Montag, 24. September 2012
Sehr geehrter Herr Phom,
wie Ihnen sicherlich bekannt ist, hätten wir ohne den monotheistischen Block keine Moral und keinen Frieden. Es gäbe keinen Gott, der Herrn Bush eingeflüstert hätte, daß sich die Stabilität des Irak nicht ohne eine militärische Invasion erreichen ließe. Ohne DEN Glauben befänden wir uns bekanntlich in einem Zustand einer atheistischen Anarchie, einer blutigen Führungslosigkeit, wo jeder täte, was er wollte, weil er die Hölle nicht fürchten muß.
Wie zum Beweis durch die aus den Höhlen in der Wüste geborgenen Schriftrollen nochmals untermauert, haben wir zumindest die über Jahrhunderte vervielfältigten Abschriften der Apostel, die uns nicht nur jene zehn Gebote überliefern, auf die wir selbst nie gekommen wären. Wir dürfen von Glück sprechen, daß uns Kirchenführer und Propheten diesbezüglich auch immer wieder auf den neuesten Stand bringen.

Das Problem ist, daß (und ich bitte Sie dies nicht weiter zu veröffentlichen) unser monotheistisches Gebilde ein wenig ins Wanken geriet im letzten Jahrhundert. Es wurden im Nachhinein betrachtet Fehler gemacht auf unserem Kreuzzug der Liebe. Ich möchte allerdings behaupten, daß es die infame Häresie der Katharer und anderer Unruhestifter war, die Inquisitoren wie Heinrich Kramer, Bernard Gui und den verehrten Tomas de Torquemeda aktiv werden ließen. Ich spüre es in meinem Herzen, daß es durchwegs der gute Glaube war, und vielleicht eine etwas übertriebene Ehrenrührigkeit, der während des ersten Kreuzzug unter der Führung des Grafen Emicho am 27.Mai 1096 in Mainz das Judenviertel ausradieren ließ.
Und zugegebenermaßen ist es nicht lange her, daß Leichenberge und die Verurteilung zum Kriegsverbrecher die Liebe und Wärme der kroatischen Franziskaner unter der Leitung des selig gesprochenen Märtyrers Kardinal Stepinac verdeckten.

Sehen Sie, Herr Phom, man kann die Toten ja nicht wieder aufwecken. Es ist die Reue, die zählt. Bei dem ein oder anderem reicht da auch schon eine einfache Beichte, um so Ungeschicklichkeiten wieder ins Lot zu bringen. Die Gnade ist eines der höchsten Prinzipien der Güte unseres Herren - nicht nur für die Sünder. Im Verzeihen kann auch das Opfer seine Ehre wieder rekonstituieren.

Ich selbst bin kein Freund des Islam, wo sich doch deutlich im Rahmen besagtem Videos zeigt, zu welchem Haß dieser Ableger fähig ist. Kein Wunder, daß sich ein Feuer in der Hitze der Wüste viel leichter entfachen läßt. ABER - und hier widerspreche ich Ihnen mit einem drohendem Deut auf unsere oben genannten Ausrutscher - wenn wir nun anfangen, die Meinungsfreiheit, die wir alle so schätzen, dahingehend ausufern zu lassen, daß man nun auch die unantastbaren Fundamente des einzigen Glaubens verhöhnen und verspotten darf - und seien sie noch so abwegig wie die Worte eines Wüstenpredigers - wird es nicht lange dauern, daß entsprechende Schmähungen auch unsere geliebte Götterfamilie (auch damals interessanterweise schon Kleinfamilie) bald treffen könnten.

Wollen Sie wirklich in die Fußstapfen der Häretiker und Gottlosen steigen, die, wie oben erwähnt, auch damals schon ein Schlachtfest über Europa und seine Kolonien brachten? Kehren Sie doch bitte erst einmal vor der eigenen Tür, ehe sie sich wie ein Aasgeier über ein so sensibles Thema stürzen wie den von einer Brut gottloser Unmenschen geschürten angeblichen Zwist der Religionen.

Wenn Sie die Blasphemie wieder hoffähig machen wollen, können wir uns gleich auch noch dem Thema der Holocaustleugnung widmen ;(
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Die Sinnlosflut oder nach mir die Austerität
Athen, Sommer 2013, Syntagma-Platz. Der übliche Auflauf nur steckt diesmal was Anderes dahinter, namentlich die magischen 300 Spartaner. Die Zeiten sind bereits dunkel. Warum also nicht auch noch den Himmel mit Pfeilen verdunkeln. Merkt doch eh keiner mehr, wenn die Lichter schon aus sind. Hinter der üblichen Phalanx an Vermummten stehen diesmal 300 Bogenschützen auf der Seite der Demonstranten.
Es dauert nicht lange bis sich die staatlichen Einsatzkräfte in Schildkrötenformation zurückziehen, die Hasen gestrichen voll.

Syntagma Square - so sieht er also aus der Platz der Verfassung. In einer schlechten Verfassung, wenn man so will. Aber was heißt das schon? Da habt ihr euer Öl: eure Steine, eure Erde, eure Zukunft, in Flammen, in Schutt und in Asche. Wer wird sie denn bauen, eure Maschinen, wenn ihr eure arbeitende Bevölkerung hinschlachtet. Wer wird ihn denn halten, den europäischen Rettungschirm, wenn ihr unsere Hände brecht?
Was denkt ihr euch denn, was passiert, wenn man die Bevölkerung auf die Straße treibt, wenn man jedes Prozent Jugendarbeitslosigkeit feiert als wären es Aktien. Wollt ihr den totalen Krieg? Und wer seid ihr? Sind wir nicht alle glücklich, wenn die Gewalt endlich Oberhand gewinnt? Wenn wir endlich unsere unglücklichen Schwänze in den Rauch und die Flammen werfen können. Wenn uns einer abgeht, weil der andere blutet oder brennt. Wenn wir endlich die Action auf jener Straße finden, die uns vorher nur leer und hoffnungslos erschien.

Hofft ihr, daß sich auf unserer Seite auch ein Haufen Scheiße und Gewalt angesammelt hat? Richtig gehofft. Das wird ein Gemetzel, das nur der gewinnt, der es im eigenen Interesse angefacht haben wird. Jene, die nur ein Ei in der Hose tragen, jene, die ihre Erektion nur noch mit Lack und Leder, mit Sado und Maso erreichen. Gewinnen wird nur die Perversion.
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