Ist es schon so spät?
2012, 2012? in Mittelamerika. Hm, bei uns war es kürzlich schon fünf vor zwölf. Eigentlich ist es fünf vor zwölf seit ich atmen kann. Was ist das nur für ein Volk, das sich eine Sanduhr der eigenen Lebenszeit vorsetzt? Fünf vor zwölf, gleich sind wir tot. Was für ein beschissener Start. Wer baut denn da noch Eigenheime oder gründet Familien.

In anderen Sprachen kann ich diesen Ausdruck nicht finden. Auch kurz vor knapp ist diesen mediterranen Geistern nicht bekannt. Das scheint nur bei den Mayas, den Deutschen und in Hollywood Erfolg zu haben ... das Leben am Abgrund, die Versklavung durch die Zeit. With one foot in the grave and the death ahead.

Vernagelt und verbrettert ist eigentlich nur der Sekundäreffekt neben der wesentlichen Auswirkung, dem rostigen Nagel im Hirn. Meine dreifaltig gesegnete Oma hätts gewußt, das Hirn braucht Eisen. Kopfschuß hat sie damit wohl weniger weniger gemeint. Es ging ums Essen. Vermutlich wollte sie mich hintergründig vor der Selbsttötung durch Fertigpizza warnen.

Im Sinne der selbsterfüllenden Prophezeihung hoffe ich, daß meine Stimme Gewicht findet und die Klimaerwärmung neben wärmeren Stränden auch neue Weinanbaugebiete schaffen wird, die uns vergessen lassen. Vergessen lassen, was wir sagen wollten und schwere Weine, die uns die Nagelbretter auswaschen und Wunden verschließen.


sid am 19.Dez 11  |  Permalink
il est moins une sagen die Franzosen.
Weniger hübsch ist ja "5 to midnight" - weil, also... vllt ist es ja bloß Mittag?
Wer weiß schon genau, um welche Zeit sich die Menschheit vom Planeten verabschieden wird?

c17h19no3 am 19.Dez 11  |  Permalink
zeit ist relativ. haben kann man sie eh nicht. prioritäten setzen ist alles, was zählt.

sid am 19.Dez 11  |  Permalink
Speichern geht auch nur bedingt - das hat die Frau Morphine schon sehr recht.

Carpe Diem, wie uns schon der Film vor Jahren lehren wollte.
Heute mal wieder bisserl mehr. So hier der Plan. Ist aber leichter reden, als in 5 Stunden ; )

einemaria am 19.Dez 11  |  Permalink
Die relative Zeit scheint sich nicht mal zu bewegen. Wir sind es, die die Zeit durchlaufen, -schreiten, oder auch nicht. Wenn wir es langsam tun, scheinen wir mehr Zeit zu haben. Auf schnell, schnell, lohnt nicht. Prinzipiell stimme ich auch dem Carpe diem zu, als Gedankenansatz finde ich aber "Cave diem, carpe canem!" auch mal andenkenswert.

sid am 19.Dez 11  |  Permalink
Ja, netter Denkansatz.

Wenn wir es langsam tun, scheinen wir mehr Zeit zu haben.
Sie haben mich durchschaut.

kriton am 19.Dez 11  |  Permalink
Nach Wittgenstein...
lebt der ewig, der im Moment - zeitlos - lebt. Die meiste Zeit haben wir demnach, wenn wir unzeitlich leben, also uns um schnell oder langsam keine Gedanken machen.

Kennen Sie übrigens den Kärntner Verein zur Verlangsamung der Zeit?

jean stubenzweig am 19.Dez 11  |  Permalink
Wurde die Zeit(messung) nicht ohnehin erfunden, um schneller in den Himmel zu kommen?

kriton am 19.Dez 11  |  Permalink
Interessant,
...möglicherweise würde ein Theologe sogar ähnlich paradox argumentieren. Ein Soziologe würde dem entgegnen, dass es um Verhaltensabstimmung, mithin Komplexitätsreduktion, geht und Zeit als Sinndimension hierbei gute Dienste leistet. Und ein Physiker der alten Schule würde wohl sagen, dass Zeit unabhängig von menschlicher Beobachtung schlichtweg IST.