Bilderbergertreffen 2012 - das Schattenparlament
Vom 31.05. bis 03.06. trifft sich im Marriott-Hotel in Chantilly, Virginia/USA abgeschottet von der Öffentlichkeit die Elite aus Wirtschaft und Politik - privat und verschwiegen, wie es die eignene Pressemitteilung darlegt.
"It was felt that regular, off-the-record discussions would help create a better understanding ... the privacy of the meetings, which has no purpose other than to allow participants to speak their minds openly and freely."

Warum sich nur hinter verschlossenen Türen, off-the-record und im Privaten, unter der Auflage der Verschwiegenheit, frei und offen sprechen läßt, das wirft doch die Frage auf, was denn außerhalb der Bilderbergtreffen von diesen Menschen so gesagt wird. Warum schließlich ein gutes Dutzend Pressevertreter von der Zeit, dem Standard und Economist eingeladen wird, um sich anschließend in Verschwiegenheit zu üben, bleibt ein weiteres Rätsel. Die noch vor 10 Jahren als Verschwörungstheorie verleugnete Bilderbergerkonfernz, hat nun - ganz entgegen den Presseaussagen der Wirtschaftswoche und anderer - ihre eigene offizielle Homepage.

Dort läßt sich nicht nur die Teilnehmerliste einsehen. Auch die Gesprächsthemen werden dort grob umrissen.
"The Conference will deal mainly with political, economic and societal issues like Transatlantic Relations, Evolution of the Political Landscape in Europe and the US, Austerity and Growth in Developed Economies, Cyber Security, Energy Challenges, the Future of Democracy, Russia, China and the Middle East."

"Für Deutschland der ungewöhnlichste Teilnehmer dieses Jahres dürfte", so das P.T.Magazin, "der Grüne Jürgen Trittin sein, auf dessen Internetseite der Termin so angekündigt wurde: "29.05.-02.06.2012 USA-Reise Politische Gespräch in Washington".
Aus Russland ist kein Vertreter der Putin-Regierung dabei, aber der ehemalige Schachweltmeister und bekannteste Oppositionelle Garri Kasparow ..."
Da es sich um ein privates Treffen handelt, wollen wir mal hoffen, daß der holde Jürgen nicht wie andere die Spesen über unsere Steuergelder abrechnet.

Daß bei den Gesprächen über Russland einzig Herr Kasparow eingeladen wurde, sollte uns wundern. Viel tiefgreifender werden sich jedoch die Gespräche über ein neues Europa gestalten, die sich durchaus auf den EU-Gipfel Ende Juni auswirken könnten. Und wen würde es wundern, wenn es auf einen Nord- und einen Süd-Euro hinauslaufen würde, wie es Ex-BDI-Chef Hans-Olaf Henkel vorschlägt.

Vielleicht könnte uns Herr Bernd Schlömer von den Piraten hierzu auch einiges erzählen, nachdem er sich im Springer-Haus mit Herrn Kissinger getroffen hat. Natürlich hinter verschlossenen Türen.

Wen wundern die verschlossenen Türen und die große Offenheit unter Ausschluß der Öffentlichkeit in einem Europa, in dem nun bereits zwei Länder (Monti in Italien und Papademos in Griechenland) von Menschen regiert werden, die niemals demokratisch gewählt wurden.


mark793 am 06.Jun 12  |  Permalink
Ich sehe es
zumindest als Fortschritt, dass man inzwischen solche Überlegungen öffentlich äußern kann, ohne gleich gefragt zu werden, ob man grad mal wieder schwarze Helikopter gesichtet hat oder das Stanniolkäppi grad in der Reinigung ist.

Ich habe die Berichterstattung hierzulande nicht so genau verfolgt, aber von den Mainstream-Medien, die ich gesichtet habe, machte der "Guardian" nach meinem Dafürhalten einen recht passablen Job.

einemaria am 06.Jun 12  |  Permalink
Da kann ich Ihnen nur zustimmen - sowohl in Punkt 1 als auch bezüglich des Guardian, der meines Erachtens eine der wenigen noch zu lesenden Zeitungen darstellt. Ein Hoch auf den Guardian.

wasistlos am 16.Jun 12  |  Permalink
Trittins Teilnahme an dieser Konferenz ist meiner Meinung nach der letzte Beweis, dass die Grünen nicht besser sind als die anderen Parteien, obwohl das eigentlich auch nichts neues ist.

Ich hatte Folgendes kürzlich auch mal thematisiert:

http://www.heise.de/tp/artikel/31/31762/1.html

Ein Interview mit einem Soziologen, nach seinen Aussagen sind Politiker Teil einer "Funktionselite", die dem so genannten "Geldadel" dient. Ich finde dies sehr treffend.

kopfschuetteln am 17.Jul 12  |  Permalink
warum sollte „klein-jürgen“ denn nicht seine »grünen überzeugungen gerade auch dort plazieren, wo sie noch nicht aktiv vertreten werden.« also, seine mutmaßlich grünen mutmaßlichen überzeugungen. was auch auch immer.
das beste kommt, wie manchesmal am schluß.

einemaria am 17.Jul 12  |  Permalink
Bla bla, laba bla bla
es interessiert nicht, was Herr Trittin sagt, wenn er bei Bilderberg vorgeladen wird, sondern ihm wird gesagt. Da er sich - laut eines sehr bekannten Politmagazins, das hier aufgrund des Leistungsschutzrechtes nicht genannt werden will (und somit auch nicht gelesen werden sollte) - selbst lieber Finanz- als Aussenminister werden möchte, hat die Weltregierung einfach schon mal Hautkontakt aufgenommen. Trittin als Finanzminister in einem neu erwachendem Deutschland, wo dann nur noch die Parkbänke grün sind, nachdem sie abmontiert wurden. Da dürfen wir uns einiges erwarten, wie schon von Otto Schilly als Innenminister, der sich mit seinen Gesetzesvorlagen, dem Otto-Katalog ua, scheinbar eine neue RAF schaffen wollte, um sie dann zu verteidigen.

Klein Jürgen jedenfalls möchte ganz nach oben und dafür steigt er mit jedem und jeder ins Bett. Was Herr Trittin heute als grün verteidigt, sind die Wirtschaftsinteressen derer, die ihre Anlagen in Solar- und Windkraft investiert haben und nun um ihre reiche Ausbeute fürchten, sollten die hohen Subventionen nicht mehr weiter fließen. Wie das einer der ihren schön fomuliert hat: "Das wäre ja, als würde ein Bauer kurz vor der Ernte sein Feld aufgeben."
Was gut und zukunftsträchtig ist, braucht keine Subventionen - so denke ich. Man sollte nicht auf die freie Marktwirtschaft pochen und dann jammern, daß es die Chinesen billiger produzieren. Für uns war (sic!) eigentlich eh die 20-Stunden-Woche vorgesehen :) Und wenn der Staat und die Arbeitgeber nicht mitmachen wollen, so mach ich es eben allein. Sollen sie mal sehen, aus welchem Steuertopf sie dann den ESM nähren.

kopfschuetteln am 18.Jul 12  |  Permalink
sie haben einen blabla-meter eingesetzt. wow!
wenn klein jürgen finanzminister werden will, muß er wohl die partei wechseln. oder setzt er gar auf schwarz-grün?

die chinesische lösung, und zwar in jeder weise, scheint mir am zukunftsträchtigsten zu sein. nur, daß sie nicht gut ist. so what!

einemaria am 18.Jul 12  |  Permalink
Ich tippe auf schwarz-rot-gruen. Eine restekoalition, ein rumpfstaat ;)

kopfschuetteln am 18.Jul 12  |  Permalink
schwarz-rot, ok (selbstverfreilich nur als tipp ok.). die „roten“ verzichten schon vorsorglich auf einen eigenen kanzlerkanditaten und küren gleich einen vizekanzlerdingens.

aber was soll angela denn mit den grünen? etwa die (prust!) energiewende?

die überschrift des restekoalitionspapiers-irgendwas-vertrages könnte lauten: wir geben euch den rest.

einemaria am 18.Jul 12  |  Permalink
Na,
Erstens ist Ökostrom immer noch Strom und zudem haben die Gruenen nicht nur mit Joschka einige Schwergewichte eingebracht, die den Schwarzen dirchaus gefallen duerften.

kopfschuetteln am 18.Jul 12  |  Permalink
ökostrom ist aber so unlukrativ. ne, stop. so kann man das nicht verkaufen. so vielleicht, indem man solche schlagzeilen lanciert: Energiewende nicht umsetzbar Strompreise steigen bis zu 50 Prozent‎ nicht schlecht, oder?
wenn angela das gut anstellt, ist nachher die fdp alleine schuld.

die schwarzen und die grünen passen schon ganz gut zusammen. dennoch meine ich, die "roten" sind der angela lieber und noch bequemer, kompatibler, machen unter anderem auch die reste der gewerkschaften zahmer.

ist sowieso egal am ende: "die zukunft liegt klar vor uns..."