Sonntag, 23. Dezember 2012
Die Plagegeister
Es waren Frauen anwesend. Denn die Putzmaterialen sind an allen strategischen Stellen positioniert. Ein Besen und ein Schäufelchen in jeder Ecke und zentral die Wischmobbaterie - besenrein, versteht sich. An den Wischstreifen läßt sich noch erkennen, daß selbst die Fenster geputzt wurden. Nur eines kommt dieses Jahr schneller zurück als der Staub. Das sind die kleinen und großen Knöllchen Kot der Nagetiere - der Mäuse und Siebenschläfer; diesen vertragslosen Mietnomaden, die sich nicht vertreiben, sondern lediglich dezimieren lassen.

Es soll Menschen geben, die Siebenschläfer süß finden. Das kann man wohl, wenn man sie nur aus Büchern kennt, oder sie zumindest nicht im Dach hat. Wer aber schon mal von in die Enge getriebenen Siebenschläfern angegriffen oder gar gebissen wurde, weiß von welcher Furie ich spreche. Flachgedrückte, heimtückische Rieseneichhörnchen, die erst in der Senkrechten ihr volles Laufpensum erreichen.
Mäuse haben diesen Sympathiebonus glücklicherweise nicht. Und wer schon mal Mäusenester in der Matratze hatte, weiß welches Unheil diese zu veranstalten in der Lage sind. Daher muß auch der Ausdruck "angefressen sein" stammen. Da lob ich mir jede Viper, die nicht scheißt, die sich nicht sehen und hören läßt, und die Mäuse frißt.
Die Viper, ein tolles Tier.


Fight, Giri, fight. Die Topi hatten keine Chance ... gegen den Mäusekleber. Aber der Siebenschläfer als solcher hat mehr Pferdestärken und nimmt die ganze mit Kleber beschmierte Platte komplett hinfort. Ich werde mir Bleiplatten besorgen müssen.
Der Nachbar tut sich da leicht, in seiner unbedarften italo-ländlichen Art. Während des Morgenschwätzchens stupst er leichtfüßig die vergifteten Mäuse und Siebenschläfer von der Terasse - ohne hinzusehen und ohne letzte Worte. Beiläufig erwähnt er erste Zahlen des Infernals: 200 Mäuse und 50 Siebenschläfer. Das sind nun also die Geister der Plage, die glücklicherweise nicht wiederkehren.
Wenn sie denn nur 7 Monate schlafen würden. Das glaub ich nicht. Soviel scheißen kann man nicht in 5 Monaten. Oder sie scheißen im Schlaf.

Nun wissen wir, daß das Gerücht, die Grünen hätten Labormäuse aus Hubschraubern abgeworfen, nicht der Grund für die diesjährige Mäuseplage ist. Alle x Jahre bilden die Buchen besonders viele Früchte, die Bucheckern, aus. Und im Jahr darauf gibt es - seit Jahrhunderten - eine Mäuseplage, gefolgt von einer Schlangenplage, wenn man das so nennen darf. Da darf sich dann jeder wappnen wie er will. Ob nun mit Gift oder mit Mäusekleber, oder mit einem leerem Regal in der Speis.
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Die Sendung aus der Felsspalte
Oh je, der Satellit ist weg. Jetzt dauert es Stunden bis ich wieder Signale empfange. Der alte Knochen hängt nun völlig sinnlos in der Taschentuchpackung am Fenster und wartet vergeblich auf mögliche Sender.
So ist das in einem Tal, so eng wie es sich andere wünschen. Zwei Smsen die Woche nennt sich hier schon ausufernde Kommunikation/Kommunikationsschwemme. Davon geht die Hälfte auf das Konto meines Telefonanbieters, der mich zu Gewinnspielen und anderen Fabulösitäten zu überreden versucht. So groß die Versuchung zu antworten sein mag, so klein sind die Chancen eine Verbindung zu bekommen. Bisher kam von Anbieterseite leider keine Einladung in der nächstgelegenen Pizzeria und auch keine kostenlose Holzlieferung. So muß ich mich mehr schlecht als recht selbst bekochen und die Axt schwingen.

Als ich Richtung Küche zurückkehre, höre ich den Kaffee schon blubbern. Die Luft ist geschwängert vom Geruch nach schwarzem Gold, denn der Mensch läuft mit Kaffee und nicht mit Benzin. Ähnlich geschwängert vom schwarzen Gold ist der Herd. Schwarze Soße spritzt quicklebendig aus dem Schnabel der Espressokanne und schwimmt rund um die Gasflamme. Dieses tägliche Zerimoniell hat einen festen Platz im morgendlichen Ablauf gefunden. Gasherd vom Kaffee befreien. Nur noch eingedampfte Reste finden ihren Weg in meine überdimensionierte Tasse. Jetzt wird auch klar, warum Espresso nur in kleinen Tassen serviert wird. Glücklicherweise ist noch nicht vorgekommen, daß der Kaffee die Flamme zum Erlischen gebracht hätte, was bei ungesicherten Gasherden zu allererst zu Geruchsveränderungen im Küchenareal führt, ehe sich das richtige Gemisch bildet und das Haus zum Bersten brächte.

In Erdbebengebieten wie diesem hier sieht man die Existenz, nicht nur des eigenen Hauses, von Haus aus aus einem eher temporärem Blickwinkel. Ein kleiner Schuß Haselnußschnaps der das schwarze Gesöff zum Coretto macht und auf gehts in den Wald. Holz muß geschlagen werden.
Mit der Motorsäge wüten ist allerdings nur der erste von rund einem Dutzend schweißtreibenden Akten bis es seine Platz im Ofen findet.


Erst will es noch hinab zum Ladeplatz rauschen -
möglichst ohne passierende Fahrzeuge von der Straße zu fegen. Warnschilder bewirken in dieser Hinsicht eher den gegenteiligen Effekt. An einem aktuellem Holzeinschlag fährt man besser mit erhöhter Geschwindigkeit. Im Grunde bewegt man sich auf den örtlichen Bergstraßen im Winter immer ein wenig am Abgrund der Existenz. Schnee und Eis, Sonne und Regen brechen meistens kleinere, oftmals aber auch massivere Teile aus den Hängen - seien es Bäume, Steine oder Muren - die sich stets talwärts bewegen. Die Straße talabwärts hat es gleich komplett in den Abgrund gerissen - bereits zum zweiten mal in fünf Jahren. Beliebt sind hierbei die Zeiten des Temperaturwechsels, aber auch starker Regen oder Tiefsttemperaturen, wenn das gefrierende Wasser ganze Felspartien absprengt. Auf blöd ist es aber auch mal ein Reh, das um die Kurve wartet.






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