Samstag, 19. September 2015
Bierealismus - eine quantenphysikalische Herangehensweise an die Wiesn 2015
Die Brunzzeit der Männchen und somit die Brunftzeit der Weibchen steht vor der Tür. Noch lähmt die Vorwiesenspannung die Stadt mit Herz und Baustelle. Alles muss fertig werden, solange alle noch in den Sommerferien sind. Die Straßen sind leer, aber unbefahrbar. Und in dieses Vakuum sieht sich nun die syrisch-afrikanische Völkerwanderung hineingesaugt. Hinein in eine Stadt, wo alle, die weder saufen, noch 10 Euro fürs halbe Hendl ausgeben, für zwei Wochen eigentlich nichts zu suchen haben.

Die grossen Themen der Wiesn 2015 sind also Sex, Bier und Flüchtlinge, wobei sich Letzteres von selbst geben wird, sobald der öffentliche Verkehr wieder funktioniert. Warum man mit tausenden von Flüchtlingen pro Tag nicht fertig wird, wenn anschließend gleich 5 Millionen in zwei Wochen nachrücken, das ist mir unerklärlich. Doch um das nicht unnötig anzuheizen, habe ich meinen Sonderbericht vorübergehend zurückgezogen. Nicht zwangsweise, um eine Geisel damit freizupressen, sondern einfach nur, weil ich meinem geliebten München in den Tagen der Völkerwanderung beistehen und ein Bärchen zuwerfen möchte. Legen wir das Thema Flüchtlinge schon mal zu den Akten und die Bodentruppen auf Eis.

Bier trinkt man vorwiegend, wenn irgendwie möglich weder mit Eis noch im Liegen, aber Niveau ist trotzdem eher störend. Ganz diesem Niveau folgend präsentiert sich der neue Wiesnmasskrug 2015. Das Wiesnlogo vereint die großen Themen 2015. Alles quillt und bordet über, ergießt sich über das, was es halten soll. Wenn das nicht für Sex, Bier und Flüchtlinge steht, dann hol mich der Teufel.

Wie üblich in den neuen Trachtenfarben multicolor springt uns also ein überschäumender, viereckiger Masskrug an.

Schräg wie der Turm von Pisa, aber oben erinnert er an die Frauenkirche oder an zwei opulente Brüste, einen ejakulierenden Doppeldildo. Der schiefe Krug von München. Der Schaum quillt über als hätte der Tischnachbar heimlich ein Salzfassel reingeschüttet. Auf dem Krug selbst perlt der Schaum nur ab, während er sich über den Henkel ergießt. Auf der Wiesn kann man froh sein, wenn das Bier innen überhaupt bis über den Henkel eingeschenkt ist. Und selbst wenn man ihn überfüllt, verhindert eben dieser Henkel, dass höchstens der Krug, aber niemlas er nass wird. Selbst bei zwei weitgetragenen Wiesnmass kann es passieren, dass sie keinen ganzen Krug füllen. Der hier sichtbare Masskrug wurde niemals von einem professionellem Schankwirt gefüllt und widerspricht allen Regeln der Schulphysik. Aber im Möglichkeitsraum der Quantenphysik ist das neuerdings alles möglich.

Auch bei näherer Betrachtung der Besucher- und Bierstatistik möchte man glauben, dass uns auch hier die Wirklichkeit ein Schnippchen schägt. Die Welt quillt über, nur auf der Wiesn sind seit 1980 die Besucherzahlen, rund 6 Millionen, nicht mehr gestiegen. Da traut man seiner eigenen Presse nicht mehr. Selbst der syrische Faktor wird es 2015 wohl kaum rausreissen.

Allerdings wurden rund zwei Millionen Massen mehr wurden getrunken (6 Millionen statt 4) und folgerichtig laut Fundbürostatistik 2014 auch doppelt so viel verloren. Das versöhnt dann doch etwas.

It's a moving world. Desshalb möchte ich Ihnen nach der versalzenen Mass auch noch den Bierealismus und das Beerboarding vorstellen.

Ich drück mich immer so negativ aus übers Oktoberfest. Aber das stimmt nicht. Es hat schon seine guten Seiten. Es dauert nur zwei Wochen und es dient dem Frieden der Völker und Individuen. Und weil es dieses Jahr wirklich schwierig ist, will ich mich der Zumutung 2015 mal wohlwollend annähern.

Da man in Bayern das Bier zu den Grundnahrungsmitteln zählt, ist das Oktoberfest kein Krieg der Krüge, keine Massenvernichtungswaffe, kein Ende, sondern ein Anfang. Ein Anfang vom Herbst zumindest und der Anfang einer neuen Brausaison. In den Zelten und drumherum bekommt man bekanntlich ja nicht das neue Bier, weil das alte eben erst weggesoffen werden muss, der alte Schlaz vom März. Die Einheimischen, die Hiesigen, die dessen nicht mehr Willens sind, locken hierzu Millionen von Ausländern, also Franzosen und Preussen heran, um des Werkes Herr zu werden. Die Todfeinde werden durch den Malzgeruch ins Land gelockt und besoffen gemacht.

Zum besseren Verständnis der Vorgänge in meiner Heimatstadt spreche ich glücklicherweise mehrere Fremdsprachen. Österreichisch, Ober- und Unter-, sowie Tirolerisch, Gastro-Italienisch und Bayrisch in Sprache. In rund einem Dutzend Sprachen bin ich in der Lage, meinem Tischnachbarn das Trinken beizubringen. Als tote Sprache beherrsche ich auch noch das Althochdeutsche. Ehrlicherweise sollte man im katholischen Bayern das Schweigen als zweiten Dialekt bezeichnen. Aber Hochdeutsch, die Sprache des Teufels, nur in Schrift, niemals! in Sprache. Nie. Wenn mir Schrippen oder Buletten angeboten würden und werden, lieber verhungerte ich. Solange wir die preussische Besatzungsmacht nicht unter den Tisch gesoffen haben, muss der Bayer weitertrinken, und mehr. Ich finde, man könnte die Altersgrenze beim Trinken locker runtersetzen, wenn nicht gar ganz aufheben. Dann hätte sich die Kinderwagenproblematik in den Zelten gleich miterledigt.

Auch die Promillegrenzen sollten während dieser 17 Katastrophentagen, in denen schon der Biergehalt in der Stadtluft bedenkliche Grenzwerte erreicht, doch bitteschön für die, die darin hausen müssen, zeitweise erhöht oder aufgehoben werden. Andererseits könnte man die Stadt mit Verkehrsschildern, Typ Wildwechsel, pflastern.

Es sind die einzigen Wochen in denen Deutschland vor einem Bürgerkrieg sicher ist.

Man lädt, wie in alter griechischer Tradition, den Gast zu einem Gelage, um ihn unter den Tisch zu saufen und betrinkt sich gleichzeitig selbst bis zur Bewusstlosigkeit. Das schafft Vertrauen. Wesshalb die Wiesenzelte auch keine Fenster haben. Die rollige Brunft säuft sich in den Winterschlaf, in den sie wenigstens ein gebrochenes Herz mithineinreissen möchte. Da will man unter sich sein. Freud würd heute auf einer Bierbank therapieren, nicht auf ner Couch, bei all den Hyperaktiven.

Während dieses Friedensfestes zum Sommerausklang so frei von der Leber zu schreiben, das ist München, das ist Freistaat, wie ich ihn kannte. Liberal solange es Bier gab. Da bekommen auch die Leser noch was vom Rausch mit. Mit "Texte für ein Bier+" will ich sagen, dass man dem Rauschedikt der bayrischen Staatsregierung folgend mindestens ein Bier getrunken haben sollte, ehe man sich an den Text macht oder ihn liest.

Weil ich denke, dass der Frieden, der hier so hochheilig zelebriert wird, sich noch steigern lässt, wenn man ihn freilässt, wie eine weisse Taube in den blauen bayrischen Himmel, weil ich all die in Bierzelte verpackte Energie des Friedens der gemeinsamen Freude freisetzen will, sehe ich den Bierealismus (engl.: beerealism), wie er von münchenkotzt ins Leben gerufen wurde, als bisher einzige Kunstform, die ins Herz der heiligen Wiesn vorgedrungen ist. Der Bierealismus ist die quantenphysikalische Herangehensweise an die Dichtungen und Verdichtungen im Möglichkeitsraum des Rausches. Sollten Sie mal sehen, wie weit sie mit einem Kochkurs in der Wüste kommen, Trinken steht da an erster Stelle. Wenn Sie Bier haben, reicht Ihnen Sand als Ergängzungnahrung, wegen der Ballaststoffe. Lieber mal ein Trinkbuch, denn auch das will gelernt sein. "Ein Quanterl" zu viel, wie der Bayer sagt, von dem goldenen Nektar und schon ist es geschehen: Im Raum der Möglichkeiten entstehen Mauern. Ein sich Abdichten gegen die Aussenwelt. Das sogenannte Tao der Wiesn: Das Nichts du denken.

Wer auch immer gesagt hat, die Wahrheit sei die Erfindung eines Lügners, hätte meines Erachtens den Friedennobelpreis 2007 im Gegensatz zu Al Gore's Powerpointpräsentation verdient. Was hat denn Klima mit Frieden zu tun, wenn man Zelte hat. Jeder verfolgt so seine Wunschrealität. Als Anhänger des Morgenthau-Plans, aus Deutschland einen Agrarstaat zu machen, kann ich einer Wiesn, die einer erstklassischen Landmaschinentechnikausstellung Konkurrenz macht, reichlich wenig abgewinnen. Es geht mir keineswegs um die Konsumform oder -menge, sondern vielmehr um den Preis. Handelte es sich um Freibier, würde ich die Wiesn mit meinem Leben verteidigen. Es ist eben immer eine Art Wunschrealität. Selbst die Bilder, mit denen wir Ihnen die Wahre Wiesn präsentieren, sind mit professionellen, tariflich bezahlten Schauspielern in oft tagelangen Kneipenmärschen entwickelt worden.

Wir versuchen uns auch von bulemischen Triebtätern zu distanzieren, die kotzen, wenn die Klappe fällt. Wiesnberichterstattung ist was für moralische Profis. Neben Bier und Sex ist Anstand unsere dritte Grundtugend.

Am Grunde eines Kruges sehe ich es schwinden das Oktoberfest. Denn nicht nur dieser geht zum Brunnen bis er bricht. Ich seh schon die Schlagzeilen: Beerboarding - Merkel lockt hunderttausende Assad-Truppen aufs Oktoberfest.

"Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land". Dann wäre es jetzt wohl an der Zeit, Frau Merkel, sich mal für eine Stelle als Verwaltungskraft auf Lampedusa, in Nordafrika oder an einer Aussenstelle des Bundesamtes für Migration in Kabul zu bewerben.
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Donnerstag, 13. August 2015
Über das Kotzen hinaus - ein Gastbeitrag von Kalle Bargeld

"Beurteilen Sie dieses Land ruhig nach seiner Grenze und nach diesem Niemandsland, über das es sich mit dem Nachbarn ausschweigt!"

1. Bavariaring: irgendwo dort sitzend, die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt, Wirbelsäule und Kopf hängen schlaff zwischen den Schultern, ein pelziges Gefühl am ganzen Rest, der ein Körper war, sich aber eher wie ein body anfühlt, wie eine Leiche. Hinter dem Gefühl von eventuellem Tod aber der Stolz, es auf ein rundes Stück Holz geschafft zu haben, den ehemals jugendlichen Baum – junger, rasierter Baum am Arsch –, jetzt in der Horizentalen und im Verbund mit vielen anderen, auch mal junggewesenen Bäumen, jetzt tot, ein niedriger Zaun gegen hemmungsloses Queren einer Grenze, des Grünstreifens am Rand eines Geschehens, unseres Geschehens, des einzigen, das wir noch haben, außer manchmal dem Fußball. Der Grünstreifen nicht am Rand, der Grünsteifen DER Rand des Geschehens, der matschgewordene Traumfresser an dem die Gescheiterten kleben bleiben, oder zumindest ihr berauschtes Gefühl. Das Biotop, der Schwamm saugt das Gröbste auf, bevor es in den Rest der Stadt dringen könnte. Der Trubel, das Lachen und Schreien, die Lichter, das Rattern der Wäglein in ihren Schienen am Ohr aber nicht darin, keine Teilnahme am Lärm, kein Kummer, kein Interesse, in Ruhe davor, aber von Ruhe an sich keine Spur. Speichel im Mund, viel Speichel, Sturzbäche aus den Drüsen unter der Zunge, Fontänen von oben, knapp neben den hintersten Zähnen. Und der Blick ist ein Problem. Ist er da, ist er schauderhaft und fällt in wildem Tempo aus einer Fuge durch die nächste und aus ihr heraus. Es ist kein Verlass auf den Blick, er wird eingestellt, nach innen geholt. Da flackern Eindrücke vom Nachmittag und von drinnen, von einem taumelnden Jungen, allein mit ein paar Quadratmetern Asphalt die ihn umgeben, die ihm vom lachenden, trottenden Pulk gewährt werden. Er schleift den Hohlraum um sich durchs Gedränge, das ihm weicht, macht ganz unordentliche Ausfallschritte, den Schrägen über die er zu laufen meint mit Stabilität zu begegnen. Vor Anstrengung oder aus Vergesslichkeit hat sich vor seinem Schritt ein nasser Fleck gebildet der nach unten ausufert, die Oberschenkel entlang, ein Torbogen zwischen den wankenden Beinen, der Junge auf dem Weg nach draußen, das feuche Hufeisen auf der Hose wünscht ihm hämisch Glück oder sonstwas.
Zur Spucke im Mund kommen Tränen in den Augen, Krokodilstränen rollen ohne jede Traurigkeit über die Wangen, die Wangen jetzt in den Händen, eiskalt und grau, so grau, dass selbst ein pelziger Finger die Farbe spüren kann. Nie so enden, wie der Junge vom Nachmittag. Nie mit voller Hose vom Feld gehen, nie die kleine Arena aus Asphalt mit sich schleifen und das Lachen der Übriggebliebenen! Das nicht, vorher sterben oder dem Tod von der Schippe springen, alles, nur nicht Gespött sein.
Es gibt Gewinner und Verlierer und dann gibt es noch Verunglückte, die rangieren außer Konkurrenz. Wer verunglückt, hat das Mitleid der anderen sicher, wer – wie der angepisste Junge – verliert, bekommt ihren Hohn zu spüren.
Langsam und schmatzend öffnet sich der Mund, ein weißlicher Bach kriecht über die Unterlippe, versiegt in einem langen, von Kugeln kleiner Bläschen durchsetzten Faden, die Augen fallen zu, oder es sind die Lider, die langsam und alles weitere auszublenden aufeinander zu kriechen. Ein Ruck geht durch den sitzenden Körper, das fahle Gesicht verzerrt sich, neuer Speichel fließt, neue Tränen und dann pumpt sich der Mensch, oder ein Gespenst in seinem Bauch pumpt ihn leer. Das ist die Peinlichkeit, da ist sie, auf dem Boden zwischen den Füßen, zu einem Drittel auf dem matschigen Grünstreifen, ein Drittel auf dem gepflasterten Weg und ein Drittel im Mund, säuerlich zwischen den Zähnen und dem Backenfleisch. Niemandsland, Lücke die sich nimmt, wen sie nicht auf die Stadt loslassen kann. Quäkende Ansagerinnen – wieso klingen sie immer gleich, jetzt hier und vor dreißig Jahren in Hamburg? –, der Mief von den Reitponnys, die Pflanzenfresserscheiße, die man hier nicht und nirgends für voll nimmt, also auch nicht so eklig und so stinkig findet. Im gekrümmten Rücken das Chaos als Lichtern, Gekreisch, Klappern und dem Lieblingslied der Blaskapellen, da kommen auch schon strafend die Retter. Stiefel mit Stahlkappen, rote Hosenbeine, Streifen reflektieren das Blinken eines Karussels oder der Geisterbahn. Frage: "Wie heißen Sie?", keine Antwort. Zwei Hände packen den Unglücklichen unter den Achseln, heben ihn vom Holzbalken auf die kühlen Gehwegplatten. Hinter Tränen das Gesicht an Granit geschmiegt, die Landschaft einer Fuge zwischen den Platten: Moos, Krümel, Sand, ein zertretener Grashalm, leider keine Ameise. Dann eine Hand klatschend auf der Wange und wieder die Frage nach dem Namen.
Fetzen von einem Gedankengang: lieber verunglücken, als dem Hohn zum Fraß vorgeworfen werden! Kein Namen, dafür heftiges Röcheln, die Augen ganz auf und noch ein Stück weiter, zupacken, den Arm der Strafmannschaft greifen, das hier ist ein Ernstfall, nicht in den gelben Kasten, mindestens auf die Intensivstation. Der betrunkene Körper krümmt sich wieder, diesmal nicht ruckartig, diesmal in Wellen. Mit jedem röchelnden Atemzug streckt er seinen Kopf nach hinten, legt ihn mit einem Klopfen auf den Gehweg in den Nacken, drückt dagegen, bis Hals und Schultern in der Luft schweben. Zur Untermalung des ausgedachten Leides werden die Beine in wildes Zittern und eigentlich in ein Schlackern geschickt. Dazu fällt den Strafenden kein Absatz aus keinem ihrer einst studierten Lehrbücher ein. Der Eine wirft sich auf die Unterschenkel und nimmt die Füße in eine Art Schwitzkasten, der Andere, immernoch im Griff des Betrunkenen, kramt hektisch eine Waffe oder deren Gegenteil aus seinem Arztköfferchen, dann kniet er sich auf die Oberarme des, inzwischen als Patienten zu bezeichnenden Körpers, damit dieser keinen Widerstand leisten könne und führt – den Unterkiefer im stählernen Griff seiner Hand aus den Vororten – ein gebogenes Plastikrohr in die Kehle des Röchelnden.
Würgreiz, aber nichts zum Würgen. Dafür ein weiches, warmes Gefühl an den Pobacken. Die waren einen Augenblick lang vergessen worden, haben, sich selbst überlassen, nachgegeben. Den Kunststoff im Hals, sind auch die Bemühungen ein Ernstfall zu sein abgeflacht. Arme und Beine liegen matt auf dem Boden, die Finger sind in ihrer Entspannung leicht gekrümmt, schmiegen sich aneinander, da findet ein echtes Gefühl statt, das erste echte Gefühl seit heute Mittag oder dem Anbeginn der Zeit, das macht jetzt keinen Unterschied. Ein Gedanke an die volle Hose, die Kooperation beim Verladen auf die Bare ist ein Schnitzer im Repertoire des Simulanten, eine wärmende Decke über dem stinkenden Leib, kurzer Friede, dann wird der Blick in gelb getaucht und ein Schock oder eine halbschlafene Drüse regt sich: das Ganze Theater war umsonst, dieser Körper muss in dieser Hose und in acht Stunden ins Office geschickt werden.
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Mittwoch, 5. August 2015
Die Widergeburt ins Blaue
Ich muss sagen, sollten Sie mal an meinem Grab vorbeikommen, bei mir dürfen Sie die Totenruhe ruhig stören und gerne auch laut. Mich störts nicht. Im Gegenteil, da freut man sich doch auf Besuch, wenn man bewegungslos in einem Erdloch liegt. Ich bitte Sie.

Bei mir wird auch der Grabstein - gottlob keine Verbrennung - vollgeschrieben bis geht nicht mehr. Vorne kleiner Text und hinten drauf die Fußnoten. Auf den Rand kommt das Impressum, rundherum. Und auf dem versenkten Teil lass ich paar coole asiatische Weisheiten eingravieren, kleine Rätsel, auf dass der ein oder andere vielleicht nochmal runtergräbt. Geheimnisvoll viel Text eben und der Grabstein so bunt wie es die katholische Kirche grade eben noch so erlaubt.

Auf der Grabtafel lass ich am Fußende Platz für Kommentare und wenn sich die Tierliebe bei mir nochmals einstellen sollte, ein kleiner Busch zum Draufscheissen für die Köter.

Sollten Sie vorhaben, zur Beerdigung zu kommen, bringen Sie bitte keine Blumen zum Reinschmeissen mit oder wenn schon, dann Bambusrhizome, Ackerwinden oder Giersch, aber am liebsten wären mir Würmer und Dünger, alles was das Bodenleben anregt. Alles zoosaprophage Gedöns, Nekrophagen, Kadaverfresser. Ich will schnell in die ewigen Jagdgründe übergehen. Sollte ich das Ende nahen sehen, fress ich noch viel Joghurt, den Bakterien besonders gerne essen. Bei meinem letzten Abendmahl werde ich das Brot brechen, das mein Leib ist, zu Tisch mit Insekten, Pilzen und Co, wo man anschliessend keine mehr rauchen kann so ohne Luft, schade. Das ginge höchstens noch während der Verbrennung.

Das muss man sich mal vorstellen, bei Verbrennung mit der Asche in der Urne, wie soll da denn Wiedergeburt klappen. Auf ewig den letzten Rest in ner Kapsel eingesperrt bis sie mal versehentlich zerbricht. Diese Seelen hoffen auf Bombenteppiche und Abrissbirnen. Ich will schnell wieder zurück auf die Erde. Den ganzen weiten Weg, vom Einzeller zurück zum Dasein. Kann man nur hoffen, dass man da evolutionär nicht mal falsch abbiegt.">
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Samstag, 25. Juli 2015
Beerboarding - Neue Ideen von der Linienführung
Ich hab neue Ideen, die ich jetzt mal im Urlaub genauer durchdenken möchte. Arbeitstitel: Habitat/Appliances for Humanity. Beispielsweise die Gründung einer gewaltfreien Terrorbewegung. Wer als Mann verheiratet ist, weiss dass Terror nicht immer mit physischer Gewalt einhergehen muss. Also eher eine Freiheitsbewegung. "Free the Atoms" oder Quantenbefreiungsfraktion, QLF Quantum Liberation Front, das ist noch nicht entschieden. Vielleicht auch einfach nur "Der Quarkauslöffler", hm. Vielleicht auch ein uigurischer Name, bezüglich der notwendigen Verwirrung.

Nachdem das mit Wasser jetzt erlaubt zu sein scheint, würde ich auch gern gleich die Hand auf "Beerboarding" haben. Die Patentrechte. Im Kampf gegen den vermeintlichen Islamischen Terror, bei dem die Amerikaner, scheinbar hilflos, aber eben nur scheinbar, den ganzen Planeten umackern. Herrje, gebt ihnen doch endlich eine Arena, ein Kolloseum. Lasst uns den Mariannengraben leerschöpfen, dann gibt es auch ausreichend Plätze in den Logen. Und gebt den Amis all das Salzwasser, auf dass sie es dem Rest der Welt über die Gesichter schütten. Man bekommt ja angeblich sogar ein Handtuch dazu. Das finde ich geradewegs zivilisiert.

Aber mit Beerboarding wäre jeder Widerstand gebrochen. Eine psychosomatische Waffe geradewegs. Erst der erzwungene Tabubruch, dann das Ist-doch-eh-schon-wurscht mit dem Fetzen Rausch und schon haben wir ihn auf unserer Seite. Leichter kann man Brücken nicht bauen. Im Grunde ist Beerboarding schon eine Art Einbürgerung. Da muss man dann auch keinen Test mehr machen, sondern darf gleich in die deutsche Uniform schlüpfen und die alten Rivalen platt machen. Es schiesst ja nur bei Dauerfeuer daneben, das neue G3, was für mich wie gewollt klingt. Auf das Kollaterale wird doch heute viel mehr Wert gelegt als auf das eigentliche Ziel, das scheinbare. Egal ... Überlegungen also, während des Urlaubs. Für alle, die nicht moslemischen Glaubens sind, gilt natürlich. Non-alcoholic for Non-Members. Wer nicht monatlich zahlendes Mitglied ist, kriegt auch beim Verhör kein Bier. Beim Beerboarding gibts auch kein Anschreiben auf einem Deckel oder Kredit.

Mit einem Schweizer Patent und Stammsitz in Zug, gleich neben Glencore, bekommen wir letztendlich noch einen Stempel drauf: "Approved by Geneva Convention". Das wär doch mal was und es käme wieder aus Deutschland. Wie Paul Celan in der Todesfuge sagt: "der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau." Ob er damit blaugeschlagen meint, wir wissen es nicht. Endlich Urlaub, ist doch klasse. Ich hab schon immer gesagt, mit der bayrischen "porkinjection" kommen wir nicht weit, desshalb will ich sie nur der Fakten und Patente wegen kurz erwähnen.

Und dann natürlich immer die Haustechnik. Ein komplett anderes Thema, mit dem ich mich in diesen Urlaub beschätigen möchte. Wenn man schon Immobilien besitzt wie Sand am Meer, dann denkt man auch mal übers Wohnen nach. Ich will Scheibenwischer an den Fenstern. Und weil der Schmutz am Boden scheinbar vom Himmel fällt, obwohl man für ein Haus mit Dach bezahlt hat, wäre ein Siebboden ganz praktisch. Irgend so ein Nanogitter, das ständig Feinpartikel absaugt und gute neue Luft, meinetwegen angesaugt aus Afrika oder Honolulu, in das öde Wohnzimmer bringt. Ich will die Waschmaschine A1, lebenslange Garantie, keine Folgemodelle, reagiert auf Gefühle. Einen Akkubohrer aus der Produktlinie "Second Chance", der nochmal für 10 Minuten läuft, sobald man ihn anschreit, weil er ausgegangen zu sein scheint. Eine Quantendusche, bei der man nicht nass wird, sondern einfach nur sauber, am besten ohne Ausziehen. Photonendusche, säuberndes Licht, die Worte gibt es doch schon alle. Will sich da nicht endlich jemand bequemen, es zu erfinden. Was ist denn los in den Laboren? Wenn schon beschissene Marktwirtschaft, dann doch mit wettbewerbsfähigen Produkten. Wenn meine Träume die Werbung überholen, dann kann es damit nicht weit her sein. Pfuscher. Und dafür unsere kleinsten Teile einsperren, als gäbe es für die Forschung keine Mindestgrößen und Moral.

Sieht aus wie Fischertechnik, heisst aber Many Body Quantum System with lasercooled atoms. Für die Öffentlichkeit gleich am Eingang zum Anfassen kleine Atomwölkchen wie Glühwürmchenbabys. Wenn man dann doch mal hinfasst, verbrennt man sich die Finger am Ionisation Gauge, denn es sind von magnetoptischen Fallen in Atomkäfigen Gefangene, für die keine Unschuldsvermutung geltend gemacht wird. Und genau da tritt die uigurische QLF auf den Plan und haut sie alle raus. Ob CERN oder kleine Labore wie das, wo mein oberkluger Schwager arbeitet, sind die Qantanamos in klein, wo kilometergrosse Gebäude gebaut werden, um die Gefangenen zu zertrümmern. Mit solchen Leuten machen wir keinen Gefangenenaustausch, sondern nur Befreiung.

Das wird mal ein Urlaub. Kann ich nur empfehlen. Victoria/Vancouver Island nachmittags zu den shoppingcart people, gleich bei der Heilsarmee, bzw Yates Street ums Eck, da ist es am gemütlichsten und für meine Pläne zentralsten. Kann man kettenrauchend auf ner grösseren Bank sitzen, mit Abfallkorb für den Kaffeebecher, ohne dass man herausstechen würde. Es kommen immer nette Leute vorbei, die mal Feuer für ihren Joint brauchen, oder Geschichten von den netten local cops und den miesen Paramilitärs named RCMP. Hier würde die Bierfolter militärisch nicht greifen, das muss ich eingestehen.

Und zum Sonnenuntergang über dem Pazifik ins Spinnakers Brewpub mit seiner homebrewed beer selection gleich drüberhalb der Brücke. Blick bis zum Olympic National Park und im Vordergrund bestrahlt im besten Licht eine landende Twin Otter. Mit einer dieser Maschienen werden wir auch die Gefangenen rüberbringen vom UBC drüben in Vancouver. Da wird er mal sehen, der oberkluge Schwager. Hab ich mir extra so ein Minihandwerkerset von Obi besorgt und damit bau ich ihm seine Fischertechnik um. Quanten in den Sack und rüber in den Westen, wo wir sie erstmal wieder hochpeppeln in einem grösserem Freilaufgehege. QLF, passive membership still available - eigentlich sind es nur wage Vorgedanken zum Oktoberfest. Prost.
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Donnerstag, 9. Juli 2015
Morgen ist Feierabend
War irgendwie klar, nachdem schon ne ganze Zeit lang fünf vor zwölf war.

"Monsanto ist nur der Frontmann der Vorgruppe, bzw. das von den anderen geschaffene Schutzschild. Er reitet voran mit den schlechten Manieren und keiner verliert ein Wort über die vier fünf, die hinterherreiten, das gleiche tun, nur ne Stufe dezenter. Monsanto hat die Gentechnik nicht erfunden. Sie sind das Experimentalmonster, der Frankenstein der PR-Abteilung aller Futterproduzenten. Das Testfeld, wie weit man den Verbraucher und oder Widerständler treiben kann. Wer kennt schon Archer Daniel Midland, Bunge Ltd oder den grössten Rohstoffhändler Glencore?
Wir geben jedem Schreckgespenst einen Namen, wie den Taschentüchern oder dem Klebeband, und vergessen die restlichen Gespenster, die nur perspektivisch kleiner erscheinen, weil sie sich tief am Schattenrand Monsantos verstecken."

Harter Merkur

Manche stört das Rauschen des Computers, der surrende Lüfter, mich nicht. Ganz im Gegenteil. Ich versuche, mich damit schon an diese Geräuschlosigkeit von Nächten auf der Intensivstation zu gewöhnen, die mir im hohen Alter bevorstehen. Wenn es da nicht die Maschinen für die lebenserhaltenden Massnahmen gäbe. Ein Piepsen alle ein oder zwei Minuten, mit viel Fantasie ein Fink oder ein Rotkehlchen. Hie und da ein Röcheln von der Morphiumpumpe, Ein Szenario wie tagsüber im Dschungel. Da ist nicht viel los, denn wer ist schon tagtaktiv, seit es diese Monsterspezies Mensch gibt.
Von einem Surren zu sprechen, ist die falsche Herangehensweise. Ein Rauschen, wie ein kleines, unter Steinen dahinsickerndes Bächlein. Zudem sind es die Lüfter des Computers, nicht etwa seine Festplatte. Es ähnelt somit dem Deckenventilator, den man nur zu gut aus dem Urlaub kennt. Nur hald ne Nummer kleiner.

Das letzte Dahinsiechen auf der Intensiv, mit all ihren Klängen und Tönen, hoffentlich darf ich das noch erleben. Denn es könnte auch sehr schnell gehen. Last generation standing, das droht uns nicht nur seit wir ausreichend Nuklearkraft entwickelt haben. Mit der Gentechnik haben wir nun ein neues Drohszenario aufgebaut.

Aus Versehen sind wir vielleicht die letzte Generation eines sich bedrohlich anwachsenden humanen Schimmelpilzes genannt Mensch. Hätte man gedacht, Man vs Welt wäre ein lockeres Heimspiel, indem man den Planeten mit Atom bedroht. Aber Pustekuchen. Die Jüngsten vielleicht noch gut 100 Jahre und oha, hoppala, ausradiert. Jetzt is es passiert. Seit letztem Monat nun ist die Menschheit unfruchtbar. Das spermacidal corn von Monsanto hat übergegriffen. Entgegen allen Zusagen und verlegten Forschungsergebnissen ist nun das Minimalstrisiko von fehlenden Langzeitstudien eingetreten, dass sich genetisch-modifiziertes Saatgut nicht auf andere Pflanzen überträgt, geschweige denn auf den Menschen. Weg ist sie, die gute Menscheit. Die Krone der Schöpfung auf dem Totenbett. Der so lebenswichtige weisse Saft ist nun nur noch Terminator-Seed am Ende der Erntezeit, nun noch unbeliebterer Eiweißschrott.
Seit 2001 lag es fertig in den Schubladen und Regalen, das contraceptive corn. Eine nahrungsgesteuerte Populationspolitik, die besser klingt als Verhungern. Das ist ja auch was Herr Gates zu meinen schien: AGRAs Green Revolution.

Nur in einem kleinen Indianerdorf Nähe Peru leben noch ein paar wenige Inkas, deren Kalender eigentlich auch schon zu Ende ist, die noch auf Nachwuchs hoffen dürfen, weil sie immer nur ihren eigenen Mais frasen und kein Snickers oder keine Miracoli.

Der Rest der Menschheit kann jetzt mal richtig auf die Tube drücken. Für die letzten hundert Jahre haben wir ausreichend von allem. Da müssen wir dann nicht mehr zwischen Trink- und Brauchwasser unterscheiden. Wir können endlich wieder beruhigt die spritfressenden Ami-Schlitten aus der Garage holen. Nur Rauchen wird dadurch auch nicht gesünder. Alles hat ein Für und Wider. Letzte Ausfahrt: spermacidal seed.
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Montag, 29. Juni 2015
EU hat sich verrechnet -
Griechenland doch nicht pleite! Griechenland ist Gläugiber.

Entgegen aller Beteuerung der Regierung wurde noch am Vorabend bekanntgegeben, dass es keine weiteren Zahlungen geben wird. Athen fordert nicht nur Helgoland als vorübergehende Sicherheit. Auch die Öffnung des Hamburger Hafens für griechische Fischer kam auf den Tisch.
Jetzt weiss die Welt, warum Tsipras nie Krawatte trug. Wie erst jetzt bekannt wurde, konnte Tsipras bereits Ende letzten Jahres dank eines syrischen Astrologen ersehen, dass Griechenland dank der als Altmetall entsorgten Panzer und des dadurch eingesparten Benzins spätestens Mitte 2015 nicht mehr in der Kreide, sondern mit einem Haushaltsüberschuss auf dem Podest ganz oben stehen würde.
Nun tritt Tsipras zu den gefürchteten Gläubigerverhandlungen in Berlin an. TUI hat sich schon angeboten 10.000 deutsche Touristen unentgeltlich nach Athen zu fliegen.

Deutscher Merkur


Das verwundert Politik- und Wirtschaftsinteressierte nun nicht wirklich, denn dass die EU nur über ein dürftiges Mathematikwissen verfügt, muss jedem klar geworden sein, als Griechenland in die EU aufgenommen wurde. Sicherlich war der Rechenfehler von Goldman-Sachs in den Papieren gründlich versteckt. Aber man hätte durchaus mal abends zuhause das Ganze nachrechnen können, wäre nicht ein vereintes Deutschland und sein Solidaritätszuschlag so wichtig wie ein vereintes Europa, wenngleich mit einem bankrottem Staat.
Und weil wir in Mathe nie aufgepasst haben, leben wir in einer WG in der wir erst merken, dass der Kühlschrank leer ist, wenn wir verhungert sind, in einer Wirtschaftsgemeinschaft also, in der wir erst merken, dass unser Fuß abgestorben ist, wenn er abfällt und vergisst zugleich, dass es den anderen Armen und Beinen ja im Grunde ähnlich ging und geht oder bald auch nicht mehr. Ein Europa ohne Arme und Beine, das ist doch nicht zu fassen, das geht doch einfach nicht. Deutschland in seiner Torsofunktion wird sich da andere Gliedmaßen suchen müssen. Das ist viel wichtiger als irgendein Geld, das es nie gab und das somit auch nicht zurückfließen wird.

Entgegen allen Verwünschungen deutscher Staatsbürger gegenüber Griechenland, hätte auch die Rückzahlung der vermeintlichen Schulden keinen Cent mehr in meinen Geldbeutel oder den irgendeines anderen Deutschen gespült. Ich vermute, dass es sich bei den Schulden über die man immer spricht eher um virtuelle Geldmengen wie M2 oder M3 handelt. Und mit denen kommen wir so wenig in Berührung wie mit anderen Dimensionen. Es handelt sich um Geld das es nicht gibt, um eine Geldschöpfung aus dem Nichts. Der Vergleich mit einem entwertetem Fahrschein mit dem man nie kontrolliert wurde, hinkt, aber klingt gut.

Man könnte natürlich wie mein Nachbar argumentieren, dass ein Autoverleih, der gerade alle seine 100 Wagen vermietet hat, auch kein Auto mehr am Parkplatz stehen hätte. Aber er hatte zumindest mal 100 Autos. Bei Banken, wissen wir, dass sie mehr als das Zehnfache dessen verleihen, was sie eigentlich jemals hatten. Witzigerweise liegt die Mindestreserve der Europäischen Zentralbank bei 1%, bei der Chinesischen Volksbank hingegen bei 20%.
Die Banken verleihen also, auch ein hinkender Vergleich, aber auf der moralischen Eben von Banken ist er fast ehrenwert, 100 Autos, obwohl sie nur eines haben. Sie vermieten uns unsere eigene Welt und alle machen mit, es läuft, weil es gut geschmiert ist. Und mit Sicherheit nicht mit Drachmen.

Man muss schon sagen, dass wir ohne Langstreckenbomber in Deutschland niemals eine Demokratie geschafft hätten. Besonders als Bayer spürt man das täglich. Fast hundert Jahre Besatzung unter einem Ameisenvolk, das wurlt und macht, sich protestantisch die Welt Untertan. Mit der Münchner Räterepublik die letzte Hoffnung genommen, bohrt der preussische Parasit, der eigentlich aus einer Wüstengegend wie dem Brandenburger Brachland stammt, immer weiter ins bayerische Fleisch und inzwischen auch schon mit Skien die einst so saftigen Berghänge hinab. Da wünscht man sich natürlich wieder einen Napoleon. Ich denke da sofort an Waterloo und Blücher, wenn mir Durchreisende oder noch schlimmer Zugezogene die Zuckerrüben zertreten bei ihren Sonntagsausflügen mit Henning, Hasso und Getue. Das Pack und ihre Merkel.
Nach drei Bier und dem Anblick all der zerquetschten Zuckerrüben kann auch mal der Gedanke an die Bewusstseinsoberfläche steuern, Deutschland würde auf seine eigene Tretmine steigen. So eine Art Selberschuldschnitt.

Nein, Griechenland ist mir da viel näher. Auch wenn da von 1862 noch 2 Millionen Gulden Schulden an den bayerischen Staat offen sind, war der bayerische Prinz Otto doch 30 Jahre lang der erste König Griechenlands. Apollo und Dionysos, der ganze Olymp, die Demos und ihr Heraklit, Tyrannenmord. Ja! ich bin dabei. Und jetzt sollen die raus?! Ich möchte da nicht so betriebsblind wie die EU reagieren, sondern das ganze mal durchrechnen. Denn ...
auf meinen Rundreisen durch Griechenland konnte ich irgendwie nicht sehen, wo das Geld denn so hingeflossen sein könnte. Keine dicken Autos, keine Wolkenkratzer. Die Klippen runter, vielleicht, zu den Reedern. Der finale Sieg des Poseidon über Zeus und Hades - großartiges Theater wieder mal. Das hätte man sehen können, wenn man mal seinen Diercke Schulatlas zu Rate gezogen hätte, dass sich Europa wie die Sitzreihen eines Amphitheaters um Griechenland schmiegt. Türkei wäre da schon Backstage. Und auf dieser Bühne steht jetzt "L'Argent" von Emil Zola auf dem Programm.

In der Türkei kann man auch unsere Leopard-Panzer im Einsatz sehen, erst gegen die Kurden, jetzt gegen die syrische Bedrohung. In Griechenland allerdings sind sie gut versteckt, unsere 200 Leopard, die wir gerade noch an den Pleitegeier verscherbeln konnten und ich gutes Geld verdient für jedes Schräubchen an dem ich gedreht. Ganz verschämt auf jeder Insel einer oder alle in einer Tiefgarage wie die in Singapur, wer weiß, wie die provisionsgeschwängerten Politiker das ihrem Wahlvolk verkaufen konnten. Wenn man so satuiert für die deutsche Rüstungsindustrie arbeitet, ist man von dem Gedanken, von Krisengebieten noch was zurückzufordern, befreit. Was hätten wir ohne Griechenland als jahrelangen Europameister der Rüstungsimporte getan. Ohne unsere ganzen Altlasten von der Nationalten Volksarmee hätte es vermutlich garkeinen Balkankrieg gegeben. Und die Griechen hätten alles nehmen müssen; dann wären die auch schon früher pleitegegangen. Und ohne den Balkankrieg ... bei dem Gedanken wird mir jetzt noch ganz schwarz vor Augen hätten wir vermutlich einpacken können. Und ohne Griechenland werden es auf dem Kontinent noch enger, auch im Hinblick auf sich dadurch änderende Migrationsströme.

Das ist mir ja eine nette Idee von langfristiger Wirtschaftsgemeinschaft, die auch noch zusammenzuwachsen gedenkt. Als würde ich meinen Kindern ausgiebig Taschengeld geben mit dem sie bei mir in der Küche ihr Frühstück, ihre Kleidung und sonstige Artikel wie Clopapier kaufen könnten. Wäre ja noch schöner. Als hätte irgendwo was von 'all inclusive' gestanden. Das lass ich mir auch schön quittieren, das Taschengeld, weil ich es später natürlich zurückverlange, logischerweise mit Zins etc. So ist man auch vor späteren Launen der Kinder sicherer, bzw hat eine gute Basis für eine stabile Freundschaft. Bei Kindern könnte es funktionieren, das predige ich ja seit Jahren, aber bei Staaten offensichtlich nicht.

Man räubert nicht im eigenen Stall. Es sei denn, man möchte nun die eigene Bevölkerung so behandeln wie früher die Dritte Welt, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Dritte Welt inzwischen grossflächig über das Mare Nostrum als Nochbilligerarbeiter hereindrückt. Man riskiert, bzw provoziert einen kleinen Bürgerkrieg der Unterschichten, ein Ausleseverfahren, fast wie in einem postmodernem kapitalistischem Arbeitslager, um den Fortschrittsgedanken des Immer-Mehr noch für ein paar Jahrzehnte aufrechtzuerhalten. Ein Planet von Grosskonzernen und den Menschen dahinter, den Krisenakteuren, den Gläubigern all der Schulden. Nicht viele, also kein grosser Aufwand.
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Mittwoch, 17. Juni 2015
Sie müssen wissen,
ich habe vor einigen Stunden einen Trip eingelegt. LSD. Jetzt ist das mit der Realität so ne Sache. Insbesondere für mich, der sein religiöses Gefühl in der Quantenphysik wiedergespiegelt sieht. Selbst das Tastenfeld hat sich erweitert von ehemals 11 auf was weiss ich wieviele Dimensionen. Und es fühlt sich irgendwie schwabbelig an.

Ich hab das eben erst einer Kassiererin erklären müssen, dass es einfach dauert, den Dezimalbruttopreis in ein Netto umzurechnen, das auf dem Duodezimalsystem beruht. Mit 11 Brüdern geht das richtig ins Blut über. Ich hatte aber nur einen.

Das merkt man so garnicht während des normalen Lebens wie sich da hintergründig verschiedene Systeme vermischen und uns gefühlt das Leben schwer machen. Wir bezahlen beispielsweise in Brutto, bekommen aber immer nur Netto. Erst auf der ausgefüllten Kopie unserer Lohnsteuerbescheinigung erscheint unser Lohnbrutto als eine uns seltsam hoch anmutende Zahl mit der wir sonst nie in Kontakt kommen. Die gleichnamige Supermarktkette wirbt sogar noch mit dieser Abzocke.
Und beim Biertrinken in Bayern, wo ein Bier ein halber oder fast ein ganzer Liter sein kann. Erst das Geschlecht des Bieres macht die Sache dann klar. Ein Helles ist immer ein halber Liter und eine Helle immer eine Mass. In beiden Fällen ist es aber ein Bier.
Oder denken Sie an das unverbesserliche Geschlechterproblem des binären Mannes und der dimensionalen Frau. Er denkt nur 0 und 1 und macht sich um seine körperlichen Dimensionen nicht so viele Gedanken, sie hingegen lebt in einer Welt in der eine Waage eben nicht die Welt erklärt, sondern auch lügen kann.
Und um zum Thema Systembetrug nicht die alten Kamellen aufzukochen hier nur ein -Verweis- auf den Beschiss mit dem gregorianischem Kalender, der der Menschheit 10 Tage (der 5. bis 14.Oktober 1582) abgeknöpft hat.
Da stellen sich bei mir in meinem Alter die Backen- und nicht mehr die Nackenhaare auf. Überhaupt wird das Gesicht im Alter zur Löwenmähne. Aus allen Ecken und Löchern wächst das Kraut, nur die Krone ist ausgelichtet, wie sich das für Obstbäume auch gehört. Naja, zurück zu jenem Systemchaos, das uns das Leben schwer macht. Denken Sie nur an jene zehn geklauten Tage, denken Sie an Zeit, die wir heute nur noch unilinear erleben, in eine Richtung und für alle die gleiche. Fortschritt, Termine, Geburtsage, die man ab 60 eigentlich umtaufen sollte. Wie gerne würde man die Uhr mal zurückdrehen.

Wissen Sie, was ich meine? Das Heute ist hauptsächlich das Gestern von Morgen, also immer besser als das was kommt und weniger schlechter, als das was war.
Mal mit helicopters.com.fj auf Kiribati, also auf der Zeitzonengrenze, seinen Geburtstag zweimal feiern. Durch einen Rundum-die-Welt-Flug künftig jedes Jahr einen Tag früher Geburtstag zu haben, oder solange um den Planeten zu eiern, bis man 67 ist, um der Rentenversicherung ein Schnippchen zu schlagen.

Bei der Rente aber denken wir plötzlich zirkulär. Wir denken, Sie käme zurück, wie ein Boomerang, der auf seinem Flug vielleicht sogar noch ein paar Profite erlegt hat. Wir denken, nächstes Jahr wäre wieder Winter. Wir denken an Wiedergeburt, weil wir den Gedanken, dass die Jugend nie wieder käme, entgegen aller Beteuerungen nicht ertragen können.

Nur bei aussterbenden Tierart zählt das Argument des Comebacks dann wieder nicht, sie würden momentan einfach in die Nirvanaphase transformieren, oder wiederkommen, wenn sie schön brav waren. Das scheint man ihnen nicht zu gönnen.

Systemchaos eben. In einenm Maße, dass es uns garnicht mehr auffällt, siehe Verkehrsschilderwald. Da steht dann beispielsweise 50 oder 120 drauf auf so nem Verkehrsschild und es heisst in Tachometern 57 oder 128. Oder denken Sie nur an den Zugfahrplan, Theorie und Praxis der unvereinbarsten Sorte.
Dann doch lieber zweimal Sylvester auf den Aleuten als diese öde mitteleuropäische Zeit MEZ. Wie das schon klingt. Als würde die Sonne bei uns Mittag machen und das auch noch mittags um zwölf. Merkt man aber nichts davon. Hier macht eher der Regen seine Jause.
Sie müssen wissen, dass es auch bei uns eine Regenzeit gibt wie am Äquator, nur dass bei uns so massive Überschwemmungen keine Chance haben, weil unsere Weltrekordwirtschaft das Frischwasser schneller verbraucht als es herabregnen könnte.

Ich würde die Zeitzonen entlang der Breitengrade legen. Dann könnte man unter Zuhilfenahme unseres Wärmeempfindens immer feststellen, wo man ungefähr ist, wenn man auf die Uhr schaut. Und wir könnten unter günstigen Umständen vielleicht sogar zwei Zeitzonen innerhalb Deutschlands einführen. Dann könnte Griechenland mit dem Euro auch gleich die Zeitzone verlassen. Hartelinie, sag ich da nur, Ausgriechen oder Grexit wie man hinlänglich sagt. Wie oft möchte sich Europa denn noch entführen lassen. Erst von zEUS und dann von Griechenland selbst. Endlich wieder Zoll und tolle neue Münzen, und billig.
Mancher munkelt, Kohl habe das Zeitzonenproblem gewittert und desshalb die deutsche Osterweiterung mit Hilfe von Leuna durchgepresst, um mehr Breite zu gewinnen. Er würde sich samt Grab umdrehen ... oder ist der noch garnicht gestorben? Und Leuna könnte müsste Öl nicht mehr durch die Zeit, also durch Piplines über Zeitzonen hinweg, pumpen, sondern könnte es praktisch on demand produzieren und ausliefern. Wer weiss!

Als Tagesausklang möchte ich noch erwähnen, dass ich bisher noch keine App gefunden habe, nicht mal kostenpflichtig, die meine Welt in die anderer umrechnet. Google scheint da als grösste Datenkrake einfach am geeignetsten zu sein. Ich habe sozusagen ethisch den Datenfluss überschritten, bzw bin durchgeschwommen. Ich bin im Reich des toten Ichs angekommen und bin nun alles und nichts, eine Bubble, ein Air Ego, fast Tron, aber eben nur fast, weil keine App am Start. Und eine schwabbelige Tastatur. Das nervt. Zieh ich mir jetz lieber noch ne Staffel GOT rein und schau, ob sich die Welt anschließend verändert hat. mehr is nich.
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Mittwoch, 20. Mai 2015
euromoral
So aus dem Bauch raus würde ich mal sagen, dass 200 Leopard-Panzer und eine Waffenfabrik von Heckler und Koch ausreichen dürften, um Saudi-Arabien zu einem der wichtigsten Abnehmer unseres deutschen, manchmal vizeweltmeisterischen Rüstungsexportwahns zu machen. Eine Monarchie, die neben Qatar (was die wohl so gekauft haben?), den Rest ihrer Öldollar dafür ausgeben, um der Menschheit den radikalen Islam mit Waffengewalt aufzuzwingen. Was Saudi-Arabien der Aufklärung entgegegenbringt können Sie bei Wikipedia einfach unter Salafismus nachlesen. Nicht zufällig kamen die Entführer des 11.September aus Saudi-Arabien. Und weil das manchen Saudis nicht radikal genug ist, gab es islamistische Anschläge im eigenen Land. Seitdem beliefert Qatar die noch Radikaleren wie die Al-Quaida. Und dann wundern wir uns über Kopftücher in Europa.

Wenn das mal keine psychische Krankheit ist, so ist es zumindest eine behandlungsbedürftige Wahnvorstellung. Rüstungswahn eben.

Ich bin kein Grosshändler von Kopftüchern. Ich finde, nicht alle müssen, aber manche müssen dürfen. Meine Oma hätte das Haus nie ohne Kopftuch verlassen, tiefster Katholizismus. Beim Roesenkranz, Frauen mit Kopftuch links vom Mittelgang, Männer mit Hut ab rechts. In Bayern, als in der Schweiz noch keine Frau wählen durfte. Keine 50 Jahre. Und ich war dabei, links als Knirps bei den Frauen.

Es geht wohl weniger ums Kopftuch als um die Selbstbestimmung der Frau, beziehungsweise der prinzipiellen Trennung in Geschlechter. Und da sollten wir uns nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen. Nur weil die Bekleidungsindustrie findet, dass bereits Zwölfjährige Tank-Tops und Hot-Pants tragen sollten, muss man nicht gleich meinen, Europa hätte die Befreiung des Ichs erfunden - spätestens seit der Französischen Revolution, als wäre diese jemals ein europäisches Phänomen gewesen. Sie war ein französisches.
Frauenwahlrecht gab es in Frankreich übrigens erst ab 1945. Italien landesweit erst ab dem 2.Juni 1946. Pakistan hatte das zumindest kommunal schon 9 Jahre früher, 1935 drauf. Bis 1924 konnte Frau auch schon im gesamten Gebiet der späteren UDSSR wählen, wie auch in der Mongolei und Albanien. 1948 im Irak und erst 1949 in Griechenland, dem Geburtsort der europäischen Demokratie. 1970 im Jemen und 1971 endlich auch in der Schweiz. Die ersten waren übrigens die Lettinnen. Ich glaube 1911.

Deutschland, das schon nach 1900 zu Sufragettenzeiten stark bewegt, kam bereits 1918 nicht um das Frauenwahlrecht herum. Gegegeben oder genommen, wer weiss. Das erklärt aber nicht, warum wir bis 1958 auf ein Gleichberechtigungsgesetz warten mussten, das das Letztentscheidungsrecht des Mannes in allen Eheangelegenheiten ersatzlos strich, wie auch das verfügungsrecht des Mannes über das Vermögen seiner Frau und das Recht, ein Dienstverhältnis seiner Frau zu kündigen. Dann nochmal 20 Jahre, 1977, bis sie sich auch ohne Einverständnis ihres Mannes eine Arbeit suchen darf. Aber so tun, als wären wir mit der Rennaissance aufgewacht und nie wieder eingeschlafen. Einer Rennaissance, deren Grundlagen aus der Antike erstmal zurückübersetzt werden mussten aus dem Arabischen. Wir hatten die Überbleibsel der Antike schon während der Inquisition verbrannt. Das tiefste Mittelalter, das in den Köpfen Europas bis heute festsitzt, konnten wir nur verlassen, weil uns der helle Schein einer damaligen arabischen Hochkultur den Weg leuchtete.

Seit der Einführung des Frauenwahlrechts in der Schweiz sind noch keine 50 Jahre vergangen und schon trägt man seine eigene Vorstellung, diese europäische Demokratie und ihre Euromoral, auf die Brust tätowiert, als stände drunter irgendwo ein Altar, den es anzubeten gälte. Das Weltwissen, die Weltformel.
Wir hatten sie schon früher mal. Im 13.Jahrhundert während der Inquisition, da waren wir uns auch ganz sicher, dass unser Weg der einzige sei, während des Kolonialismus, vor dem ersten Weltkrieg, vor dem zweiten Weltkrieg, oft, oft, oft. Seit der Neandertaler von den Afrikanern überrannt wurde, schlagen wir zurück. Die europäische Superkultur und ihr Missions- und Exportgedanke.
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Montag, 4. Mai 2015
Brandneuigkeiten vom G7-Gipfel
Ich benenne es nach der übernächsten Parallelstrasse, aus Sicherheitsgründen und weil die eben mit 'G' anfängt und nicht wie meine Strasse mit 'S'. G 7, weil wir uns ab sieben Uhr abends treffen. Wer früher kommt, kann drüben im Park warten. Da sind immer paar Bänke frei und je früher desto mehr Parkplätze sind noch frei. Aus Sicherheitsgründen eben nicht der wirkliche Ort des Geschehens, sonst würde ja jeder kommen und man könnte nicht selektieren. So aber demonstrieren sie zwei Strassen weiter weg und wir haben unsere Ruhe. Wenn alle absagen, kann ich immer noch zwei Strassen weiter die dort noch Wartenden letztendlich doch noch einladen. Naja.

G7 also, ein zweifaches Täuschungsmanöver, denn andere treffen sich zeitgleich nicht so weit von hier unter dem selben Namen. Mit 50 Kampfhubschraubern kann ich natürlich nicht aufwarten, aber wenn jemand einen mitbringen möchte, kann ich durchaus mal beim Bauern vom Nachbaracker fragen. Parken ist eher schwierig. Vielleicht lassen sich paar Fahrgemeinschaften bilden oder der ein oder andere versucht es mit öffentlichem Verkehr. Nee, war n Witz. Siehe Artikel unten.

Weil Sie ja nicht Jeder sind, soll Ihnen Ihre Einladung sicher sein. Und sobald man weiß, dass es einfach zwei Parallelstrassen weiter ist, findet man auch hin. Witzigerweise besprechen die anderen G7-Typen ähnliche Themen, nämlich Umwelt, Politik und Wirtschaft. So werden auch wir in einer Wirtschaft von Politik sprechen, das Drumherum kennen wir ja zu Genüge, deswegen treffen wir uns ja in der Wirtschaft und nicht in der Umwelt. Es gibt sehr Feines vom Fass. Das kann ich Ihnen versprechen. Es ist keine Fünf-Sterne-Wirtschaft wie die in Elmau, aber fünf Sterne für sieben Nationen, na bitte, da ist der Konflikt doch im Grunde vorprogrammiert. Bei uns gibt es so viele Fässer, dass keiner leer ausgeht.

Auch versprechen kann ich Ihnen, dass es nicht so lange dauert, wegen der Austerität und weil die Wirtschaft noch vor der Geisterstunde zumacht. Ein altes Brauchtum hier in Bayern, wegen dem öffentlichem Verkehr, der auch keine Geister mag. Wer will, kann ja dann noch rüber nach Elmau.

G7-Gipfel. Zwei Parallelgipfel von höchstem Rang und Namen. Die hartelinie und ihre Blogkollegen und wenn die Russen noch kommen, wird das richtig pfiffig und den Herren mit den Anzügen klauen wir die Show und die Clicks wie nix. Die sind froh, weil sie keine Öffentlichkeit wünschen und wir sahnen aufmerksamkeitstechnisch mal richtig ab. Dafür möchte ich die 50 Kampfhubschrauber haben. Deal?
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Freitag, 1. Mai 2015
Jetzt mal ehrlich
auf welche Idee kommt man denn, wenn es so läuft wie heute. Kopfschuß! Den Scheißkerl, der dafür verantwortlich zeichnet wortlos ne Kugel in den Schädel. Und dass es nachhaltig wirkt, auch gleich noch seine gesamte Familie dahingeschlachtet.
Das ist jetzt kein Aufruf zur Gewalt (ne, Leute, das verfrachtet euch direkt in den Knast), aber denken tun es viele. Triebabfuhr eben. Denn es ist Mitternacht und der öffentliche Verkehr in München läuft nur noch rudimentär. Wer am Rande wohnt hat ausgeschissen. Kein Ersatzbus, keine spätere Verbindung. Nimm einfach ein Taxi für 20 Ocken, wenn du nicht auf ner Parkbank schlafen willst.
Es geht schlichtwegs darum, den Bürger solange zu reizen bis er ausrastet und dann gibts schweres Gerät. 100 Euro im Monat, aber Leistung gibts eben nur partiell. Lokführerstreik ok, da weiß man um was es geht. Aber einfach mal den Betrieb einstellen wegen "Bauarbeiten" ... ne, Jungs, dafür gibts ab jetzt Kopfschuß oder jeder darf mal über die Alte vom Chef des gesamten Versagervereins.
Also über die Bahnstrecke, die rostige.

Nachtrag:
Ab Morgen wird ja gestreikt. Wie das wohl funktionieren soll. Eine bestreikte Leistungsverweigerung des öffentlichen Verkehrs in München. Heißt das dann, dass alle Bahnen plötzlich pünktlich kämen. Das wär wirklich mal was Aussergewöhnliches, was Spürbares.
Motto: So könnten wir fahren, wenn wir genügend Geld bekämen! Ja, das könnten wir Fahrgäste verstehen.
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Montag, 27. April 2015
Elterntagebuch eines Mannes - Erziehung 2.015
Erstmal danke an alle, die mir vorgestern nicht zum Geburtstag gratuliert und mir damit wertvolle Lebenszeit gespart haben. So ein Geburtstag hat nämlich nur 24 Stunden und die will man nicht mit telefonieren verbringen. Aus dieser Misere heraus sind ja auch die Geburtstagsfeiern enstanden, wo alle eingeladen sind, nur dass sie einen nicht mehr anrufen, und man sich selbst so besäuft, dass das angereiste Sammelsurium auch schon egal ist.
Der Trend geht dahin, dass immer mehr Menschen diesen Tag meiden, in Urlaub fahren, Handy ausschalten und hoffen dass doch das ein oder andere brauchbare Geschenk per Post zugestellt wird. Mit der Neuen Austerität merkt man auch dass Gäste, vorwiegend die ärmeren Freunde, die einem fünfzig Kästen Bier wegsaufen, doch arg zu Buche schlagen. Der dazu in Relation gesetzte Gesamtwert der Geschenke ist geradezu ein Affront.

Gelobt also, wer auf einer einsamen Insel zur Welt kam und dort bleibt. Freunde lassen sich zwar auch in der Stadt vermeiden, aber Bekannte oder Kollegen wird man besonders im Urbanen nicht wirklich los.
Der Gedanke, dass die eigene Geburt unbedingt vermieden hätte werden müssen, kommt einem auch immer erst hinterher. Und schon hat man, schlimmer noch als Freunde, Eltern, Großeltern, Verwandte, Taufpaten und sonstiges Bezugsgesindel am Hals, die sich wie Griebelmücken festbeißen. Blutsaugerpack, das einem unter dem Vorwand der selbstlosen Liebe das letzte Tröpfchen Lebenssaft wegsäuft.

Die Idee zu diesem Blogeintrag kam mir kürzlich im Büro, weil wir genau dieses Dilemma umgehen wollen, indem wir mit unseren direkten Nachfahren einen konkreten Generationsvertrag schließen. Kinder ja, aber mit dem Primärziel, schnelles Austragen und Abstillen, dann massiv anschieben, dass sie spätestens mit 18 voll im Saft stehen. Das Anschieben muß nicht zwingend finanzieller Art sein, dann ist später auch nicht das Rückzahlbedürfnis so hoch, aber man muss sie auch nicht, wie in Österreich üblich, in den Keller einsperren, wo sie anschließend freiwillig ein eigenes Zimmer suchen.

Ein von klarer, weil ehrlicher Liebe getragener Lebensabschnitt, woraus gerne auch eine Freundschaft entstehen kann, wo man sich gegenseitig öfter mal aus Patsche hilft ...

Rauchen ist bei mir inzwischen so einkonditioniert, dass ich letztens, anstatt eine Zigarette anzuzünden, mir auf den Bürosessel gepisst habe. Es war das Gefühl "mal ne kurze Pause machen", Zigarettenpause eigentlich. Aufstehen, Hose runter, umdrehen und loslassen. Schon war's geschehen, um den guten Bürosessel. Uringetränkt und bedeppert steht er da und schämt sich selbst in Grund und Boden. Der arme Stuhl.
Bis man das dann wirklich realisiert. Hab ich mir doch glatt auf den eigenen Stuhl gepisst. Und dann all die Gedanken an die Schulzeit, 4.Klasse, zum Glück letzte Reihe, als es mal durch die Hose auf den Stuhl wollte. Traumabewältigung in der Pinkelpause, äh, Zigarettenpause.

Glücklicherweise ist es keinem der Kollegen aufgefallen. Und weil das Glück oft in Serie kommt, kam nachmittags noch meine Frau mit meinem Sohn auf einen Sprung vorbei, dem ich das Dilemma in die Schuhe, bzw in die angeblich nicht vorhandene Windel schieben konnte. Mit seinen zweieinhalb Jahren kann er auch nichts richtigstellen und so waren die Dinge wieder im Lot und ich um eine Erfahrung reicher.

Der arme Kleine und unsere noch ärmere noch Kleinere mit den kleinen Armen, mit denen sie zu einem richtigen Rundumschlag noch nicht so recht in der Lage sind, müssen nun so einiges auf sich nehmen, nachdem wir das althergebrachte Erziehungskonzept radikal umgestellt haben. Man möchte ja nicht die Fehler der eigenen Eltern wiederholen. Unser Konzept lässt sich grob in seelische und körperliche Maßnahmen unterteilen.

Vorab zum Seelischen: Wir haben die ProKopfVerschuldung bei unseren Kindern vom Konto abgebucht und mit der Steuer überwiesen. Leider war vorher nicht viel drauf - wir halten nichts von Taschengeld - so ist es jetzt eben bei rund 3000,- Miesen. Naja, auf diese Art und Weise lernt man den Umgang mit Geld, also dessen Negativform, Schulden im Falle unserer Kinder, gleich von der Pieke auf. Prokopfschuldenbefreit.

Zudem haben wir, selbst überzeugte Atheisten, unsere Brut so früh als möglich taufen lassen. Am liebsten wäre mir ja so ne Art Kombi wie Wassergeburt mit Taufe inklusive gewesen. Der Pfarrer war hellauf begeistert von meiner Idee. Irgendwie logisch bei diesen Seelenhäschern. Vom Mutterschoss in den Schoss der Kirche. Aber Hebammen sind da irgendwie empfindlich.

Im Mutterleib taufen geht scheinbar nicht, also musste ich die gefährliche Fahrt mit dem Frischgeborenem zum Taufbecken in Kauf nehmen. Nun aber können unsere beiden Kleinen bei der ersten Beichte gleich ihre Erbsünde gestehen und Einlass in die etwaigen Himmelspforten ist ihnen gewiß. Weil sie noch so jung sind, ist es dann mit zwei drei Vaterunsern und einem Ave Maria hinterher getan. Damit bleiben ihnen später jedenfalls die Kosten für eine Walfahrt erspart. Und wenn sie später ihre Termine für Risikosportarten auf einen Sonntagnachmittag legen, kurz nach dem Beichten, stehen sie mit größter Wahrscheinlichkeit vor einer mir eher unwahrscheinlich erscheinenden Himmelspforte. Naja, der Kostenfaktor multipliziert mit dem Wahrscheinlichkeitskoeffizienten ergibt für mich immer noch ein klares Ja.

Unserer Kleinen, Cindy Melodie, haben wir gleich mal als Baby die Brüste mit etwas Implantat aufgepeppt. Und, wie das bei Kleinkindern nun mal so ist, auch gleich das Fett etwas absaugen lassen. Nicht wegen GermanysNextTopmodel, sondern weil man sonst garnicht sieht, um was es sich so handelt. Mädchen oder Junge? Rosa Kinderwagen könnte ja auch ein Fehlkauf gewesen sein oder weil man ihn eben geschenkt bekommen hat. Da muss nicht zwangsläufig ein Mädchen drinliegen.
Aber mit ner kleinen OP ist sie fast von Geburt an ein ganzer Mensch.
Beschneidung für den Kleinen wollte mir nicht so recht einleuchten. Die Kasse zahlts nicht, also scheiß drauf. Soll er doch selbst blechen, wenn ihm das mal wichtig wird.

Wenn man das noch etwas weiter denkt, könnte man auch gleich Steißbein und Blinddarm mitrausnehmen. Gewicht sparen, dass es nicht so zu Lasten der Karosserie geht. Ich würd mir auch gleich beide kleinen Zehen abnehmen lassen. Paßt man besser in die Adidas-Sneakers und spart sich im Alter das umständliche Zehennägel schneiden, statt 10 nur noch 8.

Und weil wir stets linear zukunftsorientiert denken und planen, wollen wir die Austragszeit für unser Drittes von neun auf acht Monate reduzieren. Frühling ist doch was Schönes und auch schneller wieder aus dem Haus. Also aus wirtschaftlicher Hinsicht ein Muss. Die Avantgarde der Frühgeburt, damit sind wir ganz vorne dabei und könnten vielleicht sogar noch die Chinesen abhängen.
Kein Wunder, dass man eine Laktoseallergie kriegt, wenn man fast ein Jahr faul im Bauch herumschwimmt und dann nicht mehr von Mamas Eutern lassen kann. In einem Alter, wo andere früher schon am Frästisch oder unter Tage ihren Dienst für das Volk leisten konnten. Wie soll sich in einer solchen Eierschale auch nur das kleinste Ehrgefühl entwickeln. Stolz auf die Eltern vielleicht, aber auf was sonst?

So aber sollte es klappen. Kinder kriegen und die Zeit danach 2.0. Das Geburtstagsgeschenk von Oma war, dass ich die beiden vorgestern frühmorgens bei ihr abliefern durfte. Ein voller Tag Partnerglück, denn wir planen schon das Dritte. Jetzt wo wir schon all die Ausrüstung haben. Literarisch wäre natürlich nach ihm und ihr ein Es schon perfekt.
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Dienstag, 7. April 2015
Vom Leben überfahren

Alltagsvoodoo - aus dem Leben eines Wozumbies


Wer schreibt, dass er so viel erlebt, dass er nicht zum schreiben kommt, wirkt irgendwie unglaubwürdig. Aber wie sonst könnte ich mich rausreden, dass es hier etwas stockt - auf dem schwarzen Blog. Jeder Handwerker mit drei eigenen Häusern, jeder Gemüsebauer mit drei Hektar Grund und jede Mutter mit drei Kindern wird das nachfühlen können. Bei jedem Menschen mit hochgesteckten Zielen, wie beispielsweise noch vor 70 in die Rente zu gehen und die Kinder aus dem Haus zu treiben bevor sie senil werden, wird garnicht die Zeit finden, das hier zu lesen.

Nach der Arbeit kommt das weitere Tüfteln, beim Gemüsebauern ein Schneckenjahr und bei Müttern eben Elterntage, Kindergeburtstage und Arztbesuche bis einem der Kopf raucht. Eigentlich löst sich das Ich komplett auf und wird übernommen von seinem Hab und Gut, vom Haus, vom Acker und von den Kindern. Wie das Vieh vor den Wagen gespannt hat man ein Ohr bereits an das nahende Surren der Peitsche verloren, mit dem anderen stets auf Lauschstation, was sonst noch für Probleme auftauchen könnten. Aber die latente Paranoia geht vollends unter im Alltag, weil selbst sie stets von neuen Schwierigkeiten überrannt wird.
Die Balken werden dir vom Holzwurm weggefressen ehe du den letzten verbaut hast, die chinesische Riesenkrabbe hat sich plötztlich auf deutsche Rüben spezialsiert und mit der Anzahl der Sekunden, die deine Kinder heranwachsen, werden neue Allergien erfunden und Richtwerte gesenkt, dass sich die Erziehung letztendlich nur noch auf Überlebenstechniken reduziert.
Und weil man nach außen wie eine Lokomotive wirkt, hängt sich der ein oder andere gleich hinten dran. Wer kennt das nicht, wenn man als Chefarzt vormittags nach ner 16 Stunden Schicht heimkommt und der ganze Bekanntenkreis zur telefonischen Sprechstunde für Hypochonder sich meldet. Oder denken Sie nur an den Systemadministrator, der sein Geld vorwiegend durch hohe Stundenzahlen verdient und in seiner Freizeit zwischen seinen Freunden im Kreis fahren könnte, um alle Systeme am Laufen zu halten. Im letzteren Fall spart man sich zumindest das Abendessen und im Grunde könnte man gleich die eigene Wohnung einsparen. Dein Auto ist das einzige groß genug, um den Sperrmüll der anderen zu transportieren, du bist der beste Ansprechpartner den ganzen Tag und vorwiegend nachts, wo Probleme offensichtlich an Gewicht zunehmen, weil du eben kein Arschloch bist, wie alle anderen, und im Grunde macht es auch keinen Unterschied mehr, ob du mit drei oder mit zwanzig Kindern duch die Gegend eierst - keiner will säen, aber alle wollen ernten.

Mancher träumt davon, daß er kollabiert unter all den hereinstürzenden Ereignissen, aber vor der endgültigen Löffelabgabe wird das nicht passieren. Denn der Körper und insbesondere der Zentralcomputer sind so beschäfgtigt und kämpfen mit stets leichtem Fieber darum, an der Oberfläche zu bleiben, daß Schmerzreize einfach nicht mehr weitergeleitet werden oder im Wahnsinn des Data Overflows einfach untergehen. Man ist so davon besessen, Listen abzuarbeiten, so man diese überhaupt hat, und weiß letztendlich garnicht mehr wozu.
So stand auf der heutigen Liste: Blogeintrag über 50 Zeilen ohne Tricks bei der Schriftgröße. Nur wozumbie?
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Donnerstag, 19. März 2015
Die Bachfäule
Ich laufe, wie auch zufällig der Gebirgsbach, bergab und denk mir: Na, du bist mir ja einer, immer nur bergab, du fauler Bach. So auch der Regen, immer nur abwärts, talwärts, immer nur bergab. Und wer solls richten? Die Wolken und ihr Gesums? Mit Kübeln wird dich keiner rauftragen, mein Bächlein, das du so plätscherst. Das is mal ne arrogante Einstellung. Ich fliese über Stock und Stein hinein ins Meer. Der Rest geht mir am Arschwasser vorbei. Pfui.

Ich wünsch dir, dass du es nicht schaffst, sondern vorab im Grundwasser versickerst, im Moor versandest. Ich bin ab heute für Staudämme, die dich zum See machen, ehe wir dich in der Turbine zerhäckseln. Ein See hat Anstand, er bleibt da wie ein treuer Freund, der dich durch die Zeit begleitet und nicht nur, wenn man wie ich zufällig dem Bachlauf folgt.

Ein Bächlein im Walde ist in aller Munde, von Wolken spricht man freudlos, weil sie den Regen bringen. Selbst er wird gut geredet. Ohne ihn gäbe es keine Pflanzen und keine Regenmäntel. Nur der Verdunstung wird nicht geschuldet, was ihr gebührt. Ich vermute, weil man sie nicht sieht und der Mensch an Sinnesmangel leidet. Oh Verdunstung, du sanfte Fee, die du dein Tagwerk auch nachts verrichtest. Dir hat kein Dichter seinen Odem je gewidmet. Das was man sieht, wenn Nudelsuppe gerade anbrennt, Hansdampf. Luftfeuchtigkeit im erweiterten Sinne. Schwitzen, das ist ordentlich, nur herabrinnen darf es nicht, sondern verdampfen, wie nasse Socken auf der Sommerterasse.

Bächlein, Bächlein, dir kauf ich nicht nur den Schneid ab, sondern ich schneid dir auch den Mäander ab und schick dich wieder zurück. Bergauf sollst du kriechen unter Glucksen, dass dir das Plätschern vergeht. Aus eigener Wasserkraft sollst du dich wieder hochschleppen bis mindestens an die Quelle. Aquakinese. Das verstehen wir Menschen unter Recycling. Mal selber wieder richten, was man angerichtet hat. Wir, die wir so blöd geworden sind in den Jahrmillionen, dass wir unsere eigene Grundlage vernichten, wir nehmen uns ein Herz, denn Hirn kann ja nicht da sein, und machen alles wieder sauber. Mit genau den Mitteln, mit denen es wir kapput gemacht haben. Da nimm dir mal ein Beispiel dran, Bächlein.
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Freitag, 20. Februar 2015
Augen auf beim App Use - Der Tod ist eine Endung Kapitel 2 Teil 1
Ich weiß nicht, ob Sie's schon mitbekommen haben, aber auf Skype lassen sich nur rechte Arme darstellen. Das Emoticon mit dem Muskelarm, also dem Arm, der reich an Muskeln. Kann man sich direkt bildlich vorstellen, wie dieser sich martialisch streckt. So ein klassischer SA-Arm, der die Hand zum Gruße hebt. Jene Drecksbande um Ernst Röhm, die, nachdem sie die Drecksarbeit für die Nazis erledigt hatten, mal schnell '34 vom schönen Tegernsee weg im Zuge des Röhm-Putsches liquidiert wurden, also in den Dreck beißen mussten.
Der Röhm-Putsch, ein politischer Klassiker wie auch kürzlich der Schlag gegen das organisierte Verbrechen der Rocker, nachdem die SPD in Rente ging, da beide nach meiner Hannover-Theorie nicht nur aus der gleichen Quelle allen Übels stammen, sondern viel mit der Röhmputschvariante gemein haben. Oder denken Sie an die APO Dutschkes, dahingeraft. Die Revolution beliebt nach wie vor, ihre Kinder zu verspeisen. Als Totengräber steht man sehr nah am Grab.

Und so schleicht der faschistische Gedanke mit all der seltsamen Mystik um sich herum bis in die heutige Zeit. Bis hinein in die netten Apps wie Skype, wo es eben nur rechte Arme gibt. Recht haben statt jemanden zu linken, von Rechts wegen mit Rechts schreiben, jemandem seine Rechte vorlesen, das Rechtsfahrgebot (obwohl wir das eigentlich Napoleon verdanken) und rechts stehen, aber links gehen.

Da freu ich mich doch mal auf Urlaub. Norditalien, also gefühltes Nachbarland, weil man die Nächsten, die Österreicher einfach nicht mögen kann. Dafür sind sie eben zu nah. Dank ihrer großen Anzahl in der SS und nicht nur weil sie einen Hitler zeugen konnten, sind sie eher ungeliebte, und wenn sie beim Blitzen so weitermachen, als Transitvolk, das seinen K&K-Komplex noch nicht überwunden hat, auch eher unbeliebte Nahbarn, zu nah. Desshalb Norditalien.

Da weiß man, wo man hinfährt. Da werden die Kinder nicht wie in Österreich im Keller versteckt, sondern man bildet ein eurokonformes Gesellschaftssystem, das verhindert, dass sie es finanziell überhaupt aus dem Elternhaus rausschaffen. Hausarrest durch finanzielles Aushungern der jungen Italiener.

Hier in Norditalien war Mussolini vor seiner großen Karriere mit eigenen Händen am Volkskörper tätig, als Volksschullehrer . Bei aller Liebe zu ihrem Duce - sehr anschaulich durch das noch heute existente Wandbild des Duce - wird eigentlich selten eines seiner höchsten Verdienste erwähnt, die Zerschlagung der Mafia durch den eisernen Präfekten Cesare Mori.

Hier in der Hochburg des italienischen Faschismus kamen auch keine Amerikaner durch, die Waffen eingesammelt hätten. Im Gegenteil, sie hätten sie gerne verteilt, wenn ihnen noch welche übriggeblieben wären, nach ihrer Landung auf Sizilien, nachdem sie die Mafia wieder nach Italien zurückbrachten. Für die tatkräftige Unterstützung des in den USA inhaftierten Mafia-Bosses Lucky Lucianos wurde er 1946 begnadigt unter der Auflage, daß er nach Sizilien zurückkehrt. Die beiden Paten der Cosa Nostra Calogero Vizzini und Giuseppe Genco Russo wurden kurz nach der amerikanischen Invasion die ersten Bürgermeister der Nachkriegsjahre, der deportierte Vito Genovese immerhin Übersetzer des amerikanischen Gouverneurs. Diese Rekonsolidierung der Mafia durch die USA hatte zudem zur Folge, daß allein auf Sizilien 1944 bis 1949 über 500 Sozialisten und Kommunisten von der aus dem amerikansichen Exil zurückgekehrten Mafia eleminiert wurden. Ein voller Erfolg also.

Mit der Mafia gegen die Faschisten, aber mit beiden gut Freund, so sind sie eben, die Amerikaner. Kaugummis für die Kinder, Fluchthilfe für die Nazis und Care Pakete für die Daheimgebliebenen. Stinger Raketen für die Taliban, Giftgas für den Irak und Drogen für die, die es daheim bezahlen. You name it, irgendwie kriegen sie dich immer rum. God’s own country. So is er, der amerikanische Gott, könnte einen ganzen Planeten haben und nimmt sich nur ein Land. Deshalb muss die USA auch so eng mit Israel zusammenarbeiten. Das reicht diesem Gott und er sagt, Jungs, nehmt euch den Rest, macht euch die Erde Untertan. Bescheiden für sich selbst, aber alles für die Sache. Toller Bursche, dieser amerikanische Gott.

Aber lassen wir die Kirche mal im Dorf. Wir sind hier in Norditalien. Hier konnte die Loge P2, also Italiens Jahrzehnte währende Schattenregierung unter der Medusa Licio Gelli bis hin zur ihrer ultimativen Ausgeburt, Silvio Berlusconi, ihre schlagkräftigen Erfüllungsgehilfen von der Avanguardia Nationale oder der daraus entstandenen Ordine Nuovo, bzw den NAR in den Kampf gegen die italienische Linke schicken. In Norditalien hatte diese Schattenarmee ein gutes Auskommen und einiges zu tun. Die ganzen Bombenanschläge der tempi di piombo muss man erst mal planen und bezahlen. Im Norden waren sie auch gut stationiert, diese Legionäre des rechten Wegs, denn über Sizilien wie die Amis würde der Russe wohl kaum kommen. Hunderte Kilometer kultureller Wüste. Wenn kam er aus dem Norden und eigentlich war er ja schon mitten im eigenen Land. Hätte man Aldo Moro, den Christdemokraten, der mit den Kommunisten koalieren wollte, nicht in letzter Minute hingerichtet, wären die Kommunisten, zumindest jene, die den Faschismus, die Mafia und die Amis überlebt hatten, 1978 mit ihm an die Regierung gekommen.


Vor der Grenze zieh ich noch mal raus auf die letzte Tanke in Österreich. Es ist auffällig, dass gerade in den krisengeschüttelten Staaten Europas das Benzin gleich um knapp 50Cent der Liter teurer ist, wie auch die Grundnahrungsmittel. Aber dem in den Schrank gehängten Faschismus Norditaliens ist das sicher nicht abträglich.
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