Das ist schlimm, wirklich schlimm. Die erste Republik wird vom Vierten Reich geschluckt.
Das wird man auf Seite der kürzlich durchsuchten Reichsbürger nicht hören wollen, denn schlucken sollen ja die Anderen, jene die noch nicht verstanden haben, dass ihr Staat garnicht existiert. Da ist das Wort Putsch auch völlig unangebracht. Es wäre dann eher eine Übernahme eines Vakuums. Leerraumgewinnung sozusagen.
Wie anders hätte es auch klappen können, wenn
3000 Polizisten in 150 Objekten eine scharfe Schusswaffe, Schreckschusspistolen, Prepper-Vorräte und Tausend Euro Bargeld sicherstellen. Für ein Reichsvakuum mag das genügen, einen Putsch wird man damit maximal in der Dorfkneipe in Dinkenlage durchführen können.
Was mir Sorgen macht, ist die sprachliche Nähe dieser Putschisten zu mir als
Reichbürger. Sie wissen schon, die mit Goldener Sonne auf goldenem Grund. Ich bin auch nicht mit Fürsten, Polizisten und Militärs befreundet. Für einen Reichsbürger scheint ein Nummerus Clausus also eher hinderlich. Aber dieses kleine s in der Mitte, das uns unterscheidet, ist leicht zu überlesen. Somit bin ich erstmal blogtechnisch abgetaucht für zwei Monate.
Ich hab mal nachgezählt, was bei mir so an Waffen rumliegt. Feststehende Klingen mit über 12 cm: 8 Stück. Eigentlich 9, aber das gute, scharfe hat sich mein Lebensgefährte, zwar kein Reichbürger, aber doch solide Mittelschicht, unter den Nagel gerissen. Ich besitze keinen Feuerlöscher als Wurfobjekt, aber einen leeren Benzinkanister und - oh mein Gott, da gibts nochmal ein Jahr Knast extra - die Kettensäge mit 40 cm Blatt von Oregon. Die verkaufen das tatsächlich völlig frei über den Ladentisch. Diverse Folterwerkzeuge wie Knipex. Im Grunde der ganze Werkzeugkasten, den ich heimlich im Schrank lagere. Wer hätte gedacht, daß man mir aus meinem Kaktus auch noch einen Strick dreht. Ein kleiner Schwiegermuttersessel - da kann ich mich juristisch vielleicht auf Familiendrama rausreden.
Man kann bei Tastaturschreibern glücklicherweise nicht sehen, wie meine Hände mehr und mehr zu zittern beginnen, wenn ich weiterdenke. Diverse Wurfgeschosse wie Glasaschenbecher, leere Flaschen und die geschmacklosen Tomaten. Und Prepper-Vorräte, ach hör auf, massenweise Bonduelle-Imitate, vorwiegend Karotten/Erbsen. Ich baue sogar mein eigenes Gemüse an, was mich, ohne an den Weltuntergang zu glauben, was mich vermutlich zum End-Prepper macht und mir auch noch das letzte Schlupfloch, die christliche Kirche, versperrt. Kann mich noch nicht mal drauf rausreden, dass ich vom Teufel besessen wäre. Die angeschimmelte Erdbeermarmelade habe ich glücklicherweise bereits entsorgt - erstens weil Voll-Prepper und zweitens weil biologischer Kampfstoff.
Nun gut, im Grunde ist es sinnlos, irgendwas zu verheimlichen. Meine Kameras sind nicht abgeklebt und ich bin bekennender Erfinder des Bier-Boardings (ein Brett, Handtücher und einen Eimer habe ich auch). Und dann die E-Book-Verbrennung, also Burner-Handys. Da pack ich die ganze Reichsbürger-Bande in einen Sack. Ich kann's noch nicht mal schnell runter auf die Straße stellen, sonst bin ich wegen Anstiftung zur Gewalt auch noch dran. Ich bin geliefert. Mich hat der Google-Algorithmus schon längst erfasst und schlägt mir als ausserhalb der gesunden Volksgemeinschaft stehend vorwiegend alte Bergsteigerfilme mit Luis Trenker vor. Warum? Weil ich vermutlich schon lange genauso tot bin wie er. Berge in Flammen! da muss man nur Eins und Eins zusammenzählen.
Ich bekomme kein Schmiergeld, weder von der FIFA noch aus Marokko, was mich förmlich als keiner anerkannten politischen Partei zugehörig abstempelt.
Ich nutze hin und wieder einen VPN, um die Feindpropaganda der doofen Russen zu lesen, kaufe chinesische Waren und hab gerade die Webseite der APPD geöffnet. Ich würde sagen, mein Browserverlauf buchstabiert sich förmlich wie Staatsfeind, obwohl ich doch ganz gern hier lebe. Das ist schlimm, wirklich schlimm. Der Feind ist überall und scheinbar wohnt er auch schon in meinem Herzen. Schwarz vermietet und somit auch noch Steuerhinterziehung.
Aber was wäre der Mensch ohne den Mut der Verzweiflung. Es gibt nur eine Lösung, ein Entkommen aus dem schwarzen Loch in das ich mich manövriert habe, um nicht in der Singularität hinter schwedischen Gardinen für immer gefangen zu sein. Ich muss den Ereignishorizont erreichen, ich muss den Schwarzschildradius überwinden. Aber dafür ist es in einem Raum ohne Zeit vielleicht auch schon zu spät. Wer weiß. Das ist schlimm, wirklich schlimm.