Mittwoch, 3. Januar 2018
Immerhin schon 2018
2018 ist ja kein so harter Einschnitt wie wenn man mit dem Teppichmesser mal richtig abrutscht. Es ist das Alter und die Erosion der sozialen Marktwirtschaft, die einen in Ketten legt und mit Alpträumen malträtiert.

Als kleiner Max hab ich auf Weihnachten mit dem fetten Gabentisch hingefiebert und auf Ostern, wenn dicke Schokoladeneier im Nest liegen. Kurz darauf Sylvester mit viel Wumms und noch mehr bunten Lichtern als am Weihnachtsbaum. Die Winterzeit eine wahre Pracht mit Schneeballschlachten und Schlittenfahren, mit zwei Wochen Ferien und einmal sogar schulfrei wegen zu viel weißer Pracht.
Heute hab ich dauernd dicke Eier und Weihnachten und Sylvester stellen mehr eine finanzielle Belastung dar als Grund zur Freude.

Ich hätte diese frustrierende Entwicklung erahnen können, als ich schon damals bei der Christmette die scharfen Weiber immer nur von hinten unten zu sehen bekam, wo ich sie doch altersgemäß lieber in der Vorderansicht von oben zu Gesicht bekommen hätte. Nur mit wirklich schlechten Noten konnte ich meine Lehrerin dazu bringen, sich öfter mal zu mir herunterzubeugen. Die sich daraus ergebenden Aussichten waren umwerfend, aber eben nicht zukunftsträchtig.

Aus dem Frühling der Jugend ist ein dunkler Winterabend geworden, der scheinbar nicht enden will. Ein dicker Wolkenteppich lässt nur wenig Licht durch und der Mondschein ist nur Fake News. Was früher noch Winterfreude ist heute eine vereiste Windschutzscheibe und Parkprobleme. Aus dem Taschengeld mit Kost und Logie gratis wurde ein Meer von Angesichtsschweiß, das trotz seiner Größe die Kaufkraft des Taschengeldes kaum übersteigt. Aus Kundenbindungen werden Knebelverträge und aus den Lohnnebenkosten Stigmata. Man darf nur dankbar sein, so man wie ich in Hamburg lebt, daß einem die Kämpfer für mehr Gerechtigkeit nicht auch noch die Karre abgefackelt haben.

So lange man mehr Bücherseiten liest als man Kilometer mit dem Auto zurücklegt, ist die Welt eigentlich noch in Ordung. Mit den Pflichten wachsen die Rechte eben leider nicht mit. Früher hat mich verwundert, daß meine Großmutter eigentlich nur gespart hat, um ihre eigene Beerdigung zu berappen, heute kann ich verstehen, daß das Leben eigentlich nur ein roter Teppich zum hölzernen Sarg ist mit einer jederzeit kündbaren Vertraglaufzeit.

So gesehen also immerhin schon 2018!
 1093 klicks