Mittwoch, 13. Juli 2011
Schwarze Kassen und schwarze Klassen
Reden wir doch mal über unsere eigenen schwarzen Kassen. Vorab von den Kaffeetassen finanziert aus den Kaffeekassen, den legalen und den illegalen. Oder kennen Sie: Alle zahlen rein, aber der Chef gibts aus; füttert seine Günstlingswirtschaft. Nehmen wir den steuerwerten Vorteil. Das Gratis-Essen als Koch, das Getränk des Kellners. Das unversteuerte Trinkgeld. Das ist alles noch Erdgeschoß ... da wo jeder reinschauen kann.

Aber gehen wir doch mal in den Keller, dahin wo es dunkel wird in den Kassen. Das Abstempeln für Kollegen, Abrechnen auf andere Kollegen, die Veruntreuung! ... ein schlechtes, ungutes Wort. Ein unbehändes Wort, weil es schon im Ansatz abschreckt. Veruntreuung? Ich doch nicht! Ein Wort bei dem man sich augenblichlich abwendet und ihm nicht die Aufmerksamkeit gewährt, die ihm gebührt (gebührt: ein sehr schönes Wort für diesen Augenblick).

Der Becher Kupfergeld und der Pfandklau als Einzeltat, ausgefeilte Tabellensysteme von Teamgemeinschaften, die das Optimale rausholen, und sich keiner wundert, daß seit Jahren keine Krankheitsschicht unbesetzt war, als Großtat des Kleinverdieners.

Inzwischen hat es der Dümmste verstanden, wie im großen Stil abgesahnt wird, daß Korruption im Ausland für deutsche Firmen bis vor zehn Jahren noch steuerlich absetzbar war. Ich nenne es Abkasse, wo Absahnen unter Fixkosten läuft.
Vielleicht ist es nur meine Wahrnehmung, daß es nun doch einige Reiche auch erwischt hat. Ob die wohl alle von den zwei drei CDs kamen? Nicht mal DVDs.

Aber prinzipiell wird es einem eher bei der Kleinkriminalität schwer oder zumindest madig gemacht. Die rein rechnerisch dümmste Bereicherung ist Schachtel Kippen an der Kasse. Gelder abzweigen bleibt dem Nachsteuer-Bürger zumeist vorenthalten. Besser fährt, wer den Banken und dem Staat sein Säcklein nicht zeigt, sondern Ebiges wo anders investiert. Schlechter fährt, wer sich dem Kredit verschrieben. Meine Bank ist trotz bester technischer Ausrüstung nicht in der Lage, mir meinen Dispokredit auf Null zu setzen. Ich sag mal, nicht Mannens genug. Wer da kein mulmiges Gefühl bekommt, hat schon verloren.

War das nicht schon bei Opel so, daß er den gerade noch selbst produzierten und doch schon gammligen Cheeseburger auch noch selber in seiner kurzen Ruhephase konsumiert und dafür den steuerlichen Vorteil an den abführt, der ihn bei der nächsten Maidemo mit Tränengas füttert.

Zurück also zu dem Geld, das keiner hat, und das trotzdem überall unter uns schwelt und glimmt. Das Geld, das jeden Tag mehr wird und nicht weniger. Das Geld, das viele jeden Tag weniger nicht haben. Das Geld, das so gefragt ist, weil es nie da ist und dann doch immer mehr wird. Was machen die in Vaduz nur damit, mit all dem Geld, in so einem kleinen Tal? Ich kapiers nicht.
Denn in den kleinen schwarzen Kassen finden Sie heute Schuldscheine und Verschreibungen, heute kann man schon froh sein, wenn man in der Umkleide nicht vom eigenen Kollegen beraubt wird, daß er Spielsachen für Weihnachten besorgen kann. Hungertuch?! Welches Tuch?

Wir sind hier nicht bei Ali Baba und den 90 Millionen Räubern, sondern es sind wirklich nur vierzig geblieben. Das Fußvolk der Räuberbande sieht Geld heute nur noch aus Schlitzen kommen und gehen. Auch das ist eigentlich bereits Nostalgie. Künftig wird es auch nicht mehr aus Taschen gezogen. Es wird vierzig Scanner geben, die es von der Karte buchen. Selbst die Geldeinheit wird metaphysisch werden. Sie werden ihr Konto in Farben sehen. In der Probephase vorerst noch skaliert in GrünGelbRot und vermutlich, so wie ich Schlandland kenne, auch Schwarz.

Ich sage es nochmals, Lohnarbeit delendam esse, und gleich danach die Arbeitsteilung. Keine Jeans mehr mit Taschen, aus denen es zu ziehen gäbe, was es nicht geben darf. Hände aus den Taschen und Kassen! Sonst wird hier gleich europäisches Elitegehaben mit klassisch europäischem Elitegehaben beantwortet, sonst siehts hier gleich aus wie bei Prinz Leopold II. im Kongobecken und es hagelt Arme.
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