Freitag, 16. Mai 2014
Tod in der krisenfreien Zone
So wie in München hald. Vielleicht auch in anderen bayrischen Städten, wer weiss, ich jedenfalls nicht, denn ich war bisher nie in einer anderen bayrischen Stadt. Amerika und Asien, da kenn ich mich bestens aus, aber den Rest von Deutschland ... den mag besuchen, wer will. Ich nicht.

München hat alles, sagt man. Die Berge, die Seen und gute alpine Küche, italienisch-österreichisch mit viel Mehlspeisen. Fett wird man also, die bayrische Krankheit, hohe Triglyceride vom Bier und Schweinsbraten. Aber man stirbt nicht. Wegen des konservierenden Effekt des Föhns und der mega-gesunden vielen Rosinen in allen Gerichten.

Was man nicht sagt ist, dass der Faschismus immer schon aus dem Süden in den Norden gewandert ist. Von Mussolini zu Hitler und über München nach Berlin. Und von dort zerstreut es sich dann wie ein Krebsgeschwür in alle Winde. Können wir nur Gott danken, wenn sie da den neuen Flughafen nicht hinbekommen. Für den Fall, dass nach den Römern und Faschisten nicht nochmal so ein Schub nordwärts schwappt und dann überall mit dem Flugzeug hinfliegen kann.

Aus Braunau der Hitler, aus der Schweiz der Lenin, glücklicherweise nur auf der Durchreise nach Moskau, und aus dem Süden die faschistische Küche. Nun, für die göttliche Vertretung auf Erden mussten wir während der Nazi-Ära unseren guten Münchner Nuntius Eugenio Pacelli nach Rom entsenden.
"Non poi farlo cosi! La pasta mai viene con questa farina." (So gehts nicht. Mit dem Mehl kriegst du keine Pasta hin.), während der nordalpine Typ nur schaut "Schaug her. Ah so. Ge, ge."
Der Faschismus südlich der Alpen ist vermutlich aus dem Hunger gekeimt. In Österreich und Bayern hat dieser Hunger und die Mangelernährung schlicht zur kompletten Apathie geführt. Zumindest auf dem Land.

In den 20er Jahren, so habe ich kürlich gehört, wäre München eine Weltstadt der Kunst gewesen. Politisch wurde dieses Dorf der Bewegung mit oder ohne Herz durch das Hitlerphänomen weltstädtisch, diesen Postkartenmaler, den diese Kunst zwei Jahrzehnte zu verhindern wusste. Marcel Duchamp erhält seinen künstlerischen Impuls hier in München, man pendelt zwischen hier und Paris, zwischen Tunesien mit Paul Klee und Murnau.
In den ersten Weltkrieg ritten noch die Futuristen und so mancher, von dem man es nicht vermutet hätte, allen voran der blaue Reiter Franz Marc, zur Reinigung des Planeten.
"im Friedensreichtum wird uns tödlich bang
wir kennen müssen nicht noch können oder sollen
wir sehnen uns wir schreien nach dem Kriege"
wie Alfred von Heimel es formuliert hat. Das läßt sich leicht sagen, in der krisenfreien Zone.

München, da komm ich ins Träumen, abends, wenn der Verkehr sich beruhigt und alle fast schon daheim vor der Glotze. Freitag, letzter Spieltag, alle Parkplätze noch frei, weil man sich fürs Spiel noch bei Freunden trifft.

Die Einheimischen sehen aus wie das was sie essen und saufen sich die Hucke zu bis geht nicht mehr und trotzdem haben Sie letztendlich die größten Kartoffeln, den längsten Spargel. Nicht nur vielleicht, weil sich auf so vielen Äckern ein paar Waffenfabriken nicht hinderlich sind. Danke, Franz Josef Strauss, der uns aus dem Zustand des selbstversorgenden Agrardeppens in das Wunderland der Militärtechnik hinübergerettet hat. Dafür durfte dieser leidenschaftliche Flieger dann auch mal gerne mal Flugbenzin von der Steuer befreien.

Man sagts halt nicht. Man sagt nicht, dass man die Mietpreisentwicklung in München nicht so dramatisch findet. Im Gegenteil, eigentlich garnicht schlecht, weil man es selbst zu einer kleinen Wohnung im Umland geschafft hat. Und die Preisentwicklung diffundiert bis hinaus ins Umland. Besser kann man sein Geld nicht anlegen. Zahlt keine Miete und es wird von selbst immer mehr wert.

Dass Miete den Begriff der Leibeigenschafft wohl übersteigt, zeigt schon die Tatsache, dass Sie früher sich rund um einen Fürsten breit machen durften und 10 Prozent Ihrer Produkte abgaben, heute frisst Ihnen das Wohnrecht in einer mehrstöckigen Parzelle oder Wabe schon die Hälfte Ihres Einkommens weg.

Was heisst hier schon Spekulation? Andere haben halt nicht in eine Wohnung investiert, sondern in Kneipenausflüge oder sie haben darauf spekuliert, dass ihre teuren Kleider und Assecoires mal eine enorme Wertsteigerung erleben. Ich kann mich aber noch gut dran erinnern, als die Kunstperle erfunden wurde und plötzlich die guten alten Perlenketten nichts mehr wert wahren.

Wenn es aber in der Menschheitsgeschichte eine Konstante gab, dann deren Wachstum. Der Lebensraum wird enger. Im Grunde gehts auch nicht um Wohnung oder Haus, sondern um Grund und Boden. Jetzt ist es vielleicht schon ein wenig spät dafür, aber so ein Parkplätzchen in der Innenstadt war vor Jahren noch für 10.000,- zu bekommen. Da fallen keine grossen Renovierungskosten an. Hin und wieder die weissen Linien nachziehen und kleine Löcher mit Schnellbeton. Asteroideneinschlag is natürlich die Gefahr.

Es ist diese erste Hürde. Die ersten 100.000 ranschaffen, oder zumindest mal 50.000. Wer aber als Schüler sein Taschengeld in einen Stellplatz investiert hatte, der schafft das natürlich früher zur ersten Wohnung in der Stadt. Wer Lust hat, seine Freizeit in der ungarischen Tiefebene zu fristen, der kriegt da sein Häuschen schon für 5000 Ocken. Das nennt sich Bevölkerungsdruck durch Landflucht.

Machen Sie in Wald, in Rohstoffe, aber am besten in Essen. Gefrieren Sie gleich mal alle Kräuter vom Fensterbrett ein. Dann 20 Packungen billigen Öko-Salat und den Rest voll mit dem Weihnachtsbutter unter nem Euro. Das ist Ihre Rente!

Oder ziehen Sie nicht nach München. Warum man das nicht wie bei den Bierzelten handhabt, wenn alle Sitzplätze belegt sind, wird dicht gemacht, ist mir rätselhaft. Man kann doch die Mülldeponie Grosslappen nicht auf das ganze Stadtgebiet ausweiten. In diesem Sinne möchte ich gesetzlichen Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens zu Rate ziehen.


Paragraf 17 Absatz 3 des HartelinieGesetzBuches

§ 17 Absatz 3a - Kotzen

Jetzt mal im Ernst. Das ist doch zum Kotzen. Alle wollen vom Umland in die Städte, vom Umleben ins Unland, und dadurch werden diese immer unlebenswerter. Slumgürtel als Schale und im Zentrum überteuerter Altbau und Geschäfte für In-Design. Eine Immobilienkrise der ganz anderen Art.
Ein idiotisches Cafe reiht sich an das andere, mit Hockern bestückt, die ohne Lehne. So zeigt sich, wer das Rückgrat hat, sich so verarschen zu lassen. Serviert wird Sushi statt Leberknödelsuppe, Diana Melmet statt Uschi Obermaia, Dobermann und Pinscher statt Herrchen und Dackel.

§ 17 Absatz 3b - Grenzen der Gastfreundschaft

Auch für Dorfgemeinschaften gilt eine Quotenregelung für die Anzahl der sozialbehinderten Zuzüge. Für München im Speziellen gilt die Quote als erreicht, sobald es im Hirschgarten keinen Sitzplatz mehr gibt, weil die Leute nicht mehr zusammenrücken. Altbausanierung und Statifizierung, Dorfentkernung. No money, not funny. Da wird das Klima dann grantig und das geht in Bayern garnienicht. Wir können da nur hoffen, dass, wie gesagt, die afrikanische Scholle bald nachschiebt und an der Donau ein entsprechendes Gebirge aufwirft wie die Alpen, die ersichtlicherweise an völlig falscher Stelle entstanden. Nur so konnte es geschehen, dass die norddanube Besatzungsmacht wie eine Tsunamiwelle nach der anderen über das schöne Bayern wütet. Und die Österreicher mögen mir diesen Satz verzeihen ... es wäre nur zu schön, wenn die alle nur Durchreiseverkehr wären.
Und für die mit Reiseziel Bayern gilt der Unterschied zwischen einem Preussen und einem Saupreussen. Ersterer fährt nach dem Urlaub wieder heim.

Auszug aus den Kommentaren zu §17 Absatz 3:
Folgerichtig wird es sehr bald schon das Beer-to-go geben, im Plastikbecher, für die, die auf der Wiesn auf Bänken sitzen und nicht in den Boxen. Biergarten muss man sich leisten können, wenn einem der geldige Zuzug das Bier wegsäuft. Jedes Leckerli ist schon wegreserviert oder so mit Kindergedöns vollgestopft, dass man sich um die Rente nicht kümmern muss, aber wegen der Angst vor drohender Überbevölkerung schon einen Kater vor dem ersten Bier bekommt.

Paragraf 17 Absatz 4

Wir sind hier keine Bedürfnisanstalt für Möchtegern das coole München in meinen Lebenslauf aufnehmen. Man hat sich ja bereits zu Kompromissen durchgerungen und den Franken durchaus das Leberecht zugesprochen. Und bei nichtdeutschen Neueinwanderern versteht man wenigstens anfangs nicht, was sie eigentlich sagen. Aber jegliches norddanube Volk, Menschen, die lieber weniger Salz auf der Brezn haben und keinen Speck in den Krautsalat, humane Absonderungen, die nach magerer Salami fragen und in ihrem Bioladen ganz unter sich am wohlsten fühlen ...

Paragraf 17 Absatz 5

Eine Lösung ist mit der Libertas Bavariae nicht leicht zu finden. Aber, wer will es schon leicht.
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