Sonntag, 25. Dezember 2011
Saufside 1.4
Ich möchte dort fortfahren, wo andere stehen bleiben, beim Vollsuff. Besoffen fahren läßt sich leicht, ist der Schein erst aufgeweicht - ganz wie der Ruf. Also ohne Ruf und ohne Schein, in den dunklen Wald hinein. Der Wald bin ich, umlagert, vernebelt. Mit der Flasche bewaffnet. Das einzige, was ins Bewußtsein vordringt, ist die Angst, sich ein Auge auszustechen. Ein schnöder Geist würd mich nicht schrecken.

Im Suff öffnet man sich der Corioliskraft. Man spürt den Trägheitseffekt am eigenen Leib, fühlt sich dem Strudel im Wasserbecken näher als nüchtern. Selbst die Erosion von Flußufern wirkt seltsam vertraut. Und spätestens beim Versuch den Schlüssel ins Zündschloß zu bekommen, kann man das Foucaultsche Pendel oft minutenlang bewundern.

Die Schein- oder Trägheitskraft mit ihren rotierenden Bezugssystemen ... genau, selbst beim Ausgießen verwirbelt der Wein und bringt Untergründiges nach oben. Bei sehr langsamen Objekten wie mir, fühlt sich die Rossby-Zahl noch dimensionsloser an als in den Büchern. Wer hätte gedacht, daß Saufen der Geophysik so ähnlich ist. Andererseits, warum auch nicht?

Wie soll ich das nur meiner Frau erklären, daß wir dank Coriolis im Grunde immer aneinander vorbeisprechen. Ich wendete mich von ihr ab, kam als Vorwurf, als ich die Achsen zu stabilisieren suchte. Ich wendete mich dem Alkohol zu ... Jedes ab ist ein zu, meine Beste!
Wenn ich mich nach rechts wegdrehe, komme ich ihr links irgendwie entgegen. Kann ich was dafür, daß die Flaschen zufällig neben ihr stehen. Ich finde, solange ich nicht ihr an den Hals gehe, sollte sie das gelassener sehen.

Interessant auch, das Dreikörperproblem der Himmelsmechanik - wie parke ich im All? Da bebt das arianische Herz. Hätte es Gaspard Gustave de Coriolis auf das Konzil von Nicäa geschafft, wäre es für die Dreifaltigkeitslehre vielleicht anders gelaufen.
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