Donnerstag, 30. April 2020
Auf den roten Freitag ein blauer Montag
Diese Worte danken allen, die mal das Fließband durch kleine Sabotagen zum Stillstand und mich zum Nachdenken brachten. Sie danken allen, die mich gedeckt haben, mal auf Arbeitszeit was zu Papier zu bringen, oder zeitweise besoffen im Schrank zu liegen.

Ich sehe seit Wochen nur noch "1.Mai", den Weihnachtstag der Arbeiter, der dieses Jahr glücklicherweise auf einen Freitag fällt. Und plötztlich höre ich den Schlachruf der arbeitenden Bevölkerung aus allen Ecken hallen: Kurzarbeit.
Ich denke natürlich erstmal an die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, die mir seit den 90er Jahren immer noch in den Ohren klingelt. Das ist eben meine Art Tinitus.
Schon erschallt es "19,5 Stunden" und ich denk mir ich träume.
Wer hätte das gedacht. Aus der Krise geboren wird der ursprüngliche Gedanke der Sozialdemokratie plötzlich Wirklichkeit. Und das, obwohl der Sozialfaschismus immer noch nicht zu Grabe getragen wurde.

Wie kann das Großkapital nur so etwas erlauben. In all der freien Zeit kommt der Arbeiter ja bekanntlich stets auf dumme Gedanken. Im Moment kann man sein Aufbegehren nicht einmal mit Konsummüll zuschütten. Selbst Billigarbeiter aus EU-Randzonen oder 1-€-Ländern sind derzeit absolute Mangelware.
Wenn es nun nicht das Demonstrationsverbot und die Maulkorbverordnung gäbe. Und der verordnete Aufruf zur Solidarität, die im Grunde keiner wirklich versteht, wenn er mal darüber nachdenken sollte. Denn Solidarität kann man auch gegenüber Grünflächen oder Fischreihern, Schulheften und Politikern empfinden. Solidarität als Singularität hat erstmal wenig Aussage. Wie ein bayrischer Philosoph mal gesagt hat: Kann Solidarität nicht auch heissen, dass man jemandem einfach mal die Daumen drückt.

Wenn ich die pathetischen Worte der Bundesmutti oder die des pseudo-ergrünten CSU-Politikers höre, muss ich immer gleich weinen. Nicht wegen dem Inhalt, der so aussagekräftig ist, wie die ersten dreissig Absätze der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, sondern wegen der Melodie. Säuselnd mit leichten Sprachfehlern und dialektisch bis zur Unverständlichkeit wird der Begriff der nationalen Solidargemeinschaft herausgemeisselt aus einer Geisterbahnfigur namens Kaputalismus.

Unsere Betriebsklimaschützer versuchen uns einen Heil- und später auch Kostenplan aufzuschwatzen, der uns nicht nur vom Virus früher, auf jeden Fall aber später als China, oder noch viel später befreien wird, sondern gleichzeitg von unseren Klima- und vielleicht sogar Rentenproblemen. Ein neuer Rettungsschirm - diesmal für alle - aber eben auch jene, die sich seit der Wirtschaftskrise 2008 mit Müh, Not und viel Lüge durchgeschwindelt hatten. Der Markt heilt vielleicht so einiges. Auf keinen Fall heilt er den Markt. Und genau hier wird der Kostenplan dann auf den Tisch gepfeffert.

Geld wird geboren und es versickert in Kanälen. Es wird gedruckt und eingestampft, verbrannt, zerschnitten. Es flackert kurz auf als digitale Ziffer, rot und grün, weiß auf schwarz. Erst ist es nicht da und dann schon weg, meistens am Monatsanfang, oft aber auch schon am Montagmorgen. Es ist immer gut, über zu wenig Geld zu schreiben, weil das alle nachempfinden können, reich wie arm. Und es ist ein dankbares Wort, weil es dank seiner Aussagekraft und Implikationen kein Synonym benötigt. Aber im Grunde ist es nur eine Idee. Und vielleicht eine schlechte.

Was wir jetzt dringender bräuchten als eine CoVid-Impfung und die Refinanzierung der Krise wären mündige Bürger, Volksvertreter, die das Volk und nicht Steuerflüchtige vertreten, mehr Freizeit als Konsum, ein lautstarker Abschied vom Fortschrittsgedanken des ewigen Wachstums, eine Volkswirtschaft, die nicht auf einem Pyramidensystem beruht und eher an das Oktoberfest erinnert als an nüchterne Zukunftsplanung. Wir bräuchten eine Aussenpolitik, die sich einer Wertegemeinschaft ziemt und nicht von den wenigen Arbeitsplätzen der Rüstungsindustrie dominiert wird. Ein Europa der Regionen und nicht eines rückbesinnenden Nationalismus.

Dann gings vielleicht auch mit einem Bruchteil dessen, was wir zu brauchen glauben, ganz gut weiter.
Ich finde, man könnte, man sollte, man müsste auf den 1.Mai gleich noch einen blauen Montag folgen lassen. Das wäre endlich mal richtungsweisend.
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Dienstag, 14. April 2020
1000 Plateaus - Der Tag des Rhizoms
Ich stehe am Schießstand und warte. Für meinen Geschmack ist der Schützenstand in meinem Rücken zu gut ausgeleuchtet. Ich möchte ins Schwärzeste des Schwarzen treffen und kümmere mich persönlich wenig um Sicherheitsbestimmungen oder Chancengleichkeit. Meine Langwaffe, deren Typus hier nichts zur Sache tut, ist mit einem Grünlichtlaser und Fadenkreuz ausgestattet und auf die exakte Entfernung justiert. Alles bereit.

Mein Körper steht mental auf einem Dreibein aus Edelstahl. Ich habe über die letzten Tage, aber vorwiegend nächtelang, mein Bewußtsein der Corioliskraft, der Erdrotation und ihrer Auswirkung auf Flugbahnen, angeglichen. Wie eine Flak haben meine Augen und Ohren Dutzende von Kampfjets am Militärflughafen Aviano verfolgt, insbesondere Überflüge an wolkenverhangenen Tagen. Endlose Tage in den Wäldern habe ich damit verbracht, aufgescheuchtes Wild mit meinen Blicken zu töten, ebenso die wenigen in Europa verbliebenen Hasen. Innerlich bewegt von bewegten Zielen, aber in meiner Haltung kataton wie ein buddhistischer Mönch.

Runde um Runde bin ich gelaufen, bergauf, bergab im Hinterland, bis mein Atem so gleichmäßig geworden, dass man eine Atomuhr danach stellen könnte. Geist und Körper sind so eins geworden, dass selbst die entwürdigenden Beschimpfungen durch meine Nachbarin mein Pranayama nicht mehr zu stören vermögen.
Ich atme ein und aus und warte, als gäbe es keine Zeit, auf mein Ziel. Licht hin oder her, die Dinge sind wie sie sind. Das Fadenkreuz geht auf und ab wie ein Boot in der Flaute. Kein Links, kein Rechts, kein Oben oder Unten und egal ob von vorne oder von hinten, jede der vier Dimensionen unterliegt meinem Willen, das Ziel auszuschalten. Das richtige, das wahre Ziel, das Einzige auf das sich mein Dasein konzentriert.
Ich wurde geboren und habe viele Jahre verlebt, Freude und Leid mich prägen lassen, nur für diesen Moment. Kein Aussen hat mehr Zugriff auf das Dasein der Stille in mir.

Ich werde das Richtige, das Einzige, die Wahrheit eleminieren im Augenblick ihrer Manifestation. Ich werde es auslöschen im Moment seiner Entstehung. Das Richtige wird bereits Geschichte sein, noch während der Zielverfolgung. Ich bin das Fallbeil, das schon immer fiel. Ich weiß, woher es kommt, ich kenne seine Verlauf. Die Wahrheit hat nur eine Tür, die richtige, die einzig richtige, durch die sie hereinkommen wird, und die in diesem Fall auch ihr Exit sein wird. Sie kommt, während ich gerade beim Ausatmen bin, mein Finger, der Laserpunkt mitten im Ziel, biegt sich kaum spürbar.

Sssappp, keine Wahrheit mehr. Jetzt und in Zukunft. Eine Ära ist abgeschlossen.

Ich atme ein. Der grüne Punkt läuft, zumindest in meinem Gedanken, leicht nach oben. Hohlgassengeschoss schießt mir durch den Kopf. Und ich warte. Auf das Zweitbeste, die Alternative. Um sicher zu gehen, dass es sich nicht vermehrt wie ein Virus oder wie die Köpfe einer Hydra. Die Wahrheit, das einzig Richtige und sein bester Freund, das Zweitbeste, die Alternative. Ich atme, sssappp, aus. Das Zweitbeste, aus dem Kopf und aus dem Sinn. Nicht danieder, sondern ausgelöscht und weg ohne Chance auf Wiedergeburt. Ins ewige Nichts befördert. So ausgelöscht, dass selbst Thomas Bernhard seine wahre Freude dran hätte.

Die Zukunft ist wieder ausgangsoffen. Die Tür, durch die sie kamen, schwingt noch in ihren Angeln, während ich spüre, dass sich die Waffe fast unmerklich abkühlt. Es herrscht augenblicklich eine andere Ruhe, eine friedlichere Ruhe. Die Luft scheint schwanger von Zukunftschancen, Multipolarität. Aus einem faschistoidem Planeten wird wieder ein Multiversum. Der Tag als die Covid19-Rate pro Einwohnerzahl in New York die des Vatikan überstieg war der Tag an dem Entscheidungen ein anderes Prädikat bekamen. Der Tag des Rhizoms.

Es war der Tag als der Baum des Wissens wieder mehrere Stämme haben konnte, der Tag, an dem alle Bewertungen umgeschrieben werden mussten. Der Moment als aus Einheiten wieder Vielheiten wurden. Der Moment der tausend Plateaus ist erreicht.
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Sonntag, 12. April 2020
Die Welt, die nach nichts riecht
Während ich die halbtote Fliege an ihren Flügeln packe, reibt sie in ihren letzten Zügen noch ihr heraushängendes Gedärme an meine Fingerspitzen. Die Natur ist da nicht zimperlich.

Für uns Kulturschaffende ist das schon ein wenig delikater. Mit einem Otto Dix und Breugel umhängt man sich nicht ungern, wenn auch nicht unbedingt ins Speisezimmer, aber die Macher der Kriege und des Elends sind aussen vor, wenn es um die Bewunderung des schöpferischen Aktes geht. Ein umgedrehtes Pissoir von Duchamp gerne, aber bitte keinen Blick in ein Männcerclo am Hauptbahnhof.

In meiner Kühlturtasche ist alles gefroren. Tote Kunst, Eiskristalle vielleicht, aber eben kein Leben mehr. Hackfleisch statt Lebendiges. Tiefgefrorenes statt Frisches vom Markt. Für Videokunst und TikTok-Artisten muss keiner mehr zum Markt oder ins Museum. Auf Märkte, die sich verschanzen und in Museen, die sich auf eine Insel jenseits des Kulturkanals arte.de gerettet haben.

Man darf die Ostereier dieser Tage aus einem Scherbenhaufen fischen.

Aus einem Scherbenhaufen oder aus Kalkwasser. Man darf sich glücklich schätzen, wenn man seine Eier über den Winter sicher in Kalkwasser gelagert nun zum Ende der Fastenzeit aus dem Keller holt. Eier, die nach nichts schmecken, in Zeiten, die nach nichts riechen.

Unbeirrt von solcherlei Sentimenten und Gefühlslagen erhebt sich ein Frühling, ganz verwundert über so wenig Störgeräusche und Dreck.

La primavera, das wahrhaftig Erste, als hätte es vorher nichts gegeben. Das erste Leibhaftige sprießt und gedeiht. Primeln und Hopfen

Spargel und Rhabarber

Traubenhyazinthen und Gänseblümchen

Und die vom winterlichen Kältereiz zur vollen Blüte getriebene Schönheit der Vorgärten des Paradieses auf Erden, die Tulpine

Oh, Alma BenGutsi,

Du allativ gezirkte Bedonin,

Sernerer Klamotuken.

Ich umarme Deine Worte,

Sieben Wochen nach Drei.
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Mittwoch, 8. April 2020
Europa leibt
und lebt. Eigentlich wie es die letzten Jahrtausende auch schon gelebt hat. Ein wenig Irrsinn und ein paar gierige Ellbogen, die sich bemerkbarer machen als andere. Aber insgesamt viele liebe Menschen. Eine gütige Natur.

Wer jetzt Europa frustriert oder auch sensationslüsternd auf den Müll werfen möchte, sieht nicht das gleich Bild wie ich. Ich sehe das Pathologische, Soziopathische zu einem Großteil samt Covid19 in einem Gulli verschwinden. Ich sehe eine virale Zeit, die Krankes an die Oberfläche bringt, von wo es sich viel leichter entfernen läßt. Eine gute Zeit, um sich gegen all jenes, was so aus der Büchse der Pandora entweicht, zu immunisieren. Und letztendlich ein geeintes Europa, eine Welt, die begreift, dass es gemeinsam besser geht als jeder gegen jeden.

Es gäbe so viel Positives zu erwähnen. Beispielhaft möchte ich nur mal den momentanen Zustand des öffentlichen Nahverkehrs erwähnen.

Wir können die Biere schon mal kalt stellen, würde ich sagen.
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Sonntag, 29. März 2020
Vor dem Virus sind alle gleich. Aber danach?

Noch ein letzter Wischer mit Karton, dann ist es aus. Ich stehe mit nacktem Arsch vor dem Nichts. Beklemmung. Doch was mich fast noch mehr erschreckt, ich atme noch. Etwas gepresst und flach, aber doch von selbst. Ich muss zwangsläufig daran denken, dass jene Dinge, die einem starke Schmerzen vergessen lassen, wie Heroin oder diverse Narkosemittel, zumeist auch atemdepressiv wirken. Hab ich meine letzte Rolle gut gewischt? War doch klar, dass es kommen würde - EVENT 201 - anbei ein paar mediale Mitschnitte der Veranstaltung vom Oktober 2019. Es lohnt sich auch ein Blick auf die Teilnehmerliste und die Empfehlungen.

Nochmal ein Blick auf das beige Ende der Rolle und ich muss weinen. Man wird sagen: Hier wurden große Romane geschrieben. Zumindest erdacht. Jetzt spielt es keine Rolle mehr. Signierte Scheiße einfach, denn selbst mein großer Roman auf 500 Seiten Dreilagigem wird untergehen in all dem Schund, der sich derzeit herausquält aus den gelangweilten Gehirnen von Abermillionen Homeoffice-Arbeitern.

Seit meine Kinder nicht mehr den bilingualen Kindergarten (Deutsch/Latein) besuchen dürfen, bin ich zwangsläufig mit Dingen konfrontiert, die normalerweise ausgelagert sind. Ich denke an die Passage aus Phillip Aries "Geschichte der Kindheit" über das alte Griechenland, als Kindsmord noch erlaubt war. Ich werde Griechisch lernen müssen, um mit meinem Mann vormittags noch Geheimnisse auszutauschen. "Maria est adhuc spirans et poenis, filie".

Was wäre dann nur ein "Aspirant des Todes"? Selbst der Lehmfigur des Golem ließe sich derzeit schwerlich Leben einhauchen, da sie vermutlich Mundschutz trüge. Zuhause wird die Luft so knapp wie in der Todeszone des Mount Everest.

Was mir droht, ist Herzverfettung oder der augenblickliche Erstickungstod aufgrund meines fetten Bauchs, sobald ich mich auf den Rücken lege. Ich werde es auch nach dem Weltuntergang nicht mehr in mein geliebtes Fitness-Studio "Pontius und Pilates" schaffen. Sanitäter werden mich hinrollen müssen. So es ein Danach noch geben wird.

Weltuntergangsfantasien entstehen meines Wissens zumeist um die Jahrtausendwende herum. Ein Virus 2000 ginge auch leichter über die Lippen als Covid19. Aber wenn man ehrlich zu sich ist, wird man sich auch schwerlich den Namen des Meteoriten merken können, der uns innerhalb der nächsten tausend Jahre treffen könnte. Ob er nun EETA79001 heißt oder H5 Olivin-Bronzit-Chondrit als Typennamen trägt.

Das Universum besteht hauptsächlich aus tödlichen Dingen, die so gut wie nie Markennamen tragen, da sie sich schwerlich vermarkten lassen. Und hier schließt sich der Kreis. Der letzte Fetzen des scheinbar lebensrettenden Clopapiers ist weg und ich habe nie gewußt, wie es eigentlich hieß.
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Mittwoch, 25. März 2020
Ihr seid so teuer wie euer Plan billig
Ich bin ein durch und durch geduldiger Mensch. Ich habe da meine Mittel und Wege. Das heißt, ich hatte, denn nun wird auch noch der Nußschnaps zum Desinfizieren über Türklinken und anderes Material verschüttet. Mehr angesoffen als ich konnte man nicht sein. Jetzt heißt es, mehr angefressen als ich kann man nicht mehr sein.

Die Grundrechte, deren ethymologische Bedeutung immer mehr zu Tage tritt, waren stets auf dem Grunde eines tiefen Meeres verborgen. Manch einer mochte noch an Bergung denken. Jetzt ist das Wasser so undurchsichtig von Entenscheiße und Sulfat, dass daran garnicht mehr zu denken ist.

Doch die Grundrechte sterben nicht an Altersschwäche, sondern sind von einem Virus befallen, der sich dekadente Phase des kapitalistischen Zeitalters nennt.

Homeoffice brüllt es von allen Dächern. Ich aber kenne nur Menschen, die entweder arbeitslos geworden sind oder obwohl sie in Kurzarbeit geschickt werden, mehr arbeiten denn je. Das ist nicht neu, denn schon vorher hieß es: garkeine Arbeit oder endlose Überstunden. Jetzt aber wird Sonntagsöffnung und Ausgangssperre zur philantropen Krisendienstleistung erhoben. Im Kaschmir würde man garnichts merken. Die so viel gelobte Reisefreiheit ist futsch. Wir dürfen auf unbestimmte Zeit das Land nicht mehr verlassen. In China wurde es noch mit großen Buhrufen verteufelt, obwohl es da als Containment-Politik große Wirkung gezeigt hat. Hier allerdings hat man erst noch die Kommunalwahlen abgewartet. Die Aussetzung der Grundrechte dient jetzt nur noch dazu, die Durchseuchung national zu begrenzen. Lieber mal alle Handys orten, aber bloss keine Übersicht gewinnen durch einen Querschnittstest. Deutsch stecken nur noch Deutsche an, von Kufstein bis nach Kiel reisend. Das Virus darf das Land nicht mehr verlassen.

Divide & Conquer war schon in vorangegangenen Zeitaltern das Mittel der Wahl, um jegliche Gegenwehr auszuschalten. Arbeitslose und Überarbeitete, beide so ermattet, dass jeglicher rebellischer Gedanke im Keim erstickt wird. Jeder klaut jedem die Atemmaske, während sich Frau Merkel zweimal die Woche auf Corona testen lässt. Boing und abermals viele der Banken werden mit Milliarden aus dem Steuersäckle gerettet, obwohl ihr Ruin rechnerisch garnicht mehr abwendbar war, während die meisten Selbstständigen, Kleinunternehmer und die letzten Buchläden sich noch mit letzter Kraft zum Arbeitsamt zu retten versuchen. Wer hätte gedacht, dass Hartz-IV in Wirklichkeit die Arche Noah ist.

Wir ersticken nicht am Coronavirus sondern an unserem Fortschrittsgedanken und der Gier der Gierigsten. Die letzten Lohnarbeiter Deutschlands werden die Parlamentarier sein. Ich will mal hoffen, dass die Parteispenden dann zumindest über einen Tarifvertrag geregelt werden.
Wenigstens der Plan "Hände waschen und Ellbogengruß" ist so billig, dass man ihn sich noch leisten kann. Und von allen Experten, Medien und selbst der Opposition wird dies mit Händeklatschen, dem letzten erlaubten Körperkontakt, fleissig begrüßt. Das ist nicht die Solidarität, die ich mir wünsche. Eine fortwährende Solidarität und mehr Lohn für die sozialen Berufe, sowie den Niedriglohnsektor, nicht Abklatschen.

Am großen Plan hat sich nicht viel geändert, ausser dass er sprunghaft kommt, sich ein schuldiger Virus gefunden hat und wir noch nicht mal mehr weglaufen können. Woher kam da nur dieser Begriff "innere Emmigration"?

Wenn ihr mir jetzt noch die Wiesn wegimpft, dann koch ich über.
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Freitag, 20. März 2020
Kampf der Desoxyribonukleinsäuren
Wir denken uuuuaaaahhhhk, was kommt denn da. Ein neuer Migrant, den man nicht sieht, will in uns wohnen. Ein Mietnomade, der sich um den Obulus drücken will. Ein rundes Ding, das uns die Luft wegfrisst, und dennoch nicht von der Autoindustrie ans Tageslicht gebracht. Etwas das uns, der Krone der Schöpfung, an den Kragen will.

Mir wird ganz schwindlig. Das Virus spricht zu mir.

"Bitte, lass mich bleiben. Ich weiss nicht wohin mit mir. Ich komm nicht von der Fledermaus und davon gäbs auch wirklich wenig hier bei euch."

"Aber du frißt doch mein Lüngerl."

"Du frißt doch selber Lüngerl, du Bazi. Saures Lüngerl. Stell mir doch bitte deine Freunde vor."

"Nix gibts. Ich bleib daheim und du stirbst mit mir!"

"Ja," das Virus lacht ein wenig, "Du kannst alleine leben, Du asoziales Stück. :-( Ich nicht. Gemeinsam Spaß haben. Freunde sein. Ich will doch nur mittrinken."

"Du bist doch garnix, du Zwerg. Für dich ist hier kein Platz."

Die Säureattacke. Ein Kampf der Informationscluster also. Einer für alle, alle für einen.

PS: Die Rente ist sicher

"Und die Russen sind gleich auch noch Scheiße."
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Dienstag, 17. März 2020
Plan C
Ich wollte mich eigentlich nicht zur akuten Virenlast des Landes äußern - aber jetzt geht mir die Hutschnur über. So sehr ich der sozialistischen Planwirtschaft anhänge, muss ich zugeben: das Notstandsprogramm hätte privatisiert nicht schlechter laufen können. Und weil manche italienischen Ärzte von einem Kriegszustand sprechen - vielleicht sollte man Privatisierung auch bei der Bundeswehr mal durchdenken.

Pest, Ebola, Marburg, spanische Grippe, aber kaum kommt ein SARS-Ableger mal rübermigriert, ganz ohne Einreiseerlaubnis, hat keiner einen Plan. Von einem europäischem Plan mal abgesehen auch keinen nationalen. Seuchenbekämpfung scheint regionalisiert worden zu sein.
Ich vermute, dass die Meinungsumfragen noch nicht abgeschlossen sind. Da traut man sich lieber nichts zu entscheiden, sondern verhält sich wie beim Giro di Italia. Abwartend, zögernd, lauernd. Die Entscheidungen passt man der Situation an. Die Ämter schließt man dann schon mal heimlich und gibt möglichst wenig Info raus. Hände waschen und keine Nachbarn treffen. Die Neue Solidarität. Na, dann viel Glück.

Mir solls recht sein, ich bin nicht die Risikogruppe. Bei einer Triage werde ich nicht in die blaue oder schwarze Gruppe reinrutschen. Die Rente wird sicherer, die Krankenkassen, nach einer kurzen Belastungsprobe deutlich entlastet. Selbst der Wohnungsmarkt wird bei einer kompletten Durchseuchung wieder bezahlbarer. Für alle Neueinsteiger bei Aktien, Rohstoffen und Kryptowährungen könnte es nicht besser laufen. Für die "Volksparteien", die sich mit der willkommenen Unsicherheitslage diesmal noch gut über die Runden retten konnten, wird es weniger schön, wenn ihnen die greisen Stammwähler absterben. Aber insgesamt könnte man von einer Chemotherapie des Volkskörpers sprechen.

Die Überwacher werden mehr Überwachung bekommen und mit der Wirtschaftshilfe, die den Virus ersticken soll, wird auch die Wirtschaft erfrischt und kräftig wie Phönix aus der Asche wieder auferstehen. Und mit ihr auch die entsprechende Gesinnung: keiner schüttelt sich mehr die Hände in der zunehmenden Ellbogengesellschaft. Warum die Busfahrer mit sporadischen rot-weißen Bänder abtrennen, wo wir gerade in die Ära des panzergläsernen Menschen eintreten

Für die nächste Bioattacke wird man wieder keinen Plan in der Schublade finden, für die nächste Wirtschaftskrise in nächster Zukunft werden wir wieder einen Verursacher finden. Ich tippe da mal ganz laienhaft auf einen Meteoriten. Auf die automatisierten Montagebänderwird das Virus nicht einwirken können, aber die 35-Stunden-Woche wird bald in den Wust der Verschwörungstheorien eingehen. So gesehen läuft alles perfekt. Ja, fast geplant.
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Montag, 9. März 2020
Krake läuft auf Grundrecht - Tiefseefischer der Hochfinanz
Wir hören, dass sich die Weltwirtschaft, die einzige Wirtschaft in der alle verkehren, aber nur wenige bedient werden, in einer schlechten Verfassung befindet. Ob wir aber bei solcher Verfassung einen Stephan Harbarth zum obersten Verfassungsrichter wählen sollten. Da müssten wir schon volltrunken sein. Grundrecht muss es wohl heißen, weil es auf dem Grunde eines trüben Meeres ruht, wo keiner reinsieht. Dafür muss es aber keine Krake sein, die selbiges verteidigt.

Garry Webb hat sich mit zwei Kopfschüssen das Leben genommen, nachdem er in 'Dark Alliance' über die Verbindungen von CIA und Drogenhandel berichtete, noch bevor er über etwas berichten konnte, was er die 'Krake' nannte.
Gaby Weber hat dies während ihrer bisherigen Offenlegungen der Rolle von Blackrock im Bayer-Monsanto-Fusion offenbar noch nicht getan und einen kühlen Kopf behalten.
Aber die Krake kann man sehen, wenn ihre Tentakel aus den Tiefen des Finanzdschungels an die Oberfläche geraten.
Die Saugnäpfe der Fangarme wird man nicht gleich erkennen an einem gut geschminktem Friedrich Merz, dem Aufsichtsratschef von Blackrock Deutschland, Gründungsmitglied der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Kanzleranwärter und so vielem mehr, dass Sie morgen noch mit dem Lesen des Beitrags beschäftigt wären. Sichtbarer wird die Krake, wenn man sich mal anschaut, wo sie ihre Tentakel überall so drin hat.

Laurence Douglas Fink, Gründer, Aufsichtsratsvorsitzender und Vorstandsvorsitzender des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock, hat nicht umsonst den Black Planet Award 2017 erhalten. Auch sein Woodrow Wilson Award 2010 ist durchaus einsichtig, wenn man sich mal die Liste der übrigen Empfänger ansieht.

BlackRock und seine Mitstreiter Vanguard und State Street, die sich mehr oder weniger gegenseitig besitzen sind zu 82%, so Lobbycontrol, Anteilseigner der 500 größten Firmen der USA. Blackrock, mit einem Kapitalvolumen, das den den deutschen Bundeshaushalt um das 20fache übersteigt, ist bei 8 der größten 30 deutschen Firmen größter Anteilseigener, sowie bei 20 weiteren mitbeteiligt.

Jetzt taucht aus den Tiefen des Finanzmarktes noch ein weiterer Fangarm der Krake auf, namens Stephan Harbarth, dessen Tätigkeiten bei der Unternehmerkanzlei Schilling Zutt & Anschütz SZA im oben verlinkten Artikel der Nachdenkseiten eindrücklich beschrieben werden.

Ob nun Merz als Bundeskanzler oder Harbarth als Oberster Verfassungsrichter, irgendwie wird die hochintelligente Krake früher oder später einen Tentakel in die Drehtür bekommen. Es ist davon auszugehen, dass sie sich schon vielerorts festgesaugt und aufgrund ihrer Fressgier schon mit dem Verdauen begonnen hat. Merz als der Chitin-Schnabel und der anständige Harbarth als das Toxin, das uns eingeflößt werden soll.

Ob man die Kopfschmerzen, die einen als Nahrungsgrundlage plagen, mit einem Kopfschuss wegbekommt? Da kann man dann einen Garry Webb schon verstehen. Mit dem Reflex der Duldungsstarre werden wir dieses Ungeheuer jedoch mit Sicherheit nicht los. Merz und Harbarth sind jedenfalls noch vermeidlich.
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Dienstag, 3. März 2020
Grippenplatz gesucht - Moderne Farbenlehre und die Evolutionsstufen des Feindes
Wer blau wählt, also total besoffen zur Wahl geht, darf sich nicht wundern, wenn er das Kreuz bei der falschen Partei setzt. Immerhin noch ein Kreuz und kein Halbmond oder ein symbolisches Sarazenenschwert, werden diese kontern. Lieber tot als rot. Für mich ist das mainstream, der zu nichts führt, wenn man alte Kamellen und Klischees gegeneinander auffährt im kalten Krieg der Meinungen.
Für andere kommt die gelbe Gefahr aus Deutschland mit weniger als 5 Prozent in Hamburg. Und seit Anfang des Jahres die Farbkombination für den neuen Todfeind, das Corona-Virus. Wir werden alle sterben und anschließend wird uns die Finanzkrise noch die Kreuze und Blumen vom Grab fressen.

Man muss die Lücken nützen, Nischen suchen, um heute noch nach vorne, nach oben oder rein zu kommen. Vom Feind lernen. Bei den einbrechenden Lieferketten sollte man sich mal an der ökonomischen Stärke des Virus orientieren. Denn das liefert trotz Blockaden und Sanktionen ganz kräftig.

Die Politik hat das schon begriffen. Schuld ist jetzt das Virus und nicht etwa die Wirtschaftssanktionen und Produktion on demand. Wenn in die Blase nichts mehr reinpasst, wird es wohl eine Lungeninfektion sein. Wen wundert es, daß beim Corona-Medallienspiegel China und Iran Gold und Bronze machen. Und wer denkt bei lediglich 3 Corona-Virulanten in Russland nicht an Nowitschok.

Ich versuche mich taktisch zu verhalten.

Ich verabschiede mich von der humanoiden Abraumhalde, wo die emotionalen Heizkosten einfach nicht mehr leistbar sind und investiere in die Unverfrorenheit der sozialen Kälte wie zum Beispiel in Aktien von Lafarge, wo man mit vom IS verschleppten Leiharbeitern die Personalkosten enorm senken kann.
Ich zahle weiter in die Rente ein, denn die Zoonosen, die von Tier zu Mensch übertragbaren Infektionskrankheiten sind auf breiter Front aufgestellt - neben Viren eben auch Prionen, Pilze und vieles von dem wir nie gehört hatten. Zwei zeitgemäße Bücher zur Paniklage wären da 'Hot Zone: Ebola, das tödliche Virus' von Richard Preston und ganz zeitlos 'Wassermusik' von T.C.Boyle. Wer die Hersteller von Ribavirin, vorab Boehringer und natürlich alle chinesischen Hersteller, noch nicht im Depot hatte: selber schuld.

Schlau auch, wer sich frühzeitig anstecken läßt, denn die 30.000 Beatmungsgeräte in Deutschland könnten ab Ende März schon besetzt sein. Wer zu spät ist, den bestraft das Leben. Oder man setzt eben auf die Doppel-0 und hofft, dass man nichts abbekommt.

Zudem esse ich gut und viel aus dem eigenen Garten, um die Angriffsfläche zu verringern. Und wann, wenn nicht jetzt, einen Grippenplatz für meine Tochter finden.

PS: Ich sehe gerade, daß soeben die neuesten Zahlen reingekommen sind und der Iran durch Italien vom Treppchen gestoßen wurde. Da nehm ich noch Beretta in mein Aktienpaket auf - bei letzteren läuft derzeit sogar noch der Winter-Sale.
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Samstag, 8. Februar 2020
Die schwarz-blau-goldne Wurst aus Thürigen

- Hindenburg-Plan 2.0 gescheitert -

Warum die gemeinsame Wahl des Ministerpräsidenten Kemmerich in Thüringen durch AFD, CDU und FDP nicht überraschen kann - ein AFCDUDP-Kuddelmuddel mit System.

Wenn man sich über Jahre hinter verschlossenen Türen mit Vornamen anredet und an den gleichen Vorstands- und Institutstischen die Zukunft entwirft, dann vergisst man vielleicht schon mal, dass die Bevölkerung immer noch denkt, die Parteienlandschaft repräsentiere den Volkswillen.

Die Alternative für Deutschland kam ja auch nicht aus dem Nirgendwo. Sie kommt personell aus den wertkonservativen, wirtschaftsliberalen Flügeln der Christdemokraten und der FDP (Tino Chrupalla, Stephan Brandner, Marcus Pretzell, Joachim Starbatty, Bernd Lucke, Alexander Gauland, Alexander Gauland). Die AFD ist eine Ausgeburt der christedemokratischen Ideen des Berliner Kreises und der Werteunion. Sie vertritt schließlich auch nicht die arbeitslosen Wutbürger aus dem Osten, sondern beschreibt gepaart mit der FDP eine Zangenbewegung des Kapitals - mit der CDU als rostige Lokomotive.

Es sind Organisationen des Stockholm Networks wie die von Arbeitgeberverbänden getragene Lobbyorganisation Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft in denen sich parteiübergreifend beraten wird über Steuersenkungen von Unternehmen und die Verhinderung unternehmensfeindlicher Klimapolitik. Es ist die Friedrich A. von Hayek - Gesellschaft, wo CDU (Saskia Ludwig), FDP (Christian Lindner, Linda Teuteburg, Edzard Schmidt-Jortzig, Gerhard Papke ua.) mit der AFD (Alice Weidel, Beatrix von Strolch, Starbatty, Olaf Henkel, Peter Boehringer ua) anbandeln - zusammen mit rechtskonservativen Politikern aus der Schweiz und der deutschen Presse (FAZ, Henryk M.Broder).

Die Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft ist wiederum mit der Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP) über das Atlas Network verbunden. Das Atlas Network (Ayn Rand: Atlas wirft die Welt ab) arbeitet unter anderem mit den Koch Brüdern aus den USA zusammen und deren Cato Institute natürlich wieder mit der Friedrich-Naumann-Stiftung. Sinnigerweise wurde in den 50er Jahren durch den Naumann-Kreis auch von ehemaligen NSDAP-Mitgliedern versucht, die FDP zu übernehmen.

Und dann immer wieder die gleichen Namen. Sei es beim Institut für Unternehmerische Freiheit, Deutsche Stiftung Eigentum, Wirtschaftsforum der FDP.

So teilt sich die AFD ihre PR-Agentur Goal AG mit der schweizerischen SVP und der österreichischen FPÖ. Die Goal AG aus der Schweiz, wo auch Alice Weidel mit ihrer Lebensgefährtin wohnt.

Und immer wieder Friedrich Merz (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Stiftung Marktwirtschaft, Werteunion, Konrad Adam, Atlantik Brücke), unser CumCum-Geschäftsführer, der Deutschland gerne an Black Rock verkaufen würde, wie auch Monsanto an Bayer (ab min. 14:30). Der reibt sich nun die gut gepflegten Pfötchen, dass der Thüringen-Plot von AKK in die Hosen ging und mit ihm nun der marktliberalste Teil der CDU, der noch nicht zur AFD gewechselt hat, vielleicht die Macht übernehmen könnte. Ein Doppel-Coup des Kapitals mit einem extra Spin. Der Markt ist institutionalisierte Menschenliebe, wie das der deutsche Philosoph Wolfgang Kersting bei seiner Preisverleihung durch die Friedrich-Naumann-Stiftung schön bemerkte.

Für den Geldfluss sind Parteigrenzen keine Ufer.

PS: Man fefe und staune bezüglich 'aus Versehen reingerutscht'.

Noch ein Verweis auf zwei aktuelle Beiträge in Telepolis. Über den Think Tank der AFD Desiderius-Erasmus-Stiftung und einem Interview mit dem Chef der Werteunion.
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Donnerstag, 30. Januar 2020
Goodbye, Grandpa Sam - we are not US
Ein Problem der turbokapitalistischen Lebensweise ist, wenn man im Alter merkt, dass man eigentlich nie in die Rente eingezahlt hat. Ganz ähnlich muss sich das Amerika des weissen Mannes fühlen.

Erst die leichte Nachkriegsgeburt, dann die Schwangerschaftsstreifen einer unipolaren Weltmacht nach dem Kalten Krieg. Doch nun wird auch das Angesicht us-amerikanischer Aussenpolitik im Zuge des beschleunigten Alterungsprozesses zunehmend runzliger.

Es sind die unipolaren Sorgenfalten in denen China die Belt-and-Road-Initiative vorantreibt und Russland die Nordstream-II verlegt? Die Furchen, die ehemals wie der Eiserne Vorhang von Süd nach Nord auf den Längengraden verliefen, werden plötzlich in Ost-West-Richtung durchdrungen.

Die Pufferzone Zwischeneuropas vom Schwarzen Meer an die Nordsee, das vom polnischen Marschall Pilsudski als Intermarium bezeichnete Gebilde, um die wirtschaftliche Annäherung zwischen Russland und Deutschland sicherzustellen, scheint durch die Nato-Osterweiterung gut gesichert. Frecherweise umgeht die fast fertiggestellte Nord-Stream-Pipeline wie auch die südlich verlaufende Nabuco-Pipeline diese Strategie.

Im Nahen Osten durchkreuzt die iranisch-russische Intervention in Syrien und und im Irak einen weiteren us-amerikansichen Längengrad. Die Tentakel der neuen Seidenstraße reichen bald wie die langen Fäden eines Holzschwamms von China bis ans östliche Mittelmeer.

Fehlt nur noch, dass Nicaragua einen zweiten Panama-Kanal durch den Urwald sticht und das Nordmeer ganzjährig befahrbar wird - nicht nur für die russische Marine, sondern auch zivil. Dann wird es schwer, die Umklammerung, das Containment der Konkurrenz aufrecht zu erhalten.

Es wird schwierig mit der Glaubwürdigkeit, wenn man sich als Weltpolizist und Verteidiger der Freiheit zu brüstet, während man gleichzeitig Holland mit einer Invasion droht, sollten jemals amerikansiche Staatsbürger vor den internationalen Gerichtshof gezerrt werden. Und noch schwieriger, wenn Whistleblower wie Snowden in Russland um Asyl bitten, um nicht im Gulag Guantanamo zu enden.

Die Erzwingungshaft für die eigentlich bereits begnadigte Chelsea Manning und die Jagd auf Julien Assange, als handelte es sich beim blauen Planeten um die gesetzlosen Weiten der Prärie, machen es nicht einfacher. Kein Wunder also, dass ein Alexander Issajewitsch Solschenizyn davon spricht, dass die NATO die Vereinten Nation und ihre Charta auf den Müll geschmissen hat, um ein uraltes Gesetz zu proklamien: das Gesetz des Dschungels.

Es spricht nach meinem Verständnis nicht für die Weitsicht eines alten weissen Mannes, sich auf das Gesetz des Dschungels zu berufen, wo einem Botox und Perücken nicht wirklich helfen beim Broterwerb. Mit 75 Jahren Großmacht auf dem gekrümmten Buckel ist man eben kein Silberrücken mehr.

Krieg ist nun mal die Art und Weise, wie Amerikaner Geographie lernen. Mit rund 1000 Militärstützpunkten rund um den Globus kennt man dann selbst runde Inseln wie Diego Garcia. Doch wenn man versucht, die Welt auf ewig in Schach zu halten, wird man selbst irgendwann matt. Und man darf sich dann auch nicht wundern, wenn die Erniedrigten und Geprügelten dem Imperium dann keine Care-Pakete schicken. Wichtig für uns ist jetzt eigentlich nur, dass wir dem ergrauten Silberrücken noch zeitig den Koffer mit dem roten Knopf abknöpfen.

Aber wer braucht schon Weitsicht, wenn man das eigene Grab bereits ausgehoben direkt vor Augen hat. Für die Kinder gibt es eben auch keinen Mutterinstinkt, wenn man nur Gründungsväter hatte. Der Gedanke an 'Gods own country' wird immer mächtiger je näher das eigenen Ende rückt. Goodbye, Grandpa Sam, it was a hell of a time.
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Schwangerschaftsstreifentatoo

Ich kann ja viel verstehen, aber warum Dicke (rechts unten)?

Ich lasse mich da inspirieren von M7 in seinem aktuellem Beitrag "Herrschaft und Tabu", in dem er davon spricht, dass Tabus der Ausdruck unausgesprochener Herrschaft seien.

Mein Entschluss steht fest. Parthenogenese, also Jungfernzeugnung. Ich lasse mir Schwangerschaftsstreifen tätowieren. Dann sehe ich trotz meiner Kinderlosigkeit aus als wär ich so eine heiße Mutti, die sich gut gehalten hat. Absaugen, nein, das lief nicht bei mir, aber anschließend jeden Tag ausgebufftes Brusttraining. Möglichst wenig schwimmen - so lassen sich zwar die Schwimmreifen um meine Hüfte schlecht erklären, jener Speckstreifen in dem sich alle zuhause fühlen - sondern viel über dem Herd gebückt, obwohl ich selbst garnicht koche, und niemals BH, daß sich meine Brüste möglichst der Schwerkraft ergeben.

Dazu die tätowierten Schwangerschaftsstreifen und schon bin ich eine topaktuelle MILF ohne jemals in die Vorhölle des Gebärens abgerutscht zu sein. Eine MILF, die sich keine Sorgen machen muss, daß ein heißes Abenteuer von anrufenden, oder noch schlimmer, hereinplatzenden Kindern oder Jugendlichen unterbrochen wird. Sozusagen eine unbefleckte Empfängnis und dennoch kinderlos. Eine Scheinelternschaft, die körperliche Reife mit sich bringt, ohne lärmende Plagen. Ein für 10 Euro ersteigerter, ramponierter Kinderwagen in der letzten Ecke der Diele, ein paar gerahmte Kindergesichter auf dem Beistelltisch im Schlafzimmer und schon habe ich Mutterstatus ohne die lebenslangen negativen Folgen. Brünftig wie eine Milfkuh.
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Samstag, 18. Januar 2020
Das Unrecht auf Abwertung und die Aufwertung des Anrechts
Und schon wieder die Kopftücher! Die Welt ist also eine Scheibe, oder eine Kugel. Auf jeden Fall nicht eckig oder nur eine Linie, sondern rund. Wenn das Leben auf diesem Planeten schon ein steiniger Pfad ist, dann ein Rundweg. Es ist, als wandle man als Zweidimensionaler auf einer Möbiusschleife. So wiederholt sich alles.

Einst verbreitet bei Piraten, aber auch Seemännern, am Bau und im Sport, wo Wind und Schweiß zusammentreffen, hielt sich die Tradition des Kopftuchs hier in Bayern vorwiegend bei Frauen der unteren Schichten und im ländlichen Bereich. Meine Großmutter wäre ohne Kopftuch niemals auf die Straße, nicht mal kurz zum Müll runterbringen. Am Bau und im Sport ist das Kopftuch noch vereinzelt zu sehen. Aber bei den züchtigen wie unzüchtigen Frauen hat sich etwas verändert.

Kaum schienen sie ausgestorben hier in Bayern, die letzten Dienstmägde, Unterdirn oder Mitterdirn ihres Standes, verschrumpelt wie ein 100jähriger Apfel, in ein Kopftuch eingepackt. Stets ein Kopftuch, weil offenes Haar eben unzüchtig ist. Darunter das Haar geflochten zu Zöpfen. Diese wiederrum geflochten wie ein Hefezopf oder eine trockene Breze. Als Hexe wären sie wohl nicht mehr verbrannt worden, aber in der Kirche in der selbst zu meinen Lebzeiten die Geschlechter noch schön getrennt links und rechts saßen, hätte das zu störendem Getuschel während der Andacht und Gemunkel über den Anstand geführt.

Verpackung wertet die Dinge scheinbar auf. Bei Geschenken, bei Nahrungsmitteln und eben auch bei Mitmenschen. 'Stell dir deinen Chef einfach mal nackt vor' sagt man ja, wenns Ärger in der Arbeit gibt. Aber ein nacktes Croissant in der Auslage ist heute mehr im Trend, als ein von mehreren Lagen Weichplastik umhülltes. Selbst in edles Papier von Schleifen umrankte Geschenke scheinen ihren Lebensabend gefunden zu haben - entweder weil die Geschenke inzwischen zu voluminös geworden oder auf Grund der modischen Konsumfeindlichkeit.

Bei dem weiblichen Geschlecht allerdings will das Verpacken scheinbar nicht enden. Kopftücher und Umhänge bis über die Knöchel finden wieder Anklang in einer Gesellschaft, der es egal ist, ob man in Jeans rumläuft, die schon die Fabriktore zerrissen verlassen, oder in Röcken, die noch nicht mal die Strapsoberkante erreichen. Egal ob Feinripp-Unterhemden oder Zobelpelz, weiß-besockt in Sandalen oder knallgelbe Radlhosen. Anything goes.

Und genau hier rein puhlt der moralbesetze Zeigefinger des abermals nicht sterben wollenden Monotheismus. Kopftuch als Modeerscheinung liebend gern, aber Kopftuch als Zeichen des Anstands und der Züchtigkeit des schwachen Geschlechts. Da rumort etwas im Bauchgefühl derjenigen, die die Endlosschleife mindestens einmal durchlaufen haben.

Denn Kopftuch, wie auch Schleier oder graue Umhänge, aus Gründen der Züchtigkeit tragen auch den Umkehrschluss in sich, dass wer sich anders kleidet unzüchtig oder gar gottlos sei. Schlampe, würde man mancherorts sagen. Unzüchtige erwartet nicht nur nicht das Paradies, sondern auch die schriftbedingte Mißachtung durch die Züchtigen. Heilige Schriften beinhalten eine Regelsammlung, wo man sich nicht aussuchen kann, welchem Teil man nun zustimmt oder auch nicht. Alles oder nichts, steht da geschrieben - zumindest wird behauptet, dass es irgendwo geschrieben stand, weil es irgendjemand gesagt hätte.

Du darfst dürfen, aber du sollst nicht müssen - schon garnicht, wenn man sich auf die zweifelhaften Deutungen überlieferter Schriften eines bärtigen Propheten aus dem 8.Jahrhundert oder einer früheren Kopie beruft. Feminismus beginnt bei den Frauen und er sollte niemals bei alten Männern enden. Hierin liegt auch das Problem des Kopftuchs als Ausdruck einer Ideologie.

Die Frage für mich ist: Durfte man meiner Großmutter das Kopftuch verbieten und/oder sollte man dem zölibatärem, monotheistischem Männerverein die mehr als zweifelhafte moralische Alleinherrschaft ein für alle mal absprechen? Sollte man nicht denen, die nicht mitspielen, endlich mal sagen, dass sie nicht mitspielen?
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Mittwoch, 1. Januar 2020
Lichtgeschwindigkeitsbeschränkung
Erste Eindrücke aus einem neuen Jahrzehnt, aus einer Zeit, wo Postmoderne von Opas und Mumien propagiert wird. Weißwürste mit Soße Curacao und Gurkendatschi, bayrische cousine nouveau. Pabst Franzl, sein Klon und das Priesterweib.

damals hieß es noch 'anything goes', jetzt heißt es 'anything went'. Eine Beschleunigung, die bereits die Zukunft zur Geschichte macht. Die Generation Klimawandler, wo jeder Augenaufschlag schon die Auslöschung bedeuten kann und doch jeder an die Rente denkt ... statt an den Lohn. Kaputtalismus.

Ein Fortschritt, den bis heute niemand begriffen hat, ein Fortschritt, der sich im Hadron-Collider manifestiert, um den Urknall zu begreifen. Je mehr Fortschritt also, desto mehr Rückblick.

Die Zeit wird wieder zirkulär, das Hohlorgan Hirn dank der allgemeinen Relativitätstheorie wieder länglich. Dies dient der peristaltischen Fortbewegung der Gedanken. Das Wissen bildet also wieder eine Wurst und die kommt ab heute in Bayern nur noch mit Sauce Curacao, in blau.
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