Freitag, 14. September 2012
Der Tod ist eine Endung - Kapitel 1 Absatz 9
Anderntags hat mich das Leben nur zur Hälfte wieder. Einzig das Rascheln der Blätter begleitet meine rasselnde Lunge. Ganz im Gegensatz zum brennenden Buchenholz des Vorabends riecht der heutige Tag nach verschleimten Sinnesorganen. Ein Geschmack, der nicht zum Bild paßt, einem Meer vom Herbst ergriffener Buchenwälder. In ihrer Mitte ein durchsichtiger Fluß, den ich nicht hören kann, vor dem Hintergrund meiner eigenen verrotzten Gehörgänge. Der Tag selbst erlebt einen ähnlichen Temperaturanstieg wie mein Körper. Die neuerdings ozonhaltige Sonne in Mitteleuropa erhellt zumindest nicht meine fiebrigen Gedanken.

Urlaub in Argentinien schlägt mir der Gastgeber dieses Wochenendes vor. Von Nukem war die Rede, von einem modernem Prinzen und einer dritten Kraft. Ich erinnere mich, daß auch die Amerikaner vor Eintritt in den Vietnamkrieg in Bezug auf den gegen die Franzosen gerichteten Bombenanschlag auf dem Saigon Square 1952 von einer solchen dritten Kraft sprachen. Daß Graham Greene die Cao-Dai-Sekte in "The Quiet American" als eine solche beschreibt, bringt mich auf John Foster Dulles, den damaligen amerikansichen Aussenminister. Die Dulles-Brüder, John Foster und Allen Welsh, die wie Kissinger später, in den 50er und 60ern eigenlich in jede schmutzige Aktion verwickelt waren. Namenslisten rattern runter wie Lochstreifen.
Ich bin müde und erschlagen wie noch nie in meiner Laufbahn, als jener Gramsci des gestrigen Abends mir von hinten durchs Haar fährt. "Du bist fertig, mein Lieber. Bleib ein paar Tage und rauch noch das ein oder andere Bier mit uns. Das Leben läßt sich manchmal nicht an einem einzigem Tag entscheiden." Von tief unten, innen, mittendrin erhebt sich ein multiples Körperzellenkonsortium, eine körperliche Rebellion, die sich an die Oberfläche arbeitet. Eine Woge flutet an, nicht karibisch, sondern arktisches Eismeer treibt mir kalten Schweiß durch die seelischen Frontlappen. Ich kotze in einer Art Nervenzusammenbruch aus mir heraus, was sich über Dekaden hineingefressen hat.

Es braucht mehr als zwei Hände, um mich zum Plumpsklo zu schleppen. Die Fliegen verlasssen bei meiner Ankunft dieses in panischer Widerspruchslosigkeit und für die Zeit meiner völligen Entleerung bin ich - und das Plumpsklo - die solipsistische Einheit von Raum und Zeit.

Hechelnd und von Eruptionen getrieben finde ich mich, eine Ewigkeit später in der Ecke des Plumpsklos wieder. Eine natürliche Stille, berahmt durch den Türsturz, nimmt mich in ihre Arme. Und als hätte jemand ein Bilderbuch aufgeschlagen, sehe ich die Welt durch einen rechteckigen Türrahmen, erstmals und doch, als wäre sie nie anders gewesen. Eine saftige Wiese bevölkert von einem Heer von Insekten. Frei von jeglicher Bedrohung sinkt mein erschöpfter Blick in den totalen Frieden.
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Donnerstag, 6. September 2012
Gramsci - heute im Sonderangebot
Und wie sie rasseln, die Äquivalenzketten, eine potenzielle Einheit von Schichten und Klassen, die es so noch selten gegeben hat. In einer Gesellschaft, die ihre Soziologen und Mathematiker Taxifahren läßt, wo sich ehemalige Arbeiter und Intellektuelle in den gleichen Lokalitäten treffen, ihre Wäsche in die gleichen Waschmaschinen werfen und in den gleichen Vorzimmern Schlange stehen, rückt zusammen, was nicht nur Gramsci gerne zusammen gesehen hätte.

Prekarisierte Wischmobs treffen auf prekarisierte Laptops und expandieren - sofern er zur Verfügung steht - jenen Diskurs zu einem dominantem Horizont sozialer Ordnung. Selbst wenn man sich gegenseitig zuweilen versehentlich das Bier umschüttet, weil es mit so viel Prekariat ausgesprochen eng wird in der Kneipe, wird doch deutlicher, daß es nicht die Arbeitslosen sind, die dem Steuerzahler den letzten Heller aus der Tasche ziehen.

In diesem Rahmen betrachte ich auch meinen heutigen Aldi-Einkauf. An einem jener Orte, wo nicht besonders viel gesprochen, sondern vorwiegend auf der Ebene der niedrigsten Beweggründe kommuniziert wird.
Als ich an der Kasse nicht einen Betrag, sondern einen Namen zu hören bekomme.
"Raskolnikoff!" sagt die Kassiererin und blickt mich ein wenig entgeisterst an.
Ich als prekarisierter Wischmob reagiere ein wenig träge. "Raskolnikoff," sagt sie und blickt aufs Fließband. "Sicher kennen Sie den. Dostojewski!" Ich bin mir nicht sicher, ob es sich um eine jener russischen Telepatinnen handelt, die sich im Pre-Crime-Sektor beruflich niedergelassen hat, oder nur um eine witzige Bemerkung. Verlegen stehle ich mich davon, voller Schuld und doch ohne Sühne, denn irgendwie hätte ich diese Art des gehobenen Einkaufens, des literarischen Shoppings, gerade hier nicht vermutet.

Vielleicht gehe ich in meinen Mutmaßungen und meiner positiven Einstellung etwas zu weit. Vielleicht handelt es sich schlichtwegs um eines jener Computerprogramme, die mir aufgrund meines Einkaufverhaltens Buchvorschläge macht. Vielleicht bekomme ich mit dem Einkaufszettel nun auch gleich einen Rabatt bei Amazon.com. Ich aber suhle mich abends in billigem Birnenschnaps und in dem belesenem Charme dieser Verkäuferin, während ich nun nicht einer alten Dame den Schädel, sondern für meinen Kamin das Holz spalte. Ihr Einsatz, Herr Gramsci.
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Sonntag, 2. September 2012
Der Tod ist eine Endung - Kapitel 1 Absatz 8
Mir ist, als hätte ich gestern allen Cabernet und Merlot der Region leergesoffen und mir anschließend die Körperöffnungen mit Ziegenkäse verschweißt.
Die Sonne brennt mir ins Gesicht und Tränen liegen wie ein Brennglas auf meiner geschwollenen Backe. Hoffentlich brennt es mir jene Narbe ins Gesicht, die mich nicht vergessen läßt, daß nichts als Verzweiflung uns noch retten kann, ... denn nichts als nur Verzweiflung kann uns noch retten.

In der Hölle brennt ein Feuer ohne Licht und Wärme, ein verzehrendes Feuer, das nur nimmt, das nicht wärmt und nichts gibt. Eine Flamme, die standhaft flackert, aber nicht zaudert, nicht zögert, das Lauernde zu entflammen. Wir wollen nicht schon gestern gestorben sein. Und so fürchten wir heute nicht das Leben und nicht den Tod. Wir sind vom Leben geschlagen, ohne sterben zu können.
Wie Sysiphos im Niedriglohnbereich rollen wir den Stein bergauf, wohlwissend, daß wir den Feierabend im Teich des Tantalos verbringen, die Nachtruhe durchbrochen von den Schreien Prometheus, unserem Nachbarn. Ich frage, welche Verzweiflung mich wohl treibt, jetzt auf der Suche nach den - Schuldige möchte ich sie mal lieber nicht nennen - Aktionären des Terrors. Das eigene Gewaltmonopol in Frage zu stellen, kommt in meinem Job nicht ansatzweise in die unvermeidliche Gedankensuppe. Ist es Neid oder verletzter Stolz? Warum sollten wir die Alleinerbschaft der europäischen Soziopathie angetreten haben? Warum sollten wir der einzige moderne Tronprinz des Terrors sein?

Welcher gottverfluchte Bauer ist hier in unseren Vorhof eingedrungen, bombadiert unsere Knechte und macht uns die Pferde scheu? Wir sind der historische Blockwart, der aus dem Feudalismus entsprungene Phoenix. Kaum bin ich des Schlachtens müde, schon drängen jene unbekannten Neophyten nach aus dem leeren Raum.

Ich bin des Mordens müde, schwach geworden, eingebrochen. Manchmal trinkt man des Abends, um am nächsten Morgen die eigene Durchweichtheit, den Kater, den einem das Leben zufügt, besser erklären zu können. Manchmal auch nur, weil es gerade paßt.

Ich versuche all meine Kräfte zu einen, um meinen Sack aus Fleisch und Knochen aus der Morgensonne zu rollen. If it is it, why did it creep into that skin bag? Wie kurzgeschlossen zuckt mein leibliches Dasein zusammen und mein Bewußtsein rettet sich wieder in den freien Fall der Traumwelt, jene Welt ohne Steuerrad und Ziel. Der Tod der anderen hält mich am Leben.
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Donnerstag, 30. August 2012
Der Tod ist eine Endung - Kapitel 1 Absatz 7
Der Charme der Hegemonie und das Rasseln der Äquivalenzketten der 99%



Nachdem wir die letzten Weintrauben von Tellern gefischt hatten, auf denen sich nun, von der Raumtemeratur getrieben, Käsereste breit machen, flachen die lebhaften Gespräche ab. Das vormals knisternde Holz glüht schweigsam vor sich hin. Die lautstarke Hüttenatmosphäre tritt in den Hintergrund und nun sitzen Vincenzo und ich plötzlich in der ersten Reihe.

Mein erster Eindruck, im Hauptquartier der Handlanger gelandet zu sein, verkehrt sich nahezu ins Gegenteil. Der schwarz-rote Stern am Revers meines Tischnachbarn strahlt durch den wolkenlosen Raum. Und mir gegenüber scheint die Dreifaltigkeit der italiensichen Kommunisten zu sitzen: Gramsci, Bordiga, Tasca, das Dreigespann der PCI, mit Gramsci als Universalgelenk, das in der Lage ist, den Dualismus parallel und zeitgleich zu setzen.

Anarchische Rauschebärte mit einer mütterlichen Sanftheit in ihren lauschenden Blicken, die sich nun auf uns konzentrieren, nicht fragend, aber doch gesprächsbereit. Andererseits scheinen alle zu wissen, worum es uns geht, denn am anderen Ende des Tisches, aus dem Gramsci-Trio heraus, erhebt sich eine Stimme, die an der bisherigen Unterhaltung unbeteiligt blieb:

"Ihnen ist sicherlich nicht entgangen, daß der Kapitalismus eine janusköpfige Erscheinung ist, bei der es um bare Münze geht, deren dunkle Seite für die zweidimensional gehaltene Bevölkerungsmasse nicht sichtbar und somit auch nicht existent ist. Zur Produktion und Schaffung von Produktivkräften in Saft und Lohn, gehört eben auch deren periodische Zerstörung.
In Zeiten der übermäßigen Produktivkraft, der Überproduktion und somit der Krise, ist es nicht ganz unangemessen, sich von größeren Menschenmassen fernzuhalten. Sei es weil sie sich selbst abschlachten, sei es, weil sie ein logisches Weichziel darstellen. Der Krieg - der Demozid, aber auch der Genozid und neuerdings die scheinbar wahllose Vernichtung - ist die kapitalistische Lösung der Krise.

Nehmen wir das Beispiel Joel Brand, den Leiter einer Untergrundorganisation ungarischer Juden, der von der SS damit beauftragt wurde, mit den Westmächten in Kontakt zu treten, um über den Verkauf von einer Million Juden in Verhandlung zu treten. Die Maximalforderung von Seiten Eichmanns wären 10.000 Lastwagen gewesen. Für jene gutgläubigen Bürger, wie auch anfangs für die SS, war und ist es unverständlich, daß die Entscheidungsträger der Westmächte, diese aus dem Produktionsprozeß ausgestossenen, dem Tode geweihten Juden nicht einmal geschenkt gewollt hätten.

Sie müssen sich auf der Suche nach den Hintergründen des Anschlags auf den Castor, und wie wir wissen, jener zeitgleichen Anschlagsserie auf den Straßen Ihres Landes, dieser Art zu denken nähern. Sie sollten sich mit einer Horde gewissenloser Volkswirtschaftler umgeben, denn mit einem eher unnützem Haufen geheimdienstlicher Schlapphüte. Es muß nicht zwangsläufig die Nukem selbst sein, die sich ihre schuppenfreien Hände reibt, weil sie den Castor samt Feindesmasse so billig entsorgt bekommen hat und sich von der Versicherungssumme nun gleich drei neue Behälter kaufen kann. So läuft das nicht. Die Verbindungen sind weitläufiger. Vielleicht sollten Sie allerdings den Seidenfäden des Netzes von hier ab folgen. Machen Sie doch mal Urlaub im Süden Argentiniens und sehen Sie sich an, was sich mit Mini-Nukes so alles anstellen läßt.

Wir sind der Meinung, daß es sich bei der Castor-Inszenierung, um eine versuchte Dislokation handelt, um die Aufsprengung einer Bruchlinie, die Gefangenenbefreiung der sozialen Wirklichkeit, die einen Diskurswechsel, eine Reartikulation bis hin zu Erlangung der Hegemoniegewalt handelt. Lesen Sie sich ein bei Laclau und Mouffe.
Hauptverdächtige wären selbstverständlich die Atomkraftgegner selbst, aber im Gegensatz zu Affektmorden sind es in Fällen wie diesen zumeist nicht die nächsten Angehörigen. Hier bombt sich eine dritte Kraft nach oben, deren Existenzmöglichkeit wir bisher eventuell noch garnicht begriffen haben, ein moderner Prinz ohne Ahnentafel.

Versuchen Sie einen Zirkelschluß zwischen diesen beiden Ausgangspunkten zu ziehen, denn wo diese sich treffen - und das muß ja nicht zwangsläufig in unserem planetär begrenztem Raum-Zeit-Gefüge sein ..." Er beginnt schallend zu lachen und es dauert, bis er sich wieder fängt, um seinen schulmeisterlichen Vortrag abzuschließen. " ... da werden Sie auch jene finden, die Sie suchen. Wir übrigens auch.
Stellen Sie jetzt bitte keine Fragen, sondern lassen Sie uns den Abend noch feuchtfröhlich ausklingen."
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Mittwoch, 22. August 2012
Der Tod ist eine Endung - Kapitel 1 Traumsequenz 1
Mein sehniger Volkskörper brät in knapp vierzig Grad , der Schweiß verdampft noch in Pore, selbst die verstaubten Gedankengänge bleiben staubtrocken. Ähnlich einer Käsekrainer im Sonnensturm schießen Fontänen aus Fett aus meiner Bauchdecke. Meine eruptive Fettschicht wabert und brodelt. Ich liege so fett auf der Sonnenschaukel, daß ich mich am liebsten selbst anbeißen würde.

Man muß kein Staatsmann sein, keinen Machiavelli oder Sun Tzu gelesen haben, vielleicht das kleine rote Buch, um zu erahnen, mit welcher Schlagkombination ein glorreicher Sieg zu erringen ist: Erst der linke Haken und dann die rechte Gerade. Der Begriff "Antäuschen" muß hier geboren sein, denn schließlich rückt man ja doch mit der Wahrheit heraus.

Mit der Sprungkraft eines Flohs zuckt meine Hand zurück, als sie versehentlich meine brandheiße HK USP berührt. Ein heißes Eisen, das sich, zumindest in meinen Händen, zur letzten Bastion der Freiheit und der Toleranz verwandelt. Combat Version, also keine Sicherung. Zwei, mit der USP, drei Dinge, deren massives Gefährdungspotential die Bundesbevölkerung und alle genverwandten Arten bei weitem unterschätzen.

Frei zu sein bedarf es wenig und wer frei ist, ist ein König. Frei von Besatzung, von Besetzungen wie Besitz, Beziehungen, frei von Angst. Fluktuativer als das Hicks-Boson. Frei von Anziehung wie auch Abstoß, die reine Energie nach der Zündung. Ein eigenes Paralleluniversum im freien Flug - sei es Ausdehnung oder Kontraktion. Die Bewegung in Reinform. Die Hinwendung zum Nichts, die Annäherung an die Nullform der Nichtexistenz.
Faschismus kommt in vielen Formen und Rythmen.
Eine grenzenlose Welt, in der uns "linke" Gedanken den Weg bahnen, in denen der Minenräumer des Marxismus und der Fatalismus der Liberalität der Gewalt Tür und Tor öffnen. Eine freie Welt, in der alles erlaubt ist. Wer braucht schon Regeln, wenn er gut gewappnet und bewaffnet ist. Ich drehe meine Volkskörper leicht nach rechts, um links ein wenig anzubräunen. Das Leben ist weit weniger als temporal.
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Freitag, 17. August 2012
Der Tod ist eine Endung - Kapitel 1 Absatz 6
Das entlegene Waldstück ruft in mir das Bild eines europäischen Dschungels hervor, bedroht von wilden Tieren wie jenen Restfaschisten der bleiernen Zeit und Krankheiten wie dem Evola-Virus, einem so eugenischem Umfeld, dass es sich am liebsten selbst ausrotten würde, in dem auch Unmenschen wie ich nicht von langer Dauer sind. Es gibt Menschen, die dem Leben gegenüber so feindlich orientiert sind, daß sie nicht die geringste Angst um ihr eigenes zu haben scheinen. Damit meine ich nicht die Verzweiflung, die so manchen dazu bringt, sich selbst in die Luft zu jagen, sondern jenen Ethos der im ersten Weltkrieg ganze Wellen von willigem Kanonenfutter aus den Schützengräben trieb, menschliches Springkraut, um die Felder mit Blut zu besamen. Eine DNA-Masse, der es nicht um sich selbst, sondern um eine Idee geht.
Nur fehlt mir die Zeit, zu ergründen, welche Idee, da wir den von einer Kirchenruine beherrschten Dorfplatz erreicht haben.

Seit Vincenzo den Schlüssel aus dem Zündschloß gezogen hatte, ist es so still, daß mich der Ruf des Käuzchens zusammenzucken läßt. Kein Hundegebell in einem Dorf wie diesem? Wer Leichen vergräbt hat allen Grund dazu, sich solche Erdwühler fernzuhalten. Selbst wenn. Auch schlafende Hunde sollte man nicht wecken. Wir folgen dem zitterndem Lichtstrahl einer Taschenlampe in das schwarze Nichts, Steintreppen hinauf, wo uns das Knarren einer massiven Doppelflügeltür empfängt.
"Cemut?"
"Cemutstat?"
"Beng."
"Veng dentro?"
Seine Stimme ist, der Umgebung entsprechend, ruhig und dunkel. Die Luft ist von brennendem Buchenholz geschwängert und ich fühle mich, begleitet von einem unergründlichem Schauer, schon vor Betreten wie zuhause.

Durch ein von schweren Scharnieren getragenes Tor betrete ich den Mikrokosmos der Soldaten der Neuen Rechten. Hier trifft sich Aktuelles mit Vergangenem. Gladio und die NSU, die Zeit des Nationalsozialismus und die durchgehende, weltweite Unterstützung von rechten Diktaturen durch das von der Geschichte gequälte Mitteleuropa. Das menschenverachtende Prinzip, eine eigene, abgegrenzte, sich aus sich selbst heraus nährende Sonderethik, und jene zu tiefst deutsche, pragmatische Gründlichkeit.

In den vom Widerschein des offenen Kamins glühenden Gesichtern sehe ich die züngelnde Flamme der Querfront, den Klonen Host Mahlers, Bruder Teufel, den Franziskaner in den Uniformen der Ustasha, die Bruderschaft der Kreuzzügler mit dem Serbenschneider an der Hand.

Der gute alte Macchiavelli, dessen Analyse ihm nun das Gedankengut anhaften läßt, muß Deutscher gewesen sein. Nietzsche, der deutsch-italienische Robert Michels, doch eigentlich deutsche Franzosen wie Georges Sorel, die uns die französische Revolution in die Hände trieb, der Marxismus als rechtfertigendes Schutzschild, als Mutter-Theresa-Orden für alle, die den Menschen als Tatwaffe sehen, die junge Freiheit, das anarchische Element der Freiheit, zu was auch immer, und der Elitengedanke für alle, die keine Eier in der Hose haben, oder wie Hitler nur eins. Ein Fanatismus zur Idee, der nichts in seinem Weg duldet. Jener Schienenstrang, der eigentlich immer nur Vernichtung gebracht hat, der nur eine Richtung kennt, und ginge es ins Nichts.

Bei allem Mißtrauen, das manch einer dem Verfassungsschutz und der Exekutive gegenüber angedeihen läßt, wird ausgeblendet, daß sich die Auswüchse dieser Art von Ideologie zumeist aus den Kräften der Legislative heraus nähren. Ohne die Exekutive von ihren Taten freisprechen zu wollen, sind sie in solchen Situationen oft mehr das Frontschwein als die treibende Kraft im Hintergrund. Der Nährboden auf dem Vernichtungsfeldzüge und jede Abart des Genozids heranwachsen waren und sind Politik und Religion, jene Fädenzieher und Puppenspieler, die sich die Hände selbst lieber nicht schmutzig machen. Karrieristen wie Martin Luther auf der Wannsee-Konferenz.
Es sind also nicht nur jene, an denen Blut klebt, die Helfer und Helfershelfer, wie die SS-Schergen und die Häftlinge mit dem grünen Stern, sowie der stellvertretende Diktator, ihr Gegenstück an der Spitze, sondern jene unsichtbare Befehlskette, jene Bürokraten und eigentlichen Schöpfer der Todesmythen, die willfährig und oft mit größtem Einfallsreichtum sich daran machen, die Massenmorde und den Terror in die Wege zu leiten. Sachbearbeiter und Bürostuten, die ihr langweiliges Dasein mit einer Idee auszufüllen versuchen.
Für die Ideologien und Grundlagen, zeichnen oft ganz andere verantwortlich. Eugeniker und Finanziers, die ihr Organisationstalent mit Haut und Haar in den Dienst der Greuel stellen, um ihren Blutdurst oder ihre Geldgier zu befriedigen. Menschen, die sich eher nicht in kleine Bergdörfer verlieren.

Und so tafeln und bechern wir nun mit den Handlangern, den Händen dieses Monstrums, in gemütlicher Atmosphäre, mit den von Adrenalin und Futurismus getriebenen Tätern, jenen, die sich ungehemmt von Familiengründung und Karriere, in den Dienst der direkten Aktion stellen, dem eigentlichen Fußvolk des Terrors. Für uns die besseren Gesprächspartner ... weil man sich eben hilft.
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Montag, 13. August 2012
Der Tod ist eine Endung - Kapitel 1 Absatz 5
Ich höre den Motor laufen, als ich zu mir komme und das Blut mir aus der Nase auf die Stirn tropft. Vincenzo hängt seltsam verdreht im Gurt. Die Blutmasse in seinem Gesicht ist, so weit ich das in der Dunkelheit erkennen kann, schon leicht krustig. Ich versuche die Wagenbeleuchtung anzuschalten, doch offensichtlich hat es die Elektrik erschwischt, denn der Schalter ist funktionslos. Als die ersten Gedanken aus der Bewußtlosigkeit zurückkehren, nimmt die Geschichte Gestalt an.
Ich sehe die revolutionär aerodynamische Limousine der NSU rechts an uns vorbeiziehen. Doch anstatt das Rennen einfach gewinnen zu wollen, zieht der Fahrer mit dem breiig-weißem Gesicht plötzlich nach links, um unseren Karren in den Dreck zu drängen. Bei unserem Geschäft ist der olympische Gedanke, einfach dabei zu sein, eher nachrangig. Man fährt, läuft und tötet lieber alleine - ohne Konkurrenz. Mir dämmert zudem, gehört zu haben, daß man in Träumen nicht in der Lage ist Lichtschalter zu betätigen, als sich langsam ein naßkalter Tropfen von meiner Stirn löst, um mit einer kleinen elektrischen Ladung auf meinem Kinn zu landen.

Ich schrecke auf und sehe, in meinem verschwitztem Hemd fröstelnd, Vincenzo mit einem Lächeln auf dem Gesicht in die pannonische Nacht hineinsteuern. Diesmal ist es nicht die NSU, die uns rechts überholt, sondern wir ziehen an den letzten Ausläufern des Straßenstrichs von Codroipo vorbei. Blondierte, osteuropäische Frauen in Kleidern, die sich selbst noch an Enver Hoxhas und Ceausescus Zeiten erinnern.

Was wäre das für eine Welt mit einem Italien, das nur aus Essen und einem Stiefel voll Geschichte bestünde, ein Italien, in dem Rom während der Völkerwanderung ausgestorben wäre und die päpstlichen Sittenstrolche endgültig nach Byzanz übergewechselt hätten ... was hätte uns das alles erspart, uns, den Italienern und der ganzen Welt.

Ich könnte nicht im Petersdom stehen, mit einem gewaltigem Ständer in der Hose, und mir vor Augen führen, wie sich die jugendliche Marozia von Papst Sergius III. über den Altar vögeln ließ, wie sich, jetzt ohne Ständer, drei Huren während der pornokratischen Phase mit Mord, Tücke und Inzest den Vatikan unter den Nagel rissen.
Was müßten wir noch aus den Geschichtsbüchern streichen? Den Faschismus der Rutenbündel, jenen futuristischen Motor von Menschenverachtung, die internationale Mafia und somit vielleicht auch den Aufstieg der USA zur Weltmacht. Es hätte keine Kommunisten gegeben, die es beinahe ins römische Parlament geschafft hätten. Die südamerikanischen Diktaturen mit Pinochet, Hugo Banzer und den 30.000 Verschwundenen in Argentinien hätten sich ohne Italien für eine vorwiegend anglizistische Version der Operation Condor entscheiden müssen. So deutsch-amerikansich Klaus Barbie alias Altmann auch sein mochte, geliefert hat ihn, wie auch Mengele, Eichmann bis hin zu jenem blutbesudeltem kroatischem Bollwerk gegen den andersgläubigen Osten, vertreten durch Ante Pavelic, letztendlich der Rattenspieler von Rom,der Vatikan, über die Klosterroute.

Ich würde nicht hier neben Vincenzo sitzen, den ich nie kennengelernt hätte, und wäre entweder arbeitslos oder Sachbearbeiter bei einer deutschen Behörde - dann lieber arbeitslos.
Nun hat sich aber die Geschichte für diesen Weg entschieden und wir uns für den Weg in jenes Norditalien, das sich gerne als das fleissige Italien darstellt. Einem Landstrich der Kleinbetriebe, die selbst vorgeben, zumindest meistens ihre Steuern zu zahlen. Das Land der Polentoni, der Guten, weil sich das Schlechte eben immer im Süden verwurzelt. Der Po als magische Grenze, die die Mafia nicht zu überwinden in der Lage ist.

Ein wenig in den historischen Hintergrund gedrängt werden hierbei jene Tatsachen, die mich und Vincenzo genau hierher führen. Seine ehemaligen Kollegen von der Avanguardia Nazionale, dem schon seit so vielen Dekaden bestehendem Private Public Partnership zwischen staatlichen Geheimdiensten und effektiven Privatinitiativen, den Schnittstellen, an denen sich das Private und das Öffentliche die Hände reichen. Man hilft sich.
Seien es Aktionen wie das Attentat von Gioia Tauro oder der Anschlag auf den Bahnhof von Bologna, oder Geschäfte wie sie von der milanesischen Firma Stipam International Transports in einem Umfang durchgeführt wurden, zu dem eine parlamentarisch überwachte Staatsform nicht in der Lage wäre. Für solche und andere Altruismen benötigt es besser organisierte Gesellschaftsformen wie die vom norditalienischem Matratzenfabrikant geleitete Loge P2.
Wo sonst könnten wir die Fragen stellen, die uns beschäftigen. Ohne uns in den letzten Tagen darüber unterhalten zu haben, ist uns klar: durch diese hohle Gasse an den Südausläufern der Alpen muß sie gekommen sein, die dirty bomb, die uns nun soviel Kopfzerbrechen bereitet.

Vincenzo drückt dreimal auf die Hupe, als wir in den schmalen Forstweg einbiegen. Der ewige Fahrt hängt mir in den Knochen, aber wie man so schön sagt, viel hilft viel.
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Sonntag, 12. August 2012
Linksschreibung für Rechtsverdreher



Einen rechten Haken und eine linke Gerade der Dichotonie, diesem dualem Hirntod, dieser blinden Dualität des etwas unbeholfenen Zweibeiners, der den aufrechten Gang noch nicht so recht gelernt hat und es scheinbar auch nicht vorhat. So kommt es im Schafspelz, das Linksrechts der Propagandamaschine aus unserer angeblichen politischen Mitte, die uns auf 2D einstampfen möchte.

Wer hat sich denn den Scheiß ausgedacht. Für mich als hartelinie, die sich wie das Möbiusband an beiden Enden wieder trifft, wirkt diese Trennung der Gehirnhälften, dieser lobotomische Eingriff, der jegliche Kommunikation zwischen Links und Rechts unterbindet, darauf ausgerichtet ein Volk von Schafen zu schaffen, um ihnen die Furcht vor den nicht lobotomisierten Wölfen mit dem Schaufelbagger einzuflösen. Um wieviel linker sind jene Rechtsbrecher, die diesem gedanklichem Unrecht Vorschub leisten?

In der Paulskirche soll es also geschehen sein, daß sich die Linken links und die Rechten rechts auf den Parlamentsbänken niedergelassen hätten. Linksrechts mit repräsentativer Demokratie als Topping. Was für eine armselige Vorstellung, so das Leben verbringen zu wollen. Linksdrehend und rechtsdrehend, aber vorwiegend die Schraube locker in den Köpfen, die sich mit solchen Mitteln die Erde untertan machen wollen. Fraktionieren, um jede Gegenwehr aufzuspalten.

Wie bitteschön hat sich denn dieser Paulskirchengedanke in anderen Ländern breitgemacht? Haben sich Spanier, Togolesen und der Rest der Welt etwa auch in der Paulskirche getroffen? Ist es womöglich eine genetische Grundveranlagung, daß sich Linke links und Rechte rechts hinzusetzen belieben? Hat Stalin den rechten Gebäudeflügel einfach umdefiniert oder abgerissen wie etwa die bundesdeutsche Polizei den rechten Teil ihrer Asservatenkammern? Nicht nur an runden Tischen gerät diese Teilung ad absurdum.

So sinister erscheint mir das Gedankenkonglomerat des Herrn Stubenzweig nicht, wenn er die Sehnsucht der Differenz des Sergio Benvenuto anführt, das wunderschöne Bild des mäandernden Flusses, dessen Ufern wir folgend doch immer geradeaus gehen. Nur ein Verbrecherpack, das sich unbehindert am Rest bereichern möchte, erachtet es als notwendig, sich dergestalt als rechtschaffende Mitte zu definieren, als tragende Säule einer Gesellschaftsform, die das Wörtchen Demokratie nicht noch weiter in den Dreck ziehen könnte. Im Englischen läßt sich der Wahnsinn dieses Ungedankens noch leicht erkennen: Demo-crazy.

(Und weil das Schbackenvolk es nicht anders verdient hat, offensichtlich auch nur die Demo-fassung des Wahnsinns.)
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Donnerstag, 9. August 2012
Sommerpause
... muss auch mal sein.

Wer sich aber schon vorinformieren möchte, kann sich dann schon einlesen auf Schlachtet alle Serben! von Peter Wiener und sich vorbereiten auf einen kleinen Ausflug ins KZ Jasenovac mit Bruder Teufel, der kann schon mal den Bogen spannen von dem Schlächter von Lyon bis zum Oktoberfestanschlag, von der Paladin Gruppe bis Gladio, und sich wundern, warum auch Martin Luther an der Wannseekonferenz teilgenommen hat.
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Die angebliche Einsamkeit des Agenten
Und Agenten sind wir doch alle irgendwie. Nach der Gefangenendilemma ist unsere Gesellschaft dazu verdammt, weniger als die Summe ihrer Einzelteile zu sein. Dieses, auf dem Nash-Gleichgewicht beruhende soziale Dilemma soll - so die Theorie - uns davon abhalten, altruistisch zu handeln. Wer den anderem nicht mißtraut und aufgrund dieses Mißtrauens betrügt, wo es geht, verliert. Noch nicht einmal sozial, sondern jeder gegen jeden, summiert sich unser Handeln zu einer lauernden Angst, daß wir den Kürzeren ziehen - also zieht lieber keiner und wir begnügen uns damit, unser Leben in der Einzelzelle des Mißtrauens zu verbringen, anstatt einen gemeinsamen Ausbruch zu wagen. Unser großes Glück ist in diesem Fall - und in diesem Sinne, empfehle ich Ihnen sich nicht näher mit der Problematik zu beschäftigen - unser Unwissen ob dieser Umstände. Wie sich nämlich gezeigt hat, halten sich nur Ökonome und Psychopathen an diese Theorie, die geschaffen von Menschen wie dem schizophrenem beautiful mind, John Nash, als Theorie nur sich selbst gegenüber treu ist. Ein besserer Ausdruck wäre wohl die Theorie des paranoiden Spielers.

Wir machen uns die Welt eben, wie sie uns gefällt.
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Dienstag, 31. Juli 2012
Dönerterror der Donnertenöre - Totet Kinder und Frauen
Wie würde das aussehen, wenn die Nationalsozialistische Union (NSU) eine Unterabteilung des Bundesamtes für Verfassungschutz, des BND, der NATO oder anderer staatlicher Stellen wäre? Wenn sich herausstellen würde, daß es sich beim Löschen der Daten und dem Leeren der Asservatenkammern nicht um ein Versehen handelte, sondern um eine stümperhafte Vertuschung von Tatsachen, die die deutschen Medien nicht mal mit den Hühneraugen sehen wollen würden? Wie sollte man jemandem noch die Handlungstränge und Gedankengänge der Lindenstrasse oder des Tatorts nahebringen können, wenn sich plötzlich Verbindungen auftäten, die so niemals Platz fänden in jenem gutmenschlichem Gedankenbild, das wir "Westler" gerne der Welt überstreifen würden?

Wie sollten wir unser Gemälde, des uns unterlegenen italienischen Faschismus Mussolinis an den Mann bringen, wie das des Terrors der roten Brigaden, wenn die Fakten des staatlichen rechten Terrors in die Schlagzeilen kämen? Wer würde dem Gran Signore Giulio Andreotti oder irgendeinem italienischem Staatsorgan auch nur ein Quäntchen Glauben schenken, wenn der für den Anschlag von Peteano verurteilte, faschistische Terrorist Vincenzo Vinciguerra den Krieg der Worte gewinnen sollte und in seinen Aussagen auch nur ein Fünkchen Wahrheit steckte? Würde man nicht eher die Terroristen bitten, den Bürger vor dem Staat zu schützen, als umgekehrt, wenn herauskäme, aus welchen Kanälen der schwarze Terror finanziert wird, den Organisationen wie Aginter Press und Unmenschen wie Stefano Delle Chiaie oder der schwarze Prinz verübt haben? Wer würde sich dann noch wundern, wenn hinter den Morden an den Zeugen im Dutroux-Prozeß und der Bande von Nijvel die gleichen Hintermänner und Strukturen steckten?

Wie sollten wir erklären, daß wir Klaus Barbie, den verurteilten Nazi-Kriegsverbrecher, einfach nicht finden konnten, nach seiner Verurteilung 1947 zum Tode durch Frankreich, während er zeitgleich vom amerikanischen Geheimdienst CIC angestellt und von diesem protegiert wurde, um ab 1950 in Deutschland Mitglieder zu werben für den von den USA gegründeten, sowie durch das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen finanzierten Bund Deutscher Jugend (BDJ), um ehemalige Wehrmachts- und Waffen-SS-Angehörige in verdeckten Guerilla-Trainings auszubilden? Klingt es vertrauenserweckend, daß der Technische Dienst (TD) des BDJ von der USA bis 1953 nicht nur mit massiver Finanzhilfe, sondern auch mit Waffen und Sprengstoff ausgestattet wurde? Welcher Einwand ließe sich erfinden, daß wir Klaus Barbie 1966 nach seiner nochmaligen Verurteilung zum Tode, 1952 und 1954, durch Frankreich, immer noch nicht finden konnten, obwohl er beim Bundesnachrichtendienst anstellt ist, um im Namen des Bonner Unternehmens Merex AG die Überschüsse der Bundeswehr vorwiegend an rechte südamerikanische Diktaturen verscheuern? Wollen wir mal garnicht wissen, was er für uns später mit seiner bolivianischen Flotte so rumgeschippert hat.

Sollten wir einfach sagen, daß die Asservatenkammer im rechten Teil einfach nicht genügend Platz böten, daß sie rechts einfach ein bißchen kleiner gebaut sind, so daß wir sie wie im Falle des Münchner Oktoberfestanschlags, den wir letztendlich nicht als linken Terror verkaufen konnten, einfach schneller räumen müßten, um wieder mehr Handlungsspielraum zu bekommen, oder daß sich bei rechtem Terror aufgrund der rassischen Überlegenheit keine genetischen Fingerabdrücke mehr finden ließen? Daß die Zeit eben immer schneller voranschreitet und wir deßhalb im Falle der NSU nun auch mal etwas schneller aufräumen und löschen müßten? Oder sagen wir einfach, wir hätten nichts gewußt und überlassen es den treuen Medien, das ansatzweise glaubwürdig auszufomulieren?
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Sonntag, 29. Juli 2012
Aleppo - der Willi zum Nichts
Noch sitze ich, das Glas noch voll, und siniere, ob bei den derzeitigen Außentemperaturen wohl eher das flüchtige Wasser oder der Birnenschnaps in den Äther entweicht. Selbst das viele Vorangegangene hilft mir in dieser höchstphysikalischen Frage nicht weiter. Ganz im Gegenteil. Obwohl der Himmel zu dieser späten Abendstunde noch jungfräulich blau, scheint mein Geist vernebelt. Glücklicherweise aber nur der Geist und nicht mein wahres Ich.

Dessen Gedanken verlaufen nicht auf einer Zeitschiene, sondern pulsieren sozusagen punktuell - Pulsardenke. Hier am Biertisch, Impulsardenken, implodierende Gedankengänge, sprich vieles wird verschüttet. Ganz nach dem Gesetz der Entropie, breitet sich, obwohl die Substanz sich wie ein schwarzes Loch verdichtet, dessen Geruch aus.

Verstreut und teils ebenso verschüttet wie der Birnenschnaps liegen die Berichte deutscher Medien über die, den Kampfhubschraubern russischer Bauart trotzenden, Rebellen auf dem Tisch zwischen den Gläsern des Selbstgebrannten, den Brenngläsern der Gegenwart, die ebenso vernebelt wie mein Geist.

Wer sind nur diese Rebellen, jene aus dem Boden gestampfte Freiheitsarmee, die sich aus dem Würgegriff jenes Regimes zu befreien versucht, das bis kuerzlich selbst den US-Amerikanern noch als Folterzentrum dienlich war. Und wer ist Aleppo?

Das wär doch irgendwie fatal, wenn es eine Jubiläumsschlacht werden sollte, zum 100sten Geburts- und Todestag des Aghet.
Ein Replay des Völkermordes an den Armeniern.

Da lese ich "es wird kommen wie in Homs", wie auch schon jener türkische Kampfjet kam und ... ging. Homs und Aleppo, die Endziele der türkischen Endlösung der Armenierfrage von 1915. Die Todesmärsche oder wie es die befreundeten Deutschen nannten, Verschickungen jener verstörenden Armenier, jenen, aus der Sicht der Jungtürken unter Atatürk, dem Totengräber des osmanischen Reichs (M.Enard, Zone, S.227), christlichen Untervölkern.

Die Mannschaften neu gemischt, nur diesmal ohne große armenische Beteiligung. Aleppo, die Kulturhauptstadt des Islam 2006, mit ihrer blutroten Geschichte. Zentrum der Kurden, die sich ganz im Gegensatz zum damaligem Genozid an den Armeniern diesmal nicht so gut mit türkischen Kampfjets verstehen und auch mit den Israelis sicher noch ein Hühnchen zu rupfen haben. Nicht um ein gemeinsames Süppchen zu kochen, sondern sich für die Hilfsdienstleistung des Mossad (nicht durch die Türkei selbst, wie Wikipedia das bewußt verfälscht) für die Türkei zu revanchieren, die Entführung ihres geliebten Herrn Öcalan aus Kenia in die Türkei.
Die Türken aber inzwischen, nicht nur wegen der Piraterie gegen zivile türkische Hilfslieferungen für Palästina, auch nicht mehr mit Israel.
Und last of ethics, but not least in action, die USA im Hintergrund Fäden ziehend und Stricke knotend, um Iran endgültig abzuisolieren.

Wer das Spiel spielt, kennt für gewöhnlich auch das Risiko. Also eigentlich keiner mehr mit keinem, aber alle Armeen auf Aleppo.

Aber die deutschen Medien wissen Bescheid, so bescheiden das Bild auch sein mag, das sie uns vermitteln möchten. So wird es auch in Syrien bald wieder heißen: die armeeische Frage existiert nicht mehr. Wie es der damalige deutsche Konsul in Aleppo, Walter Rössler vor hundert Jahren auszudrücken pflegte.

Den letzten Tropfen, den Willi zum Nichts, trinke ich auf Aleppo.
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Montag, 23. Juli 2012
Rentenbeitragszahlung für Dummies
Wenngleich er bereits jenen Weg beschritten hat, den alle Briefe, die sich nicht rechtmäßige Rechnungen schimpfen, in Wohngefilden wie dem meinem beschreiten, nämlich in den Müll, so will ich ihn dennoch nochmals aufgreifen, diesen Fetzen Altpapier, den mir jene betrügerisch anmutende Behörde namens Deutsche Rentenversicherung mindestens einmal jährlich in den Briefschlitz zaubert. War es bei der Staatsanwaltschaft, daß sie einzig beteuert, eigentlich zu nichts in der Lage zu sein, so versteigen sich jene Lohnräuber der Rentenversicherungsbeiträge in einer Sprache und Floskolierung, daß ich am liebsten meinen Briefschlitz auf immer verschweißen würde - hinnehmend zukünftig auch keine Liebesbriefe mehr zu bekommen - nur um mich dieses schriftlichen Hinweises auf die teilweise Zwangsenteignung zu erwehren.

Sie mögen erraten haben, daß ich kein eigenes Gewerbe führe, sondern im geistigen Vakuum des Angestelltenverhältnisses flotiere, womit es mir auch nicht obliegt zu entscheiden, geschweige denn zu entscheiden, wie ich meinen Lebensabend zu finanzieren gedenke. Diese Entscheidung, wie auch die Entscheidungen in meiner Arbeit, der Verwaltung des Nichts, treffen andere, während meine bloße Anwesenheit auf diesem Planeten - mehr soll und darf es nicht sein - mit einem magerem Gehalt auf einem Bankkonto - einer anderen Form des Raubes - gustiert wird. Von einem Bruttoleben, darf einer wie uns von Gesetzes wegen noch nicht einmal träumen. Es sind Netto-Menschen wie ich und vielleicht auch Sie, denen die Kosten für Arbeitslosigkeit, Sozialleistungen an noch niedrigere Schichten und die Rentenleistungen bereits im eigenen Lohnbüro wegdividiert werden.

So freut sich dann der lobotomisch vorbehandelte Schbackenstaatler über jene im Grunde schon verjährte Steuerrückzahlung, als wäre es ein verspätetes Weihnachtsgeschenk, was sich rein theoretisch als überfällige Schuldrückzahlung ausweisen müsste. Obwohl mir rein rechnerisch nicht einleuchten will, wie sich aus meinen 300 monatlichen Rentenneuronen das Fußvolk der Nazis, Stasis und Aufschwungskinder bezahlen soll, so ist mir leider selbst im fatalsten Vollrausch noch klar, daß ich davon keine müde Mark mehr zurückbekommen werde. Ist ja schon ausgegeben; bei einer Staatsverschuldung, die jede zweistellige Inflationszahl als irrational abstempelt.

Und nun erlauben sich die Handlanger der Rentenvorbescheide auch noch, mir dies jährlich nochmals schriftlich zu untermauern. Ich darf mich doch wundern, daß die Portogebühren für diese Art von Drohbrief nicht von der Allianz oder anderen Riestermonstern refinanziert werden. Diesen Antihumanismus, den Ertrinkenden nochmals bis zur Nasenspitze aus den Fluten zu ziehen, um ihn sehen zu lassen, daß es modern geworden ist, dem sterbendem Opfer auch noch ins Gesicht zu spucken, hatte ich bereits vormals erwähnt. Hier tritt er deutlich zu Tage. Der Raub ist nicht genug. Er ist nur Mittel zum Zweck der Demütigung - selbstverständlich unter Vorbehalt, denn ohne diesen geschieht heute nichts mehr.

Es ist mir außerordentlich peinlich, in Zeiten wie diesen noch selbst Ideen zu entwickeln, dennoch scheue ich mich nicht in Anbetracht meiner Position als angespucktes Opfer, jeglicher Ehre mir selbst gegenüber entäußert, diese hier zu verlautbaren.

Mir scheint es algebraisch sinniger, meine Altervorsorge auf dem Kauf von Plastikhaarspangen basieren zu lassen, denn auf der Aneignung von Staatsanleihen. Wenn dieses Geld schon mit aller Gewalt auf die Konten der Deutschen Bank und ihrer Schwesterkonsortien kanalisiert, gepresst und geschleust werden soll, so doch besser in jener korrupten Form an meinen persönlichen Sachbearbeit, wie das im Bankhandel Usus ist, denn als allgemeine Spende, die sich im Malstrom der fiktiven Geldmengen M1-M3 verliert.

Wir steuern mit der Mündungsgeschwindigkeit eines zum Suizid umfunktionierten Hinterladers - vielleicht ist es auch die implosiongefährdete Ausdehnungsgeschwindigkeit des Weltalls nach dem Big Bang, auf einen Zustand zu, da es sinniger ist, sich als schwarzes Loch durchs Leben zu bewegen, denn auch nur irgendeinen Cent zu besitzen. Wer Schuldner ist, muß nur sehen, daß er den Gläubiger im rechten Moment aus dem Genpool katapultiert - ganz der Gedanke der Einzahlung in die Rentenverischerung eben - jetzt nehmen und später nichts geben. Die moderne Ethik hat endlich eine Kontur und mit dem vorläufigem Rentenbescheid auch eine Schriftform. Bösartiger Tumor, aber immerhin transparent. So ließe sich das eventuell auch leichter isolieren und eleminieren. Steht sogar eine Adresse auf dem Brief.
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Samstag, 21. Juli 2012
Schbackenland ist abgebrannt ...
Es ist doch immer besser, den Briefkasten in angeheitertem Zustand zu öffnen, um an einem Freitagabend Briefe wie diese zu erhalten:

Staatsanwaltschaft! Was! Da war doch nichts, dessen ich mich erinnern könnte ... um so schlimmer. Aber eigentlich war noch nie irgendwas. Mein Blatt ist so weiß, daß das Receycling-Papier von der Staatsanwaltschaltschaft schon wie ein Schuldspruch erscheint. Aber, puh, Ermittlungen eingestellt. Das hört sich entlastend an. Gegen Unbekannt - aber sie haben doch meine Adresse. Ach herrje, wegen des Kartenfishings Anfang dieses Jahres.
Das wundert mich dann doch. Was haben sie denn unternommen, um jene zu fassen, die im Land der Kartelle, sprich Mexiko, die Schuldigen zu stellen? Haben sie die Banken angerufen, um mal nachzufragen? Oder einfach gewartet, daß sich die Fisher telefonisch melden?

Auf meine eindringliche, schriftliche Anfrage, inklusive der Drohung unser Geschäftsverhältnis zu beenden, warum meine Bank es vor mir gemerkt hat, daß jemand in Mexiko auf meinen Namen Geld abgehoben hat, hat meine Bank bis zum heutigen Tag nicht Stellung genommen. Woher wußten sie denn, daß ich nicht grade mal in Mexiko im Urlaub war und Geld gezogen habe? Gibt es da vielleicht ein Profil von meinen Reisetätigkeiten? Da nicht ich der Geschädigte war, sondern meine Bank, die mir die illegale Abhebung selbstverständlich zurückerstattet hat, mußte ich Anzeige erstatten. Daß mir die Bank dann auch noch mein Konto gesperrt hat, weil jener gutgläubige Polizeibeamte direkt bei ihnen angerufen hatte ... davon will ich garnicht sprechen.

Jene Berufsbranche also, die sich ihre wirklich großen Gewinne aus Sektoren wie dem Drogenhandel und der Geldwäsche bezieht, zwingt mich sozusagen, auch noch den deutschen Justizapparat zu belasten, der sich, außer dem 8seitigem Protokoll zum "Tathergang", hoffentlich nicht die Blöße gegeben hat, auch nur in irgend einer Weise auf Kosten des Steuerzahlers und somit nicht der Banken, tätig zu werden. Was für ein Schauspiel!

Weil das des Schauspiels schon genug, will ich mal auf den zweiten Brief ...von der deutschen Rentenversicherung ... erst morgen eingehen, da mein Rauschzustand die erste Verarschung bereits in Teilen anverdaut haben wird.

Dieses Land steht nicht am Abgrund, sondern es suhlt sich darin wie es kein noch so geistig behindertes Schwein jemals tun würde. Wenn sich der Täter im Laufe weiterer Ermittlungen doch noch ermitteln lassen sollte, erhalte ich eine Mitteilung. Nein danke. Aus meiner bescheidenen Sicht sparen wir uns jegliches weitere Vorgehen und ... bitte keine Briefe mehr von der Staatsanwaltschaft. Ihr könnt mir mal den Schuh aufblasen, ihr scheinheiliges Verbrecherpakt ... womit ich vorwiegend das Opfer, meine Bank meine. Raubt euch ruhig weiter selbst aus, aber behelligt nicht die nicht so verbrecherische Bevölkerung, von der ihr euch zu allem Unheil das ganze auch noch rückerstatten laßt.

Auf meiner Rampe werdet ihr mit sofortiger Wirkung als nicht abeitsfähig ausgesondert. Ab in den flüchtigen Aggregatszustand mit euch.
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Freitag, 20. Juli 2012
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Die Welt wird nicht besser. Mit dem ganzen Aspartam, das wir täglich in uns reinkauen, all dem Fluorid, das den Weg aus der ehemaligen Chlorhölle in unsere Trinkwasserversorgung gefunden hat, und den Unmengen von koffeiniertem Zuckerüberschuß werden unsere Körper zu hirnlosen Kampfmaschinen.

Den Blick verklebt mit Parental Advisaries wird unsere Realität zur konstanten Drohgebärde und das Fleisch, das wir auf den Knochen tragen, wechselt seinen Aggregatszustand von zäh zu furchtsam. Wir retardieren zu Höhlenbewohnern, denen einzig noch die Schatten an der Höhlenwand das Blut durch die Kapilare pumpen.

Wen wundert da, daß Terror und Folter wie Trommelfeuer auf uns niedergehen. Der Wunsch ist Vater des Gedankens. Aber wer ist seine Mutter, die Mutter aller Gedanken, die sich aus der Superposition in das real life werfen?
Wie Pippi Langstrumpf das so vortrefflich ausdrückt: Mach dir die Welt wie sie dir gefällt. Das ist gut so. Aber der Schuß kann natürlich auch nach hinten losgehen - sozusagen "ricochet politics" oder einfach nur als Rohrkrepierer.
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