Dienstag, 10. Juli 2012
Plüm est faché
Das hat es bisher noch nicht gegeben. Herr Plüm wird sauer. Er wirkt wach und es ist nicht seine Frau, die in acht Teilen neben ihm liegt, sondern sein eigenes Gefühl. Sein eigenes Gefühl, stratifiziert, gespalten. Kein einfacher Herr Plüm mehr, sondern lose Sammlung einer Gefühlfamilie im Erbstreit. Selbstverständlich ist es ihm peinlich, daß er sauer ist ... aber, was tun?

Die Stratifizierung nicht nur unserer Städte, die fortschreitende Spaltung und Schaffung von Konflikten, das Binden der Kräfte, die sich noch auflehnen gegen jene Vernichtung der Menschlichkeit, durch jene, die daraus ihren Nutzen ziehen, das macht ihn sauer, das verdirbt ihm jene kurze Lebenszeit, die ihm durch die Geburt geschenkt wurde. Herr Plüm ist stinksauer auf die Herren des Elends dieser Welt.

Herr Plüm würde gerne die Designer jener neuen Trambahnen, in denen man zusammengepfercht zur Arbeit transportiert wird, als wäre Ausschwitz oder Buchenau die Endstation, die Designer jener Viehwaggons, die uns zur Schlachtbank des Kapitals karren, in genau jenen Verkehrsmitteln auf eine dreiwöchige Rundtour durch die Ruinen eines wiederverwärtigten Deutschlands schicken - ohne Zwischenhalt und ohne jene öffentlichen Toiletten, die es früher mal zu geben schien, ohne Fenster, die es zu öffnen gäbe, um den Erstickungstod durch die funktionslosen Klimaanlagen zu vermeiden.

Herr Plüm würde gerne, zumindest so vorübergehend wie es das Weihnachtsgeld nicht mehr gibt, die Stadtplaner und -architekten in jenen Ghettos unterbringen, die so fern ab wie möglich vom Gedanken der Integration in jenen Vierteln implantiert werden, in denen faschistoides Gedankengut produziert werden soll, in jener ausländerfeindlichen Gedankengutpresse, jener soziologischen Maschine, die Konflikte am Fließband produziert, daß selbst das Dritte Reich vor Neid erblassen würde.

Herr Plüm würde gerne ein Festessen geben für jene Lebensmittelchemiker und Aggro-Experten, die, nachdem sie den Landwirten den Gar ausgemacht haben, uns die Schweinetröge mit Mastfutter befüllen, um uns letztendlich mit ihrer Giftmischung zu keulen. Das große Fressen als letztes Abendmahl, um ihnen die feinen Unterschiede ihrer Ausgeburt an Geschmacklosigkeit mit dem Maststab in die Kehlen zu treiben.

Den letzten Marsch der Worte würde Herr Plüm jenen Medienzertretern gerne selbst lesen, und ihnen auf ihrer Wandlung zur Tabula Rasa das Gehirn mit den eigenen Händen waschen. Hand anlegen, um nicht auf der eigenen Haut zu verfaulen, würde Herr Plüm, bei all jenen, die sich die Verantwortung überschrieben haben als wäre es ein Blankoscheck auf dem nur die eigene Kontonummer vermerkt ist, den Spielern jenes Spiels bei dem sich die Null zu einer Zahl summiert, die sie selbst nicht mehr in Worten ausdrücken in der Lage sind, jene Moralapostel der Null im Orchester der Arschgeigen.

Einfach mal den Abschaum abschöpfen, würde Herr Plüm. So sauer ist er.
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