Donnerstag, 7. März 2013
... PUH . . .

innenpolitische Gedanken auf Tioman

ich vormittags nur Fruehstueck erledigen. spaeter wie Schwemmgut im Wasser treiben und mit Schildkroete und Riffhai schwimmen.
endlich an Land ruhen vor dem Grossausflug zum Fruechteshake. auf dem Weg um Bindenwaran herummarschiert. anschliessendes Ruhen. Wie soll ich es morgen nur an den Steg schaffen, um die Faehre zu erwischen?

Diese Frage umgreift das heutige Tagesgeschehen. Da ist wenig Platz fuer Politik und anderen Unsinn.

muss nun wieder ruhen gehen ...
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Mittwoch, 6. März 2013
Die Entdecker des lonley planet

I love JB Rotlichtviertel

... and it loves me. Die chinesische Hotelmama hat mich ganz tief in ihr Herz geschlossen. Ich sie auch, mit ihrem mit weisser Paste beschmiertem Gesicht. Der Tag wird noch kommen, dass ich dieses Schoenheitsideal verinnerlichen kann. Bisher komm ich mir eher wie in der chinesischen Oper vor.

Nach Borneo nun endlich wieder Festland unter den Fuessen hat es mich also nach Johor Bahru verschlagen, der armen Schwester Singapores. Die allerdings kommt hier nur allzu gerne mal rueber, weil es hier eben alles gibt was in Singapore verboten ist.
Man kann mit den Zigaretten auf offener Strasse nur so um sich schmeissen und die, aus meiner Sicht etwas quallenartig wirkenden, Dirnen, stehen nicht so verloren hinter irgendwelchen Ecken wie im Chinaviertel im prueden Singapore.

Hier lebt man seinen Rausch ganz offen aus. Zumindest hier im Viertel meiner Wahl. Nach den logistisch minderbemittelten Dschungelhuetten und den muslimischen-malayischen Staedten, ist es, als waere ich in den Himmel gekommen - den Himmel der Laster.

Im Hotelzimmer steht selbstverstaendlich ein Aschenbecher - Smokers Heaven. Und wennglich ich mich wenn moeglich um irgendwelche Schleichwerbung herumwinde, moechte ich das Gateway Hotel in JB ausdruecklich als Ausgangspunkt jeder Malaysiareise empfehlen. Warum in Singapore wohnen, wenn es gleich eine Bruecke weiter alles gibt, was das Herz begehrt. Rundum besiedelt von kleinen malayischen Strassenstaenden und indischen Schnapslaeden. Einmal um die Ecke fallen und man hat 24 Stunden Internetzugang (fuer Wifi-lose Antiquitaeten wie mich) oder kann sich bei Call of Duty den Frust von der Seele ballern. Wenn dann noch abends um 11 die Fussmasseure mit ihren magischen Oelchen wie Ratten aus den Loechern kriechen, muss man sich ernsthaft fragen, warum JB in keinem Reisefuehrer eine lobende Erwaehung findet.

Traveller wollen eben lieber unter sich sein und meiden diesen intensiven Kontakt mit den Einheimischen. Mir ist das mehr als recht. Sollen sie doch hinfahren, wo ihnen Eingeborenen-Shows geboten werden und man lernt, dass man hier erst heiraten kann, wenn man genuegend Wasserbueffel zusammen hat.

Warum sich niemand die Frage stellt, wo denn nu diese Wasserbueffel in Kuala Lumpur ueberall versteckt werden, erklaert sich aus der Borniertheit heraus mit der der Backpacker um die Welt jagt um als Letzter noch die scheinbar noch unberuehrte Welt zu entdecken.

Schrecklich genug, dass ich all die Schbackennasen dann zuhause wieder um mich habe.
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Montag, 4. März 2013
Meine letzten Tage im suedchinesischen Meer

Der sinologische Kontrapunkt unseres (Un-)Gewissens


Mein Herz erwaermt sich mehr und mehr fuer die insbesonder hier in Kota Kinabalu doch sehr massive chinesische Uebermacht. Das chinesische Neuhahr ist ja nun vorbei.
Vielleicht ruehrt meine herzliche Enteisung daher, dass es nun nicht mehr soviele sind und man nicht den ganzen Tag versucht, sich sinnloserweise mit Ihnen im Anstellen zu messen und um die Poolposition zu kaempfen. Ueber die Wochen habe ich auch gelernt, Ihre Gangart besser abzuschaetzen, so dass ich mich nun viel effektiver unter ihnen zu bewegen weiss, und ab und zu auch mal das Ueberholmanoever gelingt. Selbst auf die ein oder andere ausschlagende Handbewegung, die scheinbar stets mit einem ihrer raetselhaften Witzchen einhergeht, reagiere ich nicht mehr in refelxartiger Panik, sondern nehme es gelassen als ein Kulturmerkmal unter vielen. Daraufhin lasse ich mein unter Muehen erlerntes "Kenga" (=well done) fallen und alle sind gluecklich. Ich verstehe ja selbst bei den eigenen Landsleuten oft nicht, was sie zu diesem seltsamen Kichern und Glucksen bewegt - geschweige denn, wie man diese lacke Bruehe namens Guiness trinken kann. Warum also nicht gruenen Tee zum Abendessen.

Bei dieser Gelegenheit musste ich auch erschreckt feststellen, dass es offensichtlich eine rein westliche Lebensart ist, ein Stueck gebratenes Tier in grossen Stuecken serviert zu bekommen. Alle anderen Volksgruppen schneiden es vor dem Anrichten in kleine Stuecke. Die Italiener duerften hier mit ihrem Fiorentiner den Spitzenrang einnehmen, gefolgt von den Amerikanern mit ihren Steaks. Das ellenlange panierte vom Lieferservice gleich nebenan moechte ich mal lieber nicht in die Rubrik "Essen" werfen, womit wir schon bei der aussergewoehnlichen chinesischen Kueche angekommen waeren und ihrer ebenso aussergewoehnlichen Eigenschaft, alles in Bildern darzustellen - wenngleich dies einem in vielen Faellen auch nicht besonders weiterhilft.
Eine freundliche Eigenschaft also, die man den Chinesen im Allgemeinen zu Unrecht abspricht. Und im gleichen Atemzug wird dann von uns Ex-Kolonialisten noch hinterhergeschoben, dass man ihre agressiv-expandistische Wirtschaftspolitik verdammen muesse, die jegliche Art von Menschrecht mit Fuessen trete.

Ich kann mich noch gut an die 70er Jahre erinnern, als man von der gelben Gefahr sprach, wobei niemand deutlich zu machen wusste, in welcher Weise diese zu Tage treten koennte. Dann hiess es, dass die armen Teufel alle hinter einer Grossen Mauer ohne Tor gefangen waeren. Nu, wo sich die armen gelben Teufel auf den Weg machen, ist es auch wieder nicht recht. Und das aus dem Munde derer, die seit 2000 Jahren den Planeten pluendern, als waere jeder Tag der letzte, und nur zu gerne mal auch ohne wirtschaftliche Notwendigkeit ganze Voelker hinschlachten.

Man vergisst bei allem Gejammer über die gelbe Gefahr, daß diese versucht auf der Weltbuehne mitzuspielen, ganz ohne nachdrueckliche Waffengewalt, wie wir das im Westen so gerne zelebrieren.

In Tibet haben sie ihre Samthandschuhe mit Sicherheit nicht mitgenommen, aber wer hat den bitte den amerikanischen Kontinent im Zuge eine erleichterten Neubesiedlung ausgerottet und Afrika in tiefste Armut gewirtschaftet?

Wir sind doch eigentlich nur sauer, weil wir Konkurrenz bekommen haben, die keine grossen Fleischbrocken zum Abendessen serviert, und uns nicht mehr unilateral das Stueck Kuchen zwischen unseren inzestioesen Koenigshaeusern aufteilen koennen. Waere ich Brite, faende ich das ausgesprochen unsportlich.
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Sonntag, 3. März 2013

Fuer Asien ist das Individuum keine Option

Die Autobahn hat zwar nur jeweils zwei Spuren, aber dem Tieflanddschungel wurde eine doppelt so breite Seitenstreifenbegruenung aus Orchideen abgekaempft. In Deutschland liesse man sich mit solch einem Begleitgruen die Steuern viel leichter aus der Tasche ziehen, wenngleich man bei unserem Tempolimit, das nur durch die Lichtgeschwindigkeit begrenzt ist, einzig bunte Streifen sehen wuerde.

Der auslaufende Monsun schuettet sich ueber das Land aus, als wolle er es vernichten. Endlich kommen die Spoiler der hiesigen Blechautos wie Proton und Produa zum sinnvollen Einsatz und pressen die fahrbaren Dosen auf den Asphalt, sofern das bei dem herrschendem Aquaplaning ueberhaupt noch moeglich ist. Rein wetter- und stautechnisch fuehle ich mich an den deutschen Herbst erinnert. Als dann noch die Ausfahrt 'Legoland' an uns vorbeizieht, bin ich kurz geneigt, dies auch zu glauben.

Legoland passt irgendwie ganz gut nach Malaysia, denn die Einheimischen verlieren, sobald sie das Auto verlassen, jede Individualitaet und bewegen sich als Gleicher und noch Gleicheren ganz wie die Legomaennchen - beide Arme schwingen steif wie die Pendel einer Aufziehuhr beim Gehen hin und her. Der Marsch ist hier fuer das Zivilleben geschaffen und hat, nicht wie bei uns, nicht militaerischen Charakter.

Auf den ersten Blick herrscht emsiges Treiben auf den Strassen und Maerkten.
Wie menschliche Insekten wuseln Koerper aller Coleur und Masse scheinbar rastlos zu unbekannten Zielen. Erst wenn man sich selbst in diesen Fleischquirl hineinstuerzt, spuert man, dass man sich eigentlich kaum vorwaertsbewegt.
Es ist ein Dribbeln und Schwanken, der sich mehr nach links und rechts als nach vorne bewegt, ein wiegender Schritt, der es einem unmoeglich macht, die sich im Schneckentempo bewegende Masse zu ueberholen.
Raumdeckung nennt sich das.
Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob es China im Weltfussball durch das Kopieren der italiensichen Defensivkicker an die Weltspitze schaffen wird.

Erst wenn der Koerper wieder die Autotuer hinter sich schiesst, gewinnt er an Individualitaet. Besser gesagt: nicht der eigene Koerper, sondern das durch diesen gesteuerte Fahrzeug. Das Auto bietet hier die einzig zulaessige soziale Individualisierung. In einem Land, wo man gerne Gummi gibt.
Nicht ohne Grund hat sich die Formel Eins in Malaysia, insbesondere mit dem Nachtrennen in Singapore, niedergelassen.
Und so fliegen sie wie Gluehwuermchen auf einer Modenschau durch die Nacht, die hinter den verdunkelten Scheiben verborgenen Gesichter, in ihren, mit von gruenen LEDs gespickten Alufelgen und blauer Unterbodenbeleuchtung Protons und Produas, die blechernen Orchideen der Nacht.
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Laerm heisst Leben, Ruhe heisst sterben

Reiseklassiker: Ruhig ist es nur unter der Erde

Dass in Italien der Fernseher den kompletten Tagesablauf in gehobener Lautstaerke begleitet, mag fuer den deutschen Individualisten zuweilen befremdlich erscheinen. In Asien dies nur eines der Fragmente. Der Begriff der Ruhestoerung hat im asiatischem Sprachraum keine Chance. Laerm ist Leben, weswegen es ja auch Totenstille heisst.

Und totenstill wurde es auch um jenen jungen Mann, dem gestern im Bus das Lichtlein ausging.
Hier stirbt man einfach mal schnell, so Gott es will. Und dann mutet es auch sehr westlich an, dass zwei Bleichhaeute versuchen, Wiederbelebungsmassnahmen einzuleiten.
Sei uns Unglaeubigen verziehen, dass wir den Willen der hoechsten Instanz nicht zu respektieren scheinen. Orang putis, Touris eben.
Am liebsten haetten sie in gleich an Ort und Stelle im Abwasserkanal vergraben, dass ihn der naechste Regenguss in die Hallen Manitous schwemmt.

Weiter gehts im SuperDeluxeBus, mit dem Horrorstreifen 'Saw VI' bei 180 Dezibel und runtergfrorenen 15 Grad - sowie einem freien Sitz mehr. Aus meiner Sicht haetten wir den Verstorbenen unter diesen Umstaenden auch gut noch an den Zielbahnhof mitnehmen koennen.

Wie schon in Afrika gilt auch hier: immer genuegend Klebeband zur Hand zu haben, um die Lueftungsschlitze und Lautsprecher schon zu Fahrtbeginn abkleben zu koennen.

Froh, endlich die Akkustikfolter auf Uncle Changs Inselresort auf Pulau Mabul bei Sipadan hinter mich gebracht zu haben, wo einen die Generatoren in und aus dem Schlaf, sowie durch den Tag singen. Ich koennte mir denken, dass so mancher Gast von einem Tauchgang absichtlich nicht mehr zurueckkehrt, sondern den Tod im Tiefenrausch dieser Hoelle vorzieht.
Ich jedenfalls freue mich, diese Nacht neben einer Karaoke-Bar verbringen zu duerfen, wo ich einige Lieder sogar mitsummen kann. Als ich versuche, meditativ auf meinen Herzschlag einzuwirken, dass er nur bei jedem zweiten Beat dieser dschungelfreien Zone mitschlaegt, schaffe ich es erst 6 Uhr morgens vom Sonntagsmarkt vor meinem Fenster geweckt zu werden.

Selbst im hiesigen Dschungel ist der Schallpegel keineswegs mit dem deutschen Wald zu vergleichen.
Wo bei uns Blaetter im Wind rascheln, brechen hier vor der vom Schrei des Hornvogels durchbrochenen Orchesterkulisse der Grillen Urwaldriesen zu Boden.
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Der Sultan von Sulu will mehr Rente



Treue Leser, die wissen das. Ich will hier keinen beleidigen oder durch Vermutungen ans Bein pinkeln, obwohl man in Bayern gerne sagt: 'Ein Hund is er schon.'

Doch nach dem Scharmuetzel von letztem Freitag in Lahad Datu, im Osten Borneos, muss man sich doch fragen, was hier gespielt wird. Die Menschen in Ost-Sabah, insbesondere die weniger gebildete Schicht hat Angst, dass eine Armee von Sulu-Kaempfern uebersetzen koennte, um Sabah zu erobern. Die Geschaefte in Semporna, rund zwei Stunden von Lahad Datu, waren, sehr zu meinem Missvergnuegen, schon mittags geschlossen.
Im letzten Artikel hatte ich den Koenig von Sulu erwaehnt. Das ist er natuerlich keineswegs. Er ist allenfalls Sultan und selbst das ist umstritten.
Ganz im Gegensatz zum Sultan von Brunei, mit einem 1800-Zimmer-Palast, besitzt der selbsternannte Sultan von Sulu, Jamalul Kiram III, ein bescheidenes zweistoeckiges Haeuschen in Maharlika und eine bekommt von Malaysia eine monatliche 'Rente' von gut 1000 Euro.
Seit Mitte Februar 2013 haben sich in seinem Doerfchen nun die Royal Security Forces of the Sultanate of Sulu and North Borneo mit gut 100 Kaempfern festgesetzt, um NordOstBorneo zurueckzuerobern. Vermutlich moechte er die staatliche Erdoelfirma Petronas gleich noch miteinsacken, womit er mit Cristina Fernandez de Kirchners Engagement in Argentinien gleichziehen koennte.

Nach Ablauf des Ultimatums von zwei Wochen wurden sie nun letzten Freitag von der malayischen Armee, oder war es nur Polizei, im sogenannten Lahad Datu Standoff niedergekaempft.
Im Grunde wirkt es wie eine Werbemassnahme, die durch vielen Strassensperren plakatiert wird. So entspannte Gesichter wie bei hiesigen Polizei und den Militaers wuerde man sich in Deutschland selbst bei dem kleinsten Taschendiebstahl nur wuenschen.

Um die Sache einfach zu halten, darf man von Glueck fuer die malaysische Regierung sprechen, dass sich die ernsthafteren Ungestalten wie
die auf den Phillipinen operierende Moro National Liberation Front, sowie die mit ihr verfeindete Abu Sayyaf Group nicht auch noch an den Straenden Borneos blicken liess.

Auffaellig ist der Zeitpunkt so kurz vor den Wahlen. Denn fuer den fremden Sultan ist es mit Sicherheit kein oeffentlichkeitswirksamer Gewinn. Historisch gesehen treten ausserparlamentarische Gewaltaktionen nur zu gerne kurz vor den Wahlen zu Tage ... stets mit dem Ergebnis, dass es die regierende Gewalt in eine neue Amtsperiode hievt. Daran wird nun auch die parlamentarische Oppostion, die, zum Ende der Regenzeit, selbstverstaendlich das Blaue vom Himmel verspricht, nicht viel aendern koennen. Und so wird Malaysia das gleiche Schicksaal ereilen, das auch Bayern seit ueber 50 Jahren stets die gleiche Partei beschert.
Oekonomisch ist das scheinbar ja auch nicht so verkehrt ;) Monopol kostet eben rein rechnerisch weniger.
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Dienstag, 26. Februar 2013

Die Koenigin von Sabah und der Koenig von Sulu


- keine Liebesgeschichte in 13 Jahren -

Ich stehe mit meinem franzoesischem 15Euro Merlot an der Kasse, weil sich der Bordeaux nicht einscannen laesst. Die Fingernaegel der Kassiererin sind so frisch lackiert, dass der Kassenbon daran haengenbleibt. Seltsam ist nur der Ort. Der Giant-Supermarkt in Semporna; wo wir nun auch endlich bei titelgebenden Ursprungsort der Themenreihe "Dschungelporn in Suedost" angekommen waeren.
Malaysia ist sicher nicht so fundamental muslimisch wie Indonesien. Im Gegenteil, hier herrscht vom seit 1957 getragenem multiethnischem Parteibuendnis Barisan Nasional gewissermassen ein gewisser Stolz, dass es eben auch friedlich zusammen geht. Hilfreich ist sicherlich auch das reichliche Oel der staatlichen Firma Petronas, das den Bewohnern nicht nur eine kostenlose Erziehung und Gesundheitsversorgung bietet. In Abstaenden wird auch an jeden eine fuer hiesige Verhaeltnisse stattliche Summe ausgezahlt, dass man am allgemeinen Wohlstand teilnehmen kann. Und Wohlstand heisst hier Samsung Galaxy3, dicke Pickups und die schon erwaehnten, bei der Jugend so beliebten, gespoilerten Produa-Autos, die mit der gewohnten asiatischen Lautstaerke die neuesten Schnulzen durch den Nachthimmeln wummern. Etwas befremdlich wirken die vielen Kopftuecher, die sich auf dem Fahrersitz so wohl fuehlen. Wer solche Autos faehrt und Discoschlager liebt, braucht natuerlich auch einen Kentucky-Fried-Chicken-VIP-Drive-Through Aufkleber an der Windschutzscheibe.
Essen unter Wilden bedeutet hier in Sabah am Ostrand Borneos nicht immer nur Nasi und Mee, Reis und Nudeln, sondern schwere Burgerketten, die ueber die Magenwand rollen.
Die Koenigin von Sabah ist darueber natuerlich sehr gluecklich, doch der Koenig von Sulu, der auf seiner oelfreien Insel gleich nebenan sein Dasein fristen muss, findet das natuerlich garnicht toll.
Und so schickt er seine Soldaten, die auch gerne Burger essen wuerden, oefter mal rueber, und laesst sie ein paar Touristen entfuehren oder mal ein Strandschlacht liefern - heute natuerlich nicht mehr mit Speeren, sondern mit Schnellbooten und -feuerwaffen.
Das finden die Touristen dann wieder nicht dolle, wesshalb man sie vorsorglich lieber ein wenig ins Landesinnere lockt, dass sie die Sulukaempfer nicht finden koennen. Weil es dort aber eigentich nur noch Palmoelplantagen gibt und im verbliebenem Dschungel ausser gruenen Blaettern und braunem Matsch


und ein paar Kleinigkeiten wie



den Orang Utan



dem Probiscus-Affen



dem Kingfischer



und Froeschen

eigentlich nicht viel zu sehen gibt vor lauter Baeumen, erfindet man dann so Dinge wie den Orang-Utan-Rehabilitationscenter in Sepilok, dem Waisenhaus der Kriegskinder Borneos, eines Krieges der Palme gegen den Rest der Baeume, ueber das ich nach meiner Rueckkehr von der Insel berichten moechte.

(with all the respect to Nikon: die Billigkamera vom hiesigen Markt, macht den Dschungel hier nicht unbedingt bunter. Und weil es die Lumix eben erwischt hat, bei all dem Matsch und Regen, gibts die guten Bilder erst im Mai.)
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Samstag, 23. Februar 2013
Die Koenigin von Sabah

Erstkontakt mit den Eingeborenen bei Giovanni's Holzofenpizza

Air Asia machts moeglich. Ploetzlich geht die Touristenmasse im einheimischen Massentourismus unter, die weissen Gesichter verblassen zunehmend in einem Gewusel aus heimischen Urlaubern. Es ist Wochenende und ganz Malaysia macht sich auf den Weg.
Die zwei, sehr jugendlich wirkenden Zollbeamtinnen nehmen mich vom Flughafen mit ins Zentrum von Kota Kinabalu. Auch sie sind morgen nur Gast am Flughafen, um fuer je eine Woche in Jakarte und Bangkok einen draufzumachen. Sobald sich Air Asia auch in Europa breit macht, duerfen wir uns auf eine Invasion gefasst machen.

Wie sich nicht nur bei diesen beiden Zollgrazien zeigt, muss man trotz Reisen nicht auf ein eigenes Auto verzichten. Bei den in Malaysia produzierten Kleinwaegen sind zwar nicht nur die Felgen aus Alu, aber die meisten Fahrer kaemen aufgrund ihres kindlichen Aussehens bei uns um eine Alterkontrolle nicht umhin. Man hat Geld, von dritter Welt keine Spur. Dass die meisten Protons und Produas zudem mit Spoilern bewaffnet die Strassen unsicher machen, mag eventuell an ihrer Leichtbauweise liegen. So liegen sie besser auf der Strasse. Malaysia ist nicht umsonst einer der Austragungsorte der Formel 1. Fuer Singapore, mit seinem beruehmten Nachtrennen hatte ich vergessen, die sich dort tummelnden, bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 110 etwas eigenartig wirkenden Ferraris zu erwaehnen.

Gerade gelandet Sabah, in der noerdlichen Provinz Borneos, komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Eine Welt bricht in mir zusammen. Ich werde die ganzen vorgefertigten Geschichten umschreiben muessen.

Sabah, die Oelprovinz Malaysias, praesentiert sich in seiner Hauptstadt so international, dass ich nicht umhin komme, meinen Hunger mal nicht mit Reis oder gebratenen Nudeln niederzuringen.
Nicht nur das Bier wird billiger, selbst der selbstgemachte Schokoladenkuchen im Guesthouse hat mitteleuropaeisches Format. Gleich neben dem mexikanischem Chihuahua, zieht mich Little Italy in seinen Bann. Letztendlich wird es eine Pizza Pescatore im Bella Italia, und um die Mexikaner nicht zu veraergern setze ich ein Corona mit Limetten als Kroenung noch drauf - weil das Stella schon aus war.
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Donnerstag, 21. Februar 2013
Unter Saeugetierjaegern

Harry, the leech, and Terry, the rat

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Natuerlich bin ich auch gekommen, um Tiere zu sehen. Und damit meine ich vorwiegend Saeugetiere, je groesser und seltener, desto besser. Wie das gestern ein Italiener in seiner unverwechselbaren Art so schoen ausgedrueckt hat: "Ich komme doch nicht aus Mailand, nur um einen Haufen Insekten zu sehen."

Manche wuerde man lieber nicht sehen, wie Harry, den Blutegel, der sich entgegen aller mitgebrachten Klischees auch im Schuh, unter der langen Hose und durch den Wollsocken anzusaugen beliebt. Lieber kurze Hosen und keine Socken, dann ist man immer auf dem Laufenden, wieviele davon man gerade mit sich herumschleppt. Ab dem fuenften macht man sich auch nicht mehr die Muehe, ihn abzureissen oder anzubruzeln, denn spaetestens nach einer halben Stunde laesst sich Harry, vollgesaugt auf die zehnfache Groesse, ganz von allein fallen, nicht ohne fairerweise noch ein finales Sekret abzugeben, das die Wunde wieder gerinnen laesst.

Selbst die groesseren Kumpanen des Dschungels wirken auf den Bereiser des lonley planets teils stoerend. So die Fledermaus, die uns die sonst so wunderschoenen Tropfsteinhoehlen mit ihrem roten Kot vollkacken und mit Ammoniak durchfluten. Wenn sie doch einfach nur dahingen fuer die Gruselphotos.
Kaa, die Schlange, die, ohne allergisch auf Menschenschweiss zu reagieren, auch gerne mal im Schlafsack schlafen moechte, oder Terry, die Ratte, die mit ihrer intakten Grossfamilie - diesen famlilienfreundlichen Aspekt realisieren wir natuerlich nicht - das Nachtlager ueberfaellt und sich nicht nur aufs Toepfeausfuttern beschraenkt.

Beim menschlichem Tiertourismus wollen wir die Tiere in ihrem Habitat besuchen, und nicht umgekehrt. Wir wollen Herr (und Frau) ueber Zeit und Ort der Begegnung sein.
Wir wollen das andere Wir hier nicht sehen. Zum Glueck sehen wir ausser unseren eigenen Schuhen nicht viel mehr von uns selbst. Den Dschungelbewohner stoert der Plastikabfallhaufen am Parkeingang nicht, schon garnicht, wenn noch Essen dranklebt. Dem Orang Asli ist sein brandgerodetes Stueck Lichtung das Allerliebste am Dschungelunwesen.
Und so bleibe ich nach dem gestrigen Schlammtanz mit Harry heute mal am Parkeingang, um die entsprechenden Photos zu bekommen. Endlich gibts die komplette Saeugetierpalette zu sehen.

Bis auf die wenigen Gluecksmomente der Tapirsichtung oder des berauschenden Grillenorchesters waehrend der Trockenphase, besteht der Dschungel eigentlich nur aus Stoermomenten. Seien es die nervigen Jungtraveller gleich um die Ecke, die aus dem Quatschen noch nicht heraus sind und, vielleicht aus Unsicherheit, die aktuellen Championsleagueergebnisse herunterrasseln, oder die Gruppe japanischer Ornitologen, die ihren eigenen Vogelsound auf Band mitgebracht haben. Neben monstroesen Fernglaesern auf baumhohen Stativen versuchen sie so, akkustisch in das Revier so manch balzenden Vogels einzudringen, so dass dieser sich durch seine Verteidigung verraet.

Alles stets unterbrochen von den PS-starken Hondamotoren, die hier ebenso zur heimischen Geraeuschkulisse gehoeren wie der Hornvogel - oder die Dieselgeneratoren neben den stromlosen Langhaeusern der Eingeborenen, die dank unseres grossartigen zivilisatorischen Einflusses nun keine Schrumpfkoepfe mehr eindampfen, waehrend wir eigentlich nie aufgehoert haben, das Grosswild zu jagen.
If you like a lonley planet ... leave it alone.
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Montag, 18. Februar 2013
Mosquito Coil iacta est

Reiseklassiker: die gemeine Stechmuecke

Aufgrund meiner persoenlichen Naehe zum Affen werde ich an Armen und Beinen kaum gestochen. Voller Schadenfreude kann ich sie beobachten, wie sie nach der Landung auf dem Unterarm vergeblich ihren Hinterleib mit ausgefahrenem Stachel nach unten druecken und verzweifelt versuchen, endlich ein Stueck Haut zwischen all diesem Filz zu finden. Dieser erhebende Vorteil, oder sagen wir, dieses defensive Relikt aus der Steinzeit, waehrt jedoch nur wenige Minuten, denn dafuer erwischt es mich gleich im Anschluss dann um so mehr an den Fingern. Wie weit das gehen kann, hatte ich ja bereits in Death of a Wingman beschrieben.

Nach schmerzhaften Erfahrungen beiderseits hatte ich nun eine Loesung ersonnen, die fuer beide Seiten haette interessant sein koennen. Ein kleiner Fleck auf meinem Unterarm ist nun rasiert und die Landezone fuer Stechmuecken weithin sichtbar ausgewiesen.
Leider hat sich diese Strategie nicht wirklich bewaehrt. So muss ich nun auf althergebrachte Mittel zurueckgreifen.

Mit grossem Wohlwollen beobachte ich, wie so manch Flugobjekt der Klasse Culicidae, sich in meine Huette verirrt und des Wuergereizes kaum zu erwehren weiss. Dosis facit venenum, meine Beste. Damit meine ich nicht nur die Nikotinkonzentration, die bei den bereits erwaehnten Raucherschutzgesetzen und einem entsprechendem Schachtelpreis nicht besonders teuer kommt.

Stechmuecken haben nur einen begrenzten Flugradius, was ihre Jagd erheblich erleichtert. Alle paar Sekunden muessen sie landen. Der Jagd allerdings muede und im Schlafe wehrlos, bleibt mir das in meiner selbsterzeugten Nervengifthoehle erspart. Wenn sie hier den Weg nicht schnell genug hinaus findet, hat sie sich im wahrsten Sinne des Wortes selbst ausgestochen.

Viele begehen den Fehler, das Mosquito Coil, dieses zauberhafte Raeucherstaebchen ausserhalb des Raumes zu plazieren. Ich vermute aus Gesundheitsgruenden. Doch einmal von Malaria oder Gelbfieber befallen, wird einem das nicht mehr viel nuetzen. Wenn man vom Mosquito Coil auch innerlich durchdrungen ist, weil man es die nacht durch inhaliert hat, so scheint es seine Wirkung ueber Tage hinweg nicht zu verlieren. Und weil die Ausduenstungen dieses bitter-suessen Geruches auch tagsueber ihre Dienste leisten, ist man selbst vor Denguefieber sicher. Malariamuecken, wie alle Geschoepfe der Familie Vampir, verkriechen sich ja bekanntlich tagsueber.

Ueber Laendergrenzen hinweg gesprochen, ist der typische Bayer der natuerliche Feind der Malariamuecke. So konnte sie sich trotz aller tierischen Anpassungsfaehigkeiten nie in sein von Rauch und Bierdunst geschwaengertes Habitat vorkaempfen. Die Alpen stellen sozusagen den Limes Anopheles dar, so wie der Smog mancher Grosstaedte wie Mexico City oder Bangkok malariafreie Inselgruppen bildet.

Mosquito Coil iacta est - oder roemisch-katholisch gesprochen: Heiliger Mosquito Coil, du kreuzguter Mann, verschone mich, zapf andere an.
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