Donnerstag, 24. November 2011
Freitags? oder Arbeit verliert Mann
Freitags bin ich nie da. Nicht dort, nicht hier, nicht da.

Freiertags, das wäre eine Übergangslösung, jeden Freitag ein Feiertag als Gewerkschaftsprogramm, aber wer bezahlt die denn überhaupt, wenn keiner mehr arbeitet. Wer arbeitet denn bitte an einem Tag, der Frei-tag heißt, bitte, hallo? Mehr Stunden, weniger Geld und schlechte Aussichten, so lautet die Devise. Wie ausgenockt ist denn dieser armselige Kampfeswille. Ich habs schon so oft in den Wind gesprochen, ohne Wirtstier überlebt kein Parasit. Das scheint dem Parasiten aber herzlich egal. Beim Untergang des römischen Reiches könnte es das Quecksilber in den bleiernen Wasserrohren gewesen sein.

Arbeit? Welche Arbeit denn? Meetings und Schulungen, 140+ auf dem Arbeitszeitkonto und am Puls der Zeit und immer noch keinen Kunden gesehen. Hierzulande dürfen wir doch eher von der Simulation der Arbeit sprechen, von ihrer Theoretisierung, viel besser, von der Pauperisierung der Arbeit, weil sie keine Arbeiter mehr hat und letztere keine Arbeit. Die Arbeit krankt. Aber ganz gewaltig. Auf den ersten Blick nur ein schwerer Hüftschaden, erst wenn sie näher kommt, sieht man, daß sie nicht mehr tickt, nicht mehr richtig.

Die Arbeit krankt, sie krampft. Sie zieht sich zusammen. Denn da, wo sie noch zu finden ist, ist sie dann voll da. Eine Arbeitsintensität an wenigen Orten, eine Arbeitskonvulsion. Vielleicht ist es nur ein Epi, vielleicht ist es der Grand Mal, vielleicht brauchen wir einen Defi.

Ist das Herz oder ist es nur Karies, die wir in der Arbeitswelt beispielsweise als Laubbläser wiedertreffen, laut statt leise, teuer statt billig, umweltschädlich statt -freundlich. Das ist Fortschritt wie ich ihn kenne. Mit dem Auto zum Bahnhof, aber 10 Minuten Parkplatz suchen. Nichtfunktionierende Maschinen ersetzen den Arbeiter. Für mich ist das die Arbeitsverschmutzung (siehe Der Mensch im Kapitalismus von Lucien Sève). Da muß man schon absichtlich bekloppt sein, um das nicht zu begreifen.

Und weil ich immer von der Aufkündigung des Generationsvertrages spreche, von meiner Seite, so will ich schon mal klarstellen, daß dieser von der anderen Seite Zeit meines Lebens bereits gekündigt worden war und wurde. Die Kinder durchs Leben prügeln und dann die Rente vom Staat eintreiben lassen, das ist ... Liebe.

Ich hab heut nen guten Tag. Ich fühle mich als die neue Inquisition - das tempus finitum des Jetzt und ewigen Jetztes. Ich möchte die alten Garden, Gardinen, Haudegen und Haudeginnen hier sprachlich mal an die Wand stellen. Und tun, was an Wänden so getan wird. Binde nicht mehr nötig weil schon grauer Star.

Die porotischen Gichtgriffel nochmal richtig weich prügeln, wie in der Schule. Dann bleiben sie zwar Steif wie zum Gruß bereit, aber unter der Erde soll uns das egal sein. Goodbye Fuckers. Selbst die Erderwärmung auf dem Buckel und am Arsch, nur daß es auch im Sarg schön warm wird. Das ist typisch Generation Xtra-fies.

Und weil es bei Trommelfeuer schwierig ist, das Kollaterale zu minimieren, will ich mal nicht an mir halten und das Generation. Die ganzen AbsahnerInnen jeglicher Coleur und egal wie alt, die sich am Gut anderer vergriffen und vergreifen und noch leben.

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Samstag, 15. Oktober 2011
Die Generationsbrut
Moment mal. Ich bin ja kein Jurist. Aber daß an einem Vertrag, den ich nie unterschrieben habe, nun auch noch Änderungen vorgenommen werden, setze ich mit einer Änderungskündigung gleich, die mich nicht betrifft. Generationsvertrag?! "Rien ne va plus!" Die Kugel rollt und alle sehen gespannt auf den sich drehenden Roulettekessel, während der Croupier am unteren Ende des Filzes noch die Zahlen 37 bis 67 aufdeckt. Ups.
"Dein Geld ist ja schon weg," muss ich mir nun nochmals von etwaigen Rentenbeziehern bestätigen lassen, während sich meine Investitionen in den Rentenindex (ISIN DE0008469115) seit 2007 eigentlich kräftig stabilisieren. Danke, bitte, obergefreiter Herr General des eisernen Kreuzes a.D., selbst nur gemordet für BIP und jetzt die Bundesclowns als Drückerkolonne vorschicken, pfui.

Als gäbe es keine Denkansätze hechten wir unseren Einzahlungen hinterher. Heißt "Wenn Sie brav so weiter arbeiten, werden sie mit 65 diesen dreistelligen Betrag (Euro?) erhalten!", daß es das auch wirklich heißt. Heißt Vorsteuer auch, daß ich für nächstes Jahr die Garantie auf Arbeit bekomme? Bei hundert Prozent BIP-Verschuldung ist klar, warum meine Steuer allein in das Geldsäckle der Banken wandert, vorbei an all den schönen Illusionen wie kostenlosem öffentlichem Verkehr. Könnte man statt wählen und Steuern zahlen nicht einfach mal selbst seinen Bruttolohn so investieren, daß man sein Geld und seine Wahl selbstverantwortlich übernimmt, sein Geld in jene Sachen investiert, die man für sinnvoll hält. Bei dem Gedanken, wieviel Verwaltung sich dadurch sparen ließe, brauche ich garnicht zu Rechnen beginnen.

Lassen Sie uns mal nicht von der 1%-Gesellschaft sprechen, sondern von der 99-Cent-Demokratie. Dem scheinbarem Ramschladen. Ich habe mir über Jahre den Kopf zerbrochen, warum man eine relativ friedfertige Sozialgesellschaft in einem Maße verhökert, daß selbst der Hamburger Fischmarktschreier vor Neid erblasst. Fast wie im Kino war es dann ein Spielfilm, der mich auf folgende Lösung sties:

Das Universum dehnt sich nicht gleichmäßig aus, sondern wird immer langsamer in seiner Expansion. Auf den Big Bang folgt der Big Crunsh und alles bewegt sich wieder auf seinen Anfangspunkt hin zu. Auch die Zeit läuft dann rückwärts. Die Zeitschiene, somit auch die Wertigkeit, dreht sich um. Und so treffen wir eigentlich ständig jene, die aus der Zukunft wieder zurückkehren. Und jenen in die Vergangenheit Zurückreisenden ist unsere Zukunft so herzlich egal wie uns scheinbar unsere Vergangenheit. Deßhalb glaube ich inzwischen auch, daß die SPD wirklich eine Partei der Zukunft ist. Es sind Menschen, die auf der Zeitschiene in die entgegengesetzte Richtung fahren. Sie entwickeln sich sozusagen zu dem, was sie mit ihrem Namen bereits benennen; zu einer sozialen, und geben wir ihnen noch ein knappes Jahrhundert, zu einer kämpferischen Partei für das Wohl der Mehrheit.

Aus dieser physikalischen Sicht macht all das asiozale, soziopathische Verhalten der 1%igen, dieser verkommenen genetischen Brut, die im Schweiße ihres Angesichts auch ihre eigene Auslöschung betreibt, Sinn. Diesen an autoaggressiver Immunschwäche erkrankten Parasiten gilt es zu bremsen und im Falle fehlender Heilungschancen zu eleminieren. Den bereits geschnallten Nukleargürtel dieses Wurmanhangs können wir nur dadurch entschärfen, indem wir seinen Glauben vernichten.
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Mittwoch, 12. Oktober 2011
Wie wärs denn ...
mal samstags mittags zum Sommerschlußverkauf ab ins Zentrum und sich mal richtig Luft gemacht in der Masse. Sich mal richtig empören ... über die billigen Preise. Steckdosenleiste für nen Euro?! Hallo?! Dann doch lieber die heimische Jäger&Busch-DIN-Steckdose für 10 Ocken?

Na, jedenfalls mal reinschauen, am Weltempörtentag. Gute Tarnung, falls es wieder zu Einkesselungen käme, sind nun mal die Kaufhofplastiktüten vom SSV. In der Sportschuhabteilung dieses Kaufhauses findet vor lauter Geschmacklosigkeit weder der Extremist, noch der Staatsschützer, was er benötigt für den kommenden Aufstand.

Oder doch raus aufs Land, Pardy? Am See, wegen Superwetter mit wenig Regen?
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Montag, 10. Oktober 2011
Mal lieber nicht schön fomuliert
Da muß ich Fefe mal richtig Recht geben (wie immer): Hallo Piraten! hier ist nicht Takatuka, sondern Maul-auf weil sonst Maul-Affen-Land.
Kaum gewählt, schon bei der ersten Gelegenheit das Weichspülprogramm? Wundert mich nicht so sehr. Wer seine Parteimitglieder erst nach der Wahl aus anderen Parteien zusammensammelt, für den ist Transparenz ein geflügeltes Wort für ein Parteiprogramm, durch das man hindurchschauen kann ohne etwas zu sehen.
Frau Domscheit-Berg hat bei so einigen einen zwielichtigen Ruf und mit eurer Reaktion auf den neuesten Trojanervolkssturm versucht ihr nun, euch in diesem Zwielicht zu halten. Das macht die Zukunft perspektivisch dunkler als sie sein müsste. Piraten im Staatsdienst ... fehlt nur noch das Charisma des elisabethanischen Zeitalters.

Nehmt euch mal ein Beispiel an Der Partei. Da weiß man, mit welcher Unterwäsche die Bürgermeisterin in die Laken hüpft.

Na dann, Anke, laß mal hören ...
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Dienstag, 23. August 2011
Die Ratio nun auch noch weg
Ach herrje, sagen Sie mal, ist das Leben so bayrisch wie das Wetter. Mal zu kalt, mal zu heiss. Gehts denn nicht auch mal locker oder gehts immer nur mit Pressing.
Jetzt hängt sie wieder, die S-Bahn - ein Massensterben auf der Stammstrecke muss das sein. So schaffen wir die 2 Millionen Einwohnergrenze nie, können wir bauen was wir wollen, wenn sich dann alle auf den Gleisen aufreihen. Ob diese suizidale Tendenz mal nicht mit der Baupolitik und ihrer Örtlichkeit zu tun hat.

Ist es wirklich der Mehdorn-Effekt, daß uns allen die Luft ausgeht. Wo er hingeht, fällt die Klimaanlage aus. So muss er heute bei mir in der S-Bahn gesessen sein. Und das wird er auch noch all die heißen Tage so bleiben.

Wo bitte soll sich denn genau benannte Klimaanlage befinden, die im Winter nicht heizt und im Sommer nicht kühlt. Aber die Fenster verrammeln wegen der sozialen Kontrolle und den Gichtpatienten im Vorstand. Keine Abschiedsküsse mehr im Liebesrausch am heruntergelassenen Fenster, sondern bedrückte Blicke durch gerasterte Cola-Werbung.

Die Fenster tief genug mit Werbung abgedunkelt, daß wir unseren Blick nicht an der im Prinzip hässlichen bayrischen Landschaft schädigen. Keine Bierflaschen mehr, die sich auch damals nur schwer aus den früher noch exisistierenden Kippschlitzfenstern werfen liesen. Nicht eben mit dem nötigen Wumms für die echte Begeisterung.

Wer sich mal "gebückt" mit offenen Augen unter dem Werbe-Pressing hindurchsehend durch den öffentlich Moloch quält, der hat auf dem Nachhauseweg mehr Sozialfall als in der Sozialarbeit untertags.
Der allerdringlichste Sozialfall sind die neuen automatischen Stellwerke, sowie die aus Frankfurt gesteuerten Zugstandanzeiger. Jetzt kann ich es zweimal lesen und einmal durch den Lautsprecher hören. "Daß was nicht stimmt und man nicht weiß." Die vielleicht noch drei existierenden Bahnangestellten in ihren Auskunftshäuschen geraten zumeist in schwere Erklärungsnöte bezüglich ihrer Widersprüchlichkeit zu den Zugstandsanzeigern. Den Plan findet keiner auf der Baustelle genannt Bahnsteig, der verbliebene Zugstandsanzeiger spricht von 0 Minuten, aber dem Repräsentanten der Bahn am Mikro fällt nichts ein was er sagen sollte, oder woran auch er sich orientieren könnte. Er hadert. Soll er im August vielleicht schon den Witz mit den feuchten Blättern auf den Gleisen bringen oder den melodramatischen Personenschaden. Seit ich schreibe, ein wunderschönes Bild der Inspiration. Weg-ratio-nalisierung. Die Ratio also weg-nalisiert, ausge(b)lendet, ausgeweidet. Ich würde sagen, das neue Bahnmotto: keine Ratio und kein Weg! Wen juckt's? Man munkelt eine Pharmafirma habe sich die Patente dafür schon besorgt.

Und da liegt der Haken. Man weiß es wohl. Die Vorrunde ist wie gesagt vorbei - aus Play-Off wird die hard. Erstes Opfer des klassischen Krisen-Alzheimer ist und bleibt das Nullsummenspiel. Jeder scheint vergessen zu haben, daß nichts im Nirvana verschwindet. Wenn nun Griechenland gezwungen werden sollte seine letzten Goldreserven zu verschleudern, dann wird sie jemand kaufen.

Da ist es nur sinnig, das soziale Netz noch komplett aufzulösen, ehe man den letzten Arbeiter ins Nichts entlässt. Zu was das führt, kann und muss man in der Augustausgabe der le monde diplomatique mit dem Artikel "Herr Automat" zu Gemüte führen.
Online gibt es nur den Artikel "Euroland - bezahlt wird doch".

Ceterum censeo, le monde diplomatique und Lettre, die zwei einzigen nationalen Blätter, die mir zu lesen einfielen. (Für den Rest ist es besser, wenn er seine brüchigen Gichtgriffel nicht zu weit in meine Richtung streckt.) So läßt sich das Massensterben auf der Stammstrecke besser überbrücken, zeitlich.
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Dienstag, 16. August 2011
Die Nachhut der Bodentruppen
Sie scheinen es nicht verstanden zu haben. Die hartelinie wird beständig überholt in ihrer Begrifflichkeit, links und rechts. Hierfür habe ich sie nun ein für allemal beschlagnahmt und sage: die hartelinie ist da, wo ich bin ... weltweit und weiter. Ich bin der Meter, ich bin das Maß, weil ich aus Bayern bin, dem sichersten Land für eine stabile Maßeinheit.

Die hartelinie ist nicht mehr Wehrlose prügeln und mit Minderjährigen rumpoppen, Kriege anzetteln und den neuen soziopathischen Lebensstil zu gustieren. Jetzt heißt es Krieg mit Frieden zu bekämpfen. hartelinie sind jetzt wogende Gänseblümchen und Biokartoffeln. hartelinie ist jetzt Ghandi.

Will ich mit Pfugscharen kämpfen oder mit Silberkugeln und Knoblauch gegen die Zombies der toten Spezialeinheiten aus Afghanistan? Nach dem Biokartoffeltraining? Wie will ich gegen High-Tech und Heerscharen mein Gemüse pflanzen? Und davon abgesehen, daß Gewaltlosigkeit die einzig nötige Waffe im Kampf gegen den Krieg ist ...

Mit dem Instinkt der Masse, mit noch mehr Heerscharen und noch weniger High-Tech. Ich frage Sie - selbst wohlweislich informiert - was hätten Sie bei einer Wirtshausschlägerei denn so in Ihrer technischen Trickkiste gegen Fernwaffen wie Maßkrüge? Auf militärische Wirtshausschlägereien - und da nenne ich nur eine Schwachstelle - ist eine Armee schlecht vorbeitet.

Weil es die Anstifter und Soziopathen garnicht für möglich halten, daß wir unserem Hirngespinst aus Medien und Wirklichkeit, diesem Propaganda-Gefängnis entfliehen könnten, werden hierfür auch keine großen Vorbereitungen getroffen. Es hat sich als best-of erwiesen, die Meckerer mit kleinen Flächenbränden wie Stuttgart21 oder Wackersdorf bei Laune zu halten.

Ich darf so viel verraten: die Bodentruppen der hartelinie werden genau diese Taktik fahren. Wirthausschlägereipantomime.
Sehen Sie es eher als Drohung, denn als Geständnis, daß ich keine Moral besitze. Ich bin ein Söldner des Friedens, ich bin der Vater der leeren Drohung, aber die so vehement, daß Sie Nietzsche wieder an Lungenmaschine hängen werden, um gute Laune im eigenen Lager zu verbreiten.
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Es ist auch nicht wichtig, ob es wirklich so ist. Wichtig ist, daß wir es glauben. Das Gefühl zu gewinnen, muß sich als Tinitus festsetzen, das Rollen der eigenen Kanonen und das Scharren der Pferde, die Nachhut ist ständig zu hören.
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Donnerstag, 4. August 2011
Die Monopolisierung der Leistungsverweigerung
Oh je, oh je, jetzt ist es wirklich mal passiert. Fahrkartenkontrolle und Betriebsstörung in einem. Betriebsstörung aber meinerseits. Ich weiß nicht, ob die Karte schon vorausgefahren war, oder mit ein wenig Verspätung nachkommt. Das ist eine Sache des Blickwinkels.
"Haben Sie gestempelt?"
"Monatskarten werden nicht gestempelt."
"Ich frage Sie nochmals. Sind Sie im Besitz eines gültigen Fahrausweises?"
"Ja," sag ich, "aber ich besitze auch ein Auto und das ist gerade auch nicht hier. Besitz korrelliert nicht mit dem Begriff der Anwesenheit."
"Dann muss ich ein erhöhtes Fahrgeld erheben."
"Von mir? Ich besitze ja eine Karte." Immer noch freundlich ... ich, aber auch er.
"Aber Sie müssen sie auch mit sich führen."
"Es war kein Platz mehr frei ..." Ein verfehlter Scherz, jetzt wird die Lage prekär. "Die Fahrkarte ist inzwischen eingetroffen, aber meine Tasche öffnet sich nur alle zwanzig Minuten ... ganz fahrplanmäßig."
"Und wann wird das sein?"
"Na, ganz fahrplanmäßig. Vor 5 Minuten wäre sie genau hier offen gewesen, wenn der Zug pünktlich gefahren wäre. Und dann eben wieder in 15. Kommen Sie doch zurück, wenn sie mit dem Rest fertig sind. Werden Sie nach Stunden bezahlt oder nach Erfolg. Bei Erfolg könnte ich meine namentliche Jahreskarte auch stecken lassen, dann kassieren Sie und ich muss nichts zahlen, wenn ich sie vorzeige?!" Wie schnell muss ich ziehen, hier im Wilden Westen, ohne erschossen zu werden?

Leistungserschleichung, weil ich meine Fahrkarte vergessen haben könnte, und Berlusconi regiert Italien? Er wird ganz rot, weil ich mich erdreiste ganze drei Sätze am Stück aufzusagen, wie eine Wurst ohne Ende und Anfang. Der Kunde ist heute eine Milchkuh ohne Tierschutz. Er nützt die Zeit um seinen Kollegen zu rufen. Das ist mein Plan, alle Kräfte zu binden. Und pampig wird er. Vermutlich, weil er die Spielregeln nicht kennt. Man sieht das schon länger, die Telefon-und Transportgesellschaften ganz vorne mit dabei, Geschäft ist heute nicht mehr vorwiegend monetär: Es reicht nicht mehr, den Kunden über den Tisch zu ziehen. Es geht darum, ihn zu demütigen, ihn klein und hilflos zu halten. Wenn das Geld eh schon aus der Tasche ist, ihm noch möglichst viel Zeit zu rauben und Nerven. Körperliches Leid ja, den Tod nein. Ein Parasit eben.

"Dann würde ich gerne mal ihre Papiere sehen." Ich ziehe die Strybinski-Nummer durch. Nun ist es vorbei mit lustig, wir sind aber auch fast schon da. Ein Schelm, wer denkt, daß sich die Fahrgemeinschaft nun darauf freut, den Gewinn an Zeit, insbesondere für die Nichtkontrollierten, im Biergarten wieder voll in die Volkswirtschaft zu reinvestieren, nachdem Leistung mit Leistung entlohnt wurde. Der Mehrwert muss sozialisiert werden!

"Sie war garnicht in der Tasche, Herr Kontrolleur!" strahle ich mit meinem femininstem Charme und ziehe mein Jahresabo aus der Jacke. Hell erleuchtet von der Abendsonne glänzt der Silberstreifen der Ehrlichkeit für alle Mitreisenden am Firmament Meines Feierabends.

Ehrlichkeit kann man heute ruhig auch mal zelebrieren. Ich fordere einen Button oder eine Krawattennadel (das wär doch mal so ne richtig frauenfeindliche Stichelei) für meine erbrachte Steuerleistung, ein Glückslos für alle die mit Fahrschein reisen. Irgendetwas zum Haben oder Herzeigen ... mitsamt dem Jahresabo zum Drantackern. Ein Jahrestatoo auf den Handrücken! Dann wird auch Händeschütteln wieder interessanter.
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Samstag, 23. Juli 2011
Die Tochter des Bürgermeisters
Anfang August, es regnet. Ich wate durch tiefen Dreck. Die Tochter des Bürgermeisters muss mit einer Strassenbaufirma verheiratet worden sein: Baustellen so weit das Auge reicht. Und endlich wächst auch die Bevölkerungszahl in München, nicht zum ersten mal seit ich auf diesen Planeten geworfen wurde. Oder zumindest will sie wachsen, für wen sonst all die Wohnungen, die sich aus jeder erdenklichen Ecke zwängen. Peter Fox sagt das ja auch ganz brandaktuell: Alles neu.

In den öffentlichen Verkehrsmitteln hatte man bisher das Gefühl von Nähe und einer bereits unangenehmen Bevölkerungsdichte. Das kann man jetzt nicht mehr fühlen, weil der Bus nicht mehr kommt ... wegen ... und das ist das Neue ... hohem Verkehrsaufkommen. Gerade deshalb fahr ich doch eigentlich öffentlich, um dem Stau zu entkommen. Aber was soll man erwarten bei über 4200 Personen pro Qkm. Der höchsten Humankonzentration in Deutschland. Tendenz steigend. Berlin als zweiter hat da keine 3900.

Ich hatte ihn bereits erwähnt, den Ein-Euro-Jobber, der bewaffnet hinter dem Busfahrer dafür sorgt, dass dieser seinen Fahrplan einhällt. Und besagter Beifahrer schiesst nicht nur auf den Busfahrer, sondern seblstverständlich ist er auch für das Entwirren des hohen Verkehrsaufkommens verantwortlich. HK 417 mit dem Granatwerferaufsatz AG 36 und dann mal sehen, wie schnell der Bus durchhuscht durch den Berufsverkehr, der seinen Namen dadurch rechtfertigt, als daß er sich anfühlt wie eine unbezahlte Nebentätigkeit - entgeltlos allerdings nicht.

Ach, das wär nicht gut für die Straßenverhältnisse. Kraterlandschaften und Autowracks, aber man wäre schneller am Ziel. Sie werden es mir erst nicht glauben, aber ich ziehe das vor. Mir schwant viel Schlimmeres. Vielleicht haben Sie es noch nicht gemerkt, aber die Zivilisierung schreitet voran. Ich weiß, daß viele von Ihnen den Horror dieser Tatsache noch nicht begriffen haben. Zivilisierung heißt Einschränkung. Beschneidung des Verhaltens. Eingrenzung des Raums. Dressur mit anderen Worten.

Einfach so mal schnell wohin fahren? Das sieht man heute als ewigwährendes Bürgerwohl wie Trinkwasser etc. So wie Sie heute auch nicht einfach mal wo mitfliegen können, so werden wir unsere Wochen und Tage bald besser planen müssen:
Routenplanung für Montag. Sitzplatz im Verstärkerbus hab ich Werktags-Abo neben der süßen Kleinen von der Metzgerei ... wenn Sie nicht wieder krank ist ... bei Aldi, Wimmer und eben der Metzgerei angemeldet für 10 bis 11, Arzt werd ich wieder mal nicht schaffen und trotzdem zahlen müssen - so war das früher schon - so wird das immer bleiben - selbst Praxisgebühren sind ja irgendwie eine Investition in die Gesundheit ... vielleicht nicht in die eigene, naja. Dann S-Bahn um 14:31 im hinteren Wagen. Für Vollsteuerzahler ohne Behindertenvermerk natürlich nur noch Stehplatz. Daß mit der Betriebsstörung auch der Fahrschein verfällt, wen wunderts. Dann doch noch Restkarten am Bahnsteig bekommen für die Rückfahrt - an darf auch mal Glück haben. Das Hartz-I-Phone vibriert unentwegt, mein Unterbewußtes verbucht es als Batterieschwäche. Mal wieder nichts geschafft, außer festzustellen, daß es sich um die Batterieschwäche meiner Geldkarte handelt.

Mein lieber Schwan, da schwebe ich doch lieber engelsgleich über die morastige Mitgift der Bürgermeistertochter in Erhoffung der totalen Anarchie. So viele neue Leute brauchen so viele neue Orte zwischen denen sie sich auch noch bewegen wollen. Da müssen Straßen unterkellert werden und so manches auch verkleinert ... beispielsweise die Auswahl. Also nicht nur an der Qualität wird gespart, es wird auch per capita weniger werden. So mutiert der Buchhandel zum Internetpoint, an dem der Verkäufer für Sie online bestellt. Die gleiche Stoffhose firmiert unter diversen Namen in allen Auslagen, das gleiche Asia-Salatbaressen, mal in Pita, mal in Tortillafladen und die gleiche beschissene Anordung der Rolltreppen.
Wer läßt sich denn so verarschen, denk ich mir und seh mich um. Menschen, die ich hier noch nie gesehn habe, denn ich bin hier schon lange. Ich bin hier älter als die meisten Häuser. Diese Menschen wurden mitsamt der Einkaufshöhle importiert. Wenn man die Ein- und Ausgänge aufmerksam im Auge behält und zehn Finger hat, stellt man fest, daß nur wenige kommen und gehen. Die meisten leben hier - zwischen Fishbone, Asia-Snack und Body-Gallery.

Wer ohne Smartphone nicht weiß, wo hinten und vorne ist, wer sich keine Telefonnummer mehr merkt, wer nicht mehr rückwärts gehen kann und ohne Facebook viele Freunde einfach vergessen würde ... der kann das dann auch nicht mehr und dann ist es gut, wenn man unter Gleichgesinnten ist, an Orten und Passagen, die das Denken übernehmen.
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Mittwoch, 13. Juli 2011
Schwarze Kassen und schwarze Klassen
Reden wir doch mal über unsere eigenen schwarzen Kassen. Vorab von den Kaffeetassen finanziert aus den Kaffeekassen, den legalen und den illegalen. Oder kennen Sie: Alle zahlen rein, aber der Chef gibts aus; füttert seine Günstlingswirtschaft. Nehmen wir den steuerwerten Vorteil. Das Gratis-Essen als Koch, das Getränk des Kellners. Das unversteuerte Trinkgeld. Das ist alles noch Erdgeschoß ... da wo jeder reinschauen kann.

Aber gehen wir doch mal in den Keller, dahin wo es dunkel wird in den Kassen. Das Abstempeln für Kollegen, Abrechnen auf andere Kollegen, die Veruntreuung! ... ein schlechtes, ungutes Wort. Ein unbehändes Wort, weil es schon im Ansatz abschreckt. Veruntreuung? Ich doch nicht! Ein Wort bei dem man sich augenblichlich abwendet und ihm nicht die Aufmerksamkeit gewährt, die ihm gebührt (gebührt: ein sehr schönes Wort für diesen Augenblick).

Der Becher Kupfergeld und der Pfandklau als Einzeltat, ausgefeilte Tabellensysteme von Teamgemeinschaften, die das Optimale rausholen, und sich keiner wundert, daß seit Jahren keine Krankheitsschicht unbesetzt war, als Großtat des Kleinverdieners.

Inzwischen hat es der Dümmste verstanden, wie im großen Stil abgesahnt wird, daß Korruption im Ausland für deutsche Firmen bis vor zehn Jahren noch steuerlich absetzbar war. Ich nenne es Abkasse, wo Absahnen unter Fixkosten läuft.
Vielleicht ist es nur meine Wahrnehmung, daß es nun doch einige Reiche auch erwischt hat. Ob die wohl alle von den zwei drei CDs kamen? Nicht mal DVDs.

Aber prinzipiell wird es einem eher bei der Kleinkriminalität schwer oder zumindest madig gemacht. Die rein rechnerisch dümmste Bereicherung ist Schachtel Kippen an der Kasse. Gelder abzweigen bleibt dem Nachsteuer-Bürger zumeist vorenthalten. Besser fährt, wer den Banken und dem Staat sein Säcklein nicht zeigt, sondern Ebiges wo anders investiert. Schlechter fährt, wer sich dem Kredit verschrieben. Meine Bank ist trotz bester technischer Ausrüstung nicht in der Lage, mir meinen Dispokredit auf Null zu setzen. Ich sag mal, nicht Mannens genug. Wer da kein mulmiges Gefühl bekommt, hat schon verloren.

War das nicht schon bei Opel so, daß er den gerade noch selbst produzierten und doch schon gammligen Cheeseburger auch noch selber in seiner kurzen Ruhephase konsumiert und dafür den steuerlichen Vorteil an den abführt, der ihn bei der nächsten Maidemo mit Tränengas füttert.

Zurück also zu dem Geld, das keiner hat, und das trotzdem überall unter uns schwelt und glimmt. Das Geld, das jeden Tag mehr wird und nicht weniger. Das Geld, das viele jeden Tag weniger nicht haben. Das Geld, das so gefragt ist, weil es nie da ist und dann doch immer mehr wird. Was machen die in Vaduz nur damit, mit all dem Geld, in so einem kleinen Tal? Ich kapiers nicht.
Denn in den kleinen schwarzen Kassen finden Sie heute Schuldscheine und Verschreibungen, heute kann man schon froh sein, wenn man in der Umkleide nicht vom eigenen Kollegen beraubt wird, daß er Spielsachen für Weihnachten besorgen kann. Hungertuch?! Welches Tuch?

Wir sind hier nicht bei Ali Baba und den 90 Millionen Räubern, sondern es sind wirklich nur vierzig geblieben. Das Fußvolk der Räuberbande sieht Geld heute nur noch aus Schlitzen kommen und gehen. Auch das ist eigentlich bereits Nostalgie. Künftig wird es auch nicht mehr aus Taschen gezogen. Es wird vierzig Scanner geben, die es von der Karte buchen. Selbst die Geldeinheit wird metaphysisch werden. Sie werden ihr Konto in Farben sehen. In der Probephase vorerst noch skaliert in GrünGelbRot und vermutlich, so wie ich Schlandland kenne, auch Schwarz.

Ich sage es nochmals, Lohnarbeit delendam esse, und gleich danach die Arbeitsteilung. Keine Jeans mehr mit Taschen, aus denen es zu ziehen gäbe, was es nicht geben darf. Hände aus den Taschen und Kassen! Sonst wird hier gleich europäisches Elitegehaben mit klassisch europäischem Elitegehaben beantwortet, sonst siehts hier gleich aus wie bei Prinz Leopold II. im Kongobecken und es hagelt Arme.
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Sonntag, 12. Juni 2011
Mein Sonntag
Habe gestern nichts getan, bin aber nicht fertig geworden - so geht mir heute wieder der halbe Tag damit flöten. Wie soll ich da fertig werden? Und alles zu. Wenn mal nicht ich, dann die. Ich verbringe hilflos all die freie Zeit, ohne zu wissen, wo ich anfangen soll.

Diese Stille, dieser wohltuende Produktionsverlust. Die Vöglein zwitschern sanft, da sie keinen Autoverkehr mehr übertönen müssen. Ein Großteil der Bevölkerung nihiliert sich zu diesem Zeitpunkt gegenseitig auf Autobahnen und in Ferienparadiesen. Ferien haben die, das Paradies aber ist hier.

Ein Sonntag ganz zu meinem Vergnügen. Wer sich noch nicht an den See traut, wendet sich flanierend Richtung Innenstadt, wo die Eiskugeln wachsen. Das ist wunderbar, denn so bleibt es totenstill bei uns. Kein Technogesabber oder brüllende Kinder im Hinterhof. Kein heimlich Nachbartratsch, der die Brüstung hochkriecht. Mein Sonntag.

Nun lauscht auch mein Ohr den taktfreien Geräuschen der Tastatur.

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