Mittwoch, 27. April 2016
SMOM - das kleinste Land der Erde
aus der Reihe: Orden unserer Welt - letzte Helden eines sterbenden Planeten


I got a lock on the target. Meine Pfötchen schmiegen sich um ein Gläschen Nußschnaps. Ich bin mir sicher, dass sich das ausgehen könnte. Ich will diesen Orden. Den "Grand Cross pro Merito Melitensi – special class", denke ich.
Na, da nehm ich doch noch mal ein Schlückchen, ehe ich mich entscheide. Ich denke, ich habs verdient.

Ich verlange ja nicht viel. Eine kleine Anerkennung des Souveränen Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes von Jerusalem von Rhodos und von Malta, kurz SMOM, ein kleiner Anhänger des souveränen Militärordens der Malteser. Wer ist das schon, dieser SMOM?

Der SMOM ist ein souveränes, nichtstaatliches Völkerrechtssubjekt und geniest Beobachterstatus bei der UN. Er hat zwar keine eigene Gerichtsbarkeit und im Grunde auch kein Staatsgebiet, aber immerhin 3 Einwohner, wie uns der englische Wikipediaeintrag lehrt. Italien gesteht ihm allerdings extraterritoriale Rechte über seien Besitzbarkeiten in Rom zu. Als Hauptstadt könnte man vermutlich seinen Hauptsitz, den Palazzo Malta in der Via dei Condotti 68 in der heiligen Stadt, ausmachen. Er kann Pässe ausstellen, obwohl er kein Staat ist und hat neben einer eigenen Währung auch noch eigene Briefmarken. Warum er für seine 3 Bewohner und ohne Staatsgebiet dann gleich 3 Brigaden Soldaten benötigt, eine Bridade pro Einwohner, bleibt mir etwas rätselhaft. (The order's military corps, three brigades, are stationed throughout Italy, liaisoned with the Italian Armed Forces.) Es sei denn, es handelte sich ausschliesslich um Sanitätsbrigaden. Letzteres lies sich aus dem Wikipediaeintrag zu SMOM nicht ersehen. Aber warum würde man sich sonst auch Militärorden nennen.

Prost Mahlzeit. Für die Rohstoffkosten so eines Ordens an meiner geschwollenen Brust komme ich gerne auf, Hauptsache so n Ding am Revers und damit in guter Gesellschaft. Beziehungsweise in etwas absonderlicher Gesellschaft, wenn man sich die Liste der bisherigen Ordenträger mal ansieht:

- Nazis wie Reinhard Gehlen (Gründer des BND), der schwarze Prinz Junio Valerio Borghese (Anführer der letzten italiensichen Faschisten XMas), Benito Mussolini, Heinrich Himmler, Licio Gelli (Urvater des modernen Staatsterrorismus), Hermann Abs (Vorstand der Deutschen Bank im Dritten Reich), Otto Skorzeny (Leibgarde Hitlers).

- Geheimdienstler wie Bill Casey, William Colby, James Jesus Angelton, Allan Dulles, Vernon A. Walters, Giovanni De Lorenzo und George Tenet.

- Die modernen Killer unseres Planeten wie Joseph Edward Schmitz und Erik Prince (Gründer der Privatarmee Blackwater), denen Jeremy Scahill zufolge engste Beziehungen zu SMOM nachgesagt werden. Wie auch Seymour Hersh den US-Kommandeuren Stanley McChrystal und William McRaven (JSOC und Afghanistan) tiefgreifende Verbindungen zu SMOM nachsagt.

- Staatspräsidenten und Königshäuser wie Konrad Adenauer, Beatrix van Oranje-Nassau, Valéry Giscard d'Estaing, Juan Carlos de Borbón y Borbón-Dos Sicilias, J. Edgar Hoover, Dwight D. Eisenhower, Rainier III of Monaco, Ronald Wilson Reagan, Gerald Ford, Elizabeth Windsor, der Papa von John F.Kennedy, Tony Blair, Ronald Reagan, Augusto Pinochet, Kurt Waldheim (oder war der jetzt Kategorie Nazi?).

- Die amerikanische Spitzenpolitik wie Pat Buchanan, Alexander Haig, Rick Santorum, Henry Kissinger, Oliver North.

- Und natürlich die Geldelite wie William Barron Hilton, William Randolph Hearst, Frank C. Carlucci III (vom Direktor der CIA bishin zum Vorsitzenden der Carlyle Group), Victor Rothschild, David Rockefeller, Fritz Thyssen (Financier Hitlers), Rupert Murdoch.

Um jetzt nur mal ein paar zu nennen. Also eigentlich alle, wenn es darum geht, Dreck am Stecken zu haben (Staatspräsidenten und andere Paragrafengeschützte nehme ich hiervon natürlich aus, um nicht wie Böhmermann nach Paragraf 103 STGB vernknackt zu werden).

Und obwohl ich die scheinbaren Grundvorraussetzungen nicht wirklich mitbringe - schließlich bin ich nicht praktizierender Faschist, noch habe ich ne ganze Latte von Leuten auf dem Gewissen, habe weder mit Waffen oder Drogen gehandelt und somit auch kein besonders dickes Sparkonto, würde so eine Auszeichnung mein Lebenswerk doch irgendwie abrunden. Spätestens nach dem zehnten Gläschen Nußschnaps bin ich übellaunig genug, um meinen Namen auch irgendwie auf dieser Liste Prädestinierter vertreten sehen zu wollen. Mit einer Malteser Hilfsdienst service medal möchte ich mich nicht abspeisen lassen. Kann doch nicht sein, dass man erst den halben Planeten ausrotten müsste, um so ein nette Auszeichnung zu bekommen.
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Samstag, 9. April 2016
Eating out on the edge - Abendessen mit der Waffen-SS
oder schreiben sich die nach den neuesten Regeln jetzt mit scharfem ß?


"Nationalsozialismus" sag ich noch, "naja, ich weiß ja nicht. Der Mussonlini kam jetzt nicht gerade aus deutschsprachigen Ländereien, sondern schon aus einer Ecke, die ihr heute eher Afrika zurechnet als dem italienischen Norden. Mir ist da nicht ganz klar, auf welcher Nation sich dieser Sozialismus gründen sollte. Von einem großen Italien, das es so eigentlich nie gab, kann man auch nur sprechen, wenn man 90% der Realität ausblendet. Mir geht das als Bayer ja nicht anders mit dem Begriff Deutschland. Die Nation scheint hier eine eher abwägige Erscheingunsform angenommen zu haben. Die Nation sind hier alle, die dem Faschismus anhängen und Sozialisten sind hier alle, die den Kommunismus Scheisse finden." Mein Gegenüber lächelt.

Egal. Es gibt Pasta mit Hirsch, der Fernseher läuft mit der italienischen Fassung von Wer-wird-Millionär. Der Saft der Refosco-Traube liegt schwer und tief im Glas. Ein bicchiere da ner, also ein Gläschen Schwarzen, und nicht Rotwein, wie man meinen möchte. Das Mussonlini-Bild ist politisch ganz korrekt tagsüber abgehängt, wie auch die Großdeutsche und japanische Flagge. Nur in Sedegliano darf das 6 Meter hohe murale vom Duce auch das Tageslicht erspähen, weil sich eine Wandmalerei eben nicht so leicht abhängen lässt. Die Rutenbündel mit den Äxten lagern im Keller und warten auf die nächste Hexenverbrennung.

Faschismus hat in Norditalien ihren Anfang, aber nie ihr Ende gefunden. Selbst der Duce kam erst Jahre nach dem ersten Aufmarsch in Triest 1920 und dem Brandanschlag auf das Hotel Balkan. Und als er ging, war das dem Faschismus nicht abträglich. Denn hier ist er anders als in Deutschland nicht personengebunden, sondern im Herzen der Menschen verankert. Hier käme auch niemand auf den Gedanken, die Liebe Mussolinis zu seiner jüdischen Biographin und Mätresse Margherita Sarfatti, oder seinen engen Bezug zum Anarchisten Errico Malatesta als widersinnig zu empfinden.

Wer die Lega Nord als extreme Rechte bezeichnet, hat hier noch nicht gegessen. Und wer die hiesigen Faschisten als rechts bezeichnet, kennt scheinbar auch nicht die Kommunisten, die keine zehn Kilometer weiter im letzten stalinistischen Dorf mit Hammer und Sichel zur Ernte schreiten. Man redet vielleicht nicht gemeinsam über politische Einstellungen, aber man versteht sich und klaut nach Feierabend auch gemeinsam Holz. Wer hier keinen Fuß auf den Boden bekommt, sind die Carabinieri, die multinationalen Konzerne oder Umweltbewegte, die abends nachhause fahren und ihre Zentralheizung anwerfen. Mit denen versteht man sich hier im Land der Faschisten und Kommunisten nicht und für die ist die Kneipe dann auch mal geschlossen, selbst wenn das Lokal überquillt mit Roten wie mit Schwarzen. Man könnte sagen, wen man hier nicht so mag, ist die selbsternannte Mitte.
Selbst die Jäger und Wilderer sind sich hier näher als Menschen, die keine Paarhufer verspeisen.

Man sitzt also bei Pasta und Hirsch, ob roter Stern auf der ölverschmierten Kappe oder Runen auf der Lederjacke, und streitet sich über die Vor- und Nachteile von luftgekühlten Deutz-Traktoren, schickt sich die letzten Gerüchte über die Herren aus Rom und Brüssel und wenn es mal richtig hitzig wird, dann geht es fast immer darum, dass man dem anderen vorwirft, weit mehr Holz als man selbst illegal geschlagen zu haben. Aber kaum erwähnt einer den pädophilen Pfaffen herrscht schon wieder jene Einigkeit, die hier die Farben Rot und Schwarz so gleich erscheinen lässt, dass man sich frägt, ob man selbst nicht einfach farbenblind ist. Denn zehn Kilometer auf der anderen Hangseite sitzt, so das alle vereinende Narrativ, die Mafia des Vatikan, das Dorf der Bigotten. Und dort, das muss auch ich bekennen, will man nachts wirklich keine Reifenpanne erleben.

So schmeckt mir meine Pasta hier zwischen den Überresten der Decima Mas, den Futuristen aus Torviscosa und den letzten Stalinisten aus der Felsspalte ganz ausgezeichnet. Und schon beim zweiten Gläschen Refosco scheisse ich dann nicht nur auf die Kirche, sondern auch auf die politisch korrekte Allgemeinheit, denn in deren Kneipen darf ich im Anschluss an das Abendmahl, wie auch in der Kirche, schon lange nicht mehr meine Zigarette rauchen.
Ich bin nur froh, dass das Wifi hier nicht mehr als Edge hergibt, sonst wär das schon alles auf Facebook gepostet; so bleibt man unter sich.
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Montag, 14. März 2016
Die letzten Helden eines sterbenden Planeten - eine brandaktuelle Serie
Die Lage ist so verworren, dass man am besten mittendrinnen anfängt, ohne zu wissen wo man einen Anfang und ein Ende fände. Denn was man ohne Zweifel konstatieren kann, ist die Tatsache, dass sich die politischen Grössen vorwiegend aus einer Art Karnevalsmannschaft rekrutieren. Ritterorden und Bruderschaften, die sich gegenseitg pfundweise mit Auszeichnungen behängen.

Also einfach mal rein in den Sumpf und frei raus aus deren Mitte, ein Herr Robert M.Gates, ehemaliger Verteidigungsminister der USA und Direktor der CIA. Schwierige, patriotische Verpflichtungen, die geradezu nach etwas Aufmunterung schreien. Das will mal gut belohnt werden, dass man sich so tief im Dreck die Hände nicht schmutzig macht. Dabei muss ich anmerken, dass Herr Gates rein ordenstechnisch eigentlich in der untersten Faschingsgarde spielt. Zum Einstieg also erstmal ein kleiner Fisch.

Das sind Posten, die nicht immer glücklich machen. So wurde leider nichts aus der von ihm so herbeigesehnten Bombadierung des sandinistischen Nicaraguas. Immerhin konnte dann 1985/86 von seinem Freundeskreis die wunderschöne Iran-Contra-Affäre in Szene gesetzt werden, wobei insgesamt 2.515 TOW-Systeme sowie 258 HAWK-Systeme bzw. deren Teile, auch via Israel, an den Iran verkauft wurden, um mit den Einnahmen die Contras gegen die Sandinisten zu unterstützen, die sich wiederum mit tonnenweise Kokain für die USA bedankten. Ich will mal hoffen, dass er für die Drecksarbeit, die sich doch immerhin ausserhalb jeder nationalen und internationalen gesetzlichen Grundlagen bewegt hat, dann wenigstens etwas Taschengeld oder vielleicht einen gratis Puffbesuch bekommen hat, oder war es am Ende nur dieser magere George Bush Award oder die Ernennung zu America's last bipartisan figure durch das Foreign Policy Magazine. Da reisst man sich seinen patriotischen Arsch auf und dann ...

Das muss man sich mal vorstellen, was diese Menschen leisten, während unsereiner bei einer 48-Std-Woche schon ins Schwitzen gerät. Wirklich traurige Ämter und Verpflichtungen hat dieser Mann also gehabt, die ihm, neben lächerlichen 8 Ehrendoktortiteln (weil einem vor lauter Politik einfach die Zeit zum langwierigen Studieren fehlt), zumindest ein paar dieser Faschingsorden eingebracht haben. Und um diese soll es bei unserer Reise durch die Welt der Ritterorden ja vorwiegend gehen.

Herr Gates hätte es nie in den Vorstandsvorsitz der Boy Scouts gebracht, wenn er als Eagle Scout nicht mindest 24 Verdienstabzeichen bekommen hätte und nach mehr als 25 Jahren weiteren ehrenvollen Mitgliedsjahren den Silver Buffalo Award (wie auch alle amerikanischen Präsidenten seit Einführung des Awards, von Obama mal abgesehen, aber als Ausländer war der vermutlich eben nie bei den Boy Scouts) . Erst so konnte er durch die Loge als Bruderschaftsmitglied des Orders of the Arrow zum Vigil Honor nominiert werden. Und das alles neben seiner Tätigkeit als Verteidigunsminister, Chef der CIA und Oberaufseher über den Verkauf von 2.515 TOW- sowie 258 HAWK-Systemen an den Teufel Iran.

Schon allein für diese Leistung hat dieser Mann locker noch den Algernon Sydney Sullivan Award, Arthur S. Flemming Award, Sylvanus Thayer Award und den Silver Buffalo Award verdient.

Was es aber nun wirklich auf den Punkt bringt, wie sehr sich diese Wesenheit für das Wohl der Menschheit reingehängt hat, ist die Verleihung des First Class Awards des bahrainischen Ordens der Ritter von Rizal, durch seine Majestät König Hamad bin Isa Al Khalifa at the Safriya Palace in Manama, Bahrain, 2008. Ein Ritterorden - wobei mich das schon ein wenig stutzig macht, wenn nun schon die Araber den Kreuzfahrern nacheifern - der die Ideale des phillipinischen Nationalhelden Jose Rizal in Ehren hält. 1911 gegründet durch den späteren Polizeichef von Manila, lautet sein Grundsatz: non omnis moriar (ich möge nicht ganz sterben).

Leider und völlig zu Unrecht, vielleicht weil es ein paar Hawk-Systeme zu wenig waren, hat es Herr Gates bisher nicht zu mehr Anhängseln und Orden gebracht. Ein kleiner Fisch also in der so reichen Welt der Bruder- und Ritterschaften. Aber ich wollte mal klein anfangen in dieser so wirren Welt der Faschingsgesellschaft. Sie dürfen sich aber schon auf echte Besonderheiten freuen, wie etwa das kleinste existierende Land dieses Planeten, namens SMOM (Souvereign Military Order of Malta) bestehend aus drei dort wohnhaften Rittern, und ich meine jetzt nicht Malta selbst, sowie anderen Absonderheiten, die der Karneval des Lebens so hervorbringt. Erstmal aber Good Gates for today ...
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Freitag, 11. März 2016
Zielmarke erreicht ;0 der die das Imperium schlägt zurück
Ich weiß nicht, wieviel Euro mich das schon gekostet hat, aber in Anbetracht von 0% Zinsen ist das auch herzlich egal. Europa macht sich bereit für die hartelinie. Glücklicherweise habe ich die Domain www.hardliner.eu schon vor allen anderen okkupiert. Das wird euch was kosten, mir das abzuluchsen. Und um den Einsatz noch zu erhöhen, muss ich natürlich zeigen, dass mein Verteidigungshaushalt diesen Alleinanspruch rechtfertigt.

Jetzt müssen sie aus dem Boden schießen, die Konzepte und Parolen, die bisher vergrabenen Fundamente, die Alleinstellungsmerkmale der hartenlinie.

Das Wahlalter wird auf 40 beschränkt. Nur Leute, die vierzig sind, kümmern sich wirklich mit ein wenig Weit- und Rückblick um das Wohl Anderer. Pro Kind im Haushalt, gäbe es mit ein bisschen Betteln nochmal eine "Häufl"-Stimme dazu. Das wär schon mal ein Anfang.

Demokratie mal anders. Jeder darf jetzt selbst bestimmen, wohin seine Einkommensteuer fliessen soll. Mehr Autobahn oder gesichterte Froschwanderwege, noch billigere Miracoli oder nur einen Billigkugelschreiber für Frau Merkels Schreibtisch. Einfach auf den Wahlzettel draufschreiben (oder noch einfacher, unten in den Kommentaren). Wir werten das aus und fertig. Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.

Da würde sich jedes Ministerium mal richtig anstrengen, dass sie Gelder bekommen. Und die Bürger wären mehr dran am Wohlergehen verschiedenster Projekte wie dem Berliner Flughafen oder an den Steuerausgaben für Priestergehälter, die ja seltsamerweise nicht von der Kirche beglichen werden. Meinetwegen dürften sich Letztere ihr Brutto minus Netto auch gerne selber beisteuern, da will ich mal nicht so sein. Das wär dann Pi mal Daumen rund zwei Drittel Lohneinbußen, so sie denn überhaupt Steuern zahlen.

Direkte Politik wie sie jetzt schon von den Firmen betrieben wird, für den Bürger. Das TTIP des Volkes. Da lass ich doch lieber nen Kindergarten in Niederhessen bauen, obwohl ich keine Kinder habe, ehe meine Steuergelder für Gedenkveranstaltungen und Bundeskreuze verbraten werden. Auch bezüglich Heckler&Koch hätte ich so meine G3danken. Sie finden, dass wir einen Flugzeugträger bräuchten und wollen da 3% Ihres Bruttogehalts reinbuttern? Bitte, das ist Demokratie.

Soll das dummer Volk doch selbst bestimmen, denn dümmer als jetzt gehts wohl kaum mehr. Zumindest für das für dumm verkaufte Volk.

Die Tabak- und Alkoholsteuern werden zukünftig nur noch für die insbesondere medizinische Versorgung von Rauchern und Trinkern verwendet. Und zwar komplett. Und wer keinen Nachweis liefert, daß er in der Vergangenheit schon geraucht hat, muss sich sein Nichtraucherbein selber bezahlen.

Ich zum Beispiel möchte, daß Deutschland ein Boot besitzt, U- oder über Wasser, mir egal, das noch in mehreren tausend Metern Tiefe graben könnte. Wenn ich schon einer Nation angehören muss, dann doch einer solchen, die selbst am Grunde des Mariannengrabens noch Kanalrohre verlegen könnte. Andere möchten Frau Merkel einen neuen Füllfederhalter finanzieren. Ich aber gebe all mein Geld für dieses Boot, das nicht nur Kanalrohre im Mariannengraben verlegen kann, sondern auch noch so groß sein soll, daß alle 90 Millionen reinpassen. Und Martin Sonneborn bleibt unser EU-Parlamentarier auf Lebenszeit, sonst ist mit mir kein Staat zu machen.

Und wir brauchen Listen. Nicht nur Wunschlisten, sondern auch solche, wo man sich wünscht, lieber nicht draufzustehen. So was wie Sterbeanzeigen, nur für Lebende. Hartelinie eben. Kann jeder schon gerne mal sammeln. Gedanklich natürlich (also bitte nicht in den Kommentaren). Das käm nicht gut, so für den Einstieg.

Ach, mir kommen da ganz tolle Gedanken, schwärzer als die Nacht. Daneben wirkt das Futuristische Manifest Marinettis wie ein Friedensappell.

Die Deadline ist tot - Die harteline wählt sich selbst

oder klassisch im Stile Goethes

Faust als Medium

oder ganz krass, wie es ja schon im Disclaimer der hartenline steht

Der Weg ist die Liebe, das Ziel ist das Glück und das Ergebnis ist Friede

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Samstag, 27. Februar 2016
Keep it simple - oder wie das Occhamsche Rasiermesser der Datenkrake die Goorgel abschneidet
Das wirklich Gute an diesem Blog ist, dass wenigstens er die Datensammler nicht wirklich zu interessieren scheint. Nicht ein einziger Spamer hat sich hierher verirrt.

Man möchte sich ja nicht einweisen lassen wegen paranoider Schizophrenie oder erstmal in der Schublade der Verschwörungstheoretiker auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Ob TTIP, PaybackCard oder staatliche Subventionen, die in keinem Haushaltsplan auftauchen.

Auch beim Gedanken, dass all meine Telefonate oder Mails prinzipiell mitgeschnitten werden, hätte man vor rund einem Jahrzehnt vermutlich noch seine Geschäftsfähigkeit verloren. Wer möchte denn schon wirklich glauben, dass die Googlekrake meine komplexe Persönlichkeit auf einen Algorythmus reduziert.

Abgeklebte Kameras an Handy und Laptop, Handys, die abends im Kühlschrank verschwinden, weil man nicht möchte, dass beim Biertrinken die Gespräche mitgehört werden. Wie kommt man sich denn da vor?

Aber irgendwie lässt sich dieses eklige Gefühl nicht so wirklich verdrängen, wenn während des Telefonats Werbevideos an mein Ohr dringen und ich das Gespräch erst beenden kann, nachdem ich den Kauf der Mobile-Strike-App zum 100stenmal abgelehnt habe.

Der eigentlich schreckliche Gedanke ist weniger, dass mein Leben auf Server und in Clouds katalogisiert wird. Wirklich unangenehm ist die Tatsache, dass diese Daten irgendwann auch von Firmen oder Menschen, von Ex-Partnern oder Kriminellen, gekauft werden, die mir eventuell an den Kragen wollen.

Das Internet war eine schöne Zeit in den 90ern, jetzt hat es in meiner Welt bald ausgedient. Für mich ist es an der Zeit, wieder auf Briefpapier und persönliche Besuche, auf Bargeldverkehr und Tauschhandel, auf Dieselgeneratoren und Buschtrommeln zurückzugreifen.
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Freitag, 8. Januar 2016
="§ 20:26 erste Mel$%?=")$%(Wie ?"§ uns $=%)$?)§ befreundete $%(% Dienste ?=)%&/)$(§%?§$%()&?§?$=)$§"%(&?=§$%&´"=$%(&
Huiuiui, die erste Druckwelle ist erstmal vorüber, die Presseflut durchgerauscht. Terror in der Weltstadt mit Herz. Obwohl es eigentlich garnichts zu berichten gab. Es war das Gegenteil von Wetterleuchten. Von Sylvester abgesehen, keine Explosion, aber ein Haufen Lärm. Bomben in Pasing, das hatten wir doch schon mal. Ein Mords Aufgebot und nichts kaputtgegangen. Technisch eigentlich optimal gelaufen. Für alle Beteiligten vorteilhaft, für alle anderen nur teuer, also marktfördernd.

Und wieder denkt man sich: das kenn ich doch aus diesem Film. Bei Gerhard Polt in seiner Rolle als "Der Profi" mit "Ich hab gesagt, ich sprenge Pasing in die Luft." Dem Gerhard wäre das nicht passiert. Von meiner Seite war das auch eher parodistisch gemeint mit
"Die hartelinie fordert: Tötet den öffentlichen Verkehr". Damals wollte ich noch einen Aufschrei herbeischreiben, dass sie doch endlich pünktlich käme. Heute hofft man nur noch, durch dieses Leben lebendig durchzukommen. Egal wann.

Wer sich dem Terror dann weiter ergegeben hat und die Fotos des wegen Sprengstoffverdacht gesprengten öffentlichen Telefons in Pasing erblicken musste, wird für Generationen ein Bild in sich tragen, das ihn mehr lähmt als eine orwellsche Diktatur. Seit wann ist ein öffentlicher Fernsprecher leer und enthält eine Videokamera auf einem Haushaltsschwamm? Ich denke, das ist der zentrale Punkt dieser verpufften Anschlagsserie. Wer solche Akzente setzt und Ausrufezeichen, der wird wohl auch etwas sagen wollen.

Die Verfolgung von Tätern, die es vielleicht garnicht gibt, ist ausserordentlich schwierig. Und die vielen Trittbrettfahrer;-( Die Polizei hatte gewarnt und zack, so ist es jetzt auch gekommen. Täglich fällt jetzt einer vor die S-Bahn. Wenn man das hochrechnet, können wir in einigen Jahren den Betrieb einstellen. Ob sich dann das Problem auf die Autobahnen verlagert. Wer kann das sagen. Auf der Umgehungsautobahn lohnt es sich eigentlich nur zwischen 10 und 11 vormittags zu springen oder nachts. Sonst fährt da keiner schneller als 40.

Es ist leidig. Terror outbound wie inbound samt ihrer Folgen. "so is", wie der Bayer sagt. Flüchtlinge oder Migranten, je nachdem wie schnell sie sind. Einerseits sollte ich, der ich selbst viel rumkomme, mit den anderen Reisenden mitfühlen. Doch wie bei einsamen Inseln und Konzerten, wo man noch die Bühne sieht, ist im Verkehr jeder andere Teilnehmer ein Störfaktor. Ausreisen geht ja noch. Aber bald kommt man nicht mehr zurück, will man der Presse glauben.

Was soll er denn tun, der Bundesgrenzschutz, der schon garnicht mehr wusste, wo er denn nun hinsoll, und jetzt wieder brav an den schon vergessenen Grenzen die Schnellstrassen verengt. Er kontrolliert Warnschilder und Verbandskästen, denn die Flüchtlinge fahren Zug.

Bei einer Gefährdungslage, die der Münchner Polizeipräsident kürzlich als abstrakt einstufte, bleibt auch der geballten Exekutive in den zwangseingemeindeten Banlieues Münchens nichts anderes als Jugendliche Kiffer zu extrahieren und im Weg zu stehen, jetzt zu zwölft. Als ob dann einer sagen würde, nee, jetzt zünd ich meinen Gürtel nicht, aus Respekt vor der Staatsmacht. Ich möchte nicht tauschen. Dass wir das alles schon einmal hatten, haben wir vergessen. Nur an die Filmszenen können wir uns noch erinnern. Auch Schlagzeile beats reality. Die bleiernen Jahre, die Schleierfahndung und jetzt noch die langen Bärte. Same same but different.

Es scheint an der Zeit zu sein, dass wir uns an kurze Planungszeiträume und die permanente Gefährdungslage gewöhnen. Zumindest will uns das die öffentliche Ordnung vermitteln und diesen Gesprächspartner sollte man sehr ernst nehmen. Hui hui, ich hör die zweite Druckwelle schon wummern, bis einer heult. Wir haben das schon öfter gesehen.

Roter Luftballon

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Mittwoch, 30. Dezember 2015
Neklischee im Bulgarenbett
Bei mir in der Wohnung siehts aus wie beim Eurobulgaren im Spind. Ich lebe für die Arbeit. Single. Mitnehmen, was geht, solang es noch was zum Mitnehmen gibt. Lohnorientiertes Dasein, jahresüberschussorientiert, dass ich nicht bis 65 unter der Knute stehe. Aber Austeigen ist teuer.

Ich lebe in meinem eigenem Effektenlager. Berge von Wäsche über die Wohnung verteilt, aus denen ich mich die Woche über bediene. Aber auch ein Werkzeugberg. Ein Berg für Eroberungen des Tages. Und schon auf einem Logenplatz auf dem Buffet, Dinge, die wieder ausser Haus gehen, Liegengelassenes oder Ausgeliehenes.
Auch mein Motto ist: Weniger ist mehr. Am hoffentlich baldigen Ende meiner Karriere, wenn sich auch das Streichen der Wände erstmals lohnt, möchte ich zehn Kilobarren Gold in dieser Wohnung sehen und sonst nichts.

Dass ich im öffentlichen Raum nicht unnötiges Aufsehen errege, leere ich Taschen und Rucksäcke täglich mitten ins Wohnzimmer. Und selektiere wie in "Kanada". So quillt in der S-Bahn oder vor dem Kunden beim Öffnen der Tasche nicht erst die alte Socke oder die halb angebissene Butterbreze zu oberst heraus. Auch eventuelle Micro-SD-Karten gehen weniger verloren. Die totale Entleerung, wie auch Entkleidung mitten im Wohnzimmer hat schon seine Vorteile.

Besuch ist halt blöd. Punks und Blinde gerne, aber die Nachbarn ... ich weiß nicht. Schlampig ist es nicht, denn es ist ja fast alles geordnet. Man könnte sagen, eine visuelle Wohnung, weil eben nichts hinter Schranktüren verteckt ist. Auch haptisch interessant.

Der Endsieg der Ordnung

In einem Arbeiter- und Soldatenstaat wie dem unseren regiert bekanntlich die totale Ordnung. Das Tun ist auf die Eleminierung alles Unwichtigen ausgerichtet. Somit hat Aufräumen eben wenig mit Ordnung zu tun. Im Gegenteil. Den Schwamm fürs Geschirr räumt man ja auch nicht in einen Schrank.
Nasse, zementverklebte Arbeitshosen sag ich nur. Wo soll ich die denn reinräumen. Auf dem Balkon migriert sie vielleicht nach Schweden, im Wohnzimmer ist sie übers Wochenende wieder voll einsatzbereit für Montag.

Ob Knitter- oder Legefalten, was zum Teufel würde mit der Menschheit geschehen, wenn sie ihre Kleidung nicht mehr faltete? Es ist das am ernstesten gemeinte Fragezeichen meiner Karriere. Ich frage mich wirklich, denn es gibt ja nur spärlichste Ausnahmen. Um so rühmlicher.

Bei jedem halbwegs nüchternem Gang durch die Wohnung wird dann das Daniedergeschmissene weiter selektiert und in die jeweilige Abteilung transportiert. Als umtriebiger Mensch, der ich bin, besteht meine Wohnung also vorwiegend aus mehrfach sortierten Bergen und Haufen, die irgendwo hin gehören. Property on the move. Die Wäscheberge haben mir schon öfter das Leben gerettet, als ich hochpromillisiert nach dem Lichtlöschen blind durch die Wohnung gesteuert bin. Manchmal war sie auch mehr als hinderlich, meine alpine Indoor-Gestaltung. Auf jeden Fall spart man sich den Teppich.

Am Wohnzimmerboden bleibt, meist zum Sonntag hin, das Unbrauchbare zurück, ein anschaulicher Müllberg aus Diversem. Jetzt nochmal schnell mit dem Laubbläser über Schränke, Regale, Bücher und schön in die Mitte. Ein Wusch mit dem Starmix 1460, automatische Filterreinigung bei 248 mbar Unterdruck, fertig ist die wöchentliche Betriebsstättenreinigung.

Wenn die Welt so konstruiert wäre wie ich mir das vorstelle, hätte jeder Haushalt einen kleinen Verbrennungsofen, der alles recycelt.

Egal. Ich find's auch so ganz gemütlich. Sie dürfen diesen Blogeintrag auch gerne Ihrer Frau gegenüber zitieren, wenn es wieder mal um das Schuhschränkchen geht. Ordnung hat mit Aufräumen nicht viel zu tun.
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Sonntag, 27. Dezember 2015
He, Jungs und Gören,

hartelinie depesche: Die Brief an Hethiter

ich weiss nicht mehr, was ich euch letztes mal geschrieben habe. Ich denke aber, dass ich bereits erwähnt haben sollte, dass ihr euren Dreck nicht einfach so rumliegen lassen sollt.

Jetzt wo ihr wieder eine eurer Unternehmungen startet, die Reise nach Jerusalem oder etwas nördlich davon, nach Syrien, möchte ich euch daran erinnern, dass ihr den Dreck von letztem mal noch nicht weggeräumt habt. In Afghanistan ist noch ein riesiger Sauhaufen, der Balkan inzwischen bis Griechenland, ganz Nordafrika, Mali, you name it. Was sollen die Leute denn denken? Billigen Reis versprechen und Supermärkte mit teuren Markenspaghettis liefern, die keiner kaufen kann. Brücken bauen, für die man dann Maut bezahlt. Und jetzt ab zu den Hethitern, dem erweiterten Nahverkehrsgebiet Antalyas, wo sich jeder schon mal die Finger verbrannt hat, um mit Bomben den Flüchtlingen zu helfen. Nur zu, aber nicht nur wieder die feindlichen Minen räumen und die eigenen liegen lassen.

Ich weiss, dass Kapitalismus eigentlich garnichts mit Aufräumen zu tun hat, aber wenn dann alles voll steht mit euren Panzern und Zeugs, dann lässt sich auch nichts mehr verkaufen. Und dass Destruktion ein natürlicher Prozess ist, hab ich auch begriffen. Aber desshalb muss es ja nicht aussehen, als wären die Hunnen durchgeritten. Das Nachkriegsdeutschland mit seinen
Trümmerfrauen und Enttrümmerungsarbeitern ist doch noch als Bild in unseren Köpfen. Dutzend Jahre Faschismus mal kurz in paar Monaten weggeräumt. So geht das.

Ach Jungs, ich seh schwarz bei euch, wie bei euch Gören auch. Da wird auch mein Brief nicht viel helfen. Ihr wollt nur immer reinwumsen in die Vollen. Der Gedanke, dass irgendjemand die Kegel auch wieder aufstellt, hat es nicht in euer Stammhirn geschafft. Generation Einzelkind, logo. Dass ihr dafür die Millionen Syrer reinlässt, glaubt ihr doch selbst nicht. Warum eigentlich nicht Kubaner. Die haben auch keine Arbeit, sprechen gleich ne romanische Sprache und brächten erstklassige Branntweinrezepte mit. Und die Mucke. Ich möchte da mal ein altes Wort dafür bemühen: Anschlussfähig.

Aber es ging ja um eure globalisierten Hackeleien und den Dreck, den ihr dabei verursacht. Man muss doch irgendwann mal aufhören mit dem pubertärem Quatsch und sich mit dem zufrieden geben, was man haben könnte, wenn man nicht dauernd den anderen vor die Türe kackt. Wir könnten hier im Paradies hausen und durchstreifen wegen euren wikingergeschwängerten Kreuzfahrten die Hölle. Homo neandertaliensis strikes back, Teil 8. Weil ihr die Füsse nicht ruhig halten könnt mit euren zu Wummen retardierten Geschlechtsteilen, haben wir Ärger mit anderen retardierten Geschlechtsteilen. Das hilft weder beim Verstehen von Schopenhauer, noch bei dem, was man eigentlich mit seine Geschlechtsteilen tun sollte. Kinder, ihr wollt das nicht verstehen, weil Mehr einfach immer besser ist.

Ich sags euch nochmal kurz und knapp, in Stichpunkten, bevors beim nächsten mal echt weh tut. Wenn ihr nach der Schule spielen wollt, gerne, aber nicht immer Kain und Abel mit Totschlagen und den ganzen Hinterhof verwüstet. Macht doch mal lieber auf Gladiatoren. Dann auch gerne mit Totschlagen. Und schön im Hof bleiben.
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Freitag, 18. Dezember 2015
Weihnachtslotto - Die lange Nacht des Kuhstalls
Wo ist nur der Wunschzettel? Am Ende findet es den vom letzten Jahr und ich bekomme die gleichen Geschenke nochmal. Wie wärs denn mit Gegenzeichnen, wo die gestrichelte Linie dafür wäre, wenn man den Zettel gesehen hat. Kommen tut eh nur die Hälfte und das in abgespeckter Version oder schlechter Qualität. Ich wollte nie Holzspielzeug. Hätte das Christkind lieber mal wie von mir empfohlen in Waldwirtschaft investiert. Wo ist nur der verdammte Wunschzettel..

Gottverflucht, jetzt ist ja gleich Weihnachten und bei mir heisst es immer noch Mein Mann, der Wixer als Überschrift. Onan der Barbar hätte ich es eigentlich taufen sollen. Das finde ich pietätslos. Keine Tabubrecher an heiligen Tagen. Nicht aus Anstand, sondern aus Angst, weil ich ungern von einer katholischen Autobombe zu Manitou berufen werden. Die hat es nämlich auch schon gegeben, hier in Europa, katholische Bomben gegen ein protestantisches England. Man soll Geister nicht ärgern. Und tote Götter fallen bei mir in die Kategorie Geist. Mit Göttern möchte man keinen Ärger, selbst wenn sie bereits tot sind. Ich hab zu wenig Erfahrung, um festzustellen, ob so ein Gott nun tot oder nur komatös ist. Seine Anhänger sind nämlich noch ganz fidel. Sie warten immer noch auf das Christkind, während sie zeitgleich den arabischen Winter einläuten.

Herrje, man muss sich schon in eine Traumwelt flüchten, um Weihnachten und Sylvester noch als solches zu empfinden. Meine ersten Gedanken bei diesen Daten sind Jahresabbuchungen, TÜV und damit auch Reparaturen. Geschlossene Geschäfte und Ämter, die kurz vorher aber noch ne Unmenge an unverständlichen Briefen und Fristen raushauen, auf denen man dann über die stillen Tage hinweg so brütet. Still ist es wirklich, wenn man für zwei Wochen aus dem Räderwerk heraus auf sich selbst zurückgeworfen wird. Aber unangenehm still. Die Ruhe vor dem Ansturm an weiteren Abbuchungen, Neuregelungen und Beitragserhöhungen.

An Weihnachten, dem Fest der Liebe, an dem sich mehr alte Menschen das Leben nehmen als sonstwann, weil sie vom Braten der Liebe eben nichts mehr abbekommen. Und ich will mal vermuten, dass der ein oder die andere auch den Gedanken spinnt, sich direkt ans himmlische Weihnachtsbankett zu beamen als noch ein Jahr mit der Plörre aus dem Pflegeheim den Tag zu beginnen.

Ich wills mal so positiv sehen wie eben geht. Man freut sich inzwischen einfach mal daheim zu sein und wenn geht mit Familie Zeit verbringen. Freut sich auf paar Tage frei und bekommt einen Blick für die handwerklichen Details der selbstgebastelten Krippen. Weihnachtssterne gefaltet, geschnitten, geflochten. Monsterdosen mit selbstgemachten Weihnachtsplätzchen und der Friedhofsbesuch wie eine Rally im Schnee mit den Grablichtern als Wegbegrenzung.

Das leere Konto am Jahresanfang weiss ich gut investiert als Opfer an meine Götter, die sehr lebendig sind. Der Gott des Stroms, der Gott des Warmwassers, der KFZ-Steuer und Versicherung, und wie sie nicht alle heissen. Nur die Tempelsteuer, die Kontogebühr haben sie größtenteils abgeschafft. Mit denen möchte man keinen Ärger. Sie erfordern auch kein hohes Maß an Pietät, Hauptsache das Opfer ist pünktlich überwiesen.

Pietät oder Frömmigkeit, wie es der gottselige Luther zu seiner Zeit gesagt hätte. Martin Luther, namensgleich mit jenem, der auf der Wannseekonferenz den Holocaust mitbeschlossen hat. Fromm im Sinne von die Ordnung respektierend. So sind dem Kirchenreformer die Thesen etwas aus der Hand geraten, bzw von den rebellierenden Fürsten aus der Hand genommen worden.

Die Ordnung allerdings möchte in Ruhe gelassen werden. Das sollte man sich hinter die Ohren schreiben, hier wo am Weihnachtsabend Weißwürste serviert werden. Zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss, so unser gottseliger Martin in Wider die Mordischen und Reubischen Rotten der Bawren.
Der liebende Gott und der strafende Gott, alle unter einem Dach, in einer Person. Schon dafür mussten tausende Arianer sterben. Das nimmt wirklich kein Ende.

Wie das die bis heute herrschende Ordnung dann so will, kommt als Antwort auf die Thesen die noch viel blutigere Gegenreformation, so blutig, dass sich so manch katholische Grafschaft freikauft, um freiwillig wieder in die Hände des Sultans zurückzukehren.

Das Jahresende als Schweigeminute für all die Greuel, die der Glaube an einen Gott hervorruft. Demonstrationen von gemäßigten Gläubigen, eine Vatikanbank, die nicht mehr die uneinsichtigste Geldwaschanlage unter dem Himmelsgewölbe und ein klein wenig Toleranz für Atheisten. Dann kommen sie eben in die Hölle, die Ungläubigen. Ist doch schlimm genug.
Das wünsch ich mir vom Christkind plus Lottogewinn für gute Führung.

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Mittwoch, 2. Dezember 2015
Mein Mann, der Wixer
Mein Mann hat mich für eine andere verlassen. Für seine Hand. Er will alles selber im Griff haben. Und ich sag noch, Günther, für ne andere Frau, immer. Aber für deine verhornte, abgearbeitete rechte Schweisserhand. Bei uns stimmts hinten und vorne nicht, obwohl wir eine normale deutsche Arbeiterfamilie sind. Jetzt, wo mich mein Mann für seine Hand verlassen hat, ist alles anders.
Ich will kein anderen als meinen Mann. Das liegt doch in der Natur der Sache.

Aber ihr könnt euch doch wieder verstehen, so wie früher, Papa?

Verstanden? Verstanden haben wir uns noch nie. Sonst hätten wir uns erstmal garnicht gefunden. Erst waren wir verliebt, dann haben wir uns gehasst. Extreme Gefühle, ja, aber verstanden, muss ich sagen, glücklicherweise nie.

Und ich sag dir noch was: Also ich möchte kein Professor sein. Da wenn du dich auf blöd damisch und deppert säufst, bist du plötzlich arbeitslos. Was sag ich, berufsunfähig. Und das mit dem Saufen kann dir bei deiner famliliären Vorgeschichte immer passieren.

Als Maurer passiert dir das nicht, hab ich meim Sohn gesagt. Aber nicht, dass Sie denken, ich wäre Maurer. Ich bin Künstler. Noch armer Künstler. Mein Zeugs hat scheinbar nie einer jener Bedeutsamen für so wichtig empfunden, um es als unentdecktes Kleinod zu heben und zu veröffentlichen.

Mich hat nie einer gewollt und das ist mein Glück. Denn bekannt wirst du so oder so, wenn du immer weitermachst. Der Ruhm gehört die dann ganz alleine im allerhöchsten Alter und auch das ganze Geld, wenn alle jüngeren Verwandten vor lauter Gram, dass ich es nie zu einer Erbmasse gebracht habe, gestorben sind. Ich vermute, dass sie aus Sicherheitsgründen das Erbe wohl ausschlagen werden.

Nach all den Jahrzehnten kann ich jetzt auch noch die paar Jahre warten, bis die Kinder aus dem Haus sind und das grosse Geld dann wirklich mir ganz alleine gehört.

Ich bin einer jener Verblendeten, die Kunst angefangen haben, um Geld zu machen. Und das muss ich alleine durchziehen. Dass du säufst oder anderswie dein Leben ruinierst, wird ja geradezu erwartet von dir als Künstler. Ich will das in meinem rüstigen Alter meiner Familie nicht zumuten, die ja doch aus einfacheren Verhältnissen stammt.

Ich wollte meine Frau nicht verletzen, aber ich seh wirklich nicht gut aus in meinem Vorrentenalter. Wie soll ich da eine scheinbare Affäre herzaubern. Also hat sie mich als Wixer bezeichnet, vor meinem Sohn. Wie soll ich dem jetzt beim Sexualkundeunterricht behilflich sein. Meine Frau versteht einfach garnichts von Pädagogik.
Und dann hat sie meine Hand ins Spiel gebracht. "Günther, für die Schweisserhände verlässt du mich. Das ist widerlich." Hätt ich dann in meiner männlichen Zweidimensionalität noch drauflegen sollen:"Mit denen spür ich wenigstens noch was." Am Ende denkt dann mein anwesender Sohn noch, er wäre schuld, dass der Verhornte die Ausgeleierte nicht mehr mag.

Es ging mir ums Geld. Um den nahenden Reichtum, indem ich als Künstler entdeckt werde. In meinen Träumen lag ich bei Joseph Beuys in der Wanne und nicht das Fett. Nur noch den Ruhm überleben.

Je mehr ich mich meinem finalem Ziel, dem künstlerischem Endsieg, näherte, machte mir mein näheres Umfeld Probleme. Je mehr ich trank und versuchte, mein Leben zu ruinieren, kam mir meine Frau, diese genetische Schnapsdrossel, in die Quere. Und da habe ich gemerkt, so was geht nur alleine. Sohn mal gerne zu Besuch. Aber sonst ... Kunst. Schwarz-Weiß-Aufnahmen von masturbierenden Schweisserhänden, die vollgesabbert einer Verlassenen zuwinken. Goodbye, Maria.
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Montag, 30. November 2015
Drunter und Drüber - ein Planet wird 4D
Hoffentlich ist das mit den Terroristen wie mit Bands. Erst die Live-Auftritte, dann nur noch CDs.

Ich vermute, leider genau andersrum. Und desshalb wird jeder einzelne Drohnenangriff auf einen Feind der USA inzwischen nicht mehr vom Präsidenten, sondern elektronisch unterschrieben. Der Mann muss ja auch noch regieren. Mit Algorythmen gefütterte Maschinen wachen darüber, wer eleminiert wird. So viel Gewalt und hinter allem eine Politik von Menschen, deren Worte wie Werbeeinlagen des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport hervorsprudeln. It's nothing personal, it's a signature strike. Hätten Sie im Monat Mai nicht genau so viel Wasser verbraucht wie der Gesuchte und statt alle nicht alla geschrieben, dann wär's nicht passiert. Was soll's.

In fünf Tagen schneiden wir die Barbarazweige, dass ausser dem Winterjasmin an Weihnachten auch noch was anderes in der Vase blüht. Und vor fünf Tagen war die Luft so klar als wär sie nicht da. Vor dem eisblauem Himmel schält sich die Papierbirke auf der mit Rußpartikeln geschrieben steht:
"Das Haus kann nichts dafür, wer in ihm wohnt."

Wenn ich daran denke, was ein Einsatz der Bundeswehr in Syrien kostet, dann sind Studiengebühren eine echte Kampfansage an die Bildung. Da zahl ich jahrelang für Frontex und dann kommen plötzlich alle viel leichter rein als vorher. Ich will mein Geld zurück.
Jetzt wollen die Verwalter meiner Steuergelder Soldaten schicken, um ... den Frieden zu sichern kann es nicht sein. Oder wollen sie gleich die Symptome bekämpfen wie die Hochzeitsgesellschaft in Afghanistan. Mit Bodentruppen ist es erstmal auch schwierig, weil schon alles besetzt ist. Allem voran gegen den Feind des Mannes, mit dem man nicht reden möchte und dann mal schaun, was kollateral noch so übrig geblieben ist. Den Russen auf jeden Fall nicht das Gelände überlassen. Mit ihnen aber auch nicht. Das wird ein seltsamer Krieg werden, so wie Reise nach Jerusalem, wo es immer einen Stuhl weniger gibt.

Mit den immer schneller aufeinander folgenden Veränderungen, die uns immer öfter vor neue Probleme stellen, kann auch mal eine alte Methode klappen, die bisher immer schief ging. Das stimmt schon.
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Mittwoch, 25. November 2015
Im Garten Eben
Jeder Gärtner wird das verstehen, wenn ich sage, meine Ehe ist ein F1-Hybrid. Sie hat nur im ersten Jahr schön geblüht. Die hässliche Unterlage treibt wieder durch. Ob Wildrose oder schrumplige Quitte, sie lebt zwar noch und sie ist pflegeleicht, aber eben keine Farbe mehr und eigentlich auch keine Form - bei ihr wie bei mir. So wird mein Handy immer wichtiger, um mit Menschen in Kontakt zu treten, die eben keine F1-Hybriden sind, sondern mehrmals im Leben erblühen.

Im Grunde schlafe ich zuhause nur. Tagsüber lebe ich in den schönsten Gärten von Menschen, die so viel in Büros oder im Flugzeug arbeiten müssen, um sich diese Gärten und diesen Gärtner zu leisten. In den dunkelnden Feierabendstunden erlauben Ihnen ihr top gepflegtes Idyll in der Abendsonne auszukosten, sowie am Wochenende. Im Haus die Putzfrauen, Kindermädchen und Vorhangvertreter. Tja, Eigentum verpflichtet nicht nur, es übernimmt seine Besitzer komplett. Geniesen kann es vorwiegend das Personal.

Ein nicht mehr so neues Thema, jetzt auch auf der Heim&Handwerk, ist der elektronische Garten. Wenn ich das schon höre, denke ich nur an die nicht endend wollenden Probleme, die Wasser und Strom schon jetzt bereiten. Die Wasserinstallation, die sich das Erdreich mit Wurzeln und Wühlmäusen teilt und der Rest verdrahtet wie eine Platine. Kabel durch Beete und Teiche für die Gartenbeleuchtung, Suchschleifen rundherum für den automatischen Rasenmäher, dessen Programmierung selbst für Semiprofessionelle ein unüberwindliches Hinderniss darstellt. Natur und Technik, für den Gartenbauer heisst das Arbeit für immer.

Apropos Technik und Natur. Mein Handy wurde bereits mit Blasen unter der Schutzfolie geboren. Das Gegenteil von Druckstellen, denn es wölbt sich nach aussen. Eine Schutzreaktion meines Handys also. Wir kennen diese Schwielen, die wir an den Fingern und im Alter auch auf unserem Gesichtsdisplay kriegen.
Die Blasen wären nicht weiters schlimm, ausser dass ich mich wie ein Irrer durch diese Luftpolsterung durchdrücken muss, bis endlich was auf dem Display passiert. Gesprächsannahme wird da zur Zirkusnummer. Mit jedem Drücken wandern die Blasen bereits jetzt wie Käfer unter der Oberfläche auf und ab, nur vom Rand halten sie sich fern. Wenigstens sie fühlen sich scheinbar wohl.
Zudem sammeln sich unter den teils abstehenden Ecken der Schutzfolie so allerlei Partikel, vorwiegend jene, die sich auch in meiner Hosentasche befinden. Tabakbrösel und Pflanzenreste, Salz und Flusen. Luftblasen umringt von anderen Grundstoffen des Lebens. Wäre ein Wunder, wenn nicht bald eine Flora und später auch eine Fauna auf meinem Handy ihren Lebensraum finden würde. Vielleicht Moos am Rande des Hardcovers oder ein kleiner Sämling auf der Rückseite, wo auch der ein oder andere Käfer ein Zuhause findet. Ein echt hippes Gärtnerhandy.

So geniese ich jeden Arbeitstag, Hauptsache ausser Haus. Zwischen Grund- und Regenwasser, und mit Schwitzen 3D. Ein Leben in der Hortosphäre. Ein Ort, so voller Befruchtung, dass man abends schon garkeine Lust auf Sex mehr hat.

"Das ist aber schön, immer in der Natur unterwegs." Ja, heben, schleppen, schleifen, reissen, nur weil Torf eigentlich leicht ist, muss man nicht gleich 40kg-Säcke draus machen, bei Regen und brütender Hitze, bei unter minus 10 und über 35 Grad im Schatten, in Schlamm und Staub. Das Leben ist hier nur nicht ganz so schlimm wie wo anders. Zwischen Dornen, Zecken, dem Todesstaub des Hedera Helix und dem Grauen aus der Erde, den Griebelmücken.
Winzige, schwarze Mücken, die nicht stechen sondern beissen, aber so dass Blut fließt. Die so langsam fliegen, sehr gerne auch in die Augenwinkel, dass man sie in aller Ruhe zerdrücken kann. Eine wütende Horde suizidaler Fallschirmspringer, die sich auf jeden stürzen, der morgens oder abends im Erdreich wühlt. Es sind die Todesschwadrone der Göttin Gaia.

Doch trotz des göttlichen Grolls hilft schon Autan oder lange Hosen in den Socken. Ganzkörperverpackt und imprägniert und trotzdem mit ledergederbtem, ausgekochtem Gesicht, dass man denken könnte, wir wären arbeitslos. So machen wir am liebsten beim Edeka in der Tiefgarage Mittag. Hausfrauenglotzen und kühle Abgase. Im Sommer kühl, im Winter wärmer als draussen. Und dunkel.

Auch das hat unserer Ehe nicht gut getan, dass ich im Leben nicht auf den Gedanken käme, mich in meiner Freizeit freiwillig der Sonne auszusetzen. Selbt meine Argument, dass weit über die Hälfte der Weltbevölkerung so zu denken pflegt, schien nicht besonders dienlich für den Ehefrieden.

So hat jeder seine Reallität. Es soll gefühlt so sein wie am Land, die Vöglein zwitschern, die Grillen zirpen, das stechend gelbe Rapsfelder steht wie ein Flammenmeer im Licht der Abendsonne. Dann der Zaun und dahinter Ruhe. Keine Vogelscheisse und keine Ameisen, kein Moos und keine Flechten. Kein Unkraut und kein Ungeziefer.

Heisses Wasser und Gift. Der gepflegte Garten ist ein Schiff, das wir durch die Jahreszeiten schippern. Windgetrieben oder mit Motor. Bio oder Chemie. Der eine mit Roundup, der andere mit Salz. Und weil der Garten ein Bild des eigenen Ichs ist, an dem man all sein Unterbewusstes auslassen kann, meistens mit Gift.

Ohne Brille, Visier oder Helm wäre ich schon lange einäugig und könnte jetzt bei gefährlichen Situationen das kaputte Auge vorschicken. Gehörschutz und Kevlarhandschuhe für den Feuerdorn, Stahlsohlen und -kappen, Knieschützer und hinten druff den 7Kilo-Akku. Bei voll geladenem Akku könnte ich mich da mehrere Stunden gegen angreifenden Wespen verteidigen oder die verfluchten Griebelmücken in ihre Erdlöcher zurückblasen.

Gartenarbeit ist der Kampf gegen die Natur. Ein Wald in dem die Blätter nie auf den Boden fallen, Rasen, der kein Moos oder Unkraut kennt, Biogärten, die magischerweise nie von Schnecken und Ameisen bewohnt werden. In den Garten darf er nicht rein, aber für den Salat kann er gern auch mal etwas teurer sein, der junge Löwenzahn. "Ach, ich nehme den Mangold mit Hirse-Couscous, garniert mit Kapuzinerkresseblüten." Essen sie doch den Girsch aus ihrem Garten, den wir tagsüber unter Qualen ausgegraben haben.

Mir käme es nicht in den Sinn, jemals etwas gegen mein Abendessen, den Leberkäse, zu unternehmen. Menschen, die sich Gärtner halten, müssen wirklich schizophren sein. Wäre doch sinniger, den Gärtner gleich als Koch anzustellen, der dann abends das Unkraut aus dem Garten auf Meissner Porzellan servieren lässt. Ackerwinden und Brennessel, taufrischen Girsch und minderjährigen Löwenzahn. Zum Hauptgang eine glutenfreie, weil mit Spinatblättern geschichtete Lasagne auf Wühlmausbäckchen. Ich garantiere, in spätestens fünf Jahren ist auch der eigene Kartoffelacker wieder hip. Oder passend zum Klima, Süßkartoffel.
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Dienstag, 17. November 2015
Ein Dankeschön
an die dunkle Seite für die Erwähnung meiner Kriegskasse. Ich hätte sie fast schon vergessen, so wenig Kriege wie ich führe. Aber nach dem heutigen Tag an dem eine lächerliche Signalstörung, die den öffentlichen Verkehr lahmgelegt, bei mir einen Schlüsselreiz ausgelöst und meine signal intelligence aufgrund dieses Befehlsnotstandes militärische Wirkmittel freigesetzt hat, heute, glaube ich, ist es an der Zeit, sie zweckgerichtet auszugeben, diese Kriegskasse. Die Mass ist voll, aber ungeniesbar.

"Wir sind Paris."(Propagandapresse) Tja, dann bin ich offensichtlich nicht wir, denn ich bin München. Von welchem Wir spricht dieses Schmierblatt? Da kann man nur froh sein, dass man nicht dazugehört. Und "Dann ist das nicht mein Land."(Merkel) Nein, offensichtlich nicht, denn es gehört mir. Inzwischen herrscht hier nicht nur beim öffentlichen Verkehr ein heilloses Durcheinander. Auch mit reisst der Geduldsfaden. Bei mir wohnt kein Wir mehr. Syrer gerne, aber dafür geht im Austausch jeweils ein Politiker in ein Krisengebiet seiner Wahl.

Bei der Game-App Candy Crush würde jetzt der Satz "No more moves possible" erscheinen und alles wird neu gemischt. Dass da Frau Merkel mit ihrem Sitzorgan, und ihr Name steht hier nur symbolisch für die komplette Politikerkaste, fast aus Versehen mal Besitzansprüche auf meinem Terretorium anmeldet, das scheint dann schon fast so zeitgemäß wie der IS. Dass sie dann aber noch all ihre syrischen Freunde mitbringen möchte, das geht zu weit.

Soll sie sie doch in ihrem Vorgarten campieren lassen, bei mir sind schon zwanzig nicht-katholische Polen eingezogen. Ein präemptives Asyl meinerseits, denn so passen bei mir keine anderen mehr rein. Vor allem keine Norddeutschen. Zudem hat unsere Münchner Plattenbausiedlung eine höhrere Siedlungsdichte als Bangladesch. Meine Polen lieben Vodka etc und essen die dicksten Würstel. Wir verstehen uns prima. Liebe Frau symbol.Merkel, treten Sie bitte aus der Lichtschranke, so dass sich die Türen für Sie endlich schließen können. Jetzt bin ich dran.

Bei der Flüchtingsproblematik herrschen offenbar ähnliche Gesetze wie bei der Entsorgung radioaktiven Sondermülls. Das Problem ist nicht das Uran, einem Biorohstoff, der spurenmäßig auf unserem gesamten Planeten vorkommt, das Problem ist, dass alles auf einem Fleck ist. Das Problem ist nicht die Aluminiumdose, sie trägt keine Schuld. Das Problem ist, dass wir alles ausgraben und konzentrieren. Die Rohstoffkonzentration. Und dann weiss man nicht, wohin damit.

Das Problem sind nicht die Flüchtlinge, das Problem ist der Grund ihrer Flucht. Da könnte man ausnahmsweise auch mal ansetzen.
Wir pflastern den Planeten aussenpolitisch mit Diktatoren der übelsten Sorte zu - von Pinochet bis Saddam Hussein - schippern möglichst viele unserer, durch die eigenen Steuergelder refinanzierten Waffenexporte in die Krisengebiete, wie wir (dieses Wir, wo ich scheinbar kein Teil von bin, wobei mir der Benzinpreis momentan sehr entgegenkommt) über die Türkei, Saudiland und Qatar den Islamischen Staat gegen Assad stark machen, um möglichst billig an ihre Rohstoffe zu kommen, wie der IS im Moment all das billige Rohöl für uns gerade herausholt.
Das sekundäre Problem ist Rohstoffkonzentration, das primäre die Geld- und Machtkonzentration. Die Schere geht auf ... aber irgendwann schnappt sie eben auch wieder zu.

Und dann rollen viele Köpfe, deren Rollen meine Kriegskasse nun zu verhindern versucht. Liebe Leser, wir, die anderen Wirs, sollten das in die Hand nehmen. Wenn Sie Begriffen wie Säkularisierung, Friede, Bürgerlichen Gesetzbüchern und Selbstverantwortlichkeit etwas abgewinnen können, dann bitte. Ein präemptives Bürgergebaren, das wärs. Wir stellen Merkel, und wieder steht sie da nur symbolisch, an die Wand. Und reden mit ihr.

An einer Wand so weiß, da standen schon viele. Und nur wenige haben es wieder weggeschafft. Je weisser aber das Weiß, um so schwärzer auch das Schwarz. Das liegt in der Natur der Sache. Wo eine Demokratie sich zur heimlichen Diktatur wandelt, einem Reich der Großkonzerne, die mit TTIP etc nun ganz andere Sitten über uns prasseln lassen wollen, da wird eine Abwahl eben auch anders gestaltet. Ein König, der nicht zeitig abdankt, dessen Kopf war oft der letzte von vielen, die rollen mussten.

Jetzt reichts dann. Ende, aus. Ich weiß schon garnicht mehr, um was es hier eigentlich gehen soll. Ach, ja.
Ich rufe Sie auf. Alle einzeln mit Namen, mit Namen von Listen, die wir vorher erarbeitet haben und dann gehts los. Von der Kriegskasse kaufen wir eine Schlachtplatte. Und dann schaun wir mal, was da so drauf ist. Ich hoffe, Friede, Freude, Eierkuchen.
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Dienstag, 3. November 2015
Espresso - ich drücke mich aus
Man braucht immer zwei Reserven. Wenn die Milch mal aus ist und man hat nur eine Dosenmilch im Hemdsärmel, dann vergisst man noch am gleichen Tag die Milchresevern wieder aufzufüllen. Mit einer zweiten Dosenmilch haben Sie dann selbst am zweiten Katastrophentag noch was. Und weil sie sich so über ihr neues Milchmanagement freuen, vergessen Sie auch sicher nicht am zweiten Tag endlich Milch zu besorgen.

Das gilt wohlweislich auch für Leute, die keine Milch trinken, schließlich kommt ab und an auch mal jemand zu Besuch, der nichts dringlicher braucht als Kaffee mit Milch. Ich beispielsweise. Menschen, die nicht prinzipiell ausreichend Vollmilch vorrätig halten, wenn ich zu Besuch komme, fallen bei mir schnell in das Raster "Freunde, die man nur anruft". Milch ist keine Verhandlungsmasse, sondern die Milch machts, wie schon der bayrische Rodelweltmeister Hackl Schorsch festgestellt hat.

Und weil wir grad dabei sind, auch noch ein Wörtchen über die Qualität der Milch. Für mich darfs irgendwelche sein, notfalls auch gerne Milchpulver. In Deutschland, bzw ausserhalb Italiens keinesfalls geschäumte Milch, so siedend heiss, dass das braune Gold erst mundgerecht heruntergekühlt ist, wenn ich schon längst irgendwo anders sein muss. Vielleicht mussten Sie ja auch schon mal das ganze Gedöns, das zum Milchschäumen benötigt wird, abwaschen, denn der Geschirrspüler kann das nicht. Geschäumte Milch ist für mich der Inbegriff des sich arg verbreitenden Narzismus. Keine Neurose, sondern eine frühkindliche Psychose, vermutlich die Reaktion auf schlechte Muttermilch oder grossen Dosen Babymilchpulver. Ich weiß es nicht.

Neben Gummibärchen sind auch Portionspäckchen Pulverkaffee 3in1 eine der wesentlichen Erfindungen der Moderne. Schneller Kaffee, der Turbo für den Morgen und zwischendurch. Ich hab nicht die Kaffeemaschine, sondern meinen Wasserkocher an der Zeitschaltuhr, so dass ich frühmorgens nicht von übelriechenden Dämpfen des deutschen Filterkaffees traktiert werde, sondern die Aufwachphase mit blubberndem Wasser erlebe.

Pulverkaffee wie ich ihn aus Afrika und Asien kenne und zu lieben gelernt habe. Anderen Kaffee gabs nicht. Kaffee, so fein, dass er bei Dallmayer durch die Siebe fällt. Ich führe seitdem immer mehrere Päckchen davon in meiner Reiseapotheke. U.a. bestes Mittel gegen Kopfschmerzen. Doxicyclin und Kaffeepulverbeutel, damit durchschreiten sie sämtliche Wüsten und Dschungel ohne Gefahr.

Vorab Gesagtes gilt natürlich nur für den aus der Not geborenen Tag. Wenn es hektisch ist und das ist es bei mir und meinen Todo-Listen immer, selbst sonntags. Nur abends, abends sieht es wieder ganz anders aus. Da käm ich garnicht auf den Gedanken an löslichen Kaffee. Die Mokka, nur grob mit wenig Wasser ausgespült. Da hängen noch Kaffeebohnenpartikel della mia nonna dran.

Bis der Kaffee fertig ist, muss ich Ihnen was vom Wetter erzählen. Wussten Sie, dass jede moderne Eiszeit mit Tiefnebel beginnt. Später dann auch noch Meteoriten und so. Meteoriten mit Warnhinweisschilder, für organische Lebewesen tödlich oder ähnliches. Do not throw this meteorite on any planet. Gegen Tiefnebel ist Vulkanausbruch ein Klacks. Das weht es weg, aber wir erfrieren noch diese Jahre unter einer Schicht Wasserdampf. Und der Winter hat noch garnicht begonnen. Wenn die Menschheit noch ein paar Jahre mehr gehabt hätte, hätte ich auf diesem Planeten vermutlich auch noch Freunde gefunden.

Auf den Herd damit, halb Espresso und halb türkischem Kaffee, der so feinkörnig ist, dass er sich durchs Sieb presst und in der Tasse einen schönen Kaffeesatz bildet, aus dem man gerne auch noch seine Zukunft lesen kann. Hier kommt nur beste Kuhmilch rein, die gibts nämlich auch. Im nächsten Dorf von der stählernen Kuh. Der Liter 75 Cent, billiger als Diesel.
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