Dienstag, 8. Dezember 2020
Der Verschwur der Heuchelmörder
Interessant im Rahmen der momentanen Auseinandersetzung mit Gegner der staatlichen Corona-Politik ist die Diskussionskultur auf Eliteebene. Schön zu sehen beim Axel Springer Award 2020 vom 1.Dezember. Die beste Presse der Welt ehrt die besten Männer der Welt, wie letztlich Mark Zuckerberg und Bezos, dem Killer des Einzelhandels. Diesmal sitzt man maskenfrei in einem Raumschiff - ich denke, es handelt sich um mehr als zwei Haushalte - und sieht sich gemeinsam die Zukunft an. Und wenn schon keine Masken, dann ist das mit dem Abstand wohl auch nicht so wichtig. Zumindest Musk muss sich keine Sorgen machen, denn der wurde ja grade erst vor 14 Tagen auf Corona positiv getestet.

Da versteht man sich dann schnell auf vielen Ebenen. So lobt Gesundheitsminister Jens Spahn in seiner Ansprache (seine Maske schiebt er noch schnell in die Jackentasche, weil ist doch irgendwie peinlich 41:30min) den diesjährigen Preisträger und Impfgegner Elon Musk, der den Lockdown als faschistische Maßnahme bezeichnet, als großen Visionär. Also geht doch. So lange die Kassen klingeln bleibt die Meinung frei. Ob Musk oder Mask, zumindest im von Spahn gesprochenen Deutsch-Englisch ist da der Unterschied kaum mehr spürbar. Und er baut Autos und jetzt auch noch in Berlin, also ein echter Kumpel Deutschlands.
Autos bauen und mal schnell einen kiffen ist auch nicht so ein Ding. Hauptsache man ist kein Jugendlicher und möchte dieses Auto dann fahren oder ohne Vorstrafen durchs Leben wandern, Jens, oder? Apropos Gesundheitsministerium und so.

Jens Spann, ein Ikarus unserer Zeit, spahnt seine Flügel sehr weit. Er beweist das ein ums andere mal, unter anderem in seinem Interview zusammen mit Bill Gates, in dem er (2:04min) auch mal den Querdenkern eine Lanze bricht. Quer Denken, neu Denken, schnell Denken, das sind die Herausforderungen unserer Zeit. Flexibel sein. Denn wie schon Bill Gates in seinem berühmt gewordenem Ted Talk seine berühmte Weltrettungsformel CO2=PxSxExC (1:30min) darlegt, braucht es gar keine Pandemie, um die Menschheit zu retten. Schon mit Impfungen, Gesundheitsfürsorge und Abtreibung ließe sich die Menschheit so weit reduzieren, daß dem Rest der CO2-Ausstoß nicht mehr im Magen läge. Vorbildlich kauft sich Bill dann, zum großen Verdruss von Musk, einen Porsche Taycan, obwohl er findet, dass man im Vergleich zu E-Autos in einen Benziner überwältigend viel mehr Energie pro Minute reinbringt. Und scheiß auf das Lithium ... Von 0 auf 100 in unter 3 Sekunden und das hoch bis 260 km/h, mit einer Batterie, die alleine schon 650 Kilo wiegt. Vorbildlich. Mit einer Reichweite von 388 km also ein echtes Stadtauto.

Und wenn man schon mal beim Thema Verschwörung ist: Man kann für unseren Ikarus nur hoffen, dass er der Sonne nicht zu nahe kommt, wie ein österreichischer Finanzminister oder ein Herr Winterkorn. In letzterem Fall kann man nur lernen: Laut Strafprozessordnung kann die Staatsanwaltschaft von der Verfolgung einer Tat absehen, wenn die dafür zu erwartende Strafe gegenüber zu erwartenden Strafen in anderen Verfahren nicht besonders ins Gewicht fallen würde. Eine wirklich interessante Auffassung von Gerechtigkeit. Verschwörer, Schwurgerichte, Vereider, Geschwüre und, was alle schon vergessen haben, der Kampf gegen die Politikverdrossenheit. Mit dem Porsche Taycan in die 4,5-Millionen-Villa von Jens und dann von Solidarität und Verantwortung sprechen. Ja, da fällt dann so manches nicht mehr ins Gewicht. Vom Maskierungsverbot zum Maskenzwang, ist doch wirklich Vegie-Wurst.

Zwengs de Kommentaa no a guada Schluss
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Mittwoch, 2. Dezember 2020
Gib dem Tod eine Chance
Ich möchte den ausdifferenzierten Leserbriefen des Postillons noch ein paar unerwähnte Facts angedeihen lassen. Denn Solidarität, kann das nicht auch heissen, dass man jemandem einfach mal die Daumen drückt?

Das ist natürlich alles ganz ganz schlimm und solidarisch lässt sich bei einem 330 Milliarden-KW-Gesellschaftsspalter nicht mehr viel erreichen oder verhindern, aber (sic!) man muss was sagen, wenn man nicht schweigen möchte. Die Auseinandersetzung mit dem Ableben geht derzeit ja sozusagen viral.

Letzte Woche ist jemand bei uns im Haus an einer Art Nasenbluten gestorben. Sido hätte vielleicht, wenn er nicht von Clans und Rockerbanden in den Hausarrest verbannt wäre, ein schönes Lied vom Reim gebrochen, dass man die Nase eben nicht so voll nehmen soll. So aber muss ich mit literarischen Referenzen wie der Abhandlung Rudolf Steiners über den Christus-Impuls als Überwinder der Materie Vorlieb nehmen. Der Tod wird transzendiert. Das unerträgliche Ende des Körpers wird gewürzt und garniert und mit so viel Vanille-Sauce bestrichen, bis es irgendwie gefressen wird. Das Postmortem wird bebildert mit 99 Jungfrauen, mit Hossiana und einem Erlösungsgedanken. Leben ist Leiden, erst nachher wirds lustig. Die Besten mussten als Märtyrer ihr Leben lassen bis die Menschheit endlich zu begreifen schien, dass erst im Ableben die Seele ihre Bestimmung findet. Der Tod als Chance!

Leider - lag es nun an der überhöhten Kirchensteuer oder am geschmacklosen Leib Christi in Form einer Oblatte - hat diese vordergründig zölibate Gedanken- und Machtformation eine Zerfallsgeschwindigkeit von nicht mehr als 2000 Jahren. Und schon will keiner mehr sterben, geschweige denn sich einem Leben voller Demut unterwerfen.

Der von Rudolf Steiner beschriebene materialistische, körperbehaftete Zyklus scheint sich wiederholen zu wollen. Der Ägypter, so er es sich leisten konnte, hatte bei der Ausbeutung seiner Umwelt und Mitmenschen vorwiegend im Sinne möglichst viel materielles Hab und Gut durch den Kreislauf des Lebens mitzuschleppen. Im Paradies gab es keine 99 Jungfrauen. Man musste sie sich schon mitbringen. Im Zenit des christlichen Urglaubens, verkörpert durch meine Oma, hat sich das schließlich auf das Kleben von Rabbatmarken im Sterbebücherl und das Dogma "des bisserl Sterben" reduziert. Nur beim Sterben will man selten der Erste sein. Jetzt wolllen plötzlich wieder alle ewig Leben. Meine Empfehlung, um Folgendes besser zu verstehen, ist der Film: Wer früher stirbt, ist länger tot.

Letzteres ist nicht wirklich durchdacht. Denn in der Möglichkeit des Ewigen Lebens sitzt der Teufel. Bei einer Lebenserwartung von (Kindersterblickeit mal garnicht mitgerechnet) 50 Jahren, freut man sich mit 55 wie ein Schnitzel. Beim ewigen Leben allerdings - und wie Karl Valentin richtig bemerkt: ewig, des dauert wirklich lang - gibt es zwei gravierende Probleme.

Zum einen ist es das Problem der ewigen Jugend, der sogenannte der Tithonos-Effekt - oder wie von meiner Großmutter verbal artikuliert durch den Satz "Gott hat mich vergessen".

Und sollte es bald möglich sein, uns durch ständigen Organaustausch für immer zu regenerieren, so wird die Angst davor, mal in einer Gletschspalte nicht mehr rechtzeitig gefunden, durch eine Explosion pulverisiert oder unter einem Gesteinbrocken begraben zu werden, ohne die Chance auf Neuzusammensetzung und Wiederbelebung, zur Mutter aller Ängste. Denn wenn einem plötzlich nach 398.789 Jahren der Rest des Ewigen Lebens genommen wird, so ist das, wie Karl Valentin andeutet, wirklich viel.

In Anlehung an den pekuniären Wert des Lebens von heute könnte man sagen: Wer den Tod nicht ehrt, ist des Lebens nicht wert.

Pro-Inside-Fact: Liebe & Frieden dem Stubenzweig :-* Es war nie vergebens und es wird nicht vergessen

Und weil es ja eine Fortsetzung der Leserbriefe sein sollte, hey, der adipöse Kinderartikel: fett geil.
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Sonntag, 29. November 2020
Ein Reichbürger meldet sich zu Wort
Ich persönlich fahre keinen SUV, obwohl ich mich zur Schicht der Reichbürger zähle. Goldene Sonne auf goldenem Grund heißt unser Banner. Ich gehöre zu jenen, die nicht mit Parkplatzsuche kämpfen, sondern ihre Transportmittel im eigenen Garten, oder sagen wir lieber Park, abstellen. Ehrlich gesagt bekomme ich schon Höhenangst, wenn ich an einen solchen City-Panzer nur denke. Ich bewege mich lieber tiefergelegt. So muss ich mich zumindest visuell nicht der gierigen Münder erwehren, die hoch oben aus den Fenstern des öffentlichen Verkehrs starren. Nur weil ich sie verstehe, muss ich mich ihnen ja nicht aussetzen.

Ich hätte mich fast an meinem argentinischem Bio-Steak verschluckt, als die Verlautbarung von einem Aufmarsch der Reichsbürger über den Äther kam. Doch das kleine s macht den Unterschied. Es handelte sich nicht um ein kulturelles Großereignis meiner Klasse, das ich versäumt haben könnte, sondern um Wutbürger. Kein goldener Banner, sondern ein althergebrachtes Fähnchen in den Farben karierter Hemden, wie man sie auf Stammtischen trägt. Es waren Menschen, die im alten Griechenland nicht einmal den Status eines Vollbürgers gehabt hätten.

Im Grunde verhält es sich wie bei der Massentierhaltung. Nicht umsonst beschäftigt sich auch die Bundeswehr mit der Schweinepest, die sich an der Oberlausitz in Granatwerferweite vom polnischen Seuchengeschehen befindet. Für Bio-Schweine in Freilandhaltung sind das keine guten Zeiten. Bewegungsaktiv und wühlfreudig wie sie sind wird der Schutzverordnung nicht anders nachzukommen sein, als sie in Quarantäne zu schicken. Vielleicht findet sich bei einer vorgeschriebenen Stallfläche zwischen einem und einem halben Quadratmeter (weniger Fläche als im Kofferraum meines Spider „Coda Tronca“) noch ein Plätzchen in den Ställen mit 20.000 bis 40.000 Mastschweinen Mecklenburgs. Quarantänefleisch für Quarantänebürger. Du bist, was du ißt.

Wenn man beim Scheißen die Hosen nicht runterläßt, führt das zur Enkopresis, also zum Einkoten. Bei der in westlichen Hochkulturen üblichen Mastzucht ist das Absetzen von Kot an dafür im soziokulturellen Milieu der jeweiligen Person nicht vorgesehenen Orten die logische Konsequenz. Die bundesrepublikanische Käfighaltung mag für Inhaber von großen Käfigen wie mich mit Auslauffläche, Pool und Sauna akzeptabel sein. Auch mein Karibikurlaub über Neujahr ist nicht in Gefahr. Für jene Käfigbewohner aber ohne Garten, Balkon oder ähnlichem wird der Umschluss nach dem Wochenende, wenn sie endlich wieder in den Hafträumen des Arbeitgebers gesellig arbeiten und Eier legen dürfen, zum Highlight der Woche.

Ich muss ehrlich sagen: Wer keine Reichskriegsflagge auf seinen Treppen sehen möchte, sollte sich keinen Reichstag halten. Da darf man sich nicht wundern. Und ähnlich verhält es sich mit der Enkopresis, die bei Massentierhaltung zwangsläufig zu Tage tritt. Du wirst, was du ißt. Deshalb esse ich ja Bio-Rindersteak aus Urwaldhaltung. Das auf- und abgespritze Puten- und Schweinefleisch, das wir an unsere Lohnabhängigenklasse verfüttern, wird keine Soldaten der Arbeit schaffen. Bei diesem Lohngefüge würde ich mir als Lohnabhängiger noch nicht mal den Wecker stellen. Wenn wir sie wochentags nun in Massentransporten mit Mindestabständen von weniger als einer Handbreit zum Arbeitsplatz befördern,

ihnen aber Stadionaufenthalte und jegliche Freizeitmaßnahmen nehmen und verbieten, dann führt das im besten Fall zu einer Art mentaler Enkopresis. In zunehmendem Maße wird es sich, wie im Fall des Sturms auf die Reichstagstreppen, zu einer viel schlimmeren Form des Scheißens steigern, der Peritonitis, dem fäkalen Erbrechen. So bleiben uns die aufmerksamkeitsheischenden Worte eines Attila Hildmann ebensowenig erspart wie der heuchlerische Aufruf zur Solidarität seitens der politischen Klasse, die sich stets einen Tönnies mit auf Auslandsreisen zu nehmen pflegt. Ich fühle mich nicht etwa wie Sophie Scholl, sondern eher wie Hannah Arendt.

Wer schreit denn da nach Solidarität. Doch hoffentlich nicht etwa Dickleibige, Alte und CDU-Wähler, die sich bei Themen wie Dritte Welt, Klimaerwärmung und Konsumeinschränkung bisher äußerst bedeckt hielten. Ich sage immer: Da muss man sich entscheiden. Ein wenig hier und ein wenig da, führt zu wenig. Entweder man entscheidet sich, die Masse der Impflinge gleich noch mit Antibiotika, Beruhigungs- und Abführmitteln niederzuimpfen, im Zuge dessen die Laubbläser im öffentlich Raum mitzuverbieten, die Höchstgeschwindigkeiten an die Steuerklasse zu knüpfen. Oder man läßt es. Aber händeringend nach Solidarität zu schreien, um sie dann mit Verboten zu erzwingen. Ich weiß nicht :-(

Ich freue mich, dass ich bisher noch meinen arschteuren 'Coda Tronca' auf öffentlichen Straßen fahren kann ohne den Gedanken an Carnapping, dass ich keine Befürchtungen haben muss, abends beim Desert einen rachsüchtigen Mob mit Brandfackeln durch meinen Park stürmen zu sehen, wenn mir selbst mein Prepper-Spray nichts mehr helfen wird. Die bundeseigene Art von Solidarität habe ich schon beim Ost-Soli mitbekommen. Sie landet selten bis nie beim Volk, das uns umgibt. I had a dream! last night. Mein Leben war eine Expedition durch den Dschungel der Gefühle. Wir trugen wie Kinski in Fitzgeraldo, bzw seine Sklaven, meinen Alfa Spider durch den Dschungel, als ich plötzlich in eine Gesellschaftsspalte stürzte. Eingezwängt wie ein Mastschwein ohne Grabbeigaben musste ich harren bis ich morgens wieder tot erwachte.

Man kann heutzutage mehr Angst vor der Überwachung und dem Datensammelwahn der Unternehmen haben als vor einem Terroranschlag. Man muss kein Querdenker sein, um die derzeitigen Corona-Maßnahmen als übertrieben und fehlgeleitet zu empfinden. Und man sollte mehr Angst vor dem Ewigen Leben haben als vor dem Sterben!
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Sonntag, 15. November 2020
Guturale Klänge aus dem Enddarm - Industrial Nazi Dark Wave
Wer sich den Klangwelten eines Autobahntunnels hingeben möchte, der lausche den Machenschaften der Martial-Industrial-Bewegung. Eine wirklich gelungene Namensgebung ist die des LabelsSteinklang Industries, denn wer mal kein Geld für die 'Musik'produkte dieser Firme aufbringen kann, wird sich auch bei der akustischen Sensation einer Geröllawine gut aufgehoben fühlen. Ganz große Schöpfungen sind auch Wortgebilde wie 'Denn dein ist das Reich' von der Gruppe Krieger. Oder die Band Arditi, benannt nach den Freischärlern des Gabriele D'Annunzio, einem Schreiberling, der sich vorwiegend dadurch auszeichnete, dass er sich eine beschlagnahmte Villa aneignet, ehe er sie großzügig dem italienischem Volke überschreibt, um sich anschließend vom faschistischem Regime aushalten zu lassen. Die Ausgeburt solcher Geburtskanäle ist nicht schwer zu erraten. Ob Arditi, Hunne oder Highlander, eine Ideologie mit Kreuzen oder Blitzen als Insignien, unförmige Springerstiefel und schwarze Kapuzen, der Rest scheißegal. Und dazu melodielose Nazi-Mucke aus dem Norden.

Der Mono-Sound aus dem rechten Lautsprecher ist repräsentativ für mentale Rechtsausleger, die beim Wort Scholle vorwiegend an tiefgefrorenen Fisch denken, deren Gedankengut aus Ravioli- und Bierdosen geboren. Der Ausdruck Bleichgesichter ist hier wörtlich zu nehmen. Eine Haut so fahl, dass die Pickel wie erhabene Gipfel auf den Gesichtern erflammen. Viele der Schwarzgestalten haben einfach nie den Weg zum Heroin gefunden. Das sollte man ihnen mal nahelegen.
Der Liederreigen über den Rasthof Dachau von Stahlwerk9, der klingt als hätte man sich im elektrischen Stacheldraht verfangen, führt uns vor Augen und zu Ohren, dass einige Teile der Bevölkerung immer noch an einer Unterversorgung mit Neuroleptika leiden. Kahlköpfe, deren Lieder weniger Esprit entfalten als das Gejammer eines Dutzends Großmütter aus dem Gotteslob, Lied 274.
Träumen vom Endsieg ihrer Rasse, bekommen aber schon Neurodermitis, wenn mal drei Minuten der Strom und somit die Mucke ausfällt. Der Endsieg dieser Rasse besteht für mich mehr in der Eröffnung eines Getränkemarkts zu Lebzeiten, und ihr einziger Eroberungszug, wenn sie spät abends mal auf den verlassenen Bänken des Kinderspielplatzes rumlungern.
Man kann sich der Einsamkeit und Verzweiflung des rauhen Nordens, oder sagen wir lieber der todlangweiligen Winternächte Schwedens kaum erwehren, wenn man sich die Fascho-Mucke aus Schweden mal antut. Blut Wolf Schwarz Stahl und möglichst in Runenschrift. Herr, wirf Hirn vom Himmel. Es hat eine gewisse Komik, wenn die potentiellen Insassen von Arbeitslagern beim Gebrüll eines einhodigen Österreichers von Hormonen überschüttet werden. Ad absurdum ad infinitum, denn selbst im ärgsten Winter wird sich bis zum Ende dieser Welt kein Wolf in das von Bierdunst geschwängerte Nazijugendheim in Bitterfeld oder Cattleman City verirren - mit viel Hoffnung vielleicht mal ein Iltis auf Brautsuche. Hier hausen und saufen Menschen, deren Eltern sich beim Fernsehen kennengelernt haben. Hier läuft die Musik, die man von Lebewesen erwartet, die die soziale Kälte mit Leder und Fellen nachisolieren.

Nein, mit Bierdosenzerdrücken wird man kein viertes Reich blonder German*innen schaffen. Diese Kellermusik mag hilfreich sein, um Überstunden bei Trockenbauarbeiten zu überleben. Über die eigene Lebensuntüchtigkeit, wird sie langfristig nicht hinweghelfen. Niemand soll dafür verteufelt werden, dass er seinen Frust herausschreit und sich in schwarzes Leder hüllt. Mit einer massiv zerkratzen Kinder-CD aus der öffentlichen Bücherei entwickelt man mehr Kampfgeist als mit dieser musikalischen Aufarbeitung einer klinischen Depression. Es sind schon zwei Paar Lederstiefel, ob man den Arm zum Gruß hochreißt und dreisilbige Parolen schreit, oder ob man Gelbe Rüben von der Anzucht bis zur Fruchtreife bringt oder sich auch nur die kappute Gürtelschnalle wieder zu reparieren im Stande ist. Das kommt eben dabei raus, wenn man Gehirnmasse unter Schwarzlicht aufzieht.
Im Sinne von Generation X und Babyboomern schlage ich für diesen Auswurf menschlicher Genmasse den Begriff D-Generation vor.
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Dienstag, 10. November 2020
Ich traue B(e)iden nicht
Ich kann die Freude der Welt über den Wahlsieg eines Herrn Biden verstehen. Ich denke, viele Amerikaner, die nun von der Angst getrieben werden, dass ihnen ihr massives Arsenal an semiautomatischen Waffen abgenommen wird, können das nicht. Auch ein Xi Jinping und Herr Putin muß fürchten, dass sich ihre ehemals oppositionellen Oligarchen nicht weiterhin um sie scharen. Mancher Europäer lässt nun die Hoffnung fallen, dass sich aufgrund der maximal unilateralen Haltung der USA eine europäische Einigkeit einstellen könnte. Und andere, die gehofft hatten, dass das blondierte Ego aus den USA endlich den eigenen Wagen an die Wand fährt, werden sich wieder anderen Räuschen zuwenden müssen.

Ich kann die Freude der Mehrheit verstehen, weil es dem menschlischen Naturell entspricht zu denken, wenn der erst mal weg ist, wird alles gut. Und wer weiß, vielleicht wird es großartig.

Vielleicht wird es nicht wie ein Jimmy Carter nach einem Gerald Ford, und seinen "nichtmilitärischen Mitteln, die sowjetische Intervention in Afghanistan zu beenden", sprich die Taliban aufzubauen, vielleicht wird es nicht wie der nichtinhallierende Kiffer und Saxophonist Bill Clinton nach George Bush, der mit seinem Jugolawien-Krieg die Mißachtung des internationalen Rechts die Welt der Invasoren neu definiert und zementiert hat, vielleicht hätte auch seine treue Frau Hillary nach ihrer Friedensmission in Libyen, der Wirkung wir heute noch nachdrücklich betrachten dürfen, als erste weibliche Präsident nie wieder ein Land in die totale Katastrophe gestürzt, und vielleicht war wirklich nur die republikanische Opposition daran schuld, dass Herr Obama weiterhin mit einem Guantanamo leben musste und aus keinem einzigen okupierten Land abziehen konnte. Vielleicht hatte er einfach auch nicht ausreichend Killer-Drohnen oder zu wenig Unterstützung aus Rammstein, dass wir endlich das Übel von diesem Planeten wegblasen hätten können.

Vielleicht ist ein gutes Zeichen, dass Bidens Sohn und sein Bruder sich gutes Geld versprechen von Investitionen in CEFC China Energy. Schließlich hat Trump trotz allen Gezeters stets sein chinesiches Geschäftskonto behalten. Mit der ukrainischen Firma Burisma Holding und seinem drogensüchtigem Sohn Hunter hat das ja auch ganz gut funktioniert, nachdem endlich der doofe Oberstaatsanwalt, der Burisma wegen Schmiergeldern an den Kragen wollte, unter Androhung Bidens, Wirtschaftshilfen nicht auszuzahlen, abserviert wurde. Der Mann kennt sich zumindest aus im Feindesland und beim War on Drugs - der gute Katholik aus einer Arbeiterfamilie (ich muss zugeben, das hab ich dann garnicht mehr recherchiert). Da würde ich mir selbst am liebsten vorher die eigenen Finger brechen, wenn ich schreibe, dass ich die stets grimmige katholische Inquisition immer noch dem ausuferndem evangelikalem Luther-Geschwür mit seinem Pseudo-Lächeln vorziehe.

Die amerikanische Politik lässt sich nicht auf ihren Präsidenten reduzieren, wie ein Firmenlogo eben nicht die Qualität ihrer Produkte repräsentiert. Hätte der Wolf keinen Schafspelz getragen, wäre Rotkäppchen vielleicht glücklich verheiratet gewesen und hätte ein glückliche Nachkommenschaft gezeugt. Wie besser hätte man der Welt vor Augen führen können, was eine unilaterale Welt bedeutet, als mit Trump.

Aber hey, vielleicht ... vielleicht hat das amerikanische Volk auch nur darüber abgestimmt, von welchem Erschießungskommando die restliche Welt eleminiert wird. Vielleicht sind die Demokraten, hinter denen inzwischen alles ausser Fox News steht, nur eine andere Form des amerikanischen Establishments, der Waffenindustrie und des Militärs, dem Trump dummerweise keine neuen Krieg geschenkt hat. Vielleicht ist die Geschichte fortlaufend und militärische Interventionen finden vorwiegend unter demokratischer Präsidentschaft statt (wobei das Bush-Imperium dem Lügen straft). Vielleicht ist der Weltpolizist USA auswärts ähnlich drauf wie die US-Cops zuhause. Vielleicht ist es für uns nach 75 Jahren Kindheit mal Zeit, auf die eigenen Beine zu kommen. Vielleicht ist Nordstream2 garkeine Droge, von der man abhängig wird, sondern einfach eine Möglichkeit. Vielleicht war die gelbe Gefahr seit 2000 Jahren nur für Tibet gefährlich. Fehlt eigentlich nur noch, dass die Briten China Drogenhandel vorwerfen. Bei mir hat sich so ein Aufmerksamkeitsreflex eingestellt, der besonders hellhörig wird, wenn plötzlich in jeder Zeitung dasselbe steht.

Ich persönlich denke: es geht weder um Trump oder um Biden - oder Kamala Harris, die Vielversprechende. Ich denke es geht vielmehr um Geld & friends - um ein psychotisch verseuchtes Urgefühl der Macht, die manchmal nicht mal unilateral, aber immer unilinear. Der Fisch stinkt vom Kopf her! Egal welcher Kopf.
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Donnerstag, 5. November 2020
Im Labyrinth der Paywall- und Cookie-Monster

Die Bettelpresse als Notenpresse

Seit das mit den Cookies und dem Abfischen von Informationen nicht mehr so reibungslos läuft, erschrecke ich manchmal, wenn beim Aufruf einer Internetseite kein "Einstellungsfenster" oder eine "Cookie-Control" sich ins Bild drängt und das Weiterlesen erstmal unmöglich macht.

Ist die Internetverbindung zusammengebrochen? Nein, es gibt noch Seiten, die keine Cookies abrufen, Informationen auf unserem Gerät speichern oder abrufen wollen und unser Leseverhalten an hunderte von Trackern und Datensammlern weiterleiten.
Hat man das dann mal geklärt, indem man entweder allem zustimmt oder sich ablehnend durch ellenlange Bestimmungen geklickt hat, erscheint endlich ... die Paywall, der Abo-Block, die Aufforderung doch bitte Geld dafür zu zahlen, um den großartigen oder vielleicht auch grottenschlechten Artikel lesen zu dürfen.

"Wie glauben, jeder hat das Recht, qualitative, unabhängige und faktische Nachrichten zu lesen ... Die Presse war noch nie so vital. Niemand schreibt uns eine Agenda vor oder 'zensiert unsere Zensoren'. Deshalb können wir Sie täglich mit unabhängigen Nachrichten versorgen."

Leider kann ich das nicht im Geringsten so sehen.
Fangen wir doch mal mit 'vital' an. Vital waren die Blogger, lange bevor 'die unabhängige Presse' die Trefferliste unserer Suchen überflutet hat und das Internet mit Artikeln spamt, die oftmals Wort für Wort identisch sind. Ehe man dreissig Artikel mit gleichem Inhalt aufruft, sollte man sich besser auf ein Zentralorgan wie die 'Pravda - Westausgabe' einigen, statt sich dem lausigen Copy&Paste-Journalismus hinzugeben.

Weiters glaube ich, dass jeder das Recht hat, zu lesen was er will und selbst zu entscheiden, ob er es qualitativ hochwertig findet. Ich finde zum Beispiel die "le monde diplomatique" - ganz im Vergleich zur flachbrüstigen Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung, um nur eine zu nennen - ein gutes Beispiel von hochwertigem Journalismus, weshalb ich da auch bereit bin die Printausgabe zu abonnieren - obwohl sie (von drei aktuellesten Ausgaben abgesehen) ältere Artikel komplett ohne 'Paywall' oder 'Cookie-Spy-Control' ins Netz zu stellen. Und jeden Artikel kann man sich dann auch noch vorlesen lassen.

Wer mal was tiefgründiges zu Nagorno-Karabah lesen will, dem empfehle ich The Saker. (Auch interessant, obwohl etwas parteiisch: Azerbayjan Today) Hintergründiges zu den USA beim Moon of Alabama. Und wem es nichts ausmacht, dass Information einfach mal Schwarz-auf-Weiß ohne Bilder in reinem HTML rübergebracht wird, der ist bei Fefes Blog gut aufgehoben. Alles immer ohne Paywall oder Cookie-Scheiß.

Aber einfach von den zwei, drei großen Presseagenturen wie Associated Press abkupfern, um schließlich die Nutzerinformationen weiterzuverschachern und schließlich noch um Geld zu betteln, dass Leute die Nachrichten lesen dürfen, die man selbst für die einzige Wahrheit hält, das ist untereste Schublade.

Ich muss sie garnicht aufklicken, die deutsche Presselandschaft von heute, um zu wissen, was drinsteht: Für den Guten Biden wird es knapp, der Anschlag von Wien war feig, die Chinesen sind fies und das Wetter so lala.

Wenn für Nachrichten heute noch gezahlt wird, dann durch Erpressung wie die Gebühren für das öffentlich-rechtliche Staatsfernsehen, durch die eingeblendete Werbung oder durch jene, die wollen, dass diese Nachrichten verbreitet werden oder jene Informationen zurückgehalten werden.
Aber für Artikel, die uns erklären wollen, dass China unsere Turnschuh-Industrie klaut oder die Russen mit Militärausgaben von 446$ pro Kopf pro Jahr an der Ostgrenze lauern (USA 2200$, Frankreich 766$, BRD 587$), der sollte eigentlich Geld dafür zahlen, dass er solche Nachrichten verbreiten darf.

Ganz ohne doppeltes Abkassieren, ohne Associated Press und das ganze PiPaPo, sondern einfach mal Nachrichten aus einer anderen Welt von der Yemen News Agency, aus dem Iran von Tasmin News Agency, sogar auf deutsch die Beijing Rundschau, aus Libyen der Libya Herald. Als Geschenkidee für Weihnachten der wunderschöne Maßkrug aus dem Online Shop der Afghan Online Press und real wild news aus einem Land, das ohne Bürgerkrieg oder Ebola keine Nachrichten wert, wo aber Leute den Diebstahl von Ziegen noch mit dem Leben bezahlen.

Irgendwie gehts also auch ohne. Man muss nur wollen. So einfach wie bei Chinaprodukten wie Nike-Schuhen und Märklin-Eisenbahnen, die dann nur noch ihr Label draufklatschen, geht es bei Presseprodukten aber nicht mehr.

SZ, TZ, BZ, Tagesschau und mit dem Zweiten sieht man besser, oder man wird blind, taub und stumm. Der Begriff 'Lügenpresse' verdeckt den eigentlichen Zustand. Ich nenne diese Art von Journalie Bettelpresse.
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Mittwoch, 4. November 2020
Deep Fake oder die Qual der Wahl
Zizeken - sometimes doing nothing is the most violent thing to do.

Im ehemaligen Lande Winitous wird gewählt. 1, 2 oder 3… Du musst Dich entscheiden, 3 Felder sind frei … - das war natürlich die Quizshow für Kinder. Für die Erwachsenen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind es nur zwei Wahlmöglichkeiten, mit dem gleichen Ziel: America first! Denn nur der Eindimensionale, kann unilateral denken (siehe flat-brain theory). Aber first was?

Eine blonde Perücke mit einer Hautfarbe, die eher auf Gelbfieber als auf eine Rasse hindeutet? Den Golden Dump, der die Welt in einem Maße mit Sanktionen überzieht, daß der Opposition im Feindesland Russland und China nichts anderes bleibt als sich um Putin und Xi zu scharen. Einer, der bellt, aber dennoch nur mit seinem Schwanz wedelt? Einer, der Mexiko mit einem antifaschistischem Schutzwall beschenkt, und Nordkorea mit der Mutter aller Bomben droht, nachdem es beim ersten Mal im Bett nicht so geklappt hat?

Oder den küssenden Hüftgrapscher, Kinderhaarfetischsten und Fabulierer? Ist das die Alternative? Den Return of the Blob? Das lächelnde Gesicht einer Rotte von Kriegstreibern. Einem Menschenschlag, der, übrigens genau wie Trump Dump, China wieder an die Werkbank der Multinationalen zurückprügeln möchte, aber nicht darauf verzichten möchte, zumindest persönlich lukrative Geschäfte mit der gelben Gefahr zu machen.

Pest mit einer Letalitätsrate von 60% oder Cholera bei eine Rate von 20-70%? Was für eine Welt, in der man sich freut, an der Cholera erkrankt zu sein und denkt, jetzt würde alles besser. Wer wünschte sich da nicht lieber Corona zu Weihnachten.

Wählen und sich anschließend die sündige Hand vom Leibe trennen? Oder lieber die belgische Methode "Sans Etat"? Vielleicht auch nicht die beste Idee für ein Land mit dieser dieser Nuklearsprengkraft.

The war on Terror ist für die USA im Grunde schon die Negation des eigenen Ich. Vielleicht ein begrenztes Abfackeln ganz nach dem Vorbild der momentanen kalifornischen Selbstverbrennung? Schließlich ist der leuchtende Stern der Freiheit auch erst aus einem Bürgerkrieg heraus entstanden.
Das macht einen ganz wirr.

Im Grunde bleibt nur, den Krankheitserreger noch vor den ersten Wahlergebnissen zu isolieren und - ich kann mich da nur noch mal wiederholen - !zizeken! Und zwar beide Eier. Ich glaube, da ist keiner besser geeignet als die Perücke ;-(
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Samstag, 5. September 2020
Täter oben, Täter unten. Jene, die die Fahne tragen, sind selten die, die sich die Sache hinter der Flagge ausdenken. Dazu die Befragung im Auschwitz-Prozess 1965 des SS-Unterscharführers Oswald Kaduk, die äußerst "tief" blicken läßt. „Wenn ich an Herrn Staatssekretär Globke denke, frage ich mich, warum wird mit zweifachem Maß gemessen." Hans Josef Maria Globke, der rechten Hand Konrad Adenauers. Wo sitzen denn nu die neuen rechten Hände?

(Dazu auch interessant Gaby Webers neueste Doku "Ewig Geheim - Kollateralbelastung Demokratie" ;)
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Freitag, 4. September 2020
Ein Zustand ist das
schon lange nicht mehr. Es ist eine Zumutung. Wer ist nur zuständig für diese Zumutung?

Reichskriegsflaggen auf den Stufen des Reichstags. Nowitschok, das tödlichste Nervengift, das bisher noch niemanden ausser seinen Erfinder umgebracht hat. Ein historischer Wirtschaftseinbruch von altmeierschen 5,8 Prozent.
Ich sage immer, eine Zivilgesellschaft ist grad mal so gut wie ihre öffentlichen Toiletten. Die Zeit wird wie die Telefonzellen, Briefkästen und öffentlichen Toiletten immer weniger, der Ton immer schärfer und das Geld immer mehr - Letzteres leider für immer weniger.

Ich aber darf mich zu den Krisengewinnern zählen. Ich bestreite meinen Lebensunterhalt, indem ich meine ältere Schwägerin bis zu ihrem Lebensende vögle. Ich lebe sozusagen von der Rente meines Schwagers Peter, von all seinen monatlichen Rentenbeiträgen, für die er so hart im Betonwerk geschuftet hat. Ich lebe somit, Frau und Erbe zusammengenommen, vom Lebenswerk meines Schwagers. So falsch kann das nicht sein, denn auf die Art und Weise habe ich zumindest schon mal ihn und seine Zementlunge überlebt. Und es würdigt die Schaffenskraft meines Schwagers nachträglich. Es bauen auch die wenigsten ein Haus, dass dann niemand darin lebt.

Mit all der wenigen Zeit, von der ich als Sekundärerbe nun allzuviel habe, fische ich mir ab und an billige Bücher aus den Gratisbibliotheken der wenigen verbliebenen öffentlichen Plätze. Und da fiel mir "Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen" von Thomas Kuhn in die Hände. Nun ist es keine große Wissenschaft, die momentanen Umbrüche zu erfühlen. Das Haager Kriegsrecht hat sich in seinem Heimatort verschanzt, weil es anderswo schon lange gemeuchelt und zerbombt worden wäre. Afroamerikaner wollen neuerdings nicht mehr erschossen werden. Viele 'Abhängte' - hätten sie doch nur einen Schwager wie den meinen gehabt, wäre das nicht passiert - entdecken nach einer geisterhaften Bildungsattacke eine Verfassungsleere, die wie ein schwarzes Loch in der Mitte unserer bundesdeutschen Seele schlummert. Und weil Aufklärung in Zeiten wie diesen eben irgendwie fad und unverkäuflich wird, versteift sich die Presse mehr und mehr auf ihr materielles Kerngeschäft, die Information, die sie in Form von Kundendaten und -verhalten dann an Gott und die zahlende Welt verscherbelt.

Und als hätte man es herbeigetet, bietet plötzlich ein dahergelaufenes Virus die Möglichkeit zum Paradigmenwechsel. Wer das nicht nützt, dem hilft aus kein früher Tod eines Schwagers aus dem Betonwerk. Massenentlassungen, die die altmeierschen 5,8 Prozent wie vier Stellen hinter dem Komma wirken lassen. Überwachungsapps und Listen über Restaurantbesuche schnappen da dem Bundestrojaner die besten Plätze weg. Erst der Krieg gegen die Drogen, dann gegen den Terror und jetzt gegen das Virus. Ein Krieg für den Frieden wird das nicht werden.

Da kann ich nur hoffen, dass mein Schwager Peter auf dem Fels seines Hauses auch ähnlich viel Zement verwendet hat wie für seine Lunge.
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Sonntag, 23. August 2020
Das Kapital schlägt durch
Diesmal auf den Bereich der Legislative.

Ein Interview mit dem Politkwissenschaftler Ulf Mauser über die Umwälzungen auf dem Politikmarkt.

Es war nicht anders zu erwarten. Früher oder später würden die Sparmaßnahmen auch in der Politik Einzug halten. Dass auch der Bürger als Privataktionär des Staates sein Stimmrecht einklagen würde, wurde von vielen Experten bereits lange erwartet.

"Wer zahlt, schafft an," fasst es Polikwissenschaftler Ulf Mauser zusammen. "Der unwesentliche Beitrag zum Einkommen von Politikern durch Kickbacks, Bargeldzahlungen und die Versprechen von Posten im Vorstand nimmt sich neben den Steuerabgaben im Grunde winzig aus. Seit nun auch Unternehmen vor dem Gesetz nicht mehr als natürliche Personen erachtet werden, hat das Stimmgewicht der Bürger erheblich zugenommen."

Dass die Wirtschaft zusammenbricht, wie ursprünglich von Medien und Betroffenen prophezeit, hat nicht stattgefunden. "Solange es gute Ideen gibt, wird sich der Markt immer wieder füllen. Für Leute, die sich auf Kosten anderer Fantasiegehälter zahlen oder durch Marktspekulation und - manipulation Millionen einstreichen, ist es natürlich mehr als unangenehm geworden. Dem Markt aber macht das nicht nur nichts aus, es belebt ihn vielmehr," so Mauser.

"Die versprochenen blühenden Landschaften kamen mit etwas Verspätung, doch seitdem die Beschäftigten Anteilseigner ihrer Unternehmen geworden sind, ist sich die Wirtschaft hierzulande aus einer billigen, muffigen Kaschemme zu einer geselligen Volkswirtschaft gemausert," witzelt Mauser und kann sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Ein konsequentes Nebenprodukt dieser Entwicklung sind die neuen Arbeits- und Werkverträge auf dem Feld der Politik. Probezeit und Zeitverträge, sowie die Auflösung des herkömmlichen Parteienfilzes und seiner nicht mehr zu übersehenden Verschmelzung mit Konzernmultis und Großkapital waren mehr als überfällig. "Im Spätkapitalismus bekam man ja auch keine Arbeitsstelle nur weil man bei der Gewerkschaft war."

"Dass wir heute Experten, Minister und Abgeordnete aus aller Welt einkaufen, hat nicht nur den Vorteil, dass man sie morgen wieder heimschickt, wenn sie sich wie schlechte Hausbedienstete aus der Speisekammer oder dem Geräteschuppen bedienen als wäre es ihr eigener. Ich frage mich, wie wir nur so lange die Steuergelder Leuten in die Tasche schieben konnten, die nicht für ihren Geldgeber, den Bürger, sondern für ein Clique von dunklen Hintermännern und sich selbst gearbeitet haben. Abgeordnetenrente mit 45, einen Vorstandsposten und ein dickes Sümmchen bei einer Stiftung in Lichtenstein. Wie soll man das jemandem erzählen, der 39 Stunden lang für weniger als 1500,-€ die Drecksarbeit erledigt."

" Es wäre auch nicht klug, das Lohnniveau unserer Volksvertreter auf Niedriglohn abzusenken. Gute Professoren und Spezialisten aus Wirtschaft und Wissenschaft bekommt man schließlich nicht für nen Appel und ein Ei. Dafür schreiben wir Posten für Staatssekretäre und andere Staatslenker auch nicht mehr für Profipolitiker aus, die nichts anderes gelernt haben als Mehrheiten für ihre nächste Wiederwahl zu bilden. Es schadet nicht, wenn Verkehrsminister mal in einem Verkehrsbetrieb gearbeitet haben oder Wirtschaftsminister aus dem Handwerk kommen. Die Antwort darauf, warum wir ehemals so viele Juristen in Amt und Würde hatten, das überlasse ich Ihrer Fantasie. Ich möchte da nur auf das endlich überkommene Rechtsverständnis der Politikerzunft aus jenen schmierigen Zeiten verweisen, wo Steueroasen noch mit Brunnenwasser der Industrienationen am Leben erhalten wurden. Es war ja nicht die Bank der Bahamas, sondern unsere eigenen Groß- und Staatsbanken, die den Kapitalabfluss gesteuert haben. Und die saßen bekanntlich ja an stabilen Orten wie Guernsey, Delaware oder den Niederlanden.
Ich stimme Herrn Adorno nicht zu, wenn er sagt: Mundus vult decipi - die Welt will betrogen sein. Das mag für Krebskranke stimmen, nicht aber für unser Gesellschaftssystem. Ich denke, der Mensch ist reif für die Aufklärung. Und das schon seit 1633."
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Donnerstag, 6. August 2020
Die Welt der Möglicheiten
So. Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich seelisch und körperlich auf diesen Artikel vorbereitet hatte. Dem voraus gingen Irrfahrten in die Welt der Nachrichten, eine Odysee durch den digitalen Blätterwald, ein paar Spaziergänge an Bergbächen und ein Ausflug nach Berlin. Harte Fakten sind nicht mehr so leicht zu finden, so durchsetzt wie wir sind von Mikroplastik und Weichmachern.

Berlin, Großdemo gegen Corona oder gegen die Freiheitseinschränkungen ohne Corona oder was auch immer. Ich war da! Gestorben wäre ich allerdings kurz darauf, als ich von der angeblichen Anzahl gelesen hatte und mich fast der Schlag getroffen hätte. Man spricht von 17.000 bis 1.700.000 Teilnehmer*innen. 1.August 2020. Ich seh nochmal nach auf meinem Zugticket, auf meiner Hotelbuchung. 1.8.2020. Meine Koronargefäße kontrahieren sich in einem bedrohllichem Maße. Ich kann bei den entzückenden Bildern des Virus keinerlei Ähnlichkeit zu einer Krone erkennen. Eine Krone, die rundherum Zacken hat? Vielleicht die Dornenkrone? Für mich sieht es aus wie eine Seemine. Und zwar genau wie jene, die auf dem trüben Teich unserer Wertegemeinschaft treibt.

Ich sehe mir nochmal die Fotos von meinem Berlinaufenthalt an und muss feststellen: Da war keiner.
Die angeblichen Fakten und das Abbild der Realität auf meiner Retina stimmen in keiner Weise überein. Wie Joscha Bach in 35c3 - The Ghost in the machine sagt: "Das Vertrauen in einen Glauben muss der Beweislast entsprechen, die diesen Glauben stützt." Sein Versuch, die singuläre Herangehensweise von Individualismus und Materialismus - siehe Kowalski - Der Körper bin ich - aufzulösen, birgt für mich ein wenig Seelenfrieden.

Mit dem funktionalistischen Weltbild eines Joscha Bach ist für mich die aktuelle dissonante Weltpolitik mit des Kaisers neuen Kleidern um einiges erträglicher.
Ein aus den Fugen geratener Weltpolizist beschlagnahmt iranisches Öl in internationalen Gewässern, verbietet eine Nordstream-II-Pipeline und will TikTok verbieten. Wie Elon Musk das in Bezug auf den Putsch gegen Evo Morales sehr treffend bemerkt hat: Wir werden putschen, gegen wen immer wir wollen. Ganz besonders, wenn er dadurch billiger an das bolivianische Lithium rankommt.
Des Kaisers treue Untergebene bewundern die Kleider des Kaisers und verscheuern und verspahnen in exponentieller Geschwindigkeit alles, was ihnen garnicht gehört. (Während sich ein Herr Spahn eine 4-Millionen-€ Villa kauft, um dem Volk nicht so nah zu sein. Es stört ihn, wenn er auf der Straße auf seine Politik angesprochen wird. Das nennt sich heute Volksvertreter.)
Was früher noch unter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde, steht heute auf den Titelseiten. Wo man früher die Banken der Mittel- und Unterschicht leergeräumt hat, wartet man heute garnicht mehr bis das Geld auf der Bank landet, sondern räumt es nun schon unter den Kopfkissen raus.

Nachdem mit der letzten Tonnenleerung Moral und Anstand auf die Müllberge verfrachtet hat, nachdem eventuelle Proteste nicht mehr zu befürchten hat, sondern sich nur noch darum sorgen muss, dass das verschossene Tränengas nicht wie in Portland das Grundwasser verseucht, nachdem die letzten Bürgerrechte so weit verbogen wurden, dass sie gebrochen sind, kann man die Fassaden der Demokratie gleich umgestalten zur Arena der Gladiatoren.

Während wir uns noch Gedanken darüber machen, ob wir nicht besser mehr auf Solar- als auf Windkraft setzen und ob die massive Einführung des Elektroautos vielleicht nicht nur ein Verkaufstrick ist, bereiten sich andere schon auf ein Mad-Max-Szenario vor und sammeln sich mit freiwilliger unfreiwilliger UnterstützungWaffenarsenale zusammen.

Wir sind hierzulande in der wunderbaren Superposition, über mehrere Generationen keinen Krieg erlebt zu haben, uns keine Sorgen machen zu müssen, dass abends Essen auf dem Tisch stehen könnte, von Terroristen oder Militärs verschleppt zu werden oder wie Pompeji unter Lavaasche begraben zu werden. Dennoch bemerken wir, dass das untere Lohnniveau sinkt, dass wir immer weniger für immer Mehr zur Verfügung haben, dass die Politik mehr und mehr eine Interessensvertretung der Großkonzerne wird, dass sich unsere Gesellschaft entsolidarisiert und polarisiert.

Aus jeder Bewegung entsteht glücklicherweise eine Gegenbewegung. So kann man hoffen, dass es auch mal wieder solidarischer wird. Sollte aber mal die Wellenfunktion kollabieren, sollten wir uns nicht wundern, wenn wir wie aus dem Alles vor dem Nichts stehen. Noch ist die Fassade intakt, aber vielleicht ist des eben schon die Fassade der Arena.
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Sonntag, 19. Juli 2020
Ein Steinboot fährt spazieren
Urlaub mit den Kindern mitten in der Natur. Das ist es, was das Leben ausmacht.

Wenn die Kinder schon vor dem Hahn krähen, realisiert man, dass Kinder eben auch ein Teil der Natur sind.

Der Holzwurm mit seinen subtilen Knabbergeräuschen wirkt geradezu einschläfernd nach dem allabendlichen Gezanke und Geschrei. Endlich das Zirpen der Grillen und das Rauschen des Baches.

Oder sind sie nochmal heimlich aus den Betten gehuscht und simulieren den Bergbach im Bad?

Sind es die letzten Mond- oder die ersten Sonnenstrahlen, während der Hahn und man selbst noch dämmert? Eine Seelenruhe, die ein latentes Geräusch im Hintergrund offenbart. Ein Schleifen, ein Kratzen, links hinten. Und es dauert nicht lange, bis klar wird: ein Steinboot fährt spazieren.

Es ist die gestern am Fluss erbeutete Schieferplatte, die mit der rauhen Oberfläche über Holz gleitet. Die Schieferplatte und - man darf bei letzterem fast von einem glücklichem Zufall sprechen, dass es sich nicht um Granit handelt - die anderen Sandsteinplatten. Das historische Interesse der Kinder ist nur halb erbaulich, während sie frühmorgens die Seeschlacht von Salamis auf dem Kirschholzfurnier des Wohnzimmertisches nachstellen.

Die Natur ist grausam. Ein Kommen und Gehen.

Fressen

und gefressen werden.

Ein Entstehen

und vergehen.

Beides in sich wunderschön.

Letzteres besonders, wenn es einen nicht selbst trifft.

ADHS, das kannte man in meiner Jugend vermutlich deshalb nicht, weil wir einen Großteil unserer Zeit ganz ohne Aufsicht gespielt und gestritten haben, weil wir nicht von Habichtsaugen bewacht

von Bäumen und in Brennesseln gefallen, in Bienen auf Dächer gestiegen sind. Unsere Schandtaten blieben unentdeckt und somit ungesühnt. Als Aufmerksamkeitsdefizit habe ich es nie empfunden. Und das Leben ohne Erwachsene war stets hyper. Hypo wurde es erst bei den Hausaufgaben und beim Abendesssen.

Trotzdem hat sich die Sorge auch in mein Gehirn gezeckt und mich kann nur die statistische Herangehensweise ein wenig beruhigen. Wieviele Kindern sind denn hier schon in den Fluss

oder von Nachbars Blechdach gefallen? Wieviele wurden von den allgegenwärtigen Hornvipern gebissen? Keines.
Dafür können die Älteren bereits Fische mit der Hand fangen, wissen dass der Traktor immer bergab fällt und auch rückwärts fährt,

und halten sich von den Löchern in den Natursteinmauern - den Kleinen kann man das gut mit Drachen erklären

- und Holzmaschinen fern.

Und ich habe gelernt, dass ein Holzwurm garnicht so alt wird, dass er dem Balken wirklichen Schaden zufügen kann. Ich lebe mehr im Einklang, seit ich die Hälfte der Ernte der Marillen den Siebenschläfern,

die Hälfte der Johannisbeeren den Vögeln und die Hälfte des Salates den Schnecken zugestehe.

Nur die Mäuse werden niemals die Hälfte meiner Küchenvorräte bekommen. Niemals!

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Montag, 6. Juli 2020
Wissen Sie was,
man darf das Virtuelle nicht füttern, wenn es brüllt und seine unappetitlichen Grabscher nach einem streckt. Und es war ein großer Schritt ins Virtuelle. Für die Hälfte. Für die andere Hälfte, jene, die noch nie ein Smartphone bedient haben und immer noch Zeitung lesen, für Menschen, die noch Wählscheiben bedienen und Kontoauszüge mit der Post bekommen, war es ein Abschied. Ein Abschied von denen, die diesen Schritt gehen wollten.
Es ist die Scheidung von Wirklichkeit und Schein, die Trennung von Gegebenheiten und Genommenheiten.
Die Frage ist nur: wem wurde gegeben und wem genommen.

Wer nicht mit von der virtuell voranschreitenden Partie war, dem war erstmal vieles genommen. Kein Schulunterricht, sehr eingeschränkter Konsum, kein Arztbesuch, überhaupt kein Besuch. Während denen, die bereit waren, sich von der Wirklichkeit zu verabschieden scheinbar das Meiste zu Füßen lag. Home Office, Online Bestellungen, Arztbesuche und Besuche ganz allgemein über den Videochat.

Lilienhähnchen
Ich aber bleibe bei der Wirklichkeit, bei Bargeld statt Krypto-Währung. Mir kann es nur recht sein, wenn noch mehr Scheinbare mit ihrer VR-Brille durch die Welt wandeln und mein Wald um die Ecke noch leerer wird. Mein 100€-Schein fürchtet keinen Datendiebstahl. Und ich kann meinem Gegenüber in die Augen sehen, was bei Videochats nicht möglich ist - probieren Sie es aus. Das Virtuelle war immer ein Zusatzangebot. Man geht auch gerne ins Kino. Aber wer möchte da schon leben? Ich nicht.

Balkenschröter
Für mich ist im Grunde ein lange währender Traum in Erfüllung gegangen. In meiner Traumwelt sitzen fast alle in ihren Videoburgen und Scheinwelten, während ich die Pizza bringe und hin und wieder mal vorbeikomme, um ein Kabel zu richten. In meiner Welt kommt zufällig mal ein seltsamer Käfer vorbeigeflogen, während in der virtuellen Welt kein Zufall existiert. Das Virtuelle ist die Diktatur eines Algorythmus, den andere programmiert haben. Und wer sich darauf verlässt, dem wurde alles genommen, der ist verlassen und wird sehr einsam werden. Mir soll's recht sein.

Leiterbock
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Sonntag, 7. Juni 2020
Known Unknowns
Endlich Regen. Langer Regen. Unendlich langer Regen. Und mehr Freiheit. Bewegungs- und Versammlungsfreiheit. Freiheit für mehr und Freiheit für weniger. Die Freiheit, sich Clopapier und Hefe zu kaufen, aber auch freier von Sorgen und Einschränkungen ... und gleich mal Rentenerhöhung. Für mich eine Art "Unknown Knowns". Die Ideologie der Besitzstandswahrung.
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