Dienstag, 7. Juni 2011
Endstation Kaufbahnhof

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An welcher Realität hält sie denn fest, die sogenannte Gesellschaft - die gute wie die schlechte. Wie ein Affe am Seil hangelt sie über dem Nichts von Statistik zu Statistik, von Bezugspunkt zu Bezugspunkt, gleitet durch den Tag wie ein Aktienchart mit Schlußkurs zum Börsenende. Wie mit Bambus und Kabelbinder rüsten wir unseren Realitätssinn ein mit Tabellen und Theorien. Warum habe ich den kältesten Winter seit 40 Jahren wohl schon mehrmals erlebt?

Über Jahrtausende benzen Philosophen an die Gesellschaft hin, daß wir doch eigentlich garnix wüssten. Dem stellt sich aus der Beschränktheit der menschlichen Erkenntnis die Religion und (Hilfs-)Wissenschaft Scienzia die längste Zeit entgegen, bis letztere selbst seit rund hundert Jahren auf den Kurs der Bewußtlosigkeit einschwenkt, daß wir nämlich wirklich überhaupt nichts wüßten ... zumindest nicht so genau und wenn bliebe es uns verborgen.

Wir aber wurschteln mit Sicherheitseinstufungen, Plaketten und Ernährungshinweisen, als ob wir die Weisheit mit Löffeln gefressen hätten. Wir verlieren unsere letzten Dioptrin bei der Entzifferung der Zusatzstoffe, wohlwissend daß wir den Rest lieber nicht wissen wollen. Wir sind die universellen Meister im Selbstüberlisten. Unsere Lernfähigkeit muss im Alter nicht degenerieren, unsere Lernwilligkeit tut es offensichtlich. Pragmatisch ja, aber dumpf und unüberlegt. Ohne unseren Wissensvorteil zu nutzen, ergeben wir uns der eigenen Fata Morgana und sperren uns in unser eigenes Gefängnis. .

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In beiden Fällen laufen wir blind durch den Wald, doch im Falle der Wissenschaft stopfen wir uns noch Ohropax in den Gehörgang.

Warum sprechen wir davon, daß wir so vieles nicht ändern könnten, wo wir eigentlich wissen, daß wir das garnicht beurteilen können? Weil wir gerne blind bleiben wollen. Endstation Kaufbahnhof. Weil es eben bequem ist zwischen Sportschau und Tatort.

Um der Aufklärung nachträglich Sinn einzubleuen und auch einem Herrn Ohnesorg nicht ohne Ehr dahinwesen zu lassen, geziemt es sich immer wieder mal an der milchglasigen Schale zu klopfen. Immer wieder mal den Hoffnungsschimmer gedeihen lassen, daß sie bricht.

Versammelt in der enggewordenen Fruchtblase des Kapitalismus geht es zu wie in einem Sack Hackfleisch. Doch wenn die Schale bricht, stößt der MutBurger die Semmelhälfte auf und erblickt das Licht, die Liberte, die gurgenfreie Zeit. Und jedesmal wenn es besonders weh tut, denk ich mir: Endlich die Wehen! Finalmente.
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Die Bank bin ich
Jedes Staubkörnchen ist ortbar, jeder Herzschlag einer Krankenversicherungsnummer zuordenbar. Personenkennung wohin man geht, woher man kommt. Kein anonymer Kauf von Sim-Karten, kein anonymes Internet. Die bargeldlose Feinmechanik der Datenbeschaffung. Und wer sich windet, dem wird der Zensus ins Haus geschickt wie Knecht Ruprecht.

Aber wo so mancher Burger sein Hab und Gut versteckt, ist nicht rauszukriegen. Wer am 11.September Millionen gegen amerikanische Fluggesellschaften gewettet hat, ist trotz Clearstream nicht zu ermitteln. Und welche Gelder ein deutscher Minister versteuert, muss erst auf CD gebrannt werden, ehe es ans Licht gerät. Die letzten Geister und Geheimnisse scheinen in der Finanzwelt zu existieren.

So gespenstisch geht es auf den Cayman Inseln dann doch nicht zu, auf denen vorwiegend keine caymanischen Banken tätig sind. Es sind einige private, aber auch ganz dicke Internationale "too big to fail". In unserem Fall die Deutsche Bank, die mit Filialen in fast allen Steuerparadiesen vertreten ist, in manchen mehrfach.

Sagen wir mal, ich wäre die Bank von hartelinieLand. Jeder Burger vertraut mir 10 Euro an, macht rund 800 Millionen Euro in meinem Safe, Eigenkapital. 10 mal soviel darf ich als Bank nun verleihen, macht 8000 Millionen.
Und wer will die? Zum einen der deutsche Staat, um seine Verschuldung weiter voranzutreiben - derzeit fast 1800 Milliarden

- bei gleichzeitigen Ausverkauf des Staatseigentums. Und das gibt es nun billig für jene, an die ich die restlichen Milliarden verleihe. Gut 7000 Millionen aus dem Hut gezaubert und zinsreich verliehen. An meine ursprünglichen Sparer gehen jährlich gerade mal vielleicht 15 Millionen an Zinsen, was sie im Namen des Staates zigfach als Zinsen an mich zurückzahlen.
Bei 7 Milliarden läge die Rückzahlung vielleicht bei einer Milliarde, minus 15 Millionen, macht 985 Millionen Reingewinn für mich - bezahlt vom Burger. Für das leisten Banken sich einen Staat. Daß wir ihn bezahlen, soll uns vermutlich das Gefühl vermitteln, daß es unser Staat wäre.

So wächst mein Geldsäckle schneller als das von Onkel Dagobert. Und nach mehreren Jahrzehnten gehört mir der Staat. Da stellt sich nicht mehr die Frage, wer hier wen reguliert. Und weil wir es uns nun auch noch leisten, das deutsche Liebespärchen Banken und Wirtschaft im Ausland unter militärischem Begleitschutz spazieren zu lassen, so wird das richtig teuer. Das werden wir mit einer gekürzten Heizkostenpauschale für Sozialhilfeempfänger nicht stemmen können.

Ich bin mein eigener IWF, ich bin die Bank. Le Banque am I. Parkbank, unverrückbar, keine Schraube locker. Denn Sie müssen ihr Geld nicht selbst ausgeben. Das tun andere für Sie. Wer trägt das Risiko?
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Donnerstag, 2. Juni 2011
Mehrsportgruppe hartelinie
Also Gründonnerstag wieder peinlich umgedreht am Billardsaloon, den eigenen Queue gut sichbar, daß jedem gleich klar ist mit welcher Sinnlosigkeit man den Gehsteig verstopft durch die eigene sperrige Anwesenheit. "Haben Sie da Skizzen drin?" "Nein, eine Sprengfalle für dumme Fragen, denn Gründonnerstag muss ich zwar arbeiten, aber ich darf nicht Billiard spielen." "Ach, Sie spielen bei Wer wird Billiardär mit?"
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Wer war Jesus? Und wer kann bezeugen, daß er nicht klammheimlich mal was mitgehen hat lassen. Ein three-strike-out. Und wer hat hier wem das Ohr abrissen? Für die Römer war Jesus Bin Laden! Den haben Sie noch nicht einmal einfach ins Meer geschmissen, sondern für die Familie am Kreuz hängen lassen.

In Alabama ist es verboten, an einem Sonntag Domino zu spielen. In Uzbekistan ist Billiard-Spielen gesetzlich verboten.

Im heimtückischen Bayern dürfen am Aschermittwoch, Gründonnerstag, Karfreitag und am Ostersamstag sowie an allen anderen gesetzlichen Feiertagen ganztägig keine Tanzverstaltungen oder Glücksspiele durchgeführt werden. Billardsaloon geschlossen. Am Ostersonntag ist dann wieder alles offen, wie krank. Das ist trauriger- als glücklicherweise einzigartig in ganz Deutschland, wenngleich andere Bundesländer mit eingeschränkten Tanz- und Spielverboten nicht weit dahinterliegen. International spielen da nur Iran und Afghanistan in dieser Liga, historisch der Nationalsozialismus. Kommen alle Gekreuzigten in den Himmel? Haben die das Kreuz gebucht? Was ist damals nur passiert? Kein Wunder, daß sich die Phillipinen bis heute keine richtige allgemeine Krankenversicherung leisten können - da wirkt die Hammas wie eine Boygroup. Das Kreuz ist vorchristlich. Das Kreuz entstammt ethymologisch dem Fadenkreuz, lange vor Jesus.

Eine Wiederbelebung der katholischen Kirche ist medizinisch garnicht möglich, osteoporotisch durchgewaschen vom Fluss der Zeit. Wer ein Kreuz aus römischer Massenfertigung anbetet, für den ist das Jüngste Gericht schon gelaufen. Für kein Billiard am Gründonnerstag gibt es den prädkordialen Faustschlag von der Mehrsportgruppe hartelinie. Jedes weitere Wort wäre Leichenschändung. Vielleicht noch den Defi-Marsch und keine Blumen aufs Grab. Frechheit!
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Dienstag, 24. Mai 2011
Besoffen? na klar.
... aber nicht betroffen. Kein Bölkstoff, sondern besoffen mit erhobener Brust, ein stolzer Rausch.


Als Directors-Cut-Jubiläumsgelage nochmals das Ja zum Finalrausch. Erste Staffel.


Glauben Sie mir, werthe Dame, ich versuche Ihnen sehr wohl aus dem Weg zu gehen, um Sie nicht zu belästigen, mit meiner Welt. Die Ausfallschritte von Besoffenen dienen nicht, wie hinlänglich behauptet wird, dem Stabilitätsgewinn. Nein, es sind jene Ausweichbewegungen des schlechten Gewissens, das viele Betrunkene quält - mich nicht. Stabilität haben wir am Tresen lehnend genug - das kann ich Ihnen versichern.

Das vom Alkohol überwältigte Objekt versucht seiner Umwelt durch einen ganzen Maßnahmenkatalog gerecht zu werden:
Oben erwähnt, die Ausfallschritte, mit denen der Betrunkene auf sich aufmerksam zu machen versucht, um Begegnungen wie unsere zu vermeiden. Er versucht also nicht, sich anzuschleichen oder heimlich mit jemandem in Berührung zu kommen. Nein, er versucht sich durch Bewegung und Gestikulation und oft auch durch seinen Geruch von seiner Umgebung abzuheben.

Mehrfach hilft auch lautes Reden von Unsinn oder gezielte unflätige Bemerkungen, um sich unbetrunkenes Publikum vom Hals zu halten. Es muß nicht immer gleich eine offensichtliche Beleidigung sein, oft genügt eine persönliche Frage, um sich seinen Humor nicht von promillelosen Proleten kapput machen zu lassen. Unnötig zu erwähnen, daß sich scheues weibliches Publikum oder Kinder hierzu bestens eignen. Bei Ihnen, werthe Dame, wenn Sie mir diese Bemerkung erlauben, hilft das nicht.

Insgesamt gesehen, können wir also feststellen, daß sich Besoffene die allergrößte Mühe geben, keine unerwünschten Begegnungen zu riskieren. Und wenn Sie sich wundern, warum man in Deutschland überhaupt von Alkoholismus spricht, bei den vereinzelten rotzbesoffenen Stinkbomben, die uns mal über den Weg laufen - die Schüler des Dionysos, Botschafter des Rausches wie ich - dann lassen Sie mir Ihnen mal was aus den Straßengräben und Äckern in unserem Land erzählen. Wenn einer GPS-Geräte gespendet bekommen sollte, dann wären das all jene, die in der Kategorie "kriechend nachhause" an den Nachtläufen teilnehmen. All die unbekannten Soldaten der vierbeinigen Garnison, die sich im Einzelkampf durch stets unbekannte Gebiet robben. Wie soll man da sauber bleiben? Besoffen an der Waffe, das ist unsere Vision einer blühenden Zukunft.

Wie der Maikäfer seinen Monat kennt, gibt es auch hier in München ein kriechendes Tier, das sich scheinbar Ende September mehret. Dann mag es sich anfühlen, als stünden Sie in der Innenstadt umringt von Heerscharen des Rausches. Doch glauben Sie mir, die Echten, jene, die nicht vom flambierten Apfel und der Achterbahn berauscht, jene, die sich grenzenlos der alkoholischen Verwahrlosung hingeben, die werden Sie nicht an öffentlichen Plätzen finden. Wir kriechen über Zäune und durch Hinterhöfe, immer schön im Schatten haltend - und bei Verlassen der Genußstätte ist es zumeist schon sehr schattig.
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Diese Ihnen verschlossene Schattenwelt, meine Dame, existiert weltweit. In Indien hinter Bretterverschlägen, im kubanischen Slum ist es sinnigerweise der Medizinmann, der den aus Krankenhäusern entwendeten Desinfektionsalkohol zeremoniell trinkfertig macht; in Polen gibt es 90prozentigen Trinkspirituz ganz offiziell zu kaufen.
Ich lüge, 95%. Das ist schon fast Feingoldqualität - geht ja auch um die Vodka Masters 2009.

Nicht erst am Tage des Jüngsten Gerichts werden diese Horden und Kolonnen aus den Hecken und Gräben, Gruben und Löchern kriechen, besoffen an der Waffe. Wenn der Niedriglohn unter Sozialhilfeniveau fällt, werden jene sublimierten Kräfte der Gesellschaft zu den bayrischen Mai-Mai. Und hierfür betrete ich das wackelige Pflaster dieser schein-apollonischen Gesellschaft. Als Botschafter des Friedens torkle ich schreibend, weil sonst lallend lali lala ...

Edle Dame, wir wer den uns bald wieder sehen lesen hören
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Dienstag, 17. Mai 2011
Die Goldmarie
In einem Dorf am Rande der Welt lebte das Goldmariechen, sie vegetierte. Sie war arm und fand keinen Mann, obwohl wunderhübsch . Sie war so bitterarm, daß sie sich nicht einmal die Fahrkarte von Taufkirchen in die Innenstadt leisten konnte. Und von den Jungs am heimischen Mäckie wollte sie keiner und sie auch nicht.

Einzig die Großmetzgerei vor Ort bot die Möglichkeit, sich ab und zu ein paar Cent zu verdienen. Weil sie mit ihrer Großmutter am Waldesrand lebte war sie allerdings eine Freundin der Tiere. Sie konnte keiner Seele und keinem Leibe etwas zu Leide tun.

So lebte sie isoliert von der Welt und die Tiere aus Angst an den Waldrand gedrängt. An den Waldrand am Rande der Welt von einer Metzgerei bedroht - sozusagen an den äußersten Tellerrand.
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Als sie, wie fast jeden Abend, ihre Freunde am Waldesrand besuchte, hatten diese eine wundersame Überraschung. Sie führten Goldmarie an einen Ort tief im Wald, wo unter einer Wurzel vergraben ein Goldschatz und wertvolle Gemälde lagen.

Endlich konnte sie nun in die Innenstadt und weil sie so viele Jahre darauf gewartet hatte, war es die beste Lokalität vor Ort, in der sie ihren Prinzen kennenlernte. Zur Hochzeit kaufte der Prinz die Großmetzgerei und liquidierte die Firma. Für die Einwohner des Dorfes am Rande der Welt und somit auch für die übrigen Geschäfte gab es nun keinen Grund und kein Geld mehr, hier zu bleiben.

Und so leben sie seither glücklich mit der Großmutter alleine auf weiter Flur und auch die Tiere wagen sich wieder ans Licht, ohne Angst, aufgefressen zu werden. Vom Reingewinn der Firmenauflösung haben sie den gleichen Schatz unter der gleichen Wurzel wieder vergraben - in dem festen Glauben, daß ihn niemand mehr heben müsste.
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Donnerstag, 12. Mai 2011
! RAUM !
Es gibt nicht mehr genügend Raum. Wir sind eine bewegte Gesellschaft und da gibt es keinen Platz für Rumstehen. Ich will es mal ganz deutlich sagen: Wir benötigen verschiedene Fahrspuren für verschiedene Leben. Oder noch deutlicher:

Schon Minuten vor Ankunft an meinem Heimatbahnhof bewegen sich ganze Horden von Rentnern, Rollkoffern, Invaliden, Kinderwägen und ganz allgemein Leuten die eigentlich Zeit haben, zu den ersten Türen des Nahverkehrsmittels - scheinbar aus Angst, den Exit nicht zu erwischen. Oder - wie ich vermute - aus Boshaftigkeit. Bei SeniorInnen ist das ja bekannt, aber auch bei Kinderwägen?

Vom gegenüberliegenden Bahnsteig muss es herrliches Schauspiel sein, wenn sich die Türen öffnen wie beim Theater und sich die komplette Palette an möglichen Gehbehinderungsarten in Zeitlupe zur einzigen Treppe bewegt - daß es die Einzige ist, scheinen allerdings alle instintiv zu wissen.

Einige flinke Lichtgestalten können sich vorneweg retten, ehe sich die Masse kurz vor der Treppe anstaut und nun hunderte von Augen stumm und starr Zeugen ganz rührseliger Szenen werden. Die gehbehinderten Leithammel meiner Heimatgemeinde helfen sich gegenseitig die steile Flucht hinab. Kinderwägen werden getragen, als ginge es ums Barrikaden oder Straßensperrung. Selbst sportlich wirkende Anführer dieser Stampede an Lähmung verfallen in tiefgreifende Gespräche und scheuen sich nicht zurückzublicken, ob alle noch da wären.

Ja, ich bin noch da. Und ich kann die Muskeldystrophie spüren, während ich in dieser zähen Masse gefangen bin, den Knochenverfall. Ein fliesender Übergang zwischen Gehen und Vergehen. Mein Gestänge blockiert.

Viele Rollkoffer-User erkunden am Treppenabgang zum ersten mal wie ihr Koffer überhaupt funktioniert - ist ja auch die Flughafenlinie. Verstehen sich mich nicht falsch ich bin kein Deutscher, aber wenn ich die Deutschen für etwas bewundere, dann für "Rechts stehen, links gehen" und die Höflichkeit, Menschen erst aussteigen zu lassen, bevor man sich im Nahkampf auf die freien Sitze stürzt. Bei Treppen würde ich sagen: vorne links schnell, hinten rechts langsam ... oder garnicht.

Die deutsche Höflichkeit schien für mich immer gepaart mit dem Sinn für die Sinnigkeit von Ordnung. Ich glaube allerdings nicht, daß das verloren gegangen ist. Ich vermute, daß diese Höflichkeit und Ordnung gezielt untergraben wird. Ich vermute, daß der soziale Friede ein By-product, ein Abfallprodukt des kalten Krieges war, und daß sich das nun ändert ... also garnicht. Tötet den öffentlichen Verkehr.
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Ich vermute, daß ich keine eigene Fahrspur, oder wenigstens eine Fahrrinne bekomme. Für mich als Spitzmaus ist das besonders schlimm. Zu Raum und Zeit ... ein Livebericht von der harten-front-linie:
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Dienstag, 10. Mai 2011
Second Life
Ich lebe in einer Parallelwelt. Bei mir hat es auch einen 11.September gegeben. Da wurde Bin Laden aber nie deswegen angeklagt und war ganz im Gegensatz zum Hauptangeklagten, Omar Scheikh Mohammed, auch nicht beteiligt. So haben das zumindest die nordamerikanischen Gerichte entschieden - in meiner Realität. Bin Ladens Wirkungsbereich war Afrika, Nairobi, Daressalam, Aden und Mogadischu. Nun ja, vielleicht waren die Feiern am Ground Zero zum Tode Bin Ladens keine Trauerfeier, sondern mir unbekannte christliche Nachosterfestlichkeiten.

Meine Welt ist auch in ihrer finanziellen Geometrie ganz andersartig, als das die Medien zu sehen scheinen. In meiner Welt leisten die führenden Nationen etwa so viel Entwicklungshilfe wie die Internetpornoindustrie im gleichen Zeitraum einnimmt. Mit den Ausgaben für die Olympischen Spiele in Beijing und den weltweiten Videogamemarkt, liese sich jedes Kind meiner Welt ein Jahr lang ernähren.
Einen schönen Eindruck und viele weitere visuelle Erkenntnisse vermittelt das Billion-Dollar-Gram.

In meiner Welt gibt es eine andere Welt, die es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Wahr zu scheinen, um den Schein zu wahren. Dazu sei auf den Artikel "Wikileaks - Slavoj Zizek" im Lettre 92 verwiesen, wo es auch heißt:
"Bei den 'freien Wahlen' haben wir es daher immer mit Höflichkeit zu tun: Diejenigen, die an der Macht sind, geben höflich vor, daß sie gar nicht an der Macht seien, und fragen uns freundlich, ob wir nicht freiwillig entscheiden möchten, ihnen diese Macht zu geben - auf gewisse Weise eine Geste, die abgelehnt werden will."
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Und zwischen diesen beiden Welten liegt ein Vakuum, in dem der Sturm der Mutbürger förmlich verpufft, ohne auch nur den Hauch einer Brise durch die Flaute zu bringen. Es helfen nur vakuumresistente Kommunikationsmethoden!
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Mittwoch, 4. Mai 2011
Polen in Tunesien und die Plünderung Roms
War es nicht die Przeworsker Kultur, die um 400 über Südeuropa nach Nordafrika zog. Jene katholischen, weil arianischen, Vandalen, die 429 unter Geiserich nach Nordafrika zogen und die Getreideversorung Roms und 455 Rom selbst übernahmen. Eine missratene Integrationspolitik und die anschließende Invasion.

Ein außergewöhnliches Volk. Weil sie 400 in ihrem slawischem Siedlungsraum von Hunnen bedroht nicht reingelassen wurden ins Römische Reich - irgendwie auch doof sich unter diesen Umständen Vandale zu nennen - wandern sie 50 Jahre ums halbe Mittelmeer, um dann zur Seemacht zu mutieren und Rom von Tunesien aus anzugreifen. Als gereifter Spätburgunder hätte man ihnen wohl schon früher den roten Teppich ausgerollt.

Die Lampen in Italien wurden also auch damals schon duster und die Vandalen durften abgreifen, was der gesittete Westgote Alarich bei der Plünderung Roms 410 liegen ließ. Viel Konkursmasse kann 476 also nicht mehr existiert haben. Wollen wir hoffen, daß die letzten Gläubiger Roms gut rückversichert waren. Dem heiligen Stuhl jedenfalls gab es die grandiose Gelegenheit, seine vier Füße tiefer in die römische Erde zu rammen, den ehemaligen Erzfeind ... und ganz zu übernehmen.

Es war klar, daß es eine lange Durststrecke werden würde, bis der erste Pole Pabst wird und somit Herrscher Roms und der Welt und des Himmelreichs, Amen. Aber so sind sie die Polen, zäh.
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Montag, 2. Mai 2011
Die hartelinie fordert: Tötet den öffentlichen Verkehr
... geht zu Fuß.

Der Anschlag wurde angekündigt und nicht verhindert. Der Anschlag wird, meines Wissens, täglich durchgeführt - sozusagen eine planmäßige Anschlagsserie. Also eigentlich das einzig Planmäßige beim MünchnerVerkehrsVerbund. Beim heutigen Anschlag handelt es sich um eine Oberleitungsstörung. So munkeln zumindest die Lautsprecher. Das einzige Medium über das der Staat mit uns noch kommuniziert.

Und dahinter verstecken sich ... die Sauberer. Sie mischen nicht nur in der Giftküche kräftig mit, sondern auch beim öffentlichen Verkehr. Sie machen alles neu.

So neu, daß es noch garnicht da ist, so technisch, daß es nicht funktioniert. Glänzende S-Bahnen, die nicht kommmen und wenn auf dem Herbstlaub rutschen wie eine fette Wurst auf dem Grill, Zugstandsanzeiger, die, wenn sie mal funktionieren, eigentlich mehr die Theorie reflektieren als die grauenerregende Realität. Warum haben die zivilisierten Gesellschaften den Fahrplan erfunden? Um auf ihn zu scheißen! Der Zugstandsanzeiger ist dann nochmal die Ironie digitalisiert, als ob er sagen wollte: "Laß dich nicht so gehen. Bleib nicht gelassen. Schau doch nochmal auf den Plan. Sie müsste wirklich schon da sein. Und du solltest dich wirklich grün und blau ärgern." Da steckt in jeder westafrikanischen Verkehrsart mehr Moral und Anstand.
Ich kann mir das nicht erklären. Das Peter-Prinzip alleine kann es nicht sein, denn das praktizieren alle. Doch das Recht, die Leistungserfüllung nach Bezahlung zu verweigern, steht den Verkehrsgesellschaften alleine zu. Hinter der Führungsebene des öffentlichen Verkehrs hierzulande stecken, so vermute ich, Subunternehmer des ADAC, die sich die Al-Quaida dienlich machen. Sie drohen mit dem Araber und schneiden dann selbst die Kabel durch. Oberleitungsstörung als Mittel und Zweck, um den umwelt- und geldbeutelbewußten Burger wieder auf den Asphalt bringen. Sie zwingen mit betriebswirtschaftlichen Denksportarten den öffentlichen Verkehr in die Knie. Die Fahrgemeinschaft ist Gift für den Individualverkehr. Sie vermuten hinter "Zurückbleiben bitte" eine freundliche Sorge? Sagen will es uns:
"Schalten Sie Ihr Gehirn aus und treten Sie nicht ein. Werther Zurückgebliebener, kaufen sie das JahresAboTicket, aber fahren Sie täglich mit dem Auto, denn nur so können wir den öffentlichen Verkehr erhalten. Und das wollen Sie doch? Findet der Autoverkehr nicht auch in aller Öffentlichkeit statt? Und dann ist es gut, wenn man mal einen Platten hat und die S-Bahn braucht." Fahrkartenkontrolle? Da hab ich beim nächsten mal dann auch Betriebsstörung und die Karte kommt erst in zehn Minuten. Sonst kommt Personenschaden.



Der Sprengstoff liegt schon begraben im Gleisbett ... aus dem zweiten Weltkrieg. Warum laßt ihr nicht mal die Araber ran und macht immer alles alleine, auf diese miese subtile deutsche Art und Weise. Laßt sie doch mal hochgehen, die gottverschissene S-Bahn ... kurz vor Aubing. Die Presse gruppiert sich vor der Aubinger Lohe, weite gelbleuchtende Rapsfelder im Vordergrund und die gesamte rotglühende Alpenkette im Hintergrund und dazwischen ... der explodierende Langzug der S4 in Mischtönen aus Gelb und Rot.



In den Zwischenräumen, verbranntes Grün - das setzt auch politisch Zeichen. Ich stelle mich persönlich als Kollateralschaden zur Verfügung, anstatt eingezwängt zwischen Menschenmassen in einer stehenden S-Bahn, die Fenster verklebt mit Werbebannern an Herzverfettung und Bluthochdruck mein jähes Ende finde. (Karl-Heinz Stockhausen würde da vermutlich auch mitmachen.)

Gebt uns endlich ein Bild zum Gefühl. Der Terror ist schon länger in unseren Herzen.

Ich hol mir jetzt den Automaten für die Stempelkarte nachhause und geh zu Fuß in die Arbeit, nicht mehr eingezwängt zwischen Staats- und Terrorismus, und krieche abends strunzbesoffen aus dem Biergarten nachhause. Prost Mahlzeit.
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Samstag, 30. April 2011
die hartelinie erhebt sich
Neben mich setzt sich eine, vermutlich dem Ostural entschwundene Dame in Samt und Sonders. Sie kannte das älteste Gewerbe der Welt und war von Anfang an dabei. Ihrer Fülle nach zu urteilen, hatte sie so manchen aber auch schon gefressen.
"Ist diese Platz noch frei?" reißt sie mich aus dem Schlaf des Beobachtenden und es erscheint, als erwarte sie eine Aufforderung. Soll ich ihr das Pfötchen reichen? Ich gebe ihr mit ausholender Handbewegung zu verstehen, daß es sich hier um ein, jedem Fahrgast, ob dick oder dünn, zugängliches Örtchen der Entspannung handle. "Aber bitte." fiel es mir eher zufällig hinterher. Als sich meine neue Begleiterin alsdann in ihr neues Nestchen zurückfallen läßt, schoß ich unvermutet in die Höhe. Mein sonst so lebloser Plastiksitz war aufgepumpt wie eine pralle Tomate und ich oben drauf. Wie erhebend ;(
Ich fand Interesse, mich dieser gewichtigen Belästigung entgegenzusetzen. Ausreichend Erfahrung im sitzenden Gewerbe konnten wir beide aufweisen. "Könntens nicht a bisserl levitieren?!" Das war der richtige Ansatz. Sie bläßt entsetzt die Gesichtsbacken auf. Ein Schelm, wer dem Quaken nun lausche. "So nach oben." füge ich hinzu, als ich mit beiden Armen meinem 'so' ein wenig Ausdruck zu verleihen suche. Nun regt sich auch noch ihre übermannshohe Brust und sie versucht mich mit ihrem rotgeädertem Gesichtsfeld frontal zu erwischen. Selbst Medusa hätte sich angewidert abgedreht.
Auf einer roten Tomate inthronisiert sitze ich noch immer ein Stockwerk tiefer als die Matrone.
"Wie ein kleiner Vogel fliegen ... " Ich beginne ein Lied zu trällern, während ich mit den Händen flattere. Bis jetzt hatte sie noch nicht viel gesagt. Irgendwie musste es wohl ins Peinliche abgerutscht sein, so schloss ich zumindest und ließ mich wieder in mein Fensterplätzchen zurücksinken.
Wenn ich das Land aus S-Bahnfenstern betrachte, kann ich mich einer gewissen terroristischen Grundhaltung nicht erwehren.
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Donnerstag, 21. April 2011
Opferzüchtung zu Ostern
Oh je, oh je. Die vergessenen Menschen in Misrata, wie es Springer titelt. Sie scheinen mir mit die Unvergessensten aller Unvergessenen. Kaum tönt es Misrata, schon ist der Rest vergessen - so ist das wohl gemeint. Leider wurde Misrata auch von jenen nicht vergessen, die nicht so gut auf die Rebellen zu sprechen sind. Und diese Feinde der Friedenskämpfer handelten bildgemäß nun auch noch "unmoralisch und hinterhältig".



Eieiei, ein unmoralischer, hinterhältiger Krieg. Das geht nicht! Wir wollen keinen pietätslosen Krieg - und das auch noch an Ostern - Wir wollen die libyschen Heere im Wüstensand sterben sehen, um 20:15. Weil wir das aus unerfindlichen Gründen nur aus der Luft dürfen, sind wir nun ganz konsterniert, daß unsere libyschen Mujaheddin das nicht hinbekommen.

Eine merkwürdige Haltung finde ich. Denn wer auf das Selbstbestimmungs- und Völkerrecht scheißt und Rebellen in fremden Ländern finanziert, wer Länder schon seit jeher hochrüstet bis ultimo und dann ihre eigene Bevölkerung benutzt, um sie zu stürzen, wer sozusagen Waffen sät und erntet und den Rest der Welt als Vielfelderwirtschaft der eignenen Rüstungsindustrie heranzüchtet, der zeigt mit seinem Feingefühl für Details, mit der Weigerung, doch auch den letzten Schritt seines Drecksgeschäfts selber zu erledigen, wie soziopathisch unsere Regierungen denken und handeln.

Es ist in Mode gekommen, dem sterbendem Opfer auch noch ins Gesicht zu spucken. Unsere landeseigenen jugendlichen Totschläger unterscheiden sich von der Außenpolitik darin, daß sie im Affekt handeln und nicht planen, oder sich gar Opfer züchten. Ich finde den Begriff soziopathisch zu gelinde für die Haltung der Politik. Wenn man Soziopathie als Krankheit betrachtet, so scheint noch Gesundes vorhanden zu sein. Dies scheint mir bei unseren Bürgervertretern nicht gegeben.

Da muß man sich dann aber nicht wundern, wenn plötzlich libysches Militär in Stuttgart 21 und in Kreuzberg mal mitmischt. Wir setzen so eben Standards - die hartelinie kann das nur begrüßen. Der Standard muss auf die Antillen und Bahamas, nach Guersey und vor allem in die Schweiz. Frohe Ostern
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Montag, 18. April 2011
Orgonise yourself
Heirat ich doch lieber ne Wohnung. Ohne Frau geht schon, aber ohne Wohnung. Mal endlich eine Traumquote bei der Scheidungsrate. Redet nicht, läuft nicht davon und man ist immer drinnen. Und fallen uns da nicht spontan noch mehr Gründe und Hintergründe ein. Kann man beispielsweise renovieren.

Was man nicht hat, ist diese gesunde Bremswirkung der menschlichen Partnerschaft. Ich habe heute beispielsweise das Gefühl, daß der schon wochenwährende Komplettausfall meines analogen Telefonnetzes psychosomatisch ist - und kann das mit niemandem besprechen. Ich werde diesmal warten, bis es die Telefongesellschaft selbst merkt. Go with the flow.

Da hilft ein Ansprechpartner zuhause. Nicht nur für die Zahncreme im Gesicht und ganz allgemein für die Regulierung des Eigengeruchs.



(Männerhose: aussteigen, einsteigen, no waste of time)

Nach den wilden Jahre kam die Konsolidierungsphase, und nun die Fütterungsphase: Ich bin zwar Single, bringe trotzdem abends immer schöne Sachen aus der Stadt mit. Auch gerne Non-Food-Ware von Aldi. Trotzdem mich zuhause nicht tagtäglich ein Kinderorchester erwartet mit all seinen Begierden und Lüsten, gestalte ich die Wohnung mit Biberbettwäsche und Schlaufenschalgardinen. Fütterungsphase eben.

Zeitweise ziert das gesamte Arsenal an Grundnahrungsmitteln wie Salat und Gemüse meine Küchenbank. Ganz große Neuentdeckung ist die neue Nudelmaschine Julia 150 mit fünf Aufsätzen.

Schade nur, wenn ich es Ende der Woche dann wieder in den Biomüll schmeißen muß, aber was soll's, war eine echt ausgefüllte Me-Time. Mehr Zeit für mich und wieder mich. Soviel Selbstreferenz, daß das mit Fußnoten und Hyperlinks garnicht mehr hinzukriegen ist.
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Montag, 4. April 2011
Popping urs
Es gibt nicht allzuviele Länder, die Schwarz als Farbe in der Landesflagge führen und wohl noch viel weniger, die auch eine gleichfarbige Partei ihr Eigen nennen - und diese zu guter Letzt regieren lassen. Schwarz - es muß der Restbestand jener deutschen Todessehnsucht sein, die den Charakter des Dritten Reiches mitgeprägt hat. Ich würde mal gerne mit von der Leien poppen. Dann wäre ich möglicherweise stolz, ein Deutscher zu sein.

Ich würde mal gerne Sarkozis Amerikaner mit Zuckerguß kosten und bei Gutenbergs in Küche aushelfen, wenn's eng ist, weil er gerade am Kopierer steht - eng in der Küche und er am Kopierer, zwinker zwinker. Ich würde selbst mal bei Maschmeier gratis putzen, wenn er mal weg ist und sie Lust hat, aber ich glaube, ich bin so ein laues Lüftchen, daß die das einen Kehricht schert.

In jedem Fall, mit oder ohne mich, werden wir das Fähnlein ändern müssen, in Schwarz-Rot-Grün. Ich sehe da zwei Möglichkeiten. Entweder wir stehlen der Forelle ihr Blau und mischen es mit dem verbliebenen Gelb. Oder die Grünen ändern ihre Farbe in Gold.

Die Grünen in Goldgelb, so ne Art sunny side up der Edel-FDP. So weit ich weiß, hat der Herr Ströbele (in Ehren, denn der Rest der Partei, würde ihn ohne Direktmandat wohl schon länger zum Alteisen jagen) 1968 im Montmatre kirchlich geheiratet. Farbe bekennen, heißt das. Es ist selten, daß ein Kindchen, mit grünen Irokesen von Geburt zum Goldlöckchen reift. Mal mit jedem ins Körbchen gehüpft, das färbt ab.

Leider scheint eben nicht überall Nutella drin zu sein, wo Nutetlla draufsteht. Warum also nicht Gold. Belgien - der kommende Balkan des Westens - hat sich mit der Fahne nicht viel Mühe gegeben. Wir sehen, was dabei rauskommt. Für mich ist es, zumindest fahnentechnisch, ein flachgelegtes Deutschland. Womit wir wieder bei von der Leyen wären ...

Laßt uns das mal andenken.
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Mittwoch, 30. März 2011
Die heilige Lanze hoch - 5.Staffel
" Fünfter Versuch der katholischen Kirche eine Lanze zu brechen.

Auf der einen Seite jammert die deutsche Ökumene über den beträchtlichen Mitgliederschwund, auf der anderen Seite scheinen auch sie den Braten nicht zu riechen: es ist vorbei mit der Befehlsgewalt. Nicht einmal zweitausend Jahre hat sich der Monotheismus als King of Kings, als Mastermind, gehalten. Das heilige römische Reich mit seinen Kaisern hat immerhin allein schon fast tausend Jahre geschafft.

Jetzt ist es vorbei mit dem immerwährend Ewigem und es gilt sich die Welt mit anderen Einstellungen zu teilen. Das ist hart, insbesondere wenn man nun eigentlich nur noch ein Verein unter vielen ist.
Stimmt jetzt nicht ganz. Die Mitgliedsbeiträge werden vom Staat vollstreckt. Ihre Mitglieder geniesen gewisse Vorzüge vor dem gültigem Gesetz. Und nach dem heutigem Gender-Grundsatz dürfte zumindest die katholische Seite keine steuerlichen Vorrechte und keine Förderung mehr erhalten.

Persönlich sehe ich es eigentlich garnicht so eng. Ich bin Änhänger eines Europa der Regionen, der Unterschiede, der Möglichkeit anders zu sein. Und nur weil alles gleich gemacht werden muß, sehe ich nicht die Notwendigkeit von katholischen Priesterinnen. Wenn sich der allgemeine Konsens allerdings wegbewegt von einer Erde als Scheibe auf der wir Sünder uns der Gnade Gottes unterwerfen, dann werden auch die Anteile an der Macht geringer. Also ein bißchen mehr auf das Qualitätsmanagement achten, sonst ist bald Schicht im Schacht ... zapfenduster.

Und das wäre doch schade, wenn kein Kreuz mehr am Wegesrand stände, kein Glockenläuten und uns keine Leute über 50 mit schwarzen Kutten auf der Straße an das Mystische unserer Vergänglichkeit mehr erinnerten.

Ob Sufi oder Rosenkranz, möglich wäre auch so eine Patchwork-Version. Die Moscheen sind schon da, aber alle Beteiligten Religionen noch etwas steif. Bißchen AC/DC statt Muhezzin am Sonntagmorgen, oder einfach nur Meditationssound - vielleicht auch ein atheistisches Wellenrauschen. Der vorherrschende Hippie-Sound der derzeitigen Kirchenjugend macht die Jungen fast schon älter als die Alten. So kommt das nicht in Schwung.

Da gäbe es doch soviele Möglichkeiten. Die ganze Gothic-Szene wartet doch eigentlich nur auf eine freundliche Einladung. Selbst die Satanisten stehen im Grunde nur am falschen Eingang, die ganze Eschatologie haben die schon drauf.
Die Predigt ganz klar wieder auf Lateinisch. Interessiert doch eh keine Sau, ob Saulus oder Paulus. Die Show muß stimmen. Weihräuchern bis die Feuerwehr kommt !!! ... und dann wären die auch schon da, zu wie die Haubitzen. Nur diesmal von der Rauchvergiftung. Ach, da liese sich so viel entwickeln. Da kommt man richtig ins Schwärmen.

Raus aus den Pfarrhäusern und nicht weiter im Halbdunkel an der Haushälterin rumfingern. Denn in diesem Halbdunkel da warten nur die Gelder aus Brüssel zur Traditionspflege.

Vermutlich ist das eine romantische Verklärung, wenn ich glaube, daß jeder mißhandelte und tote Pfarrer in Süd- und Mittelamerika die Kirchen nach dem gleichen Muster füllt wie eine kurze Stoßlüftung den Raum erheblich ökonomischer mit Frischluft versorgt.

Diese Art von Einsatzbereitschaft sehe ich hier nicht. Hier sehe ich Wachtürme, radikale Protestanten und Scientologen mit Krawatte. Nicht mal Turban irgendwo, aus den Moscheen trotten nur graue Anzüge. Und wo marschiert die Kirche auf dem Ostermarsch - vielleicht hintendran ... die Kirchenjugend von Hallbergmoos.

Gegen mehr Tagesbetreuung und Verhütungsmittel soll es gehen. Mit etwas virtuellen Worten wie "Finde zu Gott" und "Er hat dich nicht verlassen" wird geworben.

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, daß die Kirche eigentlich keine Gerichtsprozesse führt, Pfarrer auch nicht. Wenn diese antiquierte Versteiftheit der heutigen Kirche zu irgendwas gut ist ... dann doch hierzu. Raus aus den Pantoffeln und rein in die Springerstiefel. Da geht doch mehr ... bei dieser Infrastruktur und Finanzkraft. Meine Herren ...
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Mittwoch, 30. März 2011
Krieg gegen das eigene Volk?
Es wird immer deutlicher, warum Qualitätsmanagment ein bottom-up-Prozess ist. Ich bin fast gewillt, mich nochmals zu einem Politikstudium aufzuraffen.

Es ist interessant, weil erschreckend, zu sehen wie internationales Recht nicht nur derzeit in Politik und Medien ausgeblendet wird. Was ist ein Krieg gegen das eigene Volk? Hab ich das nicht hierzulande auch schon mal vernommen.
Wenn das Schlandmaul von Gesundheit spricht, ist die Rede von der Gesundheit der Pharma-, Auto- und Lebensmittelindustrie (geschrieben). Hab ich die Tabak- und Schnapsbarone vergessen.

Es geht nicht darum, daß es uns besser geht als in in den Dünen Lübbyens und oder am Fuße des Assuans. Es geht darum, daß wir es uns durchaus leisten könnten, für jeden einzelnen Bundesbürger einen kostenlosen Krippenplatz mit Tagesbetreuung zu sichern, wenn wir platt gesagt, das doppelte des Bundeshaushalts für Bankenbetreuung ausgeben. Es ist nicht die Gesundheitspolitik, die ich im Kopf hatte, flächendeckend den Tarif abzuschaffen, um uns dann flächendeckend mit Netto zu versorgen, uns Fleischkleber und Analogkäse zu verfüttern. Denken Sie an Teilchenbeschleuniger und radioaktives Cäsium, wenn sie an die Haltbarkeit von Obst und Kräutern denken. Wer an Krankheit und nicht an Gesundheit verdient, der führt zwangsläufig Krieg gegen das eigene Volk.

Mit der Invasion in Libyen sichert man sich das Öl, hat Ablenkung von Japan und sichert sich Militärstützpunkte, die rar geworden sind in der Region. Eines der vorwiegenden Soft-Targets wird es allerdings sein, bei der Einführung der Demokratie in Nordafrika Hand anzulegen - möglichst beide. Um es mal deutlich zu sagen: sie ihr letztendlich in den Arsch zu schieben. Die Art von Demokratie, die darin besteht, daß man sich nachts, wenn man die Dächer nicht sieht, schon in jeder Innenkleinstadt fühlt wie in New York - eingeklemmt zwischen den Colors of Bneton und hellerleuchteten Schuhpalästen, die keiner betritt. Auch vor den Schaufenstern "inzwischen" die gleichen Gestalten in gleichen Kleidern.

Für mich ist die Ufo-Alien-Dracula-Zombie-Geschichte Streugut der Manipulation, aber symbolisch gesehen, ist das natürlich schon eingetreten. Es landen täglich Menschen auf diesem Planeten und wirbeln viel Staub auf, die sich selbst nicht zum gemeinen Volk zählen. Sie saugen uns aus und wir sind die Zombies, gekleidet und gefüttert vom Einheitsbrei Soilent Green.

Es ist Überzeit für die Finsterzwillen. Es ist Zeit, die Geld-Zurück-Garantie einzulösen, sich abzulösen vom Mutterschiff und in den Weiten der Galaxien oder auch nur auf dem eigenen Balkon die maximale Grundsicherung zu genießen. Es müssen mehr abheben als landen! No more soilent green.
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