Pinkelprobe mit Monsieur Plume
Fahr doch mal mit dem Fahrrad in die Arbeit, denk ich mir. Kaum hab ich mich eine halbe Stunde in Polyacrylschichten gepresst und Riemen verzurrt, schon sitze ich rittergleich auf meinem Stahlroß und rolle stadtwärts. Frohen Mutes ob des sportlichen Aspektes beginnt sich der Puls wieder zu senken und die Laune zu heben. Das Gemüt deutscher Vorstädte scheint sich aufzuhellen, wenn man schnell dran vorbeifährt.

Doch irgendwie scheinen die Kollegen von der Exekutive ein anderes Bild von mir zu haben als ich selbst. Schon an der Stadtgrenze werde ich zur Prüfung meiner Fahrtüchtigkeit zur Pinkelprobe gebeten. Ich kann es nicht fassen. Hinter den Baum und auf Zuruf abpinkeln. Entschuldigung. Schon allein die mögliche Erregung öffentlichen Ärgernisses läßt meinen Defäkationsappart krampfen.

Um die Sache auf den Punkt zu bringen, pisse ich mir die ganze Ladung in die Hose. Sollen sie doch meine Hosen mitnehmen.
Völlig unerwartet eskaliert die Situation. Die Kollegen der Exekutive erklären meine Bereitschaft als nicht sachgemäß und wollen mich auf die Wache verfrachten. Sie weigern sich, meine Hose doch einfach auszupressen, wohl wissend daß ich darauf geklagt hätte, die Hose sei bekifft gewesen. Ich, gekränkt wie ein kleines Kind, das es wieder mal nicht richtig gemacht hat, scheiße mir jetzt mal richtig in die Hosen, daß das mit dem Auspressen kein Spaß wird und daß eine Reise zur Wache seine Spuren auch im Dienstwagen hinterließe. Mein Plädoyer beruht auf einer Mischung aus Angst und vorauseilendem Gehorsam.

Aus heiterem Himmel erleide ich das Stockholm-Syndrom, die Solidarisierung des Opfers mit seinen Kidnappern. Ich schlage vor, in der nächsten Wirtschaft den Blaseninhalt wieder aufzufüllen. Leider sieht das Polizeiaufgabengesetz Entsprechendes nicht vor. Ich finde, wer unvermutet Pinkelproben durchführt, sollte auch für die entsprechenden Örtlichkeiten sorgen.

Weil ein Unglück selten allein kommt, fängt nun auch das Rad zu murren an. Es wolle nachhause, es wäre schließlich auch nicht tatbeteiligt. Nicht nur die Beamten reagieren ungehalten. Ich verbiete ihm, ohne Schloß abzurauschen, dieses möchte nämlich bleiben. Jetzt solidarisieren sich auch die ungehaltenen Beamten mit mir und untersagen die Weiterfahrt ohne gültigen Fahradausweis. Sie bitten mich, mein widerspenstiges Roß an einen Baum zu ketten.

(Fortsetzung folgt)


dhonau am 05.Feb 11  |  Permalink
un ...
glaublich.

lalol am 05.Feb 11  |  Permalink
Radfahren...
..zählt zu Risikosportarten ;)

dhonau am 08.Feb 11  |  Permalink
Ihr vorläufer ...
war in der disziplin STEHENDE TONNE unschlagbar. einmal wagte er sich aus selbiger, um auf dem berühmten forum nach wahren menschen zu rufen. diejenigen aber, die sich meldeten, vertrieb er fluchend, und wiederholte laut und deutlich: wahre menschen.
später wurde daraus das mißverständnis: ware mensch.
deswegen ist bei jeder parole, bevor sie in umlauf geschickt wird, vorsicht geboten.
between the topics gesprochen

einemaria am 12.Feb 11  |  Permalink
witzigerweise
passt oft, was man gerade am Tag zuvor gehört hat.
"Der Verstand ist der Zerstörer des Geistes. Der Zerstörer muss den Zerstörer zerstören." ich glaube Blavatzky.

jokas am 20.Jul 11  |  Permalink
Wow. DAs ist doch echt Wahnsinn.
Ich hätte mich gleich geweigert hinterm Busch zu machen, denen die Strafen wegen Wildpinkeln aufgezählt und ein Dixie gefordert (Was ja wohl auch echt das mindestes gewesen ist, was die machen könnten). Ansonsten hätt ich denen gleich vorgeschlagen mich mit zur Wache zu nehmen und einen Bluttest zu machen, weil die Urintests sowieso nicht ganz genau sind.
Und die Nr. vom Beamten hätt ich mir geben lassen, mal gucken wie man die nachher noch dranbekommen hätte.
Btw: Wo bekomm ich denn nen Fahrradausweis? Ist das jetzt Pflicht? Wurd mir da was nicht mitgeteilt? Oder reicht es wenn ich diesen grünen Wimpel suche, den ich als Grundschüler mal bekommen hab, weil ich die Fahrradprüfung bestanden hab? Für meine alte Möhre lass ich mir doch nicht son Papierchen ausstellen... wenn die geklaut wird...da ist der Dieb selber Schuld.

einemaria am 20.Jul 11  |  Permalink
Aha,
nur den grünen Wimpel und nicht den weiß-blauen für null Fehler?! Oder war das nur in Bayern so? Fahrradausweis, ich hatte ihn mal. Aber das Rad schon mal anzumelden bei der Polizei, bevor es geklaut wird, das geht nicht.
Bluttest will man natürlich auch nicht unbedingt, wenn man weiß daß es in allen Rubriken ausschlägt wie ein Allergiker im Frühling.