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Kategorien : Die Sendung aus der Felsspalte
Frosti und die Patschnässe im Eischloss
Die Weide breitet ihre Schwingen aus
Il Pastore dall'peccato alpeggio
Discesa dall'alpeggio
das Holz zu Tal
... und bona sera sagt der letzte Herbsttag.
Übernacht legt sich die weisse Pracht über das Dorf und rundherum und lässt es morgens mit wolkenlosem Himmel (leider lügen da die Bilder ein wenig) überdachen. Blau und Weiss. Die Überraschung ist den wenigen Bewohnern ins Gesicht geschrieben. Gestern noch Herbst, heute Winter.
Alles schaltet einen Gang zurück, leiser, weicher, ruhiger. Allerlei Pläne sind jetzt auch begraben unterm Schnee. Die Bäume für die Säge. Zudem kommt der Traktor kaum die provisorische Straße hoch, die zwar geräumt, aber bereits wieder vereist ist. Keine Bäume mehr pflanzen, keine Mauern mehr bauen. Jede Art von Erdarbeit hat ihr jahreszeitliches Ende gefunden.
Die Sicht verändert sich. Der wunderschöne Anblick der jungfräulichen Schneedecke. Nicht mal Spuren vom Fuchs. Das strahlende Blau. Und diese Ruhe.
Das Umdenken beginnt. Die üblichen Gehwege freischaufeln. Zum Holz, zum Auto, zum Nachbarn und erstmal beratschlagen. Wettergespräche und erste Überlegungen.
Ich schaufle mich vom Auto weg, rauf bis zur provisorischen Straße, was den restlichen Vormittag füllt. Mittagsauffrischung. Die verschwitzten drei Lagen und die kalten Schuhe mal aus. Ich muss an eine Abendunterhaltung bei 40 Grad in Mali denken, an die Bemerkung eines Einheimischen: "You need a three layer jacket to survive." Und damit meint er die Sommerabende im afrikanischen Kochtopf.
Dann Ketten drauf und die provisorische Straße nicht hochgebrochen, sondern hochgekrochen, mit der ständigen Warnleuchte, dass mein untermotorisiertes Blechfahrzeug keine Differenzialsperre besitzt. Beim Umparken sehe ich das einzige Insekt des Tages, eine kleine Steinfliege auf dem Reifen. Kein wirklich lebenswertes Habitat, würde ich sagen.
Den Einkaufswagen endlich oben auf der Hauptstraße gut verpackt, also allzeit bereit für die Ersatzteiltour, gehts dem überdrehten Absperrhahn mit Schrägsitzventil und Totraum an den Kragen. Inkontinent wie er ist, hält er keinen Winter mehr dicht. Zum Glück ist er nur einer von zwei sekundären Absperrhähnen.
Der zentrale Absprerrhahn ist hinter dem Haus in einem tiefen Schacht. Wie sich herausstellt, ist auch der nicht ganz dicht.
Man denkt sich das bei den öffentlichen Verkehrsbetrieben jeden Winter: die müssen das doch gewußt haben. Auf so etwas muss man sich doch vorbereiten. Aber es kommt eben alles auf einmal und an den verschiedensten Stellen. Manches bleibt auch aus, wie Schneebruch auf die Stromleitung oder quer über die Straße.
Während ich zwischen den zwei sekundären Absperrhähnen im Haus und dem Hauptabsperrhahen hinterm Haus hin und her jogge, entdeckt ein Nachbar, dass der Dorfbrunnen eingefroren ist. Erst Butangasbrenner und ein kleines Feuer tauen sein fröhlich plätscherndes Gemüt wieder auf.
Also, was macht man so an einem ruhigen Wintertag in einem einsamen Tal der Alpen. Man wechselt wieder mal drei Lagen und hetzt weiter. Endlich Ersatzteiltour durch die Winterlandschaft, neuen Absperrhahn besorgen. Drei Rehe auf der Rückfahrt, die kaum scheu neben der Straße interessiert glotzen. Von ganz oben rauscht die erste Lawine des Jahres. Ein wenig Idyll zwischendurch also. Und dann doch wieder zurück auf den triefenden, kalten Kellerboden den neuen Hahn reingefuchst.
Reinfuchsen heisst, er sitzt zu nah an der Wand, um ihn zu drehen, es läuft beständig ein wenig Wasser, weil der Hauptabsperrhahn nicht dichtet, der Boden schwimmt im Wasser, ich muss die Meisselmaschine holen, um wenigstens soviel Putz abzubekommen, dass ich ihn reindrehen kann. Abhanfen, aufhanfen, Paste und rein damit unter dem beständig leicht laufendem Eiswasser ... im Prinzip. Und dann klappt es wirklich. Da macht dann auch das Aufräumen und Rauswischen richtig Spaß. Selbst der Brunnen gluckst vor lauter Freude.
Diesmal nur die äußerste Lage Schutzkleidung gewechselt, die mit dem nassen Putzresten dran. Zum Glück muss man hier nicht immer gleich alles fett waschen. Hier scheint die Duftmarke ein wichtiges Erkennungszeichen der Ureinwohner zu sein. Hygiene ist Luxus, den man sich nicht unbedingt leisten muss. Keine Speisereste wegen den Mäusen und Fliegen. Kein Benzin oder Brandkalk auf der Haut beim Abendessen. Aber Schweiß, Holzstaub oder Späne, Erde und Neo-Fermit sind nicht dein Feind, sondern Begleiter auf dem Lebensweg. Hier sind Betonreste an der Hose ein Stammesritual für Barbesucher. Am besten man erzählt gleich, dass man Holzfrevel begangen und nun gleich das Fundament für den Schwarzbau gelegt hat. Dann schließen einen alle gleich ins Herz.
Es ist 4 Uhr, wird dunkel und noch brennt kein Ofen. Die Temperatur im Haus sinkt immer weiter. Höchste Zeit für
den Ofenlauf.
einemaria am 08. Dezember 21
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Was soll man das agen
Schreiben ist keine Schmierinfektion,
kein Tintenkleks auf Papier,
sondern Informationsübertragung,
die, wie Strom, nicht fließen kann,
wenn der Widerstand zu groß ist.
Mir fehlen die Worte,
die ohne Blog auch garnicht nötig wären,
für die Farben- und Formshow auf meinem billigen Vorortbalkon,
für die Gefechtsschreie der Elstern,
für das Lüftchen, das sich müde durch die Wand trockner Hitze presst.
Im Anschluss also noch
das metaphorische Inhaltsverzeichnis all dessen,
was ich nicht geschrieben habe.
einemaria am 29. Juni 21
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Coronafrei
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Ein Steinboot fährt spazieren
Urlaub mit den Kindern mitten in der Natur. Das ist es, was das Leben ausmacht.
Wenn die Kinder schon vor dem Hahn krähen, realisiert man, dass Kinder eben auch ein Teil der Natur sind.
Der Holzwurm mit seinen subtilen Knabbergeräuschen wirkt geradezu einschläfernd nach dem allabendlichen Gezanke und Geschrei. Endlich das Zirpen der Grillen und das Rauschen des Baches.
Oder sind sie nochmal heimlich aus den Betten gehuscht und simulieren den Bergbach im Bad?
Sind es die letzten Mond- oder die ersten Sonnenstrahlen, während der Hahn und man selbst noch dämmert? Eine Seelenruhe, die ein latentes Geräusch im Hintergrund offenbart. Ein Schleifen, ein Kratzen, links hinten. Und es dauert nicht lange, bis klar wird: ein Steinboot fährt spazieren.
Es ist die gestern am Fluss erbeutete Schieferplatte, die mit der rauhen Oberfläche über Holz gleitet. Die Schieferplatte und - man darf bei letzterem fast von einem glücklichem Zufall sprechen, dass es sich nicht um Granit handelt - die anderen Sandsteinplatten. Das historische Interesse der Kinder ist nur halb erbaulich, während sie frühmorgens die Seeschlacht von Salamis auf dem Kirschholzfurnier des Wohnzimmertisches nachstellen.
Die Natur ist grausam. Ein Kommen und Gehen.
Fressen
und gefressen werden.
Ein Entstehen
und vergehen.
Beides in sich wunderschön.
Letzteres besonders, wenn es einen nicht selbst trifft.
ADHS, das kannte man in meiner Jugend vermutlich deshalb nicht, weil wir einen Großteil unserer Zeit ganz ohne Aufsicht gespielt und gestritten haben, weil wir nicht von Habichtsaugen bewacht
von Bäumen und in Brennesseln gefallen, in Bienen auf Dächer gestiegen sind. Unsere Schandtaten blieben unentdeckt und somit ungesühnt. Als Aufmerksamkeitsdefizit habe ich es nie empfunden. Und das Leben ohne Erwachsene war stets hyper. Hypo wurde es erst bei den Hausaufgaben und beim Abendesssen.
Trotzdem hat sich die Sorge auch in mein Gehirn gezeckt und mich kann nur die statistische Herangehensweise ein wenig beruhigen. Wieviele Kindern sind denn hier schon in den Fluss
oder von Nachbars Blechdach gefallen? Wieviele wurden von den allgegenwärtigen Hornvipern gebissen? Keines.
Dafür können die Älteren bereits Fische mit der Hand fangen, wissen dass der Traktor immer bergab fällt und auch rückwärts fährt,
und halten sich von den Löchern in den Natursteinmauern - den Kleinen kann man das gut mit Drachen erklären
- und Holzmaschinen fern.
Und ich habe gelernt, dass ein Holzwurm garnicht so alt wird, dass er dem Balken wirklichen Schaden zufügen kann. Ich lebe mehr im Einklang, seit ich die Hälfte der Ernte der Marillen den Siebenschläfern,
die Hälfte der Johannisbeeren den Vögeln und die Hälfte des Salates den Schnecken zugestehe.
Nur die Mäuse werden niemals die Hälfte meiner Küchenvorräte bekommen. Niemals!
einemaria am 19. Juli 20
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Ab in die Felsspalte
Hätte ich mein kleines schäbiges Kabuff nicht bereits vorsorglich nikotiongelb gestrichen, könnte man leicht erkennen, wie die Zeit vergilbt. So aber fühlt sich mein Leben an wie am ersten Tag.
Frühmorgens die Geburtswehen und dann das traumatische Austreten aus dem Uterus des Morpheus. Glücklicherweise folgt wenige Schockminuten später schon der mütterliche Kuß von Espresso und ner Kippe, der mich einigermaßen satisfiziert in den Horror grauer Wintertage hinüberbegleitet.
Ohne einen Blick aufs Thermometer erkenne ich am feuchten Rauschen der Winterreifen auf der Hauptstraße, daß einem heute nicht die sibirische Kälte die letzten Lungenfetzen aus der Brust reißt. Dafür wird es für die Gelenke um so naßkälter werden.
Heute gibt es Weltrettung in einem Aufwasch. Ich verlasse den mit Stadtratten gefüllten Geldsack. Mein Gemüt, schon ganz aufgehellt, scheint bereits die Wetterscheide Richtung Süden überquert zu haben. Jetzt muss ich meinen Körper nur noch hinterherbugsieren. Ab in die Felsspalte ...
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Besinnliche Abende unter der Lawine
Herrje, ich habs mal nachgelesen, wie verträumt und sprachlich gewandt sich der Strom der Worte in früheren Blogjahren noch bewegen durfte.
Jetzt nur noch starre Gedankenblöcke, die ich hier abzuladen dankbar sein darf.
Die lange Nacht des Kuhstalls, auf die wir ja gerade wieder zusteuern, was für ein schöner Titel. Weil ich mir die Geschenke dieser Tage ja selbst ausdenken muss und nicht mehr auf die Mithilfe des Christkinds zählen darf, muss ich mich mit Dingen wie Dreh-, Wechsel-, Stark- und Anlaufstrom herumschlagen. Hierbei möchte ich Ihnen den Begriff des
Wirbelstroms nicht vorenthalten, der noch einen Hauch von Magie in sich trägt.Ich geh mal raus in die Zeit, schlag die aktuellen Sozialmedien zu und les mir nen Ast, über Stromarten, Holzbrennwerte, über alles eben, was man in einem verlassenem Tal zum zeitgemäßen Überleben so benötigt.
Ob es öde ist in dieser Abgeschiedenheit? Nicht im geringsten. Und besonders nicht, wenn man eingeschneit wird und die Strasse nicht passierbar durch vom Schneebruch entwurzelte Bäume. Die ersten Tage ist es ruhig und man schürt gemütlich den Holzofen, doch dann wird das Benzin knapp für den Generator und die Mobilfunkmasten senden kein Signal mehr. Im Funkloch weiß keiner, wann der Schneefall nachläßt. Wenn man von Schnee zugeschüttet wird, fängt das Gehirn erst an zu arbeiten, das sich sonst unter all dem aus latest news und Konsumgier fast schon aufs Sterben vorbereitet. Man bleibt erheblich gelassener, wenn man bei der Essensversorgung vorgeplant hat und die Wasserleitung nicht einfriert, weil irgendein Oberschlauer das laufende Wasser am Dorfbrunnen abgedreht hat. Termine sind dann natürlich auch nicht so günstig. Und sehr zu vermeiden, sind schwerere Unfälle oder ein schwerer Hexenschuss. Aber langweilig wird es nicht.
Wenn dann alles wieder vorbei ist, sieht es aus, als wäre nichts gewesen, und das Brennholz liegt abholbereit am Straßenrand.
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Die Endlösung der Mäusefrage
Irgendwie hat sich bei mir eine ganze Generation Ritterwanzen breit gemacht. Das bringt wohl das viele Holz rund ums Haus mit sich. Auch ein gutes Versteck für die diesjährige Mäuseplage, die wir glücklicherweise während ihrer maximalen Ausdehnungsphase mit der Luftpistole schon erheblich reduzieren konnten. Die Restbestände muss ich, da der hiesige Supermarkt seltsamerweise keinen Mäusekleber führt, mit den herkömmlichen Mäusefallen bekämpfen, die ich tagtäglich strategisch neu positioniere, um ihre Laufwege zu einem Höllentrip zu machen.
Mit der Endlösung der Mäusefrage ist es also nicht mehr weit her. Damit gibts dann im Sommer auch weniger Futter für die Vipern. Also insgesamt eine sehr vielversprechende Feierabendbeschäftigung.
Tagsüber treibt uns der abnehmende Mond zwangsläufig in den Wald. Wobei man vor lauter Windbruch kaum zum Fällen kommt.
Mit Körper und Seele ganz beim Holzmachen vergisst man dann letztlich komplett das Heizen. Im Grunde ist es wie beim Geldmachen, wo man keine Zeit mehr findet, es auszugeben und letztendlich als Millionär endet. Ich denke, so entstehen Dynastien. In meinem Fall mit krummen Rücken und Pranken wie eine Spaltaxt. Es würde mich nicht wundern, wenn meine Kinder in Keilform zu Welt kämen.
Um mit der Natur zu leben, ist es in unseren Breiten angebracht, das Arrangement so zu treffen, dass das Entscheidungsmoment auf der eigenen Seite liegt. Will heissen, dass man besser von der Natur lebt als für sie. Wie ein bekannter Philosoph einst weise schrieb: Life is hard in the mountains. Es ist besser das Iglo selbst zu bauen, als dies der Lawine zu überlassen. Und Menschen, die nach üblichem Sprachgebrauch im Wald leben, leben zumeist auf Lichtungen, da unser Melaningehalt trotz der bleichen Haut ein Leben in totaler Dunkelheit mit Depression und Trunksucht straft.
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Im Königreich der Motorsäge
Da meint man, man kenne ja schon alles aus der Glotze, aber wenn einem dann die fette Motorsäge samt 35-Meter Buche abgeht in den Abgrund und 7 Tonnen Lebendholz aus besagten 35 Metern abrauschen, dann fühlt sich das irgendwie neu an. Noch ganz unerlebt.
Unten rauscht der Bach und unerwarteterweise auch noch die Motorsäge. Bschschsch und glücklicherweise eben auch noch Brrrrrbrrrr.
Knisternd auf dem winterlichen Laub hinterher gerutscht fühle ich mich am Rande des Bachbettes in einen Märchenfilm verstetzt. Das Schwert des Stihl steckt in der heiligen, kältischen Buche wie Excalibur.
Zwar verbogen, aber so fest, dass es kein Sterblicher mehr dem Holzgott entreissen könnte.
Das Bächlein plätschert so unschuldig als wäre es nicht Teil der unerbittlichen Natur, die stets versucht, dich mit Schnee- und Schlammlawingen vom Planeten zu fegen. Nur ganz fern im Hinterkopf dämmert mir, dass ich mich zu aller Unfreude auch noch in der Todeszone bewege. Über mir schwingen vom Fall berauscht die labilen Baumkronen mit ihren abgebrochenen Ästen. 8 Tonnen Buche stehen leicht schräg von ihren Nachbarn vorübergehend noch gestützt.
Die trügerische Ruhe, die einkehrt als ich den Motor abwürge, umhüllt mich als wäre ich mit den paar Metern Höhenunterschied in meine von Magie beherrschte Kindheit zurückgerutscht.
Ich kann sie sehen, die Wassergeister, die auf dem wirbelndem Wasser tanzen. Rotkäppchen versteckt sich mit ihrem Korb voller Pilze hinter den dichten Eibe. Aber wer vertraut schon Kindern bei der Pilzsuche.
Wenn ich das Schwert mit einem Ruck herausziehen kann, gehört mir das Königreich samt Prinzessin und Staatsschatz. Andererseits übersteigt die Physik von 8 Tonnen bewegter Buche die Mathematik- und Physikkenntnisse des einfachen Mannes. Um an meine Tasche mit den Keilen und dem Sapi zu gelangen, die noch oben neben der Strasse liegen, müsste ich dem Traum entsteigen. Zudem scheint es mir unsicher, ob mir das Königreich dann zufällt, wenn ich zur Entfernung des Schwertes besagte Hilfsmittel verwende.
Bei einer Kindheit wie der meinen, erfüllt von Märchen und Sagen, von Waldspaziergängen und üppigen Abendessen, von bildhübschen Prinzessinen, die man in seinem selbstgebauten Iglo empfängt, will man eigentlich nur erwachsen werden, weil man irgendwie spürt, dass man sich mit dem mageren Taschengeld ein Königreich nie wird leisten können. Doch jetzt liegt es vor mir, so greifbar, keinen Meter entfernt.
Ein leichtes Knacken reisst mich aus meinen Gedanken. Es ist nicht Fuchs noch Reh, sondern Gehölz im Kronenbereich, das so unwirklich langsam in Bewegung gerät, dass ich erst nicht recht verstehe, was vor sich geht, bis jene 8 Tonnen auf dem Waldboden aufschlagen.
Die Motorsäge in ihrem unnatürlichem Orange liegt weitgehend unverletzt neben mir wie ein geplatzer Traum und das Königreich hat sich erledigt. Statt einem Leben als König gebe ich mich noch immer schwitzend, aber dann doch erleichtert mit 8 Tonnen Brennholz zufrieden.
Im Grunde war die Wahl zwischen 35 Metern Holz und einer Kunigunde oder Adelheid garnicht so schwer. Und so lebte ich glücklich bis in alle Ewigkeit, die bei Holzofenbesitzern genau bis zum übernächsten Winter dauert.
einemaria am 06. März 18
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Es geht so ...
waren seine letzten Worte.
Selbst im Land der Lurche ist nichts für die Ewigkeit gemacht. Leben und leben lassen, heißt es allerorts. Nur scheinbar nicht hier.
Das Projekt der Dezivilisierung hat scheinbar Fahrt aufgenommen und hinterlässt seine Opfer an allen Ecken und Enden.
einemaria am 13. Dezember 16
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Die Bachfäule
Ich laufe, wie auch zufällig der Gebirgsbach, bergab und denk mir: Na, du bist mir ja einer, immer nur bergab, du fauler Bach. So auch der Regen, immer nur abwärts, talwärts, immer nur bergab. Und wer solls richten? Die Wolken und ihr Gesums? Mit Kübeln wird dich keiner rauftragen, mein Bächlein, das du so plätscherst. Das is mal ne arrogante Einstellung. Ich fliese über Stock und Stein hinein ins Meer. Der Rest geht mir am Arschwasser vorbei. Pfui.
Ich wünsch dir, dass du es nicht schaffst, sondern vorab im Grundwasser versickerst, im Moor versandest. Ich bin ab heute für Staudämme, die dich zum See machen, ehe wir dich in der Turbine zerhäckseln. Ein See hat Anstand, er bleibt da wie ein treuer Freund, der dich durch die Zeit begleitet und nicht nur, wenn man wie ich zufällig dem Bachlauf folgt.
Ein Bächlein im Walde ist in aller Munde, von Wolken spricht man freudlos, weil sie den Regen bringen. Selbst er wird gut geredet. Ohne ihn gäbe es keine Pflanzen und keine Regenmäntel. Nur der Verdunstung wird nicht geschuldet, was ihr gebührt. Ich vermute, weil man sie nicht sieht und der Mensch an Sinnesmangel leidet. Oh Verdunstung, du sanfte Fee, die du dein Tagwerk auch nachts verrichtest. Dir hat kein Dichter seinen Odem je gewidmet. Das was man sieht, wenn Nudelsuppe gerade anbrennt, Hansdampf. Luftfeuchtigkeit im erweiterten Sinne. Schwitzen, das ist ordentlich, nur herabrinnen darf es nicht, sondern verdampfen, wie nasse Socken auf der Sommerterasse.
Bächlein, Bächlein, dir kauf ich nicht nur den Schneid ab, sondern ich schneid dir auch den Mäander ab und schick dich wieder zurück. Bergauf sollst du kriechen unter Glucksen, dass dir das Plätschern vergeht. Aus eigener Wasserkraft sollst du dich wieder hochschleppen bis mindestens an die Quelle. Aquakinese. Das verstehen wir Menschen unter Recycling. Mal selber wieder richten, was man angerichtet hat. Wir, die wir so blöd geworden sind in den Jahrmillionen, dass wir unsere eigene Grundlage vernichten, wir nehmen uns ein Herz, denn Hirn kann ja nicht da sein, und machen alles wieder sauber. Mit genau den Mitteln, mit denen es wir kapput gemacht haben. Da nimm dir mal ein Beispiel dran, Bächlein.
einemaria am 19. März 15
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