Das letzte Gerät
Zwanzig Jahre drogenabhängiger Drogensozialarbeiter und endlich Schluß. Gekündigt und freier Konsument.
Endlich mal kiffen und morgens nicht in der Arbeit Pupillentest bei den KlientInnen, ob sie Steckies (stecknadalgroße Pupillen vom Opiatkonsum) haben, die eigenen Äuglein aber rot wir gekochter Hummer. Endlich mal sich nicht mehr vom Klienten sagen lassen müssen, daß man nach Marihuana riecht, hundert Meter gegen den Wind. Endlich vielleicht mal einschlafen können, ohne an die Schicksaale von anderen Menschen denken zu müssen, endlich mal Tatort glotzen und nicht an die Arbeit denken - ohne nebenher mit der Dreischußtechnik gegen die harte Panzerung zu arbeiten, Dübel, Schnaps, Bier.
Ich bin ja nicht aus Zuckerwatte, habe aber lange nicht begriffen, warum es in ehemaligen oder noch Kriegsgebieten durchaus vorkommt, daß der morgendliche Kaffee erst nach dem Schnaps gereicht wird.
Das kann auch nur den Frauen einfallen, dann auch noch mit dem Kiffen aufzuhören. Aber weil Männer eben eine weiche Prinzipienmasse sind, mach ich's hald. Einen Automechaniker, der Pannenfahrzeuge fährt wird man gut verstehen, aber einen Drogensozialarbeiter, der selbst zu viel kifft und säuft? Endlich gekündigt, das letzte Gerät.
Man könnte metaphorisch sagen, meine Familie hätte mich mit einer Art sozialem Waterboarding zum Weingenuß hingefoltert. Inzwischen habe ich den schweren kanadischen Wein entdeckt, der mir nun ganz von selbst schmeckt, sogar sehr. Wie eben auch das B.C.Bud, bisher. Schweres hochgezüchtetes Gras, genetisch auch gerne verändert. Und viel rein - keinesfalls der homöopathischen Theorie folgend. Der Draller, die Verschiebung, vermischt mit 15prozentigem Jackson-Triggs, die quantenphysikalische Verschränkung. Die Anderswelt, Neuland zuhause. Laudanum, das geht nicht mehr, aber kanadischer Rotwein mit ortsgleichem Bud, das hebt sich und mich ab. Hob, das letzte Gerät.
Hausdurchsuchung und die halbe städtische Drogenarbeit hochgehen lassen is nu auch nicht mehr. Alles schon in die Zelle gepumpt und wie ich seit neuestem auch immer öfter zu lernen genötigt werde, auch genetisch infiziert. Das ist gut. Ein passiver Suchtträger - entstanden aus einem Suchtbekämpfer. Der Kreis schließt sich. Die Larve entpuppt sich und wird zu dem, was sie gemacht hat.
einemaria am 17. Januar 12
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