Montag, 19. November 2012
Friedensnobelpreis für die EU
- ein Versuch die brennende Lunte auszusprengen -

Mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an Henry Kissinger hat sich das norwegische Komitee bereits ad absurdum geführt. Sein vietnamesischer Gegenspieler Le Duc Tho hatte wenigstens den Anstand den Preis abzulehnen, in Anbetracht dessen, daß sich der Konflikt - insbesondere im Interesse Kissingers - noch um zwei weitere blutige Jahre hinzog. Die Verleihung an Al Gore für den schlechtesten Powerpoint-Vortrag des Jahrhunderts hat zu seiner endgültigen Aufweichung geführt. Wir erinnern uns an den Filmaussschnitt als der liebe Al aus dem Guckloch seines Privatjets blickend über die Klimaerwärmung siniert. Barack Obama, mit zwei Kriegen am Buckel, die sich nun in die zweite Amtszeit schleppen und der von ihm betriebenen Ausweitung der Drohnenangriffe, hat ihn sich mit den Worten "Yes we can" und "Change" denn mit Taten "erkämpft".
Daß es auch ohne Preisvergabe geht zeigen die Jahre 1938-1943. Warum er nicht ein einziges mal an einen Russen ging, die dieses Jahr eigentlich als Favoriten galten? Vermutlich weil es sich beim Friedensnobelpreis um ein Instrument von Appeasement-Politik handelt, eine Auszeichnung, die Kriegstreiber dazu bringen soll, ihr tödliches Spiel einzustellen, ein Preis für Menschen, die vom Konflikt leben, ein Pausenbrot für jene, die vom Blut anderer und den Provisionen aus dem Waffenhandel leben. Eine sprachliche Stringenz für einen Friedenspreis, der das Wort "nobel" mit Dynamit untermauert. Warum nicht mal Putin?

Der Deutschlandfunk spricht von norwegischem Humor in seinem Beitrag zur diesjährigen Preisverleihung an die EU.

Denn warum gerade jetzt, wo die EU zu beweisen versucht, daß man Staatsschulden dadurch reduziert, indem man bei der Bevölkerung noch schneller spart, als es der Staat ausgeben kann? Und weil dadurch nicht mehr viel in die Kasse kommt, begleitet man diesen Prozeß mit der Aushöhlung des Arbeitsrechts, mit der Anhebung der Rohstoffpreise und sonstigen Wertschöpfungsmechanismen. Ein wertvoller Humus zur Ausbreitung von Zwist und Unfrieden, dem Vater von Extremen wie dem Faschismus. Diese Disziplin, die sich zeitverzögert ins komplette Aus hebelt, nennt sich wirtschaftspolitischer Weitsprung ohne Sandkasten. Früher wurde es als Eu(=gut)phemismus(=reden) bezeichnet, heute nennt sich dieses Werk Austerität.

Erst die Rentenfonds und die Kapitalerträge deutscher Banken mit hochverzinslichen, weil an Bonität mangelnden südeuropäischen Staatsanleihen aufzupumpen, um sie anschließend durch Staatsguthaben gestütze Rettungsschirme vor der Pleite zu bewahren, das spricht nicht für den Willen einer Staatsverschuldung entgegenzuwirken. Daß sich diese europäische, auf Staatsverschuldung gewachsene Gerontokratie, die der Generationengerechtigkeit das letzte Lichtlein ausgeblasen hat, nun auch noch den Friedensnobelpreis einverleibt, mag ein Symbol dafür sein, wie weit wir es friedlich in den Abgrund hinein geschafft haben.

Die Hintergründe auf solch hoher politischer Ebene bleiben uns zumeist verborgen. So muß ich raten, wie es zu dieser Preisverleihung kam. Vermutlich konnte Herr Barroso noch in letzter Sekunde einen Einmarsch deutscher und französischer Kreditinstitute und anderer Großanleger in Griechenland verhindern, und man konnte sich darauf einigen, ein paar Leute von Goldman&Sachs aufs Schlachtfeld zu schicken. Dann hätten wir ihn eigentlich aber auch an Goldman&Sachs, oder wie Voltairenet vorschlägt, an die Schweiz verleihen können.
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