München - Wien: eine Boden-Luft-Analyse
Inzwischen ist auf den Flugstrassen mehr Stau als auf den Autobahnen, es sei denn es gibt "Blow ups" wie heute auf der A93. Weil eben aus Beton gebaut. Und ab 40 Grad (ich hoffe mal im Schatten) platzt der auf, der gute Strassenbelag. Da könnten die Erbauer mal was von der irakischen Autobahn lernen, die zumindest 1989, als ich sie befuhr, von wenigen leichten Sandverwehungen, noch tadelloser als die unsrige war, und das bei gut 50 Grad ohne jeglichen Schatten.
Befremdlich, dieses plötzliche Blow-upen, möchte ich mal meinen, denn die Häuser platzen ja auch nicht. Vielleicht entwickelt die Teerpappe eine gewisse Rutschgefahr, allerdings keine Blow-ups an den Betonaussenwänden. Nicht die Bohne.

Ohne Blow-ups ist man aber mit dem Auto ganz schnell mal in Österreich, während man als Fluggast auf dem Weg zum Flughafen schon deutlich Verspätung ansammelt, weil sich wieder einer nicht besser zu helfen wusste, als sich vor den Zug zu schmeissen, und das vorwiegend auf der S-1 zum Flughafen eben. Die katholische Art der terroristischen Selbsttötung, würde ich sagen. Oder ne Oberleitungsstörung, Rutschen wegen Laub auf den Gleisen oder Signalstörung. Ein wahrer Fundus an Ausdrücken, nur um zu sagen, dass sie eben später kommt.

Die Zugstandsanzeigen sind ja bereits entschärft, indem sie ein neutrales "Anzeige zur Zeit nicht möglich" von sich geben. So könnte man auch die Aushangsfahrpläne angleichen, indem man überall ein Blatt mit einer lachenden S-Bahn, die uns über eine Sprechblase "Ich komme, wann ich will" zum Mitlächeln anregen will. Das würde auch das Geld sparen, das wir für unsere überteuerten Fahrkarten bezahlen.

Den Flughafen endlich erreicht kommen die endlosen Kontrollen von Körpern, Papieren und Gebäck - der Zöllner durchstochert meinen mitgebrachten Apfelstrudel, weil es im Ausland eben nur Mist zu essen gibt. Diese Ausgeburt von Beamtentum und prekären Leiharbeitern.
Letztendlich noch gefühlte Ewigkeiten in der Schlange auf dem Rollfeld. Die etwas hochpreisigeren dürfen irgendwie schon eine Kurve vorher abbiegen. Da kochen bereits meine Körperflüssigkeiten, ehe das erste Kerosin zündet.

Eine solche Flugstrasse ist (oder heisst das "Flugs-Trasse") nach dem bei der Jagd verstorbenem Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß benannt, dem letzten bayrischen Monarchen neben dem Kaiser, Beckenbauer. Glücklicherweise heisst zumindest der Flughafen MUC und nicht FJS. In Bayern schafft man es nur über den FC Bayern ins Internationale oder man ist Metzgersohn. Der Franz-Josef, der zum Fussballspielen zu fett war, und sich desewegen ins Fliegen verstiegen, hat es aus seiner Metzgerei heraus über die Politik geschafft. Klar, dass es seit ihm in Deutschland keine Kerosinsteuer mehr gibt und wir uns des vom Himmel fallenden Starfighters glücklich schätzen dürfen- siehe Lockheed-Skandal. Erwähnenswert, dass er schon vor seinem ersten Blow-up mit den 10 Millionen Bestechung für den Starfighter-Kauf, bis dahin erst Herausgeber des Bayernkuriers, vom grossen Ohr abgehört wurde. So blieb er zwar nur Regionalpolitiker, aber eben international, mit Flughafen und Flugstrasse.

Den Zielort Wien-Schwechat durch die unverschämt kleinen Kojenlöcher schon vor Augen ziehen wir noch Warteschleife um Warteschleife bis wir mit dem letzten Tropfen steuerfreien Benzin landen und uns erneuten Befragungen und Untersuchungen unterziehen. Die objektive Beurteilung der Wiener Schnellbahn oder des CityAirportTrain und der ÖBB ganz allgemein möchte ich Herrn :: phom ::: überlassen.

Da fahr ich doch lieber zähflüssig über Blow-ups, mit den Winterreifen, die eben auch für Wüste gut geeignet sind, über tausend Pässe, wo es das Superbenzin deutlich billiger gibt als im Land des steuerfreien Kerosins. Ohne Körperbefummeln und mit einer ganzen Reine bayrischen Apfelstrudels.


phom am 22.Jul 14  |  Permalink
Es ehrt mich, dass Sie mir eine objektive Beurteilung der Bahn zutrauen. Die Österreicher geben sich ja häufig recht unzufrieden mit ihrer ÖBB, was ich, zumindest bezogen auf die Pünktlichkeit, nicht recht verstehen will. Wer beruflich täglich auf Schiene ist, hat da vermutlich eine andere Wahrnehmung als ich, der ich doch deutlich seltener fahre. Wenn man sich aber die Statistik ansieht (die vermutlich objektiver ist als meine Einschätzung!) so sind das doch Traumwerte. Auch die viel gepriesene Schweizer Bahn erreicht hier nur unwesentlich bessere Zahlen. Es wird wohl so sein - und ich kann es mir hierzulande gar nicht anders vorstellen - dass solche Statistiken getürkt sind und insgesamt sind die ÖBB gewiss nicht die beste Bahn, aber aus meiner Sicht immer noch annehmbar. Wie Sie wissen, gibt es Länder, in denen man sich glücklich schätzen kann, wenn die Bahn noch am selben Tag kommt und man dann auch noch einen freien Platz am Dach ergattert.

Weshalb Sie Apfelstrudel nach Österreich importieren, wo es hier doch so köstlichen gibt, müssen Sie mir aber jetzt erklären.

einemaria am 22.Jul 14  |  Permalink
Wie Sie als Kernleser sicher bereits wahrgenommen haben, lege ich höchsten Wert auf Objektivität und bei der ÖBB wäre mir hierfür keine höhere Instanz als Sie eingefallen. Da man sich in Bayern stets zu nörgeln bemüht, sollte man den Statistiken der Bahn nicht weniger Gehör schenken als den Meinungen auf den Bahnsteigen. Von den vielen Auslandsreisen chronisch infiziert komme ich regelmäßig etwas später als geplant und kann nur bestätigen, dass die Züge fast immer schon abgefahren sind - also pünktlich. Hierbei kann ich mich somit ganz Ihrer fachlichen Meinung anschließen.

Vielleicht bin ich auch deswegen, vorwiegend aber wegen des Urlaubsgefühls, schwer dafür, die Fahrpläne abzuschaffen. Fahren nach Gefühl und der Zeit ein Schnippchen schlagen. Einfach mal nicht auf die Uhr schauen müssen. Die Verleugnung und letztendlich die Eleminierung der Zeitachse, die noch vor der Rennaissance ein Kreis gewesen ist, das einzig kann das Ziel sein - die Auslöschung der der Zeit, nicht der Kreis.
Im Wahrscheinlichkeitsraum bedrohlich dicht scheint da ein Scheindrohnenangriff der Situationistischen Internationale auf jene Satelitten, die uns die Weltzeit senden.

Die vierte Dimension ist sicherlich nicht der einzige Weg um sich im Raum zu bewegen. Wenn die Typen von der Stadtplanung wenigstens mal einen Blick in "Quantenphysik für Dummies" geworfen hätten, oder bei youtube drübergestolpert, wäre ihnen auch klar, dass es in einer Welt der Paralleluniversen garnicht notwendig wäre, sich über Fahrpläne den Kopf zu zerbrechen oder gar einen zweiten Tunnel für die S-Bahn unter München durchzugraben. Es sei denn, es sei für die Arbeitsplätze und die vielen vorproduzierten Baustellenschilder und Plakate vom Maulwurf mit dem Bauhelm.

Gab's den mehrdimensionalen Menschen nicht schon zur Studentenrevolution? Warum also bei drei Dimensionen oder vier stehen bleiben, wo wir doch fünf Finger an jeder Hand haben. Auch logisch, warum sich bei der String-Theorie ein zehndimensionales Universum aufdrängt udn bei Richard Feynman's M-Theorie die elf Dimensionen, weil er eben ein Mann ist und den Schwanz als Finger betrachtet. Und vom Schwanz gleich weiter zu den Nüssen ...

Es sind die Nüsse, auf die ich unerwartet oft in österreichischen Strudeln stosse und beisse. Und diese sind wesentlich schwieriger zu entfernen als Rosinen (die ja auch hineingehören) oder Apfelkerne (die mir lieber wären als die Nüsse). Aus meiner Sicht und insgesamt gesehen hat die österreichische Küche einfach zu viele Nuss- und Kernsorten zur Auswahl. Wäre besser, wenn man inmitten des Alpenhauptkamms die Haselnuss auf den Schnaps reduzierte, das Kürbiskernöl nur auf Rezept für Prostataleidende verwendete, die Walnuss bei Weihnachten und den Apfelkern in der Frucht beließe.

seemuse am 23.Jul 14  |  Permalink
die warteschleifen
schleifen Sie wenigstens über den neusiedlersee...wagen Sie-so Sie einen fensterplatz bevorzugen- mal einen blick nach unten .. und winken Sie mir zu (-;

und wer könnte über die öbb kompetenter berichen als eintagespendler ?
niemand. eben.

einemaria am 24.Jul 14  |  Permalink
Vielen Dank für Ihren Link. Ich bin noch nicht durch mit der ganzen Reise von Eintagespendler, aber so in etwa würde ich mir das vorstellen, hätte ich etwas mehr Erfahrung, nachdem ich mein Primärwissen aus den wenigen Fahrten mit Zügen hatte, die noch später abfuhren als ich ankam, also wenigen.

Wenn man so billiges Benzin verkauft wie Österreich wird man zwangsläufig zum Tranistland, denn man will den Treibstoff dann ja auch verfahren. Und ausgezeichnete Wurst- und Käsetheken. A Käskrainer und a Stieglbier! Warum kommen wohl so viele Starköche aus Österreich?

Tja, wie gesagt: lieber ziehe ich die Schleifen um den Neusiedlersee als Einsiedler in meinem PKW. Winken geht in dieser rundverglasten Karosse ja auch ganz vorzüglich. Und schneller als 135 soll man ja auch nicht.