So kann man das natürlich auch angehen. Laut einer Umfrage werden viele Benutzer von Facebook oder anderen virtuellen Netzen darin beleidigt oder mehr. Das ist offenbar nicht gut. Wir wollen, daß alle zueinander lieb sind. Wenn gut zureden nicht hilft, dann müssen wir das eben gesetzlich regeln. Wenn mit der Ex-Freundin der halbe Bekanntenkreis wegbricht und ihr darin recht gibt, daß es sich bei ihm offensichtlich um ein Arschloch handelt, dann könnten sie das doch einfach für sich behalten und allen wäre geholfen - außer ihnen selbst. Bei anderen wiederum, die es nie zu einer Freundin geschafft haben, greift der Gedanke des Minderheitenschutzes. Das können dann 90% als diktatorisch empfinden, aber unser Rechtsempfinden ist dadurch wieder in der Balance.
Ist schlimm genug, daß sich immer mehr hinter Social Media und Bloggerseiten verstecken, weil sie aus Angst vor Beleidigungen den öffentlichen Raum zunehmend meiden. Da sollten wir sie wohl wenigstens hier beschützen. Will man sich garnicht ausmalen, wieviel Leid und Traumatisierung schon allein durch Anhupen verursacht wird. Da wollen wir das im Virtuellen mal garnicht einreißen lassen. Schließlich ist es ja auch verboten, im Arbeitszeugnis wörtlich reinzuschreiben, daß es sich um einen faulen Arbeiter handelt, der regelmäßig zu spät gekommen ist, mit Ausreden, die noch dümmer sind als er selbst.
Verboten gehört der Gedanke, daß es manche ganz einfach verdient haben und froh sein können, daß es nur ein Shitstorm ist - und nicht gleich das Haus angezündet, wie das beim Haberfeldtreiben wohl schon auch mal vorgekommen ist. Verboten und sanktioniert gehört der Trugschluß, daß hier über die Hintertür eine neue soziale Norm zementiert werden soll, die besagt, daß man seine Wut und seinen Ärger nicht mehr öffentlich äußern darf.
So oder so ähnlich scheint das zumindest die bayrische Justizministerin zu sehen, wenn sie wie ein Kind in der Analphase mit dem Shitstorm den Teufel Social Media an die Wand malt, während vom Zufall geleitet die Kollegen von der Polizei die hauseigene Kritikerin im Falle Mollath, Frau Gresser, aufsuchen, um ihr nahezulegen, besser nichts mehr zu Veranstaltungen der Justizministerin zu twittern. Zum Thema Shitstorm sollte sich Frau Merk bis in post-mollathsche Zeiten besser nicht mehr äussern.
Ist doch irre. Wegen einem Fall Mollath schlägt noch der Bürgerkrieg wie der Blitz in die CSU ein.
Dazu ein paar kluge Worte aus "Upright man - von Bill Laswell":
They looked but there was not the safe
they looked to the lord but he did not answer them
then I beat them as small as the dust of the earth
I stamped them like the mire of the street
and spread them abroad.
Das spitzfindige für mich ist die Tatsache, daß es Kollegen aus Ottobrunn waren, die sich auf wessen Dienstanweisung auch immer genötigt sahen, Frau Gresser mal einen Hausbesuch abzustatten.
Denn bei der Münchner Polizei sprach man schon 1999 vom organisierten Erbrechen. Zumindest kamen da einige dickere Brocken hoch. Ich fand und finde meine damalige Polizeiinspektion ja sehr ... lustig, bayrisch, zünftig. Bayrischer Großstadtrand. Da gabs früher noch einen Getränkeautomaten mit Bier und dann der große, mir sehr sympatische Knaller mit dem Preisschießen auf dem Revier. Cowboymäßig, aber ungefährlich. Leben und leben lassen.
Ottobrunn ist da anders. Ein kosmisch scheinbar schlecht gelegener Aussenbezirk, wie auch Taufkirchen, wenn ich das hier mal so offen sagen darf. Denn hier kommt es zu Auswüchsen, die eben nicht mehr so gemütlich mit der bayrischen Lebensart erklärt werden können. Oder letztendlich doch? 1999 schafften es vier Kollegen von der PI Ottobrunn wegen Beihilfe zu Menschenhandel, Zuhälterei, Bestechlichkeit, Geheimnisverrat und Drogenhandel in die Schlagzeilen, nachdem sie über Jahre hinweg sozusagen ihr eigenes Bordell betrieben.
Wenn Ottobrunn zu Besuch kommt, Frau Gresser, dann dürfen sie sich glücklich schätzen, jetzt nicht an einer schleimigen Eisenstange herunterrutschen und auf Tischen tanzen zu müssen. Nur mal ne SMS löschen, da hat sich was getan in Ottobrunn. Aber andernorts. Desshalb vermeide ich so weit es geht, mich mit medialen Gutmenschen anzulegen. Denn nach dem Energieerhaltungssatz des kleinen Mannes, muß es, wo es oben ganz sauber ist, unten sehr schmutzig sein.
Für Münchner gänzlich unbekömmlich ist die Tatsache, dass es sich bei der bayrischen Justizministerin Merk um eine preussische Schwäbin handelt. Nennen Sie es meinetwegen rassistisch, auf jeden Fall ein böses Omen. Das sind die, die sich durch die Hölle klagen, die harten Hunde, die ihr eigenes Leben nicht schreckt. Wie verletzte Wildschweine noch umnieten, was geht. Angeschossen sind die am schlimmsten.
Als wären es die normalen Bürger, die sich gegenseitig mit Shitstorms überschütten und am liebsten gegeseitig auffressen würden, versucht ein zu Staat geronnener Lobby-Apparat uns seinen Schutz einzureden und aufzudrücken, der uns letztendlich wirklich auffrisst. Wer schützt hier wen vor Gustl Mollath?