Weihnachtslotto - Die lange Nacht des Kuhstalls
Wo ist nur der Wunschzettel? Am Ende findet es den vom letzten Jahr und ich bekomme die gleichen Geschenke nochmal. Wie wärs denn mit Gegenzeichnen, wo die gestrichelte Linie dafür wäre, wenn man den Zettel gesehen hat. Kommen tut eh nur die Hälfte und das in abgespeckter Version oder schlechter Qualität. Ich wollte nie Holzspielzeug. Hätte das Christkind lieber mal wie von mir empfohlen in Waldwirtschaft investiert. Wo ist nur der verdammte Wunschzettel..

Gottverflucht, jetzt ist ja gleich Weihnachten und bei mir heisst es immer noch Mein Mann, der Wixer als Überschrift. Onan der Barbar hätte ich es eigentlich taufen sollen. Das finde ich pietätslos. Keine Tabubrecher an heiligen Tagen. Nicht aus Anstand, sondern aus Angst, weil ich ungern von einer katholischen Autobombe zu Manitou berufen werden. Die hat es nämlich auch schon gegeben, hier in Europa, katholische Bomben gegen ein protestantisches England. Man soll Geister nicht ärgern. Und tote Götter fallen bei mir in die Kategorie Geist. Mit Göttern möchte man keinen Ärger, selbst wenn sie bereits tot sind. Ich hab zu wenig Erfahrung, um festzustellen, ob so ein Gott nun tot oder nur komatös ist. Seine Anhänger sind nämlich noch ganz fidel. Sie warten immer noch auf das Christkind, während sie zeitgleich den arabischen Winter einläuten.

Herrje, man muss sich schon in eine Traumwelt flüchten, um Weihnachten und Sylvester noch als solches zu empfinden. Meine ersten Gedanken bei diesen Daten sind Jahresabbuchungen, TÜV und damit auch Reparaturen. Geschlossene Geschäfte und Ämter, die kurz vorher aber noch ne Unmenge an unverständlichen Briefen und Fristen raushauen, auf denen man dann über die stillen Tage hinweg so brütet. Still ist es wirklich, wenn man für zwei Wochen aus dem Räderwerk heraus auf sich selbst zurückgeworfen wird. Aber unangenehm still. Die Ruhe vor dem Ansturm an weiteren Abbuchungen, Neuregelungen und Beitragserhöhungen.

An Weihnachten, dem Fest der Liebe, an dem sich mehr alte Menschen das Leben nehmen als sonstwann, weil sie vom Braten der Liebe eben nichts mehr abbekommen. Und ich will mal vermuten, dass der ein oder die andere auch den Gedanken spinnt, sich direkt ans himmlische Weihnachtsbankett zu beamen als noch ein Jahr mit der Plörre aus dem Pflegeheim den Tag zu beginnen.

Ich wills mal so positiv sehen wie eben geht. Man freut sich inzwischen einfach mal daheim zu sein und wenn geht mit Familie Zeit verbringen. Freut sich auf paar Tage frei und bekommt einen Blick für die handwerklichen Details der selbstgebastelten Krippen. Weihnachtssterne gefaltet, geschnitten, geflochten. Monsterdosen mit selbstgemachten Weihnachtsplätzchen und der Friedhofsbesuch wie eine Rally im Schnee mit den Grablichtern als Wegbegrenzung.

Das leere Konto am Jahresanfang weiss ich gut investiert als Opfer an meine Götter, die sehr lebendig sind. Der Gott des Stroms, der Gott des Warmwassers, der KFZ-Steuer und Versicherung, und wie sie nicht alle heissen. Nur die Tempelsteuer, die Kontogebühr haben sie größtenteils abgeschafft. Mit denen möchte man keinen Ärger. Sie erfordern auch kein hohes Maß an Pietät, Hauptsache das Opfer ist pünktlich überwiesen.

Pietät oder Frömmigkeit, wie es der gottselige Luther zu seiner Zeit gesagt hätte. Martin Luther, namensgleich mit jenem, der auf der Wannseekonferenz den Holocaust mitbeschlossen hat. Fromm im Sinne von die Ordnung respektierend. So sind dem Kirchenreformer die Thesen etwas aus der Hand geraten, bzw von den rebellierenden Fürsten aus der Hand genommen worden.

Die Ordnung allerdings möchte in Ruhe gelassen werden. Das sollte man sich hinter die Ohren schreiben, hier wo am Weihnachtsabend Weißwürste serviert werden. Zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss, so unser gottseliger Martin in Wider die Mordischen und Reubischen Rotten der Bawren.
Der liebende Gott und der strafende Gott, alle unter einem Dach, in einer Person. Schon dafür mussten tausende Arianer sterben. Das nimmt wirklich kein Ende.

Wie das die bis heute herrschende Ordnung dann so will, kommt als Antwort auf die Thesen die noch viel blutigere Gegenreformation, so blutig, dass sich so manch katholische Grafschaft freikauft, um freiwillig wieder in die Hände des Sultans zurückzukehren.

Das Jahresende als Schweigeminute für all die Greuel, die der Glaube an einen Gott hervorruft. Demonstrationen von gemäßigten Gläubigen, eine Vatikanbank, die nicht mehr die uneinsichtigste Geldwaschanlage unter dem Himmelsgewölbe und ein klein wenig Toleranz für Atheisten. Dann kommen sie eben in die Hölle, die Ungläubigen. Ist doch schlimm genug.
Das wünsch ich mir vom Christkind plus Lottogewinn für gute Führung.


prieditis am 18.Dez 15  |  Permalink
Lottogewinn? Huch, schnell die Zahlen vom Mittwoch gucken...

baymac am 18.Dez 15  |  Permalink
Leider
in letzt. 2 wochen(4 zieh) nur 5 euro...bist Du wirklich sicher ,das hast Du nicht gesündig...

einemaria am 20.Dez 15  |  Permalink
Lotto ist doch nur in unserem Kopf. Seit Menschengedenken möchte man Sex gewinnen und nicht dafür arbeiten müssen.

vdgg am 18.Dez 15  |  Permalink
sssss....rummms,...
"Herrje, man muss sich schon in eine Traumwelt flüchten, um Weihnachten und Sylvester noch als solches zu empfinden."

Flüchten ist richtig ...wir alle haben dieses Symptom,nicht anstecken lasssen...

vdgg

einemaria am 19.Dez 15  |  Permalink
Oh,
das Fluchtsymptom. Scheinbar hat die Geschichte bei Ihnen nicht diesen Lottoeffekt gehabt. Das Gefühl gewonnen zu haben, nachdem man es gelesen hat.
Und von den deutschen Flüchtlingen spricht mal wieder keiner. Typisch. Kulturflüchtlinge, als ob das nicht genauso schlimm wäre wie verhungern.

vdgg am 19.Dez 15  |  Permalink
ohja
Ihre Texte sind immer ein Gewinn. Leider verstehe ich von grossen Mengen zu wenig ...zwar sind die Mengen einfach nahe oder fern,variable oder zu seltsam.Vielleicht wie Lotto.
Das ist ganz grosses Kino. So wie früher, beschrieben nebenbei
bei Voltaire in Candid.
Hier ehedem im Bayuwarischen Besatzungsgebiet (Speyer) ist es wahrscheinlich etwas ähnlich als in UBIK...
Hier im Domgarten ein sonniger Tag - direkt ins Herz.
Übrigens in der Traumwelt schneit es, hier ist die Zeit verschoben.
Gruss aus dem Südwesten

einemaria am 20.Dez 15  |  Permalink
Meinen Sie UBIK von Philip K.Dick?

vdgg am 21.Dez 15  |  Permalink
Ja und Ja (ubique)

baymac am 21.Dez 15  |  Permalink
Kopflotto und quo vadis...
Hoffnung und echte Gefühle...immer schwierige zu finden-laufen,laufen...schneller und weiter -am besten mit Pferdklappen ...dan muss man nicht auf die ,die atemlos im strassengrab liegen...oft nur mit Herz verletzung .Verliere...wir sind stärke und ,und,,,und wichtig nicht zu viel nachdenken...weniger konkurrenten in marattenlauf ins Lebens Ziel...unser Tod. Am ende eine Todesanzeige -"Nach erfolgreiches lauf ist unser Gewinner von uns geganen. Weiter laufen...wir stellen euch neue Ziele ...laufen, weiter laufen...für euch bleibt L A U F...wichtig,das W I R mussen nicht mit...Gesegnete Weihnachten und viele teure Geschenke