Habe gestern nichts getan, bin aber nicht fertig geworden - so geht mir heute wieder der halbe Tag damit flöten. Wie soll ich da fertig werden? Und alles zu. Wenn mal nicht ich, dann die. Ich verbringe hilflos all die freie Zeit, ohne zu wissen, wo ich anfangen soll.
Diese Stille, dieser wohltuende Produktionsverlust. Die Vöglein zwitschern sanft, da sie keinen Autoverkehr mehr übertönen müssen. Ein Großteil der Bevölkerung nihiliert sich zu diesem Zeitpunkt gegenseitig auf Autobahnen und in Ferienparadiesen. Ferien haben die, das Paradies aber ist hier.
Ein Sonntag ganz zu meinem Vergnügen. Wer sich noch nicht an den See traut, wendet sich flanierend Richtung Innenstadt, wo die Eiskugeln wachsen. Das ist wunderbar, denn so bleibt es totenstill bei uns. Kein Technogesabber oder brüllende Kinder im Hinterhof. Kein heimlich Nachbartratsch, der die Brüstung hochkriecht. Mein Sonntag.
Nun lauscht auch mein Ohr den taktfreien Geräuschen der Tastatur.
Warum immer negativ ... mal was Konstruktives. Das klingt wie erfunden und ausgedacht, ist in unserem Fall aber historisch hinterlegt.
Es hat einmal eine Welt gegeben und so könnte es noch heute sein, in der sich die Menschen nicht belogen und bestohlen haben, in der sich Menschen am Glück der anderen erfreuen konnten.
Es gab Gruppen von Menschen, deren Genpool nicht die Soziopathen unter ihnen als Führungselite wählte. So ist das heute nicht mehr. Es gab Zeiten, es gab Kartoffel, es gab Gurken, es gab hunderte von heimischen Apfelsorten, ohne Chemie, ohne Atom und ganz ganz früher vielleicht auch ohne Gen. Heute kaufen wir unser Essen bald in der Apotheke. Wenn Monsanto das letzte Saatgut ausgerottet haben wird, wird Food und Pharma fusionieren. Wenn du keinen Euro mehr in der Tasche haben wirst, wirst du merken, daß man sich von Bäumen nichts kaufen kann, ups.
Naja, die schönste Farbe, die die Natur für mich hervorbringt, ist Grün. Da bin ich sehr einfach zu bedienen. Ich freue mich dann riesig, wenn mal was anderes durchspriest - Lila wogende Lavendelfelder, der knallgelbe Raps ... aber immer umlagert von sattem Grün. Und jetzt das Konstruktive: wenn wir uns ein wenig anstrengen, können wir das heute wieder haben.
Die hartelinie sagt, ich zitiere, erstens
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2. Hitler? wurde als (Ersatz-)kasernenrat der Räterepublik gewählt, später wird er Mitglied der Untersuchungskommision der Reichswehr, um die Kommunisten unter ihnen ausfindig zu machen. Ein super Start für ein Arschloch.
3. spätestens wenn ich zu löschen anfange, muss ich aufhören
Es gibt nicht mehr genügend Raum. Wir sind eine bewegte Gesellschaft und da gibt es keinen Platz für Rumstehen. Ich will es mal ganz deutlich sagen: Wir benötigen verschiedene Fahrspuren für verschiedene Leben. Oder noch deutlicher:
Schon Minuten vor Ankunft an meinem Heimatbahnhof bewegen sich ganze Horden von Rentnern, Rollkoffern, Invaliden, Kinderwägen und ganz allgemein Leuten die eigentlich Zeit haben, zu den ersten Türen des Nahverkehrsmittels - scheinbar aus Angst, den Exit nicht zu erwischen. Oder - wie ich vermute - aus Boshaftigkeit. Bei SeniorInnen ist das ja bekannt, aber auch bei Kinderwägen?
Vom gegenüberliegenden Bahnsteig muss es herrliches Schauspiel sein, wenn sich die Türen öffnen wie beim Theater und sich die komplette Palette an möglichen Gehbehinderungsarten in Zeitlupe zur einzigen Treppe bewegt - daß es die Einzige ist, scheinen allerdings alle instintiv zu wissen.
Einige flinke Lichtgestalten können sich vorneweg retten, ehe sich die Masse kurz vor der Treppe anstaut und nun hunderte von Augen stumm und starr Zeugen ganz rührseliger Szenen werden. Die gehbehinderten Leithammel meiner Heimatgemeinde helfen sich gegenseitig die steile Flucht hinab. Kinderwägen werden getragen, als ginge es ums Barrikaden oder Straßensperrung. Selbst sportlich wirkende Anführer dieser Stampede an Lähmung verfallen in tiefgreifende Gespräche und scheuen sich nicht zurückzublicken, ob alle noch da wären.
Ja, ich bin noch da. Und ich kann die Muskeldystrophie spüren, während ich in dieser zähen Masse gefangen bin, den Knochenverfall. Ein fliesender Übergang zwischen Gehen und Vergehen. Mein Gestänge blockiert.
Viele Rollkoffer-User erkunden am Treppenabgang zum ersten mal wie ihr Koffer überhaupt funktioniert - ist ja auch die Flughafenlinie. Verstehen sich mich nicht falsch ich bin kein Deutscher, aber wenn ich die Deutschen für etwas bewundere, dann für "Rechts stehen, links gehen" und die Höflichkeit, Menschen erst aussteigen zu lassen, bevor man sich im Nahkampf auf die freien Sitze stürzt. Bei Treppen würde ich sagen: vorne links schnell, hinten rechts langsam ... oder garnicht.
Die deutsche Höflichkeit schien für mich immer gepaart mit dem Sinn für die Sinnigkeit von Ordnung. Ich glaube allerdings nicht, daß das verloren gegangen ist. Ich vermute, daß diese Höflichkeit und Ordnung gezielt untergraben wird. Ich vermute, daß der soziale Friede ein By-product, ein Abfallprodukt des kalten Krieges war, und daß sich das nun ändert ... also garnicht. Tötet den öffentlichen Verkehr.
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Ich vermute, daß ich keine eigene Fahrspur, oder wenigstens eine Fahrrinne bekomme. Für mich als Spitzmaus ist das besonders schlimm. Zu Raum und Zeit ... ein Livebericht von der harten-front-linie:
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Die hartelinie fordert: Tötet den öffentlichen Verkehr
... geht zu Fuß.
Der Anschlag wurde angekündigt und nicht verhindert. Der Anschlag wird, meines Wissens, täglich durchgeführt - sozusagen eine planmäßige Anschlagsserie. Also eigentlich das einzig Planmäßige beim MünchnerVerkehrsVerbund. Beim heutigen Anschlag handelt es sich um eine Oberleitungsstörung. So munkeln zumindest die Lautsprecher. Das einzige Medium über das der Staat mit uns noch kommuniziert.
Und dahinter verstecken sich ... die Sauberer. Sie mischen nicht nur in der Giftküche kräftig mit, sondern auch beim öffentlichen Verkehr. Sie machen alles neu.
So neu, daß es noch garnicht da ist, so technisch, daß es nicht funktioniert. Glänzende S-Bahnen, die nicht kommmen und wenn auf dem Herbstlaub rutschen wie eine fette Wurst auf dem Grill, Zugstandsanzeiger, die, wenn sie mal funktionieren, eigentlich mehr die Theorie reflektieren als die grauenerregende Realität. Warum haben die zivilisierten Gesellschaften den Fahrplan erfunden? Um auf ihn zu scheißen! Der Zugstandsanzeiger ist dann nochmal die Ironie digitalisiert, als ob er sagen wollte: "Laß dich nicht so gehen. Bleib nicht gelassen. Schau doch nochmal auf den Plan. Sie müsste wirklich schon da sein. Und du solltest dich wirklich grün und blau ärgern." Da steckt in jeder westafrikanischen Verkehrsart mehr Moral und Anstand.
Ich kann mir das nicht erklären. Das Peter-Prinzip alleine kann es nicht sein, denn das praktizieren alle. Doch das Recht, die Leistungserfüllung nach Bezahlung zu verweigern, steht den Verkehrsgesellschaften alleine zu. Hinter der Führungsebene des öffentlichen Verkehrs hierzulande stecken, so vermute ich, Subunternehmer des ADAC, die sich die Al-Quaida dienlich machen. Sie drohen mit dem Araber und schneiden dann selbst die Kabel durch. Oberleitungsstörung als Mittel und Zweck, um den umwelt- und geldbeutelbewußten Burger wieder auf den Asphalt bringen. Sie zwingen mit betriebswirtschaftlichen Denksportarten den öffentlichen Verkehr in die Knie. Die Fahrgemeinschaft ist Gift für den Individualverkehr. Sie vermuten hinter "Zurückbleiben bitte" eine freundliche Sorge? Sagen will es uns:
"Schalten Sie Ihr Gehirn aus und treten Sie nicht ein. Werther Zurückgebliebener, kaufen sie das JahresAboTicket, aber fahren Sie täglich mit dem Auto, denn nur so können wir den öffentlichen Verkehr erhalten. Und das wollen Sie doch? Findet der Autoverkehr nicht auch in aller Öffentlichkeit statt? Und dann ist es gut, wenn man mal einen Platten hat und die S-Bahn braucht." Fahrkartenkontrolle? Da hab ich beim nächsten mal dann auch Betriebsstörung und die Karte kommt erst in zehn Minuten. Sonst kommt Personenschaden.
Der Sprengstoff liegt schon begraben im Gleisbett ... aus dem zweiten Weltkrieg. Warum laßt ihr nicht mal die Araber ran und macht immer alles alleine, auf diese miese subtile deutsche Art und Weise. Laßt sie doch mal hochgehen, die gottverschissene S-Bahn ... kurz vor Aubing. Die Presse gruppiert sich vor der Aubinger Lohe, weite gelbleuchtende Rapsfelder im Vordergrund und die gesamte rotglühende Alpenkette im Hintergrund und dazwischen ... der explodierende Langzug der S4 in Mischtönen aus Gelb und Rot.
In den Zwischenräumen, verbranntes Grün - das setzt auch politisch Zeichen. Ich stelle mich persönlich als Kollateralschaden zur Verfügung, anstatt eingezwängt zwischen Menschenmassen in einer stehenden S-Bahn, die Fenster verklebt mit Werbebannern an Herzverfettung und Bluthochdruck mein jähes Ende finde. (Karl-Heinz Stockhausen würde da vermutlich auch mitmachen.)
Gebt uns endlich ein Bild zum Gefühl. Der Terror ist schon länger in unseren Herzen.
Ich hol mir jetzt den Automaten für die Stempelkarte nachhause und geh zu Fuß in die Arbeit, nicht mehr eingezwängt zwischen Staats- und Terrorismus, und krieche abends strunzbesoffen aus dem Biergarten nachhause. Prost Mahlzeit.
Es gibt nicht allzuviele Länder, die Schwarz als Farbe in der Landesflagge führen und wohl noch viel weniger, die auch eine gleichfarbige Partei ihr Eigen nennen - und diese zu guter Letzt regieren lassen. Schwarz - es muß der Restbestand jener deutschen Todessehnsucht sein, die den Charakter des Dritten Reiches mitgeprägt hat. Ich würde mal gerne mit von der Leien poppen. Dann wäre ich möglicherweise stolz, ein Deutscher zu sein.
Ich würde mal gerne Sarkozis Amerikaner mit Zuckerguß kosten und bei Gutenbergs in Küche aushelfen, wenn's eng ist, weil er gerade am Kopierer steht - eng in der Küche und er am Kopierer, zwinker zwinker. Ich würde selbst mal bei Maschmeier gratis putzen, wenn er mal weg ist und sie Lust hat, aber ich glaube, ich bin so ein laues Lüftchen, daß die das einen Kehricht schert.
In jedem Fall, mit oder ohne mich, werden wir das Fähnlein ändern müssen, in Schwarz-Rot-Grün. Ich sehe da zwei Möglichkeiten. Entweder wir stehlen der Forelle ihr Blau und mischen es mit dem verbliebenen Gelb. Oder die Grünen ändern ihre Farbe in Gold.
Die Grünen in Goldgelb, so ne Art sunny side up der Edel-FDP. So weit ich weiß, hat der Herr Ströbele (in Ehren, denn der Rest der Partei, würde ihn ohne Direktmandat wohl schon länger zum Alteisen jagen) 1968 im Montmatre kirchlich geheiratet. Farbe bekennen, heißt das. Es ist selten, daß ein Kindchen, mit grünen Irokesen von Geburt zum Goldlöckchen reift. Mal mit jedem ins Körbchen gehüpft, das färbt ab.
Leider scheint eben nicht überall Nutella drin zu sein, wo Nutetlla draufsteht. Warum also nicht Gold. Belgien - der kommende Balkan des Westens - hat sich mit der Fahne nicht viel Mühe gegeben. Wir sehen, was dabei rauskommt. Für mich ist es, zumindest fahnentechnisch, ein flachgelegtes Deutschland. Womit wir wieder bei von der Leyen wären ...
Ich hatte ja erst kürzlich erwähnt, daß wir die Krise mit dem Herunterwirtschaften unseres Rufes meistern könnten. Das Fleddern des Bundesadlers, allerdings unter der Prämisse des Grundeinkommens. (siehe)
Und wer hat es so schön aufgegriffen? Unsere Presse am Beispiel unseres Verteidigungsministers. Und wie es in der Natur der Sache liegt, verteidigt er sich. Das muss eine Berufskrankheit sein, denn es wäre aus meiner Sicht nicht nötig gewesen.
Es gibt so einiges, was ich dem Herrn Guttenb. zu Schlechte halten würde. Seine Doktorarbeit nicht. Denn diese besitzt für mich eine Art Open-Source-Charakter. Ich glaube, sie ist dem gleichem Gedanken entsprungen wie die nordafrikanische Renaissance ad momentum.
Verletzung der Persönlichkeitsrechte? Ganz aus dem Rahmen gerissen, möchte ich mal hervorheben, daß ohne Persönlichkeit auch keine Verletzung vorliegen kann. Und wieviel Eigenpersönlichkeit sprechen sie einem mehrfachem Familienvater im Vollzeitjob als MdB zu?
Ich möchte mich hier kurz halten und nur kurz anführen, daß die Wissenschaft in ihrer Ehrlichkeit gleich neben der Religion steht. Sie behauptet ein Erbe zu tragen, den Geist der Aufklärung, das gleiche Gerede wie die Religionen, nur anders schattiert. Wir wissen nach wie vor eigentlich nur, daß wir nichts wissen, und schaffen es trotzdem.
In einer digitalen Cut-Paste-Gesellschaft ist der Besitz an Immateriellem hinfällig. Wir leben so schnell, daß sich Wissenschaft und Kunst jeden Moment aus sich selbst heraus erneuert. Mir kann genommen werden, ab dem Moment wo es geschaffen wurde. Aber der Quell der Kreativität kann mir nicht genommen werden. Von mir dürfen Sie abschreiben, Mister GoodHill.
Ich finde die Idee großartig - parallel zum Rufmord an Deutschland - jedem von Geburt an einen Doktortitel zu verleihen. Ja, zum Grundeinkommen gehört der Doktortitel ganz einfach dazu.
Reich der Mitte - die dekandente Phase gestaltet man klugerweise römisch
Ich denke mir, wer denn so in meiner Umgebung auf die Strasse gehen würde wie die Menschen in Tunesien und Ägypten. Gibt es bei uns nichts, das wir für verbesserungswürdig hielten. Das schon, aber es verursacht nicht genug Schmerzen, als daß man für eine soziale Marktwirtschaft wie in den Siebzigern auf die Straßen gehen würde. Es sind die kleinen Pfründe, die jeden von uns satt in den Sessel pressen. Und es ist die Angst, daß es schlimmer kommen könnte. So schlecht sei es auch nicht.
Ich bin da eher der Spielertyp. Single, keine Kinder, keine Tiere, Vollzeit und mehr, keine Einschränkungen, keine Risikosportarten. Ich denk mir, setzen wir doch alles auf eine Karte. Verramschen wir die Republik. Tun wir zwar eh schon, aber nicht wirklich konsequent. Da hätte dann jeder noch mal richtig was von und es herrscht Friede im Volke bis zum süssen Ende. Kein Stuttgart 21 mehr, insbesondere weil wir es nicht mehr bauen würden. Jeder bekommt war er will. Keiner muss mehr arbeiten.
Schon mit den ersten neuen Billigkräften aus der Ost-EU haben wir dann kein Problem mehr, sondern genau die Triebfeder, die wir brauchen.
Mit sofortiger Wirkung wird jedem (Besitzer eines deutschen Passes) mehr als ausreichendes Grundgehalt zugestanden. Es sollte für ein gehobenes Mittelstandsleben schon reichen - plus einen dicken Pensionsbonus.
Alle Jobs werden an Ausländer vergeben, zu Schleuderpreisen die Aufenthaltgenehmigungen verramscht, auch unsere Schulen und Unis werden wir Stück für Stück verramschen. Die neugewonnenen Bürger versorgen uns und sind froh, weil sie kommen durften und in zukünftigen Generationen das Land übernehmen. Bis dahin fahren wir den Billiglohn nochmal so richtig runter und verwirtschaften unseren Ruf und unser Können, so es das noch gibt. Das muss so runter, daß das Prüfsiegel Deutschland keinen Heller mehr wert ist.
Dann ziehen wir in die von unserer Pensionskasse erworbenen Häuser und Grundstücke in den umliegenden staaten und leben von unseren rücklagen dann nochmal so richtig billig von dem neuen China in unserer Mitte. und den Begriff "Reich der Mitte" wird man dann nochmal vielfältig definieren müssen.
Den Brandgeruch, den Sie beim Lesen vielleicht bemerken werden, kommt nicht von der Lunte, die ich zünde, sondern durch den Burnout, der entsteht, wenn man voll beschleunigt, sich aber nicht bewegt.
Bisher lenken die Sauberer den Karren, den gegenwärtigen Diskurs des Rausches, mehr im Graben als auf dem holprigem Feldweg. Wer sind diese Sauberer und wo wollen sie hin mit ihrem Karren?
Die Sauberer sind die Erfinder der momentanen Drogenpolitik. Alles sauber. Die Straße und das Gewissen. Alles sauber. Die Nadel und der Stoff. Alles sauber hergerichtet und verpackt, alles sauber finanziert. Das Elend gut verwaltet, das läßt sich eine reiche Großstadt schon was kosten. Aber eben nur verwaltet. Verwaltung ist der Begriff eines Zustands und nicht der Bewegung.
Der neurotische Grundzustand unserer Gesellschaft ist derzeit sozusagen der Putzfimmel. Alles sauber. Und gutes Putzmittel kostet gutes Geld. Alles sauber finanziert. Aber wer mit Kohle heizt, darf vor Ruß keine Angst haben. Vielleicht ist unsere Kultur so konservativ, daß wir ohne Junkies gar nicht mehr leben wollen.
An den kranken Körper hängt sich der Gehilfenapparat der Sauberer, die Frontschweine der Drogenpolitik, Polizei und Sozialarbeit. Zuckerbrot und Peitsche. Und die arbeiten sich da mal so richtig rein, wie Maden in den Apfel. Mit Fortbildungen und Seminaren, mit Konzepten und QM. Wir sind nicht weit davon entfernt, daß neben jedem Streetworker ein Pressesprecher läuft. Das kostet Geld. Und das machen wir mit Kopfpauschalen für Auflagengruppen und Vorbereitungskursen für die MPU. Wer rausfliegt aus der Gesellschaft, darf mal so richtig abdrücken, und wer wieder reinwill, gleich nochmal.
Die Sauberer reiben sich ihre in Unschuld gewaschenen Hände. Sauber kalkuliert. Wem die Ratenzahlungen das Pfändungskonto auffressen, dem nützen 5 Euro mehr ALG II auch nicht. Und dem bleibt auch nichts für die Fahrkarte am Monatsende. Und das kostet dann nochmal, so daß die anschließend gestohlene Flasche Apfelkorn beim Lidl samt Fangprämie zumindest beim Frust auch nicht mehr groß zu Buche schlägt.
Dafür läßt sich jetzt das Geld für die sinnlosen Bewerbungen gleich einsparen und kann in die Ratenzahlungen einfließen. So finanziert sich die Schicht am und unter Sozialhilfeniveau selbst und den Gehilfenapparat gleich mit. Das Konzept dieser Drogenpolitik könnte von der Deutschen Bank stammen. Wer will denn da aufhören, sich bewegen?
Und was heißt schon Aufhören? Wäre schön, wenn der Schuldenberg, die fehlende Ausbildung und die Vorstrafen aufhörten, die Alpträume und Schnittwunden, wenn die fehlenden Eltern wieder da wären und die schlagenden Eltern wieder aufhörten. Wann hört das Aufhören endlich auf?
Nur wohin soll es gehen mit dem Karren?
Die Drogen brauchen zunächst Maßeinheiten, Reinheitsgrade, Namen. Sie brauchen entsprechende Verpackung, kein Staniolpapier. Sie brauchen Beipackzettel, voluminöser als das Medikament selbst. Ich habs schon verraten: wir brauchen Medikamente und keine Drogen. Wir brauchen sauber. Und richtig sauber macht nun mal nur die Pharmaindustrie. Mit Methadon, Ritalin und der Ärzteschaft hat sie es geschafft, die Drogensucht umgebungsfreundlich zu gestalten. Never mind the profit.
Sauber und nicht zu viel. Also alles in Maßen und dann auch nur von manchem. Ein Teller Pasta ohne Sauce, Salat ohne Dressing und das Wasser still. Wir brauchen keine Drogen mehr. Lustfeindlichkeit wäre hier vielleicht der falsche Begriff, wo uns 4-Meter-Flachbildfernseher jeglichen Zugang zu Kant und Bonsels verstellen, wo Glutamat alles Salz und Pfeffer im Schrank verrotten läßt, wo wir nicht jede Schokolade mögen und kein Leitungswasser trinken.
Nur ein Bier und nur am Freitag Abend, weil man sich nicht so daran gewöhnen möchte. Gelüstet mir nach etwas weniger, wenn ich weniger und nicht so oft davon habe? Warum nicht jeden Tag segeln, vögeln, fischen? Oder alles in Maßen, aber dann bitte von Allem. Zeit ist der größte Feind des Genusses, sonst hätten wir wöchentlich zehnmal Feierabend und könnten vierzigmal ausschlafen.
Wo wollen wir hin? Brauchen wir keine Drogen mehr? Kein Fleisch, kein Fisch. Ovolaktisch keine Milch mehr in den Kaffee, keinen Kaffee, keinen schwarzen Tee, keinen Zucker. Morgens die Biozitrone mit frischen Dillspitzen alleine auf dem Frühstücksteller, beschützt von einem Glas Wasser vom Vortag. Abends räkeln wir auf unserer milbenfreien Couch und die vom Garten ins Haus getragene Frischluft wird nur leicht zerrissen von einem Duft frischer Malve. Nach reichlich Lektüre und Muse schwebt unsere zu Leib gewordene reine Seele zu Tische und wir würdigen mit all uns gegebenen Sinnen die vom Hauch der Olive durchtränkte, in Scheiben zu neuem Leben erweckte Aubergine nebst frisch gepressten Orangen.
Sex nicht zu häufig aufgrund der starken Stimulation und Reize. "Ich brauch da oft Wochen bis ich mich wieder klar kriege." Und auch dann nur in Maßen.
Keine scharfen Gewürze mehr? Das gefällt nicht jedem. Das gefällt eigentich fast keinem. Nur sagen darf man es nicht. Das gebietet der Konsens. Eigentlich würde jeder mal gerne das eine oder andere, oder tut es sogar.
Wie können wir denn von Erlösung träumen, wenn die Guten aussterben und nur die Schlechten wiedergeboren werden?
Warum sehen die Köpfe unserer Sozialhilfeempfänger etwas flachgedrückt aus und seitlich quellen die Pausbacken raus. Weil ihnen schlicht die Zähne fehlen, die ein schönes deutsches kantiges Gesicht doch auszeichnen.
Mit diesen Gesichtern und der gepaarten Dekadenz des restlichen Volkskörpers schrammen wir näher an der Antike vorbei, als mit dem Rest unserer Kultur. Ein demokratischer Nationalstaat hat mit dem römischen Reich herzlich wenig zu tun. Die innere Haltung seiner Bewohner ist es, die sich an Rom orientiert.
Man könnte den Gedanken verspüren, wir müssten ein wenig aufs intellektuelle Gaspedal treten, um uns aus der Flut und Behagelung der Information zu befreien. Mitschreien, was alle schreien, und sei es die Opposition, bringt nicht viel Neues. Wir benötigen einen kleinen Boost, kurz mal nachbrennen auf diesem Hürdenlauf.
Wir dürfen uns Reptilien gleich fühlen, die noch ganz durchgefroren vom Kalten Krieg. Jahrzehnte der Trägheit. Und wie aus dem Nichts springt uns Internet, Mauerfall und neue Weltordnung an und swir sind plötzlich Wutbürger, mit schäumendem Blut und massivem Bluthochdruck. Das ist nicht gesund und führt zum Schlaganfall. Vielleicht dann lieber mal runter vom Gas und einfach einen Ausfallschritt wagen.
Ich möchte mal darüber nachdenken, ob ich darüber nachdenken darf, ob ich laut darüber nachdenken darf, ob ich eine Staatsform auch ändern darf. ... und wie?
"Der kommende Aufstand" vom Unsichtbaren Komitee wird ja nun wohl rezessiert. Bei Amazon wird es wohlweislich im Verbund mit Ernst Jünger billiger angeboten - allerdings mit dem Waldgang und nicht mit dem Stahlgewitter. Im vollen Text und umsonst zu lesen bei Indymedia: "Die Tatsache, dass der soziale Angriff der Eliten in den verschiedenen Staaten der westlichen Welt zusehends ähnliche Formen annimmt, kann eine derartige Positionsbestimmung über alte kulturelle Grenzen hinweg tragen. Die Vermessung und Verwaltung des Menschenmaterials kommt uns allen bekannt vor, auch wenn Dateien und Polizeien andere Namen tragen. Der Klartext hinter der Billig-Propaganda von Managern und Kriegsherren tritt international so klar zutage wie die Erfahrung sich verschärfender Ohnmacht angesichts der unbelehrbaren Arroganz der Macht."
Der Text spricht von eroberten Kasernen und gesprengten Gefängnissen. Der Aufstand ist schon fast vorbei. Also schnell noch schauen, wo sich die letzten Barrikaden finden lassen.
Ich kann schon verstehen, wenn sich viele Politiker aufgrund des massiven Bürger-Mobbings frühzeitig aus dem öffentlichen Amt zurückziehen und sich privaten Interessen widmen. Daß sie sich hierbei an bekannten Dingen orientieren, wird jedem einleuchten, der schon mal eine Bewerbung geschrieben hat.
Die Die Goldene Victoria wird von den deutschen Zeitungsverlegern an große Persönlichkeiten verliehen. Sozusagen als 1.Advent des wirtschaftlichen Hedonismus (denn ein echter Hedonist ist nur wer es auch auf Kosten anderer tut) zeigt uns hier die Bundespropagandamaschine dicht gedrängt, was sie im Gruselkabinett der Moral und des Anstands so zu bieten haben:
In einer "Ich-machs-mir-selbst-"Nummer ehren sich die Bertelsmänner erstmal selbst.
Liz Mohn von Bertelsmann darf sich die "Integrations-Victoria" auf das von Bertelsmann verlegte Machwerk von Sarazzin stellen. Und nicht so unpassend adelt sie unser guter Yogi Löw in seine Laudatio mit den Worten, sie könne aus dem Nichts Feuer entfachen. Ja, das ist Bertelsmann, stetig bemüht auch die extremen Kräfte wie Sarrazin in die Gesellschaft zu integrieren. Den Zugpferden der neokapitalistischen Leitkultur ein Stallherr und Kutscher zu sein, das ist die Bestimmung der Leitgene, der Doppelhelix der Familie Mohn.
Edmund Stoiber ehrt seinen neuen Boß Jose Barroso. Wikipedia: "Stoiber wurde nach seinem Rücktritt vom Amt des Regierungschefs von José Manuel Durão Barroso angeboten, eine Arbeitsgruppe der Europäischen Kommission zum Abbau der Bürokratie in der EU ehrenamtlich zu leiten. Seit 19. November 2007 ist Stoiber in Brüssel Leiter dieser EU-Arbeitsgruppe, die Industriekommissar Günter Verheugen unterstellt ist."
Letzterer läßt ich nun nicht mehr sein Zweitbüro mit einer halben Millionen jährlich bezuschussen wie Herr Stoiber (Abendzeitung), sondern hat seine eigenes Lobbybüro gegründet.
Joachim Gauck bekommt seinen Abschiedspreis,die Silbermedallie vom Gewinner des Bundespräsidentenamtes Christian Wulff überreicht. Mit ihrem Trauzeugen und Sommergast Wulff mitgereist kamen Carsten Maschmeyer und die ebenso goldene Veronica Ferres.
Warum hat Roland Koch keinen Preis bekommen für seinen Karrieresprung als Vorstandsvorsitzender beim Baukonzern Bilfinger Berger und nun auch bei der Schweizer Großbank UBS? Es benötigt einige sprachliche Akrobatik und einen quantentheoretischen Ansatz, um zu erklären, warum eine Bank einen Konsumverweiger wie Koch (hat den Kauf von SteuerCDs abgelehnt) überhaupt noch eine Chance gibt und warum Bilfinger Berger die neue Startbahn des Frankfurter Flughafens bauen muss und nicht an Stuttgart 21 beteiligt ist? Da baut schließlich Lothar Späth mit seiner Firma Herrenknecht - der Name steht für das übergeordnete Konzept.
Wenn die Goldene Victoria nicht die Eröffnungsveranstaltung von Lobbypedia ist, wäre es nur sinnig sich Lobbycontrol als PR-Initiative und Jobbörse von scheidenden Politikern finanzieren zu lassen.