Sonntag, 25. Januar 2015
Die Samenbankpleite
... oder wie ich meine Frau kennengelernt habe
Wovon, glauben Sie, zahl ich all die Kippen und Biere, die mir tagtäglich so über den Weg laufen. Wer kommt für all die Schadensklagen und Strafgelder auf, die mir mein Verhalten täglich ins Haus schleppt. Meine Eier! El Marcon tiene cojones, wie man so sagt.
Was für eine verkommene Lebensform der Mensch doch ist - Verhütung, wie läßt sich das denn rechtfertigen? Ganze Völker landen in bloßen Händen oder auf nackter Haut, in Kondomen verschiedenster Geschmacksrichtungen, kurz vor dem Ziel an einer Spirale in den Händen eines Spermizids oder schlicht auf dem Laken. Bei mir werden Sie in einer Ampulle feinsäuberlich gesammelt.

Könnte man sich einen besseren Job vorstellen, als jeden Abend statt in ein Taschentuch oder auf eine Bauchdecke in ein Glasröhrchen zu masturbieren, das man einmal wöchentlich auf die Samenbank schleppt. Und das nun schon seit über einem Jahrzehnt.

Und jetzt ist sie alle, pleite, bankrott. Wie soll das denn gelaufen sein?

Ich möchte betonen, daß es sich um eine Bank handelt, oder handelte, also nicht um Samenspenden, die am Ende noch nach Afrika verkauft werden, ne, sondern um höchstpersönliche Einlagen, die man vielleicht sogar selbst mal wieder abheben möchte. Vielleicht will man ja auch was vererben, wofür man keine Erbschaftssteuer zahlen muss, und wo sich dann jeder Erbe nehmen kann, was er möchte. Kann man ja auch weiterverschenken das Erbgut. Ein nettes Geschenk für ein befreundetes Paar, das es bis jetzt nicht geschafft hat, zu Weihnachten vom Christkind ;-)

Einen Samenbanküberfall könnte man sich ja noch bildlich vorstellen. Eine Gruppe aufgebrachter Mitvierziger-Single-Frauen, die sich mit Gewalt Einlaß verschafft und sich ihre Beute dann, so meine etwas unbeholfene Vorstellung, unten reinschiebt. Samen soll ja kühl viel wirksamer sein, weßhalb der Hodensack extra dafür geschaffen, die Eier im kühleren Körperäusseren zu verwahren.

Zumindest ist mir jetzt klar, daß ich mich nun doch nicht am Ende einfrieren lasse ... als entwendbare Organspende, statt in der Zukunft wieder aufgetaut zu werden.

Weg, das ganze angesammelte Genmaterial, mein Beitrag zur langfristigen Versorgung des Planeten mit astreinem Erbgut, mein gutes Erbe also für den Fortbestand des bayrischen Mischvolkes. Kelten, Germanen, Römer, Awaren, sicher auch ein paar Langobarden. Dann die ganze Transitmeute der Völkerwanderung, und anschließend der ein oder andere Türke, Ungar und 45 die äußerst geschlechtsfähigen Amis. Alles in mir drin, in mir gespeichert, in Desoxyribonukleinsäure materialisiert und in kleine Kaulquappen gepackt, die dann freudig abends in das Röhrchen, freitags auf die Bank und jetzt solln sie weg sein.

Wir ham das mal feuchtfreulich bei paar Kästen Bier am Wochenende durchgedacht und analysiert. Die ganzen Liter oder Kubikmeter Sperma, je nachdem bei welcher Temperatur es gelagert wird, hat sich doch die Alte vom Bankdirektor mit ihren Freundinnen bei ner Spermaröhrchenparty selbst eingeführt. Und um die Spuren zu verwischen, treibt sie, und ihre Freundinnen, ab.
Sie hätte das Zeugs ja auch dem Hund reinstopfen oder einfach den Abfluss runterpülen können, aber so durch sich durch und abgetrieben, ist es dann wirklich ein für alle mal tot, ausgelöscht und eleminiert, das Erbgut aller Bankkunden, terminal vom Planeten gefegt. So sind sie die Frau Bankdirektorinnen. Alles immer rein und weg damit, dass es kein anderer bekommt.

Ein Rettungsschirm seitens der Regierung, und ich denke darin stimmen alle Kunden und der Bankvorstand überein, wurde dankend abgelehnt.
Ich glaub, das werd ich einfach schlucken müssen, dieses, meiner Genschleuder entsprungene, freshe Topmaterial, das nun erstmal weg ist. Wie soll ich diesen Verlust nur wieder wettmachen. In den nächsten Urlauben wird jetzt erstmal nicht mehr dauernd radgefahren, rumgelaufen und Golf gespielt, sondern mal im Bett gelieben und Porno geschaut. Vielleicht sollte ich jemanden anstellen. Oder heiraten. Mal sehn.
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Freitag, 7. Februar 2014
Altersfaschismus - Beiträge zur Beschimpfung der Jugend
Ich habe keine kinder. Vielleicht fallen sie ja morgen vom Himmel. Ich schliesse das nicht aus, aber im Moment, fürchte ich, sind sie nicht da. So fehlt mir auch der vielleicht nötige Respekt vor den Pickelfressen. Hätte ich eine Tochter, so gäbe es gleich mit der ProKopf- und Erbschuld noch den passenden Vornamen drauf: Cindy Melodie. Also Glück für Cindy, dass sie für dieses Multiversum nie geplant wurde.

Als Single-Cunt muss ich mich also kinderlos an dem ergehen, was mir auf dem schmutzigen Asphalt so an Jugend entgegenwackelt und -schleift. Steueresser, die in ihr Handy versunken den Rest der Welt nicht wahrzunehmen versuchen. Aufgedunsener Babyspeck dessen Stammzellen nicht mehr in der Lage sind, Gehirnmasse auszubilden. Zwar Lebewesen im rechtlichen Sinne, jedoch biologisch auf der Verliererstrasse, die es aus dem Einzellertum niemals herausgeschafft haben.

Altersbosheit hat weniger mit dem Alter zu tun als mit der Tatsache, dass man es bereits hundert mal sagen musste und mit jedem neuen Geburtswunder gleich nochmal. Hier wirken laute, deutliche Worte oft Wunder, so die Brut jemals ihre Ohrstöpsel rausgepult bekommt.

Desshalb konzentriere ich mich darauf, mir ein Stück dieser jugendlichen Frische abzugreifen. Kaum kommt einer dieser Bälger meinem Kiefer zu nahe, beisse ich in jedem Moment der Unachtsamkeit ein Stück davon ab von diesem frischem Körper, breche ich mir ein Stück von der Tabula rasa und bekritzle sie sogleich mit allem, was mir so einfällt. Mir ist, als hätten meine Gedanken mehr Berechtigung in den Schädelhöhlen dieser Frischgezapften.

Mein Saugstutzen baumelt scheinbar unbeteiligt an mir herunter wie auch die letzten Fetzen der Wehrmachtsuniform meines Grossvaters. Doch kaum wandern die kindlichen Äuglein mal in die falsche Richtung, haftet sich mein Rüssel blitzschnell an und pumpt all das Frühlingshafte aus dem jugendlichen Körper rüber in mein Wrack. Mein Restkörper, bei dem sich der Talg nur noch durch starkes Rubbeln aus den Falten kratzen lässt, hat zugegebenermassen Defizite. Die vergilbten Zähne wären ein echtes Hindernis, falls ich jemals einen Partner suchen würde. So gilt es zu warten bis zum dritten Gebiss. Mein Gefühlsapparat ist von Ängsten angefressen, die sich wie Müllberge um mich türmen. Und meine weibliche Libido hat sich erst in einem Alter entwickelt, in dem sich damit rein garnichts mehr anfängen lässt, ausser vergebens zu hoffen.

Viele sagen, ein schneller Tod wäre ein guter Tod. Leiden will keiner. Aber ich möchte aus dieser Gesellschaft nochmal soviel herausquetschen wie geht. Hauptsache für die Generationen nach mir wird es dadurch prekär. Ich möchte so teuer wie möglich sterben und dauerte es Jahre des Leids. Denn das Leid der anderen stelle ich über das meine. Jeden Organspender sollte man frühzeitig so mit Schrot verbleien, dass nichts Verwertbares mehr übrig bleibt. In diesem Sinne ist doch auch unser Rentensystem geplant: Mitnehmen was geht und beim Ableben nochmal verächtlich auf den Generationsvertrag spucken, nachdem man das Erbe am Altersruhesitz auf La Palma für Nippes draufgehen liess.

Ich fände Wachkoma super. Ein Wachkoma mit Komplikationen, während ich den Schaden, den ich dem Volkskörper dadurch zufüge, mit eigenen Augen noch mitverfolgen kann. Das schönste Abschiedsgeschenk wäre eine von mir unbezahlte Rechnung, die massive finanzielle Lücken in unser Gesundheitssystem reisst und durch ihre Spätfolgen zur Lösung des Bevölkerungswachstums beiträgt. Also dazu, dass später weit weniger Beine auf meinem Grab herumtrampeln und mir an den Grabstein pinkeln.
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Donnerstag, 9. Mai 2013
Vatertag für Singles
Endlich Frühling! Einem Gott, der diesen Winter zu verantworten hatte, kann es nicht gedankt sein. Ein lauwarmer Biergartenabend, zwei, drei Mass, schön salzige Brezen. Und dann zu später Stunde die verzehrende Liebe, zu einem Huhn. Der Beginn einer heißen Nacht, mit einem, zu diesem Zeitpunkt bereits, Hendl. Ich sehe die Schlinge des Tierschutzes schon um meinen Hals tanzen. Ich nenn sie einfach Gickerl, bevor ich ihr die Gabel in die Brust ramme. Die Lust, die Liebe und das Essen, auf einem Teller, das für den Zeitraum der genüßlichen Wallung mein Planet wird. Oh liebe Liebe, du saftigster aller Braten, du bräunste aller Häute. Du krustigste Haut unterlegt von einer gegrillten Fettschicht, fast noch flüssig. Du Leibhaftigste aller Bräute, besiegelt durch einen Verzehrbon. Zum Fressen gern zu essen. Den Mund wie einen Schnellkochtopf versiegelt, daß nichts entweicht vom kostbaren Gut und gern ein Pfund. Zum Runterschwemmen ein kräftiger Zug von den positiven Fettwerten des Bieres. Und dazu olifaktorisch-akkustische Warnsignale für die Nachbartische. Einmal König und Gott in Bayern zu sein ... und es zu bleiben. Prost Mahlzeit.
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Dienstag, 20. März 2012
Mein, und auch Ihr, Leben mit den Raubwanzen
Wer glaubt denn noch, dass die Länderdomäne .pl wirklich Polen heißt und nicht ein Perlskript ist, das ihre Paßwörter klaut. Ich verweise da im Vorbeieilen auf den Webkrimi des Herrn Dhonau.
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Wer kennt ihn nicht, den unerwünschten Bildschirmfüller: "Sie haben eine illegale Taste F13 gedrückt und sich auf Seiten begeben, deren Urheber sich weiter auf den Sychellen sonnen, deren Beklicker allerdings mal ganz schnell 100 Schbackenneuronen überweisen sollten. Gedroht wird mit dem grösstmöglichem Horror, dem Bundskriminalamt oder der GEMA. Im Hintergrund rasseln die Ketten der losgelassenen Meute der Höllenhunde. "You are illegal by existence" steht im Kleingedruckten und sie können aufgrund der nur konsequenten Panikstörung schlicht die Nummer ihres Anwalts nicht finden. Ist zwar nur eine Kanzlei für Steuer- und Scheidungsfälle, aber es wäre ein Ast an den man sich klammern könnte.
Sie erinnern sich daran, dass Sie ihre persönlichsten Daten natürlich nicht gesondert gespeichert haben (wenn schon, denn Viren finden auch im Backup einen gesunden Nährboden) und ihr Outlook befindet sich schon seit Stunden fest im Griff der viralen Attacke (und klar, da stände auch die Nummer ihres Anwalts und Systembetreuers).
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Inzwischen kommen auch schon die ersten Anrufe aus der Praxis, dass die Systme verrückt spielen und statt Patientendaten eher die visuelle Form eines Nachtscanners darstellen, was an Feiertagen ja kein Fehler sein muss.

Sie sind ein Flinker, wenn Sie es vor Ihrer Online-Bank bemerken, daß sich Transaktionen auf Ihrem Konto vollziehen, die nicht wirklich in Ihrem Interesse sind. Jetzt wächst sich die Panikattacke zur massiven Paranoia aus: Woher weiß meine Bank denn, daß ich nicht eben mal meine Urlaubskasse während meines Mexiko-Urlaubs am EC-Automaten auffülle. Das sind jene Besonderheiten, in denen sich die totale Kontrolle auch mal zu Ihren Gunsten auswirkt.

Und weil nicht immer alles komplett daneben geht, hat die örtliche Polizeiinspektion noch Sprechstundenzeiten. Allerdings sind die anwesenden Beamten in Sachen Webkriminalität nicht die Geschultesten und es dauert schon eine geschlagene Stunde bis Sie den Sachverhalt zumindest rudimentär auf eine ungeignetes Formblatt zur Niederschrift bekämmen.
Ich müsste schon von einem anderen Stern sein, wenn mir nicht sonnenklar wäre, daß der Beamte nun ein klärendes Gespräch mit meiner Bank führen wollte. Wer aber könnte ahnen, daß die Fiskalspezialisten meiner Bank aufgrund der scheinbar verbotenen Herausgabe meiner Kontonummer und Bankleitzahl, sich nun gewzungen sähen, gleich auch noch mein Konto zu sperren.

Etwas verwirrt stehe ich nun allerdings vor dem Tatbestand, daß meine eigenen Bank mir nun nicht mal mehr erklären kann, was ich zur weiteren Bereinigung der Schieflage tun könnte, nachdem sie sich nun auch noch selbst aus meinem Konto ausgesperrt hätten. Und meine Schläfenlappen beschäftigen sich insgeheim mit dem Gedanken, wer denn nun mein Konto verwaltet, nachdem ich und meine Bank aus dem Spiel sind. Vielleicht sollte ich mal Kontakt aufnehmen mit jenen, die den Ball ins Rollen brachten.

Leider hat sich auch das erledigt, nachdem aufgrund der durch die Kontosperrung stornierten Daueraufträge, mein Handy nicht mehr in der Lage ist, die Vorwahlnummern von Estland und Mexiko zu eruieren.

Doch Gott hat mich nicht vergessen und so kann ich bei Angie ganz unverbindlich noch auf einem Bierdeckel aufschreiben lassen, was meiner Seele noch zu ein wenig Ruhe verhilft.
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Dienstag, 13. März 2012
Queridos companeros -
es muss nicht immer die Dritte Welt sein, die "unterentwickelten" Staaten, deren Bürger unter Willkür und lebensbedrohlichen Alltagssituationen ihr Dasein fristen.
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Bekannte informieren mich über die drastische Entwicklung in Mexiko, das ich noch von vor 20 Jahren kenne, die an Grausamkeit kaum zu überbieten ist. Ein Bürgerkriegsland ohne Beteiligung der Bürger, ein Kriegsgebiet des Drogenhandels, wie wir es noch nicht einmal in Kolumbien erlebt hatten.
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Dabei handelt es sich nicht nur um die nördlichen Grenzgebiete zu den USA - bekannt durch die Kooperation der amerikanischen Behörden (Operation Fast and Furious) mit dem Drogenring der "Los Zetas", jenen ehemaligen Spezialeinheiten der Guatemaltekischen Armee, die von der US-amerikanischen Escuela de los Americas in den schmutzigsten Formen der Kriegsführung ausgebildet wurden (siehe auch).
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Die Berichte meines Bekannten aus Guadalajara, einer ehemals gediegenen, ruhigen Studentenstadt werden immer unglaublicher. War es letztes Jahr noch ein Mörserangriff auf die örtliche Polizeistation, so zogen sich die Kampfhandlungen in Guadalajara diese Woche über rund 5 Stunden hin.

Wer auch mal die Gegenseite sehen und hören möchte, kann sich gerne auch mal bei den Narcos einloggen.

Hier aber nun die aktuellen Bilder der Woche aus Guadalajara:
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Mit welchen Mitteln der Kampf von Seiten der Drogenkartelle geführt wird zeigen die eigenen Panzerfahrzeuge, das eigene Mobilfunknetz, die enorme Feuerkraft und die Ruhe und Gelassenheit, mit der Exekutionen durchgeführt werden.

Wir "danken", all jenen Politiker, die durch ihre direkte Beteiligung am Drogen- und Waffenhandel, durch ihre Unterstützung und die Befürwortung von Drogenhandel und Kriegshandlungen, durch den massiven Rüstungsexport (Heckler&Koch nicht nur in Burmesien) und durch ihre passive Beteiligung und Verteidigung der herrschenden Drogenpolitik für diese Zustände verantwortlich zeichnen, für diese Bilder und Aufnahmen.

Mögen nicht auch Eure Verwandten und Kinder durch "stray bullets" oder eine Überdosis sterben.


... and by the way:
... mit Erfolg


... ohne Erfolg


... und mit ein wenig Humor

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Dienstag, 31. Januar 2012
Sehr geehrter Herr BundespräsidentIn
Da will ich Ihnen mal als gutes Vorbild dienen und ein wenig Selbstkritik üben, bevor Knüppel aus dem Sack es tut. Denn wer nicht hörren will, muss füllen - und nicht sein eigenes Säcklein. Auf die Knie, Marie!
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Dienstag, 17. Januar 2012
Die Liebe ist wie das Leben
Die Liebe ist wie das Leben und das Leben ist wie Leberwurststrang, in einem einzigen Darm einzeln abgedrehte Würste. Wie Phasen oder Epochen hängen sie bei unserer Geburt schön aufgereiht vor uns.

Und immer wieder hat sie ein Ende und dann wieder einen Anfang, die Wurst wie die Liebe. Warum ich Ihnen das erzähle? Weil mein Herz nun auch wieder erweicht, nachdem ich diesen großen literarischen See zwischen uns mit Brackwasser habe fluten lassen. Lassen Sie uns Deiche bauen, Ziele für den nächsten Krieg.

Mit weißer Fahne ist bei hartelinie kein Frieden zu gewinnen. Die Dekonstruktion wurde nicht auf dem Papier erfunden. Wer im tiefsten Katholizismus unserer Zeit Schlittschuh fährt, der bricht schon mal gern ins Eis ein oder trifft die Inquisition.
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Love is a function
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// comment:

Ich bin ein wenig verklemmt, ähnlich den früheren Internetverbindungen mit 36Kb, analog also. Leider sind wir inzwischen im digitalen Zeitalter angekommen. Nicht wir, sondern eigentlich nur alle ausser mir. So habe ich mich entschlossen, zumindest meine Partnersuche zu digitalisieren. Probiern Sie's aus.

Man sieht es vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber dem Script wohnt eine loop-funktion inne. Das mit dem "Willst du" klappt in den seltensten Fällen beim ersten mal. Meistens muss man es eben loop-mässig öfter fragen - wir nennen das Hinbenzen. Das Programm muss auch noch auslesen, daß mit "kiss" eigentlich "poppen" gemeint ist, was sich dann Crossbrowsing schimpft. Und dass es sich nicht um die function(liebe), sondern function(sexuelle Appetenz) handelt, das wird dem Gegenüber, nicht aber der Maschine bewusst sein - spätestens durch die Tags und sollte das der Leser fühlen. Beim Debuggen hat sich bisher kein Ausnahmefehler aufzeigen lassen. Wollen wir mal sehen, wie es in der scripted reality hinhaut.
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Sonntag, 20. November 2011
Dea Flachelant
Ich muss eingangs erklären, daß nur in einigen Passagen angedeutet wird, daß der Text eigentlich in fränkisch gesprochen wird. Ist hier aber ganz praktisch, weil auch der Sprecher selbst nur vorgibt Fränkisch zu sprechen, was die Beamten um so mehr erbost. Eine Art Fränkisch, zumindest ein außerbayrisches Bayrisch, besser ein innerbayrisches Nichtbayrisch. Die Mutter kommt aus Kempten oder so.

Ja, jetzt weiß isch es natürlich auch, weil isch in die Zeidung han reingsehe, was eh Flachelant is. Isch hän gedenkt, isch würd Bolizei sache. Jetzt hän isch des auch glese in de Zeidung und dem Indernet. Isch höä nua was de Kinde so sache. Und die schwätze vo Sixpack und Ninja-Durtles. Und ich vasteh imme nu Bahnof.
Jetz muss ich scho auch zugebä, sie hän eigentli ned Flachelant gsacht. Isch hän mia des dann so ausdenkt, weil isch gedacht han, daß des ned so schlimm weä, wie des was de Kinda gsacht hän. Ned meine Kinda, sondern de von de Nachban.
Und jetza soll isch 100 Mach zahle, na Euro, und eigentli au mea, nua weil isch Flachelant gsacht han, wo isch doch nua de Bulle gmeint hät. De blöde Drecksäck. Isch kann misch da ganed beruiche. Wenn isch dem Nachba sei Fensta eischmeiß kost misch des a ned mea. Na sach a mal, des hat doch kein Bezuch mea zua Realität. Da kann isch ma hundert Steckdoseleiste von kaufe, wenn isch Flachelant sach zu so einer Drechschleuder.

Flachellant, ne, die hän auch uff die Leud einschglache. Zwar vorwiegend auf sich selbe, aba geschlache hän se. jetza wea des scho sinnig, wenn sich die heud auch selba schlache däde. Abe mid so anam Schlachstoch kannst dich schwer selbä schlache. Da müsstest da schon uff die Finge haue. Und so schlache se ebe andre. Sie geißeln aus dem Volk, was es halt so auszugeißlen gibt. Der Volkskörper der sich selbst mit Wasserwerfer und Reizgas penetriert. Der Arm, der den Rücken blutig schlägt, wobei die Hand des Flagellanten stets unversehrt bleibt.

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So können wir ob unseren niederen Wucheses selbst auf Zehenspitzen nicht einen Volkstribun erblicken. Eine Gewitterwand von Rutenbündeln im eisernen Griff, so steht sie vor uns, die Eurokratie: non facies sed fasces!
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Wikipedia: Die evangelische Position hielt die Geißelprozession für ein repräsentatives Leistungsmoment, das sie für eine Idolatrie hielten. Dem hielt Gretser entgegen, die Inszenierung des Leidens ziele auf eine Intensität der Erfahrung und eine Identität in der Erfahrung und nicht auf Repräsentation. Er wandte sich entschieden gegen die evangelische Position, der göttliche Geist erfülle bloß die Sprache, nicht aber die körperlichen Gesten und Bilder. Das Wort allein erreiche wohl den Geist des Menschen, doch stifte es nicht in demselben Maße eine unmittelbare Beziehung zu Gott, wie die Kasteiung.

Isch hän misch jetz wengal schlaua gmacht, und wie isch den Menocchio glese hän, is mia voakomme als hät sisch da ned viel gedan, seitdem. Seit der v u z Guttenberg die Bibel erfunde hän hat sich ned viel getan in dene Köpf von de Leud. Im Gecheteil. Und jetz kommts mia auch in Sinn, daß sich besondas bei soganannte Leistungsträger der Flagellantismus einer besonderen Beliebtheit erfreut. Schlache und schlache lasse - und ich deaf ned Flachelant sache. Na, sach a mal. Bitte, Frau einemaria, nehme se sich die Zeit und sache se dazu mal was.

Ihr Sie verehrender Leser,
G.Apferahm
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Dienstag, 8. November 2011
The God, the Bad and the Ugly - die Innenarchitektur des Gambit
Ich suche ein säulenfreies Leben, denn die Säule trägt nicht mich, sondern die Decke über mir. Mir verstellt sie die Sicht.
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Tu-tunk, tu-tunk, klopft der Blutmuskel, die Turmuhr schlägt. Das heißt, ich lebe. Aber es ist, als wolle sich nichts daran hängen, als wäre die erste Staffel gelaufen und keine zweite geplant. Wenn wir schon bei der Fernsehserienmetapher sind: ein Standbild - leider so verschwommen, daß damit keine Kontrasteinstellung mehr möglich ist. Ich taste nach meinem Halfter.

Seit gut zwanzig Minuten sitze ich nun vor diesem Flackern. Es bildet sich Schweiß auf der Haut und die Haare stellen sich auf. Ich gehe auf und ab, weil mich eine unsichtbare Hand an den Brusthaaren packt und durch
die Wohnung schleift. Im inneren Dialog versuche ich herauszufinden, was die Hand möchte. Vermutlich möchte sie mir die Seinslosigkeit vor Augen führen, meine wahllos zusammengewürfelten Möbel, die ich aus der Studienzeit herüberretten konnte, das Flachbild einer humanen Vision, die man der Bildröhre beraubt hat. Der Halfter ist leer.

Als der Himmel kurz aufreißt, entsinne ich mich der Kreuzspinne auf meinem Balkon. Ein Gast seit drei Jahren, aber auch sie schon im Winterlager, sozusagen unbekannt verzogen. Selbst in den Resten ihres Netzes kein Nachsendeantrag. Wo ist meine Waffe? Wo bin ich?

Es fühlt sich falsch an, meinen Güterzug leer durch den Winter zu steuern. Es fühlt sich verdammt falsch an, ohne Proviant in ein Rennen zu starten, das man alleine läuft und trotzdem verliert. Endlich ertaste ich den kalten Stahl. Nachdem ich sie ergreife, wirkt der Holzgriff warm und handlich. Ich weiß wieder, wer ich bin. Ich und mein kalter Stahl verlassen das Triangulo del Muerte.

Welcher Gedankenfamilie soll man sich bedienen, wenn einem dieses tu-tunk, tu-tunk beginnt auf den Senkel zu gehen. Ein fremdes tu-tunk in der eigenen Herzkammer. Ich stelle mir Fragen, die sich eigentlich andere stellen sollten, nur weil ich sie irgendwo aufgeschnappt habe. Wer hat das Gedankengut entlassen, als Frage ohne Antwort ... oder bin ich beim zweiten Teil der Bücher einfach eingeschlafen? Was für ein bekacktes Dorf, wo man vor lauter Krugscherben den Brunnen nicht mehr findet. Ich bin mir fast sicher, daß es sich bei mir um einen schadhaften Filter handelt, die Zylinderkopfdichtung im Arsch. Und deßhalb liege ich hier im Schlafwagen nach Morgen.

In all den Stunden, die an der Zeit vorbeigehen, bin ich den Zug auf und ab gelaufen. In jeder Ecke ein Schaffner, die Fahrerkabine allerdings verwaist. Ich will mal hoffen, daß nur ich alleine diese Strecke befahre. Nochmal Fahrgast-Check, könnte ja sein, daß sich der ein oder andere Bekannte an Bord befindet. Falsch fühlt sich auch der Griff zum Bordtelefon an. Auf dem Weg zum Duell werden keine Fragen gestellt. Wäre günstig, wenn das meine autonomen Nervenbahnen endlich auch begreifen würden.
........................b...t.x.t.....................
Grundlage, Zug und Waffe, sind die Requisiten aus dem Film The Good, the Bad and the Ugly, einem der außergewöhnlichsten Western.

Der unterlegte Handlungsstrang ist mein Erwachen aus der Bewußtlosigkeit, die mit dem Verliebtsein einhergeht.
Als ich aus dieser Bewußtlosigkeit allerdings erwache, bin ich nicht mehr auf dem Weg zum Duell (siehe Film). Ich trete nicht mehr in Konkurrenz, wie das beim Damentausch in einer Dreiecksbeziehung so üblich ist, sondern ziehe mich aus dieser zurück, bzw. bin schon fast wieder ich selbst. Ich selbst bin natürlich die gesamte Dreiecksbeziehung zwischen God, Bad and Ugly.
Mit der Waffe in der Hand, meinem Selbst-Bewußtsein, das ich wiedergewonnen habe, fühle ich mich wieder komplett. Es ist wieder mein eigenes Leben, das ich lebe, meine eigene Entscheidung, und nicht mehr die anderer.

Wenn ich aus dem Fenster blicke, sehe ich noch die Ruinen und die Schadhaftigkeit, aber der Zug fährt und fährt und ich werde - wieder Eins - ankommen. Spätestens dann wird es auch mein Körper begriffen haben, daß er die Spannung wieder rausnehmen kann.
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