Dienstag, 9. November 2010
Geistiges Eigentum ?
Wo will man da ansetzen? Vielleicht bei Mercedes, wobei das Auto über den Vornamen, eine uruguayanische Landeshauptstadt und eine phillipinische Staatsgemeinde gesiegt hat?
Ein gutes Beispiel für die Theorie, daß geistiges Eigentum vorwiegend aus einer Bildersammlung von Wixvorlagen besteht, die sich biologisch an der Hirnrinde manifestieren. Und der Rahmen dieser Bildersammlung schnitzt sich aus dem Mangel an Gewissen und Unrechtsbewußtsein.

Als Vornamen für Jungs zugelassen ist Hauke und Chelsea, aber nicht Carlson. Für die Mädels geht Bavaria und Kaur, aber nicht Borrusia. Sunshine und Noelle kann das Mädchen heissen, Pumuckl und Speedy aber nur als zweiter Vorname. Um sich im Stand nicht zu verlieren sind Lord, Ritter, Prinzessin, Alpha, Che und Jesus verboten. Einzig Roi bietet da ein kleines Schlupfloch. Zum Glück sind auch Stompi und Stone, sowie Hemmingway und Heydrich bisher nicht erlaubt.
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Freitag, 24. September 2010
"Gebauer, wo sind die Weiber ?!" - Die Arroganz der Macht
... besteht in ihrer Definitionsgewalt der Realtität. Und da definiert der Duden oft mehr als der Kanzler.

Es sind Konzerne und ihre Handlandlanger, die hier gestalten, was in der Bevölkerung - zumindest in meinem Umfeld - als radikaler sozialer Kahlschlag empfunden wird. "Eigentlich müsste die Verfassung, nach der der Kanzler die Richtlinien in der Politik bestimmt, geändert und durch die Bertelsmänner ersetzt werden. Das würde der Wirklichkeit viel eher entsprechen." Politik wird sozusagen gleich nebenan gemacht: im Centrum für angewandte Politikforschung im schönen Bogenhausen. Da hätten wir dann auch gern die flächendeckende demokratische Videoüberwachung.

Die Umgestaltung der deutschen Sozialsysteme durch Verschärfung und Privatisierung, wie sie gerade stattfindet, ähnelt in ihrer Vorgehensweise der aktuellen amerikanischen Politik im Nahen Osten. Es geht um die effizientere Ausbeutung von Mensch und Material, um die langfristige Absicherung der Interessen einer ökonomischen Elite.

Vermutlich kennen Sie den Minijob. Aber kannten Sie den Midijob, der bei 400 - 800 Euro lag. Damit befinden Sie sich in der sogenannten Gleitzone und wie es da so ist, können Sie mit dem Gleitzohnenrechner simulieren. Es scheinen hier große Mißverständnisse von Recht und Unrecht entstanden zu sein. Es sind nicht die Sozialhilfeempfänger, die auf Kosten des Steuerzahlers einen faulen Lenz machen, sondern es sind die Reichen, die auf Kosten der Armen (und deßhalb sind diese arm) leben und ihnen zuletzt auch noch das Recht auf Arbeit nehmen.

Die Ausweitung des Mainzer Kombilohnmodels auf die komplette Kampfzone, Abbrennen der Flächentarife, die Abgabe der staatlichen Rente an die Allianz der Riester-Biester, Privatisierung und Auslagerung an den Steuerzahler: die nächste Stufe der Selbstbedienung ist der arbeitende Kunde ...

Viele scheinen dem Spielplan nicht zu folgen. Wir sind nicht mehr in der Vorrunde. Und wie bei der Handball-WM werden die Punkte in die Hauptrunde mitgenommen. In der Vorrunde fällt noch keiner durchs soziale Netz. Hauptrundenmäßig wird es aber für viele zunehmend unwahrscheinlicher, daß der nächste Urlaub am Strand von Rimini stattfinden könnte. Für viele wird es Balkonien werden.

Warum immer dem großen Bruder Amerika folgen, wie inwischen auch alle anderen europäischen Länder. Wir brauchen keinen Mindestlohn, wenn wir endlich aufhören, die Arbeit unter der Armutsgrenze mit Sozialhilfe aufzustocken (heute wäre es sinnigerweise übrigens eine Aufstockung der Lohns durch Arbeitslosenhilfe).Und dieser Wegfall der Stütze für vollzeitbeschäftigte Arme entspräche exakt der CSU-Forderung nach dem Anreiz zur Aufnahme einer besserbezahlten Arbeit (siehe hierzu die Bundesbedürfnisanstalt). Daß der Teich bereits leergefischt ist, zeigt uns bei diesem Angelwettbewerb deutlich, daß der Vorrundencharakter der Vergangenheit angehört. Wir sind jetzt in der ko-Runde und deren vornehmliche Charaktereigenschaft ist prekär (sprich: post-care).

Ich kann sie mir aber gut vorstellen, diese wichtigen Herren in Anzug und Krawatten (oder auch "Nieten in Nadelstreifen") an Glastischen bei stillem Wasser und Kännchen Kaffee. In ganz lockerer US-unternehmerischer Art, manche auch ohne Schlips, lassen sie ihre geballte, auf teuren Seminaren erarbeitete Kreativität wirken, um die Konzepte der Zukunft zu entwickeln.
Selbst zwar keine Ahnung vom Tuten und Blasen und selbst bei Fieber liegt der soziale IQ noch unter der Körpertemperatur, aber immer kräftig an einer Kultur meißeln, die aus Dessous-Werbung mit willigen, magersüchtigen Models an Bushaltestellen und Pornos im Abendprogramm, aus 300 Leichen und Gefolterten auf 25 Kanälen zwischen 18 und 19 Uhr, Alkoholwerbung zu jeder Sportveranstaltung, dem zynischen Abzocken durch Politiker und Firmenleitungen, einem zyischem Kapitalismus gepaart mit einer unglaublich verlogenen Moraltität besteht. Und als Krone auf dieser fauligen Moral sitzt die Bestürzung und Betroffenheit über die entsprechend handelnde Jugend.

Dem möchte ich den Artikel "Peter Hartz vor Gericht" aus der konservativen Faz-Net vom 15.01.07 anschließen:
" ... Hartz und Schröder. Da haben Wirtschaft und Politik zusammengefunden. Eine Versöhnung der Gegensätze zum Wohle aller Bürger. Ganz so wie Hartz und Volkert bei VW nichts als das Wohl ihrer Belegschaft im Sinne hatten. Jedes Jahr im April verhandelten die beiden die Boni für die leitenden Angestellten. Über das Geld für Freund Volkert entschied Hartz allein. Der Personalvorstand hat einen Betrag vorgeschlagen, Volkert stimmte zu. „Klaus, wenn du nicht im Betriebsrat wärst, dann wärst du bei uns im Top-Management“, soll Hartz gesagt haben.
Die zwei zelebrieren auf Augenhöhe die Vereinigung von Kapital und Arbeit. Der Bonus verwandelt den Gewerkschafter in den Co-Manager, von Gnaden des Managers, der eigentlich ein Gewerkschafter ist. Das ist in deutschen Unternehmen so üblich. Bei VW wird es nur ganz besonders sichtbar. „In Wolfsburg kann keine Maschine ohne Zustimmung der Arbeitnehmer verschoben werden“, registrierte der frühere VW-Chef Carl C. Hahn. Der Personalvorstand heißt Arbeitsdirektor und wird von den Arbeitnehmern bestimmt. Karl Marx hat sich das alles ein bisschen anders vorgestellt. Adam Smith auch. Nur die Deutsche Arbeitsfront (DAF) der Nationalsozialisten träumte schon in den 30er Jahren von einer derart versöhnten Betriebsgemeinschaft."

Da haben die Top-Manager bei ihren betrieblichen Puffbesuchen doch auch mal was für die Arbeit mitgenommen und ganz im Sinne von Telefonsex die kostenpflichtige Kundenbetreuung eingeführt. Vom Verkäufer im Laden, dem ich noch die schlechte weil neueste ACDC-Platte um die Ohren hauen konnte, sind wir inzwischen angekommen bei ... der Telekom mit 0800-Nummern, auf denen man über Tage niemanden erreicht (weil der Ansturm auf das neueste Produkt so unerwartet groß ist) und ihrem Schwester-Produkt der kostenpflichtigen 01805, mit der ich im gleichen Nirvana lande. Ein Vorstand also, der den Betriebsrat in den Puff schickt, eine Telefongesellschaft, die telefonisch nicht zu erreichen ist, eine Sozialdemokratie, die ihren dicken Wanst dem Mindestlohn entgegenstreckt.

Dazu noch ein paar Kleinigkeiten wie den Gallup Corruption Index 2006 bei dem Deutschland auf Platz 48 liegt, zusammen mit Mali, Mexiko und Mozambique, allerdings noch hinter Südafrika, Niger, Burkina Faso und Bolivien. Und irgendwie macht es auch Sinn, daß dies von Bertelsmann und unseren Medien ganz anders gesehen wird.
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Donnerstag, 9. September 2010
Die Zeit in der Krise
Sie zieht und presst sich durch den Raum. Manchmal einen Radschlag, manchmal einen Rat - letzteren eher geraten. Sie rettet sich über die Runden, kämpft mit den eigenen Einheiten, quält sich über die Zeitlinie. Die Zeit dreht am Rad ... nicht ganz so locker wie Maren Gilzer am Glücksrad. Die Zeit ist nicht mehr flüssig. Verkalkt und arthrotisch wird jedes Fortkommen zur Qual.

Solidarisch stellt das no-movement-movement das Sofa auf das Trottoir. Mal schnell den August geköpft und die erste Ladung vergorene Gerste ins Gsicht. Keine Bewegung!!! Wir besetzen die Zeitschiene, ketten uns an sie.

Unser Dienst am Volk beginnt nun Montagmorgen auf der Couch am Strassenrand. Mit wehenden Fahnen und dem Bier in der Hand flankieren wir die Helden der Arbeit auf ihrem Weg an die Front. Wir sind die Prekären, die den Soldaten des Kapitals die Kinder hüten, die den Doppelverdienern den Rücken freihalten.

Im Herzen des Lohndumpings hat das Kammerflimmern ein Ende gefunden und der freudige Herzmuskel hat seine Eurythmik eingestellt. Die Zeit dreht am Rad, aber das Rad befindet sich nicht mehr am Wagen. Der Staatsgedanke rumpelt noch ziellos vor sich hin, seine Einzelteile jedoch haben sich für den Stillstand entschieden. Die Portraitaufnahme von Schland zeigt einen abgetrennten, stinkenden Fischkopf. Der Rest ist eine Explosionszeichnung. Das Spiel ist aus - wir warten auf die dritte Halbzeit.
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Mittwoch, 1. September 2010
Schlandmaul
Urlaub? Ich glaub, ich kotz. Ich will gebraucht werden. Und wer bräuchte mich mehr als unsere soziale Saftpresse, die Arbeitswelt Deutschland. Total control of Volkskörper. Wir - das Du-bist-nicht-Deutschland und ich - wissen, was wir wollen. Die 20-Stunden-Woche bei leichter kreativer Tätigkeit. Gleicher Lohn für alle. Rente mit vollem Lohnausgleich. Best-of Krankenversicherung für alle. Grundrecht auf schönes Wohnen und Arbeiten am gewünschten Ort. Freier öffentlicher Verkehr. Et cetera.

Da müssen wir uns nu mal ranhalten. Mal in den Gürtel spucken und die Hände enger schnallen. Nennt mich ein Schlandmaul, wenn ich mich sozusagen mit einem bereits gestürztem Sarrazin aufs Glatteis begebe. Wir müssen umdenken. Stell dir vor, wir wären die Titanic. Stell dir vor, du bist hartelinie.

In meiner Welt sitzt hinter jedem Busfahrer ein bewaffneter Sicherheitsmann, der sorgsam darauf achtet, daß der Fahrer des Unterstützerbuses 831 den Fahrplan einhält. In meiner Welt läuft oder sitzt neben jedem öffentlichem Angestelltem und Arbeiter ein Ein-Euro-Qualitätsmanager und kontrolliert dessen Tätigkeit auf Schritt und Tritt. Daß das der Korruption Vorschub leistet - der Angestellte schmiert den Euro-Jobber - ist durchaus möglich. Im schlimmsten Fall wäre das dann aber eine geringe Aufbesserung des Grundeinkommens, eine Leistungsprämie sozusagen. Ausgerüstet mit dem schwäbischen Qualitätsstandard eines HK417 mit Granatwerferaufsatz XM320 könnten die ehemaligen, von Guttenberg in die Wüste geschickten Soldaten endlich endlich auch mal im eigenen Umfeld für aufräumen. Und natürlich auch dafür Sorge tragen, daß keine geparkten Autos die Trambahn blockieren.

Für die Zivis gäbs Jobs als Abfertiger der S4 Richtung Geltendorf, die mich wie in Mexico City zu Stosszeiten - und deswegen heissen die auch so - entgegen aller Schulphysik mit ihren Springerstiefeln noch reinstopfen. Urlaub? Urlaub ist für mich, wenn ich strahlend vor Glück ab der Stadtgrenze endlich mal an der Scheibe kleben darf und meine Facettenaugen wie die einer toten Fliege auf die regenverhangene Alpenkette glotzen. Zwei mal zwei Minuten Urlaub, das macht, wenn man am Wochenende auch arbeitet, knapp 1500 Minuten Jahresurlaub, macht ... einen Tag, meinen Krankheitstag mit 20 Minuten Pause.

Und nach außen verteidigt wird diese neue Ordnung durch Anwaltsflotten wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Nicht nur die innerdeutschen Betriebe würden sich die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen dreimal überlegen. Warum nicht mal lebenslänglich für Wirtschaftskriminalität?
Eigene staatliche Universitäten mit der sicheren Übernahme der Juristen in den Staatsdienst bei guter Bezahlung, die holen dann gleich noch zigmal so viel raus aus den schmierigen Ecken wie die derzeitige Steuerfahndung.
Die Steuerfahndung, eine der Institutionen, die jedes Jahr das Bundesverdienstkreuz bekommen sollte. Vielleicht übertreib ich da ein wenig. So gut kenn ich sie auch nicht.

Ich will nicht weg. Ich muss zwar fünf Ringe zahlen, aber im öffentlichen Verkehr meiner eigenen Gehirnwindungen gibt es nur einen Ring und eine Zone und die reicht exakt von meiner Wohnstätte zu dem Ort, wo ich fleissig an meinem Beitrag zum Sommermärchen und Wintertraum Deutschland arbeite. Von A wie Arbeit nach B wie Bereithalten. Ich bin vielleicht ein Workoholic, doch mit mir wächst eine Solidargemeinschaft, ein zufriedenes Umfeld, weil es weiss, was es sich selbst geschaffen hat. Eine Lindenstrasse, die vor Jedermans Tür mal Halt macht. Wie unsere Väter und Vormütter, die nicht nur eine Generation von Massenmördern hervorgebracht haben, sondern auch - kurzzeitig - die 38,5 Stunden-Woche. Ich habs erlebt, ich war dabei.

Wo soll ich hin in Urlaub, anderen bei der Arbeit zusehen? Nee! Einigkeit und Recht und Freiheit. So wars doch, oder? Kein Urlaub für niemand.
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Montag, 16. August 2010
Dubstep Schlandmaul
Die deutsche Atompolitik ist ein klassischer Dubstep. Es hallt und wummert. Man weiß oft nicht woher und wohin es kommt und geht. Irgendwann wird es heissen, daß es nie dagewesen ist.
Vielleicht ist es wie LoveParade und keiner ist schuld gewesen. Vielleicht ist es auch wie Fussball und nach dem Elfmeterschiessen, der Restlaufzeit, ist dann endlich mal Ruhe. Kein wiederaufbereitetes Endlager der Rohstoffkonzentrationen.Das Ende eines tödlichen Duells. Das Atom muss nun alleine leben. Und als der Hall noch nicht verpufft, ist es keineswegs mehr wie beim Fussball. Nach der Wahl ist keinesfalls vor der Wahl. Politik ist kein Spiel, denn das ist vorhersehbar.

Wie nähert man sich literarisch einer solchen Politik? Sinnigerweise vielleicht mal lyrisch. Politische Berichterstattung als Sage. Heldenbilder schaffend.
Vielleicht auch ein Psychogramm von Frau Merkel als Fabeltier? Die Hannover Stadtmusikanten: Oben Hahnebutt, Hells Angels Boss, nicht nur von Hannover. Darunter Udo Lindenberg und Gerhard Schröder und als Esel und Atlas der Anwalt Götz von Fromberg.
... Leck mich am Gefieder, das is mal ein Bild: die Patriarchen von Billigland als Tierpyramide. Vielleicht auch als ein Kranz von Weisswürsten, als ein Reigen der Innigkeit, Rock&Roulade ... auf einem Biertisch in der Hannover Innenstadt.

Dem Herrn am Kreuz könnte man zeitgemässerweise auch mal was anderes an Hand und Füsse geben als die alten rostigen Nägel. Hilti-Doppelkomponentendübel, Heroin- oder wahlweise Epospritzen. Manche behaupten ja, das Turiner-Leintuch wäre ein grosses Fentanylpflaster. Ich meine, man hätte das Kreuz anders gestalten können. Mehr wie ein Y, eine Steinschleuder, dann wären die letzten Worte auch visuell besser rübergekommen. Jesus als die Zwille Gottes. Aber so wars ja auch nicht gedacht. Wie ein Butterberg ist er dahingeschieden. In aller Seelenruhe den Kopf ans Kreuz gelehnt und die Nackenmuskeln entlastet. Der Untergang eines noch nicht aufgegangenen Abendlandes. Oswald Spenglers Nachruf ist wohl eher Amme als Historie.

Das zeigt in beiden Fällen, dass sich vorwiegend weiches Fleisch in enge Kleider zwängt.
Wir wollen einen Kinski für die Rolle am Kreuz. Einen, der von wilden Erdbeermündern sinnt, während er sich das Fleisch vom Leib reisst. Einen splitternackten Erlöser, der auch Frauenträumen gerecht wird. Einen, dessen scharfes Wort noch den letzten Fetzen Lungenbläschen zeichnet als es sich hinauswendet in diese unwürdige Welt. Für das Leben im Mafialand muss man heute anders gerüstet sein. Die hartelinie empfiehlt das neue Wookie Jacket von Adidas "Terrorize the small droids"!
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Freitag, 6. August 2010
Müller Tor Dock
Bei uns im Haus wandert der Müll durch die Müllschlucker auf jedem Stockwerk in die Tonne. Das macht die Sache etwas privater. Vielleicht weil es so sehr an die Toilette erinnert, sehen die meisten dabei so aus, als ob sie gerade auf einer solchen säßen. Vielleicht sind es aber auch die Brucker Mülltrennungsgesetze, die das Blut in den Kopf schiessen lassen und die Augen mit Atropin aufpumpen. Scharf wie die Rassengesetze und diffiziler als die Zivilprozessordnung. Spätestens bei der ersten Initiation auf dem Wertstoffhof wird klar worum es geht: um die Zersplitterung des Geistes und die Begreifbarmachung des Unbegreiflichen. Mit offenem Mund lauscht das einheimische Ohr dem Leitstellenvorsitzenden, zumeist einem Stammesbruder aus den fünf neuen Ländern. Und wir erfahren die geheimsten Details aus der Welt der Hart- und Weichplastik. Warum das nach Farbe getrennte Glas dann wieder zusammengeschüttet wird und diverse Gerüchte über den mafiösen Müllhandel mit der Dritten Welt werden leider erst in einem der späteren Aufbaukurse vermittelt. So begnügen wir uns an unseren ersten Besuchstagen mit den Grundbaustoffen unserer Welt: Plastik, Glas, Metall und Misch. Wir bemerken voller Erstaunen, daß noch viele Ecken und ganze Containerstrassen von uns unbeliefert bleiben, während sich diverse Materialen wie altes Fleisch (nicht Biotonne) schwerlich zuordnen lassen. Und so wandert die Kalbsleber von letzter Woche tief begraben unter Hausmüll in geheimer Mission über die Gänge unserer Wohnstätten in die Klappe des Müllschluckers und wir sterben an Kreislauferkrankungen ohne auch nur einen Bissen davon abbekommen zu haben. Das macht es den Demographen nicht gerade leicht.
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Sonntag, 18. Juli 2010
Es läuft nicht rund ...
Der Verteilerkreis ist ein Planquadrat. Das ist unangenehm für den Bürger. Denn da ihn die Zentrifugalkräfte an die Reagenzglaswand pressen, ist das Rotieren in einem viereckigem Gefäß ausgesprochen schmerzhaft. Pro Umdrehung vier Aufschläge. Wem da nicht irgendwann die Birne platzt.
Wir haben uns schon eingedeckt mit Gold und Silber. Die Fanatiker gar mit Konserven aufgestockt. Und jetzt warten wir. Auf den Zusammenbruch ... der sich Zeit läßt. Ich glaube, die verlorene WM hat der Krise das Genick gebrochen.
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Freitag, 9. Juli 2010
KATHARSIS KATHARSIS resampled
Entwicklung an der Weicheifront. Eine gute Nachricht und eine schlechte. Die Hausmeister sind auf Warmduscher- und Schattenparkerkurs, soweit man mit Parken überhaupt auf Kurs sein kann. Die ganze Bande stürzt sich lemmingmäßig ins Geschlechtsleben. Das macht Spaß, hat aber keinen Flankenschutz, keine Nachhut und keine Reserve. Brüder, ihr verflüchtigt euch gerade selbst. Fehlt nur noch, daß ihr eine Putzfrau zur Schatzmeierin wählt -so eine, die zur Frisur eigentlich Gummistiefel tragen sollte. Zur großen Freude des toten Wilhelm Reich löst sich euer Charakterpanzer auf und das ganze maskuline Chitin geht baden in der postmodernen spermatischen Sintflut, dem Sint des Lebens. Dank Ritex ist dann auch wieder nix dabei für die Rentenversicherung. Sollen doch die Kondom- und Pillenhersteller den Lastenausgleich für die Rentenaufkommen leisten - das wär mal fair.

Oh Christu! Katharsis, Freunde, Katharsis. Mäßig mäßig. Orientiert euch doch am Leben selbst, diesem stinkfadem Krüppel. "Wenn der Schwanz Augen hätte, würden wir keine Frauen mehr anfassen." soll mal ein berühmter Chirurg gesagt haben - von mir ist es nicht. Runter mit dem Willi, Kollegen, es herrscht Krieg. Und das Schlimme: Es ist doch eigentlich Winter, das heisst Feuerpause. Keine Pheromenattacken, es sei denn einer schwitzt mal so richtig durch den Lodenmantel. Der Frauenfuß im MoonBoot oder zumindest in trendigen, aber dichwandigen Lederstiefel, de sogenannten Schenkelspreizer - des ist doch nicht der Reißer. Wenn das so weitergeht, finden wir euch spätestens im Sommer wieder mit der Knippex am Stützkorsett. Fragts bloß mal die Skilehrer in Westendorf, was das für Folgen haben kann. Ein wenig mehr Contenance ... Burschen.

Das war die gute Nachricht. Die schlechte ist, daß es nun ein halbes Jahr später Sommer ist. Das such-das-Weibchen-Spiel findet seinen Höhepunkt. Erstmal zwei Weltkriege gewonnen ... schaun sie uns doch an ... und dann die WM verloren, im Finale gegen Argentinien ausgeschieden, kein vierter Stern am Himmel des Firma-men-ts. Eigentlich geplant war der Weltmeister am Sonntag und der Austritt aus der Währungsunion am Montag. WM und DM. Das macht kein Spaß nich. Der Trieb weiss noch nicht so recht wohin. Und da bietet sich die ultimative Hormonflutung des öffentlichen Raums als nahezu perfekte Bühne für den Balztanz. In diesem Jahr ein eben etwas aggressiverer Tanzstil. Bei uns flutet noch das Adrenalin bis Sonntag und dann erst die Endorphinausschüttung um kurz vor Elf.


Ich bleib locker. Hab mir grad mit einer Frau ein Grab gekauft. Ausser bei der Vertragsunterzeichnung haben wir uns nicht mehr gesehen. Aber nach dem Tode sind wir dann sicher vereint. Eine Seelenverwandtschaft. Is schon blöd, wenn's dann emotional schief läuft. Nich so gut für die Ewigkeit. Aber was soll's, einen Versuch is es allemal wert. Wer nicht wagt der nicht gewinnt, liebe Elf, sehr blaß in den weißen Leibchen. Europameister und Austritt aus dem Euro 2012 is jetzt dann irgendwie blöd.
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Dienstag, 22. Juni 2010
reislos - Aachen Sept 09
es ist kurs vor viertel nach acht im schönen aachenland - Mitte september also kurs vor Märs - und vor dem kalten fenster sirpt die grille bei nahendem bodenfrost.

das bier ist getrunken und es ist auch noch genügend da. die sufriedenheit sitst kampfbereit neben mir. su schreiben in momenten wo es nichts su sagen gibt - reislos sosusagen ... es müsste eigentlich Märs sein wo kein Korn mehr wächst.

doch der untergrund kocht ueber mir. die maenner hinter den steuern von Modellbauautos rühren in ihren Bensingemischen und feilen an Bereifung und Dämpfern für den nächsten Einsats. Es lodert die lunte im Rauschen des Baches. Nichts ist mehr heilig. Es wird durchflossen von libertärem Schwemmgut. Es tröpfelt und wogt. Auch so kurs vor der wahl - es ist September 2667.

FlashMob und die YesMen stehen schon länger nicht mehr auf der Tageskarte der Gerüchteküche. Der Präsidentenstuhl bereits geraubt und .... Das Ende liegt weit hinter uns. Ein Weimarer Ende und aus der Asche steigen die Trümmerfrauen - ein Begriff für den die deutsche Sprache geschaffen wurde! - und wollen jetst ihre Rente die sie selbst nie eingesahlt haben. Sollen sie doch ihre eingekochten Marmeladen aufmachen ... oder vielleicht kommt ja noch das ein oder andere Frontpaket unsustellbar surück. Was tut ihr Menschen die ihr nichts tut und wenig schläft? Viele meckern.

Da treten die Kümmermänner jetst mal den Rentenverweigererinnen gans gehörig auf ihre Gichtgriffel. Die Siegel stecken derseit nämlich in den alten VIllen während sich die unbeerbte Brut in Plattenbau und Spritsbeton tummelt. Und ob der massiven Bestrahlung von Alpha- bis Radiowellen von Quanten und Strings mutiert das Monster der unverrenteten Nachgeburt sum postmodernen Realitätsverweigerer. Ich hab keinen Gesellschafts- oder Generationenvertrag unterschrieben. Ich war nie in Brüssel sur Vertragsunterseichnung und frage mich sudem woraus meine Aktienanteile an der BRD bestehen.

Die Strassen sind gratis aber eben auch für alle die nicht den deutschen Fiskus bedienen - sudem bin ich Mountainbikefahrer. Bei den fast nicht mehr auffindbaren öffentlichen Toiletten fühlt man sich wie in eine indischen Paralleldimension versetst - sudem ist nur stehen umsonst sitsen kostet. Schule kostet noch nichts studieren schon ein bißchen und Kindergarten mal so richtig. Interessant wäre es sich den Militärdienst vergüten su lassen wie einen Volkshochschulkurs mit bißchen mehr Action. Ich glaube schon su erkennen daß da so viel nicht mehr fassbar surückkommt von meinen Rentenrücklagen. Und sollte ich den Umwelt- und Nahrungsmittelterror bis ins Rentenalter unbeschadet überstanden haben dann werde ich wünschen ein Wal su sein um im sosialen fadenwirrwarr mich überhaupt noch su verfangen.

Von staatlicher Seite sehe ich keine Hand die sich mir helfend entgegenstreckt. Aber auch bei der aus Liebe geborenen Altersvorsorge sehe ich keine Rettung fressen dir Kinder doch schon in deinen rüstigsten Seiten das Fleisch lebendig von den Knochen. There is no hope but dope :-) Die Sukunft ist reislos.
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Winter in Deutschland - kein Märchen 09
die gefrorene erde knarzt wie ein schlecht verlegter Bodenbelag. Wenn der Bauch erstmal voll ist, hat der Kopf nicht mehr viel zu sagen. Die Fangemeinde waechst und schrumpft wie ein Blasebalg und doch heizt sie nicht mehr das Feuer aus dem die Newsletter geboren werden. Der Schwung ist raus seit der kulinarische Himmel ueber mich gekommen ist. Das Wechselgeld stimmt. Toene und Gerueche scheinen vertraut - Totenstille am 1.Advent.
Muss mir garnicht gross vorstellen welche Stimmung im Moment in der Trambahn herrscht um ein Bild vom weltweit groesstem Friedhof "Deutschland" zu bekommen. Die Schweinegrippe scheint eine Herzerkrankung zu sein, denn vom Husten ist nicht viel zu hoeren. Selbst die Studentenproteste scheinen schon in der Vorrunde zu Boden gegangen zu sein ohne dass jemand die Uni wirklich in Brand gesteckt haette.
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