Klargetextet wollte ich mir eigentlich im Rahmen der Begriffe "Biopolitk und Ausnahmezustand" den Film
Society of the Spectacle von Guy Debord von 1976 zu Gemüte führen. Ganz so nebenbei. Leider hat dieser eine Altersbeschränkung. Ich besitze glücklicherweise noch einen alten Youtube-Account, allerdings reicht das nicht, sondern ich müsste mich für den Altersnachweis mit meinem Personalausweis oder einer Kreditkarte verifizieren. FÜR SOCIETY OF THE SPECTACLE???
Wer Schlimmes hinter der Altersbeschränkungsfunktion vermutet, der möge sich
Giorgio Agamben. Language, Media and Politics. 2011 als schickliches Beispiel wie man über Guy Debord nachdenken kann, ansehen. Oder Schwarz auf Weiß als
The Visual Theories of Foucault, Debord and Baudrillard in Explaining Contemporary Power Structures.
Für Youporn muss ich noch nicht einmal den Button "Ich bin über 18" drücken, aber eine staatsphilosophische Abhandlung bedarf meines Personalausweises oder einer Kreditkarte?
Gib mir Tillidin, ja ich könnte was gebrauchen ... von Capital Bra & Samra, das Propagieren von Opiaten, das geht dann ganz ohne Perso oder Kredit. Die alten Musikvideos von Anonymous gegen die Scientology Church nicht mehr auffindbar. Dinge verschwinden. Nicht nur RT oder Sputnik, sondern jegliche vermeintlich 'Feindpropaganda'.
Plötzlich springt einen das Gespenst des Ausnahmezustands förmlich aus dem Bildschirm an. Die Farbenlehre Goethes danieder, da nun das Licht nicht mehr auf das Gesehene fällt, sondern aus ihm heraustritt. Der additiven Machtstrukutr des herrschenden Diskurses, der nicht mehr beleuchtet wird, sondern aus sich selbst heraus strahlt, sich selbst in Szene setzt, habe ich es zu verdanken, dass diese Woche der ARD-Hauptstadtkorrespondent, Herr Stemple, ins PR-Zentrum des Verteidigungsministeriums drehtürwechselt. Die 'grüne' Aussenministerin erklärt heute
"We are fighting a war against Russia ..." - dabei ist der implizite Witz des Begriffs 'Bär-bock', nicht besonders tiefgründig, sondern einfach schmutzig. Der 'grüne' Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller,
"Wir freuen uns über jedes (französische) AKW, das am Netz ist". Die Sprache ist gestorben, jetzt sprechen nur noch die Bilder der additiven Farbpalette. Die Überlagerung der Ampelfarben steht auf olivgrün.
"Where the real world changes into simple images, the simple images become real beings and effective motivations of hypnotic behavior. The spectacle is the nightmare of imprisoned modern society which ultimately expresses nothing more the its desire to sleep." ... wobei wir wieder beim Tillidin wären.
Die Begeisterung mit der sich Europa in den Ersten Weltkrieg gestürzt hat, ist im Nachhinein kaum zu begreifen.
Die Schlafwandler – Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog von Chrisopher Clark, beschreibt das in aller Ausführlichkeit. Darauf bezieht sich die kürzliche Warnung von UN-Generalsekretär Antonio Guterres: "Ich fürchte, die Welt schlafwandelt nicht in einen größeren Krieg hinein - ich befürchte, sie tut dies mit weit geöffneten Augen."
Es ist kein Schmutz, den man wegwaschen könnte. Es ist
Satre's Ekel, der sich weder mit Sophie Tucker noch mit einem Tsunami an Nusschnaps bereinigen läßt. Das Spektakel ist der Wächter des Schlafes. Ich habe die Befürchtung, dass es der Anfang des Endes der Parabel sein könnte. Im ersten europäischen Angriffskrieg gegen Jugoslawien noch konventionell, im zweiten nuklear gesättigt.
Abschließend zur Befriedung meiner Gemüter etwas
visuelle Sekundärliteratur zu Guy Debord.