Donnerstag, 1. März 2012
Der Zug nach Nirgendwo - Wir bauen den Generaelen eine Stadt
Noch eine letzter Eindruck vom grossen Change in Burmesien:

Es ist eigentlich Formsache, dass man auch mal in der Hauptstadt eines Landes vorbeischaut - ganz besonders, wenn sie neu und huebsch gebaut wie Nayphydaw - das ist dann den Einheimischen nicht peinlich und man schlaeft vielleicht auch mal ohne Floehe und Bettwanzen ein.
In Myanmar hat das so seine Tuecken. Der Flughafen, von der Groesse dessen in Bangkok, ist fuer Touristen nicht zugaenglich, und aehnliches hat man uns auch vom Bahnhof erzaehlt. So kamen wir auf die grandiose Idee, einfach in den Nachbarort zu fahren, weil die Hostels dort evtl nicht ab 100 Dollar aufwaerts, und dann mal mit dem Pick-Up rueberhuschen.
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Mit grossen Augen mussten wir dann feststellen, dass unser Zug doch in Nayphydaw einfuhr. Aehnlich gross waren die Augen der anwesenden Militaers und Polizeibeamten. Aber selbst die kleinen Zivilhelferlein, die man leicht an ihren Dirigentenstaebchen aus Bambus erkennt, wussten mit uns nichts so recht anzufangen.

Also andersherum, mal mit dem Pick-Up nach Pyin Ma Na ruebergehuscht und nach langer Suche festgestellt, dass es Touristen nicht erlaubt ist in Pyin Ma Na zu uebernachten. Da gibt es dann auch kein Work-around - in Myanmar muss, und das hab ich nicht erfunden, jede einzelne Uebernachtung jedes Touristen taeglich bei neun verschiedenen Behoerden gemeldet werden. Sollte dies - selbst Nachtbusfahrten werden entsprechend dokumentiert - nicht durchgehend belegt sein, kann es bei der Ausreise zu Schwierigkeiten kommen - so war es zumindest in Laos.

Voellig umsonst war unser Marathonausflug nach Nirgendwo dann doch nicht, da uns die Busfahrt zurueck nach Yangoon eine schoene Stadtrundfahrt durch Nayphydaw beschert hat. Es besitzt eine exakte Kopie der massiven Shwedagon-Pagode in Yangoon, nur eben 2600 Jahre juenger, Shopping Malls wie in amerikanischen Vorstaedten, 8-spurige Boulevards auf denen vereinzelt ein vollklimatisierter Jeep duempelt, in sattem Gruen glaenzende Parks mit beleuchteten Springbrunnen, in denen keine Seele wandelt und jeden Kilometer weit eine Villa, in der Herr Wulff eine wuerdigere Unterkunft finden koennte als sonstwo in der BRD. Nur auf den Mittelstreifen dieser Geisterstadt sieht man abgerissene Arbeiterinnen von Strohhueten verdeckt, das Gras mit Nagelscheren auf die richtige Hoehe zu stutzen.
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Dort werden die Herrn Generaele und andere Freunde der Htoo Group also ihren Alterssitz nehmen, um sich am groessten Rubin dieses Planeten zu ergoetzen, und um weiterhin den Pseudorealismus aufrechtzuerhalten, hinter dem sich dieser maximale Menschenverachtung verstecken laesst.

Einen grossen Dank moechte ich Mr.P aussprechen, der mir mit viel Herz und ohne sterile Handschuhe geholfen hat, meinen Kadaver drei Wochen am Leben zu erhalten, ohne in einem der huebschen Umerziehungslager zu landen, sondern im ganzen Stueck wieder nach Bangkok zurueckzukehren.
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A nightmare turns Myanmare - does the Aung Sun really shine over Burma?
Ausflug aus dem Friedhof der Kuscheltiere -


Nachdem sie mir noch wie ueblich die Nagelschere abgenommen hatten - die sie mir dann doch wieder zurueckgeben wollten; was ich entschieden abgelehnt habe (ich steh auf Konsequenz) und das Flaeschchen Myanmar Whiskey, war es mir nicht mehr moeglich, den Flug nach Naypyidaw umzulenken und doch noch mal in der Hauptstadt Myanmars zu landen (was fuer Touristen bisher nicht gestattet ist).
So bin ich raus, zwar immer noch verwanzt, aber ich bezweifle, dass die Sendereichweite von Bettwanzen bis nach Myanmar reicht.

Ach, alle sind so lieb hier :) und die Sonne scheint den ganzen Tag. Wo ich hinsehe, Poster und T-Shirts der Hoffnung - jetzt wird alles besser. Und je spaeter und besoffener der Gespraechspartner, desto oefter faellt das so missverstandene Woertchen Demokratie. Nur weil so mancher Regimegegner nicht mehr hinter Gittern oder unter Hausarrest, ist es doch ein wenig verfrueht, die Hosen der Vorsicht runterzulassen, also wollte man die Zukunft gesundbeten.

Im April wird es den ersten Versuch einer kleinen Vorwahl geben, aber alle sehen Aung San Suu Kyi, die friedensnobelgepreiste (mit der ruehmlichen Ahnentafel: Kissinger, Netanjahu, Gore) Oppositionsfuehrerin, bereits als Gewinnerin. Mit welchen Infratestumfragen wird in so einem Land gearbeitet? Frau Kyi in allen Ehren ... wenn das jetzt schon klar ist, dann lassen wir doch die Wahlen und nennen es einfach mal einen Regimewechsel. Hoffnung ist ein Motor, doch auf was zielt diese Hoffnung ab?
Freiheit - das wissen wir inzwischen - kann auch heissen, frei von Besitz zu sein, oder frei von Rechten und aehnlichem. Freiheit kleidet sich in verschiedenste Gewaender, wie wir das in Aegypten beobachten koennen.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Gesamtmasse der burmesischen Bevoelkerung das gleiche wollen wird. Und ein Auto, einen Fernseher und ein Handy wird es eben nicht fuer jeden geben. Ein Land voller Militaers, Rebellen und Drogenhaendlern wird es sehr, sehr schwer haben, einen friedlichen Prozess einzuleiten und beizubehalten.

Viele sprechen dem neuen Praesidenten Thein Sein viel Lob zu, dass er die momentane Entwicklung so weit zulaesst. Zum einen ist er nachwievor nur Nummer 3 in der Entscheiderliste, zum anderen scheint das Militaer einfach nicht so recht zufrieden zu sein, mit der bisherigen Zusammenarbeit mit China. Und weil westliche Multis aufgrund der aufgesetzten Menschenrechtsdebatte eben nur dann investieren, wenn wir westlichen Konsumenten uns dabei auch wohl fuehlen, weisselt man derzeit mal schnell die schwarze Fassade Burmesien mit abwaschbarer Farbe.

Die Hakenkreuz-T-Shirts scheinen die angepinselten Rucksacktouris nicht wirklich sehen zu wollen oder sich mit dem indischen Swastikasymbol zu erklaeren. Der auf den Shirts ueber dem Hakenkreuz tronende Reichsadler war allerdings nie ein hinduistisches Symbol. Und auch die Gruppe "Iron Cross" bezieht sich da eindeutig auf germansiche Wurzeln.

Man moege bei aller Liebe zu Burmesien auch nicht vergessen, dass es kulturell festverankert ist, dass Frauen maximal die Haelfte von Maennern verdienen, dass das maennliche Familienoberhaupt festlegt, wer hier wen heiratet, und dass sich der Wert eines Menschen vorwiegend in der Hautfarbe aeussert - versuchen Sie mal eine Hautcreme oder andere Pflegeprodukte in Burma zu finden, die keinen "skin-whitener" enthalten.
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Good luck, my friends im Friedhof der Kuscheltiere, moege die Zukunft die Erfahrungen der Vergangenheit widerlegen. Drauf geb ich dann eine Runde feines Myanmar-Bier aus.
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Dienstag, 28. Februar 2012
Beipackzettel fuer Burmesien
ANWENDUNGSGEBIETE:
Anzuwenden bei Kaefighaltung von Voelkergemischen aus Shan, Kachin, Karen, indischen, bengalischen, tibeto-chinesichen, laotischen, chaotischen und anderen endemischen Humanviren.
KUENFTIGE ANWENDUNGSGEBIETE
Aufgrund westkapitalistischer Rohstoffinteressen ist davon auszugehen, dass demnaechst auf Bodenhaltung umgestellt wird, wobei sich fuer das Voelkergemisch ausser der Farbe des Plastikgeschirrs und einer durchgehenden Stromversorgung fur die neuen Samsung-Flachbildfernseher wenig aendern wird.
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Le Monde diplomatique über die Schätze Birmas
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GEGENANZEIGEN
Vermeiden Sie eine Wiedergeburt in Burmesien, wenn Sie latetent allergisch auf Cobrabisse, Mangelernaehrung, kriegerische Handlungen, Bettwanzen, Ratten und Uebertraeger bisher unbekannter Krankheiten reagieren. Davon ist auch abzuraten bei bestehenden Unvertraeglichkeiten gegen Autoabgasvergitftungen, brennende Plastiktueten, verunreinigtes Wasser und Essen.
NEBENWIRKUNGEN
Schleichender, der finanziellen Cholera aehnlicher, Dollar- oder Euroverlust ohne die Moeglichkeit den Devisen-Elektrolythaushalt durch Geldautomaten wieder aufzufuellen. Selbst die sofortige Verabreichung von Kreditkartenbehebungen ist nicht moeglich.
Aggressionverlust durch buddhistische Troepfcheninfektion bis hin zur komatoesen Hinnahme der absurdesten Preisvorstellungen; im Endstadium begleitet von chronischem Laecheln, das zu schweren Verletzungen der Facialmuskulatur und letztendlich zum Verlust des Gesichtes fuehren kann.
DOSIERANLEITUNG
Maximale Anwendungsdauer: 3 Monate
Empfohlene Anwendungsdauer: 3 Wochen, sonst droht die massive Assimilierung bei totaler Verarmung, bis hin zur Einbuergerung oder schlimmstenfalls zur Eheschliessung
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THIS PRODUCT IS BROUGHT TO YOU BY

Staatsrat für die Wiederherstellung von Recht und Ordnung (SLORC) & friends

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Montag, 27. Februar 2012
Der Mythos der Eishoelle vom Lake Inle
... ganz im Gegenteil - nachts ist Njaung Shwe ein heisses Pflaster fuer Menschen wie mich, die mit den Rudeln aggressiver Strassenkoeter nicht auf gutem Fusse stehen. Fuer mich sind sie die letzten Relikte der eines Systems von Angst und Terror einer Militaerdiktatur. Fast so wie der Mythos von den Tiefsttemperaturen am Lake Inle.
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Die Tagestour ist vom technischen Standpunkt aus nicht viel anders als mit dem Motorboot ueber einen bayrischen See zu rauschen - das Wasser ist flach und blau.

Interessanter ist der Grund einer solchen Bootstour, die Besuche der verschiendenen "factories" wie Schmied, Seidenweberei, Zigarrenherstellung etc etc - ich vermute mal ganz platt, dass es sich hierbei um das weltweite Geschaeft der Kommissionen handelt.
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Der kleine Denkfehler von einheimischer Seite sind die nichtexistenten Moeglichkeiten, an Geldautomaten Nachschub an Dollar zu ziehen oder mit Visa-karte zu bezahlen. Angenommen werden auch einzig - und das ist weltweit einzigartig - faltenfreie und lupenreine Dollarscheine und Euros. Ein Warum-das-so-ist bleibt eines der bestgehueteten Geheimnisse. Ich vermute, dass China neben dem Erdgas Burmas, aus dem Goldenem Dreieck seine Bardevisen an Dollar/Euro bezieht. Warum sonst Goldenes Dreieck, wo Opium und Teakholz doch eine braune Faerbung aufweisen.
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Es kursieren gar Geruechte, dass Auslaender, denen das wenige Bare ausgeht in jene Auffanglager an der thailaendischen Grenze verfrachtet werden, ehe sie von eingeflogenen Freunden ausgeloest werden. Vielleicht sind auch sie es, die an den Webstuehlen oder Ambossen der Lake-Inle-Factories ihren Lebensunterhalt bestreiten.
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Sobald sich also eines der Tourenboote den auf Stelzen im See stehenden Factories naehert (siehe mangelnde Fluchtmoeglichkeiten fuer Zwangsarbeit), laesst sich Wuseln, Haemmern und emsiges Treiben vernehmen, das beim Verlassen schneller verebbt, als sich das Boot entfernt. Wen wundert da, dass man die handgearbeiteten Familienprodukte landesweit vorfindet ... im Grunde in gesamt Suedostasien. Warum sollte es auch nur die beruehmte Manadaly-Seide sein, die aus China importiert wird, da der Buddhismus das Toeten von Seidenraupen unter karmatische Hoechststafe stellt.

Alles in allem also im Grunde der gleiche "Scam" (Betrug waere hier zu hart) wie am Nachtmarkt von Luang Prabang.

Burmesischer Wein ist der Trinkmuehe nicht wert, das wird wohl auch in Jahrzehnten nichts werden.
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Doch der burmesische Whiskey und Rum lohnt die Reise. Und dazu eine mit dem halben Filter eingetauchte Zigarre auf dem Balkon der 25$-Suite im Queen Inn in Njaung Shwe laesst dieses koestliche und so lang ersehnte koloniale Gefuehl erwachen, gegen das sich die vielen Gut-Touristen so energisch stemmen. Die Einheimischen hingegen freuen sich darueber unsere weissen Gesicht von einem Laecheln ueberzogen zu sehen.
Tagsueber eine Fahrradtour, denn die Hundemeute schlaeft bei dieser Hitze und anschliessend ein gediegener GinTonic auf der anderen Seite des Kanals; begossen von einer im Alter immer huebscher werdenden Barkeeperin, bei deren Stimme, man selbst das Rauchen vergisst.

Wer sich an diese Grundregeln haelt, hat seinen Koerper ausreichend gestaehlt fuer die den naechsten Hoellentrip: die Zugfahrt nach Thazi - diesmal Upper Class, was im Grunde keinen Unterschied macht.
Auch hier wieder die Struktur des Zellverbands. Auf den Sitzen kruemeln die Betel-kauenden Leidensgenossen, wir begiessen uns mit Whiskey. Der Boden von Kindern bedeckt wie ein Schlachtfeld aus dem hundertjaehrigem Krieg, und der Rest uebersaeht von Bastkoerben und Mopeds, die scheinbar gratis mitreisen duerfen.

Der ZickZackkurs den Berg hinab mag technisch interessant klingen, das teils niedergebrannte Gebuesch uebersaeht vom Muell, den man hier einfach aus den Fenstern schmeisst, macht die 10stuendige 150km-Fahrt allerdings nicht gerade zu einem Naturschauspiel. Immerhin sieht man an den Muellsorten, was am naechsten Halt so zum Essen angeboten wird.

Erst da, wo man nichts erwartet (das ist immer so auf dem Lonley Planet), wird man von Unerwartetem auf Schoenste ueberrascht. Thazi, der Zugkontenpunkt, angeblich ohne jegliche Attraktion, bietet, was man in diesem Land eigentlich fuer nicht moeglich haelt. MEHRERE 24-Stunden Sportkneipen mit auf mehreren Bildschirmen dargebotener Pemier-League, und so Gott es will - und er wollte es - auch mal ein Bundesliga-Spiel.

Ich ueberlege, in dieser Stadt eine kleine Pagode aus Bildschirmen zu errichten.
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Freitag, 24. Februar 2012
I am so happy to be on TorTour with you, Sir
Schunkelfahrt mit Freunden von Bagan an den Lake Inle.

Ich sollte sagen: die beruechtigte 11-Stunden-Toertour vom Feuer Bagans ins Eis am Lake Inle. Wer kennt ihn noch den Song "We are family" von den Jackson Brothers. Doch selbst das ist zu individualistisch gedacht. Eine Masse von dicken und duennen Voelkerschaften, dich gestopft - nicht wie die allein lebende Sardine - sondern wie Bakterien im Darm einer Mastente. Der Bus also im Grunde ein Zellverband mit dem gleichen Ziel; halblebendig die Eishoelle (so sagt man zumindest) von Kalaw und Lake Inle zu erreichen. Zum Glueck ist es inzwischen der Beginn der warmen Saison.

Wer zumindest im Bus einen guten Ueberblick ueber die leidenden Gesichter der Touristen zu gewinnen, kommt nicht umhin, einen der Notsitze im Gang des klapprigen Busses zu bekommen - Mittelreihe also, ungefedert und lehnenfrei, denn eine ehrliche Haut (spaeter Lederhaut), weiss dass bei Bergstrecken nur so die typische schweissgeladene Huettenstimmung aufkommt. Wer wuenscht sich schon Federung, wenn bei Ankunft dann wenigstens zum erstenmal der Stuhlgang wieder hart ist.

Die Reise verlaeuft ohne Massenpanik, und ist gut so, denn jede Pinkelpause stellt ein logistisches dreidimensionales Problem dar, dass beim Einsteigen auch alle wieder feingeordnet nach Platznummer im Zellverband ihren nummerierten Platz finden, ohne sich totzutrampeln.

Grosse Leidensfaehigkeit beweist auch die in vielerlei "air-cushions" gepackte Koreanerin, die auf ihrem stark geneigtem Notsitz an den verschwitzten Bierdeutschen neben ihr gepresst wird, so dass sie sich im Grunde vermengen - doch manche Rassen scheinen im Zellverband geboren zu sein.

Die uns begleitenden Schluchten hinauf in die Kaelte mit der teils abgebrochenen Strasse, schrecken mich nicht, denn was soll einer Fleischkugel, die wir Insassen darstellen, schon passieren, wenn wir runterrollen. Schade nur um die zerquetschen Fische im Fluss an Fusse der Schlucht.

PS: Die geheimnisvolle Anti-3-Salbe von Dr.Win hat Wunder gewirkt. Die wenigen Muecken haben nun wieder eine Chance durch meine verquollene Haut ihren Ruessel durchzustecken. Mal sehen, was Burmesien krankheitstechnisch noch so zu bieten hat ;)
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Montag, 20. Februar 2012
Death of a Wing Man in Wurmesien
Ich hatte mein beginnendes Siechen ja bereits angedeutet, nun ist es amtlich. Ich vermache meine Texte der von mir so geliebten Oeffentlichkeit. Wer haette gedacht, dass Indien und Westafrika so spurlos an mir voruebergehen und es mich dann hier erwischt - in Myanmar, das nun neben seinen Dieselmotoren auch das Land oeffnet, und ich im Zuge dessen meine Poren fuer noch unentdeckte Insektengifte.
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Die amtliche Diagnose des lokalen Alles-Arztes Dr.Win lautet: In Europa ist es kalt und hier heiss. Das vertrage sich nicht mit "seafood, pork, alcohol und hot and spicy". Zum Glueck gibt es fuer diese missliche Lage die Wundersalbe "Anti-3", die all die daraus entstehenden Uebel bekaempft.
Zumindest keine Antibiotika, auf dass es mir die Darmwand nicht vollends aufloest. Also her mit der Salbe.

Aus meiner mangelhaften Sicht der Dinge, handelt es sich allerdings um eine etwas diversere Sachlage. Ich vermute Flohstiche, eventuell Sandfloehe, weil sie im Sand geblieben sind und nicht mit mir ins Bett wollten. Erst moskitoaehnlich, dann eine erweiterete Roetung rund um die abwechselnd naessenden und verkrustenden Einstichstellen. Verwunderlich ist nur deren ueber den ganzen Koerper verteilte massive Anzahl.
An den bedeckten Koerperstellen behalten sie ihre klassische Form, waehrend sie an sonnenexponierten Hautpartien blutblasenaehnliche Pusteln ausbilden, die, wenn sie aufplatzen, einem Geschwuer gleich nachwachsen. Ich nenn das mal ganz unmedizinisch eine Immunreaktion einer europaeischen Wunde auf die extreme, trockene Hitze hier.

Will mal hoffen, dass es kein nach aussen wirkendes haemmoraghisches Fieber ist als Spaetfolge auf den Bettwanzenangriff, oder dessen zweite Angriffswelle im weiterentwickeltem Larvenstadium. Da kaeme dann nur eine Loesung in Frage, mich selbst und mein Gepaeck eineinhalb Tage lang auf ueber 55 Grad Celsius zu erhitzen. Was im Grund eh schon der Fall ist. Such is life in the tropics ;)
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Freitag, 17. Februar 2012
Cruising Irrawaddy - Mandalay to Bagan
Auf den Spuren des Tizian Terziani und des halluzinatorischen Heiligenscheins Buddhas.
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Mir waers erst garnicht aufgefallen. Nach den Karaoke-Shows auf indonesischen Faehren, nach den in allen Neonfarben funkelnden Bussen Indiens, nach den allabendlichen, die Strassen der 3.Welt beschallenden SitComs und Telenovellas, nach all dem unstillbarem Hunger der 3.Welt, etwas mehr Pepp und Farbe in die armseligen Bambushuetten zu bringen,
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war ich anfangs blind gegenueber jener burmesischen Eigenheit ... dem rythmisch blinkenden Heiligenscheinen der Buddhastatuen.
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Und wenn man es genau bedenkt, fuehlt man sich zurueckversetzt in die Zeiten, als man noch bunte Glasperlen gegen die Schaetze der Neuen Welt eintauschen konnte. Jetzt sind es Lichterschlangen und Videogames. Und trotz all der Technik erst Neue Welt, jetzt Dritte Welt. Was fuer ein Werdegang.

Nun, wer 40$ fuer eine Schiffsreise in Myanmar bezahlt, muss zwangslaeufig damit rechnen, dass er auf einen Haufen Schbacken der eigenen Art trifft.
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Verhaermtes Westvolk, das sich lieber am Oberdeck von den Abgasen des Kamins einheizen laesst, als das wohlige Klima in der 1.Klasse im Unterdeck zu geniessen (wieder einer jener seltsamen raren Orte, an denen man hier nicht rauchen darf). Erst hier findet man die noetige Ruhe vom aufgeregtem Gebrabbel jener, die verzweifelt nach burmesichen Aschenbecher suchen (das Land selbst ist der Aschenbecher!) und sich gegenseitig die Umgebung erklaeren. Schon ueberraschend, dass auf jedem "Lonley Planet" die gleichen Dinge vorkommen - ich faende den Arbeitstitel "One Word View" wesentlich passender.

Zurueck zu Terziani, der diese Reise 1991 gemacht hat. Seine Berichte ueber dieses Land schillern vorwiegend in zwei Farben, in Schwarz und in Blutrot. Letzteres fuer die Vergangenheit und Schwarz fuer die Zukunft. Irgendwo geistert mir auch der Spruch im Kopf, dass George Orwell, den es auch mal hierher verschlagen hatte, drei Buecher geschrieben hat - alle ueber Burma.
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erst seit diesem Monat erlaubt - das Bild der Oppositionsfuehrerin Aung oeffentlich zu zeigen
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Wenn ich also hoere, welch innere Kraft und Schoenheit von den Tempeln Bagans ausstrahlen, so kommt mir der Brecht wieder hoch: denn diese Superkoenige werden die Tempel wohl nicht selbst gebaut haben. Im guenstigsten Fall waren es unbezahlte Fronarbeiter. Und es waere schon verwunderlich, wenn nicht hunderte von Menschenopfern die vermeintlichen Goetter hierfuer guenstig stimmen sollten.
Wie Koenig Mindon vor 150 Jahren und sein Nachfolger Thibaw, denen 600 Opfer für einen Tempel noch nicht genug waren.
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siehe da - eine rauchende Koenigin
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Zumindest vom Erbauer des Ananda-Tempels heisst es, dass er nach Fertigstellung des Tempels gekoepft wurde, wie auch der Schoepfer der Glocke von Mingun. So laeuft das hier - warum sollte es sich nach 1000 Jahren nun aendern.
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Sobald das Erdgas nach Thailand und China verkauft, sobald die letzten Rubine aus der Erde gesprengt und das letzte Teakholz verschippert, soll das Volk seine Demokratie ruhig haben. Denn was wird es schon wollen. Ein Moped, einen Samsung Flachbild und Orginal Adidas. Mit was aber wird es die Importgueter bezahlen, wenn es seine ausgeblutete Seele dem Kapitalismus ueberschrieben hat? Vielleicht mit seinem Fleisch?
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bis dahin bleiben die Fahrradreparaturgeschaefte vorerst noch sehr antiquarisch - uns gefaellts, den Einheimischen weniger
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Einflug nach Burmesien
Bangkok -Rangoon - eine Stunde Flug, zwei Welten. 15 Minuten Zeitunterschied! Da moechte man fast meinen, dass die Rebellen an der Landesgrenze extra dafuer geschaffen wurden, diesen Zustand zu halten. Das eine ein Land der Illusionen, das andere auch, aber eben einer anderen Traumwelt, der Desillusionierung zugehoerig.

An dieser Stelle ein grosses Lob an die Myanmar Air International (MAI). Wenn es heisst: Reihe 15-38 zum Boarding, dann wird das auch mit eiserner Hand durchgesetzt. Keine Chance den fetten Front-Row-Schbacken, die anschliessend den Gang versperren. Auch die Vorfuehrung des Sicherheitsspektakels ist ganz grosses Kino; alles live und im Orginalton gesprochen, die Stewardessen im Dresscode Neon, so perfekt, dass man beim Anblick der Schwimmwestenvorfuehrung an Synchronschwimmen im Trockendeck denken muss.

Auf der beruehmt beruechtigten Startbahn von BGK schlagen die unwuchtigen Reifen der MAI so durch, dass man die Luftloecher schon am Boden vermutet. Die Stunde Verzoegerung beim Anflug wegen Bodennebels, hielt ich anfangs fuer eine billige Ausrede. Nach den Erfahrungen im Smogkanal (Link folgt), ist mir nun doch klar, was damit gemeint ist.

So landen wir erst um 22 Uhr direkt im Herzen des Rangoon Delta Blues. Dank der kolonialen Fassaden im Zentrum erinnert es mich an Angkor Wat, das nachts auch nur von Ratten besiedelt wird. Ein paar schlafende Rikschafahrer und streunende Hunde beleben das Stadtbild. Um sich dieser Negation von Leben ein wenig anzunaehern, suchen wir noch den letzten offenen Strassenverkauf, der ausser E-Coli eigentlich nur Reis und Tee im Angebot hat. Und so geniessen wir das ausklingende Nichts auf Plastikstuehlen, die ein deutscher Kindergarten gestiftet haben muss - warum nicht gleich am Boden? Das muss eine burmesische Din-Norm sein, dass drunter noch eine ausgewachsene Ratte hindurchfindet.

Wenn Kakerlaken singen koennten; die Welt waere eine bessere.

Fuer 20$ ein Hostelzimmer mit Fenster waere hier zuviel erwartet. Manchmal ist keines aber auch besser und weniger mehr. Ansonsten bringt auch die Nacht nichts Neues. Ein schnarchender Nachbar im Gerassel der Aircondition und - wer dies fuer eine chinesische Folter haelt, kennt die Melodien Asiens nicht - tropfende Wasserhaehne.

Ob noch Alptraum oder das frueher als ich erwachte Strassenleben. Wichtig ist, dass es weh tut, das Hupen, Rattern, Hupen, Quietschen und Hupen unterlegt vom morgendlichen Gebruell und der unverwechselbaren Duftnote Suedostasiens "frittiertes Palmoel in Diesel".

Mein vom Nachtschweiss angeschleimter Koerper mit seiner Magnetwirkung auf Schmutz und Smog rollt sich aus dem Bett in das klebrige Dasein dieser Stadt - endlich Urlaub.

Ich trete auf die Strand Road, um beim Versuch, bei einer Zigarette frische Luft zu schnappen, nicht in den einzigen aus dem BRIC-Staat Indien importierten Teil der Moderne, die halboffene Kanalisation, zu fallen.

Carpe diem - Good Morning Burma.
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Donnerstag, 16. Februar 2012
Im Nebel der Hoelle - unterwegs im Smogkanal
Im Grunde herrscht auf den Strassen Myanmars die totale Anarchie, selbst Scheinwerfer in der Nacht muessen scheinbar nicht sein, warum auch, wo die Sicht so eingeschraenkt durch die Abgase, dass man selbst bei Tag nur auf Gehoer faehrt.
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die Oekovariante
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Anhupen von hinten - "Honk your horn" pflegt man in Indien zu sagen - dass der Vordermann weiss, dass man da ist. Bei einem 60 Millionen-Land, in dem jeder sein kleines Moped besitzt, kann man sich das Hupkonzert ja etwa ausmalen.
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Variante mit offenem Dieselmotor - vermutlich eingetaktet (konnte es an der TUEV-Plakette nicht erkennen
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Und alle schoen Eintakter aus Indien, weil billig, weil laut und weil Qualm hier eben nicht verboten ist.
The Land of the free ... roads, roads free of rules. Knalltrauma und Rauchvergiftung sind die Folgen. Wer kennt es nicht, das Huesteln und Rotzen vom Feinstaub.
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Reisen alt und neu - mit moderner Tankstelle in der Mitte
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Auf Piste mit dem Massenhilux (Pick-up your bones at the final destination, wenn alles gut geht).
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Vorbei an den tausenden von lokalen Muellverbrennungsanlagen, jenen kleinen Feuern mit denen die Strassenverkaeufer ihren Muell vernichten, oder einfach mal Rauchsignale senden, weil man als Strassenverkaeufer leider keine Hupe hat.

PS> die Bettwanzen hatte ich ja schon erwaehnt. Aber nachdem ein Unglueck selten allein kommt, hat mich heute wohl ein neues Insekt erwischt, bzw. eine ganze Kohorte. Zahlreiche Stiche, bei denen man erst eine gewoehnliche Malaria oder Dengue vermutet. Innerhalb von Stunden aber lokale Schwellungen an den Fingern und kurz darauf rote Pusteln. Fuer die Pest wohl zu klein. Aber aussehen ... zum Glueck geht um 11 das Licht aus ... als wuerden die Haende verwarzen.

Wer Mungo Parks und Westafrika gelesen hat, weiss wie es sich anfuehlt, wenn man das Gefuehl bekommt, zu vergammeln. Mal fuehlen und sehen, was der morgige Tag so Spannendes bringt, bzw in mich injiziert.
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Mittwoch, 15. Februar 2012
Burmesien - Essen und Trinken
... allerdings nur in einer Kurzreplik, weil hier eben alles um 22 Uhr schiesst.

So divers wie die Gesichter Myanmars, sind auch die Maegen dieses Vielvoelkerstaates. Chino-tibetisch bis hin zu koreanischem Futter, vom Inder bis hin zum Hamburger ist hier alles zu haben - immer mit einer Kanne milden chinesischen Tees. Andererseits mag es verwundern, dass man in einem Land, das seinen eigenen Kaffee herstellt, die SuperCoffee genannte Instant-Beutel-Bruehe fuer das Non-Plus-Ultra haelt. In Guatemala uebrigens nicht anders.
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Und wenn jemand behauptet, man wisse ja nie wo der frittierte Aal seinen Ursprung hat, so kann ich dem entgegnen: aus der Kueche und davor immer in der Saragossa-See. Bei den Fried Sparrows (Spatzen) wird es wohl Nachbars Garten sein. Warum man beim frittiertem Huhn auch die Knochen kleingehaeckselt beimengt, bleibt mir ob meiner mangelnden Sprachkenntnisse unerschlossen. Das wurde man bei uns nicht mal als Hundefutter verkaufen duerfen.
Ratte und Eichhoernchen stehen zwar nicht auf der Karte. Sie sind aber der eigentliche Geheimtip ... hab ich mir sagen lassen.
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Mobiles Strassenrestaurant in Yangoon
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Bis zum naechsten mal. Wenns es der Magen zulaesst.
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Burmesien - freezing up in the Shan-Hills
Tag 5-6:

22 Uhr in Pyin u Lwin - wer mal etwas Abstand moechte von der Waerme der Burmesen und dem Delta, der komme nach Pzin U Lwin, um einzutauchen in den kulturellen Restbestand des Goldenen Dreiecks (der Mutter des Heroins), um Bekanntschaft zu machen mit den Alkis die nach 22 Uhr die Strassen besiedeln und noch weniger Burmesisch sprechen als ich selbst.

Vielleicht ist es auch nur die Eiseskaelte, die sie dazu treibt, sich in die Fluten des Royal Club Whiskey zu stuerzen, bis die knappen Kyat (hiesige Waehrung) alle sind und sie sich notgedrungen sprachlos bettelnd auf vorbeikommende Reisende zu stuerzen. Wie erkennt man mich nur als Fremder in dieser schwaerzesten aller Dunkelheiten - vermutlich weil ich nicht wanke oder nach Sandelholzpaste rieche.

Der ein oder andere Traveller findet auch Genugtuung an jenen Schleppern, die ihr Englisch dadurch aufbesser, indem sie die Leier von der "best and cheap, my friend-Package Tour runterleiern, bis einem die Ohren abfallen. Ihr Geschaeftsmodell scheint zu sein, dass man sie allein deshalb bucht, dass sie nur endlich aufhoeren zu reden.

Wer gerne 24 $ im Grace fuers Doppelzimmer zahlt, hat wenigstens die Chance, sich in hoerbarer Naehe des Smog-Highways Nr1 unter die warme Decke zu fluechten und 24 Stunden die englische Premier-League zu glotzen.
Wobei ich gelernt habe, dass der Sturm des englischen Fussballs nur deshalb so stark erscheint, weil seine Defensive eben garnichts drauf hat. So bleibt es ein Raetsel, warum die Moenche Mandalays allesamt fanatische Manchester United Fans sind.
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Gluecklicherweise hat auch Barcelona einen guten Stand hier, so dass ich mit meinem weiss-blauem 1860er-Fussballshirt wenigstens nicht auf meine Nationalitaet angesprochen werde, da man mich fuer einen Fan des Argentiniers Lionel Messi haelt.

Das richtige Fussball-Shirt wirkt Wunder auf allen Reisen in Laendern, die was von Fussball verstehen - also nicht in den USA.
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Dienstag, 14. Februar 2012
In the Land of the Free - Burmesien
Tag 1-4

Fuer einen deutschen Staatsbuerger wie mich mag es oft Tage dauern yu begreifen, dass man eigentlich immer und ueberall rauchen darf.
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Tabakhaendler meines Vertrauens - Mohamed Ahnif
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In den ersten Tagen war mir auch nicht ganz klar, wo ich den ganzen Muell, den man als Tourist so erzeugt, endlich mal entsorgen koennte - also einfach fallen lassen, wo er entsteht, wie jeder andere auch. Jetzt weiss ich dass es wohl Muelleimer gibt, was aber auf die Muellentsorgung wenig Auswirkungen hat. Es waere schon ein raumzeitlicher Zufall, wenn der Muell auch nur hin und wieder den Weg in einen solchen Eimer findet.
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Save our earth - no plastic bags / vielleicht wurde das mal nur fuer Touristen geschrieben
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Etwas verwundert haben mich die Eimer in den Restaurants an jedem Platz ... wie ordentlich ... nur sind diese nicht fuer den Muell, sondern fuer die Betelspucker gedacht, wie ihr blutroter Inhalt nicht nur vermuten laesst.

Tagsueber sind meine Haende bleich wie eine Hautkrankheit, erst abends beim Haendewaschen faerbt sich das Wasser schwarz wie der Abluss selbst. Auch kein Insekt laesst sich tagsueber entdecken. Selbst nachts sterben die Mosquitos wie die Fliegen vom Beherrscher der hiesigen Luefte, dem SMOG. Trotzdem lassen sich die Stiche auf meinem Ruecken kaum mehr zaehlen.
Wer hier mal frische Luft atmen moechte, sollte Red Ruby rauchen, und wer noch kann, auf Lunge.

Gott und mir zum Lob treiben die verranzten Strassenimbisse und die versoffenen Spilunken der Einheimischen die meisten Touris schon zu frueher Stunde in ihre spartanischen, fensterlosen Schbackengruefte,
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auch mal mit Fenster - dafuer mit dickem Batzen "Betel-spit"
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die sich im Reisefuehrer als Guesthouse ausweisen, denn fuer diese bleiche Rasse hoert mit der Schliessung der letzten Pagode auch diese Stadt auf zu existieren.

Wie oft schon gesagt, sollte die Touri-Pest eingedaemmt werden wie jede andere Seuche auch. Ein Hoch also auf all die Tourihochburgen und Lonley-Planet-Anlaufstellen und ihre humanoekologischen Aspekte. Schimpfen sollte darueber nur, wer selbst dorthin fahren muss.

Die Moderne, wie wir sie bspw aus Indien kennen, offenbart sich hier in der halboffenen Kanalisation und im Anhupen von hinten. Ich vermute, insbesondere nachts, wird bei dieser Luftverschmutzung mehr nach Gehoer als auf Sicht gefahren. Land of the Free eben - selbst Licht ist nachts nicht notwendigerweise vorgesehen.
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Montag, 13. Februar 2012
Ach neee,
geht ja doch ... die hartelinie hier in Myanmar aufzurufen. Wer haette das gedacht. Muss an der neuen Oeffnungspolitik hier liegen.
Hab ich so spontan natuerlich keinen Text vorbereitet. Mal sehen was sich hier durch den dicken Smog so nach Deutschland pressen laesst. Auch fraglich wie sich der Textkontent veraendert bei Temperaturunterschieden so um die 50 Grad.

Dann mal bis bald gleich oder so ...
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Montag, 6. Februar 2012
Aus aktuellem Anlass
... verabschiede ich mich mal bis Anfang März. Stay with us ... new reports from the underground coming soon ;)
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Das Trauma Marcòn

Dinge, über die man nicht spricht Teil 1: Das Trauma Marcòn
Ich wache auf, die Strassen leer, die Herzen geschlossen. Kaffee, Kippe und mal abgewartet. Der Asphalt füllt sich mit rollendem Gummi, das Trottoir mit stampfenden Sohlen, doch die Herzen bleiben zu, ein Sonntag der geschlossenen Seelen. Ein weiterer Feiertag der Traurigkeit, wie auch gestern und die Tage zuvor.

Die Falten in meinem Gesicht, ausgewaschen vom Leid, das nicht das eigene sein muss, aber tiefergelegt von Tagen die zwischen den Gesichtern wandern. Das Loch in der Masse. Mein Ruhepuls mit Vollgas unterwegs auf Wegen, für die es keine Wanderkarten gibt, kein Emo-GPS zur Ortung. Verflucht noch mal, keine Wendemöglichkeit in Sicht, nicht mal ansatzweise.

Der Tag des Ich - a ruff ride into the K-hole, den Al-Ahly-Ultras gewidmet, jenen Hooligans in den ersten Reihen der ägyptischen Revolution. Mein Gefühl fängt da an, wo bei anderen der Lebenslauf endet, ich bin die zweite Welle der dritten Halbzeit. Da wird sich der militante Flügel der Rechten und Linken ein neues Nest suchen müssen. Unsere Divisionen marschieren straight through the middle. Ich bin der General der Bodentruppen der hartenlinie, ich bin das Trauma Marcòn. Here I come and there they go. Ich bin der Tsunami am Strand der Gutmenschen. Ein Leben im Abraum und möchte mich gleich bei Geburt verabschieden von jener humanoiden Abraumhalde, wo die emotionalen Heizkosten einfach unbezahlbar werden.

Ultras Unite! Lasst die Herzen sprechen, um die eisigen Herzen der Herrlichen und Guten ins Meer zurückzutreiben. Ultras Counterforce. Nivelliert das Althergebrachte, so dass kommende Treffen keinen Gipfel mehr vorfinden, auf dem sie sich die Ehre geben könnte. Nehmt sie Ihnen, die Gipfel, und die Ehre gleich mit. Bewerft sie mit den leidseligen Körpern der Sonntagsdemonstranten. Beschmeisst sie mit dem Fleisch, das ausser Fahnen und Parolen nicht mal sein Wort zu halten vermag, jenen Eintagsfliegen, die uns die Sicht auf den Feind verstellen. Die Gewalt versteht nur eine Sprache. Schmeisst die Schafe von der Schlachtbank und schlachtet dort die Schlächter.
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Sonntag, 5. Februar 2012
Bilder eines Tages im Februar 2012
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Verräum dich selbst, bevor es andere tun!
Maikäfer flieg, Deutschland ist im Krieg, deine Investitionen sind im Ausland und Schbackenland wird abgebrannt. So oder so ähnlich klingt es aus den Kinderstuben, die inzwischen glutenfreies Chinesisch sprechen, also einen Kauderwelsch, den ein durchblutetes Hirn nicht begreifen kann. Sehen wir uns mal folgenden Aushang vom 1.Februar 2012 an:
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Februar 2012: Fahndungsplakat nach Uwe Mundlos und seinen Dönermordkumpanen
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Davon abgesehen, dass er erst wenige Tage hier hängt, will mir das Fahndungsplakat nicht so recht in den Kopf. Was soll das nun bedeuten? Der Beweis, dass wir den rechten Terror bekämpfen und die Fahndungsplakate eigentlich schon hatten, nur nicht rechtzeitg aufgehängt? Was is denn nu aus der "Petze" geworden? Das bleibt dunkler als jede Nacht es jemals werden könnte. Vielleicht lese ich die falschen Zeitungen oder sollte nochmal die Schullaufbahn von vorne beginnen. Scripted Reality für die Behämmerten, und "Mundlos", ein Nachname wie er nur in Märchenbüchern vorkommt. In diesem oder jenem Sinne wäre es im Grunde schon pietätslos, das Plakat wieder abzuhängen.
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Das versteh ich. Das liegt auf der Hand, bzw auf der Strasse, in einem Land, das seinen Dreck lieber absperrt, als ihn wegzuraeumen.
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Schbackenland steht auf Hilfe zur Selbsthilfe, der einzigen Form der noch geleisteten Sozialarbeit.
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Verräum dich selbst!
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Bevor es andere tun.
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On Tour mit Beatriz de Bobadilla - die ewige Geschichte von Gewalt, schönen Frauen und der EU
Oh, lieber Christopher Oettinger (EU-Kommisar für Energiefragen), ich verstaude mein Herz in den blutbesudelten Bananenplantagen des Playa de Santa Catalina. Hang it low - auf dass es keiner tiefer hängen möge. Ob sich noch ein Plätzchen findet? Erst wenn der letzte Lohnsklave genügend Bananen exportiert, wird er nicht mehr selbst exportiert. Bei Bananenallergikern wird allerdings selbst der Fleissigste keine Gnade finden.
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So setzt sich der Mord des Fernàn Peraza el Joven an General Juan Rejon in Hermigua/Gomera, fort bis in die heutige Zeit. Peraza konnte vor Ort nur am Leben bleiben und seine Gewaltherrschaft fortführen, indem er mit der wunderschönen Beatriz de Bobadilla verheiratet wurde. Die rachsüchtige Witwe Donna Elvira hingegen wurde ausgesteuert.

Der eigentliche Häuptling von Gomera, Hupalupu, sah einen einzigen Ausweg darin, ihn mit seiner eigenen jungfräulichen Tochter aus den Burgmauern zu locken und ihn in einer Höhle in den Bergen hinterhältig niederzustrecken. Was auch gelang.

Hätte es damals schon Geschichtsbücher gegeben, so hätte er sich an den eigenen Finger abzählen können, dass es nun Beatriz de Bobadilla war, die ihr gebrochenes Herz nur durch eine noch blutiger Herrschaft über die ansässigen Guanchen ein wenig befrieden konnte.

Dass nun auch noch Christopher Columbus an den Molen des Playa de Hermigua sein Schiff ankern liess, um sich an jener Bobadilla gütlich zu tun, während die Vorräte für die Fahrt in ferne Länder aufgefüllt wurden, bleibt historisch unbewiesen. Aber Sinn macht es durchaus und so segelte schon ab hier ein Teil blutiger Geschichte bis nach Amerika.

Seit rund hundert Jahren ist es die norwegische Olsenbande, die sich fleissig an den verbliebenen Schätzen, dem Tourismus, auf der Insel bedient. In Schafsfell gewickelt sind einzig noch die Aussteiger und es sind auch keine Flösse aus Schafsdärmen mehr, die die Nachfahren der Tochter des Königs Hupalupu in die Ferne bringen, sondern es sind die Grafen des Freihandels, wie Herr Oettinger, die den verbliebenen Rest der Einheimischen auf die nicht so CO2-armen Fähren der Reederei Olsen treiben.
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Freitag, 3. Februar 2012
Jenseits von Gut und Boese - die Umwelt der Touristenburgen Teil 2
Vuelta/Gomera 8 Uhr 12: Ich muss mich korrigieren. Hier wird getrommelt und zwar ganz gewaltig - Komatsu und Konsorten am Bass, unterlegt vom Heulen der Motoren. Maschinen, die für die Arbeit leben ... immerhin leben, im Tal der lebendigen Toten. Da lass ich mir auch gerne mal das Gehör zerschmettern. Aber irgendwie auch friedlich - das Komatsu-Orchester - und wenn sie rückwärts fahren fröhlich piepsend, weit näher am Begriff der Liebe, wie ihn die hartelinie versteht, als die verlauste Kiffbude, die vermutlich auch dafür verantwortlich zeichnet, daß der Strand hier schwarz ist.

Erst kam mir der Gedanke, dass es eine Autobahn direkt ins Meer werden sollte - für all jene, die erst in letzter Sekunde bemerken, daß der feuchte Tod hier angenehmer ist als der Aufenthalt. Gott segne in diesem Atemzug auch die tödlichen Meeresströmungen, die viel menschliches Plankton hier entsorgen. Nun wird leider immer deutlicher, dass sie nach lebendigen Zombies graben. Modernste Archäologie, ähnlich der Lawinensuche, und doch so sinnlos. Denn die Toten verweilen hier überirdisch.

Zum Glück ist heute Viertelfinale des Copa del Rey. Und sollten alle Stricke reissen, so kann man hier immer noch auf die Amerikaner hoffen. Denn auf der anderen Seite des Valle Gran Rey liegt die Schweinebucht und somit nichts näher als ein zweites Guantanamo zu schaffen. Die Hoffnung stirbt zuletzt im Tal der lebendigen Toten. Friede und Liebe!
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Jenseits von Gut und Boese - die Reconquista
Ein Schiff wird kommen. Das Kanonboot der hartenlinie, eine neue Conquista, eine Reconquista, und erneut die lammfellbewehrten Zottelaffen vom Strand fegen.
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Die Sonne wird sich verdunkeln vom Kugelhagel und das Meer endlich wieder rot leuchten. Diesmal für eine gute Sache, diesmal um den Playa de Ingles vom bitteren Deutschtum zu befreien, von jener scheinbar-flippigen Deutschritterlichkeit, die einzig die Preise den Sternen näherbringt. Was für eine Welt in der das Lumpenpack den Kreuzzug gegen die Menschlichkeit anführt.
Wer sich im letzten Refugium der kanarischen-deutschen Esoterik nicht an den Armen-Kreuzzug von 1096 erinnert fühlt, der sollte diesen Menschen mal tief in die Augen schauen.
Einzig ihrem Leitspruch beim Judenprogrom in Köln will ich am Playa de Ingles folgen: Richtet sie alle, Gott wird die seinen verschonen!
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Urlaubsarbeit statt Arbeitsurlaub
Sehr geehrter Herr Stubenzweig,
wir können Ihrem Antrag auf ein Praktikum leider nicht stattgeben ... und sei es noch so umsonst. Denn nach meinem Erstkontakt mit dem Arbeitsamt, ist jetzt erstmal Urlaub angesagt, sprich all mein Geld im Ausland ausgeben, auf dass es hier keiner in seine klebrigen Hände bekommt.

Schon blöd, daß man trotzdem Steuern zahlt, obwohl man eigentlich nicht arbeitet. Aber man bekommt ja auch Geld in dieser wohligen Zeit. Und obwohl man eigentlich schon fast nichts mehr bekommt, bräuchte ich nicht mal das. Mir gehört schon alles. Mein Haus, mein Garten mit seinen vielfältigen Früchten, die Einweckgläser und überhaupt die gesamte Einrichtung. Alles gehört mir, kein Vertrag. Ich arbeite eigentlich nur noch für die Steuer ... vorwiegend. Sonst heißt es nur wieder, ah, die Becker zahlt also keine Steuern. Doch, tu ich. Schlecht, daß man hierfür kein Diplom bekommt, oder jährlich eine Medallie für positive Steuerlast. Die könnte man dann auch mal ans Revers haften beim nächsten Amtsbesuch und den Nachbarn zeigen ... und nicht einen dämlichen Steuerbescheid mit den Quittungen von der Apotheke. Ein Steuerfähnchen fürs Fahrrad oder eine jährliche Tätowierung der Steuerlast auf den Handrücken.
Bei den Arbeitern sind die Extremisten wie in der Politik verpöhnt. Wer mal einen 80-Stunden-Vertrag möchte, wirds schwer haben, und auch wir Urlauber sind nicht gern gesehen. Arbeitsplatzblockierer und Dauerurlauber, das sind Begriffe, die meine Neider mir gegenüber in einem eizigen Satz verwenden.

Nun gut, ich hab mich jetzt für Letzteres entschieden. Ein Leben im Urlaub, ohne Steuern zu zahlen. Ist irgendwie gemütlicher, so lange man den Selbstzweck im schlichten Dasein sehen kann. Für jemanden, der weder arbeitet, noch arbeitssuchend gemeldet ist, gibt es keinen richtigen Begriff im Deutschen. Denn ein Leben ohne (Lohn-)arbeit ist für Nicht-Firmenchefs hier nicht vorgesehen, und auch keinem begreiflich zu machen.

Rein spasseshalber hab ich mich aber nun mal arbeitssuchend gemeldet und gleich mal die 21 Kalendertage Urlaub, die einem während der Arbeitslosigkeit zustehen, beantragt. Wie seit Monaten - natürlich rein unverbindlich - mit dem Service-Center besprochen, bin ich dann mit meinem Plan am ersten Tag meines krankheitsbedingten Ausscheidens aus der Lohnarbeit im Amt erschienen: erst Resturlaub, während dem mir keine Leistungen zustehen, und anschließend 21 Tage. Ganz so wie unverbindlich besprochen. Aber Service-Center ist eben nicht Arbeitsamt, oder heissen die jetzt Arge. Wen interessierts auch wirklich?

Unverbindlich heisst eben nichtssagend. Und um so mehr Sachbearbeiter haben dann mit Worten wie "Das steht alles in dieser Broschüre!" und "Hat der überhaupt schon mal was an uns eingezahlt?" auf mich eingeprügelt. Dass ich mich eigentlich nur kundig machen möchte und sie es doch bitte nicht persönlich nehmen sollten, schien in der allgemeinen Aufregung nicht durchzudringen. Erst auf die Aufforderung, mir die Auskünfte gegenzuzeichnen, auf dass ich sie prüfen lassen könnte, wurde dann doch ein wenig Gehirnmasse aus der Leistungsabteilung hinzugerufen.

Zum einen steht es nämlich nicht einfach in dieser Broschüre, sondern im Sozialgesetzbuch (ich habe Jahrzehnte in dieser Branche gearbeitet), und zweitens habe bisher eigentlich nur ich an "sie" gezahlt, aber von "ihnen" noch nie etwas erhalten. Dennoch scheint die verblüffende Gesetzeslage vorzuliegen, dass ich während meines Resturlaubs dem Arbeitsamt (bleiben wir bei diesem Begriff) dem Amt zur Verfügung zu stehen habe, ohne Anspruch auf Leistungen. Also arbeiten ohne Lohn - würde ich das mal sagen. Deshalb heisst es ja auch Arbeitsamt. Im Umkehrschluss würde das allerdings heissen, dass mir während der ganzen Jahre davor eigentlich das Arbeitsamt zur Verfügung stehen hätte müssen, ohne dafür Arbeitslosengeld abzudrücken. Ein seltsames Land und ein absurder Gedanke zu glauben, dass ich eingezahlt hätte, um nun die Leistungen des Arbeitsamtes in Anspruch zu nehmen.

Liebe Sachbearbeiter und Sachbearbeiterinnen, liebe Frontschweine der Arbeitsabwehr, für wen arbeitet ihr denn? Wer soll denn all das Geld bekommen, dass ihr mit solchen Methoden am letzten Arbeiter vorbeimauert? Wer sich da nicht schnell genug die Gehirnzellen abtötet, der verliert spätestens hier das letzte Fünkchen Respekt vor diesem Schbackenland. Wieviel Anstand kann da wohl noch übrigbleiben?

Mir soll's egal sein, ich nenn mich jetzt Privatiers und schau mal bei Stubenzweig vorbei auf ein Gläschen Bordeaux, um gemeisam den Tränen hinterherzuweinen, die dieses Land der Arbeitslager nicht verdient hat.
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Jenseits von Gut und Boese - die Umwelt der Touristenburgen Teil 1
Spätestens wenn der Orion den Saum der Dachziegel streift, wird auch dieser Text sein Ende finden, wird die Dünung der Worte verebben ... hofft mein gequälter Körper.
Wer das Tal der Könige, Valle Gran Rey auf Gomera, zu deutsch kurz Walle, besucht, sollte sich vorbereiten auf die Gräber lebendiger Toter. Wer hier den Frieden sucht, wird den Arehucas, den Rum der Kanaren, finden, sonst findet sein Herz den Tod.

Trommler und Gaukler am Strand? Ich lach mich tod. Um 5 vor zwölf schliesst hier die letzte Kneipe und verklingt der dumpfe Beat der Techno-Schalmei. Von Drumbeats keine Spur - ich muss schon sagen: zum Glück ist diese einzige Ausdrucksform der ansässigen Schbacken-Hippies endlich auf den Sonnenuntergang begrenzt worden. Vom Flair einer freiheitlichen Gesinnung der Langhaarigen kann man hier nur Träumen, denn träumen lässt sich bei diesen Sperrzeiten genug. Freiheitlich wird es erst, wenn alle im Bett sind.

Ich rauf mir die letzten Dreadlocks meines nicht üppigen Haares (Iro ist bei mit meiner Glatze leider nicht mehr möglich) und reiss mit das letzte Haar schon vor jeglicher Geisterstunde vom Kopf. Das letzte Gespräch wird ein Selbstgespräch.
Naja, sag ich mir, gib wenigstens den Geister eine Chance - im Tal der lebendigen Toten. Doch dann - ich halluziniere - doch, doch, ein Zicklein vom fernen Berge ... zwar kein Mensch, aber doch ein Säugetier ... es mäht. Ich versteh zwar kein Wort, aber es klingt wie ein Kratzen der Hufe in Gummistiefeln oder "Treib's nicht zu hart, du mein Hirte." Egal, ich bin mit dir, du Säugetier. Jeder Laut wird ein Freund - im Valle Gran Rey, nach Mitternacht. Frösche und Grillen bleiben die Alleinunterhalter der Nacht, die Alliierten meiner verbliebenen Sinnesreize. Rein vom Charakter muss ich wohl ein Insekt sein.
Und die Milchstrasse gibt mir Hoffnung, ich bin nicht allein, vielleicht sind all diese Lichter die Straßenbeleuchtung der Fluchtwege aus diesem Dasein.
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Denn nicht weit talaufwärts, in El Guro, da lebt die Verdammnis. Huschende Geistgestalten in Batik, mit Klangschalen bewaffnete Geishas und geräuschlose hauchende Achims, die sich weigern mich zu sehen - wo ich in meinen Neon-Sportklamotten aus der Kleiderkammer eigentlich ins Auge steche. Zumindest die Hummeln auf Blütensuche reagieren auf mich. Verbittert und verbiestert, die Liebe der Hippies - nicht für mich. Doch wie man so schön sagt: ohne das Böse könnten diese Menschen nicht gut sein.

Der Hippies? Ich muss mich verschrieben haben. Der Hippos! Den aggressivsten Tieren dieses Planeten. Happy Hippos eben, Menschen, denen es erst besser geht, wenn es anderen schlechter geht, ein Höhlenvolk, das sich am Leid anderer hochzuziehen vermag. Glück ist eben relativ.

Aussteiger-Schbacken, die aus den Grübelfalten ihrer siechenden Jugend noch ein verschmitztes Lächeln zaubern bei der Frage nach einem Nachtlager. Vom Tod scheinbar schon stark befallen wispert die waise Ingrid: "Was soll ich da sagen?" Ein einfaches "Leck mich am Arsch!" würde mir in aller Freundlichkeit schon genügen, doch selbst das ist zuviel erwartet.
Hier wäre selbst Jesus am Kindstod gestorben. Tagelang im Dreck der Gefühle sollte man sich wälzen, um wenigstens als Häuflein Schmutz ein Ecklein zu finden. Mein Tip: Vergiss es oder besser, brenn die Hütten ab, dann findet sich zumindest in der Asche ein wärmeres Plätzchen, als in den Herzen dieser Menschen, und morgens bist du der Phönix. Gott lob mir mein Leihauto nach Hermigua in die Kneipe "El Piloto" mit einem Kapitän als Besitzer, der weitere Fähren am Felsen auflaufen lassen könnte.
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Mittwoch, 1. Februar 2012
Wegezoll in der Schbackenklasse
... oder sollte ich sagen: die Tui-kaste unter den Landeklatschern, jene Lidl- und Aldiurlauber, die leider nicht mit dem Kreuzfahrtschiff vor der Insel Giglio untergegangen sind. Dieser Kapitän hat getan, was er tun musste. Ich hab sie nun mal selbst getroffen und sie mein Gemüt aufs Tiefste; mein Teneriffa Primer.
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Nur aus der der Mittelreihe tönt ein leises Stimmchen durch das Landegeklatsche: "Der Kapitän kann uns doch garnicht hören." So ist es und so ist es auch gut, sonst würde auch er uns im Mariannengraben landen lassen.

Ganz im Vergleich zum Linienflieger hat das Niedervolk einen Drang zur Bewegung, der ihre motorischen Kapazitaeten weit ueberschreitet. Alle Minute ne fette, ondulierte Oma am Knie. Wer da nicht an Tiertransporte denkt, an Schafe nach Teneriffe fliegen, an Wegezoll im Mittelgang, der hat das noch nicht erlebt.

Ein Kleinbuergertum, das Erster sein muss beim Gerangel um die bereits vorreservierten Fensterplätze, das glaubt, daß beim Boarden Medallien zu gewinnen, um dann, ganz so wie man sie auch zuhause kennt, den Gang zu blockieren, ohne auf die Idee zu kommen, daß auch sie selbst nicht losfliegen, solange nicht alle sitzen.
Wo ich noch ein wenig Einsicht habe, ist das Herausstürzen aus dem noch rollendem Flugzeug, weil es am luggage claim eben so gemütlich ist, wenn man meditativ auf das leere, stehende Band glotzt.

Ab hier nun trennen sich unsere Wege zwangsläufig. Ich in die Freiheit und sie in die Touristenburg, die so heißt, weil sie von hohen Mauern umgeben ist, daß sich das menschliche Gewölle von Pauschaltourismus nicht sintflutartig über das ganze Land verteilt. Für mich ist das der Inbegriff von sanftem Tourismus. Gut ist das auch für das zuhausegebliebene Resthirn, endlich mal nicht erdrückt zu werden von all diesem Fett und Fleisch, das zur Urlaubszeit sozusagen vorübergehend abgesauft wird.

Maximal sieht man das Elend dann noch einmal an einem der vielen scenic points, wenn sie für Sekunden aus ihrem Reisebus quellen, um anschließend wieder in die sichere Burg zurückzukehren. Zum Sonnenuntergang ist die Insel dann wieder ganz allein mein, schbackenfrei.
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