Sonntag, 4. Dezember 2011
Arbeit sucht Frau oder Mann II


Was sich nicht erschöpft ist die Erschöpfung. Ein unendlicher Quell neuer Ausscheider, wie man beim Bund gesagt hätte. Burn-out ist wohl der neue Gassenhauer. Und vorwiegend die Leistungsträger der Arbeiterkaste, den Verbindungsleuten zwischen Anschaffen und Abarbeiten, zwischen .com und .exe. Ein Spalt tut sich auf und irgendwie muß ich an Feudalismus denken - kein Spurwechsel mehr möglich.

Der Begriff Best-Ager war mir bis dahin neu. Oder Generation Gold, das empfinde selbst ich als zynisch. Generation Old wäre da einfacher und ehrlicher. Vielleicht auch dequalified generation, wenn es nach dem Stellenabbau mit Qualifizierungsmaßnahmen auf einen herabregnet, daß man sich wie in einem Legierungsbad fühlt, neu lakiert, Gold eben, Old aber.

Daß man den geknechteten Bürger auch noch mit Schimpf und Schande überschüttet, ihn auch noch sprachlich so herabwertet, daß eben nur noch Hunde öffentlich an Bäume pissen dürfen.

Wie wäre es mit der Erfindung des Lebewesenrechts? Wie mürbe, es immer wieder sagen zu müssen, daß Recht ist, was erlaubt ist, und nur in Unrechtsbüchern steht, was verboten ist.

Sprachlich abstrafen, die Knüppel dick auf die Arbeiterwade, und, auch das schon oft gesagt, wie es Sitte geworden ist, dem Opfer noch ins Gesicht spucken. Sacra Scara, oh Scharwerker, unter das Joch, dem Ochsen zur Seite. Die Spucke des Herrn an der Backe ist dein Gen nun erstmal seines und dir bleibt die Eration, lateinisch errare für Irren ... kann ja jedem mal passieren. Wer da vom Glauben abfällt, hat nichts mehr.

Generation Sold, Soldaten der Arbeit, nach den fetten Jahren in den Kasernen, nun an der Arbeitsfront Ost, den Dienst im Rachen der Kälte. Und von diesem letztendlich ausgehüstelt wie ein Lutschbonbon. Vom sauren Regen verwaschen warten sie auf den Frühling, bis sie die Fliegen von ihrem Leid erlösen.

Ich darf mich der Generation X zurechnen, klar definiert (David Coupland "Generation X - Geschichten für eine immer schneller werdende Zeit) und prädestiniert als "Lost Generation der Neunziger". Glück gehabt würde ich mal sagen, auch sprachlich, man wußte, wo's langgeht. Für den, der es schulisch bis zur Alterpyramide geschafft hatte, war irgendwie klar, daß es für uns keine Rente mehr gibt.

So hat sich nun der letzte Rest vom Schützenfest, der es mit Lohnarbeit versucht hatte, in den Burn-Out gerettet. Eine andere Art der Leistungsgesellschaft also: wenn man sich das betrieblich leisten kann. Ich vermute fast, daß es ein sozialer Waldbrand ist. Ob er den Schößlingen oder nachfolgenden Gewächs neues Licht gibt, wird sich herausstellen, auf Gedeih und Verderb.

In dunklen Stunden überfällt mich selten der Gedanke, daß die No-Bock-Generation auf seltsame Weise aussortiert und beiseite gestellt wird und nicht unter das Fron getrieben wie jene vor uns ... für spätere Hand- und Spanndienste, wer weiß?
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