Freitag, 13. Juli 2012
Der Tod ist eine Endung - Kapitel 1 Absatz 4
Wir verlassen Rom, Vincenzo am Steuer eines 'firmeneigenen' Fiat Fiorino mit norditaliensichem Kennzeichen. Ein braves Auto und wir ebenso brave Restauratoren einer unseligen Ordnung mit staubigen Werkzeugkoffern im Gepäck. Unser Rombesuch also nur eines jener Ablenkungsmanöver, die den Großteil unserer Arbeit bestimmen.
"Raus aus Afrika," scherzt Vincenzo. "Du darfst dich schon mal magentechnisch auf die geschmacklose Polenta der Padanier einstellen und fettiges Gulasch." Das kann nur Ostalpen bedeuten. Unter vier Augen müssen wir den formellen Rahmen nicht mehr aufrechterhalten. Wir kennen uns nun schon seit Jahrzehnten, sollten das aber niemals an die große Glocke hängen. Um eine möglichst geringe Datenmenge zu hinterlassen, bewegen wir uns auf den kurvigen Nebenstraßen des Appenin. Zwei Handwerker auf dem Weg nachhause, erschöpft und entspannt zugleich.

"Die Methoden sind nicht deckungsgleich und doch erinnert mich der Anschlag auf den Castor, sowie die Minen auf den Ringstraßen mehrerer deutscher Großstädte an die Strategie der Spannung der 70er Jahre. Nur eben diesmal in entgegengesetzter Richtung. Würde mich ja nicht wundern, wenn es die Atomkraftgegner selbst wären, die ihre demonstrierenden Kollegen weggenukt haben. Eine todsichere Mobilisierung der Wutbürger." Er lächelt mich an. "Hoffentlich steigert das nicht auch noch ihre Zeugungswilligkeit wie bei den Palästinensern."

Unsere Unterhaltung kreist um Überbevölkerung und die transhumanen Depopulatoren, jener befremdlichen Mischung eugenischer Menschenfresser, wo sich Piraten und Posthumanisten wie Bill Gates treffen, um die Menschheit durch grüne Revolutionen und Impfungen in die Nähe von Null zu reduzieren. Kein Wunder, daß auch Massenmörder wie Henry Kissinger an dieser Tafel einfinden.
Ich hatte die Mathusianische Katasrophe erstmals als Prüfungsfrage während meines Studiums kennengelernt, wobei mir damals mehr vor der malthusianischen Idee als vor der Katastrophe schauderte. Erst in späteren Jahren hörte ich von jenem Glas Milch voller Bakterien, deren Anzahl sich jede Minute verdoppelt. Selbst eine Minute, bevor die sprunghaft wachsende Anzahl von Bakterien ihre eigene Nahrungsgrundlage verdrängt haben wird, wird es heißen, daß doch das halbe Glas noch leer sei.

Uns beiden ist klar, daß es sich hierbei um die gleichen Ideen und das gleiche Gedankengut handelt, die Menschen oder Unmenschen wie mir und Vincenzo eine Art Arbeitsplatzsicherheit bieten, um die Bevölkerung durch Manipulation, Angst und Terror wie eine Schafherde dahin zu treiben, daß sie diese Ideen fressen, daß wir, die Schöpfer der sozialen Konfliktherde und Kriege, aber immer im Auge behalten sollten, daß es mit dem Depopulationsgedanken auch uns selbst treffen könnte. Und so krank wie das scheinen mag, macht es uns ausreichend Appetit, um uns, nun schon nördlich des Po, die Mägen mit den genfreien Köstlichkeiten dieser Region vollzuschlagen, begleitet von altem Wein in alten Flaschen - solange das noch möglich ist.


... when the baseline runs down your spine. Angel wings from above ...

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