefe schreiben vs Trojaner/elektronischer Überwachung.

Ich muss sagen, daß mir im Alter so viele Haare wachsen, daß so mancher Scanner seine Probleme bekommen wird. Bei mir hat es mit meinem Metzgerdaumen auch in Indien beim asiatischem Fingerprint-Scanner nie geklappt. Faltencreme und Magersucht, Grauer Star und Raucherbeine, das hat so seine Tücken für die Technik. Mein Fleisch besteht so massiv aus deutscher Kalbsleber, daß man mich als Tier orten wird. Bullemische Alzheimer, fressen und das Kotzen vergessen. Ich meide Jagdreviere und Schlachthöfe.

Bei der Biotechnik ist es nicht weit, als daß Dinge wie Blade Running verboten sein werden, wie es bei kugelsicheren Westen bereits der Fall ist. Kein Mund-, Knie- oder Sackschutz auf Veranstaltungen, keine Schürsenkel in der Zelle, keine verdunkelten Frontscheiben und bald auch kein Kopftuch mehr. Kein Kopftuch in Bayern? Meine vom Geist gesalbte Oma würd sich im Grab die Haare raufen, hätte sie dort kein Kopftuch auf. Selbstverständlich auch im Grab, wie liese sich sonst die Kinnlade fixieren bei der Aufbarung im Totenkammerl. Ein Relikt auch bald in Kleinmürbisch: Sein erstes Resümee war, dass das Totenkammerl (und auch die Waaghütte) nicht mehr benötigt werden und daher "geschliffen" werden sollen ...

Andererseits, siehe notwendige Selbstüberwachung, habe ich mich dem Überwachungsmuster angepaßt und bohre beim Aufsperren der Haustür eben nicht in der Nase - ein Rat meiner Nachbarn - bin aber froh, daß ich seit dem Einbau der Kamera nichts mehr für Übermalerarbeiten wegen Graffitis in die Hauskasse zahlen muß. Ganz offensichtlich schließt die orwellsche Überwachung jene, durch meine Gottlosigkeit entstehende, moralische Lücke. Bei mir ist es eben nicht mehr der liebe Gott, der mir beim sag-ich-nicht über die Schulter "lurt" (dritter germanischer Konsonantensprung; von "lugen", bayr."luang" zu "luren"), sondern meine Webcam, Handy, Geldautomat, schlag mich tot mit was allem. Ich scheine das zu genießen, sehen und gesehen werden, das verhindert, daß ich mir beim Scheißen die Hosen auszieh. Nein, mich freut das, wenn die Staatsmacht mitliest. Ein wenig mehr Feedback würde der Zusammenarbeit allerdings keinen Abbruch tun. Eine gepflegte Kritik am rechten Ort ist wie Fugenkitt für die Freundschaft :) zwischen mir und Schbackenland.
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Donnerstag, 8. Dezember 2011
Die Höhle auf Erden
Vorwort:
Ich finde es sehr wichtig, daß der Leser sich in meine Situation besser einfinden kann, sollte er ein wenig von meiner Umgebung erfahren. Da ich nichts weitersehe als den Bildschirm, ist es vorwiegend das Audio von meinem unteren Nachbarn, das ich seit Jahren kenne, aber bis heute nicht weiß, ob es sich um Lust- oder um Schmerzschreie handelt, denn es ist vorwiegend nachts und da gibt es Fußball nur in der Replik. Tor! schreit er abends. Und weil ich gleich mal alles rauslassen will, dann auch gleich, daß es mir beim italienischen Fußball vorwiegend darum geht, daß Mailand verliert, AC und Inter, Juve auch und wenn das so weitergeht gerne auch Udine (obwohl persönlich nahe, dann doch die Stadt, in der der ekelhafte Nachbar seinen Erstwohnsitz beschlägt). Chievo! Da kann man über die Piazza pissen, so klein. Keksefabrikant! mal kein Metzger. Jetzt aber mal back to business.



Da gab es nun ein wenig Tränen und Weltrettung und schon bekomme ich Einschaltquoten bei den Kommentaren, daß mir Angst und Bange wird, daß mich die Eitelkeit befällt. Da hilft dann doch, daß die Schwermut, natürlich nicht unbegründet, vom Herzen hüpft und sich durch die Finger aufs Papier schlingert. Das Infotainment lebt vom Gefühl.

Ich bin kein Freund der Schwermut, dennoch leben wir friedlich Tür an Tür. Ich schau mal bei ihr vorbei und umgekehrt. Die Hölle wohnt im Keller, wohin man nur geht um die Kohlen zu holen.

Aus der Hölle kommen? Das tun inwischen ja viele. Aber viele vergeßen die Kohlen, vergeßen, daß sich mit dem Höllenfeuer auch ein Ballon betreiben läßt, der einen montgolfiergleich aus der Sündenbrut erhebt. Es ist die Kraft, jeden Tag als den letzten zu sehen, es ist die Kraft, der deutschen Sprache ein wenig auf die Sprünge zu helfen und die alte Dame auch mal auszuführen, heraus aus ihrem Hospiz.

Müssen die Schbacken erst sterben, um das Leben zu schätzen? Heute die Henkersmahlzeit und morgen war es nur eine Feuerwehrübung und die Hölle nur eine Höhle. Wollen wir doch mit unserer Taschenlampe mal reinleuchten in diese Höhle, an die angstlackierte Deckenhöhle. Schon ein wenig antik, denn es bröckelt der Putz. Wieviel Respekt vor dem Tod hat ein Volk, das selbst Pappsärge verweigert und am liebsten Blumendünger als Grabbeigabe hätte? Da wird selbst dem ärgsten Atheisten mulmig.

Den Teufel hinter dem Ofen hervorlocken? Hinter welchem Ofen? Im Siff hinterm E-Herd oder hinter der Badezimmerheizung? Im Höllenfeuer braten? Da fällt mir eigentlich nur Mallorca im August ein. Insgeheim freut sich der Deutsche doch über jedes Milligrad Klimaerwärmung. "Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann?" Keiner. Und so mußte es verjahrzehnten, ehe bekannt wird, daß es sich hierbei keineswegs um Afrikaner handelte unter der Soutane, sondern um den bleichhäutigen, schwarzkuttigen Kampf gegen die Sexualität.

Die Hölle ... wo soll die denn wohnen. Mit der Antimatierie und der dunklen Masse hätten wir schon zwei astreine Bewerber. Nach dem Duschen vor dem Spiegel denk ich mir, was tun nur die Haare auf dem Rücken, insbesondere hinauf in den Nacken hinein. Jetzt weiß ich es, kann es spüren, wenn es mir kalt über den Rücken läuft, Pore um Pore aufwärts. Es ist immer da, immerwährend, der letzte Moment, bevor es den nächsten gibt, den Schalk im Nacken.

Die Hölle, aber welche nur? Sicher nicht das Fegefeuer und nicht die Elysien, sicher nicht der Ort, an dem die toten Helden begraben liegen, sondern die Hölle für die Lebendigen, das Paradies auf Erden. Das Fettgewebe und die Körperbehaarung, die einen auffressen, wie Schlingpflanzen sich herabwinden am ehemaligen stolzen Gerüst einer Jugend, die verblaßt wie Sonne im Smog.

Fog, Nebel des Grauens, das hat aufgrund der Klimakomponente schon ein wenig mehr Wirkung, als etwaige Drachen und Höllenschlünde. Geldentwertung, da schreckt das deutsche Herz. Vor der Hölle hat keiner mehr Respekt, wenn die Überfahrt über den Fluß des Todes nur nicht zu quälend lange dauert. Hauptsache einmal Styx mit dem Speedboat. Sie sehen, selbst da lauert der Kommerz. Was man sich mit einem Obulus in der Hölle nur kaufen kann - oder wo gibt der Fährmann sein Geld aus?

Das erfahren Sie in der nächsten Folge von: Die Höhle auf Erden. Schalten Sie runter bis zum nächstenmal, Ihre keinemaria.
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Mittwoch, 7. Dezember 2011




... mit Liebe an den Münchner Süden ²"³$³4%2&34/234=3l1t3.
Und die andere Art Anti-Rassismus, dem Übel im Doppelpack, nicht zum halben Preis, sondern Null minus Mehrwert.

PS: PPS: und so wird weiter gehen


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Montag, 5. Dezember 2011
Unter dem schneiderweißem Mond-e



Die Schreibmaschine hat im Gegensatz zum Computer nicht diesen rythmisch blinkenden Cursor, wie die Kamera nun mal kein Auge ist, wie unser Sehnerv nicht aus Kupfer oder Glasfaser, wie unser Denken nicht aus Kunststoff und Silikon. Wie Lao Tse sagt: Wir sind ein Sack aus Fleisch und Knochen - Nerven hat er vergessen.

Mit meinen Fingerspitzen auf die Tasten gestützt, lehne ich mich vornüber und sehe die Abhänge hinab, vorspringend, abfallend, sürzt mein Blick tiefer an den Klippen hinab, wirft sich in die anbrandenden Gedanken, Bilder und Worte.

Werte Blogschwestern und Tastenbrüder, ihr Scharwerkerinnen und Handspanner, wir sitzen bereits in den Gräben, knien mit den Stiefeln im Eiswasser. Warm macht uns nur unser vom Granatkoller zitternder Kollege.

Ein Krieg hat kein Ende, noch nie gehabt. Es ist ein fortwährender Zustand, der in scheinbaren Friedenszeiten eine andere Maske trägt.

Es sind Schlachtfelder auf denen wir auf den Bus warten, auf denen wir unsere Semmeln holen, es sind die blutbesudelten Plakate, die uns einen Waffenstillstand vorgaukeln, den es nie gegeben hat und nie geben wird.

Wir können die Toten nicht verscharren, hier im Sperrfeuer, wir können die Schwerverletzten nicht verlegen. Und nur weil wir unter Leichenbergen begraben, hören wir den Krieg nicht mehr. Wir wollen unseren Kameraden zu Boden reißen, um ihn aus dem Schußfeld zu bringen, erwischen aber nur unsere eigene Schulter, alleine zuhause. Wir haben keine Kameraden mehr.
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Sonntag, 4. Dezember 2011
Arbeit sucht Frau oder Mann II


Was sich nicht erschöpft ist die Erschöpfung. Ein unendlicher Quell neuer Ausscheider, wie man beim Bund gesagt hätte. Burn-out ist wohl der neue Gassenhauer. Und vorwiegend die Leistungsträger der Arbeiterkaste, den Verbindungsleuten zwischen Anschaffen und Abarbeiten, zwischen .com und .exe. Ein Spalt tut sich auf und irgendwie muß ich an Feudalismus denken - kein Spurwechsel mehr möglich.

Der Begriff Best-Ager war mir bis dahin neu. Oder Generation Gold, das empfinde selbst ich als zynisch. Generation Old wäre da einfacher und ehrlicher. Vielleicht auch dequalified generation, wenn es nach dem Stellenabbau mit Qualifizierungsmaßnahmen auf einen herabregnet, daß man sich wie in einem Legierungsbad fühlt, neu lakiert, Gold eben, Old aber.

Daß man den geknechteten Bürger auch noch mit Schimpf und Schande überschüttet, ihn auch noch sprachlich so herabwertet, daß eben nur noch Hunde öffentlich an Bäume pissen dürfen.

Wie wäre es mit der Erfindung des Lebewesenrechts? Wie mürbe, es immer wieder sagen zu müssen, daß Recht ist, was erlaubt ist, und nur in Unrechtsbüchern steht, was verboten ist.

Sprachlich abstrafen, die Knüppel dick auf die Arbeiterwade, und, auch das schon oft gesagt, wie es Sitte geworden ist, dem Opfer noch ins Gesicht spucken. Sacra Scara, oh Scharwerker, unter das Joch, dem Ochsen zur Seite. Die Spucke des Herrn an der Backe ist dein Gen nun erstmal seines und dir bleibt die Eration, lateinisch errare für Irren ... kann ja jedem mal passieren. Wer da vom Glauben abfällt, hat nichts mehr.

Generation Sold, Soldaten der Arbeit, nach den fetten Jahren in den Kasernen, nun an der Arbeitsfront Ost, den Dienst im Rachen der Kälte. Und von diesem letztendlich ausgehüstelt wie ein Lutschbonbon. Vom sauren Regen verwaschen warten sie auf den Frühling, bis sie die Fliegen von ihrem Leid erlösen.

Ich darf mich der Generation X zurechnen, klar definiert (David Coupland "Generation X - Geschichten für eine immer schneller werdende Zeit) und prädestiniert als "Lost Generation der Neunziger". Glück gehabt würde ich mal sagen, auch sprachlich, man wußte, wo's langgeht. Für den, der es schulisch bis zur Alterpyramide geschafft hatte, war irgendwie klar, daß es für uns keine Rente mehr gibt.

So hat sich nun der letzte Rest vom Schützenfest, der es mit Lohnarbeit versucht hatte, in den Burn-Out gerettet. Eine andere Art der Leistungsgesellschaft also: wenn man sich das betrieblich leisten kann. Ich vermute fast, daß es ein sozialer Waldbrand ist. Ob er den Schößlingen oder nachfolgenden Gewächs neues Licht gibt, wird sich herausstellen, auf Gedeih und Verderb.

In dunklen Stunden überfällt mich selten der Gedanke, daß die No-Bock-Generation auf seltsame Weise aussortiert und beiseite gestellt wird und nicht unter das Fron getrieben wie jene vor uns ... für spätere Hand- und Spanndienste, wer weiß?
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Samstag, 3. Dezember 2011
Saufside 3
Im Angedenken, an den most-wanted-Text müssen wir den betriebsbedingten Flüssigkeitsverlust der Saufside durch Druckbetankung dringend wieder ausgleichen. Ich hab mir zwar schon ein Coffee-to-stay überlegt, bin aber für drink-to-fly.

Da ist es nur zielgerichtet, den Körper auch einfach mal als Feind zu betrachten. Als würde der Tank sein Eigenleben entwickeln reagiert er mit Husten und Würgen. Das, lieber Lernender, ist der Punkt, an dem wir ihn haben wollen. "Auf die Knie, du Bauer!" Nicht ohne Grund hat sich der Geist über Jahrtausende mit der Pharmakologie und dem gesunden Menschenverstand beschäftigt.

Jetzt kommt unser großer Auftritt. Die Nato-Dreischuß-Technik: Metoclopramid-dihydrochlorid gegen das Würgen, Dolomo-Nacht gegen das Husten und für die richtige Beleuchtung, ein verschreibungspflichtiges Fugenelement Ihrer persönlichen Wahl und drei Kurze.

Keine Betablocker, denn gerade die Spitzen wollen wir ja erreichen, allein den Corpus des Daseins versuchen wir zu eliminieren. Der volle Kurvenausschlag im Kopf in der Wachnarkose.

Persönlicher Tip: Stellen Sie schon ein Woche vorher einen dieser Billig-Kräutertöpfe auf den Wohnzimmertisch, ohne ihn zu gießen. Verwenden Sie alte Batterien in ihren Geräten, die in ihrer Krise dann überraschend den Geist aufgeben. Das hilft später ungemein beim Stimmungsbild.


PS: Der Tag ist lang und der Erste ist der Beste.

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Infos from the Saufside


Nichts Neues an der Saufside1

Sag mal, wozu soll denn nüchtern gut sein, wenn ich mir den Sauhaufen hier mal so morgendlich unterpromillt betrachte. Sollte der Sauhaufen einmal gegangen sein, so wird ihn die Lücke, die er hinterlässt, restlos ersetzen.

Wenn schon burn-out, dann bitte aber mit einem perfektem kleinen Blutbild? Sicher, sicher, der Einäugige ist König unter den Blinden. Darf ich aber mal ganz nüchtern bemerken, daß uns der Laden gleich richtig um die Ohren fliegt, falls das noch nicht so durchgedrungen ist.

Geh morgen mal nicht arbeiten. Verschachere deiner Bücher mal nicht für 1€+Porto, sondern schenk sie
deinen Nachbarn, stell sie im Hausgang zu den Zeitungen, nimm was du kriegen kannst von den juristischen Personen ohne Seele, den Konzernen, lös den geklauten Getränkebon mal nicht selbst ein, sondern schick ihn der Musikband deines Herzens. Orientiere dich mal an den erfolgreichen Menschen unserer Gesellschaft und greif mal richtig in die Kasse.

Das scheint auch noch keiner recht begriffen zu haben, daß es sich um kein temporäres Tief handelt, sondern um "trickle-up-economics" (trickle-down-economics = Begriff der Regierung Reagen, daß wenn man Geld an die Reichen verteilt, es bis zu den Armen "durchtröpfelt"). Der Wirt scheint zu sterben.

Nun begreift der Parasit, daß er vor dem eigenen Tod noch die volle Wucht der prämortalen Reflexes abbekommen wird. Stirbt der Wirt zu früh? Der Wirt stirbt immer zu früh.
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Heute saufen nur Wir


(Besoffen an der Waffe Teil 2)

Ich sollte mal wieder was Versöhnliches äußern, wobei mir nicht so recht einfallen will, mit wem ich mich denn versöhnen möchte.

Es gibt Menschen, mit denen ich besser erst spreche, nachdem ich mir einen runtergeholt habe. Dann bin ich entspannter und das Gespräch nimmt einen ganz anderen Verlauf.

Ich bin ja ein großer Verfechter des kleinen Mannes - solange er mir nicht in die Quere kommt. Arbeiterschaft super - solange sie arbeitet und mich nicht schon vormittags im Biergarten stört. Da schlafen selbst die Schichtarbeiter. Ich bin der Martin von der Wehrspottgruppe, dem Technischen Dienst des Bundes Deutscher Jugend. Inzwischen ja mehr unter den Teppich, also Kehrsportgruppe. Wenn man mehr angepisst wird als die mit Ballistol imprägnierten Springerstiefel vertragen, wenn man mehr Krisen als Feinde hat - wir sagen da auch, mehr Schnaps als Bier - dann wird es schwierig. Nur weil jemand die rechte Gesinnung hat, muß er doch nicht gleich für den Staatsschutz arbeiten. Es gibt auch Idealisten einer Gesinnung.

Sprechen wir mal lieber von meinen militärischen Zielen. Hau dem Volk aufs Maul Ich hab mir letzte Woche noch neue Schnürsenkel besorgt - Waffendeals gehen heute ja fast nur noch online, zumindest bei uns im Kaff, seit Kevin nicht mehr nach Bad Homburg fährt.

Wenn die drei Hubschrauber nun auch noch Lebensgröße hätten, würden auch meine Springerstiefel richtig zum Einsatz kommen und wir wären eine schlagkräftige Truppe. Hier vor Ort im Vorort mit drei Apache-Hubschraubern als Statussymbol im Vorgarten. Mehr Mehrspottgruppe geht kaum, denn wer gegen den Wind pißt, darf den Spott nicht scheuen.

So würd ich ihn auch gerne stehen lassen, wenn ich nicht noch gegen jede Ästhetik ausdrücklich anmerken muß, daß es sich um Satire und Zynistik handelt, aber im Unterton liegt die Angst des Urhebers, durch die Beschreibung des Bestehenden für die herrschenden Zustände zur Verantwortung gezogen zu werden. Dies ist keine Gebrauchsanweisung, sondern die Rubrik "Nebenwirkungen des Medikaments" - bitte merken!
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Samstag, 26. November 2011
Versöhnlichkeit und Vertochterung
... unter Tränen.
Es gibt Dinge, die gehen nur durch diesen Kanal. Zusammenbringen, was gefühlt nicht zusammengehört, und Entsprechendes beim Trennen. Das Trennen von Momenten, wo das Zeiteisen noch gefühlt im Schmelzaggregat, sich Trennen von der Gegenwart. Ich sitze im Park auf einer Bank und grüße die Zeit. Kein Herbstblatt fällt, diese scheinen sich an den Ast zu klammern, bis die Zeit vorübergezogen.

Autonomie und Automanie
... unter Tränen. Es gibt Dinge, die laufen wie von selbst - außer der Geburt ist das vielleicht noch der Tod, also eigentlich nur die beiden Wurstenden sind im Preis inbegriffen. Die Erwartung, wie Phoenix nun aus der Asche zu steigen, ist mir zuviel. Ich bleib in der Eckkneipe sitzen, bei Hannes, wo die vergilbte Sonne nur selten durch den Gummibaum lugt. Noch, eine.

Mutterschiff und Papamobil
... unterwegs. Es gibt Dinge und Worte, die sich drehen lassen wie Steine am Strand, wundersame Steine und beim Hinsehen alle so verschieden. In die Hand nehmen drehen und Wenden und an die Steine denken, die unter dem Strand, unter dem Wasser, unter den Dünen. Da muß ich mir doch eigentlich keinen Kopf machen. Sehen und gesehen werden, denk ich mir, beim Betrachten. Die Steine in der Feuchtzone - wer hat sie denn naß gemacht - ich weine gegen das Meer. Ich nehms mit jedem auf.
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So, so, also die Definitionsgewalt hat da scheinbar schon jemand anders ausgeübt auf dem Gebiet der Tagesnamen, die wie die linklose Wuhei zum Besten tönt (das klint ein wenig wie direkt von den Schrazen kopiert). Scheinbar haben das mit dem Freitag nur die Muslime begriffen. Nun, wie heißen denn dann die Nächte - bekommen die (außer der Sonnabend annähernd) denn keine eigenen Namen? Leider ist die deutsche Sprache oftmals nur noch ein Ersatzteillager, da muß man nehmen, was grad so am Schrottplatz rumliegt. Und schön sieht es nach dem Verscheißen oftmals auch nicht aus. Siehe "Dhonaudampfschiff..." und alles was sich so daraus zusammenbasteln läßt

Und zum Thema "Arbeitstag" - haben den Ihre Kinder auch schon in der Alle-Schule kennengelernt? Arbeit ist für die Freizeit wie der Tod für das Leben - ein Marker, oder mehr, um zweiteres überhaupt möglich zu machen. Deßhalb Lohnarbeit ja, aber in einem Verhältnis wie zur schwarzen Materie.
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Donnerstag, 24. November 2011
Freitags? oder Arbeit verliert Mann
Freitags bin ich nie da. Nicht dort, nicht hier, nicht da.

Freiertags, das wäre eine Übergangslösung, jeden Freitag ein Feiertag als Gewerkschaftsprogramm, aber wer bezahlt die denn überhaupt, wenn keiner mehr arbeitet. Wer arbeitet denn bitte an einem Tag, der Frei-tag heißt, bitte, hallo? Mehr Stunden, weniger Geld und schlechte Aussichten, so lautet die Devise. Wie ausgenockt ist denn dieser armselige Kampfeswille. Ich habs schon so oft in den Wind gesprochen, ohne Wirtstier überlebt kein Parasit. Das scheint dem Parasiten aber herzlich egal. Beim Untergang des römischen Reiches könnte es das Quecksilber in den bleiernen Wasserrohren gewesen sein.

Arbeit? Welche Arbeit denn? Meetings und Schulungen, 140+ auf dem Arbeitszeitkonto und am Puls der Zeit und immer noch keinen Kunden gesehen. Hierzulande dürfen wir doch eher von der Simulation der Arbeit sprechen, von ihrer Theoretisierung, viel besser, von der Pauperisierung der Arbeit, weil sie keine Arbeiter mehr hat und letztere keine Arbeit. Die Arbeit krankt. Aber ganz gewaltig. Auf den ersten Blick nur ein schwerer Hüftschaden, erst wenn sie näher kommt, sieht man, daß sie nicht mehr tickt, nicht mehr richtig.

Die Arbeit krankt, sie krampft. Sie zieht sich zusammen. Denn da, wo sie noch zu finden ist, ist sie dann voll da. Eine Arbeitsintensität an wenigen Orten, eine Arbeitskonvulsion. Vielleicht ist es nur ein Epi, vielleicht ist es der Grand Mal, vielleicht brauchen wir einen Defi.

Ist das Herz oder ist es nur Karies, die wir in der Arbeitswelt beispielsweise als Laubbläser wiedertreffen, laut statt leise, teuer statt billig, umweltschädlich statt -freundlich. Das ist Fortschritt wie ich ihn kenne. Mit dem Auto zum Bahnhof, aber 10 Minuten Parkplatz suchen. Nichtfunktionierende Maschinen ersetzen den Arbeiter. Für mich ist das die Arbeitsverschmutzung (siehe Der Mensch im Kapitalismus von Lucien Sève). Da muß man schon absichtlich bekloppt sein, um das nicht zu begreifen.

Und weil ich immer von der Aufkündigung des Generationsvertrages spreche, von meiner Seite, so will ich schon mal klarstellen, daß dieser von der anderen Seite Zeit meines Lebens bereits gekündigt worden war und wurde. Die Kinder durchs Leben prügeln und dann die Rente vom Staat eintreiben lassen, das ist ... Liebe.

Ich hab heut nen guten Tag. Ich fühle mich als die neue Inquisition - das tempus finitum des Jetzt und ewigen Jetztes. Ich möchte die alten Garden, Gardinen, Haudegen und Haudeginnen hier sprachlich mal an die Wand stellen. Und tun, was an Wänden so getan wird. Binde nicht mehr nötig weil schon grauer Star.

Die porotischen Gichtgriffel nochmal richtig weich prügeln, wie in der Schule. Dann bleiben sie zwar Steif wie zum Gruß bereit, aber unter der Erde soll uns das egal sein. Goodbye Fuckers. Selbst die Erderwärmung auf dem Buckel und am Arsch, nur daß es auch im Sarg schön warm wird. Das ist typisch Generation Xtra-fies.

Und weil es bei Trommelfeuer schwierig ist, das Kollaterale zu minimieren, will ich mal nicht an mir halten und das Generation. Die ganzen AbsahnerInnen jeglicher Coleur und egal wie alt, die sich am Gut anderer vergriffen und vergreifen und noch leben.

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Ex open source
Meine Oma hat immer gesagt, das wäre Ihr Preis gewesen, nee wenn du mal was Gescheites schreiben willst, dann laß mich mitschreiben. Und so sei es den Leserinnen natürlich vorwiegend vielleicht in der Rolle der Oma, oder wie auch immer, und Lesern gestattet frei den Text mitzugestalten. Sie sind die Medien, durch die meine liebenswerte Oma zu mir sprechen kann. Aus dem Jenseits durch Sie durch hier auf derdiedas Blog. Vielleicht war es garnicht so kalt und eventuell will sich jemand bezüglich des Katholizismus äußern, nur raus damit, bzw rein in den Text, weitere Handlungen und Personen, jeder darf alles. Try and enjoy. Beleidigt werden darf nur ich und nichtklagefähige Objekte.
Ihr könnt diesen ersten Absatz auch gleich mal löschen, dann weiß keiner mehr was gespielt wird. Verkaufen würde ich ihn dann doch gerne selbst ;) Copyright immer @hartelinie.etc, klaro
So hätte es sein können und sollen. Doch noch ist nicht Weihnachten und mir gefällt die Geschichte selbst so gut. Die wird noch länger. Eine Weihnachtsgeschichte, die geb ich nicht mehr aus der Hand. War ich doof. Mit den Kommentaren überleg ich noch ...


Nichts Neues im katholischen Westen

Meine Oma, Gott sei ihr gnädig, so katholisch, daß selbst die Jesuiten der Rosa Liste näher sind. Der biologische Katholizismus. Erbsünde, mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen. Man weiß, daß es wie Malaria, leicht chronifiziert, aber der Körper des Schwerstkatholiken ist so durchsetzt vom Heiligen Geist, - bei meiner Oma der Geist Maria Mutter Gottes - daß man jede einzelne Fleischfaser entfernen und die Knochen auskochen müsste, um den freien Geist wieder ans Licht zu bringen. Lateinische Messe, vielleicht noch Lefebre und die Pius-Brüder, meine Oma nie ohne Kopftuch auf die Straße, offenes Haar no way.

Katholisch Denken hingegen, das kenn ich kaum. Der Tagesablauf so wohl geregelt, daß Denken dabei einfach nicht vorkam. Aufstehen, anziehen, mit dem Zuber runter 6 Stockwerke, eigentlich 7, weil Kohlenkeller, beladen rauf abladen, runter Holzhacken, auch kleine Spreizl zum Anheizen, wieder ruff. In zwischen gabs zur Morgenweihe gleich Frühstück, Brot, wenig Butter, zwei Scheiben Salami, für mich Malzkaffee - bei Frostgraden, aber mir noch heiß vom rauf und runter. Frühstück, nicht weils schmeckt, sondern daß man's hinter sich hat. Zwischen Holz und Essen, natürlich Gebet, Vaterunser, wie immer vor jeder Mahlzeit.

Inzwischen bißchen am angeheiztem Bullerofen aufwärmen. Dann wieder ein Ereignis, wo man froh ist, wenn der Tag schnell vergeht, Morgenwäsche. Die nun nicht im aufgewärmten Alles-Raum, sondern im Speicher nebenan stattfindet, wo der Winter auch im Sommer wohnt. Ich hörte von Gerüchten, daß es im Keller eine Hausgemeinschaftsbadewanne gegeben haben soll, gesehen hab ich sie nie.
Schemel zum draufsetzen, großer Wasserzuber mit Wasser, das dem Gefrierpunkt trotzt und dann mit dem alten Waschlappen, scheinbar einem Erbstück, die letzte Lebenslust aus den Poren treiben. Ein frühe Art Waterboarding, aber wozu? Es gab nichts, das an mir hätte kleben bleiben können, um geläutert zu werden. Beim Beichten mußte ich mir Dinge ausdenken - aber nicht im Detail. Ich:"zweimal gegen das 6. und fast zweimal gegen das soundsovielte." Pfarrer:"Vier Vaterunser und drei Avemaria." So einfach eigentlich und doch angeblich so hilfreich.

Tagsüber mal nett Imkern mit dem Nachbarn, also richtig wie am Land, aber schon City. Nicht so spannend war Kohlen- und Holzlieferung, immer ein Riesengestapel, "Hoiz voamacha" und "Auffe drong". Sonst vorwiegend Dauerbrand hachheizen und Holzofen "am Laffa hoidn, aba blos ned zwui".

Es wird nicht viel länger, denn es gab nichts woran ich mich hätte erinnern können. Freitags Spiele ohne Grenzen, Fernsehen bei Nachbarn, ich als Kleinster ganz vorne, Highlight. Kartenspielen war erlaubt und für Watten reicht Kindesalter. Dafür keine Bücher, hä.

Und jeden Abend in die Kirche. Wochenende, große Messen, werktags Rosenkranz. Ich durfte bei den Frauen sitzen, vermutlich, weil ich keinen Hut zum abnehmen aufhatte. Von Denken, wer hätte es gedacht, auch hier so wenig Spur wie Heizung, sondern die Bänke schön ungemütlich. Beim Sitzen ein Brett im Kreuz, wie Jesus, so muß es gedacht sein, beim Knien, und das oft, das Kniebrett zu klein, selbst für mich. Vermutlich ist der erzkatholische Körperwuchs so kümmerlich, um auf dem Kniebrett wenigstens ein wenig Halt zu finden - sehr vermutlich.

Ach ja, Geburtstag auch nett. Wenn die Geburtstagstorte mehr Freude bereitet als das Geschenk. Eine Walfahrt nach Altötting. Ich schnwindle hier ein wenig, denn ich war bereits so infiziert und pathologisiert von der Erbsünde, daß ich mit ... große Freude wäre hier der falsche Ausdruck ... größter Inbrunst und Andacht angenommen habe. Lustig ist eigentlich nur die Hinfahrt, wenn man von Mitreisenden mal eine andere Art Wurstbrot bekommt und die Welt der unterschiedlichen Genüße entdeckt. Mal was anderes als die, man beachte, damals schon in einem dreieckigem Tetrapack eingedickte Milch. Ich weiß nicht, wo sie die in ihren letzten Jahren noch zu kaufen bekam, vielleicht im Kohlenkeller.
...

Vielleicht wenn mal Fremde, also Durchreisende, durchs Dorf kamen, ich glaube das paßt besser zum Münchner Westen der späten 60er. Zumindest in meinen Kreisen - die ich mit meinem Kettcar innerhalb eines halben Tages durchqueren konnte, also Radiusweite wegen rechtzeitig zum Abendessen.
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Sonntag, 20. November 2011
Dea Flachelant
Ich muss eingangs erklären, daß nur in einigen Passagen angedeutet wird, daß der Text eigentlich in fränkisch gesprochen wird. Ist hier aber ganz praktisch, weil auch der Sprecher selbst nur vorgibt Fränkisch zu sprechen, was die Beamten um so mehr erbost. Eine Art Fränkisch, zumindest ein außerbayrisches Bayrisch, besser ein innerbayrisches Nichtbayrisch. Die Mutter kommt aus Kempten oder so.

Ja, jetzt weiß isch es natürlich auch, weil isch in die Zeidung han reingsehe, was eh Flachelant is. Isch hän gedenkt, isch würd Bolizei sache. Jetzt hän isch des auch glese in de Zeidung und dem Indernet. Isch höä nua was de Kinde so sache. Und die schwätze vo Sixpack und Ninja-Durtles. Und ich vasteh imme nu Bahnof.
Jetz muss ich scho auch zugebä, sie hän eigentli ned Flachelant gsacht. Isch hän mia des dann so ausdenkt, weil isch gedacht han, daß des ned so schlimm weä, wie des was de Kinda gsacht hän. Ned meine Kinda, sondern de von de Nachban.
Und jetza soll isch 100 Mach zahle, na Euro, und eigentli au mea, nua weil isch Flachelant gsacht han, wo isch doch nua de Bulle gmeint hät. De blöde Drecksäck. Isch kann misch da ganed beruiche. Wenn isch dem Nachba sei Fensta eischmeiß kost misch des a ned mea. Na sach a mal, des hat doch kein Bezuch mea zua Realität. Da kann isch ma hundert Steckdoseleiste von kaufe, wenn isch Flachelant sach zu so einer Drechschleuder.

Flachellant, ne, die hän auch uff die Leud einschglache. Zwar vorwiegend auf sich selbe, aba geschlache hän se. jetza wea des scho sinnig, wenn sich die heud auch selba schlache däde. Abe mid so anam Schlachstoch kannst dich schwer selbä schlache. Da müsstest da schon uff die Finge haue. Und so schlache se ebe andre. Sie geißeln aus dem Volk, was es halt so auszugeißlen gibt. Der Volkskörper der sich selbst mit Wasserwerfer und Reizgas penetriert. Der Arm, der den Rücken blutig schlägt, wobei die Hand des Flagellanten stets unversehrt bleibt.

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So können wir ob unseren niederen Wucheses selbst auf Zehenspitzen nicht einen Volkstribun erblicken. Eine Gewitterwand von Rutenbündeln im eisernen Griff, so steht sie vor uns, die Eurokratie: non facies sed fasces!
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Wikipedia: Die evangelische Position hielt die Geißelprozession für ein repräsentatives Leistungsmoment, das sie für eine Idolatrie hielten. Dem hielt Gretser entgegen, die Inszenierung des Leidens ziele auf eine Intensität der Erfahrung und eine Identität in der Erfahrung und nicht auf Repräsentation. Er wandte sich entschieden gegen die evangelische Position, der göttliche Geist erfülle bloß die Sprache, nicht aber die körperlichen Gesten und Bilder. Das Wort allein erreiche wohl den Geist des Menschen, doch stifte es nicht in demselben Maße eine unmittelbare Beziehung zu Gott, wie die Kasteiung.

Isch hän misch jetz wengal schlaua gmacht, und wie isch den Menocchio glese hän, is mia voakomme als hät sisch da ned viel gedan, seitdem. Seit der v u z Guttenberg die Bibel erfunde hän hat sich ned viel getan in dene Köpf von de Leud. Im Gecheteil. Und jetz kommts mia auch in Sinn, daß sich besondas bei soganannte Leistungsträger der Flagellantismus einer besonderen Beliebtheit erfreut. Schlache und schlache lasse - und ich deaf ned Flachelant sache. Na, sach a mal. Bitte, Frau einemaria, nehme se sich die Zeit und sache se dazu mal was.

Ihr Sie verehrender Leser,
G.Apferahm
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lost paradise aka. Der Neuronenverfall
Für den Euro symptomatisch fällt auch für die, die ihn benutzen, die Diagnose wie folgt aus: ICD F40 ff. Von der Gürtelrose bis zum kreisrunden Haarausfall folgt der Autoaggression der Jahrtausendwende nun der totale Zusammenbruch. Depression ist eh gut im Winter, weil man nix versäumt und andere am Skilift nicht so lange anstehen müssen. Paßt das Wetter dann wenigstens zum Gefühl. Und das Erschöpfungssyndrom scheint mir die evolutionäre Immunreaktion auf einen Zustand zu sein, dem ich hier keinen Namen geben möchte (siehe lost paradise). Weil man aber nicht alleine trinken soll, weinen wir im Grunde gemeinsam.

Ich nehme eigentlich nur noch Flüssigkeit zu mir, um den Tränenkanal schön feucht zu halten. Wie erfrischend und erleichternd muss für Wasserköpfe erst das Weinen sein. Dein goldenes Haar Sulamith hängt mir zum Hals raus und als wär ich der einzige Erbe der Kriegsgräber, kotz ich mir die Seele aus dem Körper - eigentlich den Körper aus der Seele. Ich kann garnicht soviel saufen wie ich weinen muss. Aus meinen Augenwinkeln quillt inzwischen Schaum. Und zu späterer Stunde muss ich darauf achten, daß es sich beim Rauchen nicht entzündet.



Die Hoffnung fahren lassen

weit ins Niemandsland hinein,
hoch auf dem goldenen Wagen,
unter dem Joch hindurch.

Mögest du segeln, du Hoffnung,
auf unbekannte Gewässer, bei vollem Wind.
Und mit dir die Zukunft am Ruder.



Die Hoffnung und ihr Rest, als Ausgeburt der Affektlabilität (ein bißchen hin und her und dann doch weg), als Gefühlsinkontinenz, als eruptive Erscheinung des Unerfüllten.
Wer will sie den haben, die Hoffnung, wer will sich mit dem Nichts denn nicht abfinden, sondern klammert sich mit den Nägeln ins eigene Fleisch, nur um selbst keinen Kratzer abzubekommen. Kein anderer als der Hoffende.



Möge auch er die Segel setzen und die Ruder schlagen auf dem Boot das hinausfährt. Es wird eine ruppige Fahrt, Kamerad, der du dich an der Reeling vergreifst, klammere dich an die Hoffnung, denn die stirbt zuletzt.
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Too dumm to duck
Too dumm to duck
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wahlweise auch als Dubstep
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