Sonntag, 28. August 2011
Der B.txt
Habe heute auf dem Weg vom Stadion nachhause versucht, eine der herumliegenden Tageszeitungen über den Sportteil hinauszulesen. Das geht nicht. Es war nichts da zum Lesen.
Den Politik-Teil muß der edle Spender der Zeitung selbst behalten haben, nichts dabei. Urlaub auf dem Bauernhof getestet, ich blättere, B-Markt-Werbung, ich blättere, Fotos von Stars auf einem Fest, das ich nicht kenne, raschel, Ostern steht schon wieder vor der Tür? die Historie des Osterhasens, in dieser subtropischen Hitze, ich blättere schneller, Witzeseite, Kreuzworträtsel.
Ich bin verdutzt, wie wenig Zeitung und Zeitung miteinander gemein haben können.

Die Gelbe Presse bietet Zeitung zum Mitmachen. Kann man reinschreiben, Coupons ausschneiden, die nackte Titelseite innen an die Spindtür kleben, jeden Tag aufs Neue. Ich verstehe, Tageszeitung ist mehr Origami als das Transportmittel von Information. Das ist auch eine Art Meinungsmache.

Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, daß die nackten Damen auf der Frontseite immer mehr schwinden. Warum? Nicht etwa weil sie inzwischen so mager wären, daß wir sie nicht mehr sehen können, sondern weil sich unser sexueller Tonus verändert.
Die Palmer-Desous-Werbung, sowie die Bildzeitung waren die Gegenreformation zu den Hippies. Da sich Sex nun mal am besten verkauft, wollten sie letzteren das Feld nicht einfach räumen, sondern mit einem alternativen, gegenreformatorischem Frauenbild gegenfahren.

Nachdem nun viele der alten RammlerInnen heute eher verspröden und ver"steinern", entschärft nun auch die Konservative ihre "Media-Push-Strategie". Es war nie wirklich ihres, persönlich vögeln diese Menschen lieber im Schatten.

Eher ein Beiwerk des bastlerischen Aspekts unserer Straßenpresse ist die Tatsache, daß viele der Seiten auch seltsam verschmutzt sind. Oft mit Fußtritten oder Schlimmerem. Was hat die Zeitung nur verbrochen, daß ihr solch Gewalt angetan? Wo doch eigentlich nur Schmutz drin ist - warum noch mehr davon? Eine ganz andere Nuance von Gewalt als bei Einwickelpapier - letzteres versteht man noch.
Mit Füßen getreten - kein Wunder, daß man da zum Hetzblatt wird. You get what you pay for - oder auch andersherum - you pay for what you get. Ist fast schon so weit, daß man eine antizivilisatorische Gegenbewegung zu spüren beginnt. Sie werden bald drauf scheißen, diese .

Wenn es also heißt unser tägliches Brot, so könnte es auch unser täglich Bier sein, oder unsere tägliche Zeitung (die wöchentlichen schwimmen aus meiner Sicht im gleichen Sickerbecken), das Opium für das Volk, das es (selbstverständlich) auch selbst bezahlt. Und dann würde es auch heißen: "Die Zeitung liegt im Kasten, die Weiber müssen fasten, dreh dich Weiberl Putzpapier ..."

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Ohne zu viel versprechen zu wollen, soll es nun öfter auch einen B.txt geben - wie bei der Schallplatte. Auch um zu zeigen, daß alles immer mindestens zwei Seiten hat. Und ... weil das Zeuchs einfach raus muss. Hier stapelt sich schon alles bis zur Decke. Ich krieg die .txte nicht mehr auf meine Festplatten gebacken. Ich hatte mich für Kurzgeschichten entschieden, dadurch wird der .txt aber auch nicht weniger als beim Romanisieren. Freizeit x Tastenanschlag/Minute = die Devise. Bloggen in Romanform is zwar mega-out, deswegen eben b.txt. Nun gut. So verkauft sich das besser, solange nicht der Gedanke aufkommt, daß es sich um eine Blase handelt - da steigen die meisten Memmen aus.
Im B.txt also nun die Erklärung des A.txtes, in poplärwissenschaftlicher Form - so weit ich derer habhaft werde. Der B.txt als Sekundärliteratur im Anhang sozusagen. Der .txt von der Geburt bis zum Tod, einmal der volle Kreislauf wiederum zusammengefasst in einem einzigem .txt, fast so selbstreferentiell wie ein Punkt.

PS: Den Erklär-Part muß ich aufs nächste Mal verschieben. Ich brauche !RAUM!
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