Montag, 5. Dezember 2011
Unter dem schneiderweißem Mond-e



Die Schreibmaschine hat im Gegensatz zum Computer nicht diesen rythmisch blinkenden Cursor, wie die Kamera nun mal kein Auge ist, wie unser Sehnerv nicht aus Kupfer oder Glasfaser, wie unser Denken nicht aus Kunststoff und Silikon. Wie Lao Tse sagt: Wir sind ein Sack aus Fleisch und Knochen - Nerven hat er vergessen.

Mit meinen Fingerspitzen auf die Tasten gestützt, lehne ich mich vornüber und sehe die Abhänge hinab, vorspringend, abfallend, sürzt mein Blick tiefer an den Klippen hinab, wirft sich in die anbrandenden Gedanken, Bilder und Worte.

Werte Blogschwestern und Tastenbrüder, ihr Scharwerkerinnen und Handspanner, wir sitzen bereits in den Gräben, knien mit den Stiefeln im Eiswasser. Warm macht uns nur unser vom Granatkoller zitternder Kollege.

Ein Krieg hat kein Ende, noch nie gehabt. Es ist ein fortwährender Zustand, der in scheinbaren Friedenszeiten eine andere Maske trägt.

Es sind Schlachtfelder auf denen wir auf den Bus warten, auf denen wir unsere Semmeln holen, es sind die blutbesudelten Plakate, die uns einen Waffenstillstand vorgaukeln, den es nie gegeben hat und nie geben wird.

Wir können die Toten nicht verscharren, hier im Sperrfeuer, wir können die Schwerverletzten nicht verlegen. Und nur weil wir unter Leichenbergen begraben, hören wir den Krieg nicht mehr. Wir wollen unseren Kameraden zu Boden reißen, um ihn aus dem Schußfeld zu bringen, erwischen aber nur unsere eigene Schulter, alleine zuhause. Wir haben keine Kameraden mehr.
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