Dienstag, 27. Oktober 2015
Die Zornkomponente 2. Teil

Schlechte Milch von Muller, die Zukunft ist nutzlos ...


Ob Sie es glauben oder nicht, die Sprache ist der natürliche Feind der hartenlinie. Zwangsweise muss ich mich ihrer bedienen, in einer Welt, in der durchaus Linien und anfangs auch noch Listen ausreichen würden.

Der Tag hat mit Scheisse begonnen. Mit einem ekelhaftem Völlegefühl bin ich aufgewacht und selbst nach dem dritten Milchdrink hat es dann dreimal so viel gebläht. Alles läuft schief. Das kriegt man dann mit so einem Magen auch nicht mehr gebacken. Gut ist nur, was gerade nicht da ist. Die Zukunft ist nutzlos.

Kann gut sein, dass es der Liter Molke von Muller Milch war, den ich nun testweise mal getrunken habe. Es ist das erste Produkt das, wie auch billiger Mozarella aus Milchpulver, nach nichts und trotzdem schlecht schmeckt. Ein Gesöff, das man vielleicht Verdurstenden in der Wüste anbieten kann, aber doch nicht einem wie mir, der so satt im Saft sitzt.

Wie gesagt, alles läuft so richtig beschissen. Ohne den BEST GAMING MIX würde ich mich schlicht von der Balkonbrüstung stürzen. Ob die mit ihrer Molke meine Glücksrezeptoren besetzt haben? Ich vermute fast. Auf den Fall den letzten Nerv geraubt.

Das bedeutet Krieg, Papierkrieg. Die Listen füllen sich. Sie sind mit dabei, Muller wie Maller. Oder sagen wir, letzte Chance. Vielleicht ist ihnen aufgrund der lauten Supermarktmusik noch nicht zu Ohren gekommen, dass man Sie nicht mag. Man rennt mir hier die Bude ein, obwohl ich schon dank der Briefbombenattacken von Möbel Maller ein Platzproblem bekomme. Ach, vergessen Sie's, die Listen sind geschrieben. Bevor das Andere tun, vergleiche ich mich lieber gleich mal selber mit Hilter. Den Vergleich mit einem Eineiigen will ich nicht scheuen.

Wo es Weicheier gibt, muss es auch harte Eier geben. Richtig harte Nüsse. Stahleier und drum herum, ein butterweicher Eiersack. Ein weichgezeichneter Kriegszustand der Spermien, die da nicht brüten, so doch angespannt lauern, um nicht einmal mit dem Schwänzchen zu wedeln. So auch die hartelinie. Nichts vibiriert und zittert auf dieser Seite, kein Flackern und keine bewegten Bilder. Die Zeit steht still im Kon-Text der hartenlinie.

hartelinie - keine Werbeeinblendungen, keine Geplänkel. Ungeschönte Information, aus der puren Feder. Hermetische Prosa auf Bloglänge reduziert. Eingekochte Halbwahrheiten, unschön in Form Gebrachtes und eingeschmolzenes Wortmetall, veredelt und herangezogen. P-rosa, virales Wort, das sich anhaftet. Ein neues Wirkmittel, die D-Waffe. Der Geschützturm steht still wie Stahl, Der Passivist starr an der Tastatur, nur die Sensoren rattern 360 24 7 4D. Bei den Briefattacken von Maller, Muller, Schland und einem Dutzend Autohändler braucht man nicht viel Sensorik, um sie zu spüren.

Life is a bitch - cave diem - hüte dich vor dem Tag, an dem Du die schlechte Milch vom Muller oder ebenso schlechte Möbel vom Maller angeboten bekommst. Life is a bitch and you are the pimp - el chingador, der Fahrer deines Lebens und alle sitzen hinten drin. Wer nervt darf aussteigen. Im Falle Muller und Maller möglicherweise schon auf den nächsten erdnahen Fetzen Kosmos, der mal vorbeikommt. Ich entscheide das glücklicherweise ja nicht. Ich schreib nur die Listen. Carpe canem et cave diem, hüte dich vor dem Tag und pflücke den Hund, so lange er noch bellt.

Die Sommerzeit in Kaltland geht zu Ende. Es wird bitter und munkeldunkel. Freundeslisten, Prioritäten- und bereits die ersten Weihnachtslisten, Tudus und D-Listen, Listen, wohin das Auge reicht. Und eben manche, wo noch keiner weiß, wozu. Da hat man mal besser Freunde.,-
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Montag, 26. Oktober 2015
Die Zornkomponente 1.Teil

Möbel Maller, der postalische Ping-Bomber


Die Zornkomponente ist das genaue Gegenteil von Wutbürger. Wütend ist man gerne mal schnell, aber es hat zumeist keine Konsequenzen. Aber Zorn. Ein zorniger Gott, das ist doch was, wie Georg Schramm sagt, aber ein wütender, der den Tränen nahe auf seinen Wolken rumtrommelt, nee, den hat man schnell vergessen.

Ich hatte nie Probleme mit BMW, aber ich hatte auch noch nie einen BMW. Bald werde ich aber Probleme mit Möbel Maller haben, obwohl ich nie mit ihnen in Kontakt getreten bin. Wenn sie mich weiterhin mit personalisierter Werbung bombadieren, dann wird das ein unschönes Ende nehmen.

Nur die Firma Kabel Schland treibt es ähnlich. Die schicken mir auch jedes Monat einen Brief - die Rechnung kann es ja nicht sein, denn die gibt es nur online - mit dem sie mich, der ich bereits seit Jahren Kunde bin als Neukunden werben wollen. Das ist schon sehr nahe am Kündigungsgrund. Im Gegensatz zu Möbel Maller hatte ich Kabel Schland aber vorher schon einen Brief geschrieben, von dem sie scheinbar so begeistert waren, dass sie mir deswegen seitdem monatlich zurückschreiben. Oder sie wollen mit mir Zweitverträge abschliessen, wo ich doch eh schon eine 100.000er Leitung besauge.

Wenn man ein wenig übertreibt, könnte man sagen, dass ich noch nie ein Möbelstück gekauft habe. Und selbst ohne Übertreibung habe ich noch nie ein Möbelhaus betreten. Ein Ort, wo Möbel leben. Geboren werden sie ja in der Möbelfabrik. Ich lebte von Second Hand und inzwischen auch viel von Erbstücken. Warum Möbel Maller so großes Interesse an mir hat, ist mir rätselhaft. Da muss irgendetwas mit deren Algorithmus schief gelaufen sein.

Das nenne ich mal katatrophales Management. Jetzt haben sie einen Feind mehr ohne jemals was dafür zu bekommen. Sich Feinde zu machen, zahlt sich nicht aus. Vielleicht verkauft Möbel Maller diese Dienstleistung an eine Dritte Partei. Vielleicht an den Bund Deutscher Konsumenten, um mich dafür zu bestrafen, dass ich so wenig konsumiere. Anders kann ich mir das garnicht erklären.

Ich habe Möbel Maller jetzt auf meine Prioritätenliste gesetzt. Und zwar ganz oben. Sie sind markiert! Ich habe mir zum Ziel gesetzt, mindestens 5 Menschen davon abzubringen, bei Möbel Maller ihr Geld auszugeben. Es sind ja nicht die Möbel, die Herr Maller in seinem Keller so bastelt, sondern Stangenware, die man bei jedem anderen Möbelgeschäft auch bekommt. Und zumeist billiger. Zudem liefern die anderen ja alle gratis und ich würde auch anbieten, sie zu jedem anderen Möbelhaus zum Aussuchen hinzufahren.

Vorwiegend werde ich verbreiten, dass ich mit diesem Möbelgeschäft schlechte Erfahrungen gemacht habe, was durchaus der Wahrheit entspricht. Aber im Grunde mit allen Mitteln. Krieg ist Krieg. Ob Briefbomben wie die von Möbel Maller an mich oder mieseste Propaganda. Nachdem sie von mir mein Geld wollen, ich aber keine Möbel von ihnen, wird das ein ungleicher Kampf.

Da werf ich all mein Geld in den Pott und mach sie fertig. Mit Optionen und Futures, mit denen ich auf ihren Bankrott wette, mach ich sie nervös und den Markt aufmerksam, auf das, was unweigerlich kommen wird. Das Firmenende, weil sie mir, der ich vorher wirklich nicht ausgeschlossen hätte, mal eine Blick bei Möbel Maller reinzuwerfen, lieber mir vorher so viel Werbepost in den Briefkasten werfen lassen. Bande.
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Freitag, 9. Oktober 2015
Die Mondfahrt der Rente
Eine Rente von der man im Alter nicht leben kann. Zusatzrenten, Zusatzkrankenversicherungen, dass man nicht frühzeitig abnippelt ohne vorher seine Raten bezahlt zu haben. Eine Zahnversicherung, weil das ja nicht zu Krankheit zählt, sondern zu Zahn. Arbeitslosenversicherungen, denen es nur darum geht, ehemalige Beitragszahler in prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu überführen. Eine Schröpfung der Arbeiter und Angestellten bei der man Jahrzehnte einzahlt, um ein Jahr ausbezahlt zu werden. Das nenn ich mal ne depressive Rendite. Private Berufsunfähigkeitsversicherungen, weil man garnicht so tot sein kann, dass das es die staatliche Rentenkasse übernehmen würde.

Pflichtversicherungen also, die ihren Leistungskatalog ohne Mitsprache der Zahlenden stets aufs Neue reduzieren. Der Versicherungsfall, der so heisst, weil man durchs Netz fällt. Das Netz hat man sich wie ein Schleppnetz vorstellen, das einen gefangen hält, solange man zahlt, und fallen lässt, wenn man kein Geld mehr hat. Vom Aufstieg ist nie die Rede, denn während des beschwerlichen beruflichen Aufstiegs, der bekanntlich immer vor dem Fall kommt, zeckt sich ein ganzer Rattenschwanz von Pflichtbeiträgen an einen, der plötzlich abfällt, wenn der Abstieg nicht mehr aufzuhalten ist und man sich mit dem Schwanz irgendwo festhalten möchte.

Ach, ich will da garnicht weiter drüber nachdenken. Ich mach mir n Bier auf. Für die paar Schmiergelder, Kickbacks und versprochenen Posten nach der Legislaturperiode muss man doch eigentlich nicht gleich ein ganzes Land in den Ruin treiben, geschweige denn einen ganzen Planeten. Den einzigen, den wir haben. Dass man die Mondfahrt nach dem ersten erfolgreichen Versuch einfach einstellt, das hat uns in diesem Zusammenhang doch was zu sagen. Ihr fliegt nicht auf den Mond. Mal schön hiergeblieben! koste es was es wolle. Also Pflichtbeiträge ohne Leistungsfall - irgendwie klar in einer Leistungsgesellschaft. Öffentlicher Verkehr der kostet, aber nicht kommt, geben ohne zu nehmen und zwar einschliesslich der Steuergelder weit mehr als einen Zehnt.


Kommentar

birgitdiestarke am 23.Aug 15
Ich weiss nicht , wie sich das in Deutschland entwickelt hat, aber hier in Dänemark wird alles privatisiert, bald wohl auch das gesamte Gesundheitswesen. Alles, was vorher von Steuergeldern finanziert wurde, soll jetzt Profit bringen. Ich warte immer noch auf die doch logischerweise auf die Privatisierung folgen müssenden Steuersenkungen ...

einemaria am 26.Aug 15
Ich denke, Angie und ihre Berliner Stadtmusikanten haben das schon längst alles gut ausgerechnet, obwohl Rechnen ja nicht gerade die Stärke unserer Bundesregierungen ist.

Wirklich tragisch zu hören, dass es in Dänemark scheinbar genauso läuft wie hier. Ich hatte diesen kühlen Flecken Europas schon als mögliches Asylland angedacht.

Wo ich Ihrem G3danken nicht ganz folgen kann, ist bei der Steuersenkung. In meinem sehr ausgiebigem Leben habe ich noch nicht erlebt, dass auch nur ein entferntester Bekannter jemals von einer geschehenen Steuersenkung geschwärmt hätte, oder jemand sie jemals gespürt hätte. Steuersenkung sind wie ihre Urmutter, die Steuer, unsichtbar, unfühlbar, für Lohnempfänger, für das Nettovolk. Wenn Sie nicht Spekulantin oder Selbstständige sind, wird das vorher schon abgezweigt ehe es auf Ihrem Konto landet.

Mehr Netto wäre zwar schön, aber mehr als 15,67 € Steuersenkung pro Monat wirds wohl nicht werden. Und bei 310,30 € Lohneinbußen ist das nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Und der Stein ist sehr heiss. Wenn es hier wirklich um den Ausverkauf des Staatseigentums geht, etwas verspätet, aber doch genau wie in der ehemaligen Sowjetunion, dann müsste doch so manches Schnäppchen billig hergehen. Gerüchteweise gab es die alten Leopard I, ohne Kanone, auch schon mal für nen Euro, also genauso viel wie die Neue Heimat 1985 im Ausverkauf gekostet hat.

Ich vermute, dass es auch in Gesamteuropa auf ein Oligarchentum hinauslaufen wird. Das muss nun nicht unbedingt eine Verschlechterung darstellen. Als Monarchist bin ich dieser Herrschaftsform gegenüber sehr aufgeschlossen. Es hängt ganz vom Oligarchen ab und Oligarchen brauchen als Alleinherrscher wesentlich weniger Verwaltung. Auch die Opposition spart man sich komplett. Ein Herrscher braucht sein Volk. So hat Bismarck die Sozialversicherung auch nur desshalb eingeführt, um das Volk für einen Krieg zu kaufen, den er dann ja auch bekommen hat.
In Europa braucht man das Volk scheinbar nicht mehr. Kann gut sein, dass wir einfach durch Migranten ersetzt werden, ein Billiglohnland, das sein Volk in Rente schickt.

Aber im Grunde sollte man sein persönliches Gesundheitswesen auch nicht in die Hände eines Staates legen, dann kann dieser es auch nicht privatisieren.
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Donnerstag, 1. Oktober 2015
Das Bier ist deutlich zu teuer.
Ich will mal etwas deutlicher werden. Das Bier ist zu teuer. Ich denke, das ist der Hintergrund aller derzeitigen Misslichkeiten. Kein Wunder, dass viele Angst davor haben, dass jetzt laute Menschen moslemischen Glaubens ins Land drängen, weil sie der hohe Bierpreis fast willenlos ansaugt, weil sie fälschlicherweise denken, wo Alkohol viel kostet, wird wenig getrunken. Aber falsch, die Wiesn ist eine Trinkmaschine. Weniger Trinker, aber mehr Bier. Die wenigen übriggebliebenen Gäst saufen sich den Frust von der Seele, weil sie so alleine stets von der Bierbank fallen. Der Untergang des Abendlandes, Oswald Spengler, hä, schon mal gehört geschweige denn gelesen? Ein Großteil unserer Bevölkerung lebt doch noch im Zeitalter der Kreuzzüge, andere wollen neuerdings wie in der Steinzeit essen. Und so nehmen sie auch ihre Umwelt wahr. Mit einer Quoteneinwanderung, siehe Kanada, wäre das nicht passiert. Das kennt man in München vom Oktoberfest: wer nicht vorreserviert hat Pech gehabt, passen eben nur so und so viele rein. Dann noch ein paar walk-ins und das wars.

Inzwischen kann so manch zugewanderte Lederhosn nicht mehr von einer einheimischen unterscheiden, so grindig, so dreckert, so speckig. Nur am rotkariertem Hemd lässt er sich noch ausmachen, der Erbfeind. Weil wer in Bayern rot getragen hat, als Mann oft kein gutes Leben und ein schnelles End gefunden hat, ermordet wie Kurt Eisner, Erich Mühsam, Gustav Landauer, Rudolf Egelhofer, sowie Max Levine. Wenn ich das so schreibe, überkommt mich der Gedanke, dass in Bayern ganz unbemerkt so viele Menschen von der Bildfläche verschwinden, statistisch gesehen scheinbar ehrliche Trinker, die uns mit Sicherheit vor einem Nichttrinker wie Hitler gerettet hätten. Und um diese Lücke zu schliessen, müssen wir die Stadttore öffnen. Das Bier muss viel billiger werden und die Wiesn muss in die Innenstadt. Dann hat München seine Ruhe.

Kritik, aber bitte. Dafür bin ich offen wie ein Wiesnzelttor am Eröffnungssamstag. Ich will hören, was bei mir nicht passt und dererlei. Dass ich drauf reagiere, finde ich ganz normal. Man kann sich schon für die Wiesn interessieren. Die einen finden es eklig, die anderen zünftig. Die Geschmäcker sind so verschieden wie das Bier auf der Wiesn. Lack wie die Maisacher Perle aus dem Holzfass kommt es in übergroßen Humpen, die sich Mass schimpfen. Und es ist zu teuer. Sonst würde ich nur Prachtfotos von der Wiesn posten. Ist doch schrecklich, wenn dir die Chinesen die Gärtnerstrasse wegkaufen und Ende September auch noch alle kommen, um dir das Bier und damit die Plätze wegzusaufen.

Dafür hat also plötzlich jeder Geld, um mir die Wiesn zu versauen. Die ganze Welt könnte man damit retten, aber nein, es wird investiert, um meine sonst zauberhafte Heimatstadt mit all diesen seltsamen Urin-
stinkten zu konfrontieren. Wenn man da mal nicht deutlich werden darf. Hier im Land des Herren, wo Schweigen der Urdialekt ist. Weil gesagt hab ich ja nix und nix wird man wohl noch sagen dürfen.

Ich finde es zünftig, weil eklig. Ich marschiere völlig nüchtern durch die östliche und westliche Toilettenstraße und erinnere mich an meine eigene, tollkühne Jugend. Zwischen Himmel und Hölle auf dem Kotzhügel liegend. Der Himmel ist der Rausch, die Hölle seine Nebenwirkungen. So sammelt sich hier alles, was sich befreien möchte, entlasten. Hier sammeln sich also die Wiesnteilnehmer, die es nur über einen Umweg hierher wieder zurück in den Himmel schaffen oder einfach heim ins Bett.

[fehlendes Bild vom Kotzhügel 1989]

Mit nem Navi im Handy wäre uns früher vieles nicht passiert. Jedenfalls fehlt mir Dokumaterial von damals, um zu beweisen, dass es sich 2015 um die braveste Wiesn meines Gedenkens handelt. Wollen wir hoffen, dass der von einer Bierkutsche überrollte junge Mann als Zeitzeuge diesen historischen Moment überleben wird. Selbst der Papst scheint bereits dieses Jahr gekommen zu sein. Dabei ist doch der Endsieg der Bodentruppen der hartenlinie erst für nächstes Jahr angesetzt. Ich dachte, ich hätte das im vorigen Blogeintrag deutlich gemacht. Da muss was bei der Korrespondenz schief gelaufen sein.

Hier läuft so einiges schief dieser Tage, das Bier in den Humpen, das Bier in den Mägen auf schwammigen Beinen, die Korrespondenz mit dem Vatikan und das Projekt der Dezivilisierung, der Prozess der Dezivilisation, ganz im Hinblick auf Norbert Elias und seiner Warnung, dass uns die ewige Zivilisierung noch in den Ruin treiben wird. Die Wiesn trocknet aus, befürchte ich. Desshalb ist die Wiesn so teuer. Weil sie rar wird.
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Donnerstag, 24. September 2015
Wiesn 2015 und rundherum
1. Bier

1.1. Wiesn 2016

Wiesnsimulator 2016 - Der Pabst muss auf die Wiesn

1.2. Wiesn 2015

Bierealismus - eine quantenphysikalische Herangehensweise an die Wiesn 2015

1.3. Gastbeitrag aus den Truppenteilen

Über das Kotzen hinaus - ein Gastbeitrag von Kalle Bargeld

1.4. Beerboarding ua

Neue Ideen von der Linienführung

Das kotzt mich an - der Brezensalzer in Verruf

Scheiss auf Weihnachtsgeschichten ... Wiesngeschichten, da glaubt noch jeder dran

Der Biergärtner

Kotzen, scheißen, pissen - die Über-Wiesn und das Ich


2. Sex
heb ich mir für unterm Jahr auf. Mann kann eben nicht alles auf einmal haben, wie Sex und Orgasmus. Geplant ist eine Porno-Serie.

3. Flüchtlinge kommen auch noch ...



Wiesnsimulator 2016 - Der Pabst muss auf die Wiesn

Ein eisiger Montagmorgen im Frühjahr 2016. Das EK1HL trifft sich um 5:45 zur Einsatzbesprechung in der für die Öffentlichkeit noch geschlossenen Eckkneipe 'Der Flaschenöffner' (Name von der Redaktion geändert). Unter strengen Sicherheitsauflagen durften wir ein Training des Einsatzkommandos der hartenlinie am Wiesnsimulator miterleben.

Der 50jährige ehemalige Drogensozialarbeiter ist heute der führende Offizier der eingeschworenen Truppe, den Bodentruppen der hartenlinie. "Bei unseren Einsätzen agieren wir vorwiegend alleine, oft verteilt über mehrere Zelte. Aber für den Teamspirit sind unsere Übungen im Verbund unerlässlich. Besonders am Wiesnsimulator kommt da immer richtig Stimmung auf."

Den Wiesnsimulator gibt es in verschiedenen Modellen. Für Familien, Singles, U16 (Modell 'Call of Beer'), aber auch für ältere Menschen ('Die alte Wiesn') und im Profimodell 'Tao', das selbst kampferprobte Soldaten wie Herbert und das EK1HL im hardcore mode an die Grenze der Leistungsfähigkeit bringt. Knallhartes Saufen bei mehreren Atü Druckluftbetankung mit bis zu 16 Personen gleichzeitig in der Miniaturausführung eines Bierzeltes. Geraucht werden darf auch und man sitzt förmlich vor seiner persönlichen Bedienung, der Pumpanlage des Wiesnsimulators.

Wirklich erstaunlich sind die Gadgets, die von Modell zu Modell variieren.
Der Wiesnsimulator für Familien bietet, vielleicht auch aufgrund der Kleinfamilientendenz, nur 4 Personen Platz, dafür gibt es 'beerbanking', wo auch die Kinder mithüpfen dürfen und auf dem Papa-Plätzchen auch mal ein Schnäpschen zwischendurch, dass er länger durchhält. "Das fördert seine Autorität und somit erwiesenermaßen auch den Familienzusammenhalt," wie uns die Herstellerfirma Wiesinger versichert. "Wir hatten anfangs im Sinn, dass sich jeder Spieler in den ersten Runden erstmal Geld verdienen muss, um damit möglichst viel Bier und Hendl in sich reinzustopfen. Das hat sich allerdings als sehr destruktiv für den Spielverlauf erwiesen. Ganz im Gegensatz zum Oktoberfest bezahlt man im Wiesnsimulator mit Kreditkarte. Damit ist der Wiesnsimulator auch gastwirtschaftsfreundlich. Wer als Kneipe nicht bald schon auf dem Trockenen sitzen möchte, legt sich besser schon heute seinen Wiesn-Sim zu. In einigen Jahren könnte man so nicht nur das Keipenwesen revolutionieren, sondern jeder kann sich seine Ganzjahreswiesn ins Wohnzimmer stellen."

Flaschenöffner 6:10 - Auf den 16 Monitoren flimmern Scores und Charts. Herbert:3kills:2shots:0vomits:25secsbeerbanking:1throw:5fights:2hendl usw. Damit liegt er an zweiter Position. Aber Herbert hat eine Langstreckenleber und ohne Gebiss ist er in den fights fast unschlagbar.

"Wenn der Herbert schon in der ersten Viertelstunde um zwei Mass Bier vorneliegt, wie wir sagen '2 kills ahead', dann sollten Sie mal sehen, wie der Rest der Mannschaft förmlich jeden Schluck mittrinkt, dass selbst die Umstehenden zu rülpsen und pfurzen beginnen ohne auch nur ein Schlückchen abbekommen zu haben. Ich darf jetzt nicht sagen wer, aber einer hat vor lauter Begeisterung sich schon mal in die Hosen geschissen und den Enddarm rausgekotzt, komplett nüchtern. Ich bin stolz, dass wir hier in München einmal die Woche am Wiesnsimulator die Darmwände auf Vordermann bringen dürfen. Nur so können wir international mithalten. Beispielsweise nächstes Monat bei den Russen, die ja bekanntlich nebenher nicht nur eine Kalbsleber, sondern gern auch mal ihre eigene, hochprozentige fressen."

Die Bodentruppen der hartenlinie haben sich über Jahre bis an die Weltspitze hochgetrunken. "Hochgearbeitet haben wir uns," betont der im Lederhosenkampfanzug und Sneakers vor mir torkelnde Führungsoffizier. "Wir haben das bis zur Perfektion umgesetzt, was uns von der Kirche über Jahrhunderte vorgegeben wurde. Von der Braukunst der Mönche bis zum Sieg der Bodentruppen der hartenlinie 2016. Wenn da nicht Kirchengeschichte und Weltgeschichte zusammenkommen wie Samen und Eizelle, wann dann. Vielleicht wird die Wiederkunft Gottes ja das Wiesn-Baby 2016. Drum hoffen wir, dass wenigstens einer unserer Briefe auf Fürbitte stößt und der Pabst zur Wiesn-WM 2016 aufs Oktoberfest kommt. Ob ins Franziskaner, Augustiner oder Paulaner. Der wird sich garnicht mehr auskennen. Denn die Wiesn, hier in München an der Salzstrasse, ist das einzige Kloster weltweit in dem alle Mönchsorden gleichzeitig hausen. Und uns is eigentlich egal, welcherer von beiden käme.
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Samstag, 19. September 2015
Bierealismus - eine quantenphysikalische Herangehensweise an die Wiesn 2015
Die Brunzzeit der Männchen und somit die Brunftzeit der Weibchen steht vor der Tür. Noch lähmt die Vorwiesenspannung die Stadt mit Herz und Baustelle. Alles muss fertig werden, solange alle noch in den Sommerferien sind. Die Straßen sind leer, aber unbefahrbar. Und in dieses Vakuum sieht sich nun die syrisch-afrikanische Völkerwanderung hineingesaugt. Hinein in eine Stadt, wo alle, die weder saufen, noch 10 Euro fürs halbe Hendl ausgeben, für zwei Wochen eigentlich nichts zu suchen haben.

Die grossen Themen der Wiesn 2015 sind also Sex, Bier und Flüchtlinge, wobei sich Letzteres von selbst geben wird, sobald der öffentliche Verkehr wieder funktioniert. Warum man mit tausenden von Flüchtlingen pro Tag nicht fertig wird, wenn anschließend gleich 5 Millionen in zwei Wochen nachrücken, das ist mir unerklärlich. Doch um das nicht unnötig anzuheizen, habe ich meinen Sonderbericht vorübergehend zurückgezogen. Nicht zwangsweise, um eine Geisel damit freizupressen, sondern einfach nur, weil ich meinem geliebten München in den Tagen der Völkerwanderung beistehen und ein Bärchen zuwerfen möchte. Legen wir das Thema Flüchtlinge schon mal zu den Akten und die Bodentruppen auf Eis.

Bier trinkt man vorwiegend, wenn irgendwie möglich weder mit Eis noch im Liegen, aber Niveau ist trotzdem eher störend. Ganz diesem Niveau folgend präsentiert sich der neue Wiesnmasskrug 2015. Das Wiesnlogo vereint die großen Themen 2015. Alles quillt und bordet über, ergießt sich über das, was es halten soll. Wenn das nicht für Sex, Bier und Flüchtlinge steht, dann hol mich der Teufel.

Wie üblich in den neuen Trachtenfarben multicolor springt uns also ein überschäumender, viereckiger Masskrug an.

Schräg wie der Turm von Pisa, aber oben erinnert er an die Frauenkirche oder an zwei opulente Brüste, einen ejakulierenden Doppeldildo. Der schiefe Krug von München. Der Schaum quillt über als hätte der Tischnachbar heimlich ein Salzfassel reingeschüttet. Auf dem Krug selbst perlt der Schaum nur ab, während er sich über den Henkel ergießt. Auf der Wiesn kann man froh sein, wenn das Bier innen überhaupt bis über den Henkel eingeschenkt ist. Und selbst wenn man ihn überfüllt, verhindert eben dieser Henkel, dass höchstens der Krug, aber niemlas er nass wird. Selbst bei zwei weitgetragenen Wiesnmass kann es passieren, dass sie keinen ganzen Krug füllen. Der hier sichtbare Masskrug wurde niemals von einem professionellem Schankwirt gefüllt und widerspricht allen Regeln der Schulphysik. Aber im Möglichkeitsraum der Quantenphysik ist das neuerdings alles möglich.

Auch bei näherer Betrachtung der Besucher- und Bierstatistik möchte man glauben, dass uns auch hier die Wirklichkeit ein Schnippchen schägt. Die Welt quillt über, nur auf der Wiesn sind seit 1980 die Besucherzahlen, rund 6 Millionen, nicht mehr gestiegen. Da traut man seiner eigenen Presse nicht mehr. Selbst der syrische Faktor wird es 2015 wohl kaum rausreissen.

Allerdings wurden rund zwei Millionen Massen mehr wurden getrunken (6 Millionen statt 4) und folgerichtig laut Fundbürostatistik 2014 auch doppelt so viel verloren. Das versöhnt dann doch etwas.

It's a moving world. Desshalb möchte ich Ihnen nach der versalzenen Mass auch noch den Bierealismus und das Beerboarding vorstellen.

Ich drück mich immer so negativ aus übers Oktoberfest. Aber das stimmt nicht. Es hat schon seine guten Seiten. Es dauert nur zwei Wochen und es dient dem Frieden der Völker und Individuen. Und weil es dieses Jahr wirklich schwierig ist, will ich mich der Zumutung 2015 mal wohlwollend annähern.

Da man in Bayern das Bier zu den Grundnahrungsmitteln zählt, ist das Oktoberfest kein Krieg der Krüge, keine Massenvernichtungswaffe, kein Ende, sondern ein Anfang. Ein Anfang vom Herbst zumindest und der Anfang einer neuen Brausaison. In den Zelten und drumherum bekommt man bekanntlich ja nicht das neue Bier, weil das alte eben erst weggesoffen werden muss, der alte Schlaz vom März. Die Einheimischen, die Hiesigen, die dessen nicht mehr Willens sind, locken hierzu Millionen von Ausländern, also Franzosen und Preussen heran, um des Werkes Herr zu werden. Die Todfeinde werden durch den Malzgeruch ins Land gelockt und besoffen gemacht.

Zum besseren Verständnis der Vorgänge in meiner Heimatstadt spreche ich glücklicherweise mehrere Fremdsprachen. Österreichisch, Ober- und Unter-, sowie Tirolerisch, Gastro-Italienisch und Bayrisch in Sprache. In rund einem Dutzend Sprachen bin ich in der Lage, meinem Tischnachbarn das Trinken beizubringen. Als tote Sprache beherrsche ich auch noch das Althochdeutsche. Ehrlicherweise sollte man im katholischen Bayern das Schweigen als zweiten Dialekt bezeichnen. Aber Hochdeutsch, die Sprache des Teufels, nur in Schrift, niemals! in Sprache. Nie. Wenn mir Schrippen oder Buletten angeboten würden und werden, lieber verhungerte ich. Solange wir die preussische Besatzungsmacht nicht unter den Tisch gesoffen haben, muss der Bayer weitertrinken, und mehr. Ich finde, man könnte die Altersgrenze beim Trinken locker runtersetzen, wenn nicht gar ganz aufheben. Dann hätte sich die Kinderwagenproblematik in den Zelten gleich miterledigt.

Auch die Promillegrenzen sollten während dieser 17 Katastrophentagen, in denen schon der Biergehalt in der Stadtluft bedenkliche Grenzwerte erreicht, doch bitteschön für die, die darin hausen müssen, zeitweise erhöht oder aufgehoben werden. Andererseits könnte man die Stadt mit Verkehrsschildern, Typ Wildwechsel, pflastern.

Es sind die einzigen Wochen in denen Deutschland vor einem Bürgerkrieg sicher ist.

Man lädt, wie in alter griechischer Tradition, den Gast zu einem Gelage, um ihn unter den Tisch zu saufen und betrinkt sich gleichzeitig selbst bis zur Bewusstlosigkeit. Das schafft Vertrauen. Wesshalb die Wiesenzelte auch keine Fenster haben. Die rollige Brunft säuft sich in den Winterschlaf, in den sie wenigstens ein gebrochenes Herz mithineinreissen möchte. Da will man unter sich sein. Freud würd heute auf einer Bierbank therapieren, nicht auf ner Couch, bei all den Hyperaktiven.

Während dieses Friedensfestes zum Sommerausklang so frei von der Leber zu schreiben, das ist München, das ist Freistaat, wie ich ihn kannte. Liberal solange es Bier gab. Da bekommen auch die Leser noch was vom Rausch mit. Mit "Texte für ein Bier+" will ich sagen, dass man dem Rauschedikt der bayrischen Staatsregierung folgend mindestens ein Bier getrunken haben sollte, ehe man sich an den Text macht oder ihn liest.

Weil ich denke, dass der Frieden, der hier so hochheilig zelebriert wird, sich noch steigern lässt, wenn man ihn freilässt, wie eine weisse Taube in den blauen bayrischen Himmel, weil ich all die in Bierzelte verpackte Energie des Friedens der gemeinsamen Freude freisetzen will, sehe ich den Bierealismus (engl.: beerealism), wie er von münchenkotzt ins Leben gerufen wurde, als bisher einzige Kunstform, die ins Herz der heiligen Wiesn vorgedrungen ist. Der Bierealismus ist die quantenphysikalische Herangehensweise an die Dichtungen und Verdichtungen im Möglichkeitsraum des Rausches. Sollten Sie mal sehen, wie weit sie mit einem Kochkurs in der Wüste kommen, Trinken steht da an erster Stelle. Wenn Sie Bier haben, reicht Ihnen Sand als Ergängzungnahrung, wegen der Ballaststoffe. Lieber mal ein Trinkbuch, denn auch das will gelernt sein. "Ein Quanterl" zu viel, wie der Bayer sagt, von dem goldenen Nektar und schon ist es geschehen: Im Raum der Möglichkeiten entstehen Mauern. Ein sich Abdichten gegen die Aussenwelt. Das sogenannte Tao der Wiesn: Das Nichts du denken.

Wer auch immer gesagt hat, die Wahrheit sei die Erfindung eines Lügners, hätte meines Erachtens den Friedennobelpreis 2007 im Gegensatz zu Al Gore's Powerpointpräsentation verdient. Was hat denn Klima mit Frieden zu tun, wenn man Zelte hat. Jeder verfolgt so seine Wunschrealität. Als Anhänger des Morgenthau-Plans, aus Deutschland einen Agrarstaat zu machen, kann ich einer Wiesn, die einer erstklassischen Landmaschinentechnikausstellung Konkurrenz macht, reichlich wenig abgewinnen. Es geht mir keineswegs um die Konsumform oder -menge, sondern vielmehr um den Preis. Handelte es sich um Freibier, würde ich die Wiesn mit meinem Leben verteidigen. Es ist eben immer eine Art Wunschrealität. Selbst die Bilder, mit denen wir Ihnen die Wahre Wiesn präsentieren, sind mit professionellen, tariflich bezahlten Schauspielern in oft tagelangen Kneipenmärschen entwickelt worden.

Wir versuchen uns auch von bulemischen Triebtätern zu distanzieren, die kotzen, wenn die Klappe fällt. Wiesnberichterstattung ist was für moralische Profis. Neben Bier und Sex ist Anstand unsere dritte Grundtugend.

Am Grunde eines Kruges sehe ich es schwinden das Oktoberfest. Denn nicht nur dieser geht zum Brunnen bis er bricht. Ich seh schon die Schlagzeilen: Beerboarding - Merkel lockt hunderttausende Assad-Truppen aufs Oktoberfest.

"Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land". Dann wäre es jetzt wohl an der Zeit, Frau Merkel, sich mal für eine Stelle als Verwaltungskraft auf Lampedusa, in Nordafrika oder an einer Aussenstelle des Bundesamtes für Migration in Kabul zu bewerben.
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Donnerstag, 13. August 2015
Über das Kotzen hinaus - ein Gastbeitrag von Kalle Bargeld

"Beurteilen Sie dieses Land ruhig nach seiner Grenze und nach diesem Niemandsland, über das es sich mit dem Nachbarn ausschweigt!"

1. Bavariaring: irgendwo dort sitzend, die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt, Wirbelsäule und Kopf hängen schlaff zwischen den Schultern, ein pelziges Gefühl am ganzen Rest, der ein Körper war, sich aber eher wie ein body anfühlt, wie eine Leiche. Hinter dem Gefühl von eventuellem Tod aber der Stolz, es auf ein rundes Stück Holz geschafft zu haben, den ehemals jugendlichen Baum – junger, rasierter Baum am Arsch –, jetzt in der Horizentalen und im Verbund mit vielen anderen, auch mal junggewesenen Bäumen, jetzt tot, ein niedriger Zaun gegen hemmungsloses Queren einer Grenze, des Grünstreifens am Rand eines Geschehens, unseres Geschehens, des einzigen, das wir noch haben, außer manchmal dem Fußball. Der Grünstreifen nicht am Rand, der Grünsteifen DER Rand des Geschehens, der matschgewordene Traumfresser an dem die Gescheiterten kleben bleiben, oder zumindest ihr berauschtes Gefühl. Das Biotop, der Schwamm saugt das Gröbste auf, bevor es in den Rest der Stadt dringen könnte. Der Trubel, das Lachen und Schreien, die Lichter, das Rattern der Wäglein in ihren Schienen am Ohr aber nicht darin, keine Teilnahme am Lärm, kein Kummer, kein Interesse, in Ruhe davor, aber von Ruhe an sich keine Spur. Speichel im Mund, viel Speichel, Sturzbäche aus den Drüsen unter der Zunge, Fontänen von oben, knapp neben den hintersten Zähnen. Und der Blick ist ein Problem. Ist er da, ist er schauderhaft und fällt in wildem Tempo aus einer Fuge durch die nächste und aus ihr heraus. Es ist kein Verlass auf den Blick, er wird eingestellt, nach innen geholt. Da flackern Eindrücke vom Nachmittag und von drinnen, von einem taumelnden Jungen, allein mit ein paar Quadratmetern Asphalt die ihn umgeben, die ihm vom lachenden, trottenden Pulk gewährt werden. Er schleift den Hohlraum um sich durchs Gedränge, das ihm weicht, macht ganz unordentliche Ausfallschritte, den Schrägen über die er zu laufen meint mit Stabilität zu begegnen. Vor Anstrengung oder aus Vergesslichkeit hat sich vor seinem Schritt ein nasser Fleck gebildet der nach unten ausufert, die Oberschenkel entlang, ein Torbogen zwischen den wankenden Beinen, der Junge auf dem Weg nach draußen, das feuche Hufeisen auf der Hose wünscht ihm hämisch Glück oder sonstwas.
Zur Spucke im Mund kommen Tränen in den Augen, Krokodilstränen rollen ohne jede Traurigkeit über die Wangen, die Wangen jetzt in den Händen, eiskalt und grau, so grau, dass selbst ein pelziger Finger die Farbe spüren kann. Nie so enden, wie der Junge vom Nachmittag. Nie mit voller Hose vom Feld gehen, nie die kleine Arena aus Asphalt mit sich schleifen und das Lachen der Übriggebliebenen! Das nicht, vorher sterben oder dem Tod von der Schippe springen, alles, nur nicht Gespött sein.
Es gibt Gewinner und Verlierer und dann gibt es noch Verunglückte, die rangieren außer Konkurrenz. Wer verunglückt, hat das Mitleid der anderen sicher, wer – wie der angepisste Junge – verliert, bekommt ihren Hohn zu spüren.
Langsam und schmatzend öffnet sich der Mund, ein weißlicher Bach kriecht über die Unterlippe, versiegt in einem langen, von Kugeln kleiner Bläschen durchsetzten Faden, die Augen fallen zu, oder es sind die Lider, die langsam und alles weitere auszublenden aufeinander zu kriechen. Ein Ruck geht durch den sitzenden Körper, das fahle Gesicht verzerrt sich, neuer Speichel fließt, neue Tränen und dann pumpt sich der Mensch, oder ein Gespenst in seinem Bauch pumpt ihn leer. Das ist die Peinlichkeit, da ist sie, auf dem Boden zwischen den Füßen, zu einem Drittel auf dem matschigen Grünstreifen, ein Drittel auf dem gepflasterten Weg und ein Drittel im Mund, säuerlich zwischen den Zähnen und dem Backenfleisch. Niemandsland, Lücke die sich nimmt, wen sie nicht auf die Stadt loslassen kann. Quäkende Ansagerinnen – wieso klingen sie immer gleich, jetzt hier und vor dreißig Jahren in Hamburg? –, der Mief von den Reitponnys, die Pflanzenfresserscheiße, die man hier nicht und nirgends für voll nimmt, also auch nicht so eklig und so stinkig findet. Im gekrümmten Rücken das Chaos als Lichtern, Gekreisch, Klappern und dem Lieblingslied der Blaskapellen, da kommen auch schon strafend die Retter. Stiefel mit Stahlkappen, rote Hosenbeine, Streifen reflektieren das Blinken eines Karussels oder der Geisterbahn. Frage: "Wie heißen Sie?", keine Antwort. Zwei Hände packen den Unglücklichen unter den Achseln, heben ihn vom Holzbalken auf die kühlen Gehwegplatten. Hinter Tränen das Gesicht an Granit geschmiegt, die Landschaft einer Fuge zwischen den Platten: Moos, Krümel, Sand, ein zertretener Grashalm, leider keine Ameise. Dann eine Hand klatschend auf der Wange und wieder die Frage nach dem Namen.
Fetzen von einem Gedankengang: lieber verunglücken, als dem Hohn zum Fraß vorgeworfen werden! Kein Namen, dafür heftiges Röcheln, die Augen ganz auf und noch ein Stück weiter, zupacken, den Arm der Strafmannschaft greifen, das hier ist ein Ernstfall, nicht in den gelben Kasten, mindestens auf die Intensivstation. Der betrunkene Körper krümmt sich wieder, diesmal nicht ruckartig, diesmal in Wellen. Mit jedem röchelnden Atemzug streckt er seinen Kopf nach hinten, legt ihn mit einem Klopfen auf den Gehweg in den Nacken, drückt dagegen, bis Hals und Schultern in der Luft schweben. Zur Untermalung des ausgedachten Leides werden die Beine in wildes Zittern und eigentlich in ein Schlackern geschickt. Dazu fällt den Strafenden kein Absatz aus keinem ihrer einst studierten Lehrbücher ein. Der Eine wirft sich auf die Unterschenkel und nimmt die Füße in eine Art Schwitzkasten, der Andere, immernoch im Griff des Betrunkenen, kramt hektisch eine Waffe oder deren Gegenteil aus seinem Arztköfferchen, dann kniet er sich auf die Oberarme des, inzwischen als Patienten zu bezeichnenden Körpers, damit dieser keinen Widerstand leisten könne und führt – den Unterkiefer im stählernen Griff seiner Hand aus den Vororten – ein gebogenes Plastikrohr in die Kehle des Röchelnden.
Würgreiz, aber nichts zum Würgen. Dafür ein weiches, warmes Gefühl an den Pobacken. Die waren einen Augenblick lang vergessen worden, haben, sich selbst überlassen, nachgegeben. Den Kunststoff im Hals, sind auch die Bemühungen ein Ernstfall zu sein abgeflacht. Arme und Beine liegen matt auf dem Boden, die Finger sind in ihrer Entspannung leicht gekrümmt, schmiegen sich aneinander, da findet ein echtes Gefühl statt, das erste echte Gefühl seit heute Mittag oder dem Anbeginn der Zeit, das macht jetzt keinen Unterschied. Ein Gedanke an die volle Hose, die Kooperation beim Verladen auf die Bare ist ein Schnitzer im Repertoire des Simulanten, eine wärmende Decke über dem stinkenden Leib, kurzer Friede, dann wird der Blick in gelb getaucht und ein Schock oder eine halbschlafene Drüse regt sich: das Ganze Theater war umsonst, dieser Körper muss in dieser Hose und in acht Stunden ins Office geschickt werden.
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Mittwoch, 5. August 2015
Die Widergeburt ins Blaue
Ich muss sagen, sollten Sie mal an meinem Grab vorbeikommen, bei mir dürfen Sie die Totenruhe ruhig stören und gerne auch laut. Mich störts nicht. Im Gegenteil, da freut man sich doch auf Besuch, wenn man bewegungslos in einem Erdloch liegt. Ich bitte Sie.

Bei mir wird auch der Grabstein - gottlob keine Verbrennung - vollgeschrieben bis geht nicht mehr. Vorne kleiner Text und hinten drauf die Fußnoten. Auf den Rand kommt das Impressum, rundherum. Und auf dem versenkten Teil lass ich paar coole asiatische Weisheiten eingravieren, kleine Rätsel, auf dass der ein oder andere vielleicht nochmal runtergräbt. Geheimnisvoll viel Text eben und der Grabstein so bunt wie es die katholische Kirche grade eben noch so erlaubt.

Auf der Grabtafel lass ich am Fußende Platz für Kommentare und wenn sich die Tierliebe bei mir nochmals einstellen sollte, ein kleiner Busch zum Draufscheissen für die Köter.

Sollten Sie vorhaben, zur Beerdigung zu kommen, bringen Sie bitte keine Blumen zum Reinschmeissen mit oder wenn schon, dann Bambusrhizome, Ackerwinden oder Giersch, aber am liebsten wären mir Würmer und Dünger, alles was das Bodenleben anregt. Alles zoosaprophage Gedöns, Nekrophagen, Kadaverfresser. Ich will schnell in die ewigen Jagdgründe übergehen. Sollte ich das Ende nahen sehen, fress ich noch viel Joghurt, den Bakterien besonders gerne essen. Bei meinem letzten Abendmahl werde ich das Brot brechen, das mein Leib ist, zu Tisch mit Insekten, Pilzen und Co, wo man anschliessend keine mehr rauchen kann so ohne Luft, schade. Das ginge höchstens noch während der Verbrennung.

Das muss man sich mal vorstellen, bei Verbrennung mit der Asche in der Urne, wie soll da denn Wiedergeburt klappen. Auf ewig den letzten Rest in ner Kapsel eingesperrt bis sie mal versehentlich zerbricht. Diese Seelen hoffen auf Bombenteppiche und Abrissbirnen. Ich will schnell wieder zurück auf die Erde. Den ganzen weiten Weg, vom Einzeller zurück zum Dasein. Kann man nur hoffen, dass man da evolutionär nicht mal falsch abbiegt.">
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Samstag, 25. Juli 2015
Beerboarding - Neue Ideen von der Linienführung
Ich hab neue Ideen, die ich jetzt mal im Urlaub genauer durchdenken möchte. Arbeitstitel: Habitat/Appliances for Humanity. Beispielsweise die Gründung einer gewaltfreien Terrorbewegung. Wer als Mann verheiratet ist, weiss dass Terror nicht immer mit physischer Gewalt einhergehen muss. Also eher eine Freiheitsbewegung. "Free the Atoms" oder Quantenbefreiungsfraktion, QLF Quantum Liberation Front, das ist noch nicht entschieden. Vielleicht auch einfach nur "Der Quarkauslöffler", hm. Vielleicht auch ein uigurischer Name, bezüglich der notwendigen Verwirrung.

Nachdem das mit Wasser jetzt erlaubt zu sein scheint, würde ich auch gern gleich die Hand auf "Beerboarding" haben. Die Patentrechte. Im Kampf gegen den vermeintlichen Islamischen Terror, bei dem die Amerikaner, scheinbar hilflos, aber eben nur scheinbar, den ganzen Planeten umackern. Herrje, gebt ihnen doch endlich eine Arena, ein Kolloseum. Lasst uns den Mariannengraben leerschöpfen, dann gibt es auch ausreichend Plätze in den Logen. Und gebt den Amis all das Salzwasser, auf dass sie es dem Rest der Welt über die Gesichter schütten. Man bekommt ja angeblich sogar ein Handtuch dazu. Das finde ich geradewegs zivilisiert.

Aber mit Beerboarding wäre jeder Widerstand gebrochen. Eine psychosomatische Waffe geradewegs. Erst der erzwungene Tabubruch, dann das Ist-doch-eh-schon-wurscht mit dem Fetzen Rausch und schon haben wir ihn auf unserer Seite. Leichter kann man Brücken nicht bauen. Im Grunde ist Beerboarding schon eine Art Einbürgerung. Da muss man dann auch keinen Test mehr machen, sondern darf gleich in die deutsche Uniform schlüpfen und die alten Rivalen platt machen. Es schiesst ja nur bei Dauerfeuer daneben, das neue G3, was für mich wie gewollt klingt. Auf das Kollaterale wird doch heute viel mehr Wert gelegt als auf das eigentliche Ziel, das scheinbare. Egal ... Überlegungen also, während des Urlaubs. Für alle, die nicht moslemischen Glaubens sind, gilt natürlich. Non-alcoholic for Non-Members. Wer nicht monatlich zahlendes Mitglied ist, kriegt auch beim Verhör kein Bier. Beim Beerboarding gibts auch kein Anschreiben auf einem Deckel oder Kredit.

Mit einem Schweizer Patent und Stammsitz in Zug, gleich neben Glencore, bekommen wir letztendlich noch einen Stempel drauf: "Approved by Geneva Convention". Das wär doch mal was und es käme wieder aus Deutschland. Wie Paul Celan in der Todesfuge sagt: "der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau." Ob er damit blaugeschlagen meint, wir wissen es nicht. Endlich Urlaub, ist doch klasse. Ich hab schon immer gesagt, mit der bayrischen "porkinjection" kommen wir nicht weit, desshalb will ich sie nur der Fakten und Patente wegen kurz erwähnen.

Und dann natürlich immer die Haustechnik. Ein komplett anderes Thema, mit dem ich mich in diesen Urlaub beschätigen möchte. Wenn man schon Immobilien besitzt wie Sand am Meer, dann denkt man auch mal übers Wohnen nach. Ich will Scheibenwischer an den Fenstern. Und weil der Schmutz am Boden scheinbar vom Himmel fällt, obwohl man für ein Haus mit Dach bezahlt hat, wäre ein Siebboden ganz praktisch. Irgend so ein Nanogitter, das ständig Feinpartikel absaugt und gute neue Luft, meinetwegen angesaugt aus Afrika oder Honolulu, in das öde Wohnzimmer bringt. Ich will die Waschmaschine A1, lebenslange Garantie, keine Folgemodelle, reagiert auf Gefühle. Einen Akkubohrer aus der Produktlinie "Second Chance", der nochmal für 10 Minuten läuft, sobald man ihn anschreit, weil er ausgegangen zu sein scheint. Eine Quantendusche, bei der man nicht nass wird, sondern einfach nur sauber, am besten ohne Ausziehen. Photonendusche, säuberndes Licht, die Worte gibt es doch schon alle. Will sich da nicht endlich jemand bequemen, es zu erfinden. Was ist denn los in den Laboren? Wenn schon beschissene Marktwirtschaft, dann doch mit wettbewerbsfähigen Produkten. Wenn meine Träume die Werbung überholen, dann kann es damit nicht weit her sein. Pfuscher. Und dafür unsere kleinsten Teile einsperren, als gäbe es für die Forschung keine Mindestgrößen und Moral.

Sieht aus wie Fischertechnik, heisst aber Many Body Quantum System with lasercooled atoms. Für die Öffentlichkeit gleich am Eingang zum Anfassen kleine Atomwölkchen wie Glühwürmchenbabys. Wenn man dann doch mal hinfasst, verbrennt man sich die Finger am Ionisation Gauge, denn es sind von magnetoptischen Fallen in Atomkäfigen Gefangene, für die keine Unschuldsvermutung geltend gemacht wird. Und genau da tritt die uigurische QLF auf den Plan und haut sie alle raus. Ob CERN oder kleine Labore wie das, wo mein oberkluger Schwager arbeitet, sind die Qantanamos in klein, wo kilometergrosse Gebäude gebaut werden, um die Gefangenen zu zertrümmern. Mit solchen Leuten machen wir keinen Gefangenenaustausch, sondern nur Befreiung.

Das wird mal ein Urlaub. Kann ich nur empfehlen. Victoria/Vancouver Island nachmittags zu den shoppingcart people, gleich bei der Heilsarmee, bzw Yates Street ums Eck, da ist es am gemütlichsten und für meine Pläne zentralsten. Kann man kettenrauchend auf ner grösseren Bank sitzen, mit Abfallkorb für den Kaffeebecher, ohne dass man herausstechen würde. Es kommen immer nette Leute vorbei, die mal Feuer für ihren Joint brauchen, oder Geschichten von den netten local cops und den miesen Paramilitärs named RCMP. Hier würde die Bierfolter militärisch nicht greifen, das muss ich eingestehen.

Und zum Sonnenuntergang über dem Pazifik ins Spinnakers Brewpub mit seiner homebrewed beer selection gleich drüberhalb der Brücke. Blick bis zum Olympic National Park und im Vordergrund bestrahlt im besten Licht eine landende Twin Otter. Mit einer dieser Maschienen werden wir auch die Gefangenen rüberbringen vom UBC drüben in Vancouver. Da wird er mal sehen, der oberkluge Schwager. Hab ich mir extra so ein Minihandwerkerset von Obi besorgt und damit bau ich ihm seine Fischertechnik um. Quanten in den Sack und rüber in den Westen, wo wir sie erstmal wieder hochpeppeln in einem grösserem Freilaufgehege. QLF, passive membership still available - eigentlich sind es nur wage Vorgedanken zum Oktoberfest. Prost.
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Donnerstag, 9. Juli 2015
Morgen ist Feierabend
War irgendwie klar, nachdem schon ne ganze Zeit lang fünf vor zwölf war.

"Monsanto ist nur der Frontmann der Vorgruppe, bzw. das von den anderen geschaffene Schutzschild. Er reitet voran mit den schlechten Manieren und keiner verliert ein Wort über die vier fünf, die hinterherreiten, das gleiche tun, nur ne Stufe dezenter. Monsanto hat die Gentechnik nicht erfunden. Sie sind das Experimentalmonster, der Frankenstein der PR-Abteilung aller Futterproduzenten. Das Testfeld, wie weit man den Verbraucher und oder Widerständler treiben kann. Wer kennt schon Archer Daniel Midland, Bunge Ltd oder den grössten Rohstoffhändler Glencore?
Wir geben jedem Schreckgespenst einen Namen, wie den Taschentüchern oder dem Klebeband, und vergessen die restlichen Gespenster, die nur perspektivisch kleiner erscheinen, weil sie sich tief am Schattenrand Monsantos verstecken."

Harter Merkur

Manche stört das Rauschen des Computers, der surrende Lüfter, mich nicht. Ganz im Gegenteil. Ich versuche, mich damit schon an diese Geräuschlosigkeit von Nächten auf der Intensivstation zu gewöhnen, die mir im hohen Alter bevorstehen. Wenn es da nicht die Maschinen für die lebenserhaltenden Massnahmen gäbe. Ein Piepsen alle ein oder zwei Minuten, mit viel Fantasie ein Fink oder ein Rotkehlchen. Hie und da ein Röcheln von der Morphiumpumpe, Ein Szenario wie tagsüber im Dschungel. Da ist nicht viel los, denn wer ist schon tagtaktiv, seit es diese Monsterspezies Mensch gibt.
Von einem Surren zu sprechen, ist die falsche Herangehensweise. Ein Rauschen, wie ein kleines, unter Steinen dahinsickerndes Bächlein. Zudem sind es die Lüfter des Computers, nicht etwa seine Festplatte. Es ähnelt somit dem Deckenventilator, den man nur zu gut aus dem Urlaub kennt. Nur hald ne Nummer kleiner.

Das letzte Dahinsiechen auf der Intensiv, mit all ihren Klängen und Tönen, hoffentlich darf ich das noch erleben. Denn es könnte auch sehr schnell gehen. Last generation standing, das droht uns nicht nur seit wir ausreichend Nuklearkraft entwickelt haben. Mit der Gentechnik haben wir nun ein neues Drohszenario aufgebaut.

Aus Versehen sind wir vielleicht die letzte Generation eines sich bedrohlich anwachsenden humanen Schimmelpilzes genannt Mensch. Hätte man gedacht, Man vs Welt wäre ein lockeres Heimspiel, indem man den Planeten mit Atom bedroht. Aber Pustekuchen. Die Jüngsten vielleicht noch gut 100 Jahre und oha, hoppala, ausradiert. Jetzt is es passiert. Seit letztem Monat nun ist die Menschheit unfruchtbar. Das spermacidal corn von Monsanto hat übergegriffen. Entgegen allen Zusagen und verlegten Forschungsergebnissen ist nun das Minimalstrisiko von fehlenden Langzeitstudien eingetreten, dass sich genetisch-modifiziertes Saatgut nicht auf andere Pflanzen überträgt, geschweige denn auf den Menschen. Weg ist sie, die gute Menscheit. Die Krone der Schöpfung auf dem Totenbett. Der so lebenswichtige weisse Saft ist nun nur noch Terminator-Seed am Ende der Erntezeit, nun noch unbeliebterer Eiweißschrott.
Seit 2001 lag es fertig in den Schubladen und Regalen, das contraceptive corn. Eine nahrungsgesteuerte Populationspolitik, die besser klingt als Verhungern. Das ist ja auch was Herr Gates zu meinen schien: AGRAs Green Revolution.

Nur in einem kleinen Indianerdorf Nähe Peru leben noch ein paar wenige Inkas, deren Kalender eigentlich auch schon zu Ende ist, die noch auf Nachwuchs hoffen dürfen, weil sie immer nur ihren eigenen Mais frasen und kein Snickers oder keine Miracoli.

Der Rest der Menschheit kann jetzt mal richtig auf die Tube drücken. Für die letzten hundert Jahre haben wir ausreichend von allem. Da müssen wir dann nicht mehr zwischen Trink- und Brauchwasser unterscheiden. Wir können endlich wieder beruhigt die spritfressenden Ami-Schlitten aus der Garage holen. Nur Rauchen wird dadurch auch nicht gesünder. Alles hat ein Für und Wider. Letzte Ausfahrt: spermacidal seed.
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Montag, 29. Juni 2015
EU hat sich verrechnet -
Griechenland doch nicht pleite! Griechenland ist Gläugiber.

Entgegen aller Beteuerung der Regierung wurde noch am Vorabend bekanntgegeben, dass es keine weiteren Zahlungen geben wird. Athen fordert nicht nur Helgoland als vorübergehende Sicherheit. Auch die Öffnung des Hamburger Hafens für griechische Fischer kam auf den Tisch.
Jetzt weiss die Welt, warum Tsipras nie Krawatte trug. Wie erst jetzt bekannt wurde, konnte Tsipras bereits Ende letzten Jahres dank eines syrischen Astrologen ersehen, dass Griechenland dank der als Altmetall entsorgten Panzer und des dadurch eingesparten Benzins spätestens Mitte 2015 nicht mehr in der Kreide, sondern mit einem Haushaltsüberschuss auf dem Podest ganz oben stehen würde.
Nun tritt Tsipras zu den gefürchteten Gläubigerverhandlungen in Berlin an. TUI hat sich schon angeboten 10.000 deutsche Touristen unentgeltlich nach Athen zu fliegen.

Deutscher Merkur


Das verwundert Politik- und Wirtschaftsinteressierte nun nicht wirklich, denn dass die EU nur über ein dürftiges Mathematikwissen verfügt, muss jedem klar geworden sein, als Griechenland in die EU aufgenommen wurde. Sicherlich war der Rechenfehler von Goldman-Sachs in den Papieren gründlich versteckt. Aber man hätte durchaus mal abends zuhause das Ganze nachrechnen können, wäre nicht ein vereintes Deutschland und sein Solidaritätszuschlag so wichtig wie ein vereintes Europa, wenngleich mit einem bankrottem Staat.
Und weil wir in Mathe nie aufgepasst haben, leben wir in einer WG in der wir erst merken, dass der Kühlschrank leer ist, wenn wir verhungert sind, in einer Wirtschaftsgemeinschaft also, in der wir erst merken, dass unser Fuß abgestorben ist, wenn er abfällt und vergisst zugleich, dass es den anderen Armen und Beinen ja im Grunde ähnlich ging und geht oder bald auch nicht mehr. Ein Europa ohne Arme und Beine, das ist doch nicht zu fassen, das geht doch einfach nicht. Deutschland in seiner Torsofunktion wird sich da andere Gliedmaßen suchen müssen. Das ist viel wichtiger als irgendein Geld, das es nie gab und das somit auch nicht zurückfließen wird.

Entgegen allen Verwünschungen deutscher Staatsbürger gegenüber Griechenland, hätte auch die Rückzahlung der vermeintlichen Schulden keinen Cent mehr in meinen Geldbeutel oder den irgendeines anderen Deutschen gespült. Ich vermute, dass es sich bei den Schulden über die man immer spricht eher um virtuelle Geldmengen wie M2 oder M3 handelt. Und mit denen kommen wir so wenig in Berührung wie mit anderen Dimensionen. Es handelt sich um Geld das es nicht gibt, um eine Geldschöpfung aus dem Nichts. Der Vergleich mit einem entwertetem Fahrschein mit dem man nie kontrolliert wurde, hinkt, aber klingt gut.

Man könnte natürlich wie mein Nachbar argumentieren, dass ein Autoverleih, der gerade alle seine 100 Wagen vermietet hat, auch kein Auto mehr am Parkplatz stehen hätte. Aber er hatte zumindest mal 100 Autos. Bei Banken, wissen wir, dass sie mehr als das Zehnfache dessen verleihen, was sie eigentlich jemals hatten. Witzigerweise liegt die Mindestreserve der Europäischen Zentralbank bei 1%, bei der Chinesischen Volksbank hingegen bei 20%.
Die Banken verleihen also, auch ein hinkender Vergleich, aber auf der moralischen Eben von Banken ist er fast ehrenwert, 100 Autos, obwohl sie nur eines haben. Sie vermieten uns unsere eigene Welt und alle machen mit, es läuft, weil es gut geschmiert ist. Und mit Sicherheit nicht mit Drachmen.

Man muss schon sagen, dass wir ohne Langstreckenbomber in Deutschland niemals eine Demokratie geschafft hätten. Besonders als Bayer spürt man das täglich. Fast hundert Jahre Besatzung unter einem Ameisenvolk, das wurlt und macht, sich protestantisch die Welt Untertan. Mit der Münchner Räterepublik die letzte Hoffnung genommen, bohrt der preussische Parasit, der eigentlich aus einer Wüstengegend wie dem Brandenburger Brachland stammt, immer weiter ins bayerische Fleisch und inzwischen auch schon mit Skien die einst so saftigen Berghänge hinab. Da wünscht man sich natürlich wieder einen Napoleon. Ich denke da sofort an Waterloo und Blücher, wenn mir Durchreisende oder noch schlimmer Zugezogene die Zuckerrüben zertreten bei ihren Sonntagsausflügen mit Henning, Hasso und Getue. Das Pack und ihre Merkel.
Nach drei Bier und dem Anblick all der zerquetschten Zuckerrüben kann auch mal der Gedanke an die Bewusstseinsoberfläche steuern, Deutschland würde auf seine eigene Tretmine steigen. So eine Art Selberschuldschnitt.

Nein, Griechenland ist mir da viel näher. Auch wenn da von 1862 noch 2 Millionen Gulden Schulden an den bayerischen Staat offen sind, war der bayerische Prinz Otto doch 30 Jahre lang der erste König Griechenlands. Apollo und Dionysos, der ganze Olymp, die Demos und ihr Heraklit, Tyrannenmord. Ja! ich bin dabei. Und jetzt sollen die raus?! Ich möchte da nicht so betriebsblind wie die EU reagieren, sondern das ganze mal durchrechnen. Denn ...
auf meinen Rundreisen durch Griechenland konnte ich irgendwie nicht sehen, wo das Geld denn so hingeflossen sein könnte. Keine dicken Autos, keine Wolkenkratzer. Die Klippen runter, vielleicht, zu den Reedern. Der finale Sieg des Poseidon über Zeus und Hades - großartiges Theater wieder mal. Das hätte man sehen können, wenn man mal seinen Diercke Schulatlas zu Rate gezogen hätte, dass sich Europa wie die Sitzreihen eines Amphitheaters um Griechenland schmiegt. Türkei wäre da schon Backstage. Und auf dieser Bühne steht jetzt "L'Argent" von Emil Zola auf dem Programm.

In der Türkei kann man auch unsere Leopard-Panzer im Einsatz sehen, erst gegen die Kurden, jetzt gegen die syrische Bedrohung. In Griechenland allerdings sind sie gut versteckt, unsere 200 Leopard, die wir gerade noch an den Pleitegeier verscherbeln konnten und ich gutes Geld verdient für jedes Schräubchen an dem ich gedreht. Ganz verschämt auf jeder Insel einer oder alle in einer Tiefgarage wie die in Singapur, wer weiß, wie die provisionsgeschwängerten Politiker das ihrem Wahlvolk verkaufen konnten. Wenn man so satuiert für die deutsche Rüstungsindustrie arbeitet, ist man von dem Gedanken, von Krisengebieten noch was zurückzufordern, befreit. Was hätten wir ohne Griechenland als jahrelangen Europameister der Rüstungsimporte getan. Ohne unsere ganzen Altlasten von der Nationalten Volksarmee hätte es vermutlich garkeinen Balkankrieg gegeben. Und die Griechen hätten alles nehmen müssen; dann wären die auch schon früher pleitegegangen. Und ohne den Balkankrieg ... bei dem Gedanken wird mir jetzt noch ganz schwarz vor Augen hätten wir vermutlich einpacken können. Und ohne Griechenland werden es auf dem Kontinent noch enger, auch im Hinblick auf sich dadurch änderende Migrationsströme.

Das ist mir ja eine nette Idee von langfristiger Wirtschaftsgemeinschaft, die auch noch zusammenzuwachsen gedenkt. Als würde ich meinen Kindern ausgiebig Taschengeld geben mit dem sie bei mir in der Küche ihr Frühstück, ihre Kleidung und sonstige Artikel wie Clopapier kaufen könnten. Wäre ja noch schöner. Als hätte irgendwo was von 'all inclusive' gestanden. Das lass ich mir auch schön quittieren, das Taschengeld, weil ich es später natürlich zurückverlange, logischerweise mit Zins etc. So ist man auch vor späteren Launen der Kinder sicherer, bzw hat eine gute Basis für eine stabile Freundschaft. Bei Kindern könnte es funktionieren, das predige ich ja seit Jahren, aber bei Staaten offensichtlich nicht.

Man räubert nicht im eigenen Stall. Es sei denn, man möchte nun die eigene Bevölkerung so behandeln wie früher die Dritte Welt, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Dritte Welt inzwischen grossflächig über das Mare Nostrum als Nochbilligerarbeiter hereindrückt. Man riskiert, bzw provoziert einen kleinen Bürgerkrieg der Unterschichten, ein Ausleseverfahren, fast wie in einem postmodernem kapitalistischem Arbeitslager, um den Fortschrittsgedanken des Immer-Mehr noch für ein paar Jahrzehnte aufrechtzuerhalten. Ein Planet von Grosskonzernen und den Menschen dahinter, den Krisenakteuren, den Gläubigern all der Schulden. Nicht viele, also kein grosser Aufwand.
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Mittwoch, 17. Juni 2015
Sie müssen wissen,
ich habe vor einigen Stunden einen Trip eingelegt. LSD. Jetzt ist das mit der Realität so ne Sache. Insbesondere für mich, der sein religiöses Gefühl in der Quantenphysik wiedergespiegelt sieht. Selbst das Tastenfeld hat sich erweitert von ehemals 11 auf was weiss ich wieviele Dimensionen. Und es fühlt sich irgendwie schwabbelig an.

Ich hab das eben erst einer Kassiererin erklären müssen, dass es einfach dauert, den Dezimalbruttopreis in ein Netto umzurechnen, das auf dem Duodezimalsystem beruht. Mit 11 Brüdern geht das richtig ins Blut über. Ich hatte aber nur einen.

Das merkt man so garnicht während des normalen Lebens wie sich da hintergründig verschiedene Systeme vermischen und uns gefühlt das Leben schwer machen. Wir bezahlen beispielsweise in Brutto, bekommen aber immer nur Netto. Erst auf der ausgefüllten Kopie unserer Lohnsteuerbescheinigung erscheint unser Lohnbrutto als eine uns seltsam hoch anmutende Zahl mit der wir sonst nie in Kontakt kommen. Die gleichnamige Supermarktkette wirbt sogar noch mit dieser Abzocke.
Und beim Biertrinken in Bayern, wo ein Bier ein halber oder fast ein ganzer Liter sein kann. Erst das Geschlecht des Bieres macht die Sache dann klar. Ein Helles ist immer ein halber Liter und eine Helle immer eine Mass. In beiden Fällen ist es aber ein Bier.
Oder denken Sie an das unverbesserliche Geschlechterproblem des binären Mannes und der dimensionalen Frau. Er denkt nur 0 und 1 und macht sich um seine körperlichen Dimensionen nicht so viele Gedanken, sie hingegen lebt in einer Welt in der eine Waage eben nicht die Welt erklärt, sondern auch lügen kann.
Und um zum Thema Systembetrug nicht die alten Kamellen aufzukochen hier nur ein -Verweis- auf den Beschiss mit dem gregorianischem Kalender, der der Menschheit 10 Tage (der 5. bis 14.Oktober 1582) abgeknöpft hat.
Da stellen sich bei mir in meinem Alter die Backen- und nicht mehr die Nackenhaare auf. Überhaupt wird das Gesicht im Alter zur Löwenmähne. Aus allen Ecken und Löchern wächst das Kraut, nur die Krone ist ausgelichtet, wie sich das für Obstbäume auch gehört. Naja, zurück zu jenem Systemchaos, das uns das Leben schwer macht. Denken Sie nur an jene zehn geklauten Tage, denken Sie an Zeit, die wir heute nur noch unilinear erleben, in eine Richtung und für alle die gleiche. Fortschritt, Termine, Geburtsage, die man ab 60 eigentlich umtaufen sollte. Wie gerne würde man die Uhr mal zurückdrehen.

Wissen Sie, was ich meine? Das Heute ist hauptsächlich das Gestern von Morgen, also immer besser als das was kommt und weniger schlechter, als das was war.
Mal mit helicopters.com.fj auf Kiribati, also auf der Zeitzonengrenze, seinen Geburtstag zweimal feiern. Durch einen Rundum-die-Welt-Flug künftig jedes Jahr einen Tag früher Geburtstag zu haben, oder solange um den Planeten zu eiern, bis man 67 ist, um der Rentenversicherung ein Schnippchen zu schlagen.

Bei der Rente aber denken wir plötzlich zirkulär. Wir denken, Sie käme zurück, wie ein Boomerang, der auf seinem Flug vielleicht sogar noch ein paar Profite erlegt hat. Wir denken, nächstes Jahr wäre wieder Winter. Wir denken an Wiedergeburt, weil wir den Gedanken, dass die Jugend nie wieder käme, entgegen aller Beteuerungen nicht ertragen können.

Nur bei aussterbenden Tierart zählt das Argument des Comebacks dann wieder nicht, sie würden momentan einfach in die Nirvanaphase transformieren, oder wiederkommen, wenn sie schön brav waren. Das scheint man ihnen nicht zu gönnen.

Systemchaos eben. In einenm Maße, dass es uns garnicht mehr auffällt, siehe Verkehrsschilderwald. Da steht dann beispielsweise 50 oder 120 drauf auf so nem Verkehrsschild und es heisst in Tachometern 57 oder 128. Oder denken Sie nur an den Zugfahrplan, Theorie und Praxis der unvereinbarsten Sorte.
Dann doch lieber zweimal Sylvester auf den Aleuten als diese öde mitteleuropäische Zeit MEZ. Wie das schon klingt. Als würde die Sonne bei uns Mittag machen und das auch noch mittags um zwölf. Merkt man aber nichts davon. Hier macht eher der Regen seine Jause.
Sie müssen wissen, dass es auch bei uns eine Regenzeit gibt wie am Äquator, nur dass bei uns so massive Überschwemmungen keine Chance haben, weil unsere Weltrekordwirtschaft das Frischwasser schneller verbraucht als es herabregnen könnte.

Ich würde die Zeitzonen entlang der Breitengrade legen. Dann könnte man unter Zuhilfenahme unseres Wärmeempfindens immer feststellen, wo man ungefähr ist, wenn man auf die Uhr schaut. Und wir könnten unter günstigen Umständen vielleicht sogar zwei Zeitzonen innerhalb Deutschlands einführen. Dann könnte Griechenland mit dem Euro auch gleich die Zeitzone verlassen. Hartelinie, sag ich da nur, Ausgriechen oder Grexit wie man hinlänglich sagt. Wie oft möchte sich Europa denn noch entführen lassen. Erst von zEUS und dann von Griechenland selbst. Endlich wieder Zoll und tolle neue Münzen, und billig.
Mancher munkelt, Kohl habe das Zeitzonenproblem gewittert und desshalb die deutsche Osterweiterung mit Hilfe von Leuna durchgepresst, um mehr Breite zu gewinnen. Er würde sich samt Grab umdrehen ... oder ist der noch garnicht gestorben? Und Leuna könnte müsste Öl nicht mehr durch die Zeit, also durch Piplines über Zeitzonen hinweg, pumpen, sondern könnte es praktisch on demand produzieren und ausliefern. Wer weiss!

Als Tagesausklang möchte ich noch erwähnen, dass ich bisher noch keine App gefunden habe, nicht mal kostenpflichtig, die meine Welt in die anderer umrechnet. Google scheint da als grösste Datenkrake einfach am geeignetsten zu sein. Ich habe sozusagen ethisch den Datenfluss überschritten, bzw bin durchgeschwommen. Ich bin im Reich des toten Ichs angekommen und bin nun alles und nichts, eine Bubble, ein Air Ego, fast Tron, aber eben nur fast, weil keine App am Start. Und eine schwabbelige Tastatur. Das nervt. Zieh ich mir jetz lieber noch ne Staffel GOT rein und schau, ob sich die Welt anschließend verändert hat. mehr is nich.
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Mittwoch, 20. Mai 2015
euromoral
So aus dem Bauch raus würde ich mal sagen, dass 200 Leopard-Panzer und eine Waffenfabrik von Heckler und Koch ausreichen dürften, um Saudi-Arabien zu einem der wichtigsten Abnehmer unseres deutschen, manchmal vizeweltmeisterischen Rüstungsexportwahns zu machen. Eine Monarchie, die neben Qatar (was die wohl so gekauft haben?), den Rest ihrer Öldollar dafür ausgeben, um der Menschheit den radikalen Islam mit Waffengewalt aufzuzwingen. Was Saudi-Arabien der Aufklärung entgegegenbringt können Sie bei Wikipedia einfach unter Salafismus nachlesen. Nicht zufällig kamen die Entführer des 11.September aus Saudi-Arabien. Und weil das manchen Saudis nicht radikal genug ist, gab es islamistische Anschläge im eigenen Land. Seitdem beliefert Qatar die noch Radikaleren wie die Al-Quaida. Und dann wundern wir uns über Kopftücher in Europa.

Wenn das mal keine psychische Krankheit ist, so ist es zumindest eine behandlungsbedürftige Wahnvorstellung. Rüstungswahn eben.

Ich bin kein Grosshändler von Kopftüchern. Ich finde, nicht alle müssen, aber manche müssen dürfen. Meine Oma hätte das Haus nie ohne Kopftuch verlassen, tiefster Katholizismus. Beim Roesenkranz, Frauen mit Kopftuch links vom Mittelgang, Männer mit Hut ab rechts. In Bayern, als in der Schweiz noch keine Frau wählen durfte. Keine 50 Jahre. Und ich war dabei, links als Knirps bei den Frauen.

Es geht wohl weniger ums Kopftuch als um die Selbstbestimmung der Frau, beziehungsweise der prinzipiellen Trennung in Geschlechter. Und da sollten wir uns nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen. Nur weil die Bekleidungsindustrie findet, dass bereits Zwölfjährige Tank-Tops und Hot-Pants tragen sollten, muss man nicht gleich meinen, Europa hätte die Befreiung des Ichs erfunden - spätestens seit der Französischen Revolution, als wäre diese jemals ein europäisches Phänomen gewesen. Sie war ein französisches.
Frauenwahlrecht gab es in Frankreich übrigens erst ab 1945. Italien landesweit erst ab dem 2.Juni 1946. Pakistan hatte das zumindest kommunal schon 9 Jahre früher, 1935 drauf. Bis 1924 konnte Frau auch schon im gesamten Gebiet der späteren UDSSR wählen, wie auch in der Mongolei und Albanien. 1948 im Irak und erst 1949 in Griechenland, dem Geburtsort der europäischen Demokratie. 1970 im Jemen und 1971 endlich auch in der Schweiz. Die ersten waren übrigens die Lettinnen. Ich glaube 1911.

Deutschland, das schon nach 1900 zu Sufragettenzeiten stark bewegt, kam bereits 1918 nicht um das Frauenwahlrecht herum. Gegegeben oder genommen, wer weiss. Das erklärt aber nicht, warum wir bis 1958 auf ein Gleichberechtigungsgesetz warten mussten, das das Letztentscheidungsrecht des Mannes in allen Eheangelegenheiten ersatzlos strich, wie auch das verfügungsrecht des Mannes über das Vermögen seiner Frau und das Recht, ein Dienstverhältnis seiner Frau zu kündigen. Dann nochmal 20 Jahre, 1977, bis sie sich auch ohne Einverständnis ihres Mannes eine Arbeit suchen darf. Aber so tun, als wären wir mit der Rennaissance aufgewacht und nie wieder eingeschlafen. Einer Rennaissance, deren Grundlagen aus der Antike erstmal zurückübersetzt werden mussten aus dem Arabischen. Wir hatten die Überbleibsel der Antike schon während der Inquisition verbrannt. Das tiefste Mittelalter, das in den Köpfen Europas bis heute festsitzt, konnten wir nur verlassen, weil uns der helle Schein einer damaligen arabischen Hochkultur den Weg leuchtete.

Seit der Einführung des Frauenwahlrechts in der Schweiz sind noch keine 50 Jahre vergangen und schon trägt man seine eigene Vorstellung, diese europäische Demokratie und ihre Euromoral, auf die Brust tätowiert, als stände drunter irgendwo ein Altar, den es anzubeten gälte. Das Weltwissen, die Weltformel.
Wir hatten sie schon früher mal. Im 13.Jahrhundert während der Inquisition, da waren wir uns auch ganz sicher, dass unser Weg der einzige sei, während des Kolonialismus, vor dem ersten Weltkrieg, vor dem zweiten Weltkrieg, oft, oft, oft. Seit der Neandertaler von den Afrikanern überrannt wurde, schlagen wir zurück. Die europäische Superkultur und ihr Missions- und Exportgedanke.
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Montag, 4. Mai 2015
Brandneuigkeiten vom G7-Gipfel
Ich benenne es nach der übernächsten Parallelstrasse, aus Sicherheitsgründen und weil die eben mit 'G' anfängt und nicht wie meine Strasse mit 'S'. G 7, weil wir uns ab sieben Uhr abends treffen. Wer früher kommt, kann drüben im Park warten. Da sind immer paar Bänke frei und je früher desto mehr Parkplätze sind noch frei. Aus Sicherheitsgründen eben nicht der wirkliche Ort des Geschehens, sonst würde ja jeder kommen und man könnte nicht selektieren. So aber demonstrieren sie zwei Strassen weiter weg und wir haben unsere Ruhe. Wenn alle absagen, kann ich immer noch zwei Strassen weiter die dort noch Wartenden letztendlich doch noch einladen. Naja.

G7 also, ein zweifaches Täuschungsmanöver, denn andere treffen sich zeitgleich nicht so weit von hier unter dem selben Namen. Mit 50 Kampfhubschraubern kann ich natürlich nicht aufwarten, aber wenn jemand einen mitbringen möchte, kann ich durchaus mal beim Bauern vom Nachbaracker fragen. Parken ist eher schwierig. Vielleicht lassen sich paar Fahrgemeinschaften bilden oder der ein oder andere versucht es mit öffentlichem Verkehr. Nee, war n Witz. Siehe Artikel unten.

Weil Sie ja nicht Jeder sind, soll Ihnen Ihre Einladung sicher sein. Und sobald man weiß, dass es einfach zwei Parallelstrassen weiter ist, findet man auch hin. Witzigerweise besprechen die anderen G7-Typen ähnliche Themen, nämlich Umwelt, Politik und Wirtschaft. So werden auch wir in einer Wirtschaft von Politik sprechen, das Drumherum kennen wir ja zu Genüge, deswegen treffen wir uns ja in der Wirtschaft und nicht in der Umwelt. Es gibt sehr Feines vom Fass. Das kann ich Ihnen versprechen. Es ist keine Fünf-Sterne-Wirtschaft wie die in Elmau, aber fünf Sterne für sieben Nationen, na bitte, da ist der Konflikt doch im Grunde vorprogrammiert. Bei uns gibt es so viele Fässer, dass keiner leer ausgeht.

Auch versprechen kann ich Ihnen, dass es nicht so lange dauert, wegen der Austerität und weil die Wirtschaft noch vor der Geisterstunde zumacht. Ein altes Brauchtum hier in Bayern, wegen dem öffentlichem Verkehr, der auch keine Geister mag. Wer will, kann ja dann noch rüber nach Elmau.

G7-Gipfel. Zwei Parallelgipfel von höchstem Rang und Namen. Die hartelinie und ihre Blogkollegen und wenn die Russen noch kommen, wird das richtig pfiffig und den Herren mit den Anzügen klauen wir die Show und die Clicks wie nix. Die sind froh, weil sie keine Öffentlichkeit wünschen und wir sahnen aufmerksamkeitstechnisch mal richtig ab. Dafür möchte ich die 50 Kampfhubschrauber haben. Deal?
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